Nieder-Roden im Jahr 1622 (30-jähriger Krieg)


Hausarbeit, 2009

56 Seiten


Leseprobe


Innhaltsverzeichnis

1. Anlass der Untersuchung

2. Der Kriegsverlauf
2.1 Der Heereszug Tillys bis Aschaffenburg
2.2 Das spanische Teilheer unter Caracciolo
2.3 Der gemeinsame Heereszug von Tilly und Caracciolo
2.4 Die Armee Christians von Braunschweig

3. Die Brücken
3.1 Die Brücke von Aschaffenburg
3.2 Keine Brücke in Hanau
3.3 Keine Brücke in Offenbach
3.4. Keine Brücke in Steinheim ?

4. Die Logistik

5. Die Akteure im 30-jährigen Krieg
5.1 Tilly
5.2 Markgraf Georg Friedrich von Baden - Durlach
5.3 Peter Ernst II von Mansfeld
5.4 Christian von Braunschweig
5.5 Der Winterkönig
5.6 Caracciolo

6. Nachwort

Schriftquellenverzeichnis

Bildquellenverzeichnis

1. Anlass der Untersuchung

Im Buch über die St. Matthiaskirche in Nieder-Roden (Stadt Rodgau) [1] findet man eine im ersten Moment widersprüchliche Angabe über den Verlauf des 30 – jährigen Krieges in Nieder-Roden und dem Rodgau.

Dort wird berichtet, dass in einer alten Nieder-Röder Pfarrchronik aus dem 17. Jahrhundert zu lesen ist, dass der katholische Tilly am 24.6.1622 über die Brücke bei Steinheim in das Amt Steinheim (Hanau), zu dem damals Nieder-Roden gehörte, eingefallen ist und dabei Nieder-Roden in Brand gesteckt hat.

Diese Notiz beruht auf zwei Briefen aus den Jahren 1629 [2] und 1630 [3], die hier als Kopie beigefügt sind. Soweit lesbar, sind „Übersetzungen“ dieser Schreiben angehängt.

1629 Schreiben des Zentgrafen von Nieder-Roden wegen des abgebrannten Pfarrhauses [2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersetzung:

Gnedigster Herr, Groß... E(ure) Churf(ürstl.) g(naden) können wir arme Underthanen zur Endt... hirmit Underthenigst supplicando mit Verhalten?

Wir wol unßers wenigener samßtens? An Dich Erlosen? Billich, dass alle Pfarr und MutterKirchen, dißes Eure Churfürstl. Gnaden hochlöblichen Erzstifts mit eigenen gewissen Pfarrherrn und Selbigen dergestalt war schon sei? Alten, damit den armen Einfaltigen Paroclianis und Pfarrkindern ahne haltung deren Göttlichen Ämpter, alß der H. Meß, Predigt und Anderen nichts ermangele.

Maßen wir dann im Schrift? Selbsten? Sehen, dass es nit allein in dißen Euer Churfürstl. Gnaden ganzen Ampt Strin...?, sondern auch bey Umbliegenden unßeren Benachparte Ampten derogleiche wol besteht, und .? Dir Göttliche Ampter ohnbelanget, alles richtig verstehe? Würdt. Dan Jedoch wir mit schmerzlichen serhr? mit? underfahren muüßte, dass Zeit hero 1622 alß die Beyrische Soldatesca , umb Ungefehr Johannis Bap. Zu Steinheim über die Prücke, und durch die es Euer Churfürstl. Gnaden ganzes Ambt marchirt irer dazumal den ganzen Flecken Niderroden allß und Zugleich auch dass Pfarrhauß aldar ganz Jamerlich in die Asche gelegt, und alß wir Armer Pfarrkind und Eure Churfürstliche Gnaden Underthane biß Auf? Gegewertige Zeit wegen mangelnden Pfarrhaußes allein, darinnen sich ein Priester nach notdurft Ehrlich Auf? entfalten möchte.

Einen eigenen Pfarrherrn Niemahlen bey Unß wohnen undt haben können, Dan obwohl mittlier Zeit Auf? Unser Pittliches ansichen bey Eure Churfürstliche Gnaden Löblichen Commissariat zu Aschaffenburg unterschiedliche Priesterzu Unß geschickt worden, so sindt dießelben Jedoch Jedemal? Wegen ermangelnder Pfarrhäußer von unß wiedrumb abgegichen?

Allso dass wir den in Jezo gegenwertiger Zeit , So ausbring? Alß zuvor Eines Priesters zur getröstes habe.

Wan aber, Gnedigster Churfürst und Herr, solch Pfarrhauß der löblichen Herrschaft Hanauer Lichtenberg , Alß deren dass Ins Conferendi zusteht, Maßen da allerst in Anno 1615 beschehen, re? gebühret, damals dan , alß solche Pfarrbehaußung erbauet worden zur deroselben der Flecken Diezenbach und die Hanauischen, zur Oberroden gefröhnt haben, Unß aber Uber allen ...

Ulriß? Ohnmöglich. Woher welten ? Herrn Graven Vermögens Zu reparierung dießer Pfarrbehaußung zu bewegen, hergegen aber der Underthenigsten Hoffnung gebben, das Euer Churfürstl. Gnaden Alß Ordinarius gnedigst hierinnen sich zur interponiren, und obwohl erwelten? Herrn Grave die beschaffenheit dieser Sachen Zure Kennen zur geben würdigen, dass unß Armen Undthanen alßdan dißfalß schleunig geholfen werden sollte.

Erlangt .? allem nach ahn? Euer Chrfürstl. Gnaden Unßer Undthenigste hochflehentliches gehorsambßtes pitten Und anruffen dirselben gesuchen zur befürderung dass Hl. Gottesdienstes, mehr wol erhaltenen? Herrn Grave der Schuldigkeit, gnedigst zu erinnern Und vermittels dessen Unß deroselben Armen Undthanen Zur Einem gerechten? Pfarrhern gnedigst Zu erhofften? Dass gericht zuorderst? Zur Ehr deß Allmechtigen Gottes, Unß Armen Underthanen aber Zu Eurer besonderen Miltreiche Churfürstl. Gnaden Und herschaft, welcher die Zeit über unseres ganzen Erbens umb dißelben Ihrer Churfürstl. Gnaden sowol wir alß unßer ganzer posteriat und Chringst? Zur Dhüne?, dafür auch Euer Churfürstlichen Gnaden von dem Allmächtigen Gott langerühriger Leibsgesundheit

Eure Churfürstliche Gnaden

Undthenigst, gehorsambster ...

Zentgrave, Gerichtsschopfen, und ganze Criminis (Erklärung: Landgericht)

Zur Niderroden

Adresse:

Dem Ecsamen Unserem Commissario und Cultörn unsere s.s. Petri und Alexandri StAs Kirchen zu Aschaffenburg Rats Liebenandächtigen und getreuen Wolffgang Sigismunden von Vorburcg

Seitenbeschriftung

a) Nider Roden pfarrbau betreffend

b) Praeferte Aschaffenburg 10. Janu Anno 1629

1630 Antwortschreiben des Erzbischof Anselm Casimir von Wamboldt von Mainz wegen des abgebrannten Pfarrhauses Nieder-Roden [3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersetzung:

Anselm Casimir von Gotts gnaden Gewoolter ? zu Erzbischove zu Mainz und Churfürst

Ersamer Lieben andächtiger und getreuer, Welcher ? gestalt? Unser angehöriger Underthanen Centrave ? , Gerichtsschopfen und ganze gemeint Zu Niderroden, sich bey Unß, wegen außangezogene Ursachen , ihnen abgehenden Erwürdigen Pfarr und Seelsorg, supplican .

Underthenig beschweren und ...? , und unser gnedigste Vorschrift ahn den Graven zur Hanaue Lichtenberg, damit von dem selben alß collatorn dass hir bruder duch die Vorüber maschirte Soldatesca abgebrandtes Pfarrhau?, dem Herkommen ganz und widerumb repariert und Umherba? worden möge gehorsamst pitten Churn?.. dass inligen der ihrer Unß Überbrachtes ? Underthenig von supplications abschrift mehrere Inhalt zuu erlaßen.

Wie wohl wir am berührten Supplicanten mit der Underschrift gebettenen Vorschrift alßfalten? In gnaden zu willfahren kein sonderbars bedenken hatten, so haben wir Jedoch dich zuvorderst? Hirüber zu vernehmen mit Underlaßen wöllen, gnedigst bruefend, Du wollest Unß , waß es mi disen der Underthanen gefürten Clagen Vor eine eigentliche Erschaffenheit? Habe wir es von Alters mit Erbauung deß Pfarrhaußes daselbst, gehalten worden. Wer die Decimas der endts hergepracht, und hingegen Dir onera zur praestiren shuldig erben Deinen Underthenigsten gutachtern mit angedrüter Vorschrift geholfen werden könnte, zufürderlichsten gehorsambst berichten, Unß nach Erfindung erfreuen oder anderen Weghinwider ? haben zu resoluiren und wir sindt Dir mit gnaden wohl gewogen.

Datum Aschaffenburg in Unßer St.Johannßburg, den 27.January, Anno 1630

Anselmus Casimirus .?

.Ep. Maguntiae

Anmerkung: Kurfürst Anselm Casimir von Wamboldt zu Umstadt war erst 1629 gewählt worden. Deswegen dauerte es fast 1 Jahr, bis diese Antwort nach Nieder-Roden gelangte

2 Dinge fielen auf:

1. Steinheim hatte zu dem Zeitpunkt keine Brücke über den Main, nur in Aschaffenburg gab es eine.

2. Wieso setzt Tilly am 24.6.1622 [2] über den Main, wenn er , von der Schlacht in Bad Wimpfen am 6.5.1622 [4] bereits am 19./20.6.1622 [5] die Schlacht bei Frankfurt / Höchst schlägt? Er müsste schon vorher durch den Odenwald und damit durch Nieder-Roden gekommen sein.

Diese vorgenannten beiden Fragen waren der Grund dafür einmal zu untersuchen, wie die Truppenbewegungen und der Kriegsverlauf des 30 –jährigen Krieges im Jahre 1622 im Odenwald bzw. im Rodgau war.

Die Bedeutung von Brücken in einem Kriegsverlauf war stets gravierend. Das ist sogar im 2. Weltkrieg so geblieben. Ich erinnere an die Filme „Die Brücke“, die „Brücke von Remagen“, deren Ruinen heute noch zu sehen sind, und an den amerikanischen Streifen „Die Brücke am River Kwai“.

Wenn man heute nach Hanau über Steinheim fährt, dann gelangt man zu der stählernen Dreifachbrücke über den Main, sowohl für Straßen- als auch Bahnverkehr Und man liest ganz deutlich am Brückenpfosten „Steinheimer Brücke“. War die Vorläufer - Brücke dieses Bauwerks gemeint, als man die Briefe schrieb?

2. Der Kriegsverlauf

Am Ende der chronologischen Abfolge des Kriegsverlaufs im Jahre 1621/1622 sind in einer Karte die Wege der Heereszüge dargestellt (S. 20) .

Erklärung:

Die großen Nummern kennzeichnen die Schlachten bei Mingolsheim, Bad Wimpfen und Frankfurt / Höchst. Die kleinen Nummern, z. B. (14), kennzeichnen die Wegstrecke.

2.1 Der Heereszug Tillys bis Aschaffenburg

1621 Tilly zieht von Ladenburg [6] über Neckarsteinach [7] nach Eberbach [8], Mosbach und Radheim [9]

16./17.4.1621 Die Festung Dilsberg bei Neckargemünd /Neckar wehrt einen Angriff von Tilly ab.

Ab Okt. 1621-1622 belagerte Tilly mit bayrischen Truppen als deren General die Veste Otzberg und hatte auch Umstadt besetzt [10]. Unrode, auch Unterroda genannt, wird durch den Beschuss der Veste Wüstung. [11]

1621 Die evangelischen Unionstruppen unter Mansfeld stehen zu dieser Zeit in und um Dieburg [9]

6.3.- 4.4.1622 Tilly hat in dieser zeit sein Hauptquartier in (Neckar)-Bischofsheim [12]

22.3.1622 Tilly wütet in Hilsbach [13] und zieht danach nach Waibstadt. Dort schlägt er sein Hauptquartier auf [14]

6.4.1622 Tilly beschoss die Festung Dilsberg [15 S.56]

1 26./27.4.1622 Schlacht bei Wiesloch /Mingolsheim.

(1) Michael von Obertraut als Militär im Dienste des Mansfeld lockte Tilly in eine hinter einem Pass liegende Ebene bei Wiesloch und schlug Tilly vernichtend. [15 S.58]

(2) Markgraf Friedrich von Baden - Durlach und Peter Ernst II v. Mansfeld besiegen Tillys Truppen. [15 S.58]

In Schwaigern trennt sich Mansfeld von Durlach. Mansfeld zieht mit 57000 Mann in die Pfalz. Durlach folgt Tilly in Richtung Wimpfen [16]

(3) Tilly zieht sich über Östringen, Zeutern, Odenheim in Richtung Bad Wimpfen zurück.[17]

Von dort marschiert er auf Ittlingen, das er belagert. Über Kirchardt gelangt er nach Bonfeld, das er plündert [18]. Er lagert schließlich in Bad Wimpfen und lässt für sein Lager zwischen Wimpfen und dem heutigen Heilbronn-Biberach und für seine 15.000 Mann starke Truppe Schanzen ausheben. Tillys Truppen demolieren die Kirche in Bad Rappenau, der Ort wird niedergebrannt [19].

(4) Die 20.000 Mann starke evangelische Truppe des Markgrafen Friedrich von Baden - Durlach war Tilly gefolgt.[20]

5.5.1622 Die Evangelischen bezogen bei Biberach in einer Wagenburg Stellung.[21]

[...]


[1] Helmut Simon „Chronik der Pfarrgemeinde St. Matthias Nieder-Roden“

Herausgeber: Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden e.V.

[2] Schreiben des Zentgrafen von Nieder-Roden an den Kurfürst Erzbischof von Mainz 1629, Dom – und Diözesanarchiv Mainz, „Alte Kästen Nr.K 64 /I a 4“

[3] Schreiben des Kurfürsten Anselm Casimir von Wamboldt , Erzbischof von Mainz 1630, Dom – und Diözesanarchiv Mainz, „Alte Kästen Nr.K 64 /I a 4“

[4] Wikipedia „Schlacht bei Wimpfen“ 6.5.1622

[5] Wikipedia „Schlacht bei Höchst“ 20..6.1622

[6] Fremdenbuch für Heidelberg und Umgebung von Carl Cäsar von Leonhard 1834, S 206

[7] Wikipedia „Neckarsteinach“ , Geschichte

[8] Thomas Juelch – Heidelberg und die Pfalz – Eberbach-, Internet

[9] Festbuch zum 60 jährigen Bestehen des Männergesangsverein Semd, Aus der Geschichte von Semd (1928) von Bräuning , Lehrer

[10] Thomas Juelch – Heidelberg und die Pfalz – Festung und Gemeinde Dilsberg-, Internet

[11] Internetauftritt Heubach im Odenwald, Vertiefende Informationen, Wüstungen, Unrode / Unterroda

[12] Internetauftritt Neckarbischofsheim Infos / Geschichte

[13] Neufassung der Chronik der Familie Kraus von Kriegshaber aus dem Geschlecht Krauch von Kirchheim an der Weinstraße S.10 (Internet)

[14] Internetauftritt Gemeinde Waibstadt

[15] R. v. Rothenburg „ Schlachten Belagerungen und Gefechte in Deutschland und den angrenzenden Ländern von 1618-1629“, 1835

[16] Wikipedia „Schlacht bei Wimpfen“

[17] Wikipedia „Schlacht bei Wiesloch“

[18] Wikipedia „Bonfeld“ 2./2.2 „Besitz der Herren von Gemmingen 1476 – 1893“

[19] Wikipedia „Stadtkirche Bad Rappenau“

[20] Wikipedia „Schlacht bei Wimpfen“ , Geschichte

[21] Internet „ Aus der Geschichte Biberachs“

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Nieder-Roden im Jahr 1622 (30-jähriger Krieg)
Autor
Jahr
2009
Seiten
56
Katalognummer
V140079
ISBN (eBook)
9783640476503
ISBN (Buch)
9783640476565
Dateigröße
2834 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nieder-Roden, Jahr, Krieg)
Arbeit zitieren
Dipl.Ing. (TU) Karl Pohl (Autor:in), 2009, Nieder-Roden im Jahr 1622 (30-jähriger Krieg), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140079

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