Kapitalgarantierte Produkte als Anlagealternative für die vermögende Privatkundschaft


Diplomarbeit, 2008

88 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Ziel der Arbeit
1.2. Vorgehensweise

2. Theoretische Grundlagen
2.1. Begriff ,,Vermogende Privatkundschaft"
2.2. Entwicklung Aktienmärkte anhand von Indizes
2.2.1. DAX
2.2.2. Dow-Jones-Index
2.3. Entwicklung Zinsen anhand vom EURIBOR
2.4. Volatilität
2.5. Entwicklung Inflation
2.6. Portfoliotheorie von Markowitz

3. Garantiezertifikate
3.1. Definition Zertifikate
3.2. Unterschied Zertifikate und Schuldverschreibungen/ Anleihen
3.3. Konstruktion von Garantiezertifikaten
3.3.1. Derivate Bestandteile
3.3.2. Zerobonds
3.4. Unterteilung von Garantiezertifikaten nach Anlageklassen
3.4.1. Anlage in Aktien
3.4.2. Anlage in Zinsen
3.4.3. Anlage in Indizes
3.4.4. Anlage in Währungen und Rohstoffe
3.5. Kosten von Garantiezertifikaten
3.5.1. bei Erwerb über Zeichnung
3.5.2. bei Erwerb über Sekundärmarkt
3.6. Risiken von Garantiezertifikaten
3.6.1. Verkauf während der Laufzeit
3.6.2. Sonstige Risiken

4. Garantiefonds
4.1. Grundlagen Fonds
4.2. Arten von Fonds
4.3. Charakteristika von Garantiefonds
4.3.1. Definition, Kosten und Funktionsweise
4.3.2. Risiken
4.3.3. Beispiel Deka-WorldGarant 10/2011 (WKN: DK0A0R)
4.4. Unterschied Garantiezertifikate und Garantiefonds

5. Steuerliche Behandlung von Garantiezertifikaten und Garantiefonds

6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Relationen Mengenkunde und Individualkunde

Abbildung 2: Entwicklung des DAX 30 von 1985 bis 2005

Abbildung 3: die wichtigsten Aktienindizes der Deutschen Börse

Abbildung 4: Dow-Jones-Index 1998-2008

Abbildung 5: magisches Dreieck (eigene Darstellung)

Abbildung 6: EURIBOR 12M und Umlaufrendite der vergangenen 10 Jahre

Abbildung 7: Risikominderung durch Diversifikation

Abbildung 8: Effizienzlinie

Abbildung 9: Historie Strukturierte Zertifikate

Abbildung 10: Marktvolumen von Anlagezertifikaten (31.03.2008)

Abbildung 11: Risiko-/Renditeerwartung bei Zertifikaten

Abbildung 12: Gewinn- und Verlustprofil Long Call

Abbildung 13: Gewinn- und Verlustprofil Short Call

Abbildung 14: Struktur eines deutschen Investmentfonds

Abbildung 15: Charakteristika verschiedener Fondstypen

Abbildung 16: Zusammensetzung des Fondsvermögens inländischer Investmentfonds (2000)

Abbildung 17: Grafische Gegenüberstellung der CPPI- und OBPI-Strategie

Abbildung 18: Muster-Fondstruktur

Abbildung 19: Wertentwicklung seit Auflegung Deka-WorldGarant 10/2011

1. Einleitung

Das Börsengeschehen ging besonders turbulent in das neue Jahrtausend und auch die derzeitigen Börsenturbulenzen im Jahre 2007/2008 gehen an den meisten Anlegern nicht spurlos voruber. Mit der sogenannten ,,Volksaktie" und dem Borsengang der Telekom im Jahre 1996 sollte die breite Masse der Anleger eingestimmt werden auf die kommenden goldenen Börsenzeiten. Viele Kleinanleger zeichneten völlig ahnungslos, auch Mithilfe des Marketings (Aushängeschild Manfred Krug und Charles Brauer), die Telekom-Aktie und benutzten dafür ihre Spargroschen. Die große Ernüchterung kam dann in den Jahren 2001 bis 2003. Die Werte fast aller Aktien, insbesondere der High- Technologie und Internetbranche, fielen oft ins Bodenlose und die Kurse haben noch nicht annähernd den Wert des Jahres 2000 erreicht. Ende 2007 kam dann der nächste Schock. Die Subprime-Krise aus den USA, bei der die Immobilien in den USA weniger wert sind als bei Kreditvergabe und bei der das große Problem der weiter verkauften Darlehen aufgetreten ist, schwappt nach Europa und damit auch nach Deutschland. Wieder rutschen weltweit die Börsenkurse und kaum ein Anleger kennt die genauen Hintergründe. Der Anleger verliert wieder Geld.

Anfang des Jahrtausends haben die Anleger immer häufiger den Wunsch geäußert, dass man doch gerne am Börsengeschehen teilnehmen wolle, aber die Verlustrisiken wollten und wollen die Anleger nicht mehr tragen. Da in der freien Marktwirtschaft das Prinzip Angebot und Nachfrage gilt, haben sich die Emittenten und die gut geschulten Mathematiker ans Werk gemacht und neue Produkte für eben diese Kundenwünsche entwickelt. Die Produkte, die in dieser Arbeit erläutert werden, sind alle nicht neu. Sie tragen aber trotzdem in dervorherrschenden Literatur entweder den Begriff ,,Finanzinnovation" oderzumindest im Verkaufsprospekt und in der Werbung den Begriff ,,neu" oder,,modern". Die Ideen zu diesen Produktkategorien (Geld einsetzen, Risiko eingehen und den gesamten eingesetzten Betrag zurückbekommen) sind eben nicht neu und die Pläne und Produktausgestaltungen gibt es schon sehr lange, nur war bis zu diesem Zeitpunkt der Nachfragemarkt nach dieser Produktkategorie nicht gegeben. Die Anleger dachten, dass die hohen Gewinne und unglaublichen Renditen ohne jegliches Risiko kommen würden. Erst nach der Einsicht, dass dies nicht möglich und die Börse keine Einbahnstraße ist, ist der Wunsch nach Absicherung und Teilnahme am Börsengeschehen in Kombination groß.

1.1. Ziel der Arbeit

Die vorliegende Arbeit soil diese „neuen" Produktkategorien naher erlauternund deren Aufbau und Sinn beschreiben. Vom Grundprinzip her gibt es zwei große Kategorien von garantierten Geldanlagemöglichkeiten: Garantiezertifikate und Garantiefonds. Beide Produktkategorien gehen zwar ähnlich an die Materie heran, sind aber für den Anleger völlig anders zu behandeln. Auch die Emittenten müssen sich auf völlig andere Grundvoraussetzungen einlassen. Alleine der Anleger entscheidet über die Art und Weise, wie er sein Geld in garantierte Produkte anlegt. Aber auch bei garantierten Produkten gibt es Risiken und Probleme für den Anleger. Diese sind teilweise offensichtlich und werden auch vor dem Kauf jedem Anleger zugänglich gemacht, aber manche Risiken sind nicht besonders einfach zu verstehen und nur der versierte Anleger erkennt die Zusammenhänge von wirtschaftlichen Geschehnissen, Zinssenkungen, Krisen in den entlegensten Gebieten der Welt und den Versprechungen in den Hochglanzprospekten der Emittenten. Der Begriff der kapitalgarantierten Produkte erscheint einfach und klar verständlich, mögliche Tücken in der Produktausgestaltung soll diese Arbeit erläutern. Auch auf die zahlreichen Chancen bei dieser Art von Produkten soll deutlich und ausführlich eingegangen werden, denn die möglichen Renditesprünge im Vergleich zu anderen Produkten und die Risikoprofile dieser Produktkategorie sind nicht von der Hand zu weisen.

1.2. Vorgehensweise

Die Arbeit teilt sich in vier Teilbereiche. Zu Beginn der Arbeit, direkt im Anschluss an diese Einleitung, werden wichtige Wirtschaftsbegriffe, die für das Verständnis der Arbeit relevant sind, genauer erläutert. Hierbei ist die Vorgehensweise, dass zuerst der Begriff erläutert wird, der im Titel dieser Arbeit vorkommt; danach werden wichtige allgemeine Wirtschaftsbegriffe erklärt, die aufschlussreich und notwendig für die Arbeit sind.

Der nächste Teil dieser Arbeit befasst sich dann mit dem eigentlichen Thema, den Garantiezertifikaten. Innerhalb dieses Kapitels wird dann zuerst allgemein beschrieben, was Garantiezertifikate sind, dann wird auf deren genaue Konstruktion und Funktion eingegangen. Dabei wird Bezug genommen auf ,,echte" Garantiezertifikate in den unterschiedlichen Asset-Klassen. Diese werden genau beschrieben und deren Funktionsweise erläutert. Die Risiken und Chancen, aber auch die Kostenseite werden dann abschließend in diesem Kapitel erläutert.

Der dritte große Teil dieser Arbeit befasst sich dann mit der ebenfalls im Titel der Arbeit enthaltenen Anlageform der ,,Garantiefonds". Auch hier ist die Vorgehensweise, dass zuerst allgemeine Informationen zum Thema gegeben werden und durch die Erläuterung eines real-existierenden Garantiefonds der Praxisbezug hergestellt wird.

Der vierte Teil der Arbeit beschäftigt sich in kurzen Grundzügen mit den steuerlichen Gegebenheiten ab dem 01. Januar 2009 und der dann geltenden Abgeltungssteuer.

Am Ende dieser Arbeit wird dann ein Fazit gezogen und ein kurzer Ausblick auf die zukünftige Entwicklung gegeben.

2. Theoretische Grundlagen

Am Anfang der Arbeit müssen einige Bereiche und Begriffe der Finanzwelt erläutert und näher dargestellt werden. Diese theoretische Grundlage ist zum Verständnis der Ausgangsfrage wichtig, um zu verstehen, warum die Anleger ihre Anlagementalität in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert haben und warum ausgerechnet garantierte Produkte in den näheren Fokus geraten sind. Zudem ist die Erklärung der Fachbegriffe an dieser Stelle ungemein wichtig, da sehr viele von ihnen entweder keine einheitliche Definition besitzen, oder aber in der Literatur verwendet werden, ohne dass sich jemand darunter etwas vorstellen kann. Außerdem werden viele der Begriffe mit einer unterschiedlichen Bedeutung verwendet. Eine klare Abgrenzung der Definitionen und auch das Verständnis einiger Fachwörter sind für das Thema unabdingbar.

2.1. Begriff „Vermogende Privatkundschaft"

Zu Beginn der Erklärungen steht ein äußerst wichtiger Teil und deshalb ist erBestandteil des Titels dieser Arbeit. Der Begriff ,,vermogende Privatkundschaft" ist ein in der Literatur sehr unterschiedlich beschriebener Ausdruck und steht doch bei vielen Finanzdienstleistungen und Finanzprodukten vor dem eigentlichen Verkauf und der eigentlichen Werbung. Im Vorfeld von neuen Finanzprodukten steht immer die Zielgruppe. Jedes Finanzunternehmen muss sich also Gedanken über seine Kundschaft machen. Das marketingtechnische Wort hierfür ist Marktsegmentierung. Marktsegmentierung bedeutet, dass man die Kundschaft in Gruppen unterteilt. Man definiert diese dann und wählt aus ihnen seine Zielgruppe. Für diese Zielgruppe entwickelt man dann die Marketingstrategien mit dem entsprechenden Produkt. Die Segmentierung sollte mehrere Anforderungen erfüllen, d.h. es sollte genügend Potenzial innerhalb der Teilstücke geben, die Marktsegmente sollten leicht teilbar sein und innerhalb dieser wenige Überschneidungen existieren (jeder Kunde sollte klar zu einem Segment gehören und nicht in zwei von diesen vorhanden sein). Die leichte Erreichbarkeit der Segmente und der Kosten-Nutzen-Aspekt sollten bei der Segmentierung ebenfalls berücksichtigt werden[1]. Es haben sich im Laufe der Zeit bei der Marketingforschung einige Merkmale der Segmentierung herausgebildet. So kann ein Unternehmen seine Kundschaft nach folgenden Kriterien aufteilen:

a) Demographische Merkmale (z.B. Geschlecht, Alter, Bildung oder Einkommen)
b) Geographisch-regionale Merkmale (z.B. Länderaufteilung, Städteaufteilung oder Wohnregionen)
c) Psychographische Merkmale (z.B. soziale Klasseneinteilung, Religion, ethnische Gruppen)
d) Verhaltensmerkmale (z.B. Kaufanlass, Nutzenverhalten, Nutzenhäufigkeit)[2]

Die für Finanzprodukte, Banken und Investmenthäuser entscheidende Segmentierung ist die Aufteilung nach demographischen Merkmalen. Die wichtigen Kriterien hier sind die Aufteilung nach dem Lebensalter (Gruppenbildung), der durch das Lebensalter oftmals vorgegebene Lebenszyklus (Berufsstarter, Familie, Etablierte usw.), der Berufs- und Bildungsstandard, der derzeitig ausgeübte Beruf (Angestellter, Arbeiter, Selbständiger usw.) und der in den meisten Finanzsegmentierungen entscheidende Punkt: das Einkommen. Beim Einkommen trennen die Banken und Investmenthäuser klar nach niedrigem, mittlerem und höherem Einkommen[3].

Das Ziel dieser Finanzsegmentierung ist, dass eine Bank schon bei Produktentwicklung sagen kann, für wen die Produktinnovation entwickelt wird, wie groß der Käuferkreis und dementsprechend das eventuelle Gewinnpotenzial an diesem Produkt ist. Dadurch ist ein differenziertes Marketing möglich, also einer Zielgruppe ein spezielles Produkt zu verkaufen und nicht ein Produkt für den Massenmarkt zu kreieren[4].

Der grundsätzliche Beginn einer Segmentierung im Bankengewerbe beginnt durch die Einteilung der Kunden in Privatkunden und Firmenkunden. Diese Aufteilung erfolgt nach dem ausgeübten Beruf, so dass Gewerbetreibende mit einem eigenen Gewerbe und Freiberufler in die Kategorie Firmenkunden und alle anderen mit einem Lohnbezug, Rentenbezug usw. in die Kategorie Privatkunden fallen. Der Bereich Firmenkunden kann je nach Bank aufgeteilt werden in Geschäftskunden, Gewerbekunden oder Firmenkunden, abhängig von dem Umsatzvolumen, dem Jahresgewinn oder der Anzahl der beschäftigten Mitarbeiter. Die Privatkunden werden häufig noch unterteilt in Standardkunden und vermögende Kunden bzw. Individualkunden[5]. Wichtig ist diese grobe Unterteilung deshalb, da diese beiden Kundengruppen sehr unterschiedliche Produktnutzungen haben und auch unterschiedliche Liquiditätsprobleme bewältigen müssen.

Der Schwerpunkt in dieser anfänglichen Erläuterung soll auf den Kreis der Privatkunden gelegt werden. Alleine die Definition vom Privatkunden (die obige Erläuterung ist nur eine sehr grobe Darstellung) ist recht kompliziert. Privatkunden werden im offiziellen Sprachgebrauch auch „Private Haushalte" genannt und sind Personen in einem Haushalt, die über ein oder mehrere gemeinsame Einkommen verfügen und dieses Einkommen auch gemeinsam verbrauchen können. Private Haushalte könne auch nur aus einer Einzelperson bestehen[6]. Die Definition von privaten Haushalten der Deutschen Bundesbank besagt, dass die Personen (Einzelpersonen oder Personengemeinschaften) durch ihre Arbeitskraft Einkommen haben und das für Konsumzwecke gebrauchen können[7].

Entscheidend an dieser Stelle ist nun der Begriff des Vermögens, um eine möglichst genaue Unterteilung der privaten Haushalte zu bekommen. Vermögen gilt als ,,Gesamtwohlstand einer Person"[8] und ist somit entscheidender Faktor fur die Kaufkraft eines privaten Haushaltes. Vermögen kann im ursprünglichen Sinn durch das Haushaltseinkommen gebildet werden. Das Haushaltseinkommen (Lohn aus nichtselbständiger Tätigkeit, Rentenbezug, Mieteingänge usw.) kann entweder durch Konsum aufgebraucht werden oder zum Teil als Rücklage oder Vermögensbildung genutzt werden.

Diese einfache und effektive Unterteilung der privaten Haushalte nach dem Einkommen beinhaltet die Möglichkeiten der Vermögensbildung, denn nur bei ausreichendem Einkommen können Rücklagen gebildet werden. Hier gibt es keine einheitliche Regelung oder einheitliche Definition dieser Grenzen. Herausgebildet haben sich strenge Einkommensgrenzen, die aber von Institut zu Institut verschieden sind (Beispiel: monatliches Einkommen unter 2,5 TEUR für Standardprivatkunde, monatliche Einkommen darüber für den vermögenden Privatkunden bzw. Individualkunden; Beträge gelten für Alleinstehende, für verheiratete Paare verdoppeln sich diese Beträge.). Die Einkommensgrenzen sind relativ leicht zu ermitteln (Eingänge beim Institut auf Girokonten), allerdings wird dabei häufig vernachlässigt, dass das Einkommen auch bei verschiedenen Instituten eingehen kann.

Die Vermögensgrenzen, also das frei zu Verfügung stehende Geldvermögen (also kein Grundbesitz oder investiertes Guthaben), werden ebenfalls sehr unterschiedlich definiert, so dass es hierbei keine einheitliche Regelung gibt. Nach Recherchen liegen diese Grenzen häufig bei unter 50.000,- Euro für Standardprivatkunden. Ab 50.000,- Euro gehört der Kunde zum vermögenden Privatkunden/Individualkunden[9]. Diese oftmals durchgeführte Zweier- segmentierung (Standardprivatkunde und vermögender Privatkunde) ermöglicht den Beratungsbedarf bei der vermögenden Kundschaft zu erkennen und darauf gezielt einzugehen[10]. Das Potenzial der vermögenden Kunden aufgrund des u.U. bereits existierenden Vermögens oder des recht hohen Einkommens und der damit verbundenen Möglichkeit einer hohen Sparleistung ist enorm. Deshalb werden immer mehr Produktinnovationen nicht für den breiten Kundenmarkt entwickelt, sondern sind speziell auf das Kundensegment vermögender Kunden ausgerichtet. Eine ABC-Analyse soll hier helfen, das vermutete Potential bei vermögenden Privatkunden zu ermitteln und zu lokalisieren. Hierbei kommt oftmals heraus, dass die Gruppe der Standardprivatkunden sehr viel größer ist als die Gruppe der vermögenden Privatkunden. Daraus ergibt sich aber auch, dass die vermögenden Privatkunden überdurchschnittlich viel Ertragspotenzial für die Banken haben und der dagegen stehende Zeitaufwand minimal ist (z.B. geringer Beratungsbedarf, höhere Volumina)[11]. Folgende Grafik zeigt schemenhaft diesen Zusammenhang (dabei gilt: Mengenkunde ist der Standardprivatkunde, Individualkunde ist der vermögende Privatkunde).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Relationen Mengenkunde und Individualkunde

Entnommen aus: Deser, Thomas, Der vermögende Privatkunde in Deutschland, Diss., Paderborn, UniversitätGesamtschule Paderborn 1996, S. 45

Hierbei soll selbstverständlich nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Segmente oberhalb dieser im Titel dieser Arbeit erwähnten Gruppierung nicht ebenfalls für alle Produktinnovationen Potenzial haben. Natürlich können auch sehr reiche Privatkunden (lt. Literatur: Vermögen > 500.000,- Euro) die neuartigen Produkte erwerben, die dem Segment vermögende Privatkundschaft aktiv angeboten werden. Selbstverständlich können aber auch im Einzelfall Standardkunden diese Produktinnovationen ebenfalls erwerben, wenn es ihrer Risikoneigung und dem Vermögen nach passt (Beträge < 50.000,- Euro sollten auch gewinnbringend angelegt werden).

Wie bereits oben erwähnt ist die einfachste und effektivste Unterteilung der privaten Haushalte die nach dem Einkommen. Die gleichzeitige Verknüpfung von Einkommen und Alter wird in der Literatur als A+E-Konzeption dargestellt, denn hierbei wird das relevante Haushaltseinkommen mit dem aktuellen Alter der Person/der Personen verbunden. Heraus kommt eine Matrix, bei der das Einkommen auf der x-Achse und das Alter auf der y-Achse abgetragen werden und sich innerhalb der Matrix verschiedene Kundengruppen bilden. In dieser Matrix ist die Einteilung der Kundschaft nach dem Alter relativ unproblematisch.

Man fasst mehrere Altersstufen zusammen und hat so einige Altersgruppen übrig (Jugendphase -> bis 25 Jahre, Etablierungsphase -> bis 45 Jahre usw.) . DieseMatrix entspricht dann ansatzweise der in der Marketing-Literatur dargestellten,,4-Feld-Matrix", entwickelt von der Boston-Consulting-Group („Poor Dogs",,,Stars", ,,Cash-Cows" und ,,Questions-Marks") .[12] [13]

Die Ausführungen haben gezeigt, dass eine Segmentierung und die darauf basierende Marketingstrategie und Produktentwicklung ungemein wichtig für die Banken und Finanzinstitute ist. Aber genauso schwierig ist es, eine Finanzinnovation dem richtigen Kundenkreis anzubieten. Trotz dieser hohen Relevanz gibt es immer noch Finanzdienstleister, die auf eine Segmentierung komplett verzichten oder aber trotz vorhandener Segmentierung ihre Kunden vereinheitlichen und diese Segmentierung gar nicht voll nutzen[14]. Der Wille zu passenden Finanzinnovationen und neuen Anlageprodukten ist groß, allerdings ist die Zielgruppe weder bekannt, noch sind die Produkte dafür konzipiert.

2.2. Entwicklung Aktienmärkte anhand von Indizes

Die wirtschaftlichen Entwicklungen kann man an sehr vielen Größen festmachen. Vielfach erscheinen in der Literatur und Wirtschaftspresse die Begriffe ÄBruttoinlandsprodukt³, diverse Wachstumszahlen, die Exportzahlen, die Importzahlen. Viele dieser Zahlen und Fakten geben zwar einen Wirtschaftsraum exakt in Zahlen wieder, aber ein Anleger, der sein Geld anlegen will, also ÄYHUOHLKHQ³ P|FKWH wird sich nicht erst durch einen Berg von Informationen lesen und umständliche Formeln und Zahlen auseinander rechnen. Vielmehr möchte der Anleger auf einem Blick lesen und verstehen, ob sein Geld Erträge erwirtschaftet oder nicht und er möchte diese Tatsache dann sehr einfach belegen können.

Sowohl der DAX als auch der Dow-Jones (genauer Dow Jones Industrial Average: DJIA, s. Kap. 2.2.2.) sind klassische Indizes. Indizes dienen der Darstellung von Wirtschaftsräumen, insbesondere der Wertpapiermärkte[15]. Grundsatzlich gibt es Indizes in verschiedenen ,,Ausfuhrungen". Erste Unterscheidung ist die, ob ein Index ein Kursindex bzw. Preisindex oder ein Performanceindex ist. Bei einem Kursindex wird die Preisentwicklung eines Wertpapierdepots angegeben. Die konstante Menge an Wertpapieren verändert sich im Preis durch Ausschüttungen (Abschläge nach Auszahlung der Dividenden). Dadurch schwankt dieser Index stark, besonders nach Dividendenausschüttung. Bei einem Performanceindex wird diese Schwäche des Kursindexes ausgeglichen. Der Performanceindex ist ebenfalls ein Wertpapierdepot, bei dem aber die Dividendenausschüttungen in das jeweilige Wertpapier reinvestiert werden (fiktiv) und somit Dividendenausschüttungen nicht den Index belasten. Schwankungen nur nach Dividendenstichtagen gibt es bei einem Performanceindex also nicht. Typischer Vertreter eines Performanceindex ist der Deutsche Aktienindex (DAX30). Eine zweite wichtige Unterscheidung von Indizes ist der preisgewichtete Index oder der marktgewichtete Index. Bei der einen Art von Index (preisgewichtet) wird nur der Aktienkurs der einzelnen Aktien im Wertpapierdepot berücksichtigt. Typischer Vertreter dieser Art ist der Dow-Jones-Index. Bei einem marktgewichtetem Index werden die Aktien in einem Wertpapierkorb nach Umsatz und Größe gewichtet. Auf Dauer größere Unternehmen bekommen mit ihren Aktien einen wesentlich größeren Anteil am Gesamtkorb als kleinere Unternehmen[16].

2.2.1. DAX

Die Aktienindizes, die in Deutschland und Europa am meisten Beachtung finden,sind die „DAX-Indizes". Der bekannteste und groBte deutsche Index ist derDAX30. In ihm sind die 30 groBten und umsatzstarksten Unternehmen Deutschlands (,,blue chips") vertreten. Die Gewichtung der Aktien in diesemKorb (marktgewichteter Index) wird nach dem free float, also nach der Anzahl derim freien Umlauf befindlichen Aktien errechnet. Umsatzstarke Aktien haben alsoeine groBe Gewichtung und bewegen den Aktienindex dementsprechend. DerAusgangspunkt fur den DAX30 war der 31.12.1987, angesetzt wurde zu diesemZeitpunkt eine Basiszahl von 1.000 Punkten. Der DAX30 kann mit Hilfe vomfruher veroffentlichten ,,Index Borsenzeitung" (sog. „Hardy-Index") sehr einfachzuruckgerechnet werden. Bis zum Jahre 1959 kann man so die Entwicklung derdeutschen Aktien zurückverfolgen[17] [18]. Genutzt wird der DAX30 für verschiedene Zwecke. Er gilt als Marktbarometer für die gesamte deutsche Wirtschaft, er ist Vergleichsmaßstab (Benchmark) für die Anleger (und deren Entwicklung der Aktiendepots). Fast immer nutzen institutionelle Anleger (Banken und Fondsgesellschaften) den DAX30, um eine daran gemessene bessere Performance zu erlangen. Er ist aber auch Benchmark für andere Wirtschaftsräume, die sich mit dem deutschen Wirtschaftsraum messen wollen. Der DAX30 ist auch Underlying (Basiswert oder Bezugswert) für Derivate (z.B. Futures, Optionsscheine und Optionen, s. Kap. 3.3.1.) und ist für verschiedene Arten von Anleihen und Zertifikaten Bezugsgröße (s. Kap. 3.4.1.)[19].

Die Bedeutung des Index DAX30 wird noch deutlicher, wenn man die Umsätze der Aktien in diesem Index kennt. Rund 80% aller Umsätze an den deutschen Börsen werden mit Aktien aus diesem Blue-Chip-Index getätigt. Der DAX30 zeigt also ein sehr genaues Bild des deutschen Aktienmarktes und gilt als Orientierungsgröße für institutionelle und private Anleger. Die Entwicklung des DAX30 von 1987 an bis heute gilt als Gradmesser für die deutsche Wirtschaft und als Anlagebarometer für die Aktienkultur in Deutschland. Der Höchststand vom März 2000 (mit über 8.000 Punkte) und der folgende Absturz (bis auf ca. 2.300 Punkte) gelten als Hauptantriebskraft für die Entwicklung der in dieser Arbeit vorgestellten Produkte mit Sicherheitscharakter. Ungewöhnliche Ausschläge im DAX30 werden in allen Tageszeitungen groß herausgebracht und auch das Fernsehen berichtet mittlerweile „live" vomFrankfurter Parkett und dort danninsbesondere mit Blick auf den DAX30.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung des DAX 30 von 1985 bis 2005

Entnommen aus: Wurm, Gregor, Ettmann, Bernd, Wolff, Karl, Kompaktwissen Bankbetriebslehre, Troisdorf 2006, S. 220

Die Abbildung 2 verdeutlicht die Performance des DAX30 in den letzten Jahren (1985 bis 2005) und den oft sehr volatilen Verlauf.

Zusätzlich zum Index DAX 30 gibt es eine Reihe DAX-Indizes, die oftmals einen kleinen Bereich oder eine Branche darstellen. Genannt seien hier nur der MDAX (Midcap-DAX: die 50 umsatzstärksten Aktien Deutschlands nach dem DAX30) oder der TecDAX (Technology-DAX: 30 größten Unternehmen der Technologiebranche). Es gibt zudem eine Reihe von zusätzlichen Indizes. Der Aufbau der gesamten „DAX-Struktur" wir am folgendem Schaubild deutlich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: die wichtigsten Aktienindizes der Deutschen Börse

Entnommen aus: Richard, Willi, Mühlmeyer, Jürgen, Betriebslehre der Banken und Sparkassen, Rinteln 2005, S. 322

Somit ist also dieser Index das wichtigste Börsenbarometer für Deutschland. Allerdings ist die Hauptstadt der Finanzen nicht Frankfurt, sondern doch eher die Börse in New York. Genau aus diesem Grund ist dort ebenfalls ein Index entwickelt worden, der nun als der absolut wichtigste Wirtschaftsindikator der Welt gilt.

2.2.2. Dow-Jones-Index

Der Dow-Jones-Industrial-Average (Kurzform: DJIA) heiBt im Volksmund und inder Presse oftmals nur ,,Dow-Jones-Index" oder kurz ,,Dow". Diesen Index gibt esseit 1884 (im Vergleich: DAX 30 seit 1987) und ist vom Verlagshaus ,,Dow Jones & Co." entwickelt worden , Begrunder waren die Unternehmer Charles HenryDow (1851-1902) und Edward David Jones (1856-1920)[20] [21]. Grund fur dieEntwicklung der neuen Indizes war die sogenannte ,,Dow-Theorie"[22]. Diesebesagt, dass sich alle Entwicklungen und Informationen im Index ablesen lassen,dass sich alle Aktienkurse nach den jeweiligen Trends bewegen und es immerSchwankungsphasen gibt. Diese Phasen sind mit Hilfe eines Index gut zu lesen, zu erkennen und gegebenenfalls vorher zu bestimmen. Die steigenden Umsätze zu bestimmten Trends unterstützen die vorher gedachten Theorien. Seit der Entwicklung der Indizes ist es möglich, Charttechnik zu betreiben. Anhand von Charttechnik lassen sich Trends feststellen, Anlagen justieren und es wird versucht ein Stück weit in die Zukunft zu schauen.

Im „Dow-Jones-Index" sind die 30 größten US-Unternehmen enthalten. Auch dieser Index unterliegt Veränderungen, ein Austausch der darin enthaltenen Firmen erfolgt regelmäßig. 6RPLW VLQG DOWH )LUPHQ ZLH Ä*0³ Ä*HQHUDO (OHFWULF³ usw. vertreten, aber auch sogenannte New-Economy-)LUPHQ ZLH Ä0LFURVRIW³ Ä,QWHO³ RGHU Ä+HZOHWW-3DFNDUG³ 'HU 'RZ-Jones-Index ist ein Kursindex, d.h. anders als beim DAX 30 gelten hierbei keine Gewichtungen, sondern es zählt der Kurs an der Börse. Durch diese doch völlig andere Behandlung der Indizes ist dieser unter Fachleuten umstritten. Aber auch dieser Index zeigt im Verlauf der Zeit, wie volatil die Aktienmärkte in den USA waren und sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Dow-Jones-Index 1998-2008

Entnommen aus: o.V., http://web.s-investor.de/app/index.jsp?INST_ID=0000057, 26.06.2008

Auch hier sind die Jahre 1999 bis 2003 entscheidende Zeiträume, um den Anleger besser zu verstehen und die Hintergründe der Abkehr vom Vollrisikopapier hin zum Wertpapier mit ausreichendem Anleger- und Kapitalschutz zu erklären.

2.3. Entwicklung Zinsen anhand vom EURIBOR

Ein weiterer Faktor, um das relativ neue Anlageverhalten der Anleger besser zu verstehen, ist der Verlauf der Zinsen und der damit verbundene Anlagezins. Das ursächliche Prinzip von Geldanlagen geht darauf zurück, dass der Anleger mit möglichst wenig Risiko (am besten ganz ohne Risiko) einen möglichst hohen Zins (am besten weit über der Inflationsrate) erwirtschaften möchte. Das sogenannte,,magische Dreieck der Vermogensanlage" spricht diesem Anlagewunschentgegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: magisches Dreieck (eigene Darstellung)

Denn genau die entgegengesetzten Wünsche hat ein Institut, welches Geldanlagen entwickelt. Die Rentabilität und die Sicherheit stehen im direkten Konflikt und hinzu kommt noch die Liquidität. Ein Anleger kann also niemals einen hohen Zins, eine höchstmögliche Sicherheit seines Geldes und zudem noch eine tägliche Verfügbarkeit haben. Wie aber werden Zinssätze transparent gemacht, wie kennen Anleger und Geldinstitute den zum Zeitpunkt des Abschlusses fairen Zinssatz? Aufgrund dieser Fragestellung entwickelte sich im Laufe der Zeit der EURIBOR KHUDXV 'HU (85,B25 $EN U]XQJ I U Ä(XUR ,QWHUEDQN 2IIHUHG 5DWH LVW GHU Zinssatz, der sich aus der täglichen Meldung von 48 Banken aus dem Euroland (darunter 11 deutsche Banken) an den Anbieter Telerate ergibt. Die Zinssätze sind die Ein- bis Zwölf-Monats-Gelder (Termingelder), die sich Banken untereinander leihen. Es wird, nach Abzug der besten 15% und der schlechtesten 15%, ein Durchschnitt gebildet. Dieser wird täglich um 11 Uhr veröffentlicht. Er gilt als Basis für Zinsverhandlungen im Aktiv- und im Passivgeschäft. Berechnungsmethode ist die Eurozinsmethode (der Monat mit den genauen Tagen, Jahr mit 360 Tagen)[23]. Da dieser Zinssatz öffentlich bekannt gegeben wird, kann sich jeder Anleger an diesem Zinssatz im daraus ergebenden Anlagezeitraum orientieren. Zusätzlich zum EURIBOR gibt es andere Orientierungshilfen für Zinssätze. Genannt sei an dieser Stelle der LIBOR (London Interbank Offered Rate), welcher am Finanzplatz London nur durch Meldungen von Londoner Finanzinstituten ermittelt wird. Ein ebenso wichtiger Zins, der als Benchmark und Referenzzinssatz für viele Produkte gilt, ist die Umlaufrendite. Sie ist die durchschnittliche Rendite von festverzinslichen Papieren mit sehr guter Bonität. Anleihen auf andere Währungen als dem Euro werden hierbei nicht berücksichtigt. Die Umlaufrendite ist also das Zinsniveau am

Kapitalmarkt. Sowohl der EURIBOR als auch die Umlaufrendite sind, genau wie die Aktienindizes, starken Schwankungen unterworfen. Bei den Indizes sind fallende und steigende Aktienkurse (evtl. durch schlechte Unternehmenszahlen, politische Ereignisse usw.) Grund hierfür. Bei fallendem und steigendem EURIBOR und fallenden und steigenden Umlaufrenditen verändern sich die Zinssätze am deutschen Bankenmarkt. Fallende Zinssätze freuen auf der einen Seite die Darlehensnehmer, aber der Frust der Anleger, die ihr Geld möglichst nach den Grundsätzen des magischen Dreiecks anlegen möchten, steigt. Deutliche Abwärtsbewegungen sind zu erkennen (Zeitraum ungefähr 1998 bis 1999 und 2000 bis 2005) und zu diesem Zeitpunkt stieg die Ablehnung der Anleger für normale Anlagen und der Wunsch nach innovativen Finanzprodukten war und ist groß.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: EURIBOR 12M und Umlaufrendite der vergangenen 10 Jahre Entnommen aus: o.V., http://web.s-investor.de/app/index.jsp?INST_ID=0000057, 22.06.2008

2.4. Volatilität

Der folgende Begriff, den es zu beschreiEHQ JLOW LVW GHU BHJULII Ä9RODWLOLWlW³ Volatilität ist ein preisbestimmendes Element bei Optionen (s. Kap. 3.3.1.), aber auch bei der Betrachtung von verschiedenen Charts (DAX, EURIBOR, Umlaufrendite usw.) ist er aufschlussreich. Die Volatilität sagt wissenschaftlich betrachtet aus, wie sich ein bestimmter Wert um den Mittelwert bewegt und das in einem ganz bestimmten Zeitraum[24]. So haben bestimmte Werte eine hohe Volatilität bei starken Kursschwankungen und eine geringe Volatilität bei geringen Kursschwankungen. Die Schwankungen müssen allerdings relativ groß sein, um von volatilen Märkten zu sprechen. Risiko in Verbindung mit der Volatilität bedeutet aber sowohl negative als auch positive Ausschläge um den Mittelwert. Aktien und Indizes, aber auch Optionen, werden risikobehafteter, wenn sie sehr volatil sind[25]. Das bedeutet für den Anleger, dass sehr volatile Anlageformen einem höheren Risiko für den Verkaufszeitpunkt ausgesetzt sind, da die Vorhersehbarkeit auf die Endfälligkeit sehr viel schwieriger ist als bei nicht sehr volatilen Anlageformen. Ausgerechnet werden kann die Volatilität mathematisch nach folgender Formel:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[26]

Die Formel besagt im Prinzip, dass die Volatilität sich aus der Standardabweichung s ergibt. Diese wiederum ist die Quadratwurzel aus der Varianz. Mit dieser Formel könnte der Anleger also mehr oder weniger komfortabel die Volatilität seiner Wunschanlage berechnen. Anders ausgedrückt: Der Anleger bekommt mit dieser Formel errechnet, mit wie viel Prozent sein Wert vom Mittelwert einer Zeitreihe abweicht. Auch hier gilt je höher der Wert desto höher die Schwankungsbreite, je niedriger der Wert desto geringer ist die Schwankungsbreite. Als separate Zahl gesehen sagt der Wert der Volatilität nichts aus, nur in Verbindung mit verschiedenen Zeiträumen oder verschiedenen Anlagewerten wird diese Zahl interessant. Die gleichen Anlageklassen werden unter Umständen dadurch unterschiedlich, dass die Volatilitäten abweichen können und damit das Anlagerisiko für den Anleger unterschiedlich ist. Bei der Auswahl von zwei sonst identischen Vermögensanlagen sollte der Anleger den Wert mit der geringeren Volatilität nehmen, da hier die Wahrscheinlichkeit (vergangenheitsbezogen) höher ist, dass sich der Wert relativ nah am Durchschnitt bewegt[27]. Die bis jetzt genannte Volatilitat war die ,,historische Volatilitat". DieWerte, die in die Formel eingesetzt werden, sind immer Vergangenheitswerte, diese Werte konnen aber fur die Zukunft nie garantiert werden und dienen alsMaBstab. Die „implizierte Volatilitat" ist nun eine vorsichtige Auskunft uber die erwartete Volatilitat .[28] Volatilitatserwartungen werden in einem eigenen Indexdargestellt, dem VDAX. Dieser gilt fur die gehandelten Optionen auf den DAX.Der VDAX gilt als OrientierungsgroBe vor allem bei Optionen.

2.5. Entwicklung Inflation

Eine unter Umständen entscheidende Bedeutung bei der Auswahl von Anlageprodukten hat die Inflation. Die Inflation ist die sogenannte Teuerungsrate, also die fortwährende, über einen längeren Zeitraum anhaltende Geldentwertung durch den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus[29]. Das Preisniveau wird anhand eines Warenkorbes des Statistischen Bundesamtes ermittelt. Dieser Warenkorb beinhaltet die durchschnittlich benötigten Waren (Lebensmittel, Energie, Anschaffungen usw.) und Dienstleistungen in einem durchschnittlichen Haushalt (z.Zt. 2,3 Personen). Inflation liegt also vor, wenn der Preis des Warenkorbs ansteigt; einzelne Preissteigerungen innerhalb des Warenkorbes, die im Gesamtbild ausgeglichen werden, zählen nicht als Inflation[30]. Der Ä9HUEUDXFKHUSUHLVLQGH[ I U 'HXWVFKODQG³ JHPHVVHQ LQ 3UR]HQW wird regelmäßig veröffentlicht[31]. Der Preisanstieg (Inflation) verteuert also die Waren und Dienstleistungen bzw. die andere Sichtweise sagt, dass man sich mit der gleichen Geldmenge nicht mehr die gleiche Menge an Waren kaufen kann. Als zusätzliche Größe ist der Begriff der Kerninflation entwickelt worden. Bei der Kerninflation ist der Warenkorb bereinigt um Lebensmittelpreise und Energiepreise, da diese das Bild oft durch ungewöhnlich hohe Schwankungen verzerren[32].

Die Inflationsrate, also der prozentuale Anstieg der Verbraucherpreise in einem bestimmten Zeitraum, verringert auch den Gewinn einer Geldanlage (vom Nominalzins muss die Inflationsrate abgezogen werden) und muss in jedem Fall mit beobachtet werden. Die Realverzinsung ist der eher entscheidende Faktor, da hier bereits von der Rendite die aktuelle Inflationsrate abgezogen worden ist[33]. Entscheidend für den Anleger ist hierbei natürlich, dass nach dieser Rechnung eine positive 5HDOYHU]LQVXQJ I U LKQ Ä EULJ³ EOHLEW Das Inflationsrisiko wird

durch die nationalen Notenbanken und die EZB beobachtet und gegebenenfalls gegengesteuert. Im Moment liegt die Inflationsrate in der Euro-Zone bei 3,2% (Stand: 24.02.2008)[34]. Diese Inflationsrate verdeutlicht das nicht zu unterschätzende Problem der Anleger, die sich über mehrere Jahre an einen festen Zins ihrer Hausbank im Passivbereich binden. Das Problem des vergangenen Zinssatzes bzw. der Geldentwertung bei einem festgelegtem Ziel wird an späterer Stelle nochmals behandelt und erläutert (s. Kap. 3.6.2.).

2.6. Portfoliotheorie von Markowitz

Ein weiterer wichtiger Aspekt für Anlageentscheidungen sowohl von Privatanlegern als auch von institutionellen Anlegern ist der theoretische Hintergrund anhand der in den 50er Jahren entwickelten Portfoliotheorie von Markowitz. Der US-Ökonom Harry M. Markowitz (*24.08.1927) entwickelte dieser Theorie, veroffentlichte sie im Jahre 1952 („Portfolio Selection theory" in Journal of Finance, Vol. 7, Nr. 1, März 1952)[35]. Markowitz hatte für seine Theorie die Idee, dass ein breit gefächertes Wertpapierdepot weniger Risiko beinhaltet als ein Depot mit nur einem oder zwei Werten. Diversifikation ist für Makrowitz der ausschlaggebende Punkt. Viele Anleger legten vor der Entwicklung dieser Theorie ihr Geld in Anlagewerte an, die die höchste Rendite prognostizieren. Das Risiko bei einer Einzelanlage ist aber sehr hoch, so dass die breite Fächerung von Anlagewerten für Markowitz die Zielsetzung eines jeden Wertpapieranlegers sein sollte, um so das Risiko zu minimieren[36]. Vielfach überschätzen sich die Privatanleger (weniger die institutionellen Anleger) und gehen den Börsentipps und Ratschlägen der einschlägigen Presse nach. Sie legen ihr Geld in oftmals zweifelhaften Wertpapieren an und erhoffen sich so die höchste Rendite. Ein geordnetes und erfolgreiches Wertpapierdepot sieht aber anders aus und Markowitz hat diesen Zusammenhang auch dargestellt. Die Diversifikation soll möglichst über verschiedene Asset-Klassen, also Anlagearten und Anlagemärkte gehen[37]. In der Portfoliotheorie wird der Zusammenhang zwischen dem Ä(UZDUWXQJVZHUW GHU 5HQGLWH³ XQG GHP Ä5LVLNR GHU ,QYHVWLWLRQ³ aufgezeigt. Der Erwartungswert der Rendite, also der erhoffte und prognostizierte Zinssatz für die Wertpapieranlage, ZLUG PLW XQG GDV 5LVLNR DOVR GLH 6WDQGDUGDEZHLFKXQJ PLW 1 bezeichnet. Das Risiko muss noch unterschieden werden in das unsystematische Risiko und das systematische Risiko. Das systematische Risiko ist das grundsätzliche Marktrisiko einer Wertpapieranlage. Dieses Risiko lässt sich nicht ausschalten, da ein gewisses Maß an nicht vorhersehbaren Ereignissen bei Wertpapieranlagen immer vorhanden ist. Das unsystematische Risiko ist das unternehmerische Risiko. Beide Risiken gilt es zu minimieren, da unterschiedliche Anlagen auch ein unterschiedliches Risiko haben. Durch geschickte Auswahl von Anlagen, die sich nicht gleichförmig in ihrer Wertentwicklung miteinander bewegen, kann dieses Risiko erheblich verringert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Risikominderung durch Diversifikation

Entnommen aus: Achleitner, Ann-Kristin, Handbuch Investmentbanking, München 2002, S. 696

Die Portfoliotheorie von Markowitz setzt einige (zum Teil unrealistische) Fakten voraus. So wird der vollkommene Markt vorgegeben (Anlagezins und Kreditzins gleich hoch), keine Gebühren oder Transaktionskosten, dadurch auch keine (wirtschaftlich sinnvollen) Mindestordergrößen und die Informationen bezüglich der Wertpapiere und Unternehmen fließen gleichmäßig, d.h. jeder hat sofort Zugriff auf alle Informationen. Dem Anleger wird grundsätzlich risikoscheues Verhalten unterstellt, also eher eine gute Rendite mit geringerem Risiko als umgekehrt. Interessant ist nun, dass die Wertpapiere in einem gut aufgestellten Depot nicht vollständig miteinander korrelieren, d.h. dass die Wertpapiere sich möglichst entgegengesetzt entwickeln. Wertpapiere, die sich unterschiedlich entwickeln, haben den Vorteil, dass bei einem negativen Trend des einen Wertpapiers das zweite Wertpapier sich positiv entwickeln würde[38]. Mit Hilfe der Portfoliotheorie lassen sich somit nun risikoeffiziente Portfolios darstellen.

[...]


[1] Vgl. Winkelmann, Peter, Marketing und Vertrieb, München 2006, S. 18

[2] Vgl. Kotler, Philip, Armstrong, Gary, Saunders, John, Wong, Veronica, Grundlagen des Marketing, München 2003, S. 186 ff.

[3] Vgl. Kotler, Philip, Armstrong, Gary, Saunders, John, Wong, Veronica, a.a.O., S. 454/455

[4] Vgl. Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Sparkassen-Colleg, Bank- und Sparkassenbetriebswirtschaft, Lerneinheit D, März 2006, S. 24

[5] Vgl. Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, a.a.O., S. 26

[6] Vgl. Schütt, Henrik, Financial Consulting ± Finanzberatung für private Haushalte, Diss., Berlin, Technische Universität Berlin 1995, S. 7

[7] Vgl. http://www.bundesbank.de/bildung/bildung_glossar_h.php, 15.03.2008

[8] Vgl. Schütt, Henrik, a.a.O., S. 14

[9] Vgl. O.V., http://de.wikipedia.org/wiki/VermBC3BB6gen_B28WirtschaftB29, 25.09.2007 und eigene Recherche am Arbeitsplatz (Bankkaufmann)

[10] Vgl. Pauluhn, Burkhardt, Kundensegmentierung und differenzierter Vertrieb im Privatkundengeschäft, in: Eichhorn, Franz-Josef, Hein, Manfred (Hrsg.), Neue Vertriebsformen für Finanzdienstleistungen im Privatkundengeschäft, Stuttgart 1999, S. 136

[11]Vgl. Deser, Thomas, Der vermögende Privatkunde in Deutschland, Diss., Paderborn, UniversitätGesamtschule Paderborn 1996, S. 44/45

[12] Vgl. Kotler, Philip, Armstrong, Gary, Saunders, John, Wong, Veronica, a.a.O., S. 454/455

[13] Vgl. Wöhe, Günter, Döring, Ulrich, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, München 2002, S. 116/117

[14] Vgl. Baulig, Bianca, Banken scheren Kunden zu sehr über einen Kamm, in: Bankmagazin, Wiesbaden, vom 17.07.2007

[15] Vgl. Richard, Willi, Mühlmeyer, Jürgen, Betriebslehre der Banken und Sparkassen, Rinteln 2005, S. 321

[16] Vgl. Richard, Willi, Mühlmeyer, Jürgen, a.a.O., S. 321

[17] Vgl. Wurm, Gregor, Ettmann, Bernd, Wolff, Karl, Kompaktwissen Bankbetriebslehre, Troisdorf 2006, S. 219

[18] Vgl. Beike, Rolf, Schlütz, Johannes, Finanznachrichten lesen - verstehen - nutzen, Stuttgart 1999, S. 141

[19] Vgl. Beike, Rolf, Schlütz, Johannes, a.a.O., S. 149

[20] Vgl. Beike, Rolf, Schlütz, Johanes, a.a.O., S. 166

[21] 9JO BURFNKDXV LQ GUHL BlQGHQ Ä$-*Q BDQG ³ /HLS]LJ 6

[22] Vgl. Grübel, Bernd, Schubert, Eckhard, Fachwissen WP-Geschäft/ Vermögensberatung, Stuttgart 1994, S. 316

[23] Vgl. Grill, Wolfgang; Perczynski, Hans, Wirtschaftslehre des Kreditwesens, Troisdorf 2006, S. 17

[24] Vgl. Küsgen, Klaus, Wertpapiergeschäft/ Vermögensberatung, Stuttgart 2003, S. 184

[25] Vgl. Deiters, Bert H., www.deifin.de/thema002.htm, 25.02.2008

[26] Vgl. Becker, Hans Paul; Peppmeier, Arno, Bankbetriebslehre, Ludwigshafen (Rhein) 2006, S. 288

[27]Vgl. Küsgen, Klaus, Vermögensmanagement, in: Sparkassen-Colleg, Lerneinheit D des Deutschen Sparkassen Verlags GmbH, März 2007, S. 24

[28] Vgl. Becker, Hans Paul, Peppmeier, Arno, a.a.O., S. 289

[29] Vgl. BURFNKDXV LQ GUHL BlQGHQ Ä*R - 3DK BDQG ³ /HLS]LJ 6

[30] Vgl. Heubes, Jürgen, Inflationstheorie, München 1989, S. 1

[31] Vgl. Westerhoff, Horst-Dieter, Die gefühlte Inflation, in: Diskussionsbeiträge aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Oktober 2004, S. 6

[32] Vgl. Linz, Stefan, Statistisches Bundesamt, Themenkasten der Preisstatistik Nr. 27, Wiesbaden August 2005

[33] Vgl. Richard, Willi, Mühlmeyer, Jürgen, a.a.O., S. 425

[34] Vgl. Wirtschaftswoche Nr. 008 vom 18.02.2008, auf www.wirtschaftswoche.biz, 24.02.2008

[35] Vgl. Deiters, Bert H., www.deifin.de/thema007.htm, 25.02.2008

[36] Vgl. HSBC, Optionsscheine, Zertifikate und strukturierte Produkte, Düsseldorf 2007, S. 20

[37] Vgl. Reisener, Thomas, Wie man Vermögen gut anlegt, in: Rheinische Post (10.03.2008), Seite D7

[38] Vgl. Wöhe, Günter, Döring, Ulrich, a.a.O., S. 767

Ende der Leseprobe aus 88 Seiten

Details

Titel
Kapitalgarantierte Produkte als Anlagealternative für die vermögende Privatkundschaft
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Krefeld  (Mönchengladbach)
Veranstaltung
Betriebswirtschaftliches externes Studium mit Präsenzphase (BESP)
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
88
Katalognummer
V141532
ISBN (eBook)
9783640508723
ISBN (Buch)
9783640508983
Dateigröße
2471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krise, DAX, Dow-Jones, Garantiefonds, Garantiezertifikate, Derivate
Arbeit zitieren
Pascal Verheyen (Autor:in), 2008, Kapitalgarantierte Produkte als Anlagealternative für die vermögende Privatkundschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141532

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