Welche Erwartungen werden an die Erinnerungsorte der DDR-Geschichte gestellt?


Seminararbeit, 2008

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Erinnerungsorte der DDR-Geschichte – eine Auswahl
- Gedenkstätten und Museen in Sachsen
- Aufgaben und Zielsetzungen

2. DDR- Erinnerung, ausschließlich eine Angelegenheit der Ostdeutschen?

3. Erwartungen der Besucher von Erinnerungsorten.
-Repression oder Alltagsleben?

4. Erwartungen an die Jugend- und Erwachsenenbildung mit Hilfe der Erinnerungsorte

Schlussbetrachtung

Literaturangaben

Einleitung

>>Frei seien Völker, die es wagten, auch die Nachtseiten

ihrer Chronik aufzuschlagen.<<

(CHRISTOPH DIECKMANN) Erinnerungsorte sind Einrichtungen der Gedächtniskultur, die in dem Begriff stehen sich zu einem Teil in der politischen Kultur zu etablieren. Erinnerungsorte zeigen unter anderem reale oder auch rekonstruierte Lebensumstände zu Zeiten der SBZ und DDR. Es gibt unzählige, nicht nur in politischer Hinsicht bedeutende Stätten: „Betriebe, Kulturhäuser, Schulen, sowie ehemalige Mahn- und Gedenkstätten.“1 Aleida Assmann betont die notwendige Verbindung zwischen kulturellen Erinnerungstechniken und historischen Orten: >>Ein Ort [...] hält Erinnerungen nur dann fest, wenn Menschen auch Sorge dafür tragen.<< Es zeigt die Problematik, dass es Initiatoren benötigt, die das kollektive Gedächtnis salonfähig machen, um es in die Gesellschaft zu etablieren. Wichtig hierbei ist ebenso, die gegenständlichen und mündlichen Hinterlassenschaften in die Bildungsarbeit einzubinden. Erinnerungsorte müssen Raum bieten für die Auseinandersetzung mit dem SED-Regime für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen um ein gezieltes Erinnern möglich zu machen und langfristig zu sichern. Erinnerungsorte sind keine Erfindungen unsere heutigen Zeit, aber die heutigen Möglichkeiten der Forschungsarbeit und vor allem dem Medienangebot geben den Einrichtungen einen präsenten Raum. Vielen Menschen ist die Anzahl der Erinnerungsorte unbekannt, sie kennen von den ca. 200 Gedenkstätten und Zeichen nur einen Bruchteil, doch mit der Öffentlichkeitsarbeit werden auch nach und nach Einrichtungen bekannt, die sich noch >>im Schatten<< öffentlicher Aufmerksamkeit befinden. Den Zugang zu den Menschen zu finden und deren Interesse zu wecken ist wohl die schwierigste Aufgabe. Dabei spielen zweierlei Probleme eine Rolle. Erstens sind viele Menschen, die das SED-Regime miterlebt haben nicht bereit sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und zweites ist es eine große Herausforderung Menschen, die nicht in der DDR gelebt oder erst danach geboren sind für diese Thematik sensibel und aufmerksam zu machen. Die verschiedensten Konzepte der Gedenkstätten und Zeichen versuchen genau diese Problematik zu bewältigen und ein Angebot zu finden, welches jeder Besuchergruppe gerecht zu werden versucht. Die Kombination aus Lesungen oder Theateraufführungen und der Geschichte des Ortes werden zunehmend als kulturelles Programm aufgefasst und soll den Besucher an die Erinnerungsorte locken.

1. Erinnerungsorte der DDR-Geschichte – eine Auswahl

- Gedenkstätten und Museen in Sachsen

Gedenkstätte Bautzen

Unter unmenschlichen Bedingungen wurden während des „Dritten Reiches“, der SBZ und der DDR-Diktatur politische Gegner gefangen gehalten. Die Strafvollzuganstalt Bautzen I und das Gefängnis Bautzen II wurden Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Während das Gefängnis Bautzen II heute als Gedenkstätte den Besuchern Einblicke in der politischen Verfolgung bietet, wird die Strafvollzuganstalt Bautzen I noch als Justizvollzugsanstalt genutzt. Wie viele historische Orte hat auch Bautzen eine doppelte Vergangenheit. Von 1933 bis 1945 wurden die beiden Gebäude zur Inhaftierung politischer Gegner, wie Kommunisten, Sozialdemokraten, religiös Verfolgte und Menschen, deren Land durch Deutsche besetzte wurde, missbraucht. Das nach 1945 von der NKWD2 ursprünglich als Speziallager zur Isolierung von Funktionsträgern und Belasteten des nationalistischen Regimes eingerichtete Gebäude Bautzen I, entwickelte sich später, ebenso wie Bautzen II zu einem Ort reiner Willkür und Denunziationen, in dem bis 1989 neben kriminellen auch politische Gefangen des SED-Regimes inhaftiert wurden waren. Bautzen II diente unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg als Untersuchungsanstalt für das sowjetische Militärtribunal. Doch mit dem Jahre 1956 übernahm die Verwaltung des Gebäudes das Ministerium für Staatssicherheit und somit begann unter anderem die Inhaftierung von DDR-Bürgern, Ausländer mit Verdacht auf Spionage, Fluchthelfer und Republikflüchtige. 3000 Menschen kosteten in Bautzen die unmenschlichen Haftbedingungen das Leben. „Seit 1994 befindet sich die Gedenkstätte Bautzen unter dem Dach der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft.“3 Erich Loest erlebte es am eigenen Leibe Gefangener in Bautzen II zu sein und beschreibt die Zeit folgend: „Die drei Jahre, die ich dort verbrachte, gäben Stoff für ein dickes Buch [...]. Ich beschränke mich (...) auf einige Fakten, die beweisen, daß das, was wir dort erlebten, mit einem modernen, humanen Strafvollzug nichts zu tun hat. [...]. Entwürdigende Vorschriften eines preußisch-militärischen Strafvollzugs, gemischt mit üblen Praktiken der sowjetischen Zuchthausverordnung, eine wahrlich widerliche Symbiose“4

Diese wenigen Worte geben einem nur eine annähernde Vorstellung von dem was die Gefangen Tag für Tag über sich ergehen lassen mussten. Einen visuellen Eindruck über Haftbedingungen und Einzelschicksale bietet die Gedenkstätte Bautzen seinen Besuchern heute.

Gedenkstätte Münchner Platz Dresden

Auch der Münchner Platz ist ein Ort mit doppelter Vergangenheit. Er zählt heute zu einem „...der wichtigsten Orte der sächsischen Justizgeschichte des 20. Jahrhunderts.“5 Seit der Eröffnung 1907 diente das Gebäude als Gerichtsort, Haftanstalt und Hinrichtungsstätte. „Der Missbrauch der Justiz zu politischen Zwecken“6 wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch die sowjetischen Sicherheitsorgane weiter geführt. Der Münchner Platz diente als Sammel- und Durchgangsgefängnis. Ab 1952 dann als zentrale Hinrichtungsstätte der DDR-Justiz. Bevor das Gebäude durch die Technische Hochschule umgebaut wurde (1957) wurden nach heutigem Stand 62 Menschen am Münchner Platz hingerichtet. 1959 wurde der Münchner Platz als >>Mahn- und Gedenkstätte<< eingeweiht. 1986 wurde die Anlage „um ein >>Museum des antifaschistischen Widerstandes<< und 1980 um einen ehemaligen Gefängnishof erweitert.“7 Die Trägerschaft der Gedenkstätte Münchner Platz übernahm 1994 die >>Stiftung Sächsischer Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft<<.

DDR - Museum Radebeul „Zeitreise“

Das DDR-Museum in Radebeul zeigt die Lebensart in der DDR von 1949 bis 1989. Mit dem Motto >>DDR erleben<< führt das Museum auf mehreren Etagen durch den damaligen DDR Alltag. „Die Philosophie des >>DDR Museums Zeitreise<< ist es, Dinge zu präsentieren, deren teilweise politischer Hintergrund bereits gelehrt, gezeigt und diskutiert wird. Es geht nicht um die schon vielfach vorhandene Darstellung der DDR und seiner Unterdrückungsmechanismen. Es steht auch nicht die als >>Ostalgie<< benannte Zeit der Gestrigen im Fokus, sondern das ganz normale Alltagsleben mit seinen Gebrauchsgegenständen, Einrichtungen und dessen Organisation. Wohnen, Mode, Kinder, Einkaufen, Urlaub und Freizeit sowie das große Thema Mobilität sind Themen.“8 Das DDR-Museum bietet verschiedene Veranstaltungsprogramme, wie zum Beispiel das Kabarett »Zeitmaschine« oder die Museumsnacht um den Besuch des Museums attraktiver zu gestalten. Neben den Veranstaltungsprogrammen werden Arbeitsblätter angeboten , die sich besonders für Schulklassen eignen, aber natürlich auch für den interessierte Besucher, um eine einfachere und intensivere Auseinandersetzung mit dem Ausgestellten möglich zu machen.

[...]


1 Behrens; Wagner 2004, S.13.

2 NKWD in der UdSSR: Volkskommissariat für innere Angelegenheiten.

3 Kaminsky 2007, S. 325.

4 Just 1990, S. 175 und 177; Auslassungen: M.B.

5 Kaminsky 2007, S. 334

6 Ebd. S. 334.

7 Ebd. S. 335.

8 www.ddr-museum-dresden.de; letzter Zugriff am 19.03.2009.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Welche Erwartungen werden an die Erinnerungsorte der DDR-Geschichte gestellt?
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophische Fakultät)
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V140695
ISBN (eBook)
9783640480852
ISBN (Buch)
9783640480678
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Welche, Erwartungen, Erinnerungsorte, DDR-Geschichte
Arbeit zitieren
Magistra Artium Marta Cornelia Broll (Autor:in), 2008, Welche Erwartungen werden an die Erinnerungsorte der DDR-Geschichte gestellt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140695

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Welche Erwartungen werden an die Erinnerungsorte der DDR-Geschichte gestellt?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden