Dimensionen sozialer Ungleichheit – Max Webers und Pierre Bourdieus Klassentheorien im Kontext der strukturanalytischen Forschung


Hausarbeit, 2006

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Dimensionen sozialer Ungleichheit bei Max Weber
2.1. Klassen
2.1.1 Besitzklasse
2.1.2 Erwerbsklasse
2.1.3 ziale Klasse
2.2 ände
2.3 Parteien

3. Bourdiues soziokulturelle Klassentheorie
3.1. Einleitung zum Modell des sozialen Raumes
3.2. Der Kapitalbegriff
3.3. Raum der sozialen Positionen
3.4 ziale Klassen
3.5 Raum der Lebensstile
3.6 Das Habituskonzept

4. Teilbereich sozialstrukturelle Forschung
4.1 and der sozialstrukturellen Forschung
4.1.1 ziale Klassen und hichten
4.1.2 Lebenslagen und soziale Lagen
4.1.3 ziale Milieus und Lebensstile
4.1.4.1 Lebensstile
4.1.4.2 ziale Milieus
4.2 Webers Beitrag zum aktuellen Forschungsstand
4.3 Bourdieus Beitrag zum aktuellen Forschungsstand

5. Literaturverzeichnis + Anhang

1. Einleitung

Stellt man sich in einer wissenschaftlichen Analyse die Frage nach dem soziologischen

Diskussionszusammenhang der theoretischen Konzeptualisierung und empirischer Analyse sozialer Ungleichheitsverhältnisse, stößt man bei seiner Recherche zwangsläufig auf zwei bedeutsame soziologische Autoren.

Es handelt sich dabei um Max Weber und Pierre Bourdieu, welche aufgrund ihrer wissenschaftlichen Lebenswerke ohne Zweifel zu den Klassikern der Soziologie zu zählen sind. Die Klassizität ihrer Werke im Hinblick auf ihre Klassentheorien, zeigt sich nicht zuletzt in ihrer bedeutsamen Weiterentwicklung der sozialstrukturellen Forschung.

So hat Max Weber mit seiner Unterscheidung von „Klasse“ und „Stand“ als erster seiner „Zunft“ eine kulturell-symbolische Dimension in die Analyse der Ungleichheitsverhältnisse moderner Gesellschaften eingebracht.

Pierre Bourdieus sozialstruktureller Beitrag, zeichnet sich durch seine enge Verbundenheit zur Kultursoziologie aus. Seine Gesellschaftstheorie hat die Beziehungen zwischen Klassenzugehörigkeit, kultureller Kompetenz, kultureller Praxis und Lebensstilen zum Gegenstand und ist daher als soziokulturelle Klassentheorie angelegt. Dabei dient sein Werk „Die Feinen Unterschiede“, eine empirische Auswertung der französischen Gesellschaft der Sechziger- und frühen Siebzigerjahre, als Beispiel für eine derartige gesamtgesellschaftliche Analyse.

Im ersten Teil der Arbeit erfolgt eine Darstellung der Klassentheorie nach Max Weber. Nach einer kurzen historischen Einleitung, die den Leser in den zeitlichen Kontext Webers einführt, erfolgt die theorieimmanente Darstellung sowie Diskussion seines Begriffstrias „Klassen“, „Stände“ und „Parteien“.

Der sich anschließende Abschnitt der Arbeit befasst sich mit der soziokulturellen Klassentheorie Bourdieus. Nach einer kurzen Einleitung zum „Modell des sozialen Raumes“ erfolgt ebenfalls eine theorieimmanente Darstellung seiner grundlegenden Argumentationen sowie Begrifflichkeiten. Diese umfasst zunächst die Klärung seines Kapitalbegriffs bevor im Anschluss der „Raum der sozialen Positionen“ sowie die daraus ableitbaren sozialen Klassen thematisiert werden sollen. Abgeschlossen wird der zweite Teil durch die Kapitel zum „Raum der Lebenstile“ sowie des „Habituskonzepts“.

An dieser Stelle sei bereits betont, dass insbesondere die Trennung des „Raumes der sozialen Positionen“ vom „Raum der Lebensstile“ rein theoretischer Natur ist, stehen sie doch in Wirklichkeit in unauflöslicher Wechselbeziehung zueinander.

Im dritten und abschließenden Teil der Arbeit erfolgt zunächst eine Übersicht hinsichtlich der grundlegenden sozialstrukturellen Ansätze sowie einiger relevanter Forschungsprojekte im Rahmen der deutschen Sozialstrukturanalyse. Dabei werden neben den traditionellen Klassenund Schichtmodellen auch neuere Ansätze wie die Modelle der sozialen Lagen, der Lebenslagen, der sozialen Milieus sowie der Lebensstile thematisiert.

Im Anschluss daran, werden letztlich die Klassentheorien Webers und Bourdieus hinsichtlich ihres Beitrags zur aktuellen Sozialstrukturforschung betrachtet.

Zusammenfassend lässt sich das Ziel der Arbeit triadisch strukturieren:

In den ersten beiden Teilen soll eine möglichst detailgetreue und theorieimmanente Darstellung beider Klassentheorien sowie ihrer Quintessenz erfolgen. Im dritten Teil soll erstens ein kompakter Überblick über den aktuellen Stand der sozialstrukturellen Forschung anhand der drei wichtigsten soziologischen Ansätze zur Analyse sozialer Ungleichheit vermittelt werden sowie anschließend in einem zweiten Schritt herausgearbeitet werden, welchen Stellenwert die Klassentheorien Webers und Bourdieus für die heutige Sozialstrukturanalyse haben.

Die Problematik dieses Unterfangens ist dem Autor durchaus bewusst, zumal Bourdieus verschiedene Theoriekomponenten (Feldtheorie, Kapitaltheorie, Habitustheorie, Klassentheorie) aufeinander aufbauend und somit isoliert nur schwierig zu untersuchen sind. Darüber hinaus ist eine prägnante Zusammenfassung der aktuellen sozialstrukturellen Forschungsstandes nicht zuletzt aufgrund der vielschichtig verwendeten Begrifflichkeiten, wissenschaftsinternen Diskrepanzen sowie Fülle von (Forschungs-) Modellen mit gewissen Schwierigkeiten verbunden.

Um jedoch dieses interessante Thema nicht verwerfen zu müssen und dem Umfang einer Hausarbeit gerecht zu werden, waren zwangsläufig gewisse Auslassungen und Verkürzungen notwendig.

2. Dimensionen sozialer Ungleichheit bei Max Weber

Max Weber, neben Karl Marx einer der unumstrittenen Klassiker der Theorie sozialer Ungleichheit, muss im Hinblick auf seine Klassentheorie zunächst im zeitlichen Kontext betrachtet werden. Diesem zeitlichen Kontext ist zweifelsohne auch Karl Marx und seine Klassentheorie zuzurechnen, auf die Weber oftmals Bezug nahm.

Dabei betrachtete Weber sein Forschen nicht als konträren Gegenentwurf bzw. Alternative zu Marx Antworten, die für ihn vielmehr einen bedeutsamen Stellenwert hatten. Es ging Weber eher um eine ergänzende Korrektur der damalig dominierenden „materialistischen“ und „ökonomischen“ Erklärungen.[1]

Weber, 1864 geboren und 1920 verstorben, lebte in einer Zeit in der es durch die voranschreitende Industrialisierung zu einer radikalen Umwälzung der technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse kam. Mit dieser Entwicklung, welche oftmals mit dem Etikett der „industriellen Revolution“ versehen wird, ging eine allmähliche Umwandlung der Ständegesellschaft in die Klassengesellschaft einher.[2]

Diese äußerte sich, um nur einige wenige Beispiele herauszugreifen, im zunehmenden Bedeutungsverlust von ständischen Korporationen, Zünften und Gilden oder in der zunehmenden Verstädterung, kapitalistischen Produktionsweise sowie der Marktabhängigkeit der Menschen. Durch diese gesellschaftlichen Prozesse veränderte sich demnach auch die Form sozialer Ungleichheit, zumal der Besitz die familiäre Herkunft als vorherrschende Statusdeterminante zunehmend ablöste.[3]

In diesem Kontext entstand schließlich Mitte des 19.Jahrhunderts Marx Klassentheorie als erste grundlegende Klassentheorie überhaupt.[4]

Im Jahre 1911, knapp über ein halbes Jahrhundert später, begann Max Weber mit dem

Verfassen seines soziologischen Hauptwerks mitsamt seiner Klassentheorie, welches 1922 postum unter dem Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ herausgegeben wurde.[5]

Im Folgenden soll nun die Webersche Klassentheorie zur Beschreibung einer Sozialstruktur sowie der Herrschaftsverhältnisse eines Staates in ihren grundlegendsten Zügen sowie wichtigsten Begrifflichkeiten vorgestellt werden. Dabei gilt es zunächst Webers Verständnis von Klasse und Klassenlage zu klären um anschließend seine Ausdifferenzierung der Klassen vorzustellen.

Neben dem Klassenbegriff finden in Webers Klassentheorie auch die Begriffe „Stände“ und „Parteien“ Verwendung, welche im Anschluss an die Klassendiskussion konkretisiert werden.

Zuvor ist jedoch zumindest eine knappe Erläuterung des bei Weber in Anlehnung an Ferdinand Tonies verwendeten, grundlegenden Begriffspaars „Vergesellschaftung“ und „Vergemeinschaftung“ notwendig.[6] Unter „Vergemeinschaftung“ versteht Weber eine soziale Beziehung, die „auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengeh ö rigkeit der Beteiligten beruht “ . Eine „Vergesellschaftung“ ist hingegen eine solche, die „ auf rational (wert- oder zweckrational) motiviertem Interessensausgleich oder auf ebenso motivierter Interessensverbindung beruht. “

2.1 Klassen

Nach Webers Auffassung sind Klassen nicht als Gemeinschaften im Sinne strukturierter Verbände anzusehen, sondern lediglich als mögliche Grundlage eines Gemeinschaftshandelns.

Max Weber spricht von einer Klasse, „wo 1. einer Mehrzahl von Menschen eine spezifisch urs ächliche Komponente ihrer Lebenschancen gemeinsam ist, soweit 2. diese Komponente lediglich durch ö konomischen Güterbesitz- und Erwerbsinteressen und zwar 3. unter den Bedingungen des (Güter- oder Arbeits-) Marktes dargestellt wird ( „ Klassenlage “ ). “[7]

Mit dem Begriff der Klassenlage, gelangen wir zu einem weiteren wichtigen Aspekt innerhalb des weberschen Modells. „Klassenlage soll die typische Chance, 1. der Güterversorgung, 2. der äußeren Lebensstellung, 3. des inneren Lebensschicksals heißen, welche aus Maßund Art der Verfügungsgewalt (oder des Fehlens solcher) über Güter oder Leistungsqualifikationen und aus der gegebenen Art ihrer Verwertbarkeit für die Erzielung von Einkommen oder Einkünften innerhalb einer gegebenen Wirtschaftsordnung folgt. “[8]

Webers Definition von Klasse und Klassenlage zeigt zwar auf der einen Seite marxistische Einflüsse hinsichtlich der Kriterien über Besitz bzw. Nichtbesitz, jedoch kommt in ihr auch Webers Kritik an der Eindimensionalität dieser Kriterien zur Geltung, indem er den Einfluss von spezifischen Leistungen und Qualifikationen für die Marktchancen und Klassenbildung berücksichtigt.

Für den Klassenbegriff ist vor allem Webers idealtypische Feststellung ausschlaggebend, wonach sich Klassen nach den Beziehungen zur Produktion und zum Erwerb von Gütern gliedern. „Besitz“ und „Besitzlosigkeit sind somit Grundkategorien aller Klassenlagen. In diesem Kontext spricht Weber auch von der Gleichsetzung von Klassenlage und Marktlage.[9]

Nachdem Weber nun verdeutlicht hat, was eine Klasse ist und woran sich die Klassenlage von Gruppen bzw. Menschen bestimmen lässt, differenziert er in einem weiteren Schritt die Klassen in Besitzklassen, Erwerbsklassen sowie soziale Klassen.

2.1.1 Besitzklassen

Wird die Klassenlage primär durch Besitzunterschiede bestimmt, so nennt Weber diese Besitzklasse. Darüber hinaus wird zwischen positiv privilegierter Besitzklasse sowie negativ privilegierter Besitzklasse unterschieden.[10]

Die positiv privilegierte Besitzklasse kennzeichnet sich durch ihre Vormachtstellung beim Erwerb kostenbelasteter Güter und beim Verkauf ebendieser durch planvolle Monopolpolitik sowie durch die Möglichkeit der Vermögensbildung aufgrund unverbrauchter Überschüsse. Darüber hinaus verfügt die positiv privilegierte Besitzklasse die erhöhte Möglichkeit in den Genuss ständischer (Erziehungs-) Privilegien zu kommen, soweit sie kostspielig sind. Als typischen Angehörigen nennt Weber den „Rentner“ im Sinne von Einkommensbeziehern aufgrund des Besitzes unterschiedlicher „Kapitalien“, wie beispielsweise Boden, Maschinen oder gar Menschen wie im Falle des Sklaventreibers.

Demgegenüber steht die negativ privilegierte Besitzklasse, der typischerweise Unfreie, Deklassierte, Verschuldete sowie Arme angehören.

Dazwischen siedelt Weber die Mittelstandsklassen an, welche ihren Erwerb aus Besitz oder Erziehungsqualitäten ziehen.[11] [12]

2.1.2 Erwerbsklasse

Ist die Klassenlage einer Klasse primär durch die Chance der Markverwertung von Gütern oder Leistungen bestimmt, so ist von einer Erwerbsklasse zu sprechen. Auch hinsichtlich der Erwerbsklasse unterscheidet Weber wiederum zwischen positiv privilegierter Erwerbsklasse sowie negativ privilegierter Erwerbsklasse. Zu den positiv privilegierten Erwerbsklasse zählt Weber typischerweise Unternehmer wie Händler, Reeder, gewerbliche und landwirtschaftliche Unternehmer, Bankiers aber auch freie Berufsarten wie Anwälte, Ärzte und Künstler sowie besonders qualifizierte Arbeiter. Unter negativ privilegierter Erwerbsklasse werden gelernte, angelernte und ungelernte Arbeiter aufgeführt.

Auch hier existiert wiederum eine Mittelklasse, welche selbstständige Bauern, Handwerker und Beamte umfasst.

Um die Vielfalt von Besitz- und Erwerbsklassen, welche sich aus der jeweiligen besonderen Klassenlage ableiten lassen zu bündeln, erweitert Weber sein Konzept mit dem Bergriff der „sozialen Klasse“.

2.1.3 Soziale Klasse

Als soziale Klasse bezeichnet Weber die Gesamtheit derjenigen Klassenlagen, zwischen denen ein persönlicher oder in der Generationenfolge leicht möglicher sowie typisch stattzufindender Wechsel im Sinne sozialer Mobilität stattfindet bzw. stattfinden kann.[13]

Weber differenziert zwischen vier sozialen Klassen. Erstens die Arbeiterschaft, zweitens das Kleinbürgertum, drittens die besitzlose Intelligenz und Fachgeschultheit sowie viertens die soziale Klasse der Besitzenden und durch Bildung Privilegierten.

Aus der Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse resultieren nach Weber jedoch nicht zwangsläufig Gemeinschaftsbewusstsein oder gemeinsames Klassenhandeln. Diese Entwicklung der marxschen „Klasse für sich“ bewertet Weber als eher unwahrscheinlich, benennt jedoch vier Aspekte, welche vergesellschaftetes Klassenhandeln begünstigen.[14] Dies ist der Fall wenn entweder ein unmittelbarer Interessensgegner auftritt (z.B. Arbeiter treffen auf Unternehmer), eine typisch massenhaft ähnliche Klassenlage vorherrscht, ein leicht zu bewältigender Zusammenschluss aufgrund räumlicher Nähe besteht oder eine Führung auf einleuchtende Ziele existiert.

2.2 Stände

Mit der Unterscheidung von Klasse und Stand innerhalb seiner Klassentheorie erweitert Weber diese um eine kulturell-symbolische Dimension.

Stände sind nach Weber in der Regel Gemeinschaften von amorpher Art und innerhalb der Sphäre der Verteilung der „Ehre“ angesiedelt. Der Stand zeichnet sich durch spezifische Formen der Lebensführung aus, die wiederum auf subjektiven Wert-, Denk- und Handlungspräferenzen sowie Anerkennungsverhältnissen beruhen.[15] Im Gegensatz zur Klassenlage, welche Weber ökonomisch bestimmt, versteht er die „ständische Lage“ als „jede typische Komponente des Lebensschicksals von Menschen, welche durch eine spezifische, positive oder negative, soziale Einsch ä tzung der „ Ehre “ bedingt ist, die sich an irgendeine gemeinsame Eigenschaft vieler knüpft. “[16]

Somit wird der Zusammenhang von Stand und Lebensführung sowie das damit verbundene soziale Ansehen bzw. Prestige einzelner Gruppen thematisiert. Gruppen mit hohem sozialen Ansehen, beispielsweise Ärzte, gehören zu den positiv privilegierten eines Standes während andere Gruppen mit geringeren Möglichkeiten zu den negativ privilegierten eines Standes gehören.

An anderer Stelle hebt Weber einschränkend hervor, dass ständische Ehre nicht notwenig an eine Klassenlage anknüpfen muss, so dass auch Besitzende und Besitzlose dem gleichen Stand angehören können.[17]

Er benennt weiterhin drei Arten von Ständen samt ihrer möglichen Entstehungsform und den darin zugrunde liegenden spezifischen Eigenschaften:[18]

Erstens die Lebensführungs- bzw. Berufsstände, welche wie der Name bereits andeutet durch eigene ständische Lebensführung, darunter insbesondere durch die Art des Berufs entstehen. Zweitens Stände, die erbcharismatisch, durch erfolgreiche Prestigeansprüche aufgrund ständischer Abstammung bestehen. Sowie drittens politische bzw. hierokratische Stände, entstanden durch ständische Aneignung von politischen oder hierokratischen Herrengewalten.[19]

2.3 Parteien

Weber zufolge bilden die Parteien eine dritte Hauptkomponente innerhalb der Machtverteilung einer Gesellschaft.

Er ordnet die Parteien der Sphäre der Macht zu, da ihr Handeln primär auf die Beeinflussung von Gemeinschaftshandeln und Entscheidungsprozessen sowie auf den Kampf um Herrschaft ausgerichtet ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind sie oftmals sehr straff und „herrschaftlich“ organisiert.

Macht definiert Weber, als „ jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. “[20]

In diesem Streben sind Parteien des Weiteren unabhängig von ihrer Größe und treten wie Klassen und Stände in unterschiedlicher Form auf, welche vom „geselligen Klub“ bis hin zur „Partei in einem Staat“ reichen kann.

Charakteristisch sind zudem Formen der Vergesellschaftung, durch die von den Parteien praktizierte planvolle Zielausrichtung sowie ein damit verbundener „Apparat von Personen“, welcher sich zur Durchführung jener Ziele bereithält. Dabei können die Ziele sowohl sachlicher als auch persönlicher Natur sein. In den Zielen können sich durch Klassenlage oder ständische Lage bedingte Interessen widerspiegeln ohne dass die Partei jedoch zwingend eine reine Stände- bzw. Klassenpartei zu sein hat.

Es lässt sich abschließend festhalten, dass Weber drei Arten von Ressourcen benennt, deren „Besitz“ bzw. „Nicht-Besitz“ über die Zugehörigkeit bestimmter gesellschaftlicher Gruppen entscheidet. Soziale Ungleichheit ist bei Weber demnach im Gegensatz zur Marx, welcher die soziale Lage von Personen einzig durch den Besitz an Produktionsmitteln ausmacht, dreidimensional bestimmt und ermöglicht somit eine vielschichtigere Betrachtungsweise. Für die Zuordnung zu den jeweiligen Klassen ist die Verteilung der ökonomischen Ressourcen sowie ihrer Verwertbarkeit auf dem Markt von Relevanz.

[...]


[1] Vgl. Kaessler, Dirk, 1999: S.196

[2] Vgl. Geißler, Rainer, 2002: S.31ff.

[3] Vgl. Hradil, Stefan, 1999: S.34f.

[4] Vgl. Geißler, Rainer, 2002: S.110ff.

[5] Vgl. Pfetsch, Frank R., 2003: S.540f.

[6] Vgl. Weber, Max, 2005: S.29 sowie Kreckel, Rheinhard, 1997: S.58

[7] Vgl. Weber, Max, 2005: Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt/M.: Melzer Verlag S.679

[8] Vgl. Weber, Max, 2005: Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt/M.: Melzer Verlag S.223

[9] Vgl. Weber, Max, 2005: S.680

[10] Vgl. Weber, Max, 2005: S.223f.

[11] Vgl. Weber, Max, 2005: S.225

[12] Vgl. Weber, Max, 2005: S.225

[13] Vgl. Weber, Max, 2005: S.223

[14] Vgl. Weber, Max, 2005: S.226

[15] Vgl. Weber, Max, 2005: S.683ff.

[16] Vgl. Weber, Max, 2005: Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt/M.: Melzer Verlag S.683

[17] Vgl. Weber, Max, 2005: S.683

[18] Vgl. Weber, Max, 2005: S.227

[19] Vgl. Weber, Max, 2005: S.668f.

[20] Weber, Max, 2005: Wirtschaft und Gesellschaft. Frankfurt/M.: Melzer Verlag S.38

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Dimensionen sozialer Ungleichheit – Max Webers und Pierre Bourdieus Klassentheorien im Kontext der strukturanalytischen Forschung
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Veranstaltung
Lektürekurs Bourdieu
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
32
Katalognummer
V139071
ISBN (eBook)
9783640489015
ISBN (Buch)
9783640489176
Dateigröße
621 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Max Weber, Pierre Bourdieu, Soziale Ungleichheit, Klassentheorie, strukturanalytische Forschung, Kapital, Habitus
Arbeit zitieren
Daniel Rupprecht (Autor:in), 2006, Dimensionen sozialer Ungleichheit – Max Webers und Pierre Bourdieus Klassentheorien im Kontext der strukturanalytischen Forschung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139071

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