Virginia Woolf und ihr modernistischer Roman 'To The Lighthouse'


Hausarbeit, 2007

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wer war Virginia Woolf?

3. Modernismus und zeitgeschichtlicher Kontext
3.1 Modernismus – was ist das eigentlich und wie entstand er?
3.2 Kultureller, zeitgeschichtlicher und geistesgeschichtlicher Kontext der modernistischen Strömung

4. To the lighthouse – ein Roman des Modernismus
4.1 Inhaltsangabe
4.2 Modernismus und seine Gattungskonvention am Beispiel To the lighthouse

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturliste:

1. Einleitung

Virginia Woolf ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht für alle Menschen ein Begriff - entweder weil sie keinerlei Interesse an Literatur im Allgemeinen haben oder aber auch weil sie keine Kenntnisse über englischsprachige Literatur besitzen. Vielleicht aber können einige davon, seit dem 2002 verfilmten Kinofilm The Hours, der einen kleinen Einblick in das Leben, das Schaffen und die psychischen Probleme dieser Schriftstellerin gibt, zumindest behaupten, sie hätten den Namen schon einmal gehört. Die restlichen Verbleibenden werden mit dem Namen dieser wichtigen englischen Autorin eine Vielzahl von Assoziationen verbinden können, wie beispielsweise den Begriff des Modernismus als Epochen- und Gattungsbeschreibung, einige Titel ihrer bekannten Werke aus eben dieser Zeit (z.B. Mrs. Dalloway, To the lighthouse), Virginia Woolfs psychischen Probleme und Krankheiten und letztlich ihren tragischen Selbstmord. All denen, die keinerlei Vorstellung von ihrer Person und ihrem Schaffen als Schriftstellerin in dieser modernistisch geprägten Phase der Literaturgeschichte haben, sollen die folgenden Seiten Aufschluss und einen kleinen Einblick geben.

Ich möchte dabei zuerst den Fokus auf das Leben und die Biographie Virginia Woolfs legen und danach den Begriff Modernismus verdeutlichen bevor ich auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund eingehe, innerhalb dessen diese neue Orientierung in der Literaturgeschichte entstanden ist. Sowohl ihr Leben, als auch der Kontext sind bedeutende Faktoren, die ihre Arbeit als Autorin wesentlich beeinflusst haben. Im zweiten Teil werde ich dann auf die neu entstandenen gattungsspezifischen Merkmale der Romanform des Modernismus eingehen, indem ich zentrale Merkmale und Charakteristika (sowohl formaler als auch inhaltlicher Art) anführe. Belegen und veranschaulichen möchte ich diese exemplarisch anhand eines konkreten Textbeispiels, nämlich dem Roman To the lighthouse von Virginia Woolf.

Leonard Woolf bezeichnete dieses Werk seiner Ehefrau einmal als „masterpiece“ (vgl. Mepham 1991: 101), nachdem sie es 1927 fertig gestellt hat und es ihm zum Lesen gab. Ich möchte in meiner Textanalyse verdeutlichen und darlegen, welche gattungsspezifischen Merkmale der modernistischen Strömung in diesem meisterhaften Roman, der auch als „Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens bezeichnet wird“ (Erzgärber 1999: 167), realisiert und verarbeitet wurden. Wie ist es Virginia Woolf gelungen, diese neu gesetzten formalen und inhaltlichen Ansprüche in einem Werk zu vereinigen?

2. Wer war Virginia Woolf?

More than in the case of any other writer, it is impossible to keep the literary analysis of Virginia Woolf’s fiction separate from the study and interpretation of her life.

(Mepham 1991: 3).

Wie diese Aussage bestätigt, war Virginia Woolfs Leben von solcher Besonderheit, dass es unmöglich ist, es bei einer literarischen Analyse ihrer Texte unbeachtet zu lassen.

Geboren wurde Virginia Woolf 1882 in London als Tochter von Leslie Stephen und seiner Frau Julia. Ihr Vater galt einerseits als machthaberischer, tyrannischer und dominanter Mann (vgl. Schwarz 1995[1989]: 285), unter dem sie Zeit ihres Lebens litt. Auf der anderen Seite aber bewunderte sie ihn für seine unglaublich tiefgründigen intellektuellen Fähigkeiten (vgl. Ebd.). Ihre Mutter, die Witwe Julia Jackson, wird als schöne, sensible Frau beschrieben, deren viel zu früher Tot bei der 13jährigen Virginia ihren ersten psychischen Zusammenbruch auslöste, auf den, während ihres gesamten Lebens, weitere folgten. Wie wir später noch einmal sehen werden, findet man an einigen Stellen in To the lighthouse Parallelen zu Virginias Vergangenheit und zu ihren Eltern.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Leonard Woolf, gründete Virginia den Verlag Hogarth Press. Der Besitz und die Kontrolle über eine eigene Buchdruckerei war ein sehr wichtiger und vorteilhafter Aspekt hinsichtlich ihrer schriftstellerischen Arbeit: „Owning the Hogarth Press liberated Woolf’s experimentalism.“ (Whitworth 2000: 150). Somit hatte die Schriftstellerin quasi freie Bahn und konnte sämtliche ihrer schriftliche Dokumente veröffentlichen, denn das Ehepaar Woolf konnte bestimmen, was publiziert wurde und was nicht: „(…) Leonard and Virginia controlled their production.“ (Ebd.).

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der Virginia Woolfs schriftstellerisches Tun sehr beeinflusst hat, war ihre Zugehörigkeit zur Bloomsburry Group; eine englische Gruppe bzw. Verbindung, „in deren Kreis sich Maler, Kritiker und Autoren zusammenfanden“ (Jahn 1998: 176). Unter anderem gehörten dazu: E.M. Forster und Roger Fry. „Woolf’s diaries suggest that conversations in Bloomsburry were wideranging, moving from the intellectual to the intimate, and crossing the acknowledged boundaries of the disciplines.“ (Whitworth 2000: 148). Während den Treffen in dieser Gemeinschaft wurde viel diskutiert - egal ob es um politische, kulturelle oder künstlerische Fragen ging. Hier hatte Virginia nicht nur die Möglichkeit sich über ihre eigenen Ideen, Ansichten, Anregungen und Visionen auszutauschen, gleichzeitig erfuhr sie so auch von neuen Einsichten und wurde von ihren Freunden innerhalb dieser Gruppe „in ihrer kritischen Einstellung gegenüber dem Werte- und Normensystem des Viktorianismus bestärkt.“ (Nünning 1998: 47).

Zeit ihres Lebens litt Virginia Woolf unter schlimmen psychischen Störungen und Krankheiten. Diese hatten oftmals zur Folge, dass sie beim Verfassen ihrer Werke Unterbrechungen einlegen musste und erst nach einer psychischen Erholung ihre Arbeit fortsetzen konnte. Schwere Depressionen, Wahnvorstellungen und tiefe Verzweiflung veranlassten sie mehrere Male dazu, Selbstmordversuche zu begehen, bis sich Virginia schließlich 1941, bepackt mit schweren Steinen in den Jackentaschen, in einem Fluss ertränkte.

Doch welche Bedeutung haben diese biographischen Fakten nun für ihr Werk To the lighthouse, auf das ich in dieser Arbeit mein Augenmerk legen will? In den folgenden Ausführungen zum Inhalt des Romans und Virginias Konzeption modernistischer Erzählkunst werde ich an manchen Stellen wieder auf diese biographischen Besonderheiten zurückgreifen, so dass es sinnvoll wäre, sich diese Fakten im Kopf zu behalten.

3. Modernismus und zeitgeschichtlicher Kontext

3.1 Modernismus – was ist das eigentlich und wie entstand er?

Nachdem nun schon einige Male von den Begriffen ‚Modernismus‘ und ‚modernistisch‘ die Rede war, bedarf es einer genaueren Analyse, was darunter eigentlich zu verstehen ist.

„Im Allgemeinen wird der Modernismus in der Zeit von den 1890er bis zu den 1930er Jahren angesiedelt;“ (Nünning, Vera (?): 221) wobei er in England insbesondere in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg Einfluss ausübte (vgl. Ebd.). Innerhalb dieser Hochphase haben sich, beeinflusst durch den kulturellen und geistesgeschichtlichen Kontext, einige Veränderungen und Innovationen in der Erzählkunst vollzogen. Welche das sind, werden wir später noch einmal genauer betrachten. Trotz allem darf aber eines nicht missverstanden werden: wir sprechen nicht von einer klar definierten Strömung oder einer Gruppe mit gemeinsamen Zielen (vgl. Nünning 1998: 40), vielmehr hat sich der Epochenbegriff Modernismus als Bezeichnung für diese bereits angedeuteten Neuerungen etabliert (vgl. Ebd.).

Die nächste zu klärende Frage ist die um die Ereignisse bzw. den Kontext, welche die Entwicklung einer solchen neuartigen Orientierung begünstigt haben. Denn: „Dieser grundlegende Wandel der Themen und Erzählkonventionen, der sich im englischen Roman zu Anfang des 20. Jahrhunderts vollzog, erschließt sich erst vor dem Hintergrund übergreifender kulturgeschichtlicher Tendenzen.“ (Ebd.: 44).

3.2 Kultureller, zeitgeschichtlicher und geistesgeschichtlicher Kontext der modernistischen Strömung

Die modernistische Phase war geprägt von einem ökonomischen und sozialen Wandel, in dem Industrialisierung und Technisierung mit dem Verfall von traditionellen Strukturen und Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt einhergingen (vgl. Nünning, Vera (?): 221). Daraus resultierte, dass die Menschen begannen, an den bis dato vorherrschenden Überzeugungen des Viktorianismus zu zweifeln. Somit wandte man sich auch automatisch von der in dieser Zeit entstandenen Literatur ab, welche versuchte, die Realität möglichst wirklichkeitsgetreu darzulegen. Neu gewonnene Sichtweisen haben außerdem noch mehr verunsichert und alte Denkmuster und Einstellungen in Frage gestellt: „Certain writers in different fields did change the world in the sense at least of massively altering people’s most fundamental interpretations of ‚reality‘.” (Childs 2000: 26). Alle der hier angedeuteten Wegbereiter dieser modernistischen Orientierung aufzuzählen, würde an dieser Stelle sicherlich den Rahmen meiner Arbeit überschreiten, daher beschränke ich mich lediglich auf den Einfluss einer Person: Sigmund Freud.

Mit seiner Psychoanalyse revolutionierte Sigmund Freud vor allem das Verständnis und die Ansichten über die menschliche Seele und das Bewusstsein. Er vertritt die Auffassung, dass es sowohl ein Bewusstsein als auch ein Unterbewusstsein im Menschen gibt, welche sein Handeln beeinflussen. Der Mensch wird nicht nur von seinem eigenen Willen geleitet sondern auch von seinen Trieben. Freud verlagerte somit den Fokus nach Innen bzw. auf die Gefühlswelt der Menschen. „Many writers felt that it was no longer sufficient to present the outsides of personalities and the surfaces of minds, as predominated in realist fiction; instead, the writer needed to explore hidden drives and desires (…).” (Childs 2000: 51).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Virginia Woolf und ihr modernistischer Roman 'To The Lighthouse'
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V140348
ISBN (eBook)
9783640474165
ISBN (Buch)
9783640473809
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Virginia, Woolf, Roman, Lighthouse
Arbeit zitieren
Anja Kopf (Autor:in), 2007, Virginia Woolf und ihr modernistischer Roman 'To The Lighthouse', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140348

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