Betriebserkundung und Expertenbefragung


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung:

I. Einleitung

II. Hauptteil
„Charakter“ der Betriebserkundung
Betriebserkundung vs. Betriebsbesichtigung
Didaktischer Hintergrund und pädagogische Ziele
Erkundungsformen und methodische Varianten
Expertenbefragung als Bestandteil der Betriebserkundung
Ziele der Betriebserkundung
Phasen der Betriebserkundung

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Mit der zunehmenden Komplexität und Dynamik der heutigen Berufs- und Arbeitswelt steigen auch die Anforderungen an die künftigen Arbeitnehmer.

Umfassende und gezielte Informationen, die Schüler in ihrem Berufsfindungsprozess unterstützen, sind heute wichtiger denn je. Aufgrund der immer geringer werdenden Halbwertzeiten von Wissen, hat die Relevanz von stupidem Fachwissen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung verloren. Viele Ausbildungsbetriebe fordern von ihren Auszubildenden Kommunikations- und Teamfähigkeit. Der Wandel des Wissens bzw. der Kompetenzen kann an der Institution Schule und deren Lerninhalten nicht unbeachtet vorbei gehen.

„Handlungsorientierung als Gestaltung von Lernprozessen, in denen die Lernenden möglichst durch selbstständiges Handeln lernen, mindestens jedoch durch aktives Tun, jedenfalls nicht allein durch gedankliches Nachvollziehen von Handlungen anderer.“[1]

Mit diesem Zitat von Reinhard Bader wird deutlich, dass mit der Einfuhr der Handlungsorientierung in die Rahmenlehrpläne ein deutlicher Wandel der Unterrichtsmethoden und Lerninhalte vollzogen wird, bzw. in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll.

Betriebsführungen, Betriebsbesichtigungen, Betriebsexkursionen – das gibt es doch schon. Wozu also Betriebserkundungen? Nur eine neue Bezeichnung? Oder doch mehr? Wenn ja, wo liegt der Unterschied zwischen Betriebserkundungen und jenen Formen von Betriebsbesuchen, die häufig unter dem Schlagwort „Betriebstourismus“ zusammengefasst werden?

Diese Ausarbeitung beschäftigt sich im Besonderen mit den handlungsorientierten Methoden der Betriebserkundung und Expertenbefragung, wobei die Expertenbefragung als Bestandteil der Betriebserkundung vorgestellt wird. Können diese Methoden die Forderungen des handlungsorientierten Unterrichts leisten? Wenn ja, welche?

Im Rahmen dieser Ausarbeitung soll der Charakter und die didaktischen Hintergründe der Betriebserkundung herausgearbeitet und dargeboten werden.

II. Hauptteil

„Charakter“ der Betriebserkundung

Betriebserkundung vs. Betriebsbesichtigung

Bei der oberflächlichen Betrachtung von Betriebserkundung und Betriebsbesichtigung vermag man schnell zu einer Gleichsetzung der beiden „Unterrichtsformen“ gelangen. Dennoch sind sie strikt zu differenzieren.

Während der Betriebserkundung verlassen die Schüler den Lernort Schule, um die theoretischen Unterrichtsinhalte in einem Betrieb zu erkunden.[2] Es soll den Schülern ermöglicht werden die Unterrichtsinhalte durch konkrete Wahrnehmungen, soziale Kontakte und praktische Erfahrungen im Betrieb zu verbinden.

Betriebserkundungen sind von den sogenannten Betriebsbesichtigungen abzugrenzen. Bei der Betriebsbesichtigung steht die Gewinnung eines Einblicks in dem gesamten Betrieb im Vordergrund, der in der Regel vom Unternehmen gesteuert und gestaltet wird. Sie neigen oft zu einer undifferenzierten Oberflächlichkeit. Die Schüler übernehmen während der Betriebsbesichtigung eine passive Rolle ein und können oftmals weder die Fülle von Eindrücken aufnehmen, noch verarbeiten.[3] Betriebsbesichtigungen, -führungen, -exkursionen werden oft als eher zufällige Einzelmaßnahme am Schuljahresende durchgeführt.

Bei der Betriebserkundung werden Fragen und Problemstellungen, die sich im Unterricht ergeben, durch unmittelbare Begegnungen veranschaulicht und im Unterricht ausführlich vor- und nachbereitet und somit in den Unterricht integriert.

Im Rahmen von Betriebserkundungen werden nicht alle Aspekte des Betriebsgeschehens sondern nur Teilbereiche erörtert.

Betriebserkundungen können unter folgenden Aspekten durchgeführt werden:

- Wirtschaftlicher Aspekt
- Technologischer Aspekt
- Konsumentenaspekt
- Sozialer Aspekt
- Berufsorientierender Aspekt
- Ökologischer Aspekt.

Die verschiedenen Aspekte lassen sich jedoch nicht immer eindeutig voneinander trennen, sodass es auch zu Überschneidungen und Mischformen von Betriebserkundungen kommen kann (z. B. können soziale und berufsorientierende Aspekte in einer Betriebserkundung angesprochen werden).

Die Schüler sind aktive Mitgestalter. Sie gehen mit konkreten Fragestellungen und Beobachtungsaufgaben, die sie zuvor im Unterricht vorbereitet haben, in den jeweiligen Erkundungsbereich. Dieser Vergleich zeigt bereits, dass Betriebserkundungen aus didaktischer Sicht Erfolg versprechender und damit empfehlenswerter als andere Formen von Betriebsbesuchen sind.[4]

Bei der unterrichtlichen Integration der Betriebserkundung ist insbesondere auf folgende Aspekte zu achten:

- die Modellproblematik
- das Verhältnis von Schule und Erkundungsbereich
- Defizite der Erkundung gegenüber anderen Methoden.

(1) Modellproblematik

Die Angehörigen des Betriebes bereiten sich auf eine betriebliche Ausnahmesituation vor, die die Schüler für eine Alltagssituation halten müssen, wenn es sich um einen Betrieb außerhalb ihrer Alltagserfahrungen handelt (z. B. Produktionsbetrieb für Mikrochips).[5] Es besteht die Gefahr, dass die Lernenden die zu erkundende Realität nicht als Realität, sondern als Modell erleben.

(2) Das Verhältnis von Schule und Erkundungsbereich

Die primäre Funktion der Institution Betrieb besteht nicht im unterrichten von Schülern, sowie es nicht die Funktion von Schule ist, Produkte herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten. Aus diesem Grund sollte zwischen dem Betrieb und der Schule eine gute Kooperation und Informationsaustausch herrschen, der es beiden Institutionen ermöglicht, für die Schüler das bestmögliche Erkundungsprofil (z. B. Programmablaufplanung usw.) vorzubereiten.[6]

[...]


[1] Vgl. Bader, Reinhard / Handlungsorientierung – akzeptiert und variiert / Die berufsbildende Schule / 1997.

[2] Vgl. Kaiser, Franz-Josef, Kaminski, Hans / Methodik des Ökonomie-Unterrichts / Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen / 3. Auflage / Klinkhardt 1999, S. 295.

[3] Vgl. Kaiser, Franz-Josef, Kaminski, Hans / Methodik des Ökonomie-Unterrichts / Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen / 3. Auflage / Klinkhardt 1999, S. 296.

[4] Vgl. Kaiser, Franz-Josef, Kaminski, Hans / Methodik des Ökonomie-Unterrichts / Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen / 3. Auflage / Klinkhardt 1999, S. 297.

[5] Vgl. Gerdsmeier, Gerhard, In: Betriebserkundungen, (hrsg.) Beinke, Lothar, Bad Heilbrunn/Obb. : Klinkhardt, 1980, S. 20.

[6] Vgl. Kaiser, Franz-Josef, Kaminski, Hans / Methodik des Ökonomie-Unterrichts / Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen / 3. Auflage / Klinkhardt 1999, S. 299.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Betriebserkundung und Expertenbefragung
Hochschule
Universität Kassel
Note
1
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V141538
ISBN (eBook)
9783640509980
ISBN (Buch)
9783640510221
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hausarbeit, Betriebserkundung, Expertenbefragung, Berufliche Bildung, Didaktik, Handlungsorientierter Unterricht
Arbeit zitieren
Mario Hartmann (Autor:in), 2008, Betriebserkundung und Expertenbefragung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141538

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