Die Hardcore-Szene. Widerstand einer Kultur


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. CCCS

3. Abgrenzung zum Punk

6. Die Musik

4. DIY
4.1 DIY-Fanzines

5. Mode

7. Straight-Edge

8. Vereinnahmung durch die rechte Szene

9. Fazit

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Hausarbeit möchte ich mich mit der Szene des Hardcore (HC) beschäftigen. Insbesondere soll der Widerstand gegen Gesellschaftsbedingungen, sowie die Abgrenzung zu diesen sowie die Ausbildung einer Gegenkultur und derer Aktualität analysiert werden. Da ich mich selbst teilweise mit der HC-Szene identifiziere, möchte ich mich nun auch sozialwissenschaftlich mit diesem Thema auseinandersetzen. Zur Bearbeitung habe ich den theoretischen Rahmen des Centre of Contemporary Studies gewählt. Ferner wird die Abgrenzung zur Stammkultur Punk beschrieben, und die Themen der Musik, des DIY-Prinzips, der Mode, des extremen Lebens als Straight-Edger und die zunehmende Vereinnahmung durch die rechte Szene aufgezeigt. Durch Zitate von Anhängern des HC und insbesondere von Musikern soll der direkte Bezug und nicht nur wissenschaftliche Aspekte zu dieser Jugendkultur geschaffen werden. Im Rahmen dieser Hausarbeit, werde ich nichts statistische Erhebungen, wie die Geschlechterverteilung und Altersstruktur eingehen.

2. CCCS

Die Arbeiten des Centre of Contemporary Cultural Studies (CCCS) zeichnen sich durch ein Kulturverständnis aus, das auf zwei Paradigmen beruht, zum einen den Kulturalismus und zum anderen den Strukturalismus. Der Kulturalismus wurde, insbesondere von Williams, nicht nur lediglich als künstlerisch-ästhetisches Phänomen gesehen, sondern bezog das alltägliche Leben, da sich hier alltägliche Erfahrungen, Beziehungen und Praktiken dokumentieren, mit ein. Der Strukturalismus geht davon aus, dass sich die Lebensbedingungen eines Menschen in unbewusste Kategorien ordnen. Diese äußern sich beispielsweise durch Gewohnheiten und regelmäßigen Verhaltensweisen. Ein Vorreiter der CCCS ist Cohen gewesen, der 1972 schreib

„Die latente Funktion der Subkultur besteht darin, die Widersprüche, die in der Stammkultur verborgen oder ungelöst bleiben, zum Ausdruck zu bringen und zu lösen – wenn auch auf ‚magischer’ Weise.“[1]

Die Subkultur versteht sich also mit ihren symbolischen Ausdrücken als Gegenkultur bzw. Opposition zur dominanten Kultur. Kultur wird als Form der Bearbeitung der materiellen und sozialen Existenz begriffen und ist eng mit einer Klassenzugehörigkeit verbunden. So spiegelt sich die Ungleichheit in Klassen auch auf die kulturellen Bereiche wider. Um die Dominanz der übergeordneten Klasse zu definieren, beziehen sich die Theoretiker des CCCS auf den Hegemoniebegriff von Antonio Gramsci, der besagt, dass die dominante Klasse zur Aufrechterhaltung ihrer Autorität keinen Zwang ausübt, sondern die Unterordnung vielmehr durch die Ausübung einer totalen gesellschaftlichen Autorität von der untergeordneten Kultur als natürlich hingenommen wird. Des Weiteren untersuche das CCCS die sozialstrukturelle Position der Subkultur in horizontaler und vertikaler Richtung. Das heißt also, dass Subkulturen als „generationsspezifische Subsysteme klassenspezifischer Stammkulturen“[2] und deren Stellung in der Hierarchie der Kulturen analysiert wurden.

„Subkulturen bewahren aus CCCS-Sicht nicht nur Elemente aus ihrer Stammkultur, sondern erheben auch Autonomieansprüche gegenüber ihrer Stamm- sowie der dominanten Kultur.“[3]

In Bezug auf die HC-Szene ist die Stammkultur dementsprechend die Szene des Punks. Die CCCS betonen allerdings, dass Subkulturen lediglich durch stilistische Mittel, also z.B. durch Musik, Kleidung und territoriales Verhalten auf Problemsituationen aufmerksam machen und die dominante Kultur auch nur darüber herausfordern. Die Situation bleibt allerdings die gleiche. Subkulturen versuchen auf kreative Weise Klassenwidersprüche zu lösen. Hierbei wird der Begriff der Bricolage zur Beschreibung von Stilschöpfungen hinzugezogen, der soviel bedeutet wie Bastelei. Jugendliche verwenden ihnen zugängliche Ressourcen und modifizieren sie so, dass es einen anderen Verwendungszweck dient und neue Bedeutungen entstehen, die der dominanten Kultur unverständlich erscheinen. Durch die neue Schöpfung eines Stils wird einerseits Autonomie gegenüber der Stammkultur und eine Gruppenidentität geschaffen wird, andererseits muss aber auch die primäre Orientierung an der Arbeiterklasse erkennbar bleiben.[4]

3. Abgrenzung zum Punk

Der Punk stellt für die HC-Szene die Stammkultur dar. HC ist also aus Punk entstanden und versucht dementsprechend sich teilweise von ihm abzulösen und autonom zu werden, was allerdings in Vollständigkeit nicht geschafft wird. HC ist musikalisch und inhaltlich im Punk der 70er Jahre verwurzelt. Wann er sich allerdings konkret abgegrenzt hat ist problematisch, weil keine Band maßgeblich für die Abgrenzung zum Punk ist. Es kann allerdings gesagt werden, dass sich HC ungefähr Anfang der 80er Jahre entwickelte. Der Punk entwickelte sich musikalisch und gesellschaftlich motiviert zum Hardcore-Punk und dieser wiederum zum Hardcore. Im Gegensatz zur Stammkultur Punk stellt sich HC als höherwertige und saubere Form des Punks dar. Es entsteht eine Distanzierung zum eher pessimistischen und „abgewrackten“ Punk. Maßgeblich für diese Entwicklung ist die aus Washington D.C. stammende Band Minor Threat, die klar der Straight-Edge-Bewegung zuzurechnen ist und sich teilweise mit ihren Texten gegen die Punk-Szene und derer selbstzerstörerischen Art stellen.

„I’m a person just like you

But I’ve got better things to do

Than sit around and fuck my head

Hang out with the living dead“[5]

Ob HC nun aber direkt vom Punk zu trennen ist, wird in der Szene, als auch in der Literatur stark diskutiert und verläuft in zwei unterschiedliche Richtungen. Während die einen diesen Aspekt der Trennung als nichtig erachten und diesen zurückweisen sehen die anderen die Trennung klar in der Weiterentwicklung vom Punk zum HC und als konsequente Fortführung der Stammkultur. Auch wenn HC musikalisch schneller als der Punk der 70er Jahre ist, so bleibt die Grundidee doch die selbe und klassifiziert HC dementsprechend als eine Form des Punks. Budde stellt aus musikwissenschaftlicher Sicht eine Zwischenform der Entwicklung des Punks zum HC fest, und zwar den Hardcore-Punk. In dieser Phase haben sich die Anhänger und Protagonisten laut Budde noch nicht voll entfalten können. Eine konkrete Abgrenzung ließe sich jedoch in dem Aspekt ziehen, dass HC den parodistischen Elementen von Punk eine klare und direkte Botschaft entgegenbringt. Die direkten Texte des HC stehen also dem provokanten und symbolreichen Punk entgegen. Weiterhin stehen HC-Anhänger, die sich als „harten Kern“ einer Kultur sehen, die beim Punk ansetzt, allerdings dessen undifferenzierte Gesellschaftskritik und No-Future-Einstellung entgegen. Adler merkt an, dass sich Anhänger des HC ebenso als eher links bezeichnen, ihr Veränderungswille allerdings gegenüber dem Punk als positiver und aktiver zu bezeichnen ist. Die Umsetzung der Gesellschaftskritik besteht seiner Meinung nach nicht darin ein absichtliches Nichts-Tun zu vollziehen sondern in Aktivitäten die der direkten Veränderung dienen sollen.[6]

[...]


[1] Phil Cohen 1972 zitiert nach Clarke et al. 1979 zitiert nach Calmbach 2007; S. 30

[2] Lindner 1979, S. 10 zitiert nach Calmbach 2007; S. 32

[3] Calmbach, Marc; „More than music“ 2007; S. 32

[4] Vgl. Calmbach, Marc; „More than music“ 2007; S. 28ff

[5] Minor Threat, „Straight Edge“, Dischord Records 1981 zitiert nach Calmbach 2007; S. 85

[6] Vgl. Calmbach, Marc; „More than music“ 2007; S. 83ff

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Hardcore-Szene. Widerstand einer Kultur
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta  (ISPS)
Veranstaltung
Jugendkulturen aus gesellschaftlicher Perspektive
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V138640
ISBN (eBook)
9783640470556
ISBN (Buch)
9783640470679
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hardcore, Widerstand, Kultur
Arbeit zitieren
Christian Dreher (Autor:in), 2009, Die Hardcore-Szene. Widerstand einer Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138640

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