Vom Bewerber zum integrierten Leistungsnachwuchs - Mitarbeiter als Individuen innerhalb des sozialen Systems Krankenhaus


Bachelorarbeit, 2009

50 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Allgemeines
1.1 Abbildungsverzeichnis
1.2 Abkürzungsverzeichnis

II. Einleitung
2.1 Zielsetzung der Arbeit
2.2 Aufbau der Arbeit

III. Theoretische Grundlagen
3.1 Explikation zentraler Begriffe
3.1.1 Krankenhaus
3.1.2 Geschichte
3.1.3 Merkmale des Systems Krankenhaus
3.2 Mitarbeiter im sozialen System Krankenhaus
3.2.1 Die Berufsgruppen im sozialen System Krankenhaus
3.2.2 Die Arbeit mit Patienten und Kollegen
3.2.3 Was verbindet, was trennt die Berufsgruppen im Krankenhaus?

IV. Die richtige Wahl des Personals
4.1 Der Wertewandel des Krankenhauspersonals
4.2 Kompetenzanforderungen an die Berufsgruppe Pflege
4.2.2 Schlüsselqualifikationen im Pflegedienst
4.3 Kompetenzmessung in der Krankenpflege
4.3.1 Diagnostische Verfahren im Überblick
4.3.2 Beobachtungsfehler in der Personalauswahl
4.4 Geeignete Personalauswahlverfahren für den Bereich der Krankenpflege
4.4.1 Das multimodale Interview
4.4.2 Critical Incident
4.4.3 Rollenspiel

V. Einführung und Einarbeitung neuer MitarbeiterInnen im Krankenhaus
5.1 Die Bedeutung der Einführung neuer MitarbeiterInnen in die Organisation
5.1.1 Zielsetzung der Einführung neuer Mitarbeiter
5.1.2 Die Rolle des Vorgesetzen
5.1.3 Paten und Mentoren
5.2 Die Phasen des Einführungsprozesses
5.2.1 Phase 2: Konfrontation - Erwartungen und Realität treffen aufeinander
5.2.2 Phase 3: Fachliche und soziale Integration
5.2.3 Phase 4: Vollmitgliedschaft in der Organisation
5.3 Motivation und Bindung an das soziale System Krankenhaus
5.3.1 Grundlagen der Motivation
5.3.2 Bedürfnispyramide nach Maslow
5.4 Einflussfaktoren der weiterführenden Motivation
5.4.1 Lob und Anerkennung
5.4.2 Kritik ist keine Strafe

VI Fazit

VII Literaturverzeichnis

I. Allgemeines

1.1 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Anforderungseigenschaften im Pflegeberuf (eigene Darstellung)

Abbildung 2: Diagnostische Bausteine im Überblick.

Abbildung 3: Eingliederung als sich selbst stärkender Prozess

Abbildung 4: Das hierarchische Modell nach Maslow

1.2 Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II. Einleitung

2.1 Zielsetzung der Arbeit

Der Mensch ist innerhalb des Krankenhauses in mehrfacher Hinsicht von sehr großer Bedeutung. Als Patient sollte er im Mittelpunkt des Handelns aller Krankenhausmitarbeiter stehen. Die Mitarbeiter des Krankenhauses stehen wiederum vor der Aufgabe, ihre vielfältigen Qualifikationen so zu koordinieren, dass eine effektive Behandlung und Pflege der Patienten möglich ist. Qualitativ hochwertige Leistungen kann das Krankenhaus nur mit hochqualifizierten Mitarbeitern erreichen. Doch was ist für den Beruf innerhalb des Krankenhauses zusätzlich wichtig? Bedarf es nur einer hohen fachlichen Kompetenz? Der Umgang mit unterschiedlichen Menschen, die sich in einer alltagsfernen Situation befinden, verlangt besonders von dem Krankenhauspersonal eine hohe soziale Kompetenz. Die Mitarbeiter müssen dabei einfühlsam auf die Patienten eingehen. Gleichzeitig müssen sie in ihrem Fachgebiet kompetent sein und mit Extremsituationen gut umgehen können. Ziel dieser Arbeit ist es unter dem besonderen Blickpunkt der sozialen Kompetenzen zu untersuchen, nach welchen Kriterien Personal ausgewählt, gemessen, integriert und motiviert wird.

2.2 Aufbau der Arbeit

Dabei steht eine intensive Recherche über die berufliche Situation im Krankenhaus am Anfang des Vorhabens. Hier ist der Fokus auf das Krankenhaus als soziales System und die Berufsgruppen gelegt. Diese Themen bilden die theoretischen Grundlagen für den darauf folgenden Abschnitt, in dem die richtige Wahl des Personals genauer analysiert wird. Innerhalb dieses Themenkomplexes werden vorerst die Anforderungen an den Bereich Pflege aufgezeigt, und durch die genaue Auseinandersetzung mit Schlüsselqualifikation erweitert und konkretisiert. Im Anschluss daran werden drei Personalauswahlverfahren vorgestellt, die zur Erkennung von sozialen Kompetenzen genutzt werden. Nachdem die Auswahlphase beendet wurde, werden in dem folgenden Punkt die Einführung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter in das Krankenhaus thematisiert. Hier wird die Bedeutung einer Einarbeitungsphase dargelegt sowie die Rolle von Vorgesetzten, Mentoren und Paten diskutiert. Anschließend werden die vier Phasen des Einführungsprozesses zusammenfassend dargestellt. Um die Einarbeitungsphase abzuschließen, werden die Grundlagen der Motivation geschildert und einige Faktoren benannt, die die Bindung an das Unternehmen Krankenhaus weiterhin unterstützen.

III. Theoretische Grundlagen

3.1 Explikation zentraler Begriffe

3.1.1 Krankenhaus

„ Das Wort Krankenhaus impliziert bereits, dass es sich um eine spezielle Einrichtung zur Pflege von Kranken handelt. Aufschlussreicher ist hingegen die Wortbedeutung des Synonyms Spital, das insbesondere in Süddeutschland und Österreich verwendet wird. Es leitet sich vom lateinischen Hospitium ab, dem Zimmer in der römischen Villa, in dem Gäste begrüßt wurden. Das Spital als Gastzimmer, als Ort, an dem sich Gäste in guter Atmosphäre wohl fühlen sollen- welch ein Anreiz für Krankenhäuser!“[1]

Unter dem Begriff Krankenhaus versteht man eine medizinische Einrichtung zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten und zur Geburtshilfe. Wenn ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt notwendig ist, spricht man von einer stationären Behandlung. Im Gegensatz dazu spricht man von einer ambulanten Behandlung in einer Arztpraxis. Allerdings werden auch in der Ambulanz von Krankenhäusern oder in der Poliklinik eines größeren Klinikkomplexes ambulante Untersuchungen oder Behandlungen durchgeführt, die in den örtlichen Arztpraxen nicht oder nur unzureichend ausgeführt werden können. Zusätzlich sind Krankenhäuser auch für die Ausbildung des Pflegepersonals zuständig. Universitätskliniken dienen zu einem Großteil der Forschung und der Lehre. Man unterscheidet, je nachdem wer das Krankenhaus unterhält, zwischen staatlichen, städtischen und Gemeinde- Krankenhäusern (öffentliche, gemeinnützige Krankenhäuser), privaten, konfessionellen und karitativen Krankenhäusern. Allgemein-Krankenhäuser, die in einzelne Abteilungen aufgeteilt sind, werden in Fach- oder Spezial-Krankenhäuser unterschieden (z.B. Kinderkrankenhaus, Frauenklinik, Hautklinik, Nervenklinik). Sonderkrankenhäuser hingegen nehmen besondere Aufgaben wahr, wie spezielle Behandlungsverfahren. Sie nehmen nur bestimmte Personengruppen auf. Zu den Sonderkrankenhäusern zählen z.B. psychiatrisches, Rehabilitations- oder Gefängniskrankenhaus. Die Wahl des Krankenhauses steht dem Patienten grundsätzlich frei. Eine allgemeine Voraussetzung für eine Behandlung im Krankenhaus ist jedoch die Einweisung durch einen niedergelassenen Arzt.

3.1.2 Geschichte

1135 wurde in Byzanz das Krankenhaus des Pantokrator-Klosters gegründet. Zu erwähnen ist auch die Gründung eines mansurischen Krankenhauses im arabischen Kulturbereich im Jahre 1283 in Kairo. Im Abendland waren die ersten Hospitäler des Mittelalters meist mit Klöstern verbunden. Später, im 13./14. Jahrhundert, entstanden die ritterlichen Spitalorden; hieraus entwickelte sich das städtische Krankenhaus. Zu dieser Zeit waren noch die Beobachtung und Pflege der Kranken die Hauptaufgabe des Krankenhauses. Eine eigentliche ärztliche Versorgung im Krankenhaus begann erst im 14. Jahrhundert. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es in Deutschland die ersten hauptamtlichen Spitalärzte. Im 17. Jahrhundert entstanden dann die großen Hospitäler der Barockzeit. Mitte des 18. Jahrhunderts ging man teilweise vom großen Zentralbau zu dezentralisierten Pavillon- oder Barackenbauten über. Zu Beginn der Neuzeit gab es in Europa in vielen Städten große und kleine Spitäler. Heute befinden sich in den großen modernen Kliniken zahlreiche Spezialabteilungen und Fachkliniken unter einem Dach. Diese sollen eine optimale medizinische Versorgung gewährleisten.[2]

„Obwohl heute Krankenhäuser als moderne Kompetenzzentren für stationäre Medizin anerkannt sind, gibt es durchaus noch abweichende Definitionsmöglichkeiten. Grundlegend ist die Definition des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG 1972). Demnach sind Krankenhäuser Einrichtungen, in denen durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in denen die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können (§ 2 KHG)“[3]

3.1.3 Merkmale des Systems Krankenhaus

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Situation der Mitarbeiter innerhalb des sozialen Systems Krankenhaus. Nachdem ich die Institution Krankenhaus bereits definiert habe, werde ich im Folgenden das System Krankenhaus darstellen.

Das Krankenhaus besteht genau genommen aus zahlreichen Systemen, die eine hohe Relevanz besitzen, sich wechselseitig beeinflussen und bei der Arbeit innerhalb des Krankenhauses zu beachten sind.

Das Krankenhaus ist ein offenes System: das heißt, dass es nicht nur aus wechselseitigen Beziehungen zwischen den Elementen des Systems besteht, sondern auch aus Beziehungen zwischen Elementen anderer Systeme. Die Aktivitäten innerhalb eines Systems werden von Elementen wie Technologie, Beziehungen oder Veränderungen in der Umwelt beeinflusst. Wäre es ein geschlossenes System, würde es nur aus den Beziehungen innerhalb des Systems bestehen und die Umwelt hätte keinen Einfluss auf das Krankenhaus.

Weiterhin ist das System Krankenhaus ein dynamisches System, da sich die Struktur sowie der Einsatz von Aktivitäten im Zeitablauf ändern. Dies ist bedingt durch die Offenheit des Systems, da Veränderungen der Umwelt über die bestehenden Wechselbeziehungen zu einer Änderung des Systems führen können. Allerdings müssen all diese Veränderungen nicht durch äußere Einflüsse entstehen. Sie können auch das Ergebnis einer systemimmanenten Dynamik sein.[4] Das Krankenhaus ist also ein dynamisches System, da es sich im Zeitablauf immer weiter verändert und weiterentwickelt. Es stagniert nicht.

Da das Krankenhaus ein dynamisches System ist und von Umweltfaktoren, die nicht vorausgesagt werden können, in den Aktivitäten beeinflusst wird, handelt es sich auch um ein probabilistisches System. Exakte Voraussagen über das Verhalten des Systems lassen sich meist nicht machen, da dieses nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraus bestimmt werden kann. Es können keine Aussagen über interne Beziehungen zueinander gemacht werden, da sich diese stetig durch neues Personal, Krankheitsfälle und Ähnliches ändern.

Zusätzlich ist ein Krankenhaus auch ein hochkomplexes System, weil es aus vielen Arten von Systemelementen und -beziehungen besteht, die in einem einfachen System weitaus weniger vorkommen. Diese komplexe Vielfalt an Arten von Beziehungen kommt auch durch den Grad der Arbeitsteilung sowie den Spezialisierungen zum Ausdruck.

Da das Krankenhaus das Ergebnis menschlicher Gestaltung und menschlicher Planung ist und Steuerung und Überwachung unterliegt, handelt es sich ebenfalls um ein künstliches System.

Mittelpunkt dieser Arbeit ist jedoch das soziale System. Dieses ist von hoher Bedeutung, da der Mensch im Krankenhaus das wesentliche und zentrale Element ist.[5] „ Verwendung findet der Ausdruck `soziales System`, weil im Krankenhaus nicht nur die entscheidenden Aufgabenträger, sondern auch die `Arbeitsobjekte` Menschen sind: die Patienten. Weil in einem sozialen System der Mensch das wesentliche Element darstellt, kommt dem Verhalten der Systemmitglieder fundamentale Bedeutung zu. In diesem Verhalten lassen sich bestimmte systembedingte Gesetzmäßigkeiten erkennen. Der Einzelne steht in relativ stabilen Interaktionsbeziehungen zu anderen Systemmitgliedern: Interaktionsstruktur. Der Einzelne teilt mit den übrigen Systemmitgliedern gewisse Wertorientierungen, die sein Verhalten beeinflussen: Systemkultur. Die Beziehungen und Wertvorstellungen schließen bestimmte Verhaltenserwartungen an die Systemmitglieder ein: Rollenstruktur. „[6]

Da die Menschen innerhalb eines Krankenhauses in einer wechselseitigen Beziehung zu einander stehen und diese oft von dem Verhalten der Mitarbeiter beeinflusst werden kann, werde ich im Folgenden auf die Mitarbeiter innerhalb des Systems Krankenhaus eingehen um aufzuzeigen und einen Überblick darüber zu geben, wer in einem Krankenhaus arbeitet und welche Aufgaben die Berufsgruppen beinhalten.

3.2 Mitarbeiter im sozialen System Krankenhaus

3.2.1 Die Berufsgruppen im sozialen System Krankenhaus

Allgemein werden in der Literatur oft die drei Säulen genannt. Diese bestehen aus den Medizinern, dem Pflegedienst und der Verwaltung. Der folgende Abschnitt soll einen Überblick über die Differenzierungen innerhalb der Berufsgruppen geben.

Zu den Medizinern gehören: Leitende Ärzte/Innen, Oberärzte/Innen, Assistenzärzte/Innen mit abgeschlossener oder ohne eine abgeschlossene Weiterbildung und ÄrzteInnen im Praktikum.

Der Pflegedienst beinhaltet Berufe wie Krankenschwester, -pfleger, PflegerhelferInnen, Kinderkrankenschwestern, -pfleger und sonstiges Pflegepersonal.

Im Bereich der Verwaltung organisieren und koordinieren die Abteilungen Finanzen, Controlling, EDV, Personal, Einkauf, Wirtschaft und Technik die materiellen und finanziellen Voraussetzungen nach den Grundsätzen des modernen Krankenhaus-managements und zum Nutzen der Patienten. Zu dem Personal der engeren und weiteren Verwaltung gehören z.B.: Aufnahme- und Pflegekostenabteilung, Bewachungspersonal, Boten (Postdienst), Kasse und Buchhaltung, Pförtner, statistische Abteilung, Telefonisten, Verwaltungsschreibkräfte.

Ergänzend zu den drei elementaren Berufsgruppen gibt es weitere Bereiche. Dazu gehört der medizinisch- technische Dienst. Zudem unter anderem KrankengymnastenInnen, LogopädenInnen, PsychologenInnen, MasseureInnen sowie Medizinisch Technische AssistentenInnen gehören.

Darüber hinaus gehören weitere Beschäftigte zum klinischen Hauspersonal wie Haus- und Reinigungspersonal. Zu dem Wirtschafts- und Versorgungsdienst zählen sowohl Handwerker und Hausmeister, Küchen- und DiätküchenmitarbeiterInnen (einschl. ErnährungsberaterInnen), als auch Wirtschaftsbetriebe wie Metzgereien und Gärtnereien, Wäschereien und Nähstuben.

Zu dem technischen Dienst zählt das Personal, das u.a. in den folgenden Bereichen bzw. mit folgenden Funktionen eingesetzt wird: Betriebsingenieure, Mitarbeiter in den Einrichtungen zur Versorgung mit Heizwärme, Warm- und Kaltwasser, Frischluft, medizinischen Gasen, Strom, Instandhaltung, z.B. Maler, Tapezierer und sonstige Handwerker.

Zur Personalgruppe des Funktionsdienstes gehören z.B.: das Krankenpflegepersonal für den Operationsdienst, die Anästhesie, in der Ambulanz und in Polikliniken, Hebammen und Entbindungshelfer, Beschäftigungs-, Arbeits-, Ergotherapeuten und der Krankentransportdienst.[7] All diese Berufsgruppen arbeiten miteinander und sind miteinander verknüpft. Im anschließenden Teil, werde ich genauer die Situation zwischen den Berufsgruppen darstellen.

3.2.2 Die Arbeit mit Patienten und Kollegen

Das Verhalten der Menschen übt als wichtigstes Element eines sozialen Systems den stärksten Einfluss auf das Verhalten des Systems als Ganzes aus. Die unterschiedlichen Kommunikationsformen der Mitarbeiter haben einen enormen Einfluss auf die Kooperation in und zwischen den Berufsgruppen und darüber hinaus auch zu den Patienten. Diese Unterschiede resultieren meistens aus den unterschiedlichen beruflichen Sozialisationen und Rationalitäten.[8] Daher kommt es oft zu der Annahme, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegern und übrigem Krankenhauspersonal nicht funktioniert. Dabei gibt es einerseits kaum einen Arbeitsplatz auf der Welt, an dem in ähnlicher Weise ausführlich und oft von Kollegialität und Teamwork geredet wird und andererseits so dagegen verstoßen wird wie in einem Krankenhaus. In der Literatur findet man häufig Gründe, die die Arbeitsatmosphäre und -motivation negativ beeinflussen. Dazu gehören die hierarchische Struktur, die generelle und fortwährende Arbeitsüberlastung, fehlende Anerkennung sowie eine nicht ausreichende Fort- und Weiterbildung.

Allgemein mangelt es an einer teamartigen Zusammenarbeit, die die abteilungs-, bereichs- und funktionsübergreifenden Aufgaben strukturieren. So fehlt es oftmals an regelmäßigen Absprachen und Besprechungen sowie gemeinsamen Zielformulierungen innerhalb der Teams. Besonders der Pflegedienst, der ärztliche Dienst und der Funktionsdienst sind innerhalb ihrer Tätigkeiten mit einander verflochten und auf enge Zusammenarbeit angewiesen, die über eine formelle Arbeitsteilung hinausgeht. Die einzelnen Mitarbeiter sind oftmals so intensiv mit ihren eigenen Aufgaben beschäftigt, dass der Blick über den Zaun zu einer notwendigen Zusammenarbeit ausbleibt.

Doch auch innerhalb der Berufsgruppen (Pflegedienst, ärztlicher Dienst, Funktionsdienst, Verwaltungsdienst und Versorgungsdienst) sind Kommunikation und Kooperation nur mangelhaft ausgebildet. Zwischen den Berufsgruppen wird zwar miteinander geredet, aber weder professionell noch zielgerichtet. Immer wieder kommt es zu unverbindlichen Absprachen und schlechter Informationsweitergabe, die zu Missverständnissen führen. Anstatt den Informations- und Kommunikationsfluss zu steigern, werden Konferenzen einberufen, welche allerdings als langatmig und unproduktiv empfunden werden.[9]

Die Arbeit im Krankenhaus besitzt vielfältige Anforderungen. Ein wichtiger Punkt neben der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen ist auch der Umgang mit den Patienten. Ein grundlegender Unterschied zwischen der Arbeit im Krankenhaus und der Arbeit in Produktionsbetrieben besteht darin, dass im Krankenhaus Menschen behandelt werden, die teilweise extrem von ihrer Umgebung abhängig sind und nicht wie Werkstücke in einem Produktionsbetrieb behandelt werden können. Ein Mangel an Einfühlungsvermögen von Beschäftigten spielt in der Industrie nur eine geringe bis gar keine Rolle. Im Krankenhaus hingegen, einem klassischen Feld für Gefühlsarbeit, gehört Sensibilität zur geforderten aber unbezahlten Leistung.[10]

Matthias Müller: „ Die Betrachtung der vielen Leistungskomponenten, die z.B. in der Tätigkeit von Pflegepersonen verbunden sind, führt unmittelbar auf den zentralen Konflikt bei Fragen der Personalmessung, der Arbeitsorganisation und der Führung. Etliche der erwarteten Tätigkeiten lassen sich relativ problemlos auch unter Zeitdruck und starker körperlicher Belastung durchführen (wobei die Arbeitskräfte durchaus mit Folgen für ihre eigene Gesundheit rechnen müssen). Zu diesen Arbeiten gehören z.B. das Bettenmachen, das Waschen der PatientInnen und die Grundversorgung mit Lebensmitteln. Die Heilwirkung durch Gabe von Medikamenten ist an sich ebenfalls hinzuzurechnen, aber die Gefahr von Verwechslungen unter Streßbedingungen läßt Bedenken aus der Sicht des Qualitätsmanagement erwachsen. Geht man davon aus, daß die Genesung von PatientInnen unmittelbar durch Form und Intensität der Kommunikation mit Pflegekräften und Angehörigen beeinflußt wird, so ist es spätestens an diesem Punkt ein Zielkonflikt ausgemacht. Heilungsunterstützende Kommunikation braucht Zeit, Qualifikation und Motivation. Zu stark arbeitsteilige Organisation in der Krankenpflege, wie sie lange üblich war und in vielen Krankenhäusern noch üblich ist, wird kontraproduktiv.“[11]

Genau aus diesem Grund sollte es das Ziel professioneller Personalarbeit in einem Krankenhaus sein, Belastungen zu erkennen und auf ein vertretbares Maß zu senken sowie Raum für Beratung und Verarbeitung von Belastungen zu schaffen. Obwohl alle Mitarbeiter das gleiche Ziel verfolgen, nämlich Patienten zu heilen, bestehen diese Probleme. Doch wie kommt es dazu? Im folgenden Abschnitt wird genau darauf näher eingegangen.

[...]


[1] Fleßa, Steffen 2007,S. 23f.

[2] Vgl.: Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2009

[3] Fleßa, Steffen 2007,S. 23f.

[4] Vgl.: Leuzinger, Andreas/Luterbacher, Thomas 1987,S.63

[5] Vgl.:Leuzinger, Andreas/Luterbacher, Thomas 1987,S.63f.

[6] Leuzinger, Andreas/Luterbacher, Thomas 1987,S.62

[7] Vgl.: Müller,Matthias 1996,S.20

[8] Vgl.:Müller, Brigitte/Münch,Eckhard/Badura, Bernhard 1997,S.108

[9] Vgl.:Meier, Jürgen 1994,S.36f.

[10] Vgl.: Müller,Matthias 1996,S.24

[11] Müller,Matthias 1996,S.24f.

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Vom Bewerber zum integrierten Leistungsnachwuchs - Mitarbeiter als Individuen innerhalb des sozialen Systems Krankenhaus
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Sozial- und Organisationspädagogik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
50
Katalognummer
V140387
ISBN (eBook)
9783640497461
ISBN (Buch)
9783640497645
Dateigröße
948 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Personalentwicklung, Sozialpädagogik, Krankenhaus
Arbeit zitieren
Marie-Luise Schwarz (Autor:in), 2009, Vom Bewerber zum integrierten Leistungsnachwuchs - Mitarbeiter als Individuen innerhalb des sozialen Systems Krankenhaus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140387

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