Die Philosophie Alfred Döblins

Unser Dasein, Berlin Alexanderplatz und Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende


Hausarbeit, 1994

50 Seiten, Note: sehr gut (-)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Philosophic Alfred Doblins
Ontologie
Ethik
Asthetik
Die praktische Umsetzung

Die Umsetzung der Philosophie in Berlin Alexanderplatz
Die Zannowich-Episode
Der neue Franz Karl Biberkopf
Berlin Alexanderplatz unter philosophischer Perspektive

Die Umsetzung der Philosophie in Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende
Die Personenkonstellation
Im 2. und 3. Buch auftretende Personen
Im 4. Buch auftretende Personen
Im 5. Buch auftretende Personen
Der Reiseschriftsteller Wescott
Der Arzt Doktor King und die Lehrerin Miss Virginia Graves
James Mackenzie
Gordon Allison
Kathleen Allison
Die Bedeutung der Familie
Die „Heimsuchung" von Alice Mackenzie
Die „Wiedergeburt" von Edward Allison
Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende unter philosophischer Perspektive

Literaturverzeichnis

Einleitung

Mit dem Namen Alfred Doblin wird heute gewohnlich nur noch der Schriftsteller, insbesondere als Verfasser des Romans Berlin Alexanderplatz verbunden. Hingegen ist kaum gelaufig, dass der Mensch Alfred Doblin in erster Linie Psychiater war und diese Tatigkeit auch als die fur ihn grundlegende ansah.[1] Ganzlich unbekannt ist schliefilich, dass Alfred Doblin nicht nur Arzt und Dichter, sondern auch Philosoph war.

Alfred Doblin (1878-1957) studierte in der Zeit von 1901-1905 Medizin und Philosophie in Berlin und anschliefiend in Freiburg, wo er sein Medizinstudium mit dem Doktorexamen abschloss.[2] Seine Beschaftigung mit der Philosophie fand ihren Niederschlag zunachst vor allem in dem 1927 erschienenen Aufsatz Das Ich uber der Natur[3] und gipfelt in Doblins philosophischem Hauptwerk Unser Dasein. In letzterem erortert er die schon in Das Ich uber das Natur vorgestellte Theorie ausfuhrlicher und beschaftigt sich daruber hinaus mit deren Konsequenzen fur das alltagliche Leben. Dieses Werk blieb in Deutschland weithin unbekannt, was in erster Linie darauf zuruckzufuhren ist, dass es das letzte in Deutschland veroffentlichte Buch Doblins vor seiner Flucht war, das kurz darauf von den Nazis offentlich verbrannt wurde.[4]

Doblins unmittelbare Umgebung, namlich der Osten Berlins, wo er als Kassenarzt praktizierte[5], wird in seinem Roman Berlin Alexanderplatz thematisiert. Dieses ist hauptsachlich deswegen bemerkenswert, weil seine fruheren Werke samtlich nicht die personlichen Eindrucke Doblins verarbeiten, sondern allgemein den Ablauf gesellschaftlicher Prozesse illustrieren.[6] Somit scheint es also Verbindungen zwischen der Philosophie und Berlin Alexanderplatz zu geben.

Doblin floh zunachst in die Schweiz, kurz darauf nach Frankreich, schliefilich in die USA.[7]

Dort tritt er im November 1941 zum Katholizismus uber.[8] Die Erfahrungen der Kriegsjahre finden ihren Widerhall unter anderem in Doblins nach seiner Ruckkehr nach Deutschland 1945 niedergeschriebenem Roman Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende.[9]

Die vorliegende Arbeit wird insbesondere untersuchen, in wie weit Berlin Alexanderplatz und Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende auch als philosophische Bucher gelesen werden konnen. Zu diesem Zweck soll zunachst die Philosophie ausgehend von Unser Dasein dargestellt und erortert werden. Im Anschluss daran wird der Versuch unternommen werden, diese in Berlin Alexanderplatz und Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende wiederzuentdecken, welches an Hand von ausgewahlten, meiner Ansicht nach zentralen Textstellen geschehen soll.

Die Philosophic Alfred Doblins

In seinem philosophischen Hauptwerk Unser Dasein versucht Doblin vor dem Hintergrund seiner Auseinandersetzung mit der abendlandischen Philosophie, aber auch mit den verschiedenen Stromungen der asiatischen Philosophie, insbesondere des Buddhismus und der Tao-Lehren[10] eine eigene Theorie zu erarbeiten. Wie im Expressionismus ublich[11] steht dabei das Subjekt am Ausgangspunkt seiner Uberlegungen: so entwickelt er in den ersten drei Buchern von Unser Dasein - Das Ich und die Dingwelt, Das Gegenstuck der Natur. Die drei Eigentumlichkeiten des Ich und Aufschliefiung der 'Welt. Die Natur - eine lebensnahe Ontologie, in deren Mittelpunkt das reflektierende Individuum steht.

Darauf aufbauend diskutiert er im vierten Buch Von Zeitlichkeit, Handeln und Leiden und im funften Buch Von der Kunst die Konsequenzen dieser Ontologie fur eine Ethik und eine Asthetik.[12] In den letzten drei Buchern - Von kleinen und grofien Menschen, Wie lange noch, Judisches Volk-Nichtvolk und Von abendlandischen Volkern - verlafit er schliefilich die Ebene abstrakter, theoretischer Uberlegungen und uberpruft die Anwendbarkeit seiner Theorie, indem er die Stellung des einzelnen Menschen unter Berucksichtigung seines sozialen Selbstverstandnisses in der Gegenwart, d.h. Ende der zwanziger Jahre beleuchtet. Zu diesem Zweck beschaftigt er sich primar mit der kritischen Analyse von Religion und Geschichte.

Ontologie

Das Bemuhen, sich dem, was Ich eigentlich ist, anzunahern, verfolgt Alfred Doblin unter dem Motto „Nur durch das Tor des Ich betritt man die Welt"[13]. Fur die Erkenntnis des Ich ist somit die Klarung der Beziehung zwischen der eigenen Person und der Welt, in der man lebt, unerlafilich. Beim Ringen um die Veranschaulichung eben dieses Problems stofit Doblin auf eine eigenartige Widerspruchlichkeit im menschlichen Denken: Einerseits ist dem Ich das unmittelbare Erleben der Welt wesentlich: „Im Empfinden, Fuhlen, Denken,

Wollen - fuhlend, wollend, denkend, empfindent, so begibt sich das Ich.""[14] Andererseits ist es dem Menschen aber auch moglich, sich vollig aus der ihn umgebenden Welt herauszuheben, beziehungsweise von ihr zu abstrahieren, welches sich in dem Gefiihl aufiert: „Ich jedenfalls, ich - sehe das alles nur an, erlebe es, aber bin es nicht."[15] Diese Entgegensetzung, die Doblin auch als „Entzweiung"[16] bezeichnet, kennzeichnet den Menschen als Teil der Welt („Stuck") und als der Welt gegenuberstehendes Unabhangiges („Gegenstuck"). Das Ich aufiert sich mithin in beidem, d.h. dass die Verbindung zwischen Welt und Ich eben durch die „Entzweiung" zustande kommen kann, da durch diese eine Spannung entsteht, die die Ubertragung der Welt auf das Ich und des Ich auf die Welt erst ermoglicht. Dem Ich ist folglich wesentlich, dass es in dieser „Entzweiung" die Welt erlebt und gestaltet.

Die Fahigkeit des Ich, sich aus der Welt herauszuheben und diese zum Gegenstand seines Denkens zu machen, also derjenige Teil des Ich, den Doblin als „Gegenstuck" bezeichnet, manifestiert sich in dreierlei Weise:

1) Das Ich oder das Erleben ist erstens ein Spiegel.
2) Das Ich ist zweitens Gericht. Wirfuhlen und reagieren.
3) Schliefilich ist es Angreifer, Akteur.[17]

Bei naherer Untersuchung dieser drei Relationen des Ich zur Welt, namlich der Existenz, der Einzigkeit und der bildenden Kraft, erweist sich allerdings, dass das Ich sich niemals vollstandig aus der ihn umgebenden Welt herausheben kann. Die „Entzweiung" ist also in ihrer vollen Reichweite uberhaupt nicht fassbar:

Unter Punkt 1 fuhlt man sich an Descartes' beruhmtes Diktum: „Cogito, ergo sum"[18] erinnert. Doblin schliefit jedoch nicht wie Descartes von einer wesentlichen Fahigkeit des Menschen auf seine Existenz, sondern von der Gewissheit der eigenen Existenz, die das Ich durch jegliches unmittelbare Erleben, nicht allein durch das Denken gewinnt, auf das Sein uberhaupt. Der Mensch wird also zum „Stuck" der Welt, indem er diese direkt erfahrt. „Gegenstuck" ist er insofern als er sich seiner eigenen Verganglichkeit bewusst wird. In dieser Hinsicht ist das menschliche Sein lediglich Bestandteil des Prozesses von Werden und Vergehen in der Natur. Der Mensch empfindet somit durch sich erst das Sein, jedoch nur in seiner Verganglichkeit, welches Doblin auch als „Dasein"[19] charakterisiert.

In der zweiten „Gegenstuck"- Relation wird das Problem der Einzigkeit des Ich aufgeworfen. Doblin weist darauf hin, dass die Reaktionen auf die Welt entscheidend fur die jeweilige Person sind. So gesehen ist Ich ein „Stuck" der Welt, das, um zu diesem zu werden, seine Seele benotigt. Letzteres ist deswegen der Fall, weil Menschen als organische Gestalten betrachtet nur als Masse angesehen werden konnen, da die Zeitigkeit und damit auch die Einzigkeit durch die Fortpflanzung, die Reproduzierbarkeit aufgehoben wird. Unter Punkt 3, der bildenden Kraft des Ich, entsteht die „Entzweiung" daraus, dass das Ich zum einen ein Gegenstand der Welt ist, und diese daher auch auf ihn einwirken kann, und zum anderen seine Position fur seine Sicht der Welt ausschlaggebend ist, diese also quasi durch ihn erst zu dem wird, was sie ist. Das Bewusstsein des eigenen Daseins ergibt sich dementsprechend erst aus dem Agieren in der Welt.

Durch die unter Punkt 3 gefasste Veranderung der Welt durch das Individuum wird aber wiederum dessen Erleben der Welt (Punkt 1) beeinflusst. Damit zeigt sich, dass auch diese drei Punkte nicht eindeutig von einander abgegrenzt werden konnen. Vielmehr sind sie alle in der „Entzweiung" von „Stuck" und „Gegenstuck" wesentliche Bestimmungen des Ich, da durch sie erst die komplizierte Bindung zwischen Ich und Welt hergestellt wird.

Da nun aber das Individuum somit seine Beziehung zu der Welt gar nicht vollstandig erfassen kann, ergibt sich fur Doblin das folgende Bild: „Gesamtwelt und Person sind einander zugewandte gegeneinander geoffnete Systeme."[20] Damit wendet er sich insbesondere gegen das im Taoismus vertretene Modell von Mikro- und Makrokosmos:

Der Mensch nimmt zum Gesetz die Erde;

Die Erde zum Gesetz den Himmel;

Der Himmel zum Gesetz den Weg;

Der 'Weg zum Gesetz das eigene Weben.[21]

Gegen diese Vorstellung, durch die mithin die diese aufgestellt wird, dass alles einem verborgenem, allgemeinem Gesetz folgt, das seine Verkorperung injeglichem, genauer: im Menschen, in der Erde und im Himmel findet, wendet Doblin ein, dass die Abhangigkeit und gegenseitige Beeinflussung der Systeme Mensch und Welt ubersehen wird. Diese finden ihren Niederschlag zum Beispiel darin, dass sich der Mensch, wie gezeigt, nicht als „Gegenstuck" der Welt bestimmen lafit und daruber hinaus auch nicht unabhangig uberleben kann. In diesem Zusammenhang weist Doblin unter anderem auf die Photosynthese der Pflanzen und damit allgemeiner auf die Relevanz des Lichtes hin, ohne die menschliches Leben uberhaupt nicht moglich ware. Seiner Ansicht nach wird die Verbindung zwischen den beiden Systemen eben nicht dadurch hergestellt, dass sie dem selben Grundaufbau folgen, sondern durch die Tatigkeiten des Erkennens und Mitempfindens.[22] Der so hergestellte Kontakt zwischen Mensch und Welt wird von ihm auch als „Resonanz"[23] bezeichnet. Er bildet die Voraussetzung fur die Entstehung von Gesellschaften. Folglich ergibt sich, dass der einzelne Mensch und die Welt ursprunglich zueinander gehoren. Insbesondere sind Individuen nicht ohne die Umwelt denkbar und damit verstehbar. Doblin vertritt demnach eine Position wie sie auch Virginia Woolf ihre Mrs. Dalloway sehr treffend ausdrucken lafit: „Sie sei das alles. Also musse man, um sie zu kennen oder irgend jemand zu kennen, die Menschen aufsuchen, die einen vervollstandigen; sogar die Orte. Sie hatte sonderbare Verwandschaften mit Leuten, mit denen sie nie gesprochen, mit einer Frau auf der Strafie, einem Mann hinter einem Ladentisch - sogar mit Baumen oder Scheunen."[24] Fur das Individuum aber ergibt sich die „Resonanz" als ausschlaggebendes Mittel fur die Identitatsfindung.

Ethik

Um eine Ethik entwickeln zu konnen, greift Doblin zunachst den schon in seiner Ontologie entwickelten Gedanken, dass Person und Welt ,,einander zugewandte, gegeneinander geoffnete Systeme"[25] seien, wieder auf und erortert ihn eingehender.

Davon ausgehend klart er anschliefiend die Konsequenzen fur sein Verstandnis der Begriffe Handeln, Denken und Bewusstsein. Diese Begriffserklarungen ermoglichen es ihm letztendlich auch die praktischen Erfordernisse zu erkennen.

Der Weg des Schopferischen wirkt das Mannliche.

Der 'Weg des Empfangenden wirkt das Weibliche.[26]

Unter Ruckgriff auf diese in der ostasiatischen Philosophie eingefuhrte Unterscheidung zwischen dem Yin und dem Yang, dem mannlichen und dem weiblichen Prinzip, fasst Doblin Person und Welt als eben diese beiden Pole auf. Dabei entfaltet sich in der Person, der mannlichen Aktion, der Wille des einzelnen, sich darzustellen. Diese erfahrt ihre Vervollstandigung in der Welt, dem weiblichen Pol, der erschlossen werden muss. Auf diese Weise illustriert Doblin anschaulich die Zugehorigkeit des Menschen zu seiner Umwelt, die er auch folgendermafien umschreibt: „Der Mensch ist in seiner unvollstandigen Individuation am Weltablauf beteiligt."[27] Diese ist naturlich gerade deswegen unvollstandig, da sie erst durch die Umwelt vervollstandigt wird, welches aber fur die Person selbst nicht uberschaubar ist.

Aus der Charakterisierung dieser Pole folgt unmittelbar die Notwendigkeit, eine Revision des uberkommenen Handlungsverstandnisses vorzunehmen. Im Unterschied zum alltaglichen Gebrauch des Wortes 'Handlung', den man in etwa durch die 'Betatigungen eines Subjekts' beschreiben kann, weist Doblin zusatzlich auf die Relevanz der Einflusse hin, denen das Subjekt unterliegt: „Nicht blofi die Bewegung der Person auf die Welt bedeutet Handeln, sondern auch die Gegenbewegung der Welt auf die Person."[28] Handlungen bestehen dementsprechend nicht allein in den sichtbaren Tatigkeiten eines Menschen. Vielmehr umfassen sie auch die vorhergehende Umsetzung der auf den Menschen einwirkenden Eindrucke.

Aus diesem veranderten Handlungsbegriff resultiert somit aber auch die Auffassung, dass das menschliche Denken einen Aspekt des Handelns ausmacht. Es „hat seine Aufgabe im Erkennen der Situation, im Erleben uberhaupt, verbunden mit der ganzen Tatsachlichkeit der Person."[29] Das Denken ist mithin dasjenige Moment, das es dem Menschen ermoglicht, sich in die ihn umgebende Welt einzuordnen. Das wird daruber hinaus durch die Einfuhrung der Unterscheidung von „Kopfdenken" und „Realdenken" veranschaulicht.[30] Doblin vertritt namlich die Auffassung, dass es ein alles durchdringendes Denken, das „Realdenken" gibt. Das Denken des Einzelmenschen, das „Kopfdenken" ist ein Bestandteil von diesem. Dadurch ergibt sich fur das Individuum zumindest die Moglichkeit, sich denkend, durch die Teilnahme seines „Kopfdenkens" am „Realdenken", adaquat auf die Welt einzustellen.

Das Bewusstsein schliefilich bildet den Teil des Denkens, „an dem die augenblicklichen, durch die Situation gegebenen Eindrucke mit alteren Eindrucken und den angeschlossenen Erlebnismassen zusammenstoBen."[31] Es stellt somit den Ort des Aufeinanderpralls von unmittelbarem Erleben und bereits vorgefertigten Eindrucken dar. Aus dieser Neudefinition der Begriffe Handeln, Denken und Bewusstsein leitet Doblin ab, dass es eine Wahrheit oder eine Erkenntnis nicht geben kann. Dies ist vor allem darauf zuruckzufuhren, dass sich dem erlebenden Individuum nicht eine feststehende Realitat vermittelt, welches vor allem in dem revidierten Handlungsbegriff zum Ausdruck kommt. Da aber genau dieses unmittelbare Erleben ausschlaggebend fur das menschliche Denken ist, ergibt sich fur Doblin das folgende: „Das Jetzt, die Gegenwart - die alleinige Wahrheit."[32] und: „Was ist, wird ja erst mit uns, auch mit unserem Verhalten."[33] Demnach betrachtet er also Wahrheit und Erkenntnis nicht als absolute Begriffe, sondern als solche, deren Verstandnis erst durch das Individuum relativ zu seiner Umwelt bestimmt werden kann. Dadurch unterscheidet sich seine Theorie ebenso wie die seines Zeitgenossen Martin Heidegger[34] vom traditionellen Wahrheitsverstandnis, der sogenannten Korrespondenz- beziehungsweise Adaquationstheorie der Wahrheit.

In Doblins Philosophie wird dem Individuum damit eine grofie Verantwortung zugesprochen. Diese kann sich naturlich nicht nur auf Wahrheit und Erkenntnis beziehen. Vielmehr muss sie auch Konsequenzen fur die Konzeption der Ethik haben: Doblin wendet sich daher gegen den im Buddhismus vertretenen Gedanken, dass man dem irdischen Leiden nur durch das Eingehen in das nirvana, d.h. durch eine Abwendung von allem Weltlichen entgehen konne. So sagt Buddha zum Beispiel: „Ich verkundige euch ein Nichtkommen und Gehen, ein Nichtfeststehen und Vergehen, die Freiheit von der Wiedergeburt; ein Nichtstillstehen und ein Nichtweitergehen. Keinen Grund gibt es mir fur das Sehnen nach dem Leben. Dies ist das Ende des Leides."[35] Doblin ist hingegen der Ansicht: „Nicht auf das Nichts, sondern wie es sich bei unserer durchlocherten, unvollstandigen Individuation versteht, auf das Uberindividuelle zielen wir, und wir wollen immer darauf zielen, und diese Beruhrung ist kein Leiden, sondern tut uns innig wohl."[36] Er betrachtet es also als Aufgabe des einzelnen (naturlich jedes einzelnen), sich erlebend und denkend immer wieder neu in seine Umgebung einzuordnen. Die Probleme unter den Menschen werden eben dadurch gelost, dass jeder sich seiner selbst fortwahrend bewusst ist beziehungsweise die Kluft zwischen dem Ich und der Welt weitestgehend uberwunden hat.

Hiermit vertritt Doblin eine ethische Auffassung, die man als ethischen Skeptizismus oder aber auch als Subjektivismus bezeichnen konnte; denn es werden weder allgemeine Normen noch Werte zum Mafistab fur das Handeln des einzelnen gesucht. Das heifit selbstverstandlich nicht, dass jeder alles das einfach tun soll, was ihm gerade einfallt. Die Aufgabe des einzelnen ist es, das eigene soziale Selbstverstandnis zu bestimmen (welches ihm durch die Existenz der Resonanz ermoglicht wird), kritisch im Auge zu behalten, wenn notig zu revidieren, und vor allem: sich dementsprechend zu verhalten.

Asthetik

Doblins Asthetik basiert wie die Ethik auf seiner Ontologie. Daher greift er auch auf die dort eingefuhrte Verbindung zwischen dem Ich und der Welt, die Resonanz zuruck und differenziert diese: Er unterscheidet zwischen einer gehemmten, unvollstandigen und einer gehemmten vollstandigen Resonanz.[37] Erstere erlaube es den Menschen zu erkennen, zu beobachten und zu beschreiben, also eben den Tatigkeiten nachzugehen, die sie als analysierende eher als "Gegenstuck" zur Welt charakterisieren, wohingegen die letztere den Bereich der Kunst beziehungsweise der tatigen Teilnahme, das, was den Menschen als "Stuck" der Welt ausmacht, ermogliche. Weiterhin wird durch die ungehemmte vollstandige Resonanz die Zeitlichkeit aufgehoben. Doblin betrachtet Kunst folglich als Freiheit uber die Zeit, die eben dadurch zustande kommt, dass die Dinge als "Stuck" bestimmt werden: „Die Welt ist reich genug, und die Gestaltungen der Kunst sind Fortsetzungen der Realitat, aus der flussigen Substanz der Realitat selbst gezogen. Wir schreiten zu den Elementen und entkleiden die Realitat, um die Elemente zu finden, ihres Zweck- und Dingcharakters."[38]

Eine ahnliche Auffassung wird auch von Martin Heidegger in seiner Abhandlung Der Ursprung des Kunstwerkes[39] verfochten. In dieser stellt er namlich die These auf, dass sich das Kunstwerk nicht auf Gebrauchsdinge (das sogenannte „Zeug" oder „Zuhandene") oder auf blofi Vorhandenes (das „Ding") reduzieren lasse.

Nun stellt sich naturlich die Frage, wie es uberhaupt moglich sein kann, dass Menschen, denen ja eben ihre „Entzweiung" in „Stuck" und „Gegenstuck" wesentlich ist, Kunstwerke, die soeben als reines „Stuck" bestimmt wurden, erschaffen konnen? Zur Beantwortung dieser Frage verweist Doblin auf zweierlei: Zum einen hat das Individuum die Fahigkeit zur Spontanitat, die es moglicherweise manchmal dazu befahigt, die „Entzweiung" zu uberwinden. Zum anderen greift vereinzelt auch die nicht-menschliche, tierisch-pflanzlich-anorganische Welt auf menschliche Erzeugnisse uber, welches ebenfalls zur Aufhebung der „Entzweiung" fuhren kann. Dies erortert er noch einmal ausfuhrlicher in dem Aufsatz Die Natur und das Kunstwerk: „Ein wirkliches Kunstwerk ist kein 'Kunstprodukt', so wenig der Hersteller selber Kunstprodukt ist. Es ist aus einer ganz ursprunglichen Keimanlage, Keimzelle in ihm gediehen, genau wie im grober Sinnfalligen der junge Spross aus dem 'Auge' der Pflanze gekommen ist. Wir tragen alle solchen Vegetationspunkt in uns, der produktiv, lebendig ist. Ein Gedanke, ein Werk, das ich mache, und von dem ich fuhle, dass es Belang hat, hat sich als Stuck von mir entwickelt, sich verselbstandigt, abgelost."[40]

Durch die Kunst wird es dem Menschen also moglich, die Vollendung, die das In- einander-aufgehen von Person und Welt bedeutet, zumindest teilweise zu erfahren.

Die praktische Umsetzung

Einer der zentralen Satze einer praktischen Umsetzung der Ethik Doblins ist der folgende: ,,Der Mensch ist ein gesellschaftliches, aber nicht staatliches Wesen."[41] Ein gesellschaftliches ist er naturlich deshalb, weil er sich, wie es Doblin in der Ethik andeutet, uber sein soziales Selbstverstandnis definiert. Ohne andere Menschen ist daher niemand lebensfahig. Jetzt konnte man fragen: Warum ist er aber kein staatliches Wesen, wenn er doch ein gesellschaftliches ist? Die Antwort ist das Ergebnis der Analyse Doblins, die er durchfuhrt, um die eigene Stellung in der Welt besser erfassen zu konnen:

Zunachst befasst er sich mit der Lage der Juden[42], die er durch einen Blick in deren Geschichte zu erfassen versucht. Dabei ergibt sich die immerwahrende Verfolgung als zentrales Moment, von dem Doblin (wie wir heute wissen leider berechtigterweise) annimmt, dass sie dieses auch weiterhin sein wird: ,,Glaube sich keiner, der Jude ist, irgendwo seines Burgerrechts oder auch seines Lebens sicher! Auch nicht in den scheinbar kultiviertesten Staaten."[43] Diese Unsicherheit macht Doblin dafur verantwortlich, dass die Juden zu einem Volk geworden sind, welches sich fast ausschliefilich uber die Religion definiert. Seiner Ansicht nach ist das jedoch nicht das richtige Selbstverstandnis und daher nennt er die Juden auch: „Volk-Nichtvolk". Uber die Religion hinaus benennt Doblin nur noch vier weitere Eigenschaften, die er fur charakteristisch erachtet. Er fuhrt diese jedoch samtlich auf die standige Verfolgung und die daraus resultierende starke Religiositat zuruck. Bei ihnen handelt es sich um Fanatismus gepaart mit grofiter seelischer Feinfuhligkeit, logisch rechnerische Begabung, Herausbildung des Handlertypus und schauspielerische Begabung. Um ein eigenes Selbstverstandnis aufier der Religion entwickeln zu konnen, halt er ,,die Aufrichtung aufierer judischer Macht, als Instrument dazu die Schaffung einer weltlichen judischen Zentrale"[44] fur unerlafilich. Im

Falle der Juden konnte es mithin doch so sein, dass ein Staat notwendig wird, um uberhaupt erst den Boden fur ein Verstandnis von Gesellschaft zu legen. Damit schliefit sich Doblin allerdings nicht zionistischem Gedankengut an, welches er mit scharfem Worten verurteilt: ,,Da gibt es den Ansatz zu einer nationalen judischen Heimstatte, auf Herzls Initiative, aber mit schlechtem Realitatssinn und als Kompromiss an die Pfaffen und ihren Anhang, in Palastina entstanden."[45]

Obwohl er also die Schaffung eines Staates fur Juden eventuell fur angemessen halt, ergibt sich fur Doblin gewohnlich kein positives Bild von Staaten: „Du musst dich heute vor der 'Offentlichkeit', Organisationen, Kollektiven huten! Es sind unwahre Gebilde. Sie sind falsche Offentlichkeit, falsche Organisationen und Kollektive. Sie sind das Ubel von heute und die wirklichen Verhinderer eines wirklichen Daseins."[46] Diese negative Einschatzung der modernen Staaten basiert in erster Linie auf der Uberzeugung, dass die Verknupfung von Kapitalismus mit Wissenschaft, Technik und Industrie, auf der die modernen Staaten aufbauen, einen Zwang auf die Menschen ausubt. Dieser fuhrt dazu, dass die Menschen egoistisch werden und dann naturlich ihren sozialen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Die Staaten werden daher als Zerstorer des von Doblin propagierten sozialen Verstandnisses und damit der Gesellschaft angesehen.

Fur Doblin resultiert aus diesem negativen Staatsverstandnis jedoch nicht die Forderung nach deren Abschaffung, sondern wiederum die Aufgabe des Individuums umzudenken. Es gilt eine neue Sichtweise zu entwickeln, in deren Mittelpunkt die Fragen: „wie reife ich in ihnen, wie behaupte ich mich gegen sie, wie werde und erhohe ich mich mit ihnen?"[47] stehen sollen. Damit aber greift er erneut den in der Ethik entwickelten Gedanken von der bewussten Einordnung des einzelnen in den sozialen Kontext auf, und scheint diese somit fur adaquat auf die Realitat anwendbar zu halten. Seine zentrale Forderung an die modernen Staaten ist dementsprechend: „Die Freisetzung des Individuums zum Zweck der Auflosung alter Zwangsvorstellungen, die die wirkliche Besinnung und Aktivierung verhindern."[48]

Naher ausgefuhrt werden Doblins Uberlegungen zur Staatstheorie in den offenen Briefen in Wissen und Verandern: Doblin entwickelt darin zunachst zwei Grundsatze, die das Verhaltnis von Geschichte bzw. historischem Gedankengut und dem einzelnen Menschen klaren sollen:

1. Der geschichtHche Prozess formt und beeinflusst den Menschen und die Menschengruppen.[49]
2. Die ganz spezifische, besonders gesellschaftliche Natur des Menschen aber und die Prinzipien dieser Natur gehen aller Menschlichkeit voraus.[50]

Beide Betrachtungsweisen werden dann von ihm ausgefuhrt. Dabei ergibt sich folgendes Bild der deutschen Geschichte: die Mehrheit der Bevolkerung wird unterdruckt durch einen feudalen Staat, der durch die Kirche unterstutzt wird. Es hat zwar gewisse Reformversuche bzw. Ausbruchsversuche gegeben; diese mussten aber alle scheitern, weil sie nur halbherzig durchgefuhrt wurden. So trat zum Beispiel Martin Luther zwar fur die Befreiung des Individuums von der Kirche ein, jedoch nicht fur die vom Staat.[51] Die Menschen sind massiv durch diese lange Ara des Feudalismus gepragt worden: „Menschenverachtung, Liebe zur Gewalt, Selbstverherrlichung und Selbstsucht traten als die Herrentugenden auf, verkummerten die Niedergehaltenen und erzeugten Bedientensinn, mangelndes Selbstgefuhl, schliefilich Neigung zum Gehorsam, Vergotterung der Disziplin und einseitige Verherrlichung der militarischen Straffheit, des Fleifies und der Ordnung."[52]

Gegen den Feudalismus gibt es in Deutschland drei wirksame Instanzen:

1. Religiose Grundsatze
2. das Burgertum
3. die Arbeiterschaft bzw. den Sozialismus[53]

Damit aber ist er bei der zweiten Betrachtungsweise angelangt. Er vertritt namlich die These, dass es zur Uberwindung des feudalen Staates ursprunglicher, naturlicher Prinzipien bedarf. Diese sind sehr alte Ideen, die sich sowohl im Christentum als auch im Sozialismus finden[54], mussen aber trotzdem unter den gegebenen Umstanden als revolutionar bezeichnet werden. Die Leitsatze dieses Sozialismus sind: „Freiheit, spontaner Zusammenschluss der Menschen, Ablehnung jedes Zwanges, Emporung gegen Unrecht und Zwang, Menschlichkeit, Toleranz, friedliche Gesinnung."[55]

[...]


[1] Das kommt vor allem in Doblin uber Doblin in Doblin (1980) zum Ausdruck: „Ich kann mit dem Herrn, ich meine den Autor, der denselben Namen tragt wie ich, auch seines Stils wegen nichts anfangen."

[2] Vgl. Schroter (1978), 38 und Thomann Tewarson (1979), 29: „Neben den medizinischen Studien hatte er auch Philosophie - unter anderem uber Kant und Hegel - bei einigen der namhaftesten Professoren der damals weltberuhmten Universitat gehort." Zu den 'namhaften Professoren' in der 'weltberuhmten Universitat' Berlin gehoren: Max Dessoir (1867-1947), Friedrich Paulsen (1846-1908) und der Hegelianer Adolf Lasson (1832-1917). In Freiburg horte er unter anderem Vorlesungen des bekannten Neukantianers Heinrich Rickert (1863-1936). (vgl. Prangel (1973), 17).

[3] In Doblin (1927).

[4] Unser Dasein erschien im April 1933, am 10. Mai wurde es von den Nazis offentlich verbrannt. Vgl. dazu: Schuster/Bode (1973), Einfuhrung zu Unser Dasein. Doblin war zum einen Jude, zum anderen aber auch uberzeugter Sozialdemokrat - 1918 Beitritt zur USPD, 1921 Beitritt zur SPD (vgl. Schroter (1978), 139).

[5] Vgl. Schroter (1978), 53

[6] Doblin analysiert diesen, indem er die Handlungen seiner Werke entweder in die Geschichte und/oder unbekannte Umgebungen verlegt, wie in Die drei Sprunge des Wang-lun (1960) und Wallenstein (1965), oder sogar durch die Schaffung einer Utopie kritisch beleuchtet, wie in Berge, Meere und Giganten (1977).

[7] „Am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Reichtagsbrand, verliefi Doblin, gewarnt von Freunden Deutschland. Er wurde zunachst von Ludwig Binswanger, Kreuzlingen/Schweiz, aufgenommen, (...) und zog im November 1933 nach Paris" (Schroter (1978), 118f.). „Drei Jahre spater wurde er am 16. Okt. 1936 neutralisiert, ein fur ihn glucklicher Umstand, den er seinen beiden in Frankreich militardienstfahigen Sohnen Klaus und Wolfgang zu verdanken hatte." (Prangel (1973), 79). „Mit Notvisen fur die USA gingen Doblin, seine Frau und der Jungste am 3. September [1940] an Bord der Nea Hellas'. Sie landeten am 12. September in Hoboken, New Jersey, und schon im Oktober in Beverly Hills, dann Hollywood, Kalifornien, dem Asyl der nachsten funf Jahre." (Schroter (1978), 126)

[8] Vgl. Schroter (1978), 126. Doblin befand sich standig im Zweifel uber die Religion, was sich jedoch auch durch seinen Ubertritt zum Katholizismus nicht anderte, was er bedauert: „Ich habe mich von keiner der mir bekannten Religionsformen abgewandt, aber ich vermochte mich auch nicht ihnen, oder einer von ihnen, wirklich zuzuwenden. Ich habe das oft und intensiv bedauert." (zitiert aus: Ich bin nicht im Stande, 'Stellung' zur Religion zu nehmen in Doblin (1986), 208.) Man kann auch nicht sagen, dass er Katholik wurde in dem Sinne, dass er sich zur Institution Kirche bekannte. Im Gegenteil horte er nie auf, die Kirche und deren Reprasentanten zu kritisieren. So wendet er sich zum Beispiel in der Rundfunkansprache Uber das Verhaltnis Israels zum Christentum vom 6.4.1952 dagegen, den Juden die Schuld am Tode Jesu zu geben: „Sie haben ihn ermordet, gekreuzigt. Wer hat das getan? Die Frommen sagen und die Schriften und Gebete sprechen es aus: die Juden. Die Frommen sagen das, ohne, wie mir scheint, genugend von ihren Kirchen und Lehrern aufgeklart zu werden. Denn von wem ist im Alten Testament und von wem im Neuen Testament die Rede? Von den Juden? Nein, es ist ganz allgemein die Rede von den Menschen, von der Menschheit." (Doblin (1992), 315) Doblins Konversion wurde von vielen Zeitgenossen mit Verwunderung bis hin zur Ablehnung aufgenommen, was verstandlich wird, wenn man berucksichtigt, dass er sich noch in Paris sehr fur judische Organisationen, wie die „Liga fur judische Kolonisation" (vgl. Prangel (1973), eingesetzt hatte, wie es auch in Unser Dasein zum Ausdruck kommt (s.u.).

[9] Zur Veroffentlichungsgeschichte des Hamlet-Romans: Graber, Heinz: Zum Text derAusgabe im Anhang zum Hamlet-Roman.

[10] Doblin beschaftigte sich zunachst eingehender mit dem Buddhismus, wozu er durch seine Schopenhauer-Lekture angeregt worden war. Der Taoismus ruckt erst nach einem Aufstand chinesischer Goldwascher an der Lena, der Doblin zum Schreiben von Die drei Sprunge des Wang-lun (1960) inspirierte, in den Bereich seines Interesses. (vgl. hierzu Schroter (1978), 55)

[11] So weist zum Beispiel Hinton Thomas in Das Ich und die Welt: Expressionismus und Gesellschaft in: Rothe (Hg.), 19-36, 24f. kritisch auf diesen Aspekt hin: „Die expressionistischen Schriftsteller mochten offen sein fur eine Vorstellung vom Menschen, der anders als ein Individuum im Sinne des burgerlichen Ideals beschaffen ist, und sie mochten sich der sozialen Faktoren stark bewusst sein, die nun gegen dieses Individuum arbeiteten. Typisch aber war ihre defensive Reaktion darauf in Form einer Bejahung des Ich als eines kostbaren Besitzes und Ziels der menschlichen Existenz, durch ein Pathos verherrlicht, das weniger den Glauben daran verkorperte als vielmehr das Verlangen, es zu erreichen. (...) Durch diese Idealisierung des Menschen als 'absolut', 'beseelt', 'ursprunglich', 'elementar' wird die soziale Kritik der Expressionisten entscheidend gepragt. Wenn sie die moderne burgerliche Gesellschaft verurteilten, dann vor allem, weil sie dem Menschen die Moglichkeit versagte, sich als ein solcher zu beweisen und zu bewahren."

[12] Zur Zuordnung der Kapitel siehe auch Walter Muschg im Nachwort zu Doblin (1964), 484f.

[13] Zitiert aus: Doblin (1964), 13

[14] Zitiert aus Doblin (1964), 24

[15] Zitiert aus Doblin (1964), 22

[16] Ich beziehe mich hier auf Doblin (1964), 30: „Vor mir steht die volle Wahrheit: Die Entzweiung in der Welt, sichtbar geworden in der zwiefachen Gestalt der Person als Stuck und Gegenstuck der Welt."

[17] Zitiert aus Doblin (1964), 49f.

[18] Descartes schreibt in den Meditationes de prima philosophia (1977), 50: „Sed quid igitur sum ? res cogitans, quid est hoc? nempe dubitans, intelligens, affirmans, negans, volens, nolens, imaginans quoque et sentiens."

[19] Zum Beispiel in Doblin (1964), 68

[20] Zitiert aus Doblin (1964), 95

[21] Zitiert aus Lao-Tse (1961), Kapitel 25

[22] Damit folgt Doblin der Tradition Jean-Jacques Rousseaus, der bereits das Mitleid als neben dem Selbsterhaltungstrieb dem Menschen ursprungliche Motivation angesehen hatte: „Dabei glaube ich zwei Prinzipien zu bemerken, die vor dem Verstand da sind. Das eine macht uns leidenschaftlich um unser Wohlergehen und unsere Erhaltung besorgt. Das andere flofit uns einen naturlichen Widerwillen dagegen ein, irgendein fuhlendes Wesen, vor allem unseresgleichen, umkommen oder leiden zu sehen." (zitiert aus Uber den Ursprung, und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen in Rousseau (1983), 189)

[23] Zum Beispiel in Doblin (1964), 171

[24] Zitiert aus Woolf, Virginia (1972), 189

[25] Zitiert aus Doblin (1964), 95

[26] Zitiert aus I Ging (1973), 264

[27] Zitiert aus Doblin (1964), 190

[28] Zitiert aus Doblin (1964), 190

[29] Zitiert aus Doblin (1964), 187

[30] Diese Unterscheidung wird erstmals in Doblin (1964), 203 getroffen.

[31] Zitiert aus Doblin (1964), 195

[32] Zitiert aus Doblin (1964), 215

[33] Zitiert aus Doblin (1964), 225

[34] Heidegger vertritt genau wie Doblin ein ontologisches Wahrheitsverstandnis, das an seine Wahrheitsauffassung in Sein und Zeit (1986), §44 anknupft. Ein Seiendes ist demnach 'unverborgen' (von griechisch a\^0£ia), wenn es im Einklang mit seinem Wesen steht.

[35] Zitiert aus Reden des Buddha (1957), 81

[36] Zitiert aus Doblin (1964), 230

[37] Diese Unterscheidung wird in Doblin (1964), 246 getroffen.

[38] Zitiert aus Doblin (1964), 255

[39] Die Abhandlung befindet sich in Heidegger (1980)

[40] Zitiert aus Die Natur und das Kunstwerk in Doblin (1990), 405

[41] Zitiert aus Doblin (1964), 352

[42] Das geschieht, weil er selber Jude war. Er befand sich jedoch standig im Zweifel uber die Religion, was auch daran deutlich wird, dass er spater zum Katholizismus ubergetreten ist (vgl. Schroter (1978), 126). Allerdings wurden seine Zweifel auch dadurch nicht beseitigt, welches er bedauert: „Ich habe mich von keiner der mir bekannten Religionsformen abgewandt, aber ich vermochte mich auch nicht ihnen, oder einer von ihnen, wirklich zuzuwenden. Ich habe das oft und intensiv bedauert." (zitiert aus Ich bin nicht im Stande, 'Stellung' zur Religion zu nehmen in Doblin (1986), 208)

[43] Zitiert aus Doblin (1964), 400

[44] Zitiert aus Doblin (1964), 398

[45] Zitiert aus Doblin (1964), 388

[46] Zitiert aus Doblin (1964), 418

[47] Zitiert aus Doblin (1964),

[48] Zitiert aus Grundlinien in Doblin (1972a), 292

[49] Zitiert aus Doblin (1972b), 154. Anders formuliert er auch: „Alle Reaktionen werden imperatorisch von 'Werten' bestimmt, - das ist fleisch- oder geistgewordener Schatz von Urteilen, die wir teils von weit her, bis aus altesten Menschheitsepochen, ubernehmen, teils leiser und bescheidener uns selbst bilden." (Doblin (1972b), 236)

[50] Zitiert aus Doblin (1972b), 154

[51] Vgl. Doblin (1972b), 156-170

[52] Zitiert aus Doblin (1972b), 176

[53] Vgl. Doblin (1972b), 256ff.

[54] Er meint hier keine Institutionen. Vielmehr wendet sich Doblin eindeutig gegen die Institution Kirche und die Theorie des Marxismus bzw. den in Russland existierenden Sozialismus.

[55] Zitiert aus Doblin (1972b), 141

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Die Philosophie Alfred Döblins
Untertitel
Unser Dasein, Berlin Alexanderplatz und Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Germanistisches Institut)
Veranstaltung
Deutsche Romane nach 1945
Note
sehr gut (-)
Autor
Jahr
1994
Seiten
50
Katalognummer
V141021
ISBN (eBook)
9783640489114
ISBN (Buch)
9783640488926
Dateigröße
615 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz, Unser Dasein, Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende, Die Philosophie Alfred Döblins, Döblins Philosophie
Arbeit zitieren
Katharina Udemadu (Autor:in), 1994, Die Philosophie Alfred Döblins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141021

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