Jugendpartizipation in Form von Jugendparlamenten

Sachanalyse zur Unterrichtsstunde vom 29.05.2007


Praktikumsbericht / -arbeit, 2007

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Jugend und Jugendpartizipation
2.1 Definition „Jugend“
2.2 Was versteht man unter „Jugendpartizipation“?
2.3 Studien zum Interesse der Jugend an Politik
2.4 Erwartungen der Jugendlichen von der Politik

3 Das Jugendparlament als Möglichkeit der Jugendpartizipation
3.1 Definition „Jugendparlament“
3.2 Fallbeispiel: Das Kinder- und Jugendparlament Wolfen

4 Didaktische und methodische Begründung für den gewählten Gegenstand
4.1 Didaktische Begründung
4.2 Methodische Begründung

5 Quellen- und Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In meiner Sachanalyse werde ich aus fachwissenschaftlicher Hinsicht Stellung zum Thema „Jugendpartizipation“ nehmen.

Ich werde zunächst versuchen, die Begriffe „Jugend“ und „Jugendpartizipation“ zu definieren, werde anschließend einige Studien zur Beteiligung von Jugendlichen im gesellschaftlichen und politischen Leben präsentieren (es erschien mir als ratsam, damit klar wird, welche Bedeutung alternative Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche haben, zu denen auch die Jugendparlamente gehören) und anschließend klären, was ich Jugendliche aus Sicht der Forscher von der Politik wünschen. Im weiteren Verlauf stelle ich den Begriff „Jugendparlament“ vor, werde ein Fallbeispiel („Kinder- und Jugendparlament Wolfen“) charakterisieren und zum Abschluss die didaktische und methodische Begründung liefern, warum dieses Thema unbedingt zum Unterrichtsgegenstand in einer achten Klasse werden sollte.

2 Jugend und Jugendpartizipation

2.1 Definition „Jugend“

Um Jugendpartizipation und die Möglichkeiten der Partizipation zu untersuchen, muss man sich zunächst klar machen, welche Altersgruppen der Begriff „Jugend“ einschließt. Die 13. Shellstudie aus dem Jahr 2000 schlägt vor, alle 15- bis 24-jährigen als Jugendliche zu definieren.1 Allerdings, so Ulrich von Alemann, existiert keine endgültige Definition, um die Grenzen der Altersgruppen zu bestimmen.2 Ich werde mich in meinen Ausführungen auf die, von der 13. Shellstudie vorgeschlagene Altersgrenze konzentrieren, da die Altersgruppe der 15-jährigen in der Regel die achte Klasse besucht und ich in meiner Unterrichtsstunde verdeutlichen wollte, welche Möglichkeiten der Partizipation die Schüler einer achten Klasse haben.

2.2 Was versteht man unter „Jugendpartizipation“?

Nachdem geklärt ist, welche Altersgruppen man als Jugendliche bezeichnet, ist es nun von Nöten, den Begriff Jugendpartizipation genauer zu beleuchten. Laut Zeitpfeil e.V., einem Verein, der politisches und zivilgesellschaftliches Handeln fördern möchte, stellt Jugendpartizipation „Schnittstellen und Reibungsflächen zwischen Jugend- und Erwachsenenwelt her. Dies bedeutet ein spezielles Verhältnis, bei dem ‚gleiche Augenhöhe’ nicht einfach herstellbar ist und Jugendliche die Erfahrung machen können, dass sie nicht unbedingt ernst genommen werden oder auch instrumentalisiert werden. Jugendpartizipation kann keine Einbahnstraße sein, da Erwachsene Anteil an der Kultur der Jugendlichen nehmen müssen, um überhaupt in Dialoge eintreten zu können. Vor allem dürfen keine Illusionen bei Jugendlichen geweckt werden, sonst kann Partizipation zu einer frustrierenden Erfahrung werden und Verdrossenheit erzeugen.“3 Die freie Enzyklopädie Wikipedia bezeichnet Jugendpartizipation als „Oberbegriff für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“. Laut Wikipedia gehen Sozialforscher davon aus, dass die Jugendlichen es schwer haben, ihre Interessen durchzusetzen, da diese Generation (so auch besagte 15-jährige) in gewählten Parlamenten faktisch nicht vertreten werden. Es sei also notwendig, Jugendliche durch Initiativen am politischen Alltag teilhaben zu lassen.4

2.3 Studien zum Interesse der Jugend an Politik

Um die verschiedenen Partizipationsmöglichkeiten der Jugendlichen genauer zu beleuchten, sollte man zunächst betrachten, welches Interesse die Jugendlichen an Politik und anderen Organisationen laut der Shell-Studie von 2000 haben. Diese beschreibt, dass 1991 noch 57 % der 15- bis 24-jährigen politisches Interesse hatten, 1999 waren es nur noch 43 %.5 Alemann fügt hinzu, dass diese Daten die Einzelheiten kaschieren würden. So sei in den neuen Bundesländern das politische Interesse noch weiter zurückgegangen als im ehemaligen West-Deutschland, außerdem sei das Interesse der jungen Frauen noch deutlich unter dem der jungen Männer. Alemann vertritt überdies die These, dass Jugendliche, je älter und ausgebildeter sie sind, mehr Interesse für Politik zeigen würden.6

Die 13. Shell-Studie beschreibt einen Trend, der nicht überraschen dürfte: Während Parteien, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände immer mehr Mitglieder zwischen 15 und 24 Jahren verlieren, ist der Anteil von jugendlichen Mitgliedern in Vereinen oder Organisationen angestiegen.7 Elmar Wiesendahl resümiert, dass sich die Jugendlichen und Parteien beiderseitig voneinander gelöst hätten. Daraus resultieren zunehmende Kommunikationsblockaden und verspieltes Vertrauen.8 Die 14. Shell-Studie von 2002 zeigt auch, dass sich Jugendliche (junge Männer mehr als junge Frauen) für Politik interessieren, die institutionalisierte Politik aber ablehnen.9 Demnach habe der Wettbewerb zwischen Parteien und „anderen Formen von politischer Beteiligung“ laut Thelse Godewerth zugenommen.10

Andere, alternative Formen politischen Engagements, zu denen neben Bürgerinitiativen auch die Jugendparlamente gehören, bezeichnet man als „non-govermental organizations“ („NGOs“). Hartwig Hummel meint, dass gerade der „lokale Bezug und die lockere Organisationsform“ der NGOs auf Jugendliche besonders attraktiv wirken.11

2.4 Erwartungen der Jugendlichen von der Politik

Was müsste passieren, damit die Jugendlichen ihre Meinungen über Politiker überdenken? Was erwarten Jugendliche von der Politik? Ingrid Burdewick resümiert aus Interviews mit Jugendlichen, dass Politiker eine für Jugendliche fremde Sprache verwenden und zu wenig auf Jugendliche eingehen würden. Laut den Jugendlichen seien politische Entscheidungsprozesse zäh und langweilig, Politiker versuchten vergeblich über ihr Informationsdefizit bei Themen, die Jugendliche bewegen, hinweg zu täuschen.12 Godewerth meint außerdem, Jugendstudien würden beweisen, dass Jugendliche parteiinterne Abläufe für wenig transparent halten würden und diese aus diesem Grund nicht nachvollziehbar erscheinen.13

Andreas Kießling äußert, dass die politische Partizipationsbereitschaft der Jugendlichen „von der Suche nach direkt erfolgsversprechenden Beteiligungsformen gekennzeichnet“ sei, die mit einem temporären Engagement Möglichkeiten bieten, „eigene Interessen individuell einzubringen.“14 Godeweth fügt hinzu, dass es auf die Fähigkeit von Parteien ankäme, sich von veralteten Strukturen zu lösen und Jugendlichen dadurch garantierte Mitspracherechte einzuräumen. Außerdem, so Godewerth, müssen politische Prozesse so reformiert werden, dass sie transparent sind, damit Jugendliche diese nachvollziehen können und realisieren, dass Engagement etwas bewirken kann. Die Jugendlichen müssen also vom Nutzen der Politik überzeugt werden.15

3 Das Jugendparlament als Möglichkeit der Jugendpartizipation

Wie bereits erwähnt sollten NGOs - denn nur hier können besagte 15-jährige wirksam politisch Einfluss nehmen - lokal vertreten sein, eine lockere Organisationsstruktur haben und transparente Entscheidungsprozesse aufweisen können. Jugendparlamente erfüllen diese Ansprüche und sollen deswegen im Zentrum der weiteren Betrachtung stehen.

3.1 Definition „Jugendparlament“

Die „Infostelle Kinderpolitik“ - ein Service des Deutschen Kinderhilfswerkes schreibt dazu: „Inzwischen gibt es sie in fast 100 Städten und Gemeinden Deutschlands. Mal heißen sie Kinder- und Jugendparlament, mal Kinder- und Jugendrat […]. Eins haben sie gemeinsam. Die Kinder- und Jugendlichen, die dort mitmachen, sagen den Erwachsenen, was ihnen stinkt und wie man es besser machen könnte. Sie vertreten nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern möglichst die aller Kinder und Jugendlichen in der Stadt oder Gemeinde.

[...]


1 vgl. Deutsche Shell AG (Hrsg.), Jugend 2000, Opladen 2000.

2 vgl. Alemann, Ulrich von, Einführung in die Thematik, in: Alemann, Ulrich von, Morlok, Martin,

Godewerth, Thelse (Hrsg.), Jugend und Politik: Möglichkeiten und Grenzen politischer Beteiligung der Jugend, Baden-Baden 2006, S. 9-13, hier: S. 9.

3 Zeitpfeil - Begriff und Praxis der Jugendpartizipation, http://www.zeitpfeil.org/projekte/Partizipation/Begriff-Partizipation, abgerufen am: 03.06.2007.

4 vgl. Jugendpartizipation - Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Jugendpartizipation, abgerufen am: 03.06.2007.

5 vgl. Deutsche Shell AG (Hrsg.), a.a.O., S. 264.

6 vgl. Alemann, Ulrich von, a.a.O., S. 10.

7 vgl. Deutsche Shell AG (Hrsg.), a.a.O., S. 275.

8 vgl. Wiesendahl, Elmar, Keine Lust mehr auf Parteien. Zur Abwendung Jugendlicher von den Parteien, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Aus Politik und Zeitgeschichte, Jg. 29, B 10/2001, Bonn 2001, S. 7-19, hier: S. 19.

9 vgl. Deutsche Shell AG (Hrsg.), Jugend 2002. Zwischen Idealismus und robustem Materialismus, Frankfurt 2002.

10 Godewerth, Thelse, Jugend und Politik, in: Alemann, Ulrich von, Morlok, Martin, Godewerth, Thelse (Hrsg.), Jugend und Politik: Möglichkeiten und Grenzen politischer Beteiligung der Jugend, BadenBaden 2006, S. 15-22, hier: S. 19.

11 vgl. Hummel, Hartwig, Jugend in NGOs, in: Alemann, Ulrich von, Morlok, Martin, Godewerth, Thelse (Hrsg.), Jugend und Politik: Möglichkeiten und Grenzen politischer Beteiligung der Jugend, Baden- Baden 2006, S. 43-58, hier: S. 43.

12 vgl. Burdewick, Ingrid, Jugend - Politik - Partizipation. Ergebnisse einer quantitativen und einer qualitativen Untersuchung, in: Birtsch, Vera, Kreft, Dieter, Merten, Roland (Hrsg.), Unsere Jugend, Jg. 5, Heft 1, München 2001, S. 5-15.

13 vgl. Godewerth, Thelse, a.a.O., S. 21.

14 vgl. Kießling, Andreas, Politische Kulturen und Parteien in Deutschland. Sind die Parteien reformierbar?, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Aus Politik und Zeitgeschichte, Jg. 29, B 10/2001, Bonn 2001, S. 29-37, hier: S. 31.

15 vgl. Godewerth, Thelse, a.a.O., S. 22.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jugendpartizipation in Form von Jugendparlamenten
Untertitel
Sachanalyse zur Unterrichtsstunde vom 29.05.2007
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Politikwissenschaft und Japanologie)
Veranstaltung
Schulpraktische Übungen
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V141015
ISBN (eBook)
9783640481224
ISBN (Buch)
9783640481095
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendpartizipation, Jugendparlament
Arbeit zitieren
Robert Griebsch (Autor:in), 2007, Jugendpartizipation in Form von Jugendparlamenten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141015

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