Die Sachsenkriege - Der lange Kampf Karls des Großen für die Unterwerfung des widerspenstigen Stammes


Hausarbeit, 2007

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Sachsen
1.1 Der Sachsenstamm bis zum Konflikt mit dem Frankenreich
1.2 Das Verhältnis zwischen Sachsen und Franken

2 Die Sachsenkriege
2.1 Der Kriegsverlauf bis 782
2.2 Die Capitulatio de partibus Saxoniae
2.3 Der Kriegsverlauf bis 804
2.4 Gründe für Sachsenkriege und deren Dauer

3 Die besiegten Sachsen

Schlussteil

Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Arbeit geht es um die Kriege Karls des Großen mit dem Stamm der Sachsen von 772 bis 804. Das Ziel meiner Ausführungen ist ein umfassender Überblick über die beiden Parteien, die Gründe dieser langen Kriegsphase sowie den eigentlichen Kriegshandlungen.

Zuerst sind die Situation des Sachsenstammes bzw. der einzelnen Teile des Großstammes vor den eigentlichen Kriegen sowie das Verhältnis zwischen den Sachsen und den Franken zu dieser Zeit darzulegen. Danach möchte ich den konkreten Kriegsverlauf, das strenge Besatzungsstatut Karls des Großen und die Hintergründe zum langen Konflikt erklären. In meinem letzten Punkt möchte ich dann auf die Situation der besiegten Sachsen im Frankenreich und die Probleme bei der Christianisierung des Stammes eingehen. Im Schlussteil will ich dann die Frage nach der Bedeutung der Sachsenkriege Karls des Großen und der anschließenden Integration der Sachsen für das gesamte Frankenreich und dessen Nachfolgereiche klären.

Bei der Literatur habe ich meiner Arbeit besonders „Karl der Große“ von Dieter Hägermann zugrunde gelegt. Hier werden die Kriegshandlungen an sich sehr ausführlich dargestellt, auch das problematische Verhältnis der beiden Stämme vor den Kriegshandlungen sowie die Entwicklungen nach dem Krieg werden hier knapp, aber sehr aufschlussreich dargelegt. Auch in Heinz Löwes Gebhardt-Band „Deutschland im Fränkischen Reich“ wird der Krieg in seinen wesentlichen Etappen erläutert, wenngleich sehr viel kürzer und überblicksartiger. Darüber hinaus wird hier aber auch auf die Organisation der Christianisierung nach dem Krieg und die Gründe für den Konflikt eingegangen. Zu den Problemen der Christianisierung generell und der Capitulatio de partibus Saxionae war das Buch „Karl der Große“ von Matthias Becher sehr wichtig. Auch Reinhard Schneiders Ausführungen in „Das Frankenreich“ bot dafür wichtige Einblicke, wenngleich das Thema hier viel zu kurz behandelt wird. Für die Darstellung der Sachsengeschichte, der sozialen und politischen Organisation bzw. der Gliederung des Großstammes und seiner Teilstämme waren die Passagen von Waltraut Bleiber in der „Allgemeinen Geschichte des Mittelalters“ sehr hilfreich. Gute übersichtliche Artikel zu diesem Thema boten auch „Der Große Ploetz“ und „Die Franken. Wegbereiter Europas“. Für Details der Hintergründe des Konfliktes, wie z. B. den glaubensideologisch geprägten Kriegsgründen und auch der wenigen Kritik an der Christianisierungspraxis der Franken, war Matthias Springers „Die Sachsen“ ein wesentlicher Teil meiner Basisliteratur. Außerdem werden in diesem Buch einige fragwürdige Passagen aus Einhards „Vita Karoli Magni“ und den diversen Reichsannalen zu den Sachsenkriegen aufgegriffen und z. T. richtig gestellt. Einhards Werk war auch meine wichtigste Quelle für die Hausarbeit, da sie nun einmal die mit bedeutendste Quelle jener Zeit war, wenngleich der Autor hier viel beschönigt und voreingenommen ist in Bezug auf Karl dem Großen, wird hier auch viel über das damalige Denken zu jenem Konflikt deutlich. Des Weiteren habe ich noch Widukind von Corveys „Res gestae Saxinonae“ mit einbezogen, auch wenn mein Thema hier nur ganz kurz angeschnitten wird.

1 Die Sachsen

1.1 Der Sachsenstamm bis zum Konflikt mit dem Frankenreich

Die Namengebenden Kerngruppe war in Nordalbingien im heutigen Holstein beheimatet, die Entstehung des sächsischen Großstammes kam durch Eroberungen diese Urstammes zustande.[1] Der Stamm war nach dem germanischen Kriegsgott Saxnoth benannt, der Name findet sich auch in der sächsischen Spezialwaffe, dem Sax wieder. Hierbei handelte es sich um ein einschneidiges Hiebschwert.[2] Ein Teil dieses Stammes erobert gemeinsam mit Angeln und Jüten im 5. Jahrhundert England. Um 700 waren Stammesgruppen, wie die Chauken, die Angrivarier, Cherusker, Thüringer, Semnonen und die Reste der Langobarden, im Stammesgebiet der Sachsen aufgegangen.[3]

Die Sachsen bewohnten den Raum zwischen Niederrhein und unterer Elbe, der Nordsee und den Ausläufern der Mittelgebirge. Aufgrund dieser Lage des Siedlungsgebietes war der Stammesverband den Einflüssen der spätantiken Klassengesellschaft erheblich weniger ausgesetzt als z. B. die Franken, Alamannen und auch Bayern. Die Lebensgewohnheiten der Sachsen waren noch im hohen Maße durch Existenzformen der militärischen Demokratie festgelegt. Die Eigentumsverhältnisse, soziale Schichtung und die politische Organisation hatten noch deutliche vorklassengesellschaftlich gentile Züge.[4] So lebten die Sachsen z. B. noch in kleinen Gehöften, Städte existierten nicht.[5] Andererseits setzten die herrschenden Besitz- und Eigentumsverhältnisse der Möglichkeit der Spaltung der sächsischen Gesellschaft in antagonistische, also gegensätzliche Klassen enge Grenzen, da der Landbesitzer noch stark beschränkt war, bei den Möglichkeiten über sein Land zu verfügen. Den Sachsen war auch das Königtum fremd. Für Angelegenheiten, die den gesamten Stammesverband betrafen, gab es einmal im Jahr die Versammlung von Vertretern des gesamten Stammesgebietes bei Marklo. Dies war die einzige Institution, die den Stammesverband in seiner Gesamtheit repräsentierte.[6]

Im Laufe der Zeit bildete sich bei den Sachsen eine politisch-rechtliche Gliederung in vier Teilstämme heraus: Es gab die Westfalen, Ostfalen und Elbsachsen.[7] Einen weiteren Teilstamm bildeten die Engern, ein Reitervolk, das im Bereich der Weser siedelte.[8]

Später kam es dann doch schon zu einer sozialen Differenzierung: Es kam zur Ausbildung von Knechtschafts- und Anhängigkeitsverhältnissen, diese waren wohl u. a. die Folge der kriegerischen Eroberungen anderer alteingesessener Völkerschaften. Es bildeten sich im Stammesrecht der Sachsen drei Rechtsstände heraus: Die Edelinge, die Frilinge und die Liten. Die Edelinge hatten eine besondere Stellung im gesellschaftlichen Gefüge, sie wurden strikt von den übrigen Freien abgesondert.[9]

Sie stellten den sächsischen Erobereradel dar und bildeten im gesamten Stammesgebiet die Grundbesitzende Herrenschicht.[10] Ein weiteres Merkmal der strengen Sonderung der Stände waren die unterschiedlichen Wergeldsätze für die Angehörigen der einzelnen Stände. Wenn z. B. ein Edeling erschlagen wurde, musste vom Totschläger ein sechsmal höheres Wergeld an die Angehörigen gezahlt werden als für einen Friling. Außerdem gab es ein striktes Heiratsverbot zwischen den Edelingen und Frilingen. Dadurch, dass die Edelinge so strikt abgeschottet wurden, rückten auf der anderen Seite die übrigen Freien und Liten zusammen. Die Liten standen in der persönlichen Gewalt eines Leibherrn, sie hatten aber genauso wie der gemeine Freie das Recht, an Gerichtsverhandlungen teilzunehmen und sie durften auch Waffen tragen. Die Liten und Frilinge waren zur Zeit der Sachsenkriege größtenteils bäuerliche Produzenten. Sie hatten z. T. freie bäuerliche Gehöfte, sie standen damit als geschlossene soziale Schicht dem nach noch mehr Macht strebenden Adel gegenüber, auch wenn es bereits ausgeprägte Abhängigkeitsverhältnisse zu eben diesen gab. Die Edelinge wie auch die gemeinen Freien und auch die Liten waren auf der Versammlung von Marklo vertreten.[11]

Auch schickten alle Stände jeweils zwölf Bevollmächtigte des einzelnen Gaus bzw. Stammesschwarms nach Marklo, in der Nähe des heutigen Nienburg erschienen dort auch die so genannten Gaufürsten, die Führer der einzelnen Stammesschwärme.[12] Die Edelinge spielten in den Sachsenkriegen eine ganz entscheidende, für den Verlauf des Konfliktes bedeutende Rolle, denn ein großer Teil von ihnen wechselte im Verlauf der Kämpfe auf die Seite Karls des Großen, der lockte sie wohl mit dem Versprechen auf mehr materielle und politische Macht. Außerdem wollte der Adel die feudalen Strukturen in Sachsen endlich einführen und der bäuerliche Widerstand mit seiner sozialen Zielstellung war ihnen im Weg, deshalb verrieten sie ihr eigenes Volk.[13]

1.2 Das Verhältnis zwischen Sachsen und Franken

Sachsen und Franken hatten als Nachbarn seit langem Kontakt, es gab regen Grenzverkehr und Warenaustausch.[14] Diese Nachbarschaft hatte allerdings eine sehr wechselvolle Geschichte. Ein gutes Verhältnis zwischen beiden Stämmen ist seit dem Ende des dritten Jahrhunderts durch römische Quellen belegt. Darin werden beide Stämme „Seeräuber“ genannt, die 285/286 gemeinsam einen Raubzug an der Küste des römischen Galliens durchführten. In der Zeit danach gab es immer wieder gemeinsame kriegerische Aktionen der beiden Völkerschaften. Da war z. B. 370 eine Kampfhandlung mit römischen Truppen am Unterlauf des Rheins. Darüber hinaus halfen fränkische Stammesgruppen den Sachsen während des fünften Jahrhunderts in mehreren Wellen auf Britannien überzusetzen und es zu besiedeln.[15]

[...]


[1] Prinz 2005, S.377.

[2] Birnstein 2001, S.265.

[3] Prinz 2005, S.377.

[4] Bleiber 1985, S.49.

[5] Birnstein 2001, S.265.

[6] Bleiber 1985, S.49.

[7] Prinz 2005, S.377.

[8] Dhondt 2000, S.12.

[9] Bleiber 1985, S.49.

[10] Prinz 2005, S.377.

[11] Bleiber 1985, S.49.

[12] Prinz 2005, S.377.

[13] Bleiber 1985, S.49-50.

[14] Hägermann 2003, S.35.

[15] Franken 1996, S.331.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Sachsenkriege - Der lange Kampf Karls des Großen für die Unterwerfung des widerspenstigen Stammes
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Historisches Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V140644
ISBN (eBook)
9783640488285
ISBN (Buch)
9783640488216
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sachsen und Karl der Große, Sachsen Christianisierung, Sachsen und Frankenreich, Sachsenkriege Kriegsverlauf, Sachsenkriege Hintergründe, Capitulatio de partibus Saxionae, Engern Reitervolk, Sachsen Stammesrecht, Versammlung bei Marklo, Edelinge, Frilinge, Liten, Elbsachsen, Eresburg Irminsul, Häuptling Widukind, Blutbad von Verden, Capitulare Saxonicum
Arbeit zitieren
Thomas Heller (Autor:in), 2007, Die Sachsenkriege - Der lange Kampf Karls des Großen für die Unterwerfung des widerspenstigen Stammes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140644

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