Wladimir Putin und der Heilige Georg zu Pferde

Eine Synthese von Interviewfragen über die Ordenverleihung in Politik beim diesjährigen Dresdner Semperopernball


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Allgemeines
1.1. Der Dresdner Semperopernball
1.2. Der Sächsische Dankesorden

2. Beteiligte Personen und Reaktionen
2.1. Der künstlerische Leiter des Semperopernballs
2.2. Der Ordensübergeber
2.3. Der Preisträger für Politik
2.4. Die Berichterstattung fällt kritisch aus

3. Fiktive Interviewfragen
3.1. Interviewfragen an Hans-Joachim Frey
3.2. Interviewfragen an Stanislaw Tillich
3.3. Interviewfragen an Wladimir Putin

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Am 16. Januar 2009 feierte der Semperopern e.V. zum vierten Mal unter der Leitung von Hans- Joachim Frey den Semperopernball zu Dresden. Viel diskutiert in den Medien, hat sich der diesjährige Opernball und die anlässlich dessen statt gefundene Verleihung des Sächsischen Dankesorden zu einer Kontroverse entwickelt. Wladimir Putin, als umstrittener Politiker, bekam einen Sächsischen Dankesorden von Ministerpräsident Stanislaw Tillich überreicht, der auch mit seiner DDR-Vergangenheit kämpfen musste. Vor allem die Tatsache, dass Putin als KGB-Agent fünf Jahre in Dresden arbeitete, brachte die Medien in Aufruhr. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass ein gesellschaftliches Ereignis wie der Semperopernball auf die Medienberichterstattung angewiesen ist, um noch bekannter zu werden. Persönliche Gespräche mit Dresdner Bürgern ergaben neue Sichtweisen auf das Phänomen und waren Anstoß für diese Seminararbeit. In ihr wird im Folgenden die Verleihung des Sächsischen Dankesordens in der Kategorie Politik an Wladimir Putin genauer betrachtet und die Reaktionen der Politiker in den Medien dargelegt. Ziel der Arbeit ist es, durch umfassende Recherche des Vorfalls, der beteiligten Personen und der Medienresonanz zu einer Synthese von 36 fiktiven Interviewfragen für eine Fernsehsendung zu gelangen. Dabei sollen diese jeweils 12 Fragen an Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der den Orden überreichte, an Hans-Joachim Frey, der künstlerischer Gesamtleiter des Semperopernballs ist und die Preisträger auswählte, und an Wladimir Putin, den Vorsitzenden der Regierung der Russischen Föderation und Preisempfänger, gerichtet sein. Im Folgenden wird im ersten Kapitel ein kurzer geschichtlicher Abriss des Semperopernballs gegeben und seine Stellung als gesellschaftliches Ereignis herausgearbeitet. Anschließend wird auf den Sächsischen Dankesorden eingegangen, dessen Bedeutung erläutert, bisherige Preisträger angeführt und kurz auf die Reaktionen der Medien in diesem Jahr eingegangen. Im zweiten Kapitel werden die beteiligten Personen genauer betrachtet. Die derzeitigen Tätigkeiten des künstlerischen Gesamtleiter Hans-Joachim Frey werden beschrieben und seine Reaktionen auf den Presserummel und die Vorwürfe gegen ihn dargelegt. In dieser Darstellung werden Unklarheiten offen gelegt, die bisher unbeantwortet blieben und aus denen die fiktiven Interviewfragen entstehen sollen. Stanislaw Tillich wird in seine Biografie eingebettet und als heutiger Ministerpräsident vorgestellt. Außerdem wird seine Laudatio zur Ordenübergabe an Putin erläutert und auch dort offen gebliebene Stellen pointiert. Des Weiteren wird Wladimir Putin als Ordensträger dargestellt. Das Augenmerk liegt auf der Darlegung seiner KGB-Tätigkeit und den Vorwürfen, die in jüngster Zeit gegen ihn aufgekommen sind. Daraus werden sich auch unklare Sachverhalte erschließen lassen. Im letzten Teil des zweiten Kapitels sollen die Reaktionen von Politikern und gesellschaftlich hochrangigen Personen beschrieben werden. Im dritten Kapitel erfolgt die Darstellung der Interviewfragen, die sich aus den im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Fakten und Zusammenhängen ergeben.

Bei der Recherche des diesjährigen Ereignisses in der Semperoper ist aufgefallen, dass es keine Bücher über den Semperopernball von 2009 gibt. Wahrscheinlich der Aktualität wegen, konnte keine gedruckte Literatur gefunden werden. Vielmehr bot sich das Internet als viel versprechende Alternative an. Auf den Seiten der Sächsischen Zeitung, der Leipziger Volkszeitung, des 3sat, von Spiegel, der Welt, der Süddeutschen Zeitung und der Zeit war eine umfassende Berichterstattung von regionalen als auch überregionalen Medien zu finden. Genauso entpuppte sich die Internetseite des Semperopernballs als umfangreiche Quelle. Recherchen über den Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und den Ballleiter Hans-Joachim Frey waren auch problemlos auf seriösen Seiten, wie www.stanislaw-tillich.de oder www.senatspressestelle.bremen.de möglich.

1. Allgemeines

1.1. Der Dresdner Semperopernball

Der Semperopernball ist eine Veranstaltung, die jährlich in Dresden gefeiert wird. Sie ist das größte, mit dem Wiener Opernball vergleichbare, Tanzereignis in Deutschland. Persönlichkeiten von Rang und Namen werden zu dem jährlichen Großereignis eingeladen. Begonnen hat es mit dem Tanzspektakel am 21. Februar 1925. Damals wurde der erste Semperopernball ausgerichtet und Gäste hörten nicht nur wie heute klassische Musik, sondern auch Jazz. Ab diesem Jahr wurden jährlich bis 1939 besondere Gäste eingeladen und der Semperopernball wurde zunehmend zum gesellschaftlichen Muss für alle, die sehen und gesehen werden wollten. In den Jahren 1930 bis 1932 durfte der Ball allerdings nicht gefeiert werden. Auch zu DDR-Zeiten war die Ausrichtung dieses Balls nicht möglich. Von 1939 an zog eine ruhige Zeit in die Oper ein. Erst 67 Jahre später wurde der Ball wiederbelebt. Denn am 13. Januar 2006 war es unter der Leitung von Hans-Joachim Frey so weit. Er brachte ein Stück Tradition nach Dresden zurück.[1] Außerdem wurde in jenem Jahr der 800. Geburtstag der Stadt Dresden gefeiert und zum ersten Mal der Sächsische Dankesorden verliehen.[2]

1.2. Der Sächsische Dankesorden

Der Sächsische Dankesorden wurde 2006 zum Semperopernball das erste Mal in der Kategorie Kultur verliehen. Armin Müller-Stahl bekam ihn.[3] Dieser Orden wird vom Juwelier Leicht gefertigt. Vorbild dieser Medaille ist ein wertvolles Kunststück aus dem Grünen Gewölbe zu Dresden. Auf dem Orden ist der Spruch "Adverso Flumine - gegen den Strom" und der Heilige Georg eingraviert. Der Heilige Georg auf dem Pferd symbolisiert den Kampf für das Gute. So sollten sich auch Preisträger als Kämpfer des Guten fühlen, wenn sie mit diesem Orden gekürt werden.[4] Er wird sächsischer Dankesorden genannt, weil er Personen danken soll, die sich um das Wohl von Deutschland und des Landes Sachsen verdient gemacht haben. Seit 2006 wird der Orden jedes Jahr verliehen. Im Jahr 2007 nicht mehr nur in der Kategorie Kultur, sondern auch in Politik und Sport. So waren es 2007 Maximilian Schell in der Kategorie Kultur, Hans- Dietrich Genscher in Politik und Franz Beckenbauer beim Sport. Die Liste der Ordensträger wurde 2008 um Kurt Masur in Kultur, Lothar de Maizière in Politik und für Sport um Henry Maske erweitert. In diesem Jahr gingen die Auszeichnungen an Joachim Fuchsberger in der Kategorie Kultur, Wladimir Putin für Politik und Matthias Steiner im Sport.[5] 2009 folgte auf die Auszeichnung mit dem sächsischen Dankesorden ein regelrechter Mediensturm. Dass Wladimir Putin, Vorsitzender der Regierung der Russischen Föderation, durch den Orden einen sächsischen Dank abgegriffen hatte, konnten viele Dresdner und Deutsche nicht verstehen. So kannten die Dresdner Regionalzeitungen wenige Tage nach dem Ereignis nur ein Thema: Putin und der Semperopernball.[6] Auch überregionale Zeitschriften wieDer SpiegelundDie Weltdiskutierten die umstrittene Preisverleihung.[7] Überreicht wurde der diesjährige Orden in der Kategorie Politik vom sächsischen Ministerpräsident Stanislaw Tillich.[8]

2. Beteiligte Personen und Reaktionen

2.1. Der Künstlerische Leiter des Semperopernball

Organisiert und durchgeführt wurde der diesjährige Semperopernball vom Semperopern e.V. und dessen Vorsitzenden Hans-Joachim Frey. Er ist künstlerischer Leiter des Semperopernballs.[9] Frey absolvierte sein Studium der Musiktheaterregie an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und schloss darauf ein Aufbaustudium in Kulturmanagement an. Seit 1997 ist er Operndirektor an der Dresdner Semperoper und ab der Spielzeit 2007/08 auch Generalintendant am Theater in Bremen.[10] Hans-Joachim Frey inszenierte den ersten Semperopernball nach der Wende im Jahr 2006 und er führte mit seinen Kollegen den sächsischen Dankesorden ein. Auch die Auswahl der Preisträger liegt in seiner Entscheidung.[11]

Frey engagiert sich, neben seinen beiden Stellen in Dresden und Bremen, auch noch in der Nachwuchsförderung. Drei wichtige internationale Wettbewerbe für Nachwuchskünstler hat er gegründet und leitet sie: den Competizione dell´Opera Gesangswettbewerb, den Anton G. Rubinstein Klavierwettbewerb und den Kompositionswettbewerb für die gläserne Manufaktur in Dresden. Er ist auch Vorstandsvorsitzender seines selbst gegründeten Internationalen Forums für Kultur und Wirtschaft. Diese Stelle nutzt er, um immer wieder neue finanzielle Mittel aus der Wirtschaft für die Kunst zu bekommen.[12]

Die Entscheidung Wladimir Putin in der Kategorie Politik in diesem Jahr auszuzeichnen, lag auch in Freys Hand. Diese hat zu allerhand Presserummel geführt. Genau auf diesen Mediensturm ist aber ein gesellschaftliches Ereignis wie der Semperopernball angewiesen, um bekannter zu werden. Gegenüber dem Spiegel bemerkte Frey: "Wir haben nun ein internationales Level erreicht."[13] Auf die Kritik an seiner Auswahl antwortete er gegenüber der Sächsischen Zeitung, er habe Putin schon im März 2008 eingeladen, als es noch keine politischen Verwicklungen mit Russland im Gasstreit gab. Außerdem habe die Staatskanzlei der Einladung ebenfalls zugestimmt.[14] Ob Putin als Ordensträger ausgewählt wurde, weil das ein größeres Medienaufgebot bringe oder ob es andere Auswahlkriterien gab, darüber schweigt Frey. Genauso ist unklar, ob Frey sich mit Putin als Geehrten eine finanzielle Stütze für die Dresdner Semperoper oder das Bremer Theater verspreche.

[...]


[1] vgl. www.semperopernball.de/wDeutsch/kulisse/historie.php?navanchor=1110027

[2] vgl. www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/specials/130064/index.html

[3] vgl. www.lvz.de/aktuell/content/85065.html

[4] vgl. www.leicht- jewellery.com/servlet/com.itmr.waw.servlet.FileViewer?sprachid=2&kid=61896&fid=127481&kdid=61691

[5] vgl. www.semperopernball.de/wDeutsch/semperopernball/dankorden.php?navanchor=1110003

[6] vgl. www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2049506 und vgl. www.lvz.de/aktuell/content/85065.html

[7] vgl. www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,601656,00.html und vgl. www.welt.de/politik/article3037617/Orden-fuer-Wladimir-Putin-empoert-Buergerrechtler.html

[8] vgl. www.ministerpraesident.sachsen.de/7386.htm

[9] vgl. www.semperopernball.de/wDeutsch/semperopernball/grusswort.php?navanchor=1110001

[10] vgl. www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?id=6935

[11] vgl. www.semperopernball.de/wDeutsch/semperopernball/dankorden.php?navanchor=1110003 und vgl. www.sueddeutsche.de/panorama/80/454761/text/

[12] vgl. www.senatspressestelle.bremen.de/detail.php?id=6935

[13] www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,601656,00.html

[14] vgl. www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2054799

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Wladimir Putin und der Heilige Georg zu Pferde
Untertitel
Eine Synthese von Interviewfragen über die Ordenverleihung in Politik beim diesjährigen Dresdner Semperopernball
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Fernsehjournalismus
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V139155
ISBN (eBook)
9783640486403
ISBN (Buch)
9783640486588
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wladimir, Putin, Heilige, Georg, Pferde, Eine, Synthese, Interviewfragen, Ordenverleihung, Politik, Dresdner, Semperopernball
Arbeit zitieren
Stefanie Ender (Autor:in), 2009, Wladimir Putin und der Heilige Georg zu Pferde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139155

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