Typen konversationeller Implikaturen und deren Bildung


Hausarbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen nach Paul Grice

3. Konversationelle Implikaturen
3.1 Implikaturen durch Nicht-Befolgen der Maximen
3.1.1 Flouting a maxim
3.1.2 Violating a maxim
3.1.3 Infringing a maxim
3.1.4 Opting out of a maxim
3.1.5 Suspending a maxim
3.2 Implikaturen durch Befolgen der Maximen
3.3 Partikularisierte konversationelle Implikaturen
3.4 Generalisierte konversationelle Implikaturen
3.4.1 Skalare Implikaturen
3.4.2 Klausale Implikaturen

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vieles von dem, was wir sagen unterscheidet sich grundlegend von dem was wir eigentlich meinen oder auszudrücken vermögen. Der exakte Wortlaut ist nicht immer wörtlich zu verstehen und bedarf in diesem Fall einer umfassenderen Analyse und Interpretation. Wenn Bert Ernie fragt, ob er denn Eis möge und Ernie diese Frage mit einer Gegenfrage wie „Is the Pope Catholic?“[1] beantwortet und somit offensichtlich eine vollkommen unpassende und unadäquate Antwort auf die ihm gestellte Frage gibt, spricht man von einer Implikatur. Die Rede ist von der Unterscheidung zwischen ‚what is said’ und ‚what is meant’ nach Paul Grice. Die Fragen nach den Typen und nach der Entstehung dieser Typen konversationeller Implikaturen („An additional unstated meaning that has to be assumed in order to maintain the cooperative principle […]”[2] ) als Unterkategorie nicht-konventioneller Implikaturen sollen im Folgenden einschlägig beantwortet werden.

Einleitend werden das Kooperationsprinzip sowie die Konversationmaximen nach Paul Grice vorgestellt, da diese grundlegend für das Erklären und das Verstehen konversationeller Implikaturen sind.

Anschließend wird unter der Überschrift „Konversationelle Implikaturen“ besprochen, welche Möglichkeiten es grundsätzlich gibt, eine konversationelle Implikatur zu erzeugen. Entsprechend werden im ersten Teil unterschiedliche Varianten der Erzeugung konversationeller Implikaturen durch den Verstoß gegen eine oder mehrere Konversationsmaximen vorgestellt. Im gesamten Verlauf der Ausarbeitung werden zudem immer wieder entsprechende Beispiele herangezogen, welche das Verständnis erleichtern sollen. Um die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen, mit der konversationelle Implikaturen durch das Nicht-Befolgen von Konversationsmaximen generiert werden können, werden in diesem Abschnitt fünf verschiedene Varianten vorgestellt. Der zweite Teil beschäftigt sich folglich mit der Erzeugung konversationeller Implikaturen durch das Befolgen der Konversationsmaximen.

Partikularisierte konversationelle Implikaturen als kontextabhängige Implikaturen werden im dritten Unterabschnitt behandelt und kritisch beleuchtet, da sie einen entscheidenden Teil der konversationellen Implikaturen darstellen. Das Gegenstück, die generalisierten konversationellen Implikaturen, bildet der vierte Unterabschnitt. Es werden in zwei Unterabschnitten die skalaren und die klausalen Implikaturen eingeführt, da sie wie auch die zuvor bereits eingeführten Typen von Implikaturen aufgrund ihres häufigen Vorkommens in Konversationssituationen eine wichtige Rolle im Kontext konversationeller Implikaturen einnehmen.

Das Ziel der Erarbeitung ist, die Typen konversationeller Implikaturen in ihrem Wesen und ihrer Entstehung darzustellen, diese an prägnanten Beispielen zu verdeutlichen und kritisch zu beleuchten.

2. Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaxime nach Paul Grice

“Grice’s theory is an attempt at explaining how a hearer gets from what is said to what is meant, from the level of expressed meaning to the level of implied meaning.”[3]

Paul Grice, ein amerikanischer Sprachphilosoph welcher von 1913 bis 1988 lebte, ist der Schöpfer des Kooperationsprinzips und der dazugehörigen Maximen.

Das Kooperationsprinzip stellt das generelle, den Maximen übergeordnete Prinzip dar, welches besagt: „Make your contribution such as is required, at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you are engaged“.[4] Die Person, welche die Kontrolle über das Rederecht (turn) in einem Gespräch hat, ist dazu angehalten, die jeweilige sprachliche Äußerung in der jeweiligen Situation so zu gestalten, dass sie zunächst dem Kontext gemäß und dem was zuvor geäußert wurde angemessen ist. Der Sprecher gestaltet seine sprachliche Äußerung dahingehend, dass sie von einem ihm gegenüber (einem Hörer) auch so verstanden wird, wie ursprünglich beabsichtigt. Sowohl das Kooperationsprinzip als auch die Maximen der Quantität, der Qualität, der Relation und der Modalität sind keine präskriptiven Festsetzungen, sondern deskriptive Beschreibungen dessen, wie wir unterbewusst und ohne uns nach bestehenden Festsetzungen in Form von Regularitäten oder Definitionen zu richten, verständlich und kooperativ kommunizieren. Paul Grice macht mit seinem Kooperationsprinzip und den Maximen explizit, was jeder Sprecher implizit beherrscht und an was er sich in einer Konversationssituation auch automatisch hält.

Die erste der insgesamt vier Unterprinzipien oder Maximen ist die Quantitätsmaxime. Sie besagt, dass ein sprachlicher Beitrag der jeweiligen Situation und des jeweiligen Kontextes entsprechend so informativ wie möglich sein soll.[5] Keinesfalls jedoch soll der Beitrag zu viele oder gar überflüssige Informationen beinhalten. Ist eine sprachliche Äußerung nämlich nicht informativ genug und wesentliche Informationen werden ausgelassen, kann es zu schwerwiegenden Missverständnissen kommen. Das folgende Beispiel soll deutlich machen, welche Folgen eine Aussage, welche einen Mangel an Informativität aufweist, haben kann.

Beispiel: “There is a woman sitting on a park bench and a large dog lying on the ground in front of the bench. A man comes along and sits down on the bench.

„Does your dog bite?“

„No.“ (The man reaches down to pet the dog. The dog bites the man’s hand.)

“Ouch! Hey! You said your dog doesn’t bite.”

“He doesn’t. But that’s not my dog.””[6]

Der Mann geht aufgrund dessen dass der Hund zu den Füßen der Frau liegt und der Beantwortung der Frage ob genau dieser Hund beisst oder nicht davon aus, der Hund würde der Frau gehören. An dieser Stelle, an der der Mann mehr versteht als das was bloß gesagt wurde, er also eine weitere nicht direkt verbal ausgedrückte Bedeutung annimmt, kommt es zum Missverständnis.

Die Qualitätsmaxime nach Grice besagt: „Try to make your contribution one that is true“.[7] Das beinhaltet zum einen, dass man nichts sagen sollte, wovon man denkt es sei falsch und zum anderen dass man nichts sagen sollte, wofür man keine angemessenen Beweise vorweisen kann.

Die dritte der vier Maximen ist die Relevanzmaxime. Sie besagt, dass man mit dem was man sprachliche äußert Bezug auf vorher Gesagtes nimmt und nicht vom Thema abweicht.[8]

Die Modalitätsmaxime besagt: „be perspicuous“[9], was beinhaltet Unklarheiten, wie

z.B. (zum Beispiel) Mehrdeutigkeiten in der Ausdrucksweise zu vermeiden, sich kurz zu fassen und unnötige Weitschweifigkeit zu vermeiden.

3. Konversationelle Implikaturen

3.1 Implikatur durch Nicht-Befolgen der Maximen

Sprecher verletzten Konversationsmaximen um einem Hörer etwas zu verstehen zu geben oder etwas auszudrücken, das aus bestimmten Gründen nicht explizit ausformuliert werden soll oder kann. Ein Sprecher könnte sich beispielsweise entscheiden, eine Implikatur zu nutzen und somit gegen eine der Maximen zu verstoßen, da das was er sagen möchte ihm unangenehm ist, er den Hörer nicht verletzten möchte, oder beim Hörer eine bestimmte Reaktion hervorrufen will. Der Sprecher versucht somit sein eigenes als auch das Gesicht des Hörers zu wahren (face-saving act).

Indem ein Sprecher eine oder vielleicht sogar mehrere der Maximen absichtlich oder auch unabsichtlich verletzt, wird der Hörer besonders aufmerksam, da die sprachliche Äußerung dem widerspricht, was der Hörer gemäß dem Kontext (der physikalischen Umgebung einer Äußerung) eigentlich erwartet hat. Es wird klar, dass der Sprecher das was er sagt nicht wörtlich meint. Folglich wird der Hörer veranlasst nach einer adäquaten alternativen Deutung zu suchen. Der Sprecher verlässt sich auf die Erwartung des Hörers, dass er kooperativ ist und übermittelt somit mehr als er tatsächlich sagt[10]. Der Sprecher versucht eine Äußerung, die das Kooperationsprinzip offensichtlich zu verletzen scheint so zu deuten, dass sie „in Einklang mit dem Prinzip gelangt und so innerhalb des Gesprächs sinnvoll wird“[11]. Der Hörer versucht zu verstehen, was der Sprecher durch das Verletzen einer oder mehrerer Konversationsmaximen zu kommunizieren versucht und welche Absichten er mit der Äußerung verfolgt. Der Hörer versucht die Implikatur zu erkennen und so zu verstehen wie vom Sprecher beabsichtigt. Dabei spielt der Äußerungskontext eine entscheidende Rolle, da das Gesagte somit eingeordnet wird. Generell gilt jedoch, dass es, wie aus folgenden Beispielabhandlungen auch hervorgeht, nicht nur eine bestimmte Implikatur in Frage kommt, sondern teilweise auch mehrere.

[...]


[1] G. Yule (1996), S. 43

[2] Ebenda (ebd), S. 129

[3] J. Thomas (1995), S. 56

[4] P. Grice (1989), S. 26

[5] Vgl. P. Grice (1989), S. 26

[6] G. Yule (1996), S. 36

[7] P. Grice (1989), S. 27

[8] Vgl. P. Grice (1989), S. 27

[9] P. Grice (1989), S. 27

[10] Vgl. Walker (1979), 422

[11] Walker (1979), 422

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Typen konversationeller Implikaturen und deren Bildung
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für fremdsprachliche Philologien)
Veranstaltung
Pragmatics
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V139130
ISBN (eBook)
9783640489442
ISBN (Buch)
9783640489664
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Typen, Implikaturen, Bildung
Arbeit zitieren
Stefan Nehl (Autor:in), 2009, Typen konversationeller Implikaturen und deren Bildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139130

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