Fußball im Dritten Reich - Fußball im Nationalsozialismus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

26 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gründungsakt und Entwicklung des DFB bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933
2.1 Gründungsakt des deutschen Fußballs und Folgejahre
2.2 Die Entwicklung des Fußball vom Ersten Weltkrieg, über die Weimarer Republik, bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933

3. Der Sport im Ganzen und der Fußball im Speziellen zur Zeit des Nationalsozialismus und der damit einhergehende Antisemitismus
3.1 Rassismus und Antisemitismus zur Zeit des Nationalsozialismus in den verschiedenen Sportverbänden
3.2 Rassismus und Antisemitismus zur Zeit des Nationalsozialismus im Fußball

4. Fazit/ Schlussbemerkung

5. Bibliographie

1. Einleitung

Lange Zeit war das Thema Fußball im Dritten Reich ein Tabuthema in der deutschen Sportgesellschaft, wie auch in der Medienlandschaft. Erst spät begannen Rekonstruktionsarbeiten dieser 12 Jahre dauernden Phase des Terrors und der Diktatur.

Der DFB wurde der Aufgabe der kritischen Vergangenheitsaufarbeitung lange Zeit nicht gerecht.

Erst im Jubiläumsband „100 Jahre DFB“, erschienen im Jahre 2000, wurde eine Auseinandersetzung mit dem damaligen Präsidenten des DFB Felix Linnemann vorgenommen.

Im Jahre 2005 erschien dann eine vom DFB in Auftrag gegebene Studie, die die Zeit von 1933 bis 1945 kritisch und objektiv hinterleuchten und analysieren sollte.

Beauftragt wurde Nils Havemann, der als Dr. phil., Geschichte, Romanistik und Politische Wissenschaft studierte und heute als Lektor arbeitet.

Er verfasste seine Studie unter Zuhilfenahme umfangreicher Archive und Nachlässe, die bis dato verschossen waren.

Der DFB stellte sich damit circa 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf direkte Weise dem Fehlverhalten seiner Funktionäre während des 3. Reichs.

Auf Grund der Tatsache, dass die Rekonstruktion der Geschehnisse unter der NS- Diktatur erst wenige in Angriff genommen haben und folglich wenig Forschungsmaterial gibt, basiert diese Arbeit vornehmlich auf die Werke von Havemann, Nils (Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005), sowie von Fischer, Gerhard in Zusammenarbeit mit Lindner, Ulrich (Stürmer für Hitler, Vom Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus, Verlag die Werkstatt,1999).

Da dieses Gebiet der Sportgeschichte erst wenig untersucht wurde, spornte es mich geradezu an, einen zusammenfassenden Einblick in diese Thematik zu geben. In dieser Arbeit wurde versucht, anhand der Forschungsergebnisse der einschlägigen Literatur, eigenständige Schlüsse und Interpretationen zu ziehen und auf problematische und kritische Geschehnisse hinzuweisen.

Der Fußball entwickelte sich seit seiner Gründung am 28. Januar 1900 in Deutschland zu einem wahren Massenphänomen. Im Jahre 1933, also im Jahr der Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten, zählte der DFB zu den größten Verbänden in der deutschen Sportgesellschaft mit circa 3 Millionen Mitgliedern.

Nach der Machtübernahme kam es zu einer grundlegenden Umstrukturierung und Verstaatlichung des Sportes.

Dieser Umwälzung konnte sich der DFB nicht entziehen und wurde Stück für Stück in den NS-Apparat eingegliedert.

Im Anschluss an diese Einleitung gibt diese Arbeit einen Überblick über die Entwicklung des DFB seit seiner Gründung bis zum Jahr 1933.

Dabei wird dargestellt, wie die Entwicklungsjahre hin zum 1. Weltkrieg verliefen und welchen Problemen und Widerständen der DFB ausgesetzt war. Es werden Argumentationsketten aufgestellt, die schlüssig beantworten sollen, warum der Fußballsport in dieser Kürze der Zeit zu einem wahren Massenphänomen avancieren konnte.

Im Folgenden wird die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, über die Weimarer Republik, bis hin zur Machtübernahme der Nationalsozialisten begutachtet und hierbei darauf eingegangen, welche Marschroute der DFB nach dem verlorenen Krieg setzte und welche Strategie in dieser turbulenten Phase des 20. Jahrhunderts verfolgt wurde.

Darauf aufbauend werde ich mich mit der Phase der NS- Diktatur auseinandersetzen und mich mit der Rolle des DFB in dieser Schreckensherrschaft beschäftigen.

Hierbei steht die Darstellung des Antisemitismus und die Ausgrenzung der Juden aus dem Sport im Mittelpunkt.

Thema des Hauptteils wird demnach der Bereich Rassismus innerhalb des DFB, aber auch unter Einbeziehung des Blickwinkels auf den gesamten Sport sein.

Des Weiteren soll die Arbeit eine chronologische Aufarbeitung der Verbote und Erlassungen gegenüber den Juden darstellen und diese unter dem Aspekt der Rolle des DFB im NS- Apparat einordnen.

Zentrale Frage dieser Arbeit wird sein, ob der DFB bereitwillig an der Neugestaltung des nationalsozialistischen Deutschlands teilnahm, die NS- Diktatur akzeptierte und darin entschlossen mitwirkte, oder ob der Fußballbund, auf Grund der äußeren Umstände, keine andere Wahl hatte, als gehorsam den Dienst zu leisten und gezwungenermaßen die Ideologie der Nationalsozialisten übernahm.

Es wird versucht, kritisch darzustellen, inwieweit der DFB nun Täter oder Opfer in dieser Zeit war. Es wird auf Versäumnisse und Fehler des DFB eingegangen und versucht, diese in den Kontext der Geschichte einzuordnen.

Abschließend gibt diese Arbeit eine Zusammenfassung der erworbenen Erkenntnisse und des Zusammengetragenen und beantwortet die Kernfrage dieser Arbeit.

2. Gründungsakt und Entwicklung des DFB bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933

2.1 Gründungsakt des deutschen Fußballs und Folgejahre

Der Deutsche Fußball Bund e.V. wurde am 28. Januar 1900 in Leipzig im Rahmen einer Tagung von 36 Vertretern von 86 Vereinen aus dem In- und Ausland gegründet. Die Teilnehmer stellten als neuen und somit ersten Präsidenten des DFB Herrn Ferdinand Hueppe vor.

Schon drei Jahre später ließ der DFB Endrunden um die deutsche Meisterschaft ausspielen und konnte 1904 erstmalig dem VFB Leipzig zum Gewinn der deutschen Meisterschaft gratulieren.

Im selben Jahr trat der DFB der FIFA als achtes Mitglied bei.

In den Anfängen des Fußballs in Deutschland wurde der Sport hauptsächlich von gebildeten Menschen aus dem Bürgertum ausgeübt und nicht wie die öffentliche Meinung es annimmt vom Proletariat. Das Arbeitertum hatte zunächst kein Interesse an diesem kampfbetonten, robusten Spiel, da die Gefahr vor Verletzungen viele Arbeiter zurückschreckte. Außerdem waren die notwendigen Utensilien wie der Fußball, das Schuhwerk und die entsprechende Kleidung damals unerschwinglich für die unteren Schichten. Auch die Tatsache, dass die schwer arbeitende Bevölkerung, körperlich total erschöpft von der tagtäglichen Arbeit, keine Kraft für diesen intensiven Sport aufbringen konnte.

So gingen die ersten Vereinsgründungen auf die Initiative von Ärzten, Juristen, Journalisten, Universitätsprofessoren etc. zurück.[1]

Die Pädagogen begrüßten zunehmend den aus England stammenden Sport, da er im Gegensatz zum Turnen in freier Natur ausgeübt werden konnte.

Wie das Turnen verstärkte der Fußball das Gefühl der Vaterliebe und des gemeinsamen Schaffens auf ein höher gerichtetes Ziel hin.

„Neben der nationalen Grundhaltung teilten die führenden Repräsentanten des deutschen Fußballs mit den Turnern die Vision von einer auf Gleichheit angelegten Gesellschaft, die alle Stände unter dem Banner der Nation zusammenschließen sollte.“[2]

Diese patriotische Grundhaltung manifestierte sich ebenfalls in den Forderungen Kochs, einer der Gründerväter des DFB, nach einer Reinhaltung des deutschen Fußballs. Er sprach sich für ein Verbot von englischen Begriffen wie „Hands“ oder „Goal“ aus und formulierte im ersten Fußball- Jahrbuch rassistisch tendierte Postulate.

In seiner Schrift gebrauchte er Aussagen wie, „Alles Undeutsche muss streng fern davon gehalten werden“, die die nationale Grundhaltung in Deutschland, aber auch innerhalb der Strukturen des DFB manifestierte.

Er plädierte für die Abschaffung und Ausmerzung sämtlicher Anglizismen.

Seine kühnen und rassistisch geprägten Forderungen wurden vom DFB gehört und teilweise auch umgesetzt. 1906 kündigte der DFB an, beim Schriftverkehr mit anderen Nationen die Verwendung von Fremdwörtern zu unterbinden, um auch hier den Sinn für das Deutschtum voranzutreiben.

Die Bemühungen des DFB waren also klar getrimmt. Man wollte die deutsche Kultur pflegen und nach außen hin abgrenzen, um sie weiterhin gegen Einflüsse aus dem Ausland zu schützen.[3]

Durch die stark patriotische Grundhaltung des Fußballs und die Forderung nach einem gemeinsamen, kollektiven Volkssport, unabhängig von Schichtenzugehörigkeit, wuchs die Zahl der Mitglieder des DFB rasant.

1905 präsentierte der DFB eine Mitgliederzahl von 13.644, zu Beginn des Ersten Weltkrieges belief sich diese Zahl auf 189.294 Mitglieder.[4]

Der Aufruf zur Überwindung von Klassengegensätzen war eine wichtige Voraussetzung für dieses enorme Wachstum.

2.2 Die Entwicklung des Fußball vom Ersten Weltkrieg, über die Weimarer Republik, bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933

Um die Mitgliederzahl weiter anwachsen zu lassen, mussten sich neben den übrigen Parolen auch weitere Rekrutierungsfelder finden.

Man stellte diese Forderungen innerhalb des DFB natürlich unter dem Banner, „den Erfolg der gesamten Tätigkeit des Bundes zur Förderung des Sportes zu erhöhen.“[5]

Um das Konzept optimal anzulegen, forderten viele Funktionäre des DFB den Schulterschluss mit der kaiserlichen Armee. Es galt nun, den Kaiser und sein Offizierskorps von den Vorteilen des Fußballs zu überzeugen.

Überzeugend für die Armee waren die Ausbildung und die Stärkung soldatischer und kämpferischer Tugenden. So konnte der Nachwuchs körperlich optimal auf den Armeeeinsatz vorbereitet werden. Demnach war die Armee die einzige kaiserliche Behörde, die den Fußball komplett unterstütze.

Als Beispiel kann man an dieser Stelle anfügen, dass neben der finanziellen Unterstützung die Armee bereitwillig ihre Exerzierplätze dem Fußballsport überließ und darüber hinaus fast alle Anlagen brüderlich mit dem Deutschen Fußball Verband teilte. Der DFB stimmte in dieses Lied kräftig mit ein und ließ den Armeeführern keinen Zweifel an ihrer Marschroute.

Der DFB betrachtete es als seine Pflicht, „durch die Pflege des Fußballspiels in der frischen Luft die Gesundheit unseres Volkes und damit seine Wehrkraft im besten Sinne des Wortes“ zu heben.[6]

Solche und andere Aussprüche entzückte gar die Führung und pumpte weitere Finanzspritzen in die Venen des DFB.

Dieses ganze Szenario spielte sich unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 ab und erklärt, warum die Behörden und der Sport die Nähe suchten.

Im Rausch seines Erfolges (Mitgliederzahlen und die Bankkonten füllten sich rasch) nahm der DFB aber nicht mehr wahr, in welch unsicheres Fahrwasser es sich hinein manövriert hat.

Die einst aufgestellten Grundsätze und sämtliche Moral- und Ethikvorstellungen liefen Gefahr abgesetzt zu werden. Bei der Gründung des DFB beschloss man, dass die politische Neutralität unbedingt eingehalten werden müsse, um frei und ungebunden entscheiden zu können. Aber: Durch die Verbrüderung mit der Armee geriet der Grundsatz in heftiges Schwanken und ließ eine politische Neutralität nicht mehr zu.

Diese Gefahr wurde nicht erkannt:

„[…] Trotz solcher mahnenden Stimmen erlag der Verband am Vorabend des Ersten Weltkrieges dem verbreiteten nationalistischen Taumel in Deutschland. Er begann den völkerverbindenden Charakter des Sports zu vergessen und unterstütze in einem zunehmend aggressiver werdenden Ton die Wilhelminische Weltpolitik mit ihrem Streben nach einem Platz an der Sonne.“[7]

Viele Funktionäre waren wie die Mehrheit im Lande nationalistisch eingestellt und begrüßten den Kampf ums Dasein (Stichwort: Sozialdarwinismus).

Als zentraler Punkt steht bei dieser Theorie, dass sich eine Rasse als biologisch Höherwertiger sieht und probiert die eigene Rasse möglichst rein zu halten(Reinhaltung des Blutes) und in manchen Fällen, die anderen Rassen zu bekämpfen und zu vernichten.

Fußball verstand sich zur damaligen Zeit als ein Mittel, um den sogenannten Ausleseprozess voranzutreiben.

„Nur ein körperlich kräftiges Volk ist in der Lage, seine nationalen Güter zu erhalten und zu mehren. Es ist deshalb vaterländische Pflicht der führenden Körperschaften, nicht dabei stehen zu bleiben, unsern Bestrebungen ihre Sympathie auszudrücken, sondern es muss zu Taten geschritten werden, die das Volk aus der bisherigen Gleichgültigkeit wirksam aufzurütteln vermögen.“[8]

[...]


[1] Vgl. Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.33.

[2] Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.35.

[3] Vgl. Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.34.

[4] Vgl. Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.34 ff.

[5] Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.45.

[6] Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.47

[7] Havemann, Nils: Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005, S.48.

[8] Bendix, Simon: Unsere Widersacher und ihre Bekämpfung, 1909

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Fußball im Dritten Reich - Fußball im Nationalsozialismus
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Sportgeschichte
Note
1,7
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V140706
ISBN (eBook)
9783640487097
ISBN (Buch)
9783640487196
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fußball, Dritten, Reich, Fußball, Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Fußball im Dritten Reich - Fußball im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140706

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