Instruktion und Konstruktion bei der Nutzung neuer Technologien im Fremdsprachenunterricht


Seminararbeit, 2001

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Bildungstheoretische Voraussetzungen
2.1. Die Wissensgesellschaft

3. Pädagogische Grundannahmen
3.1. Instruktion
3.2. Konstruktion
3.3. Kurzer Vergleich
3.4. Problemorientiertes Lehren und Lernen als Kompromiß
3.5. Grundbausteine eines modernen Fremdsprachenunterrichts

4. Die „Neuen Technologien“
4.1. Eine Typologie
4.2. Einsatzmöglichkeiten der NT in den Unterricht von heute
4.2.1. Textrekonstruktion am Computer
4.2.2. Konkordanzen
4.2.3. Simulationen

5. Bewertung / Ausblick
5.1. Konstruktion durch neue Medien – oder umgekehrt?
5.2. Konsequenzen für die Lehrer(rolle)

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit widme ich mich dem hauptsächlich dem didaktischen Konzept der Konstruktion bzw. des Konstruktivismus und wie Neue Technologien (neue Medien) unter dieser Voraussetzung in den heutigen Unterricht eingebracht werden können. Oder wäre die Frage eher, zu erläutern, ob man durch die neuen Technologien ein neues didaktisches Konzept in den Schulalltag integrieren kann. Ich werde diese Frage im Rahmen dieser Arbeit versuchen zu erläutern.

Doch zunächst stellt sich für manch einen die Frage, ob und warum man überhaupt die vorhandenen Konzepte für Schule überdenken sollte.

Schule kommt so, wie sie jetzt ist, in der heutigen Gesellschaft nicht mehr zurecht. Schule, mit dem einzigen Ziel Wissen zu vermitteln und anzuhäufen, ohne auf die Vermittlungsprozesse einzugehen, geschweige denn den Lernenden in diese mit einzubeziehen, hat in der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft keinen Platz mehr. Da in allen Bereichen der Arbeits- und Sozialgesellschaft nicht mehr zählt, wieviel Wissen und Informationen ich besitze, sondern ob ich in der Lage bin, mir das benötigte Wissen anzueignen, wird die Schule der Zukunft einen großen Anteil daran tragen müssen, die Schüler darauf vorzubereiten in dieser Arbeitswelt einen Platz zu finden.

Eigenmotivation und Selbstverantwortung, Kommunikation und Teamarbeit sowie lebenslanges Lernen werden immer bedeutsamer – Kompetenzen, deren Grundlagen in der Schule gelegt werden müssen.[1] Dazu kommt, daß die neuen Medien einen hohen Einfluß auf die gesellschaftlichen Anforderungen haben: Bildung und Erziehung lassen sich von Medienerziehung kaum noch trennen.

Aufgabe für Lehrer und Lehrerinnen an allen Schulen kann es nur sein, eine neue Lernkultur zu entwickeln, gepaart mit einer neuen Lernumgebung (die zum Teil auch durch die Schulen gewährleistet sein muß), in der und mit der sich Schüler und Schülerinnen zurecht finden und die ihnen das höchste Maß an Entwicklungs-möglichkeiten bietet bzw. die die SchülerInnen auf ein Leben in der Wissensge-sellschaft vorbereitet.

2. Bildungstheoretische Voraussetzungen

„Lernen in der Wissensgesellschaft muß sich an neuen, anderen Zielsetzungen ausrichten als das Lernen in der traditionellen Schule. Lernen in der Wissensgesell-schaft ist Lernen für die Wissensgesellschaft, d.h. die übergeordneten Lernziele haben immer mit dem Erwerb von Fähigkeiten zu tun, sich dem ungeheuren Wissensangebot zurechtzufinden , es für die eigenen Zwecke zu nutzen. (...) Die eigentlichen Schlüsselqualifikationen, welche die Schule vermitteln soll, sind nicht mehr inhaltlich berufsbezogen, sie werden durch die Fähigkeiten definiert, die der Lernende zum Wissenserwerb und zur Kooperation benötigt.“[2]

Inhaltsorientierte Lernziele sind schwer zu definieren, da (eingeschränktes) Faktenwissen bei der Fülle von heutzutage zugänglichen Informationen nicht mehr für die Belange der meisten reicht. Bedeutung wird insbesondere auf den Erwerb von neuen Kulturtechniken gelegt, die zum Erwerb von Inhalt notwendig sind. Zudem wird die Bereitschaft zu „lebenslangem Lernen“ gefordert, da schulisch er-worbenes Wissen z.T. nach 2 oder 3 Jahren schon wieder überholt ist.

Die Schule ist also keine produktorientierte, sondern eine prozeßorientierte Schule. Die Lernenden sollen in der Lage sein, sich Wissen selbst beschaffen zu können und diesen Prozeß selbst zu reflektieren. Hier muß die Schule die nötige Hilfestellung geben. „Das Lernen als Prozeß der Wissensverarbeitung muß gelernt werden. Deshalb steht zunächst nicht eigentlich das Lernen als kognitiver Prozeß, sondern das Lernen als metakognitiver Prozeß im Mittelpunkt der schulischen Aktivitäten.“[3]

Der Lernraum Schule muß sich also verändern, er muß offener gestaltet werden. Z.B. ist der 45-Minuten-Rhythmus der Schule nicht mehr zeitgemäß, da einzelne Projekte oder Phasen während des Unterrichts mehr Zeit in Anspruch nehmen können und unter diesem Zeitdruck evtl. nicht zu Ende zu führen sind. Zudem ist die individuelle Wissensüberprüfung mit den Zielsetzungen der „neuen Schule“ nicht mehr vereinbar. In einer Gesellschaft in der Kooperation und Teamfähigkeit gefordert werden, ist die (vorgeschriebene) Leistungsüberprüfung mit ein Grund für den desolaten Zustand der Schule. Jeder Schüler arbeitet wochenlang nur auf eine Klassenarbeit hin, ohne sich auch nur einen Augenblick um die verlangten Kulturtechniken kümmern zu können. Und Lehrer haben unter dem Druck, diese Arbeiten schreiben zu müssen, keine Gelegenheit mehr, neue Dinge im Unterricht auszuprobieren, geschweige denn regelmäßig einzusetzen. Dies sind nur einige Beispiele aus einer Fülle von Anforderungen, denen die Schule gerecht werden muß. Natürlich ist sie unter Druck gesetzt von zwei Seiten – von der Tradition und eigenen Situation und von Forderungen, die seitens der Gesellschaft an sie gestellt werden – doch wenn wir die Schule ändern und verbessern wollen und an die Wis-sensgesellschaft anpassen wollen, müssen von beiden Seiten Kompromisse geschlossen werden.

2.1. Die Wissensgesellschaft

Ich spreche in dieser Arbeit immer von einer Wissensgesellschaft – doch was ist diese Wissensgesellschaft eigentlich und wodurch zeichnet sie sich aus?

Die Wissensgesellschaft zeichnet sich aus als eine Gesellschaft, in der Information und Kommunikation von zentraler Bedeutung sind. Durch die Medien wird die Welt zu einem globalen Dorf, dem ein weltweites Kommunikationsnetz zu eigen ist. Das Wissen, selbst in einem speziellen Gebiet, ist so stark angewachsen, daß von einem einzelnen nicht mehr beherrscht werden kann. Dieses Wissen ist jedoch jedem jederzeit zugänglich, so daß die einzige Schwierigkeit darin besteht, den geeigneten Wissenszugang zu finden, das Wissen zu organisieren zu verwalten und zu überprüfen.

Unter der Wissensgesellschaft „... ist eine Gesellschaft zu verstehen, die ihre Lebensgrundlagen aus reflektiertem und bewertetem Wissen gewinnt und von neuen Möglichkeiten einen bewußten und lebenserleichternden, sozial nicht zerstörenden Gebrauch macht. Mit der Forderung nach verantwortungsbewußter sowie sozial und ethisch verträglicher Wissensnutzung unterscheidet sich die Wissens- von der Informationsgesellschaft und gibt damit mehr als die Informationsgesellschaft einen

demokratisch legitimierten Rahmen vor.“[4]

Die Schule nun muß sich auf die Bedürfnisse der Wissensgesellschaft einstellen und kann nicht weiter so tun, als hätte sich in der Gesellschaft nicht geändert. Sie ist zum einem Bestandteil dieser Gesellschaft, muß aber zum anderen die Schüler auch auf die Gesellschaft vorbereiten. Das „lebenslange Lernen“ bzw. das „Lernen lernen“ muß im Mittelpunkt der Ausbildung stehen. Wissensverarbeitung, Kooperation und soziales Lernen sind Fähigkeiten, die in der Wissensgesellschaft unumgänglich sind, denn eine grundlegende Voraussetzung dafür, daß technische Lösungen auch positive individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen bewirken, besteht darin, daß alle Mitglieder der Gesellschaft diejenigen Kompetenzen erwerben, die zur intelligenten und verantwortungsbewußten Nutzung der neuen Medien erforderlich sind.

Der Lernraum Schule muß neu gestaltet werden und sich einem inneren Wandel unterziehen, in einem Maße auf den ich in der Folge eingehen werde.

3. Pädagogische Grundannahmen

Die Art und Weise von Unterricht gründet sich stets auf bestimmte Auffassungen vom Lernen und Lehren. Obwohl jeder Lehrer und jede Lehrerin wohl seine/ihre eigene Auffassung davon hat, wie Unterricht auszusehen hat, kann man trotzdem zwei Richtungen erkennen: zum einen die traditionelle Lehr-Lernphilosophie (gekoppelt mit instruktiven Verfahren der Wissensvermittlung) und zum anderen die konstruktivistische Lehr-Lernphilosophie.

3.1. Instruktion

Die Instruktion hat sich als traditionelle Lehr- und Lernmethode durchgesetzt, weil sie die am besten regulierbare und kontrollierbare Form der Wissensvermittlung ist und alle anderen Ansätze kaum erforscht und ausprobiert waren und lerntheoretisch kaum gestützt waren. So hat sie in der Schule eine lange Tradition.

Die typische Unterrichtssituation heutzutage ist immer noch dadurch gekenn-zeichnet, daß der Lehrende neue Inhalt als fertige Wissenssysteme darbietet und erklärt, sowie Leistungen des Lernenden kontrolliert. Während der Lehrende den aktiven Part übernimmt, kommt dem Lernenden eine weitgehend rezeptive Rolle zu. Aktivität und Eigenintiative aber auch Kooperationsmöglichkeiten und Selbst-steuerung der Lernenden bleiben bei der Instruktion auf der Strecke. Ziel ist einzig und allein der Transport von didaktisch aufbereitetem Wissen vom Lehrer zum Schüler. Werden nun noch neue Inhalte ohne bedeutungsvollen Kontext oder Bezug zu den Erfahrungen der Schüler vermittelt, so kann man davon ausgehen, daß eine Grundlage für träges Wissen[5] gelegt ist.

[...]


[1] vgl. BLK, Materialien zur Bildungsplanung und zur Forschungsförderung (1998), Heft 66, S.4

[2] Rüschoff / Wolff (1999), S.21

[3] Rüschoff / Wolff (1999), S.24

[4] BLK (1998), S.6

[5] Wissen, das, zwar erworben, nicht in adäquater Form zur Anwendung gebracht werden kann, da es in abstrakten Bezügen angeeignet wurde, die mit der konkreten Anwendungssituation wenig zu tun haben; es verbleibt quasi träge im Kopf; es entsteht eine Kluft zwischen Wissen und Handeln.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Instruktion und Konstruktion bei der Nutzung neuer Technologien im Fremdsprachenunterricht
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Anglistik)
Veranstaltung
CALL
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V14106
ISBN (eBook)
9783638195973
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Instruktion, Konstruktion, Nutzung, Technologien, Fremdsprachenunterricht, CALL
Arbeit zitieren
Gunilla Dorn (Autor:in), 2001, Instruktion und Konstruktion bei der Nutzung neuer Technologien im Fremdsprachenunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14106

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