Kinder auf dem Kaiserthron: Theodosius II


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Zur Biographie Theodosius II
1. Byzanz und das Weströmische Reich im 5. Jahrhundert
2. Kindheit und Anthemius
3. Pulcherias Regentschaft
4. Die Ehe mit Athenais
5. Der Codex Theodosianus
6. Die theodosianische Dynastie im Westen
7. Tod und Nachfolge

II. Das Oströmische Reich und die Politik des Theodosius II
1. Religionspolitik
2. Außenpolitik
3. Das Verhältnis zum Weströmischen Reich

III. Die einflussnehmenden Personen
1. Der Prätorienpräfekt Anthemius
2. Seine Schwester Aelia Pulcheria
3. Seine Frau Eudocia (Athenais)
4. Der Eunuch Chrysaphios Zstommas

IV. Fazit

Ungedruckte Quellen

Gedruckte Quellen und Literatur

Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Theodosius II., der von 408 bis 450 Kaiser des Oströmischen Reiches war. Da diese Arbeit Teil des Seminars ‚Kinder auf dem Kaiserthron’ ist, werde ich mich im Folgenden vor allem auf die einflussnehmenden Personen im Leben des jungen Augustus konzentrieren. Das erste Kapitel soll einen Überblick über Theodosius’ Leben geben.

Im zweiten Kapitel werde ich kurz auf die Religionspolitik des Kaisers beziehungsweise derjenigen, die zum jeweiligen Zeitpunkt die Regierungsgeschäfte führten, eingehen. In einem weiteren Abschnitt soll die Außenpolitik und die Beziehung zum Weströmischen Reich dargestellt werden.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, die Frage, ob es sich bei Theodosius II. um einen ‚klassischen Kinderkaiser’ handelt, zu beantworten. Aus diesem Grund werde ich im letzten Kapitel die einflussnehmenden Personen im Einzelnen vorstellen.

I. Zur Biographie des Theodosius II.

1. Byzanz und das Weströmische Reich im 5. Jahrhundert

Da der Osten das Glück hatte, von Germaneneinfällen weitgehend verschont zu bleiben, war er ökonomisch wesentlich besser gestellt als das Weströmische Reich. Zur Zeit des Theodosius II. entwickelten sich die beiden Reiche gegenläufig. Der Westen erlitt im 5. Jahrhundert eine zunehmende Schwächung, die letztendlich zum Untergang des Weströmischen Reiches führte. Im Gegensatz dazu war der Osten, auch durch die außenpolitischen Bedingungen, in der Lage sich zu erholen und seine Kräfte zu sammeln.

Die Nachfolger Theodosius’ I. werden in der Literatur oft als ‚Kinderkaiser’ bezeichnet, da sie den Thron in der Regel recht jung bestiegen. Sein Sohn Arkadius (oströmischer Kaiser von 395 - 408) war erst 17 oder 18 Jahre alt, als Theodosius verstarb, sein Bruder Honorius (weströmischer Kaiser von 395 - 423) war mit 10 Jahren noch jünger.1

Auch in der folgenden Generation verhielt es sich ähnlich. Theodosius II., der Sohn des Arkadius, folgte bereits siebenjährig seinem Vater auf den Thron, der 408 verstorben war. Nach dem Tod des Honorius wurde sein Neffe Valentinian III. 425 im Alter von sechs Jahren zum Augustus erhoben. In dieser Zeit wurden in beiden Reichen die Regierungsgeschäfte im Wesentlichen von den Beratern der Kaiser geführt.

2. Kindheit und Anthemius

Theodosius II. wurde am 10. April 401 als einziger Sohn der Eudoxia und des oströmischen Kaisers Arkadius in Konstantinopel geboren. Schon im Jahre 402 wurde er zum Mitkaiser erhoben. Die Taufe fand vermutlich im gleichen Jahr statt. Mit dem Tod seines Vaters Arkadius wurde er am 01. Mai 408 Augustus des Oströmischen Reiches.

Da sein Sohn noch sehr jung war und Arkadius um Theodosius’ Leben und um die Machterhaltung bangen musste, soll er, nach Prokop, in seinem Testament den Perserkönig Jezdegerd I. zu seinem Vormund erklärt haben. Dieser soll sich umgehend an den römischen Senat gewandt und sich zur Annahme der Vormundschaft bereit erklärt haben und jeden, der Theodosius anzugreifen wage, mit Krieg bedroht haben. 2

Aufgrund seines Alters wurde Theodosius der Obhut des Palasteunuchen Antiochos übergeben. Die Regierungsgeschäfte des jungen Augustus führte der, schon unter Arkadius amtierende, praefectus praetorio Orientis Anthemius, der sowohl innen- als auch außenpolitisch erfolgreich war. So konnte er, das nach der Regierung des Arkadius strauchelnde Oströmische Reich wieder stabilisieren. Er schloss Frieden mit Persien, verstärkte die Donauflotte und verbesserte die Getreideversorgung. Nach dem Sturz Stilichos 408 konnte Anthemius das Verhältnis zum Weströmischen Reich wesentlich verbessern. Außerdem veranlasste er 412 den Bau der theodosianischen Landmauer.

Im Jahr 409 kam es in Konstantinopel aufgrund einer Getreidepreissteigerung zu schweren Ausschreitungen. Zudem scheint es bei der Heeresverpflegung Schwierig- keiten gegeben zu haben.3 Anthemius konnte, wie bereits erwähnt, die Krise bewältigen.

Im Folgejahr unterstützte das Ostreich den Westen, der durch einen Gotenzug bedrängt wurde, mit einer Truppenabteilung von 400 Mann; doch konnte auch diese Hilfe die Eroberung Roms durch die Goten nicht abwenden.4 Möglicherweise führte die Einnahme Roms dazu, dass Anthemius 412 den Bau der theodosianischen Mauer um Konstantinopel veranlasste.

3. Die Pulcherias Regentschaft

Am 04. Juli des Jahres 414 wurde Theodosius’ zwei Jahre ältere Schwester Pulcheria zur Augusta erhoben und übernahm die Regierungsgeschäfte. Der neue Prätorienpräfekt wurde Aurelianus, nachdem Anthemius kurz zuvor vermutlich eines natürlichen Todes gestorben war. Pulcheria entließ den Palasteunuchen Antiochos und übernahm selbst die Rolle des Erziehers.

Pulcherias Erziehung war vor allem religiös geprägt. So gehörten Gebete, Hymnengesänge, Fasten und andere religiösen Handlungen aller Art zum Alltag des heranwachsenden Kaisers. Dies führte dazu, dass man den Palast mit einer „kaiserlichen Bußanstalt“ verglich.5 Sozomenus’ Beschreibung der Pulcheria fällt sicherlich recht beschönigend aus. Allerdings zeichnet er meiner Meinung nach im neunten Buch seiner Historia ecclesia ein anschauliches Bild ihrer Religiosität. Darüber hinaus wird Pulcheria im ersten Kapitel des IX. Buches als sehr intelligente und weise Frau, besonders angesichts ihres Alters, beschrieben, die die griechische und lateinische Sprache perfekt beherrschte.6

Sozomenus’ Beschreibungen zufolge, die wie erwähnt sehr positiv ausfallen, widmete Pulcheria sich mit Hingabe der Erziehung ihres jüngeren Bruders; so stellte sie ihm die fähigsten Männer zur Seite, die ihn die Reitkunst und das Lesen lehrten und ihn im Umgang mit Waffen ausbildeten.7 Außerdem bemühte sie sich darum, ihrem Bruder die Rolle des Kaisers nahe zu bringen. Theodosius selbst begeisterte sich für theologische Schriften und schrieb vermutlich auch Bücher ab. In dieser Tätigkeit ist wohl auch der Ursprung für seinen Beinamen ‚Kalligraphos’ (= Schön- schreiber) zu finden.

Pulcheria schien sich also sehr um eine gute Ausbildung für ihren Bruder zu bemühen, doch trotz oder geraden wegen dieser Erziehung gelangte der Kaiser nie zu einer wirklichen Selbstständigkeit.8

Im Alter von 15 Jahren wurde Theodosius für volljährig erklärt, was allerdings kaum Einfluss auf die Machtverhältnisse hatte. Pulcheria führte die Amtsgeschäfte weiter.

Die junge Augusta hatte sich selbst für die Keuschheit entschieden. Ihre beiden Schwestern drängte sie zu ebenso frommer Religiosität. Auch auf ihre politischen Aktivitäten scheint ihre Frömmigkeit sehr starken Einfluss zu haben. 9

4. Die Ehe mit Athenais

421 heiratete Theodosius die Philosophentochter Athenais, welche bei der Taufe den Namen Aelia Eudocia annahm. Wer die Wahl dieser Frau für Theodosius traf ist umstritten. Eigentlich oblag dieses Entscheidung seiner ältesten Schwester; es er- scheint mir jedoch unwahrscheinlich, dass sie sich für eine Heirat mit Athenais ausgesprochen hat, da es zwischen beiden in der Folgezeit zu häufigen Auseinander setzungen kam.

Aelia Eudocia hatte ihrem Mann eine Tochter (Licinia Eudoxia) geboren und wurde von ihm im Januar des Jahres 423 zur Augusta erhoben.10 Inwieweit sie Einfluss auf das politische Handeln hatte, ist kaum nachvollziehbar, jedoch ist davon auszugehen, dass Eudocia von Anfang an versuchte auf die politischen Entscheidungen ihres Ehegatten einzuwirken.

Wie bereits angedeutet, kam es zwischen Aelia Eudocia und Pulcheria häufig zu Auseinandersetzungen. Lippold geht im Zusammenhang mit diesen Hofintrigen auf die Hinrichtung des magister officiorum Paulinus ein11. Aelia Eudocia wurde eine Affäre mit Paulinus nachgesagt, doch können diese Gerüchte nicht eindeutig widerlegt oder bestätigt werden. Bei der Recherche bin ich auf folgende Erzählung gestoßen:

Diese besagt „ dass [...] Theodosius seiner Frau einen Apfel geschenkt haben soll, den sie Paulinus, einem Freund des Kaiserpaares, weiterschenkte. Dieser schenkte ihn in seinem Namen dem Kaiser, der Athenais zur Rede stellte. Als Athenais sagte, sie habe ihn gegessen, warf der Kaiser ihr eine Aff ä re mit Paulinus vor, so dass sie sich getrennt h ä tten. “12

Dieser Legende ist sicherlich nicht allzu viel Glauben zu schenken, dennoch zeichnet sie ein recht anschauliches und interessantes Bild des Lebens am Hofe. Festzuhalten ist, dass es Streitigkeiten und Intrigen zwischen Pulcheria und Eudocia gab, die beide zunächst ins Exil führten. Nach Lippold verließ Eudocia wahrscheinlich im Jahr 442 den Hof und kehrte nach Jerusalem zurück, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.13 So scheint Pulcheria aus diesem Kampf als Siegerin hervorgegangen zu sein. Sicherlich lag ihr Vorteil auch darin, dass sie die in ihrer Zeit hochangesehene Jungfräulichkeit vorweisen konnte, wohingegen ihrer Widersacherin zahlreiche Affären unterstellt wurden.

[...]


1 GEHRKE, Geschichte der Antike, S.418.

2 Prok., BP I, 2, 1-10.

3 vgl. LIPPOLD: RE, s.v. Theodosius II., Sp 964 f.

4 vgl. ebd.

5 LIPPOLD, RE, s.v. Theodosius II., Sp. 966.

6 Soz., h.e., IX, 1.

7 ebd.

8 vgl. LIPPOLD, RE, s.v. Theodosius II., Sp. 966 f.

9 siehe Kapitel II.2 dieser Arbeit.

10 LIPPOLD, RE, s.v. Theodosius II., Sp. 972.

11 vgl. LIPPOLD, RE, s.v. Theodosius II., Sp. 990.

12 http://freenet-homepage.de/Staufer/byzanz/theodosius2.html

13 vgl. LIPPOLD, RE, s.v. Theodosius II., Sp.992.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kinder auf dem Kaiserthron: Theodosius II
Hochschule
Universität Leipzig  (Lehrstuhl für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Seminar „Kinder auf dem Kaiserthron“
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V140833
ISBN (eBook)
9783640479009
ISBN (Buch)
9783640478682
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theodosius II, Byzanz
Arbeit zitieren
Jennifer Hardenberg (Autor:in), 2009, Kinder auf dem Kaiserthron: Theodosius II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140833

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