Kaiser Julian und seine Entwicklung zum "Restitutor Romanae Religionis"


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Das 4. Jh. vor Julians Alleinherrschaft
I.1 Von der Tetrarchie Diokletians zur Alleinherrschaft Konstantin I
I.2 Die entscheidende Sommernacht? - Eine erste Prägung
I.3 Ein Skyte namens Mardonios - Ein entscheidender Einfluss
I.4 Julian - Freude an der Weisheit
I.5 Julians neues Leben

II. Julians Politik im Zeichen des polytheistischen Come-backs
II.1 Der Weg zur Macht
II.2 Politik im Zeichen der Religion

III. Julian - Realität und Fiktion
III.1 Julians Ende - Aber was wäre, wenn ?
III.2 Ein Fazit

Bibliografie

Einleitung

Im Jahre 363 tanzten die Bürger der Stadt Antiocheia auf den Straßen. So jedenfalls berichtet es der Gelehrte Libanios. Der Anlass war derweil kein Steuererlass oder Kriegserfolg, es war eigentlich ein trauriger. Ein Mensch war gestorben.

Dieser Mensch, der sich Alleinherrscher über das römische Imperium nennen durfte, spaltete das römische Volk wie vor ihm nur wenige. Während seine Gegner feierten, gab es eine ebenfalls große Zahl von trauernden Anhängern. Flavius Claudius Julianus war nur knapp zwei Jahre allein an der Macht. Trotzdem sollen sich die Untersuchungen hier nicht auf die Zeit zwischen 361 und 363 beschränken. Anhand der Leitfrage, die behandeln soll, wie es dazu kam, dass ein Kaiser eine völlig andere Religionsauffassung als seine unmittelbaren Vorgänger auslebte und wie sich dies auf seine Politik auswirkte, wird klar, dass der Untersuchungszeitraum den Beginn und die Mitte des 4. Jh. nach Christi Geburt einschließt. Es soll hier also in erster Linie um die Religionspolitik, aber auch den generellen Stellenwert des Götterglaubens zur Zeit des Kaisers Julian gehen, dessen posthum verliehener Beiname „Apostata“, also „der Abtrünnige“ bereits neugierig macht.

Die Quellenlage ist in diesem Fall ausnahmsweise als gut einzuschätzen, da Schriften, zahlreiche Briefe des Kaisers und auszuwertende Materialien seiner Mitmenschen vorliegen. Um Julian zu charakterisieren werde ich auch seine Satire „Misopógon“[1] untersuchen. Im Bereich der Forschung sind vor allem die Namen Klaus Bringmann[2] und Marion Giebel zu nennen. Letztere hat in ihrer Publikation „Kaiser Julian Apostata - Die Wiederkehr der alten Götter“[3] sehr genau die Kindheit des Herrschers beleuchtet und bedient sich dabei einer sehr menschlichen Vorgehensweise, welche gut nachzuvollziehen ist. Ein anderer Autor ist Benoist-Méchin.[4] Er verfasste eine sehr umfassende romanartige Biographie des Kaisers. Wie bereits erwähnt, werde ich im Gliederungspunkt I kurz auf die Kaiser des 4. Jh. eingehen und Julians Entwicklung darstellen. Darauffolgend möchte ich im Teil II Julians politisches Vorgehen bewerten und abschließend in Punkt III einen kleinen Modellversuch wagen, indem ich spekulieren will, wie es hätte kommen können, wenn Julian nicht von einem Reiterspeer aus dem Leben gerissen worden wäre.

I. Das 4. Jh. vor Julians Alleinherrschaft

I.1 Von der Tetrarchie Diokletians zur Alleinherrschaft Konstantin I.

Der bereits im Jahre 284 an die Macht gekommene Kaiser Diokletian wurde vor allem durch sein Modell der Herrschaftslegitimation bekannt. Je ein Augustus und ein untergeordneter Caesar wurden im tetrarchischen System für die Verwaltung von Ost- und Westreich benannt. Nach einer bestimmten Zeit sollten die Augusti abdanken, die Caesaren nachrücken und neue „Juniorkaiser“ benannt werden.[5] Die Herrscher legitimierten sich unter anderem auch durch die Annahme der göttlichen Beinahmen Iovius und Herculius.[6] Hieran erkennt man bereits die Existenz der altüberlieferten Religion, die viele Gottheiten und Kulte umfasste.

Neben vielen Reformen, welche in erster Linie das Heer, die Provinzen, Steuern und die Währung betrafen, begann in dieser Zeit auch die Christenverfolgung. In einigen Edikten z.B. in dem vom 23. Februar 303 wurde verfügt, christliche Kirchen und Schriften zu vernichten. Des weiteren wurde ein für Christen uneinhaltbares Opfergebot eingeführt.[7] Zehn Jahre später war diese Zeit Vergangenheit. Bereits im April 311 hatte der regierende Augustus des Osten, Galerius, ein Toleranzedikt verabschiedet, welches das Christentum zur „religio licita“ machte.[8] Ob der Grund hierfür ein, wie von Eusebius von Caesarea bezeugter, innerlicher Wandel oder der Wunsch nach Roms gebetsbetreffender Unterstützung von allen Seiten war, bleibt offen. Es zeigt jedoch die Wichtigkeit der Religion in Bezug auf sämtliche staatliche Unternehmungen, wie z.B. Kriege. Spätestens nach dem Prozess, der gemeinhin als „Konstantinische Wende“ bezeichnet wird, war das Christentum etabliert. Kaiser Konstantin hatte an der „Milvischen Brücke“ unter der Kreuz gesiegt und war 324 entgültig Alleinherrscher geworden.[9] Es gibt viele Kritiker, die sein Verhalten als politisch bedingtes bewerten. In vielen Fällen, wie z. B. als er seine Frau und seinen Sohn Crispus ermorden ließ, handelte er offensichtlich nicht mit christlicher Nächstenliebe.[10] Obwohl er alleiniger Kaiser war, kehrte er zu einer Art Tetrarchie zurück, machte nämlich seine Söhne Konstantin II. Konstantius II. und Konstans zu Mitherrschern, dadurch versuchte er jedoch, anders als es Diokletian einst plante, die Macht in der Familie zu behalten.[11] Nachdem Konstantin nach seinem Tod am 22. Mai 337 in seiner Apostelkirche in Konstantinopel beerdigt war, übernahmen seine mit Fausta gezeugten Söhne den Augustustitel.[12]

I.2 Die entscheidende Sommernacht? - Eine erste Prägung

Man ist sich in der Forschung nicht ganz sicher, wann Flavius Claudius Julianus geboren wurde. Giebel spricht vom Mai 332 [13], Benoist-Méchin datiert November oder Dezember 331 [14]. Sein Vater war der Sohn Kaisers Konstantius´ und seiner Frau Theodora, somit war er der Halbbruder von Konstantin. Als dessen Söhne die Macht übernahmen, wurde diese - ja ebenfalls von Konstantius abstammende Nebenlinie - zur Konkurrenz.[15] Es war wohl Konstantius II., der als erster nach dem Tod des Vaters begann die Macht auszuüben und so seinen Brüdern hier bereits einen Teil ihres Erbes nahm.[16] Auf seine Veranlassung kam es deshalb wohl auch zu der blutigen Nacht, in der im Sommer 337 Julius Konstantius, der Vater Julians, sowie Dalmatius und Hannibalianus, seine Onkel, und einige Vetter von Soldaten ermordet wurden.[17] Im Palast war wohl das Gerücht aufgekommen, dass Theodoras Nachkommen den Kaiser Konstantin vergiftet hätten. Eusebius von Nikomedien verbreitete diese Botschaft, welche er angeblich am Sterbebett des Kaisers in Form eines Testamentes empfangen habe.[18] In jener Nacht geschah für den sechsjährigen Julian wahrscheinlich das schlimmste, was sich ein Kind nur vorstellen kann. Er musste mit ansehen, wie seinem Vater und übrigen Verwandten die Kehle durchgeschnitten wurde, das Schwert in den Körper gebohrt wurde und die leblosen Körper ins eigene Blut fallengelassen wurden. Man sollte solche frühkindlichen Erfahrungen nicht unterschätzen und es sollte sich daher eine Erkenntnis im Unterbewusstsein des kommenden Kaisers eingebrannt haben. Es wurde ihm sicher nicht sofort klar, aber unter Führung eines christlichen Kaisers, der unter dem Banner einer Religion herrschte, in der Barmherzigkeit und Liebe gepredigt wird, wurde er zum Waisen gemacht.

Nun kann man sich fragen, wieso Julian selbst am Leben blieb. Als man ihn zusammen mit seinem schwerkranken Bruder Gallus fand, hatte man wohl doch Skrupel und in der allgemeinen Verwirrung konnten zwei Priester, darunter auch Marcus von Arethusa, mit Julian fliehen und ihn skurilerweise in einer Kirche verstecken.[19] Dies führte allerdings bei ihm nicht zum Schluss, dass er wahren Gläubigen sein Leben zu verdanken hätte. Der Gott Helios hatte ihn auf wundersame Weise bewahrt, um ihn mit ihm dem römischen Volk den Weg zu den alten Göttern zurückzuweisen. Das wurde ihm später klar.

[...]


[1] Julian Apostata: Misopógon.

[2] Bringmann, K.: Kaiser Julian. Der letzte heidnische Herrscher. Darmstadt 2004.

[3] Giebel: Kaiser Julian Apostata.

[4] Benoist-Méchin: Kaiser Julian.

[5] Vgl. Giebel: Kaiser Julian Apostata. S. 11.

[6] Vgl. Ebd.

[7] Vgl. Kuhoff: Aktuelle Perspektiven der Diokletianforschung. S. 24.

[8] Vgl. Demandt: Konstantin der Große in seiner Zeit. S. 75.

[9] Vgl. Giebel: Kaiser Julian Apostata. S. 14.

[10] Vgl. Ebd. S. 17.

[11] Vgl. Brandt: Geschichte der römischen Kaiserzeit. S. 39.

[12] Vgl. Brandt: Geschichte des römischen Kaiserzeit. S. 40. 4

[13] Vgl. Giebel: Kaiser Julian Apostata. S. 9.

[14] Vgl. Benoist-Méchin: Kaiser Julian. S. 14.

[15] Vgl. Giebel: Kaiser Julian Apostata. S. 210 f.

[16] Vgl. Benoist-Méchin: Kaiser Julian. S. 16.

[17] Vgl. Giebel: Kaiser Julian Apostata. S. 20 f.

[18] Vgl. Benoist-Méchin: Kaiser Julian. S. 16 f.

[19] Vgl. Benoist-Méchin: Kaiser Julian. S. 12.

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Details

Titel
Kaiser Julian und seine Entwicklung zum "Restitutor Romanae Religionis"
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Veranstaltung
PS "Die Tetrarchie und Konstantin"
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V139825
ISBN (eBook)
9783640500871
ISBN (Buch)
9783640500758
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Julian, Apostata, Constantius, Diokletian, Misopógon, Mardonios
Arbeit zitieren
Martin Gerasch (Autor:in), 2008, Kaiser Julian und seine Entwicklung zum "Restitutor Romanae Religionis", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139825

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