Kriegerische Argumentation

Kriegerische Argumentation und verführerische Sprachbilder/Wortspiele


Seminararbeit, 2008

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitende Worte

1. Metaphern
1.1. Argumentieren mit Metaphern
1.1.1.Metapher nach Aristoteles
1.2. Traditionelle Theorien
1.2.1. These der Vergleichstheorie
1.2.2. These der Substitutionstheorie
1.3. Metapherntheorie von Lakoff und Johnson
1.3.1. Konzeptuelle Metaphern

2. Argumentation als Krieg
2.1. Die Metapher der Argumentation als Krieg

3. Das Röhrenmodell
3.1. Die Metapher der Kommunikation als Röhre
3.2. Argumentation als Tanz

Schließende Betrachtungen

Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitende Worte

Fällt der Terminus Metapher wird er in der Regel der poetischen oder rhetorischen Sprache zugeordnet. Für die meisten Menschen ist die Metapher demzufolge „...ein Mittel der poetischen Imagination und der rhetorischen Geste“[1], die eher in dem Bereich der außergewöhnlichen und nicht gewöhnlichen Sprache zu finden ist. Jedoch verwenden wir in jeglichen kommunikativen Prozessen Metaphern ohne explizit davon Kenntnis zu nehmen. „Wir bringen einem anderen etwas nahe, stehen auf Standpunkten, ziehen uns zurück, sind wahnsinnig vor Glück, fühlen uns von Bemerkungen anderer zutiefst getroffen oder dringen tief in andere ein. Manchmal trifft, was wir sagen, ins Schwarze, manchmal geht es daneben. Wir knüpfen Kontakt fäden und verstricken uns dabei, und wenn wir auf andere zugehen, kommt es zu Berührungen – oder nicht. Und manchmal funkt es sogar.“[2]

Metaphern durchdringen nicht nur unsere Sprache, sondern auch unser Denken wie unser Handeln oder kurz formuliert: Metaphern durchqueren unser Alltagsleben. „Konzepte, die unser Denken strukturieren, sind nicht auf den intellektuellen Bereich begrenzt. Sie lenken auch unser nichtreflektiertes Alltagshandeln bis in die prosaischsten Einzelheiten.“[3]

Der erste Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit den traditionellen Theorien sowie der Metaphertheorie von Lakoff und Johnson, die mit ihrem Werk die endgültige Abkehr von aristotelisch inspirierten Metapherntheorien markierten. Insofern wird auch geklärt, was unter konzeptuellen Metaphern zu verstehen ist.

Im zweiten Abschnitt steht die Metapher der Argumentation als Krieg im Vordergrund. An Beispielen wird verdeutlicht, was für ein metaphorisches Konzept, unser Handeln sowie unser Verständnis von unseren Handlungen beim Argumentieren strukturiert.

Was sich hinter dem sogenannten Röhrenmodell verbirgt, klärt der dritte Teil der Arbeit. Aus dem Aspekt der Röhren-Metapher lassen sich sprachliche Ausdrücke sind Gefäße für Bedeutungen oder Bedeutungen sind Objekte ableiten.

Abschließend wird kurz auf das Gedankenexperiment: Stellen wir uns eine Kultur vor, in der man einen Argumentationsvorgang als Tanz betrachten würde, eingegangen.

1. Metaphern

Was die Metapher betrifft, darüber ist wahrlich schon reichlich geschrieben worden - „...so viel, daß Rechtfertigungen wie diejenige Andrew Goatlys, der in The Language of Metaphors die Frage aufwirft: ‘But why another book on metaphor?’[[4] ], mittlerweile nicht einmalig sind. Die Metapher ist zu einem ,historischen‘ Gegenstand geworden: Für die Zeit bis 1940 liegt eine sich als Geschichte der Metapher bzw. des Begriffs ,Metapher‘ verstehende Arbeit vor. [[5] ] [...] Nicht wenige Autoren, die mit der Metapher befaßt sind, vertreten eine mehr oder weniger spezielle Theorie. Manche tun dies explizit, andere implizit. Die einen legen großen Wert auf die Feststellung, daß ihre Ausführungen eine bestimmte Metaphertheorie exemplifizieren; andere lassen die Frage offen, haben im Hinblick auf ihr Objekt aber trotzdem eine bestimmte Auffassung.

Was die geschichtliche Entwicklung betrifft, so ist festzustellen, daß Theorien der Metaphern erst nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrt in Erscheinung treten. Für die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg ist eine Situation zu reklamieren, wie sie Kant in der Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft beschrieben hat, wo er hinsichtlich der Logik sagt, daß diese seit Aristoteles ›keinen Schritt vorwärts hat tun können‹[6]. Dem Schritt vorwärts, den Kant dann getan hat, entspricht auf dem Gebiet der Metapherntheorie das, was Autoren wie [Ivor Armstrong] Richards und Max Black mit ihren Analysevorschlägen erreicht haben, der eine vor, der andere nach dem Zweiten Weltkrieg. Rousseaus Theorie war noch nicht entdeckt, Karl Bühlers ,Gestalttheorie der Metapher‘, obwohl wesentlicher Bestandteil seiner Sprachtheorie, war und ist unbemerkt geblieben. Richards will über Aristoteles hinausgelangen, denn er glaubt diesen für die konstatierten Verzögerungen auf dem Gebiet der Metapherntheorie verantwortlich machen zu können; was Richards nachzuholen versucht, geschieht, wie er selbst hervorhebt, ›Aristoteles zum Trotz‹[[7] ].“[8]

Eckard Rolf fasst den Terminus Metapher folgend zusammen: Sie „... ist [...] mit dem Vergleich und der Ironie verglichen oder mit indirekten Sprechakten auf einer Ebene gestellt worden; sie ist in Beziehung gesetzt worden zu Anaphern, Synekdochen, definiten Kennzeichnungen und indexikalischen Ausdrücken. Man hat sich auch nicht gescheut, die Metapher mit dem Vorbringen von Lügen in Zusammenhang zu bringen. Sie ist aber auch mit dem Phänomen der Substitution in Verbindung gebracht worden, und man hat den Begriff der Interaktion auf sie angewandt.“[9]

1.1. Argumentieren mit Metaphern

Wahrscheinlich fällt es auf den ersten Blick nicht leicht die Vermutung oder den Zusammenhang zu definieren bzw. zu finden, was die Thematik Argumentation mit Metaphern gemein haben könnten, abgesehen davon, dass es sich mit einer überzeugenden Metapher leichter argumentieren lässt. Jedoch, und so wird es verständlich, „...blickt man auf den Bezirk der lebensweltlichen Rationalität, lassen sich die Umrisse des Zusammenwirkens zwischen metaphorischer und argumentativer Redepraxis erkennen.“[10] Es gilt Orte aufzufinden, „...an denen sich Rationalität ins Alltagsverständnis eingenistet hat. Genau hier liegt der Ankerplatz, an dem Topos und Metapher, gekleidet im sozialen Gewand, ins gemeinsame Boot steigen. Topik und Metaphorik sind die Orte, an denen, wie Bubner[[11] ] sagt: »[...]Rationalität vor aller wissenschaftlichen Disziplin ihre unverwalteten Quellen in lebensweltlichen Dispositionen findet.«[[12] ]

1.1.1.Metapher nach Aristoteles

Ansätze zu einer Theorie der Metapher finden sich zuerst bei Aristoteles[13], in dessen Poetik und Rhetorik. In der Poetik verwendet er den Ausdruck Metapher in der ursprünglichen, weiteren Bedeutung von Übertragung, die in der seither entwickelten rhetorischen Terminologie in etwa dem Bedeutungsspektrum von Tropus[14] entspricht:

„[Eine] Metapher ist die Übertragung eines Wortes, das eigentlich eine andere Bedeutung hat, entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung oder von einer Art auf die andere oder durch Analogie.“[15]

Diese vier Hauptarten, von denen die ersten beiden auf einer Beziehung zwischen Besonderem und Allgemeinem beruhen, illustriert Aristoteles näher durch Beispiele: „Von der Gattung auf die Art“ sage ich in allen Fällen wie „da steht das Schiff“, denn das Verankertsein ist eine Art des Stehens. Übertragung von der Art auf die Gattung ist „tausend wackere Taten vollbrachte Odysseus“. Denn Tausend ist viel, und dieses Wort Tausend wird nun statt „viel“ gebraucht. Übertragung von einer Art auf die andere ist „mit Erz das Leben ausschöpfend“ und „wegschneidend mit dem harten Erz“. In einem Fall nennt der Dichter das Schneiden „schöpfen“, im anderen Fall das Schöpfen „schneiden“, und beides sind Arten des Wegnehmens. „Durch Analogie“ aber sage ich, wenn sich das zweite zum ersten ähnlich verhält wie das vierte zum dritten. Man nimmt dann statt des zweiten das vierte und statt des vierten das zweite. Und bisweilen fügt man noch den Gegenstand (im folgenden Beispiel: den Namen des Gottes) hinzu, zu dem dasjenige Ding, das für das andere eintritt, in Beziehung steht. So verhält sich zum Beispiel die Trinkschale zu Dionysos wie der Schild zu Ares. So verhält sich zum Beispiel die Trinkschale zu Dionysos wie der Schild zu Ares. Der Dichter nennt also die Trinkschale den Schild des Dionysos und den Schild die Trinkschale des Ares. Oder: das Greisenalter steht zum Leben im gleichen Verhältnis wie der Abend zum Tag. Da kann man den Abend das Greisenalter des Tages oder - wie Empedokles[[16] ] – das Greisenalter den Abend des Lebens oder den Niedergang des Lebens nennen.“[17]

Das heißt demzufolge nach den Regeln der Analogie: »Abend des Lebens« für »Alter« – zwischen Tag (a) und Abend (b) besteht die gleiche Beziehung wie zwischen Menschenleben (c) und Alter (d), also a : b = c : d, so dass das zweite Glied (b) der Analogie für das vierte (d) genommen und ebenso umgekehrt »Alter des Tages« gebildet werden kann. Es handelt sich auch hier um eine Beziehung der Ähnlichkeit, also um eine Metapher im engeren Sinn der Lehre Aristoteles.

[...]


[1] Lakoff; Johnson 1998, S. 11; Auslassungen: H.W.

[2] Ebd., S. 7

[3] Ebd., S. 11

[4] Goatly, Andrew: The Language of Metaphors. London 1997, S. 4; Zitiert in: Rolf 2005, S. 1; Änderung der Fußnotennummerierung: H.W.

[5] Vgl. Stutterheim, Cornelis Ferdinand Petrus: Het begrip mataphoor. En taalkundig en wijsgerig onderzoek. Amsterdam 1941; Zitiert in: Rolf 2005, S. 1; Änderung der Fußnotennummerierung: H.W.

[6] Kant (1787/1974), B VIII.

[7] Richard, I. Armstrong: "Die Metapher", 1936/1983, S. 35. In: Haverkamp, Anselm: Die paradoxe Metaphern. Frankfurt/a. M. 1988, S. 31 – 52.

[8] Rolf 2005, S. 1f. Einfügung, Auslassung und Änderung der Fußnotennummerierungen: H.W.

[9] Ebd., S. 3f.; Auslassungen: H.W.

[10] Pielenz 1993, S. 9; Auslassung: H.W.

[11]Rüdiger Bubner wurde 1941 in Lüdenscheid geboren. Er studierte Klassische Philologie und Philosophie an den Universitäten Tübingen, Wien, Heidelberg und Oxford. 1973 wurde er Professor für Philosophie in Frankfurt am Main, ab 1979 lehrte er an der Universität Tübingen, dann ab 1996 in Heidelberg. Bubner war Präsident der Internationalen Vereinigung zur Förderung des Studiums der Hegelschen Philosophie. 2005 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz). Er starb am 9. Februar 2007.

Historische Schwerpunkte von Bubners Arbeit waren in der Antike Platon und Aristoteles, in der Neuzeit der Deutsche Idealismus und die Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts. Seine systematischen Schwerpunkte lagen in der philosophischen Hermeneutik und Sprachphilosophie, in der politischen und praktischen Philosophie sowie in der Ästhetik.“

Zitiert in: http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCdiger_Bubner; letzter Zugriff: 05.04.2009; Hervorhebung/kursiv: H.W.

[12] Bubner, Rüdiger: Dialektik als Topik. Frankfurt/Main, 1990, S. 7f.; Zitiert in: Pilenz 1993, S 9.; Das Zitat bezieht sich bei Bubner explizit auf die Topik.

[13] Aristoteles (griech. Ἀριστoτέλης);* 384 v. Chr. in Stageira (Stagira) auf der Halbinsel Chalkidike;

† 322 v. Chr. in Chalkis auf der Insel Euboia.

[14] Der Tropus (auch die Trope, Plural Tropen oder nach dem gr. Tropoi) ist in der Rhetorik ein Überbegriff für eine Gruppe rhetorischer Figuren (sprachlicher Stilmittel). Er leitet sich ab von gr. τροπή (Wendung) und bezeichnet die Ersetzung eines Ausdrucks durch einen anderen, der allerdings nicht synonym ist, also einem anderen Bedeutungsfeld zugehörig ist.

Bei den Tropen handelt es sich um semantische Figuren, womit sie sich von anderen rhetorischen Figuren abgrenzen, die ihre Wirkung durch die lautliche Gestalt der Wörter (zum Beispiel Alliteration) oder durch eine besondere Stellung der Wörter im Satz erzielen (zum Beispiel Parallelismus). Zitiert in: http://de.wikipedia.org/wiki/Tropus_(Rhetorik); letzter Zugriff: 25.03.2009.

[15] Aristoteles, aus dem Griechischen übersetzt von Schönherr, Walter 1972, S. 85; Einfügung: H.W.

[16] Empedokles ( Ἐμπεδοκλῆς; * um 494 v. Chr. in Akragas [heute Agrigent] auf Sizilien, † um 434 v. Chr. wohl auf dem Peloponnes) war ein antiker griechischer Philosoph (Vorsokratiker), Arzt, Politiker, Priester und Dichter; zitiert in: http://de.wikipedia.org/wiki/Empedokles; letzter Zugriff: 10.04.2009

[17] Aristoteles, aus dem Griechischen übersetzt von Schönherr, Walter 1972, S. 85; Einfügung der Fußnote: H.W.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kriegerische Argumentation
Untertitel
Kriegerische Argumentation und verführerische Sprachbilder/Wortspiele
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Fakultät Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Erziehungswissenschaft in pädagogischen Feldern - Verwendbarkeitsprobleme
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V140680
ISBN (eBook)
9783640478408
ISBN (Buch)
9783640478149
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kriegerische, Argumentation, Kriegerische, Argumentation, Sprachbilder/Wortspiele
Arbeit zitieren
Magistra Artium Marta Cornelia Broll (Autor:in), 2008, Kriegerische Argumentation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140680

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