Pro Forma Earnings


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Pro forma earnings
2.1. Begriffsdefinition
2.2 Intention und Zweck der Veröffentlichung

3. Publizitätsverhalten am deutschen Kapitalmarkt
3.1 Verbreitung und Erscheinungsformen
3.2 Verwendete Kennzahlen
3.2.1 EBIT
3.2.2 EBITDA

4. Regulierungsinitiativen
4.1 Regulation G
4.2 Ansätze der Regulierung in Deutschland und Europa

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: earnings before Kennzahlen in Abhängigkeit von den ange- wandten Rechnungslegungsnormen

Abb. 2: Pro forma earnings in der Überleitungsrechnung

Abb. 3: EBITDA-Berechnungsschemata

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Bestandteile der Unternehmensberichterstattung

Je nach Unternehmensstruktur und angewandtem Rechnungslegungssystem müssen Unternehmen vorgeschriebene Pflichtangaben publizieren. Zu den Pflichtangaben des Jahresabschlusses gehören für Kapitalgesellschaften nach HGB folgende Elemente: Bilanz, GuV, Kapitalflussrechnung und Anhang (vgl. § 242 (3), § 264 (1) HGB). Desweiteren ist gesetzlich geregelt, dass Kapitalge- sellschaften einen Lagebericht aufzustellen haben (vgl. § 289 HGB). Zusätzlich zu diesen Pflichtangaben weisen viele Unternehmen weitere freiwillige Kenn- zahlen aus. Diese freiwilligen Kennzahlen werden pro forma earnings ge- nannt.1 Die bekanntesten lauten EBIT und EBITDA.2 Die Veröffentlichung dieser Ergebnisgrößen ist, insbesondere bei börsennotierten Unternehmen, ein globales Phänomen. Sie sind demnach auch ein fester Bestandteil der Unter- nehmensberichterstattung am deutschen Kapitalmarkt.3

Im zweiten Kapitel erfolgen zunächst die Begriffsabgrenzung und eine kriti- sche Analyse der Motivation der pro forma Berichterstattung. Dabei wird ins- besondere auf die beiden Hauptintentionen Transparenzerhöhung und Ear- nings Management eingegangen. Das dritte Kapitel beinhaltet eine Analyse der empirischen Literatur über die Verbreitung und Erscheinungsformen der pro forma Kennzahlen auf dem deutschen Kapitalmarkt. Die beiden populärsten Kennzahlen EBIT und EBITDA erhalten dabei eine eigenständige Betrachtung. Im vierten Kapitel werden die vorhandenen Regulierungsmaßnahmen erläutert. In der Schlussbemerkung wird der zukünftige Stellenwert der pro forma ear- nings analysiert.

2. Pro forma earnings

2.1. Begriffsdefinition

Der Begriff pro forma earnings könnte im Deutschen „als-ob-Ergebnis“ lauten. Hierbei wird die Unternehmensleistung so dargestellt, „als-ob“ bestimmte Aufwendungen und/oder Erträge im Betrachtungszeitraum nicht angefallen wären.4 Dabei handelt es sich um Kennzahlen, die von Unternehmen freiwillig, neben den regulierten Größen, in ihren Geschäftsberichten, Pressemitteilungen und sonstige Unternehmensveröffentlichungen (Homepage, Unternehmenszeit- schriften, Finanzanzeigen, usw.) publiziert werden. Sie sind somit ein fester Bestandteil der regelmäßigen und unregelmäßigen Finanzmarktkommunikati- on.5 Bei der Berechnung wird das nach den jeweiligen Rechnungslegungsstan- dards (HGB, IFRS, US-GAAP) ermittelte Ergebnis (Jahresüberschuss bzw. net income), um einmalige, außerbetriebliche, ungewöhnliche oder nicht zah- lungswirksame Bestandteile, insbesondere Aufwendungen, bereinigt.6 Adressa- ten dieser Kennzahlen sind Investoren (Eigen- und Fremdkapitalgeber), die Fachpresse sowie Analysten. Analysten nutzen die pro forma earnings z.B. mit Hilfe sogenannter Multiplikatoren-Modelle zur Unternehmens- bzw. Aktien- bewertung. Sie werden von ihnen entweder selbst erstellt oder direkt aus den Unternehmensberichten übernommen.7 Das Ungewöhnliche an diesen Kenn- zahlen ist, dass es weder in der Praxis noch in den jeweiligen Rechnungsle- gungsnormen einheitliche oder normierte Berechnungsschemata gibt.8 Die be- liebtesten pro forma Kennzahlen sind die beiden earnings-before Gr öß en EBIT und EBITDA.9 Beim EBIT wird das normierte Ergebnis um die Zinsen und die Steuern bereinigt. Es stellt also ein finanzierungs- und steuerneutrales Be- triebsergebnis dar. Beim EBITDA werden zusätzlich die Abschreibungen auf materielle und immaterielle Vermögensgegenstände herausgerechnet.10 Das EBITDA spiegelt somit eine cashflow-nahe Ergebnisgröße vor Zinsen und Steuern wieder. In Kapitel 3.2. erfolgt eine genauere Betrachtung dieser beiden Kennzahlen. Neben den earnings-before Kennzahlen gehören zu den pro forma earnings auch die sogenannter modifizierten Ergebnisgrößen, wie z.B. ein „Jahresüberschuss vor Sondereinflüssen“, ein „um einmalige Effekte bereinig- tes operatives Ergebnis“ oder die „angepassten earnings-before Kennzahlen “. Diese modifizierten Größen werden im angloamerikanischen Wirtschaftsraum auch als non GAAP measures bezeichnet.11

2.2. Intention und Zweck der Veröffentlichung

In der Regel sind zwei grundsätzliche Motive bzw. Zielsetzungen der Veröffentlichung von pro forma earnings zu unterscheiden: Transparenzerhöhung und Earnings Management.12

Transparenzerhöhung

Der konzeptionelle Grundgedanke der pro forma earnings liegt darin, das Transparenzniveau der veröffentlichten Jahresabschlüsse zu erhöhen. Unter Transparenz versteht man in diesem Zusammenhang die Durchschaubarkeit des Zustandekommens der von einem Unternehmen veröffentlichten Zahlen. Der Informationsgehalt des Jahresabschlusses soll somit für die externen Bi- lanzleser gesteigert werden. Eine Transparenzerhöhung wird von Unternehmen dadurch begründet, dass durch die Eliminierung der Einmaleffekte und der nicht operativen Komponenten eine bessere Einschätzung der Nachhaltigkeit der operativen Ertragskraft ermöglicht wird. Ziel ist es, eine bessere Basis für sichere Prognosen der zukünftigen Gewinne darzustellen. Durch die bessere Prognosetauglichkeit erhofft sich das Management eine Stabilisierung des Ak- tienkurses. Dies ist nicht nur positiv für die Unternehmen zu bewerten, sondern vermeidet auch potenzielle Fehleinschätzungen auf der Anlegerseite.13

Earnings Management

Demgegenüber behaupten Kritiker, dass pro forma earnings die Ertragslage von Unternehmen systematisch positiver darstellen, als sie sich anhand der regulierten Ergebnisgrößen hätten errechnen lassen. Die fehlende Definition der Kennzahlen wird vom Management so ausgenutzt, dass gezielt die Be- standteile eliminiert werden, die zu einer positiveren Kapitalmarktbewertung und nicht zu einer bessern Prognosetauglichkeit führen.14 Denn gerade die Ent- scheidung, welche Ereignisse zum Gegenstand solcher Bereinigungen gemacht werden, ist nicht normiert und kann somit subjektiv vom Unternehmen gefällt werden. Diese Positiv-Darstellung ist aber nicht nur auf Grund der fehlenden Standardisierung möglich, sondern auch durch den vorliegenden Informations- vorsprung der Unternehmen gegenüber den Empfängern. Es liegt eine Informa- tionsasymmetrie vor, die vom Management opportunistisch ausgenutzt werden könnte. Adressaten der Finanzmarktkommunikation können durch den vorhan- denen Informationsnachteil nicht erkennen, welche Transaktionen und Ereig- nisse zutreffend als außergewöhnlich einzuschätzen sind bzw. welche als nicht wiederkehrend anzusehen sind. So kann ein Unternehmen bei der Berechnung von pro forma earnings reguläre Aufwendungen als prognose-irrelevant herausrechnen und/oder Einmalerträge als wiederkehrend ansetzen.15 Die Un- ternehmen erhoffen sich durch diese positivere Berichterstattung, Anleger zu beeinflussen, um dadurch eine bessere Beurteilung am Kapitalmarkt erzielen zu können. Mögliche Anreize hierfür könnten aus der zunehmenden Haftungs- problematik oder der Aktienkurs-basierenden Vergütung des Managements resultieren. Auch das Erreichen kommunizierter Ergebnisziele kann ein Grund für diese Positiv-Darstellung der Unternehmen sein.16 Anleger hingegen wer- den somit systematisch zu Fehldispositionen verleitet. Dies muss als klarer Missbrauch der Informationssender angesehen werden.

Der Übergang zwischen Transparenzerhöhung und dem Earnings Manage- ment ist nicht ständig voneinander abzugrenzen, da durch die fehlende Norm die Managementmotivation schwer oder gänzlich unmöglich einzuschätzen ist. Dementsprechend schwierig ist die Identifikation und Nachweisbarkeit der gegensätzlichen Zielsetzungen.17 Umso wichtiger erscheint daher der Ausweis der Ermittlungstechnik, die für die jeweilige Berechnung der Kennzahl heran- gezogen wird. Denn ohne diese Überleitungsrechnung wird dem Bilanzleser bzw. -analysten gänzlich die Möglichkeit zur Überprüfung der „Richtigkeit“ der Kennzahl genommen.

In der Praxis sind beide Motive von praktischer Bedeutung und werden in der Literatur anhand von Studien belegt. So konnte gezeigt werden, dass Unter- nehmen, deren Abschlussergebnis einen eher niedrigen Informationsgehalt aufweist, häufiger zu pro forma earnings greifen. Der Informationsgehalt konnte in diesen Fällen tatsächlich gesteigert werden.18 Aber auch opportunis- tische Motive wurden in der Forschung belegt. So wurden pro forma earnings veröffentlicht, die weder für den Empfänger nachvollziehbar noch aus den re- gulierten Größen ableitbar waren.19 Der Zweck der Transparenzerhöhung kann in solchen Fällen nicht gegeben sein.

3. Publizitätsverhalten am deutschen Kapitalmarkt

3.1. Verbreitung und Erscheinungsformen

Veröffentlichungen von pro forma earnings sind auf dem deutschen Kapital- markt weit verbreitet. Eine Studie aus der jüngsten Vergangenheit20 zeigt die Popularität dieser Ergebnisgrößen. Fast 84% der untersuchten Unternehmen veröffentlichten in ihren Geschäftsberichten mindestens eine pro forma Ge- winnziffer. Dieses Untersuchungsergebnis deckt sich mit älteren Analysen in denen rund 90% der betrachteten Unternehmen pro forma earnings publizier- ten.21 Sie werden auf dem Kapitalmarkt in nahezu allen Branchen und unab- hängig von der Unternehmensgröße veröffentlicht. Die einzige Ausnahme bil- det die Kredit- und Versicherungsbranche, deren Rechnungslegung branchen- spezifischen Gegebenheiten und Regelungen unterworfen ist. Hier werden in der Regel keine pro forma earnings veröffentlicht. Diese Branchen werden von vornherein bei den Analysen außer Acht gelassen.22

Es gibt viele unterschiedliche Facetten der pro forma earnings. Es grenzt nahe- zu an eine unüberschaubare Kennzahlenvielfalt am Kapitalmarkt. Besonders das Gestaltungspotenzial der earnings before Gr öß en scheint grenzenlos zu sein. So veröffentlichten Küting/Heiden 23 in ihrer Studie von 2003 gleich 34 verschiedene earnings before Kennzahlen, die von Unternehmen in ihren Jah- resabschlüssen verwendet wurden. Die populärsten Erscheinungsformen sind die Größen EBIT und EBITDA.24 Unabhängig von der Rechnungslegungsnorm werden diese beiden Kennzahlen am häufigsten in den Geschäftsberichten ver- öffentlicht. In HGB-Abschlüssen ist EBIT die mit Abstand meist veröffentlich- te freiwillige Größe (vgl. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: earnings before Kennzahlen in Abhängigkeit von den angewandten Rechnungslegungsnormen25

Da bei der Berechnung der pro forma earnings in der Regel Aufwendungen eliminiert werden (vgl. Kapital 2.1.), fallen sie in den meisten Fällen größer aus als die korrespondierenden Gewinnziffern. In der Studie von Hitz/Jenniges 26 war in fast 90% eine Steigerung gegenüber der normierten Größe zu ver- zeichnen.

[...]


1 Vgl. Gronewold, U./Sellhorn, T. (2009), S. 107.

2 Vgl. Hillebrandt, F./Sellhorn, T. (2002), S. 5.

3 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 240.

4 Vgl. Hillebrandt, F./Sellhorn, T. (2002a), S. 153.

5 Vgl. Heiden, M. (2006), S. 430 - 433.

6 Vgl. Küting, K./Heiden, M. (2002), S. 1085.

7 Vgl. Heiden, M. (2006), S. 144; S. 357; S. 478.

8 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 236.

9 Vgl. Hillebrandt, F./Sellhorn, T. (2002), S. 5; Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 241, Küting, K./Heiden, M. (2002), S. 1087.

10 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 237.

11 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 237.

12 Vgl. Gronewold, U./Sellhorn, T. (2009), S. 107; Heiden, M. (2006), S. 157.

13 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 245.

14 Vgl. Gronewold, U./Sellhorn, T. (2009), S. 107.

15 Vgl. Gronewold, U./Sellhorn, T. (2009), S. 108; Heiden, M. (2006), S.162.

16 Vgl. Heiden, M. (2006), S. 163; S. 478.

17 Vgl. Heiden, M. (2006), S.159.

18 Vgl. Lougee, B. A./Marquardt, C. A. (2004), S. 792.

19 Vgl. Hillebrandt, F. /Sellhorn, T. (2002), S. 24.

20 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S.236-245.

21 Vgl. Hillebrandt, F./Sellhorn, T. (2000), S. 4; Küting, K./Heiden, M. (2002), S. 1087.

22 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 240.

23 Vgl. Küting, K./Heiden, M. (2003), S. 1545.

24 Vgl. Hillebrandt, F./Sellhorn, T. (2002), S. 153; Küting, K./Heiden, M. (2003), S. 1547; Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S. 241.

25 Entnommen aus: Küting, K./Heiden, M. (2002), S. 1087.

26 Vgl. Hitz, J.-M./Jenniges, V. (2008), S.236-245.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Pro Forma Earnings
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
Accounting I: Bilanzansatz und Bewertung
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V140867
ISBN (eBook)
9783640503384
ISBN (Buch)
9783640503506
Dateigröße
703 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Forma, Earnings
Arbeit zitieren
Ariane Rump (Autor:in), 2009, Pro Forma Earnings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140867

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