Kritisches Feedback in Gesprächsrunden

Herausforderung an Teilnehmer und Moderation


Seminararbeit, 2008

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Kritik als Chance

2 Kritisches Feedback geben
2.1 Grundregeln für das Geben von Feedback
2.2 Regeln für das Geben von kritischem Feedback
2.3 Weiterentwicklung durch das Geben von kritischem Feedback

3 Kritisches Feedback nehmen
3.1 Grundregeln für das Nehmen von Feedback
3.2 Regeln für das Nehmen von kritischem Feedback
3.3 Weiterentwicklung durch das Nehmen von kritischem Feedback

4 Besondere Anforderungen an die Moderation bei kritischem Feedback
4.1 Grundregeln der Moderation
4.2 Regeln für den Umgang mit kritischen Feedbackrunden
4.3 Weiterentwicklung durch Moderieren kritischer Feedbackrunden

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Der Einwand als Chance

„Wer eine Botschaft überbringen will, muss andere aufschließen.

Um aber die Schlüssel zu finden, muss man sich selbst öffnen.“1

Bereits die Einleitung des Buches „Gestalten kommunikativer Situationen“ weist auf die zwingende Notwendigkeit hin, sich in der Kommunikation selbst zu öffnen, bevor erwartet werden kann auf ein offenes Gegenüber zu treffen. Im Rahmen eines Gespräches/einer Gesprächsrunde erscheint dieser Grundsatz aufgrund des Lernens aus erlebten Situationen bereits auf den ersten Blick sinnvoll, ein Aufeinandereingehen als keine große Herausforderung. Bevor Zustimmung oder Akzeptanz signalisiert werden kann, muss eine Auseinandersetzung mit dem Gesagten und in gewissem Rahmen der Person des Sprechenden erfolgen - ich muss mich öffnen, um Teil des Gespräches zu werden und andere an meiner Meinung teilhaben lassen zu können.

Doch wie leicht fällt dieses Öffnen, wenn die Gesprächspartner nicht einer Meinung sind? Kritik, gleich welcher Stärke der Ausprägung, erfordert einen besonderen Umgang mit der Situation, sie wird vielmals einem Angriff gleich empfunden und nicht selten aus diesem unangenehmen Gefühl der Angst vermieden. Einwände, gegen den Inhalt des Gehörten, die Sprechweise des Vortragenden, seine Körpersprache o.Ä. stellen jedoch eine ganz wesentliche Hilfestellung im konstruktiven Gesprächsprozess dar. Auf einer ausschließlichen Übereinstimmung der Einstellungen und Wahrnehmungen basierende Gespräche sind nicht geeignet die Teilnehmer weiter zu entwickeln und Wachstumschancen für den Einzelnen sichtbar und konkret werden zu lassen. Ein Meinungsaustausch, nach dem das wohlige Gefühl der weichen, sanften Zustimmung der Gesprächspartner als isolierte wärmende Hülle übrig bleibt, da jegliche Form des konstruktiven Einwandes durch falsch verstandene Rücksichtnahme verborgen blieb, verdient den Namen nicht. Es liegt in der Natur der Gruppe eine Fülle anderer Meinung zu beinhalten und eine Vielzahl an subjektiven Wahrnehmungen zu bieten. Genau hier liegt die Chance der

Weiterentwicklung

Sicherheit und Konformität kann nicht das Ziel von Rücksichtnahme und einem verständnisvollen Umgang miteinander sein. Toleranz, Offenheit und Respekt erlauben Kritik und konträre Meinungen - zum Inhalt der Diskussion sowie zu ausgewählten Aspekten der Art und Weise der Diskutierenden an sich. Es ist sogar eine Pflicht der Teilnehmer, anderen die Chance zu geben, die eigene Meinung auch einmal nicht bestärkt zu sehen, die angeeignete Art des Vortrages zu überdenken und neue Denkanstöße zu erhalten. Wie kann eine Rückmeldung zur Weiterentwicklung anregen, wenn nicht durch Einwände, die andere Meinungen und Einstellungen zulassen?

Jegliches Umfeld der im Gesprächsprozess Agierenden verlangt die Fähigkeit des kritischen Blickes. Ein mündiger Bürger zu sein, ein sozial engagierter und integrierter Mitmensch, bedeutet immer auch die Reflektion des Erlebten, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und Gegebenes nicht als allgemeingültig und optimal zu erachten. Neue Wege offen zu untersuchen und frei von mentalen Schranken Wahlmöglichkeiten abzuwägen und zu nutzen. Wie können diese Fähigkeiten ausgebildet und insbesondere gestärkt werden, wenn in Situationen des Übens Einwände nicht toleriert und als negative Störung erachtet werden? Ein respektvolles und durchdachtes Formulieren von Kritik erfordert neben dem Mut sich vom Gruppendenken zu lösen und Stärke zur eigenen Meinung zu stehen, die volle Konzentration auf das Gegenüber. Persönliche Einschätzungen und Wahrnehmungen in geeignete Form zu bringen um dem anderen Akzeptanz zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die der Selbstreflexion und Übung bedarf. Es gilt, sich auf die Gesprächsituation und insbesondere die Situation des Gesprächspartners einzulassen, seine Position zu verstehen und die eigene konträre Meinung in diesen Kontext einzuordnen. Eine Aufgabe, die fordert nicht nur einseitig zu denken, sondern viele Facetten an Einstellungen und Gründen des Agierens zu erlauben - Die Denkweise, die von der Gesellschaft gefordert wird und den Menschen zum selbstbewussten, toleranten und integrativen Mitmenschen bildet.

„Wenn Du´s immer so machst,

wie Du´s schon immer gemacht hast, dann kommt auch immer das raus, was schon immer rausgekommen ist.“1

Für den Empfangenden bietet Kritik eine Vielzahl an Möglichkeiten, Es steht ihm frei, den Einwand als Spiegel zu empfinden und in diesen mutig hineinzublicken auf der Suche nach Veränderung, oder erschrocken vor dem gezeichneten Bild zurückzuweichen und das Bild nicht wahrhaben zu wollen. Diese Wahlmöglichkeit ist jedoch das Bedeutendste, das dem Einwand innewohnt! Kritik verpflichtet nicht dazu, sie anzunehmen, noch viel weniger dazu die eigene Person und Werte komplett in Frage zustellen. Der Empfänger entscheidet, in wieweit er sich auf die Anmerkungen und Empfehlungen anderer einlässt, wie sehr er abweichende Standpunkte als gerechtfertigt erachtet und sie zur Erweiterung der Wahrnehmung in seine Vorstellung aufnimmt. Ein Erfahren der eigenen Defizite, oder vielmehr die Rückmeldung anderer, die gewisse Punkte aus unterschiedlichsten Gründen als unpassend empfunden haben, ist eine sehr wertvolle Bereicherung der eigenen Person und die Auseinandersetzung damit in hohem Maße geeignet sich weiter zu entwickeln.

Ohne ein Aufweisen negativer Aspekte wird dem Empfangenden von vornherein die Chance genommen, diese Punkte selbst zu hinterfragen und den vorgebrachten Einwand und vielleicht Vorschläge hierzu zu prüfen.

Gerade in Gruppensituationen, die dazu geeignet und evtl. speziell dazu gedacht sind den Mitgliedern eine persönliche Fortbildung zu ermöglichen, sollte die Fähigkeit gefördert werden sachliche Kritik annehmen zu können und die Wahlmöglichkeit des Umganges mit Einwänden aufgezeigt werden. Hat der Teilnehmer gelernt, dass Kritik kein Infragestellen seiner Persönlichkeit bedeutet, so kann er Einwände als Chance begreifen und sein eigenes Auftreten um verschiedene Blickwinkel erweitern, die ihm bei monotoner und gut gemeinter, zu positiver Rückmeldung entgangen wären.

Annette Bruce schreibt sogar, dass Kritik „richtig eingesetzt, eine kreative Ressource (ist), die unabdingbar für Lernprozesse, Weiterentwicklung und Erfolg ist.“ Sie führte eine Studie durch, mittels derer Ergebnisse nachgewiesen werden konnte, dass sich „Kritikkompetenz“ (das Empfangen und Geben von konstruktiver, durchdachter und für den anderen fordernde und fördernde Kritik) „ (…) positiv auf den beruflichen Erfolg der Mitarbeiter auswirkt: Der Anteil sowohl aktiv als auch passiv kritikkompetenter Personen auf der Ebene des Vertriebsleiters, der höchsten Hierarchiestufe der Stichprobe, stellt im Vergleich der Hierarchieebenen den Höchstwert dar. (..) Ein für das firmeninterne Mitarbeiter-Coaching erstellter Selbstbild-Fremdbildvergleich konnte zudem zeigen, dass mit steigender Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbild die individuelle Kritikkompetenz und damit der berufliche Erfolg steigen.“1

Wie bereits erwähnt, erfordern sowohl das angemessene und doch kritische Formulieren und Vortragen von Einwänden, als auch die verschiedenen Möglichkeiten der Einwandannahme viel von den Agierenden. Im alltäglichen Leben können sich nur wenige glücklich schätzen, in einem Umfeld zu leben, das diese offene und konstruktive Art des Umgangs miteinander fördert und es ihnen ermöglicht diese Art des kritischen Denkens als bereichernd anzusehen. Vielmehr wird ein Großteil der Gesprächsteilnehmer durch Restriktionen gelernt haben seine kritische Meinung nicht zu äußern, um niemanden zu verletzen und sich selbst nicht als „schwarzes Schaf“ darzustellen.

Hier ist das professionelle Anleiten und Eingreifen der Moderation besonders gefragt. Es gilt, verunsicherten Teilnehmern die Chance zu bieten sich kritisch zu äußern, mit ungelenk vorgetragenen und vielleicht nicht positiv formulierten Einwänden umzugehen und dem Empfangenden Hilfe bei der Wahl der Annahme und Reaktion auf den Einwand zu bieten. Wo die Moderation grundlegend als vorwiegend passiver Part in der Gesprächsführung verstanden wird ist hier nun viel Fingerspritzengefühl und das situative Vermitteln von Sicherheit nötig. Eine Atmosphäre, in der sich die Beteiligten vertraut und sicher fühlen, wird eher animieren die gewohnten Gesprächsmuster zu verlassen, als eine unsichere Situation. Ein Stützen und unvoreingenommenes Tolerieren aller Beiträge ermutigt auch unsichere Teilnehmer, ihre Gedanken und Empfindungen in Worte zu fassen. Es sollte in der Situation deutlich werden, dass alle Wertung subjektiv ist - und das auch sein darf. Lieber wird ein wenig zu deutlich formuliert, als dass durch Vorsicht relevante Punkte außer Acht bleiben, wobei Folgendes stets zu bedenken bleibt:

„Das Wort ist wie ein Pfeil, der, einmal von der Sehen geschnellt, nicht wieder zurückgeholt werden kann.“1

Die Moderation achtet darauf, dass in dieser heiklen und für die meisten ungeübten Situation das Einhalten der vorher festgelegten Regeln des Miteinanders eingehalten werden, ermutigt, stützt und stärkt durch unvoreingenommes Wahrnehmen aller Meinungen. Die Teilnehmer sollten sich darauf verlassen können, dass Ihr Moderator in der Lage ist, Ihnen bei der Formulierung Ihres Einwandes Stärke zu vermitteln und den Empfangenden stets durch geeignete Mittel zur Seite steht. In dieser vertrauensvollen Gesprächssituation, die allen Beteiligten die Fähigkeit zum konstruktiven Umgang mit Einwänden voll zuspricht und ihnen mit dem Moderator eine steitge Hilfe an die Hand gibt, wird ein respektvoller Umgang möglich sein, der alle Beteiligten mit einem bereichernden Gefühl und anregenden Gedanken entlässt.

[...]


1 Lehmann (1998) S.1

1 Weisbord/Janoff (2000), S. 208

1 Bruce (2008)

1 Lehmann (1998), S. 91

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kritisches Feedback in Gesprächsrunden
Untertitel
Herausforderung an Teilnehmer und Moderation
Hochschule
Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V139383
ISBN (eBook)
9783640493494
ISBN (Buch)
9783640493524
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kritisches, Feedback, Gesprächsrunden, Herausforderung, Teilnehmer, Moderation
Arbeit zitieren
Bettina Gruber (Autor:in), 2008, Kritisches Feedback in Gesprächsrunden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139383

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