Die Politik der Alliierten zur Zeit der Berlin Blockade 1948/49


Term Paper (Advanced seminar), 2005

22 Pages, Grade: 2,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historischer Abriss
2.1 Erste Anzeichen einer interalliierten Krise

3 Die Währungsreform - akuter Auslöser der Berliner Blockade
3.1 Das Inkrafttreten der Währungsreform

4 Die Berliner Blockade wird zur Wirklichkeit

5 Die Berlin Politik der UdSSR

6 Die Berlin Politik der Westmächte
6.1 Die Errichtung und der Verlauf der alliierten Luftbrücke
6.2 Das Ende der Luftbrücke

7 Fazit
7.1 Bewertung der Alliierten Politik
7.2 Bewertung der Politik der UdSSR
7.3 Bewertung der Politik der Westmächte

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Thematik dieser Hausarbeit beschäftigt sich vorrangig mit den konträren politischen Positionen und Handlungsweisen der UdSSR und der USA in Bezug auf die Politik der Jahre 1947-49 im Allgemeinen und insbesondere jener zur Zeit der Berlin- Blockade.

Vor welchem historischen Hintergrund entstand die hermetische Abriegelung Berlins vonseiten der UdSSR im Jahre 1948? Welche strategischen Ziele verfolgte die Blockade Berlins und konnten sie verwirklicht werden?

Und welche Reaktionen rief diese bei den drei anderen Besatzungsmächten hervor? Konnte die Luftbrücke Schlimmeres verhindern?

Ein historischer Abriss über die wichtigsten Ereignisse, die zur Berliner Blockade führten, wird einen chronologischen Überblick über das Geschehen geben und soll somit die Ursachen bzw. Handlungsweisen der einzelnen Akteure nachvollziehbar erscheinen lassen.

Nach der Darstellung der sowjetischen Position soll vor allem das Verhalten bzw. die Reaktion der USA näher erläutert werden, und auf welche Art und Weise die Vereinigten Staaten mit Hilfe Großbritanniens (und Frankreichs) der sowjetischen Regierung entgegentraten und damit die gewaltfreie Aufhebung der Berliner Blockade bewirkten. Hier wird insbesondere Bezug zur errichteten Luftbrücke genommen. Die alliierte Nachkriegspolitik der Jahre 1947-49 ist in der politikwissenschaftlichen Betrachtungsweise besonders interessant, da aus ihr solch weittragende Veränderungen resultieren, wie die Teilung Deutschlands und der aufkommende Ost-West-Konflikt, der die transatlantischen Beziehungen der nächsten 40 Jahre unheimlich stark beeinflusste. „Das Ergebnis [der Berlin-Krise] war ein gespaltenes Berlin in einem gespaltenen Deutschland in einem gespaltenen Europa.“ (Rudolf, 1972, 106)

Zum Schluss der Arbeit werde ich auf die machtpolitische Wirkung der Blockade und der Luftbrücke als Gegenblockade eingehen und eine eigene Bewertung der BerlinKrise vorzunehmen.

2 Historischer Abriss über die wichtigsten Ereignisse, die zur Berliner Blockade führten

Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 wurde Deutschland plangemäß von den Siegermächten Amerika, Russland, England und Frankreich besetzt. Bereits auf der Konferenz von Jalta (4.-11. Februar 1945) hatten die Siegermächten konsensual darin übereingestimmt, das gesamte Deutsche Reich in 4 Besatzungszonen und ebenso die Hauptstadt Berlin in 4 Sektoren aufzuteilen. Die Oberaufsicht über die gemeinsame Verwaltung der Stadt in ihrer Gesamtheit sollte die hierzu eigens installierte Institution der Alliierten Kommandantur innehaben; die oberste Regierungsgewalt der 4 Besatzungszonen wurde einem Alliierten Kontrollrat, der ebenso seinen Sitz in Berlin hatte, zugeteilt.

Es sei hier bereits erwähnt, dass der Vertrag von Jalta gegenüber den westlichen Alliierten keine Zugangsrechte für Berlin vertraglich reglementiert. Eine solche Regelung wurde überspitzt ausgedrückt schlichtweg vergessen (vgl. Huschke 1999, 81) und stellte für die Berlin Politik der Alliierten bis zu dem Fall der Berliner Mauer 1990 und der damit verbundenen endgültigen Beilegung des Ost-West Konflikts eine fortdauernde potentielle Gefahr, eine Art Damoklesschwert dar.

Ein Interessenkonflikt zwischen den UdSSR und den westlichen Alliierten zeichnete sich bereits damals - bevor der II. Weltkrieg überhaupt erst beendet war - schemenhaft ab. Zwar sprach auch Stalin sich auf der Konferenz von Jalta für eine Zerstückelung Deutschlands aus, jedoch verfolgte er primär ein dem entgegengesetztes politisches Ziel: Die Vereinigung Deutschlands, von der er sich eine machtpolitische Einflussnahme unter kommunistischen Aspekten auf Gesamtdeutschland erhoffte. Ferner versprach Stalin sich hiervon ein Erstarken der deutschen Wirtschaft, was es der UdSSR ermöglicht hätte, höhere Reperationsforderungen stellen zu können.

Nachdem im April 1945 die Rote Armee in Berlin einmarschiert war und ]die Stadt erobert hatte, besetzten Anfang Juli nun auch die drei Westmächte plangemäß ihre verhandelten Gebiete. Während der Besatzungszeit der vier Regime kam es fortan immer häufiger zu Uneinigkeiten, insbesondere in der Frage über den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die zu leistenden Reparationen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg.

Der Weg, der später zur großen Berliner Blockade führte, zeichnete sich langfristig bereits zwei Jahre vor deren eigentlichen Errichtung am 19. Juni 1948 ab: In der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) und im Ostsektor Berlins kam es im April 1946 unter massivem Druck der Sowjets zur Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED. Der von der Berliner Stadtversammlung in freier Wahl im Juni 1947 zum Bürgermeister erkorene Ernst Reuter (SPD) wurde von Marschall Sokolowski in der Alliierten Kommandantur ohne Angabe von Gründen abgelehnt.

Die Truman-Doktrin und der Marshall-Plan (Juni 1947) vertieften die Spannungen um ein weiteres.

Auch die Londoner Außenministerkonferenz im Dezember 1947 wurde nach wochenlangen, feindseligen Verhandlungen ergebnislos abgebrochen. Dies lag an den diametralen politischen Forderungen der UdSSR: Ein einheitliches Deutschland unter einem gesellschaftlich sozialistischen Muster war vollkommen unvereinbar mit den Vorstellungen der Westalliierten, insbesondere der USA.

2.1 Erste konkrete Anzeichen einer interalliierten Krise

Als erstes offenkundiges Anzeichen einer ernsthaften Krise zwischen den Besatzungsmächten Deutschlands ist das Treffen des Alliierten 4-Mächte Kontrollrates am 20. Januar 1948 zu bewerten. Der sowjetische Vertreter Marschall Sokolowski warf den Briten und den Amerikanern, aufgrund des wirtschaftlichen Zusammenschlusses ihrer beiden Zonen zu der so genannten Bizone, separatistische Tendenzen vor, die zu einer Spaltung Deutschlands führe und stellte sie als Verletzung interalliierter Abkommen (Potsdam, Jalta) dar.

Beim Zusammentreffen der Mitglieder des Alliierten Kontrollrats am 20. März verließ Marshall Sokolowski die Versammlung, da er auf seine Aufforderung zur Klärung wirtschaftspolitischer Details der Bizone keine Auskünfte erhielt. Zwar wurde der Alliierte Kontrollrat de facto nicht aufgelöst und bestand hinfort, jedoch lediglich in theoretischer Existenz.

Der politische Berater der amerikanischen Regierung in Berlin, Robert Murphy, berichtete tags darauf überaus scharfsinnig und in erstaunlicher Weitsicht an seine Regierung:

„…Die Beschuldigung, die Westmächte hätten den Kontrollrat zersetzt, stellt ein wichtiges Element des sowjetischen Plans dar, alle drei Westmächte aus Berlin zu verdrängen und das noch verbliebene Zentrum der Reaktion östlich des Eisernen Vorhangs zu liquidieren. Der nächste Schritt seitens der Sowjets könnte die Aufkündigung des Abkommens vom 14. November [welches in mündlicher Form die Verbindungsrechte zwischen Berlin und den Westzonen regelte] und eine Aufforderung zum Abzug der Westmächte aus Berlin sein. Bei der Aussicht, dass ein Ultimatum zurückgewiesen würde, könnten die Sowjets indirekt tätig werden, in dem sie sich bemühen, es den Westmächten zunehmend unerträglich zu machen oder zwecklos erscheinen zu lassen, noch länger [in Berlin] zu bleiben -[sie könnten] z.B. die empfindlichen Verbindungswege zwischen Berlin und der Bizone behindern, weitere Maßnahmen zur Aufspaltung ergreifen, Druck auf nicht-kommunistische Parteien im sowjetischen Sektor ausüben usw.

Unsere Position in Berlin ist delikat und schwierig. Unser Rückzug, freiwillig oder unfreiwillig, hätte ernstliche psychologische Rückwirkungen, die in diesem kritischen Stadium der europäischen Situation in Europa weit über die Grenzen Berlins und auch Deutschlands ausstrahlen würde. Die Sowjets wissen das ganz genau.“ (USFR, 1973, 886 ff.)

Eine äußerst analytisch-scharfsinnige Beurteilung der politischen Intentionen der sowjetischen Regierung und deren Möglichkeiten zukünftiger Handlungsräumen, die sie größtenteils in nahezu prophetischer Vorhersicht ebenso erfüllten.

3 Die Währungsreform - Akuter Auslöser der Berliner Blockade

„Die Währungsreform in Deutschland wurde nach dem 8. Mai 1945 zu einem Kardinalproblem.“ (Keiderling, 1998, 44), da sie entweder gleichzusetzen war mit einer Zuordnung Berlins zu dem ostzonalen Sektor oder zu Westdeutschland. Diese zwangsläufige währungspolitische Zuordnung barg die politische Brisanz und Relevanz der Währungsreform in sich.

Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Währungsmacht stieß unter den vier Siegermächten auf geteilte Meinungen. Während Franzosen und Briten das Währungsproblem weniger vorrangig beurteilten, bekundeten die Amerikaner deren Wichtigkeit und hatten mit dieser Entscheidung die Sowjetunion gegen sich. Denn die UdSSR sprach sich entschieden gegen eine Währungsreform aus, da sie erst einmal „[…]in ihrer Zone durch Stilllegen der Banknoten das Problem der Überliquidität in den Griff bekommen hatte.“ (Benz, 1998, 39). Die Einführung einer einheitlichen deutschen Währung kam für die Sowjets nicht in Frage.

Denn „schon die Einführung der Deutschen Mark in den Westzonen [brachte] die SMAD in große Bedrängnis. Ihrer Zone droht[e] die Überschwemmung mit der nun im Westen wertlosen Reichsmark: Der Beseitigung der Inflation im Westen würde eine unabsehbare Steigerung der Inflation im Osten folgen.“ (Buffet/Prell, 1987, 30). Den sowjetischen Vorschlag „für eine demokratische Währungsreform, die die Kriegsprofite und Schiebergewinne der Konzerne annullieren und im Sinne des Potsdamer Abkommens zur wirtschaftlichen und politischen Einheit Deutschlands führen sollte.“(Keiderling, 1982, 75), lehnten nun wiederum die Westmächte entschieden ab.

Die anfänglich angestrebte - nach dem unmittelbaren Kriegsende - gesamtdeutsche Währungsreform erwies sich sehr schnell als illusorisch und utopisch, aufgrund der contradiktionären, unvereinbaren Vorstellungen der UdSSR und den Westalliierten. Auch die weiteren Verhandlungen der Westmächte mit der UdSSR über eine gemeinsame Währungsreform kamen zu keiner Einigung.

So entwickelte sich das Vorhaben einer Währungsreform zu einem Alleingang der Westmächte. Und als sich die „Alliierten schließlich über Notendruck und andere Details einig waren, scheiterte die Verständigung daran, dass die Sowjetische Besatzungsmacht eine deutsche Zentralbank und eine zentrale Finanzverwaltung für alle vier Zonen forderte.“(Benz, 1998, 39) Dies wollten die USA aber angesichts der unterschiedlich entwickelten Wirtschaftssysteme in den einzelnen Zonen nicht unterstützen.

Nach vergeblichen Versuchen der Westmächte zu einer Kooperation mit der SBZ hinsichtlich einer einheitlichen Währung, entschlossen sich die Westmächte im März 1948 unter Führung der USA dazu, die Sowjetunion nicht mehr in ihre Währungsreformvorhaben mit einzubeziehen.

3.1 Das Inkrafttreten der Währungsreform

Die von den Alliierten beschlossene und von Ludwig Erhardt schlussendlich am 18. Juni 1948 verkündete Währungsreform für die Westzonen als auch für Westberlin ist als wohl vorhersehbarer, akuter Auslöser der Blockade Berlins zu erachten. Außerdem war „[…]auch in Moskau schon sehr lange die Einführung einer separaten Währung für den eigenen Machtbereich in Deutschland vorbereitet worden.“(Wettig, 1999, 27), so dass die Sowjets nur wenige Tage nach der westlichen Währungsreform, am 24. Juni ihre eigene Währung - die DM-Ost -, einführten. Diese galt allerdings nicht nur in der SBZ, sondern in ganz Berlin. Aufgrund der improvisierten und äußerst kurzfristigen Währungsreform, mussten die UdSSR die alte Währung mit aufgeklebten Spezialkupons versehen, bis die neu gedruckte Währung ausgegeben werden konnte. Hinzu kam - wenn auch praktisch irrelevant -, dass Marshall Sokolowski die Verwendung anderer Währungen in allen vier Sektoren der ehemaligen Reichshauptstadt verbot.

Mit ihrer eigenen Währungsreform und deren intendierten Geltungsbereich über ganz Berlin brachte die Sowjetunion einmal mehr zum Ausdruck, dass ihrem Ermessen nach, Berlin eindeutig ein Teil der Ostzone sei.

Die völlig konträren Positionen unter den westlichen Siegermächten und der UdSSR machten deutlich, dass es unmöglich war einen Konsens über eine Berliner Währung unter Viermächtekontrolle zu finden, so dass nach Versuchen der Einigung der USA mit der UdSSR, die westlichen Mächte die neue Deutsche Mark am 23. Juni auch in den Westsektoren Berlins einführten.

Die Einführung zweier verschiedener Währungen für Berlin ging einher mit dem ersten, entscheidenden Schritt zu einer sich abzeichnenden Teilung Deutschlands. Die UdSSR nutzte ihren augenblicklichen Vorteil, der darin bestand, dass die Alliierten zuerst eine Währungsreform für Westdeutschland verkündet hatten, und stellte die Währungsreform propagandistisch als vollendete Teilung Deutschlands vonseiten der Alliierten dar. Man sprach gerne von “Abwehrmaßnahmen“ und “imperialistischer Spalterpolitik“.

[...]

Excerpt out of 22 pages

Details

Title
Die Politik der Alliierten zur Zeit der Berlin Blockade 1948/49
College
University of Wuppertal
Course
Transatlantische Beziehungen
Grade
2,3
Author
Year
2005
Pages
22
Catalog Number
V139240
ISBN (eBook)
9783640489299
ISBN (Book)
9783640489244
File size
450 KB
Language
German
Keywords
transatlantische Beziehungen, Ost-West-Konflikt, 1948/49, Luftbrücke
Quote paper
Philipp Wansel (Author), 2005, Die Politik der Alliierten zur Zeit der Berlin Blockade 1948/49, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139240

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Die Politik der Alliierten zur Zeit der Berlin Blockade 1948/49



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free