Über den Umgang mit Borderline-Patienten


Studienarbeit, 2009

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition
2.1 Geschichte des Begriffs
2.2 Diagnostik und Klassifikation
2.3 Differenzialdiagnostik

3 Epidemiologie

4 Symptomatik
4.1 Erläuterung der Problembereiche einer Borderline-Störung
4.1.1 Problembereich Affektregulation
4.1.2 Problembereich Selbst und Selbstbild
4.1.3 Problembereich psychosoziale Integration
4.1.4 Problembereich kognitive Funktionsfähigkeit
4.1.5 Problembereich Verhaltensebene
4.2 Komorbidität

5 Ätiologie
5.1 Das neurobehaviorale Störungsmodell
5.1.1 Psychosoziale Komponenten
5.1.2 Genetische Komponenten
5.1.3 Störungen der Affektregulation
5.1.4 Dissoziative Phänomene
5.2 Entwicklungspsychologische Aspekte
5.3 Traumatische Erfahrungen
5.4 Psychoanalytische Aspekte

6 Therapeutische Ansätze
6.1 Medikamentöse Behandlung
6.2 Dialektisch- behaviorale Therapie
6.3 Sonstige Therapieformen

7 Bezug zur sozialpädagogischen Arbeit
7.1 „Borderline“ im sozialpädagogischen Arbeitsfeld
7.2 Spezifische Schwierigkeiten in der Gestaltung der Beziehungsarbeit
7.2.1 Über den Umgang mit der Diagnose
7.2.2 Über den Umgang mit Idealisierung und Entwertung
7.2.3 Über den Umgang mit eigenen Widerständen
7.2.4 Über den Umgang mit kontrollierendem Verhalten
7.3 Team und Supervision

8 Schlussbetrachtung

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Dem Phänomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) wurde in den letzten Jahren, aufgrund seines vielfältigen und facettenreichen Erscheinungsbildes zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Insbesondere sind die Auswirkungen der Borderline-Störung im zwischenmenschlichen Bereich festzustellen und zwar an dem Punkt, wo der Umgang mit Betroffenen, sei es im psychiatrischen oder sozialpädagogischen Arbeitsfeld oder im Angehörigenkreis, als konfliktreich, wechselhaft und unberechenbar erscheint.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Borderline“ konzentriert sich in dieser Studienarbeit besonders auf den Bereich des Umgangs mit Borderline-Patienten. In dieser Arbeit sollen Ansätze zur Gestaltung der Beziehungsarbeit dargestellt werden, das Krankheitsbild mit seiner Symptomatik und seinen mehrfaktoriellen Ursachen verstanden und vertieft sowie Verhaltensweisen der Betroffen reflektiert werden. Natürlich dürfen in diesem Zusammenhang die Verhaltensweisen und Interventionen des „Helfenden“ nicht außer Acht gelassen werden und sollen im Laufe dieser Studienarbeit überprüft und reflektiert werden, um ein Verständnis professioneller Beziehungsgestaltung zu erlangen.

Des Weiteren ist diese Arbeit ein Versuch, Beiträge verschiedener Autoren zum Thema „Borderline-Störung“ zusammenzufassen und gegenüberzustellen sowie therapeutische Ansätze darzustellen.

Abschließend möchte ich auf die Rolle des Sozialpädagogen und seinen Umgang mit Borderline-Patienten eingehen und seine möglichen Handlungsmethoden reflektieren. Der Kontext, in dem das Thema Borderline-Störung in der Sozialarbeit relevant sein kann, soll dargestellt werden.

Ich werde einheitlich den männlichen Terminus verwenden, beziehe mich damit aber immer auf beide Geschlechter.

2 Definition

2.1 Geschichte des Begriffs

Der Begriff der „Borderline-Persönlichkeitsstörung“ ist noch jung und hat bereits einen mehrfachen Wandel erfahren. Die Störung, die heute mit dem Begriff beschrieben wird ist jedoch schon lange bekannt. Bereits im 17. Jahrhundert hatte der Arzt T. Sydenham mit Menschen zu tun, welche durch „eine außerordentliche Launenhaftigkeit auffielen und jene Menschen über die Maßen liebten, die sie kurz darauf hassen würden“.[1] Der Begriff „Borderline“ bedeutet so viel wie „grenzwertig“ und somit galt die Störung als Übergangsform zwischen Neurosen und Schizophrenien. 1938 taucht durch Adolf Stern (New York) der Begriff „Borderline“ erstmals in der psychoanalytischen Literatur auf.

O. Kernberg prägte 1967 den Begriff „Borderline-Organisation“. In Folge der Arbeiten Gundersons und Singers (1975) wurde die Borderline-Störung zunehmend den Persönlichkeitsstörungen zugeordnet.[2]

2.2 Diagnostik und Klassifikation

Nach dem amerikanischen Klassifikationssystem für psychische Störungen DSM IV ( Diagnostic and Statistical Manual) wird eine Borderline-Persönlichkeitsstörung wie folgt beschrieben:

„Ein anhaltendes Muster der Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten (Stimmungen) sowie von ausgeprägter Impulsivität beginnend mit der Pubertät. Die Störung manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen; fünf oder mehr der folgenden Kriterien müssen angezeigt werden:

1. Das verzweifelte Bemühen, tatsächliches oder eingebildetes Verlassenwerden abzuwehren. Merke: Hier ist das unter 5. aufgeführte suizidale und selbstschädigende Verhalten nicht berücksichtigt.
2. Ein Muster instabiler, intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen extremer Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernder Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgaben, Sex, Substanzmissbrauch, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Fahren, Fressattacken). Merke: Hier ist das unter 5. aufgeführte suizidale und selbstschädigende Verhalten nicht berücksichtigt.
5. Wiederholte suizidale Handlungen, Andeutungen, Drohungen oder selbstschädigendes Verhalten (Selbstverletzungen).
6. Affektive Instabilität (z.B. intensive dysphorische Episoden, Gegenpol zu Euphorie. Es handelt sich um eine Mischung aus Depression, Angst, Wut und Verzweifelung, Reizbarkeit oder Ängstlichkeit, die in der Regel nur wenige Stunden oder selten mehr als einige Tage andauert.
7. Chronisches Gefühl der Leere.
8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wutwiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
9. Vorübergehende, durch Stress ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.“[3]

In der ICD- 10 (International Classification of Deseases) wird entgegen den Kriterien des DSM IV mehr die emotionale Instabilität in den Vordergrund gestellt. Der Oberbegriff lautet entsprechend auch „emotional instabile Persönlichkeit“. Hierunter wird dann ein Borderline-Typ von einem impulsiven Typ unterschieden.[4]

2.3 Differenzialdiagnostik

Einige der Symptome können auch bei anderen Störungsbildern auftreten, so z.B. bei Depressionen, Schizophrenien, schizoaffektiven Psychosen, schizoiden Persönlichkeitsstörungen, narzisstischen Persönlichkeitsstörungen oder paranoiden Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung erfordert daher eine sorgfältige Abklärung, sowie eine längerfristige Beobachtung des Krankheitsverlaufes. Man spricht auch von einer Differenzialdiagnose. Nach wie vor wird über die Kriteriensetzung bezüglich einer Borderline-Diagnose kontrovers diskutiert. Denn werden einerseits oben genannte spezifische psychische Störungen solitär betrachtet, so müssen diese nicht unmittelbar in Zusammenhang mit einer Borderline-Störung gestellt werden. Andererseits ergibt sich die Schwierigkeit, dass die genannten Symptome jedoch zum Gesamtbild der Borderline-Störung gehören können.[5]

3 Epidemiologie

Verschiedene Autoren berichten von Untersuchungen, die ergeben haben, dass rund zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung an einer Borderline-Störung leiden. Besonders ist dabei zu beachten, dass das Ausmaß der Störung ausschlaggebend für den Krankheitscharakter ist. Von einer „Störung“ ist erst dann zu sprechen, wenn die Symptome für den Betroffenen oder seine Umgebung zum Leiden führen und somit die Bewältigung des Alltags beeinträchtigt ist. Etwa 10 Prozent der derzeitigen stationär behandelten psychiatrischen Patientinnen und Patienten sind Borderline-Patienten. Die Borderline-Störung wird zu 70-75 % bei weiblichen Patienten diagnostiziert. Die Gründe dafür sind umstritten. Verlaufsuntersuchungen zeigen, dass die Symptome und die Schwere der Krankheit im Laufe des Lebens abnehmen und es sich somit vor allem um eine Krankheit des jungen Erwachsenenalters zu handeln scheint.[6]

4 Symptomatik

Befasst man sich mit den Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung, so trifft man in der Literatur auf unzählige Beschreibungen sowie auf eine Fülle von problematischen und charakteristischen Merkmalen des Krankheitsbildes. Somit soll im Folgenden ein Extrakt dargestellt werden, der die klinische Symptomatik möglichst prägnant und zugleich detailliert beschreibt.

Hilfreich zum Verständnis ist unter anderem die Aufgliederung nach M. Bohus, welche die Symptome in fünf Problembereiche einteilt.

4.1 Erläuterung der Problembereiche einer Borderline-Störung

4.1.1 Problembereich Affektregulation

Die Störung der Affektregulation steht im Zentrum der Borderline-Störung, denn die meisten diagnostischen Kriterien können als Auswirkung dieser gesehen werden. Dies beinhaltet zum einen, eine niedrige Reizschwelle für die Auslösung von Emotionen und zum anderen, ein hohes Erregungsniveau, d. h. Emotionen werden von Betroffenen als heftig wahrgenommen. Zudem tritt das emotionale Ausgangsniveau nur verzögert ein und die Spannungszustände können lange anhalten. Dies ist vergleichbar mit dem Zustand des Hochstresses. Betroffene können häufig ihre Emotionen dann nicht differenziert wahrnehmen, sondern sie erleben diesen Zustand als „überflutend“, höchst irritierend und nehmen zeitgleich widersprüchliche Gefühle wahr oder aber empfinden emotionale Taubheit. Dadurch werden sie handlungsunfähig und sind nicht in der Lage Lösungswege zu finden. Als Folgeerscheinungen können in diesem Zusammenhang dissoziative Symptome auftreten, eine Störung der Selbst- und Realitätswahrnehmung. Eine ebenso sehr häufige Folge dieser Spannungszustände sind zahlreiche dysfunktionale Verhaltensweisen wie Selbstverletzendes Verhalten.[7] Auf das Thema Selbstverletzendes Verhalten soll an anderer Stelle noch näher eingegangen werden.

[...]


[1] Rahn (2007): Borderline verstehen und bewältigen, S. 47 f

[2] Vgl. Fiedler (2007): Persönlichkeitsstörungen, S. 170 f

[3] Mason/ Kreger (2008): Schluss mit dem Eiertanz , S. 47 f.

[4] Vgl. Rahn (2007): a.a.O., S. 58

[5] Vgl. Fiedler (2007): a.a.O., S. 172

[6] Vgl. Rahn (2007): a.a.O., S. 52 f

[7] Vgl. Bohus (2002): Borderline-Störung, S. 6 f

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Über den Umgang mit Borderline-Patienten
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Stabilisierung mit verhaltenstherapeutischen Techniken
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V141166
ISBN (eBook)
9783640508570
ISBN (Buch)
9783640508433
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umgang, Borderline-Patienten
Arbeit zitieren
Monika Barbier (Autor:in), 2009, Über den Umgang mit Borderline-Patienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141166

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