Ein Instrument des Öko-Controllings: Die Ökobilanz


Hausarbeit, 2009

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ein historischer Zugang zur Ökobilanzierung

3 Definition des Begriffs Ökobilanz

4 Anwendungsfelder der Ökobilanzierung
4.1 Betriebsbilanz
4.2 Prozessbilanz
4.3 Produktbilanz (LCA)
4.4 Standortbilanz

5 Methodik der Ökobilanz
5.1 Definition von Bilanzierungsziel und Umfang
5.2 Sachbilanz
5.3 Wirkungsbilanz
5.4 Auswertung/Interpretation

6 Schlussbetrachtung

7 Literaturverzeichnis

Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schema der Ökobilanzierung des IÖW

Abbildung 2: Betriebsbilanz im ersten Schritt

Abbildung 3: Betriebsökobilanz

Abbildung 4: IÖW-Ökobilanz-Systematik

Abbildung 5: Rahmen einer Ökobilanz

1 Einleitung

„Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge; sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer die Menschen“

(Goethe zu Eckermann)

Immer mehr Unternehmen entscheiden sich mittlerweile dafür, die Öffentlichkeit über ökologische Auswirkungen ihrer Produkte und Produktion sowie über ihre betrieblichen Aktivitäten zum Umweltschutz zu informieren (vgl. Teichert 1995, S. 15). Dadurch wird der Umweltschutz in den Unternehmen immer mehr zum zentralen Thema. Aus diesem Grund müssen sich die Industrie-, Handels und Dienstleistungsunternehmen immer mehr den Umweltgesetzen und dem Druck der Öffentlichkeit beugen (vgl. Huskic 2002). Daher wurde Anfang der 70er Jahre das Umweltinformationssystem Ökobilanz entwickelt. Es soll die Schnittstelle zwischen den Wirtschafts- und Naturwissenschaften bilden (vgl. Siegenthaler 2006, S. 19). Mit Hilfe der Ökobilanz sollen ökologische Ziele in den alltäglichen unternehmerischen Entscheidungsprozess und betrieblichen Ablauf dauerhaft integriert werden. Eine umweltaktive Unternehmensführung soll gefördert werden. (vgl. Huskic 2002). Dennoch steht kaum ein anderes Instrument des betrieblichen Umweltmanagements so öffentlich in der Diskussion, wie die Ökobilanzierung. Dies bezüglich besteht noch eine erhebliche Unsicherheit und das Instrument kommt daher in der betrieblichen Managementpraxis selten zum Einsatz, obwohl es eigentlich zur innerbetrieblichen Entscheidungsfindung und zur Verbesserung des betrieblichen Umweltverhaltens Sinn macht (vgl. Sietz & Seuring 1997, S. 11).

Daher stellt sich die Frage: Woran liegt es, dass dieses Instrument nur selten eingesetzt wird, woher kommt die Unsicherheit in den Betrieben und wie kann dieses Instrument dahin gehend optimiert werden?

Die folgende Hausarbeit im Modul Betriebliche Umweltpolitik gibt zuerst einen Einblick in die historische Entwicklung der Ökobilanz-Methode, um daraus den Begriff Ökobilanzierung zu definieren. Daraufhin werden verschiedene potenzielle Verfahren betrachtet sowie die Methodik zur Durchführung der Ökobilanz. Die einzelnen Phasen zur Erstellung einer Ökobilanz werden kritisch betrachtet und potenzielle Lösungen werden herausgestellt.

2 Ein historischer Zugang zur Ökobilanzierung

Anfang der 70er Jahre entstand durch weltweite Umweltprobleme und Ressourcenknappheit das erstmalige gesellschaftliche Bedürfnis nach umfassenden Informations- und Beurteilungsinstrumenten. Unter verschiedenen Begriffen, wie z. B. Umweltbilanz, Ökoprofil, Ökologischer Nutzwert oder Ökologische Buchhaltung veröffentlichten Forschende und speziell Unternehmensberatungen ihre Studien. Mitte der 80er wurden diese Wortentwicklungen durch den einheitlichen Begriff Ökobilanzierung (ab Kapitel 2) abgelöst.

Die amerikanischen Forschenden versuchten sich speziell mit umfassenden Material- und Stoffanalysen zu profilieren, dagegen probierten die Europäer es insbesondere mit Vorschlägen zu einer einheitlichen Beurteilung. Die ersten Ökobilanzen wurden in einer Zeit entwickelt, in der die Furcht vor dem ökologischen „Kollaps“ in breite gesellschaftliche Kreise einzog. Der Eindruck der stark belastenden Luft und Gewässer, kräftig gestiegener Energiekosten und die sich schnell verknappenden Entsorgungskapazitäten wandelte die Gesellschaft von einem konservativen Heimat- und Naturschutzgedanken zu einem ganzheitlichen Umweltschutzgedanken (vgl. Siegenthaler 2006, S. 79 ff.). Negative Umweltentwicklungen (Gewässerbelastung, Ausräumung der Landschaft, Verstädterung etc.) wurden bisher isoliert betrachtet und nun zu Beginn der 70er Jahre unter dem universellen Begriff Umwelt zusammengefasst. Diese Bezeichnung wurde innerhalb kürzester Zeit von den Medien erfasst und wurde schnell etabliert. Die Verwissenschaftlichung des Ausdrucks Umwelt verlieh komplexen, kybernetischen Modellen und Szenarien eine neue politische Durchschlagskraft. Da fügte sich die Ökobilanzierung mit ihrem Bedürfnis Umweltprobleme in Zahlen zu fassen nahtlos ein (vgl. Eisner 2003, S. 67 ff.). Ab 1974 (Weltwirtschaftskrise) wurden weitere Entwürfe zu Gunsten der Wachstumspolitik zurückgestellt und eine breitere Anwendung der Ökobilanz blieb aus. Die weitere Entwicklung beschränkte sich vielmehr auf die Bilanzierung von Verpackungen. Diese Industrie stand im Zentrum umweltpolitischer Diskussionen und wurde als Verursacher der ansteigenden Abfälle von der Gesellschaft überwiegend realisiert. Diese Unternehmen waren das Symbol der „Wegwerfgesellschaft“. Dennoch setzte sich die „Verwissenschaftlichung“ der Umwelt fort. Gegen Ende der 80er Jahre vollzog sich ein permanenter Eingang an neuen Studien und Expertisen der Umweltforschung, diese bereiteten das Feld für eine erneute intensive Betrachtung der Ökobilanzierung. Aufgrund der intensiven gesellschaftlichen Resonanz wurde durch diese zweite Welle dem Umweltthema obsterste Priorität in der Politik beigemessen (vgl. Siegenthaler 2006, S. 82 ff.). Gerade ab 1990 kann von einem „Boom“ in diesem Bereich gesprochen werden, der die Industrie, Umweltbehörden, umweltpolitische aktive Kreise und schließlich sogar die breite Öffentlichkeit erreichte (vgl. Klöpffer & Renner 1995, S. 5). In dieser Situation war der hauptsächliche Antreiber der Umstand, dass Ökobilanzen immer mehr zum „Spielball“ der Interessen wurde. Unternehmungen, Branchenverbände, Umweltorganisationen und staatliche Stellen sahen in dieser Methode ein effektives Mittel, um politische Forderungen mit wissenschaftlichen Daten zu unterlegen. Die Ökobilanzierung erwies sich als überlegende Betrachtungsweise. Sie wurde dadurch bekannter und konnte medienwirksam eingesetzt werden (vgl. Siegenthaler 2006, S. 86 ff.). Seuring (1998, S. 66) bestätigt, dass das Thema Ökobilanzierung zu oft aus der Perspektive des Staates als ein Instrument staatlicher Umweltpolitik angewendet wurde und kaum Eingang in die betriebliche Managementpraxis gefunden hat. Nach Siegenthaler (2006, S. 88) liegt der Grund in der konkreten Ausgestaltung von Ökobilanzen, dort existierten erhebliche Spielräume, welche das Resultat beeinflussten. In der Praxis wurden Daten aus Veröffentlichungen genommen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass diese in anderen räumlichen und/ oder technologischen Kontexten und/ oder für ganz anders lautende Fragestellungen erhoben wurden. Dabei macht gerade der Einsatz von Ökobilanzen als Instrument der betrieblichen Entscheidungsfindung und zur Verbesserung des Umweltverhaltens Sinn (vgl. Seuring 1998, S. 66). Daher fand ein Harmonisierungs- und Standardisierungsprozess der Ökobilanz-Methode statt (vgl. Siegenthaler 2006, S. 89). Im Jahr 1993 veröffentlichte die „Society of Environmental Toxicology and Chemistry“ (SETAC) den ersten international Anerkennung findenden Leitfaden zur Methodik. Heute prägt diese Vorgabe immer noch den Rahmen sowie den Aufbau von Ökobilanzen (vgl. Siegenthaler 2006, S. 192). Die SETAC-Arbeiten gründeten den Ausgangspunkt der internationalen Normierung von Ökobilanzen. Ab 1993 wurde die Standardisierung von der „International Organization for Standardization“ (ISO) vorangetrieben. Ökobilanznormen sind keine zertifizierbaren Standards, vielmehr wird die generelle Methodik und verschiedene Modellierungsvarianten beschrieben. Es werden allenfalls Anforderungen und Einschränkungen ausgewiesen (vgl. Siegenthaler 2006, S. 202).

Nachdem der historische Werdegang der Ökobilanz dargestellt wurde, wird im kommenden Kapitel der Begriff Ökobilanzierung definiert und Konzepte vorgestellt.

3 Definition des Begriffs Ökobilanz

Der Begriff der Ökobilanz wird, wie er mittlerweile in der Literatur definiert wird und im Entwurf des ISO für die Produkt-Ökobilanz festgelegt ist, erläutert. Hauptsächlich wird auf den Ökobilanzbegriff des Umweltbundesamtes und der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt“ zurückgegriffen. Aus den dort verfügbaren Begriffsbeschreibungen formuliert Seuring eine sehr umfassende Definition, die nahezu allen anderen Konzepten gerecht wird (vgl. Seuring 1998, S. 74).

Die Ökobilanz ist eine möglichst umfassende Gegenüberstellung der Umweltauswirkungen des gesamten Lebensweges zweier oder mehrerer unterschiedlicher Produkte, Produktgruppen, Systeme, Verfahren oder Verhaltensweisen. Sie soll den gesamten Produktlebenszyklus umfassen, die von der Entnahme und Aufbereitung von Rohstoffen über Herstellung, Distribution und Transport, Gebrauch und schließlich zum Verbrauch und Entsorgung bzw. Recycling reicht. Des Weiteren soll sie die ökologische Wirkung sowie die entlang des Lebensweges auftretenden Stoff- und Energieumsätze als auch die daraus entstehenden Umweltbelastungen analysieren und bewerten. Die Ökobilanz dient der Untersuchung von umweltrelevanten Stärken und Schwächen, der Verbesserung der Umwelteigenschaften der Produkte, der Entscheidungsfindung in der Beschaffung und im Einkauf, der Förderung umweltfreundlicher Produkte und Verfahren sowie dem Vergleich alternativer Verhaltensweisen als auch bei der Entwicklung und Begründung von Handlungsempfehlungen (vgl. Seuring 1998, S. 75; Seuring & Sietz 1997, S. 14 f.). Je nachdem, wie die Fragestellung der Ökobilanz lautet, wird dieser Vergleich um weitere Aspekte ergänzt, z. B. eine Beurteilung der Umweltschutzeffizienz finanzieller Mittel (vgl. Biet, Boes & Bringezu 1992, S. 17). Die Bestimmung der ISO-Norm 14040 (vgl. Deutsches Institut für Normung[1] 1997) ist enger gefasst, sie bezieht sich nur auf die Produkt-Ökobilanz (engl. Life-Cycle Assessment[2] ). Dort heißt es: „Die Produkt-Ökobilanz ist eine Methode zur Abschätzung von Umweltaspekten und produktspezifischen potenziellen Umweltwirkungen, durch die Zusammenstellung einer Sachbilanz von relevanten Input- und Outputflüssen eines System; Beurteilung der mit diesen Inputs und Outputs verbundenen möglichen Umweltwirkungen und Auswertung der Ergebnisse der Sachbilanz und Wirkungen hinsichtlich der Zielsetzung der Produkt-Ökobilanz.“ (DIN 1996, S. 2). In der Definition des DIN wird der Lebenszyklus und das methodische Vorgehen verstärkt betont. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird in Kapitel 5 darauf weiter eingegangen. Auf die von der SETAC festgelegten Begriffe greift das Umweltbundesamt (UBA) schon seit 1992 zurück, so dass größenteils einheitliche Begrifflichkeiten vorliegen. Die gerade vorgestellte Definition der Ökobilanz zeigt die Vielschichtigkeit dieses Instrumentes und seine abwechslungsreiche Einsetzbarkeit zur Beurteilung des Umweltverhaltens verschiedener Tätigkeiten. Aber auch die Grenzen einer Ökobilanzierung werden sichtbar, die z. B. in der Betrachtung sozio-ökonomischer Reaktionen liegen (vgl. Seuring 1998, S. 76).

Ökobilanzen können für verschiedene Bereiche durchgeführt werden. Im folgenden Abschnitt werden die möglichen Untersuchungsgegenstände erläutert.

[...]


[1] Im Folgenden wird zur Vereinfachung nur der Begriff DIN verwendet, wenn nicht anders aufgeführt.

[2] Im Folgenden wird zur Vereinfachung nur der Begriff LCA verwendet, wenn nicht anders aufgeführt.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Ein Instrument des Öko-Controllings: Die Ökobilanz
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V139112
ISBN (eBook)
9783640487059
ISBN (Buch)
9783640487165
Dateigröße
777 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Instrument
Arbeit zitieren
Michael Mielke (Autor:in), 2009, Ein Instrument des Öko-Controllings: Die Ökobilanz , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139112

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