Soziale Selektion statt soziale Integration in der Weiterbildung


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung
2.1. Alter und Weiterbildung
2.2. Bildungsabschluss und Weiterbildung
2.2.1. Schulischer Bildungsabschluss und Weiterbildung
2.2.2. Beruflicher Bildungsabschluss und Weiterbildung
2.3. Erwerbstätigkeit, berufliche Stellung und Weiterbildung
2.3.1. Erwerbstätigkeit und Weiterbildung
2.3.2. Berufliche Stellung und Weiterbildung
2.4. Geschlecht und Weiterbildung
2.5 Nationalität sowie Migrationshintergrund und Weiterbildung

3. Soziale Selektion statt sozialer Integration in der Weiterbildung

Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den letzten Jahren hat sich unsere Gesellschaft immer weiter zu einer Wissensgesellschaft entwickelt.[1] Wer mit dem Lauf der Zeit schritthalten will, muss sich im Leben fortlaufend weiterbilden.

Unter Weiterbildung fallen, so eine Definition, „alle intentionalen Bildungsaktivitäten […], die nach Abschluss einer ersten, unterschiedlich ausgedehnten Bildungsphase mit anschließender Erwerbstätigkeit oder auch Familientätigkeit aufgenommen werden.“[2] Die schulische, einmal erworbene Bildung, entscheidet, nicht gänzlich über unseren weiteren beruflichen Erfolg. Weiterbildungsprogramme sollen es erlauben, so zumindest die Intention, sich beruflich zu integrieren und etablieren, in der Stellung aufzusteigen und Bildungsdefizite auszugleichen. Zum anderen soll sie den einzelnen mündig machen, Mitbestimmung und Demokratie fördern und die individuelle Persönlichkeitsentwicklung stärken.[3]

Verbunden mit den Anforderungen nach Mitbestimmung und Demokratie ist vor allem die Intention von Weiterbildung verbunden, die soziale Integration von Personengruppen, die aufgrund ihrer sozialen Merkmale im Arbeitsmarkt eine unterprivilegierte Stellung einnehmen, zu fördern und dem „bildungspolitischen Postulat der Chancengleichheit“[4] Gültigkeit zu verleihen. Diese Personengruppen sind vor allem Frauen, Ältere, Menschen mit einer geringen Schul- und Berufsbildung und Erwerbslose, die durch Weiterbildung die Chance bekommen sollen, Kompetenzen zu bilden und zu sichern. Erwerbslose könnten durch Weiterbildung ihre Attraktivität für den Arbeitsmarkt steigern und damit ihre Reintegration in den Arbeitsmarkt forcieren.[5] Auch die Integration von in Deutschland lebenden Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund soll durch Weiterbildung gefördert werden.

Weiterbildung ist ein Instrument, so die Idee, die Beschäftigungsstruktur zu verbessern und Benachteiligungen im Bildungswesen entgegenzuwirken bzw. auszugleichen, die Flexibilität der Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt zu fördern und Arbeitslosigkeit zu verhindern. Die Einführung des „Arbeitsförderungsgesetz“ von 1969 sollte dafür den Grundstein legen und schwerpunktmäßig Arbeitslose fördern.[6] Demnach „Fortbildung und Umschulung zu Instrumenten präventiver Arbeitsmarktpolitik“[7] werden sollten. Weiterbildung sollte in dem Sinne einen hohen Beschäftigungsstand hervorbringen und erhalten.[8]

Insgesamt wird Weiterbildung als Chance gesehen, die jeder Nutzen sollte, um seine soziale und berufliche Stellung zu verbessern. Viele Arbeitnehmer sind sogar dazu verpflichtet, ihre beruflichen Fähigkeiten an den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen und Weiterbildungsprogramme, wie bspw. EDV-Kurse in regelmäßigen Abständen zu besuchen. Wenn keine Weiterbildung stattfindet, muss dies der Arbeitnehmer begründen.[9]

Jeder Arbeitnehmer hat einen rechtlichen Anspruch auf Weiterbildung. So gibt es bundesweite, außer in Bayern und Baden-Württemberg, Bildungsurlaub- und Arbeitnehmerfreistellungsgesetze, die diesen Anspruch, rechtsgültig machen.[10] Mit der Einführung dieser gesetzlich festgelegten Rahmenbedingungen, hat der Staat die Verantwortung dafür übernommen, dass jedem Bürger die Inanspruchnahme von Weiterbildung ermöglicht wird und die soziale Integration von unterschiedlichsten Personengruppen gefördert werden kann.

Mit der Förderung von Weiterbildung ist die Hoffnung verbunden, die soziale Selektivität, die im allgemeinen Bildungssystem besteht, so gut wie möglich auszugleichen[11], die Bedeutung der schulischen Erstausbildung zu relativieren und individuelle Entwicklungspotenziale zu fördern.[12]

Inwiefern eine soziale Integration im Bildungswesen durch Weiterbildung gefördert wurde und ob Chancengleichheit bezüglich des Zugangs zu Bildung geschaffen wurde, wird in den folgenden Kapiteln die grundlegende Frage sein. Zunächst folgt im 2. Kapitel eine Zusammenfassung statistischer Ergebnisse aus dem Berichtssystem Weiterbildung aus dem Jahre 2004. Diese Ergebnisse dokumentieren die Teilnahme an Weiterbildung nach soziodemografischen Faktoren. Im weiteren Verlauf, werden mögliche Gründe erörtert, die zu einer unterschiedlichen Teilnahme an Weiterbildung unter bestimmten Bevölkerungsgruppen, geführt haben dürften.

2. Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung

Der Bereich der Weiterbildung ist ein weites Feld, das zahlreiche und vielfältige Angebote umfasst. Generell unterscheidet man die berufliche und die nicht berufliche Weiterbildung, die die allgemeine und die politische Weiterbildung zusammenfasst. Die berufliche Weiterbildung beinhaltet Weiterbildungsprogramme, wie Fortbildung, Umschulung und Lernen am Arbeitsplatz bzw. Einarbeitung. Sie ist folglich an die berufliche Tätigkeit gebunden. Die nicht berufliche Weiterbildung ist es tendenziell eher nicht, weil sie, wie der Begriff „allgemeine Weiterbildung“ schon sagt, allgemeine Kompetenzen vermittelt. Die Tatsache, dass die Trennung zwischen beruflicher und nicht beruflicher Weiterbildung stark kritisiert wird, weil die Grenzziehungen nicht immer klar sind, wird in der folgenden Analyse der Teilnahme an Weiterbildung, außer Acht gelassen.[13]

Im Folgenden wird verglichen, wie die Teilnahme variiert, je nach sich Ausprägungen der Merkmale Alter, Schul- und Berufsbildung, Erwerbstätigkeit, berufliche Stellung, Geschlecht und Nationalität auf die Beteiligung an Weiterbildung auswirken. Grundlage dieser Untersuchung ist das statistisch erfasste Datenmaterial aus dem Berichtsystem Weiterbildung IX. Das Berichtssystem Weiterbildung beobachtet seit 1979 als einzige Datenquelle die Entwicklungen in der Weiterbildung in Deutschland kontinuierlich.[14]

Bezugsjahr ist in der folgenden Zusammenfassung der Teilnahme an Weiterbildung nach sozio-demografischen Faktoren, 2003. Hierbei wird Weiterbildung untergliedert in Weiterbildung insgesamt, allgemeine- und berufliche Weiterbildung. Die Teilnahmequoten aus der allgemeinen und der beruflichen Weiterbildung sind in der Weiterbildung insgesamt zusammengefasst. Inwiefern die Teilnahme von Weiterbildung insgesamt auf die berufliche und allgemeine Weiterbildung zwischen den Personengruppen aufgeteilt ist, wird im Folgenden vergleichend gegenüber gestellt. In der allgemeinen Weiterbildung ist die politische Weiterbildung integriert. Die Höhe der Beteiligung an Weiterbildung wird in Teilnahmequoten dargestellt. Mit einer angestrebten Samplegröße von 7000 Befragten, ist das Berichtssystem Weiterbildung eine repräsentative Erhebung.[15]

Um das gesamte Bundesgebiet in differenzierter Form abzubilden, wird zudem die Entwicklung der letzten Jahre der alten und der neuen Bundesländer vergleichend gegenüber gestellt.

2.1. Alter und Weiterbildung

Der Zusammenhang zwischen Alter und Weiterbildung wird in der Form dargestellt, dass Alterskategorien mit der jeweiligen Teilnahmequote miteinander verglichen werden. Dabei werden alle Erwerbsfähigen der Bundesrepublik in drei Altersgruppen eingeteilt. Die der 19-34 Jährigen, die der 35-49 Jährigen und die der 50-64 Jährigen.

Betreffend Weiterbildung insgesamt, nehmen Personen, die älter als 50 Jahre alt sind deutlich weniger häufig an Weiterbildung teil als jüngere Personen. Während in der Gruppe der 50-64 Jährigen mit einer Teilnahmequote von 31% fast jeder dritte an Weiterbildung teilnimmt, ist es in den anderen beiden Gruppen schon fast jeder zweite, der dies tut (jeweils 46%).

In der beruflichen Bildung ist es die Altersgruppe der 35-49 Jährigen, in der die mit 31% größte Teilnahmequote zu verzeichnen ist. Die 19-34 Jährigen liegen mit einer Teilnahmequote von 29% etwas unter diesen Wert. Die Teilnahmequote von 17% in der Gruppe der 50-64 Jährigen zeigt eine weitaus geringere Inanspruchnahme an Weiterbildung als in den anderen beiden Gruppen.

Die Ergebnisse aus einer weiteren Differenzierung der Altersgruppen in Fünfjahreskategorien zeigen, dass 40-44 Jährige am häufigsten an Weiterbildung insgesamt teilnehmen während 60-64 Jährige dies am wenigsten tun (50% gegenüber 21%). Dieses Ergebnis wird zudem dadurch beeinflusst, dass 60-64 Jährige in der Regel ein geringeres Einkommen haben.

[...]


[1] Vgl. Weiterbildung. Zeitschrift für Grundlagen, Praxis und Trends, Ausgabe 1/2006, daraus: „Kommunikation, Umgang mit Wissen, Selbstbeobachtung. Das Pädagogische in der Wissensgesellschaft“

[2] Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.625

[3] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.625

[4] Vgl. Terlaak, Rainer (1988), Zur Teilnahme an der beruflichen Weiterbildung. Finanzierungs- und Förderungsalternativen im Spannungsfeld struktureller Arbeitsmarktveränderungen und sozialer Ungleichheit, S.27

[5] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S. 629

[6] Vgl. Terlaak, Rainer (1988), Zur Teilnahme an der beruflichen Weiterbildung. Finanzierungs- und Förderungsalternativen im Spannungsfeld struktureller Arbeitsmarktveränderungen und sozialer Ungleichheit, S.168

[7] Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S. 629

[8] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.629

[9] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.625

[10] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.645

[11] Vgl. Faulstich, Peter (2003): Weiterbildung, in: Cortina, K. S., et al. (Hg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick, Reinbek (Rowohlt Taschenbuch Verlag), S.650

[12] Vgl. Terlaak, Rainer (1988), Zur Teilnahme an der beruflichen Weiterbildung. Finanzierungs- und Förderungsalternativen im Spannungsfeld struktureller Arbeitsmarktveränderungen und sozialer Ungleichheit, S.27

[13] Vgl. Baethge, Martin; Buss, Klaus-Peter; Lanfer, Carmen (2004): Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht - Berufliche Bildung und Weiterbildung/Lebenslanges Lernen, Berlin (Bundesministerium für Bildung und Forschung), S.88

[14] Vgl. Baethge, Martin; Buss, Klaus-Peter; Lanfer, Carmen (2004): Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht - Berufliche Bildung und Weiterbildung/Lebenslanges Lernen, Berlin (Bundesministerium für Bildung und Forschung), S.108-109

[15] Vgl. Baethge, Martin; Buss, Klaus-Peter; Lanfer, Carmen (2004): Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht - Berufliche Bildung und Weiterbildung/Lebenslanges Lernen, Berlin (Bundesministerium für Bildung und Forschung), S.110

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Soziale Selektion statt soziale Integration in der Weiterbildung
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V139965
ISBN (eBook)
9783640474332
ISBN (Buch)
9783640474486
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Selektion, Integration, Weiterbildung
Arbeit zitieren
Katja Blunk (Autor:in), 2009, Soziale Selektion statt soziale Integration in der Weiterbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139965

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