Instrumentenkunde: Das Horn


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Allgemeines zum Instrument

3. Frühgeschichte des Horns

4. Das Mittelalterliche Horn und die soziale Stellung der Blasinstrumente

5. Entwicklungen zur Zeit der Renaissance und im Barock

6. Gravierende Veränderungen im Hornbau des 18. Jahrhunderts

7. Die Entwicklung des Ventilhorns im 19. Jahrhundert

8. Zusammenfassung

9. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit wird die Entwicklung des Instrumentes „Horn“ historisch nachgezeichnet und übersichtlich zusammengefasst. Soziologische Betrachtungen sowie technische Errungenschaften werden mit herangezogen, sofern sie, wie oftmals geschehen, für die baulichen und klanglichen Veränderungen des Horns mit verantwortlich sind. Des Weiteren möchte ich im Verlauf der gesamten Arbeit immer wieder auf sehenswerte Ausstellungsstücke des Instrumentenmuseums der Universität Leipzig hinweisen und auch charakteristische Merkmale daran aufzeigen.

2. Allgemeines zum Instrument

Die Bezeichnung Horn ist heute allgemein üblich, jedoch findet man daneben auch noch den Terminus Waldhorn, um Verwechslungen mit den Instrumenten der Bügelhörner auszuschließen. Man versteht darunter ein Blechblasinstrument mit enger Mensur, zunächst konische, dann zylindrische, dann wieder konische Bohrung mit schwachem Konus, stark ausladenden Schalltrichter und in der Regel drei linksseitig angebrachten Ventilen.[1] Seit 1710 ist F die wichtigste Stimmung des Instruments, heute werden daneben auch noch Hörner in B verwendet. Ein um 1897 erfundenes Doppelhorn lässt beide Stimmungen kombinieren. Messing, Goldmessing oder Neusilber werden zur Herstellung von Hörnern heutzutage verwendet. Notiert werden die Instrumente in der Regel in F und im Bass- bzw. Violinschlüssel gelesen.[2] Auf dem Horn lassen sich sog. Doppeltöne erzeugen, indem ein tiefer Ton angeblasen und in einer höheren Oktave ein weiterer Ton dazu gesummt wird. Dabei entstehen Summationstöne, die den Zwischenraum akkordisch auffüllen.[3]

3. Frühgeschichte des Horns

In der Instrumentenkunde werden die Horninstrumente in zwei Unterkategorien eingeteilt: Trompeten und Hörner.[4] Für die Frühgeschichte lässt sich hier jedoch keine klare Trennung vornehmen; das einzig Verbindende aller Horninstrumente ist wohl letztlich die Art und Weise der Tonerzeugung.[5] Der Instrumentenkörper konnte aus einer Röhre jedweder Art bestehen, denn die Natur bietet genug solcher Rohmaterialien, die auch ohne größeren Arbeitsaufwand verwendet werden konnten: Tierhörner, Gehäuse von Meeresschnecken, Seemuscheln, aber auch Kürbisse, Zweige oder Stämme von Bäumen oder Schilfgräsern.[6]

Tierhörner waren dabei die Vorläufer für die weitere Entwicklung der Horninstrumente und wurden entweder von der Spitze oder durch ein Loch in der Seitenwand angeblasen. Das gekrümmte Tierhorn (wie z.B. das eines Stieres oder Widders) ist durch das römische Cornu, die skandinavische Lure, der Irischen Querhörner und den mittelalterlichen bzw. heute noch üblichen Hörnern weiterentwickelt worden; aus den geraden Formen (wie das eines Antilopenhorns) entstanden die römische Tuba, Trompeten Chinas und Nepals sowie die mittelalterliche Busine.[7]

Nahezu jede Kultur hatte eine etwas abgeänderte Form eines Horns als Musik- bzw. Kultinstrument; an dieser Stelle seien nur die wichtigsten namentlich erneut erwähnt: Schofar (Widderhorn), ein heiliges Instrument bei den Israeliten; Luren aus Bronze bei den Germanen; das bereits genannte Olifant; ein Signalinstrument namens Hifthorn, welches später mit einem Mundstück aus Metall versehen wurde; bei den Etruskern beliebte halbmondförmige Terrakotta-Hörner; Cornu, Tuba und Bucina bei den Römern.[8]

Diese ersten Hornformen waren reine Naturhörner und verfügen deshalb auch nur über die Naturtonreihe. Dazu zählen das Tierhorn, Hifthorn, Olifant, die Luren und das Jagd- und Posthorn.[9] Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig hat ein Olifant unter der Inv.-Nr. 1643 ausgestellt. Im 10. Jahrhundert wurde dieses aus dem Stoßzahn eines Elefanten gefertigte Jagd- oder Trinkhorn aus Byzanz nach Europa eingeführt. Die gesamte Oberfläche bedeckte man mit Schnitzereien von Tieren, Fabelwesen, floralen und ornamentalen Verzierungen oder auch mit Spruchbändern. Mehr als einen Ton, selten auch zwei oder drei, sind darauf nicht hervorzubringen. Die äußere Erscheinung war jedoch auch wichtiger als die musikalische Qualität. Es war ein Instrument mit großem Repräsentationscharakter und falls man es besaß, galt dies als besonderes Zeichen der Würde und Ehre. Auch wenn solche prunkvollen Objekte nach dem Mittelalter außer Gebrauch kamen, so verloren sie dennoch nichts von ihrer einstigen Bedeutung. Der Meininger Elfenbeinschnitzer Leberecht Wilhelm Schulz (1774-1864) schuf dieses kostbare Instrument als Sammlerstück und Nachschöpfung im Sinne der alten Olifantentradition. Es wurde etwa um 1835 gefertigt und nicht schon im Jahre 1712, wie Paul de Wit aufgrund der eingeschnittenen Jahreszahl irrtümlicherweise annahm, als er es 1900 erwarb.[10]

Ikonographische Zeugnisse von Hörnern stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., doch man kann deswegen noch lange nicht annehmen, dass diese Belege in irgendeiner Form die wirklichen Anfänge der Horninstrumente dokumentieren.[11]

4. Das Mittelalterliche Horn und die soziale Stellung der Blasinstrumente

Wie schon im Altertum gab es auch im gesamten Mittelalter durchweg das kleine Naturhorn aus Metall, das Tierhorn und das Olifant.[12]

Tierhörner wurden seit dem Altertum wegen ihrer großen Schallkraft von Kriegern, Wächtern, Jägern und Hirten als Signalinstrumente verwendet und sogar von Priestern als Zeichen zum Beginn des Gottesdienstes eingesetzt. Das Horn des Nachtwächters, der die Stadtbürger zur Nachtruhe ermahnte, wurde beispielsweise aus Kuhhorn gefertigt.[13] Die in Urkunden häufig vorkommende Reihenfolge „trometer, pfeiffer, fidler“ verweist auf die Tatsache, dass Bläser ganz allgemein geachteter waren als die Spieler von Saiteninstrumenten. Dieses Rangbewusstsein setzte sich über die Jahrhunderte hinweg durch und eine Privilegierung von Spielleuten mit Blasinstrumenten lässt sich bis ins 17. Jahrhundert hinein nachweisen.[14] Die bürgerlichen Hochzeitsordnungen hielten die höher stehenden Instrumente des Alta-Ensembles auch den Familien mit hohem sozialen Ansehen vor, während sich die niederen mit dem Bassa-Ensemble begnügen mussten, also mit Saiteninstrumenten und „leisen Pfeifen“.[15] Als Alta-Ensemble bezeichnet man eine Besetzung, die meist aus drei Bläsern bestand: z.B. Schalmeien, Pommern und Posaunen. Die Vorliebe für dieses Ensemble entwickelte sich im 14. Jahrhundert und der Begriff meint eine voluminöse, laute Musik, besonders geeignet für Aufführungen im Freien oder in sehr großen Räumlichkeiten.[16]

Um auf den Naturhörnern mehr als einen Ton hervorbringen zu können, hat man später einfach Grifflöcher eingearbeitet. Von diesen Grifflöcherhörnern sind die bekanntesten die Zinken, welche ca. im 13. Jahrhundert in Gebrauch kamen. Neben den eher seltenen geraden Zinken gibt es auch die krummen, aus Holz und oft noch mit Leder überzogenen. Sie haben einen Umfang von 2-3 Oktaven aber einen leicht unsauberen Klang. Einen krummen Quartzink, um etwa 1690 gebaut, kann man sich im Renaissance-Raum der Ausstellung ansehen. In schlangenförmiger Variante wird dieses Instrument dann auch Serpent genannt; es wurde im 16. Jahrhundert in Frankreich gebaut.[17]

Mittelalterliche Messing- oder Bronzehörner waren meist in Form eines Stierhornes gestaltet, aber in erheblicher Vergrößerung und wurden aufgrund ihrer starken Schallentwicklung vor allem zur Signalgebung im Krieg benutzt, wenn es galt, Truppenteile zu koordinieren.[18] Ein Jägerhorn aus dem 16. Jahrhundert ist ebenfalls in der Ausstellung enthalten. Unter der Inv.- Nr. 1645 steht dieses Instrument, aus Venedig um 1500-1530 gefertigt, im Katalog und man erfährt, dass es eine Rekonstruktion darstellt und aus Rindsleder hergestellt wurde. Die Herstellung in Leder erfolgte dabei auch, um eine engere Mensur und damit einen helleren Klang als bei Tierhörnern zu erreichen.[19]

5. Entwicklungen zur Zeit der Renaissance und im Barock

In der Renaissance wurde die Technik wiederentdeckt bzw. weiterentwickelt, ein- oder mehrfach gewundene Röhren mit enger Mensur und Konus herzustellen und Hörner kamen so als aristokratische Statussymbole in Mode.[20] Die einfacheren Hörner dienten ab da ausschließlich noch Türmern und Nachtwächtern als Signalinstrument oder Hirten beim Zusammentreiben der Herde. Ein kleines, mehrfach gewundenes Jagdhorn entwickelte man später zum Posthorn weiter.[21]

Im 15. und 16. Jahrhundert waren die Blechbläser vornehmlich an Adel und Obrigkeit gebunden, also keine „fahrenden Trompeter“ mehr. Sie hatten am Hofe den König in der Öffentlichkeit zu repräsentieren, sollten ihm Freude bereiten und mussten auch zu Tisch blasen.[22]

Im städtisch-bürgerlichen Bereich hatte die „Zunft der Stadtpfeifer“ die bläserischen Aufgaben übernommen und diese wurden auch oftmals „Ratsmusikanten“ genannt, da sie vom Rat der Stadt angestellt waren.

[...]


[1] Holmes, Peter: Artikel „Hörner“, in: MGG, 2. Auflage, Sachteil, Bd. 4, Kassel: 1997, Sp. 369.

[2] Ebd., Sp. 373f.

[3] Ebd., Sp. 375.

[4] Ebd., Sp. 361.

[5] Ebd., Sp. 362.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Holmes, Peter: Artikel „Hörner“, Sp. 363.

[9] Michels, Ulrich: dtv-Atlas Musik, Bd. 1, 21. Auflage, München: DTV 2005, S. 49.

[10] Diese Informationen zur Geschichte des Olifants sind der Broschüre zum Olifant Inv.-Nr. 1643, welche im Musikinstrumentenmuseum zum Mitnehmen bereitliegen und ausgesuchte Kostbarkeiten der Ausstellung aufzeigen, entnommen.

[11] Holmes, Peter: Artikel „Hörner“, Sp. 363.

[12] Michels, Ulrich: dtv-Atlas Musik, S. 227.

[13] Bachfischer, Margit: Musikanten, Gaukler und Vaganten. Spielmannskunst im Mittelalter, Augsburg: Battenberg 1998, S. 74.

[14] Ebd., S. 17.

[15] Ebd.

[16] Ebd., S. 75.

[17] Michels, Ulrich: dtv-Atlas Musik, S. 49.

[18] Bachfischer, Margit: Musikanten, Gaukler und Vaganten, S. 75.

[19] Heyde, Herbert: Hörner und Zinken, Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Musik 1982 (Katalog des Musikinstrumenten-Museums der Universität Leipzig Band 5), S. 115f.

[20] Ahrens, Christian; Widholm, Gregor: Artikel „Hörner“, in: MGG, 2. Auflage, Sachteil, Bd. 4, Kassel: 1997, Sp. 368.

[21] Ebd., Sp. 368f.

[22] Hofer, Achim: Blasmusikforschung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992, S. 108f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Instrumentenkunde: Das Horn
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Instrumentenkunde II
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V139050
ISBN (eBook)
9783640487813
ISBN (Buch)
9783640488025
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Instrumente, Instrumentenkunde, Horn, Akustik, Geschichte, Musikwissenschaft
Arbeit zitieren
Marie-Christin Heene (Autor:in), 2009, Instrumentenkunde: Das Horn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139050

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Instrumentenkunde: Das Horn



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden