Verhaltenskompetenz im Projektmanagement als Erfolgsgarant von internationalen Großunternehmen für Anlagenbau in Mittel- und Osteuropa


Diplomarbeit, 2009

181 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsansatz
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Zielsetzung dieser Diplomarbeit
1.3 Forschungsfragen
1.4 Methodenwahl
1.5 Forschungsansatz
1.5.1 Radikaler Konstruktivismus
1.5.2 Sozialwissenschaftliche Systemtheorie
1.5.3 Qualitative Sozialforschung
1.6 Abgrenzung dieser Diplomarbeit
1.7 Umsetzung des Forschungsansatzes
1.7.1 Umsetzung des radikalen Konstruktivismus
1.7.2 Umsetzung der sozialwissenschaftlichen Systemtheorie
1.7.3 Umsetzung der qualitativen Sozialforschung
1.7.4 Grenzen des Forschungsansatzes
1.8 Ablauf der Untersuchung
1.9 Hypothesen

2 Begriffsdefinition / Begriffsabgrenzung
2.1 Einstieg
2.2 Projekt
2.2.1 Projektart
2.2.2 Projekterfolg
2.3 Projektmanagement und dessen Nutzen
2.3.1 Definition und Besonderheiten von internationalem PM
2.3.2 PM als Projekterfolgskriterium
2.3.3 Phasen des PMs
2.3.4 Bedeutung und Herausforderung von kulturellen Unterschieden
2.3.5 Problemfelder in internationalen Projekten
2.4 Projektorientierte Unternehmen und deren Organisationsformen
2.4.1 Traditionelle Organisationsformen
2.4.2 Trend zum projektorientierten Unternehmen
2.5 Generalunternehmer und Konsortialpartner im Bereich Anlagenbau
2.5.1 Aufgaben des Generalunternehmers bzw. Konsortialunternehmers
2.5.2 Besonderheiten des Generalunternehmers
2.5.3 Schnittstellen des General- bzw. Konsortialunternehmers
2.5.4 Typische Probleme im internationalen Anlagenbaugeschäft
2.5.5 Risikomanagement in Projekten
2.5.6 Claimmanagement in Projekten
2.5.7 Teamentwicklung
2.5.8 Strategien im Großprojektgeschäft des Bereichs Anlagenbau
2.6 Kompetenz
2.6.1 Begriff
2.6.2 Kompetenzgrundlagen
2.6.3 Kompetenzerfordernis im internationalen PM
2.6.4 Fachkompetenz des Projektmanagers
2.6.5 Methodenorientierte Kompetenzen des Projektmanagers
2.6.6 Verhaltensorientierte Kompetenzen des Projektmanagers
2.6.7 Kontextorientierte Kompetenzen
2.6.8 Anforderungsprofil für erfolgreiche Projektmanager
2.6.9 Kompetenzmessverfahren
2.6.10 Kompetenzentwicklung
2.6.11 Kompetenzmanagement im PM

3 Idealmodell für PM im internationalen Anlagenbau aus Sicht der Literatur
3.1 Aufbau und Ziele im Idealmodell
3.2 Erwartungen und Ziele an das Idealmodell
3.3 Abgrenzung und Nicht-Ziele im Idealmodell
3.4 PM Standards, Normen und Richtlinien zur Definition des Idealmodells
3.4.1 ICB-IPMA Kompetenzrichtlinie 3.0
3.4.2 E DIN 69901– Teil 1 bis 5 :2007/10 (D) Projektmanagementsysteme
3.4.3 PM Baseline 2.4
3.4.4 Deutsche NCB Version 3.0
3.4.5 PMBoK – A guide to the project management body of knowledge
3.4.6 PRINCE2
3.5 Gegenüberstellung der PM Standards, Normen und Richtlinien
3.5.1 Reflexion der Gegenüberstellung
3.5.2 Zertifizierungsunterschiede der relevanten PM Grundlagen
3.6 Darstellung des Idealmodells
3.7 Konstruktion und Auswahl der methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen im Idealmodell
3.7.1 Konstruktion des Idealmodells
3.7.2 Methodenorientierte Kompetenzen
3.7.3 Verhaltensorientierte Kompetenzen
3.8 VESTER - Einflussmatrix
3.9 Alternative Modelle zur Darstellung der Kompetenzbereiche
3.9.1 Reifegradmodelle
3.9.2 Kompetenzmodelle
3.10 Definition der kritischen Erfolgsfaktoren aus Sicht der Literatur
3.10.1 Bewertung der methodenorientierten Kompetenzen
3.10.2 Bewertung der verhaltensorientierten Kompetenzen
3.10.3 Erforderliche Kompetenzen der Projektmanager aus Sicht der Literatur
3.11 Reflexion der Hypothesen zur Forschungsfrage F1

4 Idealmodell für PM im internationalen Anlagenbau aus Sicht der Praxis
4.1 Einstieg
4.2 Empirische Erhebung
4.2.1 Konstruktion des Gesprächsleitfadens
4.2.2 Durchführung der Expertengespräche
4.2.3 Gliederung der Expertengespräche
4.2.4 Interviewpartner
4.3 Allgemeine Ergebnisse der Expertengespräche
4.3.1 Größe der befragten Unternehmen
4.3.2 Organisationsform der befragten Unternehmen
4.4 Allgemeine Informationen zu den befragten Unternehmen
4.4.1 ALSTOM Hydro
4.4.2 ANDRITZ Hydro
4.4.3 Austrian Energy & Environmental
4.4.4 PÖRNER
4.4.5 SIEMENS Industrial Solutions and Services (IS)
4.4.6 STRABAG Umwelttechnik
4.4.7 VA Tech Wabag
4.4.8 VOITH Paper GmbH
4.4.9 BDL
4.4.10 ILF
4.5 Interpretation der Expertengespräche
4.5.1 Erfahrung der befragten Projektmanager
4.5.2 Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Projekte und deren Ursache
4.5.3 Statuserhebung zum Bereich „Person“
4.5.4 Statuserhebung zum Bereich „Team“
4.5.5 Statuserhebung zum Bereich „Unternehmen“
4.5.6 Statuserhebung zum Bereich „Umwelt“
4.5.7 Einsatz von methodenorientierten Kompetenzen
4.5.8 Einsatz von verhaltensorientierten Kompetenzen
4.5.9 Handlungsempfehlungen für den richtigen Mix der Kompetenzen
4.5.10 Verbesserungsmaßnahmen für das internationale PM
4.6 Reflexion der Hypothesen zur Forschungsfrage F2

5 Conclusio und Ausblick
5.1 Schlussfolgerungen
5.2 Empfehlungen und Verbesserungsmöglichkeiten
5.3 Reflexion zur Haupt-Forschungsfrage
5.4 Best Practice Modell für den internationalen Anlagenbau in CEE-Ländern
5.5 Kritische Aussagen für PM in CEE-Ländern
5.6 Kritische Betrachtung der Durchführung
5.7 Trend und Ausblick

6 Anlagenverzeichnis
6.1 Leitfaden für Expertengespräche
6.2 VESTER – Einflussmatrix über Kompetenzen im PM aus Sicht der Literatur
6.2.1 Methodenorientierte Kompetenzen
6.2.2 Verhaltensorientierte Kompetenzen
6.3 Kritische Kompetenzelemente im PM aus Sicht der Empirie
6.3.1 Methodenorientierte Kompetenzen
6.3.2 Verhaltensorientierte Kompetenzen
6.4 Aktuelle PM-Studien
6.4.1 Studie A
6.4.2 Studie B
6.5 Literatur- und Quellenverzeichnis

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Gegenüberstellung radikaler Konstruktivismus und kritischer Rationalismus

Abbildung 2: Systemtypen

Abbildung 3: Gegenüberstellung Management trivialer Systeme und sozialer Systeme

Abbildung 4: Strategieunterschied zw. quantitativer und qualitativer Sozialforschung

Abbildung 5: Allgemeiner Unterschied zw. quantitativer und qualitativer Sozialforschung

Abbildung 6: Zeitliche Projektabgrenzung „Erstellung der Diplomarbeit“

Abbildung 7: Umweltbeziehung bei Projekt "Erstellung der Diplomarbeit"

Abbildung 8: Ablauf der Untersuchung

Abbildung 9: Gegenüberstellung von Projektarten

Abbildung 10: Projektmanagementprozess

Abbildung 11: Modell von System Engineering

Abbildung 12: Magisches Dreieck im Projektmanagement und Erweiterung

Abbildung 13: Inhaltliche Projektphasen von typischen Anlagenbauprojekten

Abbildung 14: Projektmanagement-Regelkreis

Abbildung 15: Schematische Darstellung der Projektrahmenorganisation Generalunternehmerschaft

Abbildung 16: Schematische Darstellung der Gesamtauftragsvergabe

Abbildung 17: Vergleich der Varianten-Extrema zur Abwicklungsstruktur

Abbildung 18: System-Partnering mit Sublieferanten

Abbildung 19: Risiken im Großanlagenbau

Abbildung 20: Ziele des Risikomanagements je Projektphase

Abbildung 21: Claimmanagement im Projektablauf

Abbildung 22: Kompetenzen und Handlungsdispositionen in ihrem Zusammenwirken

Abbildung 23: Handlungszusammensetzung des Individuums

Abbildung 24: Vergleich der Handlungskompetenzen in nationalen und internationalen Projekten

Abbildung 25: Merkmale der persönlichen Einstellung eines internationalen Projektmanagers

Abbildung 26: Fachliche Qualifikationsmerkmale

Abbildung 27: Persönliche Qualifikationsmerkmale

Abbildung 28: Kompetenzauge der ICB

Abbildung 29: Gegenüberstellung der PM Standards – Teil 1

Abbildung 30: Gegenüberstellung der PM Standards – Teil 2

Abbildung 31: Gegenüberstellung der PM Standards - Teil 3

Abbildung 32: Vergleich der Wissenselemente von PMBoK zu PRINCE2

Abbildung 33: 4-Level Zertifizierungssystem der IPMA

Abbildung 34: Idealmodell von Anlagenbauunternehmen

Abbildung 35: Methodenorientierte Kompetenzen der ICB

Abbildung 36: Verhaltensorientierte Kompetenzen der ICB

Abbildung 37: Rollenverteilung der Variablen im System

Abbildung 38: Ebenen im Reifegradmodell

Abbildung 39: Spinnendiagramm von PM Delta Compact mit PM Elementen nach DIN 69904

Abbildung 40: VESTER - Einflussmatrix der methodenorientierten Kompetenzen im PM

Abbildung 41: VESTER - Einflussmatrix der verhaltensorientierten Kompetenzen im PM

Abbildung 42: Anforderungsprofil Projektmanager aus Sicht der Literatur

Abbildung 43: Weltweite Zertifikate nach PMP und IPMA

Abbildung 44: Interviewpartner für qualitative Expertengespräche

Abbildung 45: Mitarbeiteranzahl

Abbildung 46: Jahresumsatz

Abbildung 47: Organisationsform

Abbildung 48: Erfahrung der Interviewpartner im Bereich internationales PM

Abbildung 49: PM-Standard in Anlagenbauunternehmen

Abbildung 50: PM-Erfahrung in den Projektphasen

Abbildung 51: Anteil an erfolgreicher Projekte in Unternehmen

Abbildung 52: Erfüllungsgrad der Hauptkriterien für den Projekterfolg

Abbildung 53: Statuserhebung der methodenorientierten Kompetenzen

Abbildung 54: Statuserhebung der verhaltensorientierten Kompetenzen

Abbildung 55: Anforderungsprofil Projektmanager aus Sicht der Empirie

Abbildung 56: Nachholbedarf von verhaltensorientierten Kompetenzen bei Projektmanager

Abbildung 57: Hohe Fluktuation im Projektteam durch fehlende verhaltensorientierte Kompetenzen

Abbildung 58: Top Management begründet Misserfolg aufgrund fehlender methodenorientierter Kompetenzen

Abbildung 59: Tendenz zu mehr zertifizierte Projektmanager

Abbildung 60: Erhöhtes Schulungsprogramm für verhaltensorientierte Kompetenzen

Abbildung 61: Erhöhte passive Claimsituation aufgrund fehlender verhaltensorientierter Kompetenzen

Abbildung 62: Mix an methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen

Abbildung 63: Best Practice Modell für internationales PM im Anlagenbau

1 Problemstellung, Zielsetzung und Forschungsansatz

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

Die Anzahl an Projekten und dadurch auch die Nachfrage nach erfolgreichem Projektmanagement (PM) nimmt in der Wirtschaft stetig zu. In Branchen mit komplexen Aufgaben ist die richtige Anwendung von PM-Methoden unerlässlich und für die Zielerreichung von Termin, Qualität und Kosten entscheidend. Speziell im internationalen Anlagenbaugeschäft, in dem tägliche Veränderungen zu kostspieligen Problemen führen können, ist ein effizientes und flexibel einsatzfähiges PM erforderlich.

Diese täglichen Veränderungen können unter anderem durch komplexe Projektabläufe, bedingt durch das Hinzuziehen von örtlichen Partnern und Lieferanten, das Anwenden von unterschiedlichen Normen und Regelwerken, anderwärtige kulturelle Interessen, Ziel-, Qualitätsvorstellungen und Werte, neue Umgangsformen und Kommunikationswege, andere Rechtssysteme, Sprachbarrieren sowie die teilweise großen örtlichen Entfernungen und Zeitunterschiede hervorgerufen werden. Die daraus resultierenden Anforderungen können nur durch ein spezifisch definiertes PM erfüllt werden.

Dieses übergeordnete PM ist der Dreh- und Angelpunkt für die Anwendung von methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen. Für die Umsetzung und Anwendung dieser Kompetenzen ist der Projektmanager verantwortlich. Daraus ergibt sich in der Praxis ein hoher Bedarf an entsprechenden Fähigkeiten der Projektmanager.

Die richtige Balance dieser Kompetenzen ist möglicherweise für den Projekterfolg entscheidend.

1.2 Zielsetzung dieser Diplomarbeit

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung der verhaltensorientierten Kompetenzen, neben den methodenorientierten Kompetenzen im internationalen PM von Groß-unternehmen im Bereich Anlagenbau, die in den CEE–Ländern tätig sind, dar-zulegen. Diese Großunternehmen können einerseits als Generalunternehmer oder andererseits als Konsortialpartner auftreten.

Weiters sollen spezifische Kriterien ermittelt werden, welche für erfolgreiche Projekte ausschlaggebend bzw. für den Misserfolg verantwortlich sein können. Für die Abgrenzung der vielfältigen Kompetenzen wird ein Idealmodell aus Sicht der Literatur definiert. Die anschließende Empirie gibt Aufschluss über den aktuellen Stand der Kompetenzen im PM in der Praxis.

Es wird versucht, kritische Erfolgsfaktoren im internationalen PM des Anlagenbau-unternehmens zu detektieren.

1.3 Forschungsfragen

Auf Grund der Zielsetzung dieser Diplomarbeit ergibt sich folgende Fragestellung:

Haupt-Forschungsfrage F0: Welche kritischen Erfolgsfaktoren im PM sind bei Grol3unternehmen im Bereich Anlagenbau, die in CEE-Ländern tätig sind, ausschlaggebend für den Erfolg bzw. mögliche Ursache für den Misserfolg der Projektziele Termin, Kosten und Qualität?

Um diese übergeordnete Forschungsfrage beantworten zu können wurden zwei weitere Teilforschungsfragen ausgearbeitet, die in dieser Diplomarbeit detailliert behandelt werden.

Teil-Forschungsfrage F1: Welche unterschiedlichen Kompetenzbereiche und alternative Modelle zur Darstellung existieren in den relevanten theoretischen Grundlagen (Normen, Regelwerke) im PM?

Teil-Forschungsfrage F2: Gibt es aus Sicht der international tätigen Grol3unternehmen im Bereich Anlagenbau die Notwendigkeit für einen massiven Aufbau an verhaltensorientierten Kompetenzen in Hinblick auf erfolgreiche Projektergebnisse?

1.4 Methodenwahl

Für die Ausarbeitung und Beantwortung der Fragestellungen wurden für die zwei Teil-Forschungsfragen unterschiedliche Methoden ausgewählt. Die Teil-Forschungs-frage F1 wird mit Hilfe der Literaturrecherche analysiert und dargestellt. Diese Aufarbeitung erfolgt im 3. Kapitel und endet mit der Beantwortung der zur Teil-Forschungsfrage F1 dazugehörigen Hypothesen.

Die Teil-Forschungsfrage F2 wird mit Hilfe von qualitativen Interviews in Form von Expertengesprächen mit Projektmanagern, Konsulenten und Lieferanten im 4. Kapitel beantwortet. Diese Ergebnisse werden im Anschluss in ein neues Ideal-modell, speziell für Großunternehmen im Bereich Anlagenbau, die in CEE-Ländern tätig sind, mit aufgenommen und als sogenanntes „Best Practice“ Modell für Unter-nehmen im internationalen Anlagenbau aufbereitet.

1.5 Forschungsansatz

Das Fundament dieser Diplomarbeit bildet die Betrachtung und Berücksichtigung der nachfolgenden Forschungsparadigmen für das moderne PM.

Diese Paradigmen sind:

- der radikale Konstruktivismus als erkenntnistheoretisches Paradigma
- die sozialwissenschaftliche Systemforschung als organisationstheoretisches Paradigma und
- die qualitative Sozialforschung als forschungsmethodologisches Paradigma.

Erst eine genaue Abgrenzung dieser Paradigmen ermöglicht eine durchgängige Darstellung dieser Diplomarbeit.

1.5.1 Radikaler Konstruktivismus

Die Erkenntnistheorie basiert auf ein Aussagesystem der Wissenschaft und vor allem wie man zu neuen Erkenntnissen kommt. Es unterliegt einem historischen Wandel, da durch Diskussion und Zustimmung in der Wissenschaft ständig neue Erkenntnisse generiert werden. Dieser neue Erkenntnisgewinn wird verstärkt durch Diskontinuitäten beschleunigt, da dies ein stärkeres Nachdenken und Generieren von Alternativen fördert (vgl. Jankulik et al. 2005, S. 14).

Der „Konstruktivismus, in seiner heutigen Form, präsentiert sich als ein Forschungsprogramm, das auf verschiedene Ebenen die Entstehung und Entwicklung von Phänomenen durch plausible Konstruktionen ihrer Mechanik zu erklären versucht.“ (Jankulik et al. 2005, S. 14).

Dem radikalen Konstruktivismus liegt demnach eine erkenntnistheoretische Theorie zugrunde, welche sich mit der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems auseinandersetzt. Die in der Umwelt stattfindenden Reize werden im Nervensystem in physikalischen und chemischen Reize umgewandelt, die sich in ihrer Intensität unterscheiden. Die Qualität dieser Reize wird aber erst durch einen radikalen Bruch der Wahrnehmungszustände vom Gehirn definiert und somit die Komplexität der Außenwelt zu einer einheitlichen Sprache des menschlichen Verständnisses komprimiert (vgl. Dettmann 1999, S. 5).

Der radikale Konstruktivismus beschäftigt sich mit dem Gedanken, dass die Wahrnehmung in der Außenwelt ein Abbild der konstruierten Wirklichkeit darstellt. Jedoch lassen sich die in der Außenwelt stattfindenden Reize nicht immer eindeutig zuordnen, und so finden diese über eine andere Art von Anwendung und Aufnahme im menschlichen Gehirn statt. Diese Darstellung glaubt vorzugeben, dass ein Wissen über den Reiz vorhanden sei und der Realität entspricht (vgl. Schnell et al. 2005, S. 113-115).

Das menschliche Subjekt, das demzufolge seine eigene Umwelt konstruiert, wird als Beobachter bezeichnet und die erschaffene Umwelt als Wirklichkeit. Aus Gründen der logischen Konsequenz muss neben der Wirklichkeit auch eine Realität existieren, die als unabhängige Variable zu verstehen ist. Aus dieser Gesamtbetrachtung heraus ist ein Überleben von lebenden Systemen erst möglich (vgl. Dettmann 1999, S. 194).

Die Kritik an dem radikalen Konstruktivismus begründet sich durch (vgl. Schnell et al. 2005, S. 113-115):

- Eine Anwendung von wissenschaftlichen Ergebnissen, die als Begründung einer bestimmten Haltung angewendet werden, obwohl diese grundsätzlich auszuscheiden sind.
- Eine vorweggenommene Haltung gegen den Eintritt in die Wirklichkeit kann nicht kategorisch als nicht existenter Eintritt gelten.
- Die geringe Wahrnehmungsfähigkeit der Menschen begrenzt die wissen-schaftliche Erkenntnis.

Systeme können in ihrem ganzheitlichen Zusammenhang nur durch eine klare Grenzziehung zu der Umwelt entstehen. Diese Grenzziehung bildet die Basis für strukturell abgegrenzte Systemeinheiten. Dies ermöglicht eine Analyse des Systems in ihrer integrierten Gesamtheit vorzunehmen und ist das Ziel der soziologischen Systemtheorie. Der Vorteil der systemtheoretischen Betrachtungsweise begründet sich darin, dass jedes Problem explizit und systematisch auf die Gesamtheit bezogen werden kann. Dieses Problem ist entweder als Teil des gesamten Systems oder als Einheit, die separat analysiert werden muss, anzusehen (vgl. Dettmann 1999, S. 182).

Dem Konstruktivist kommen zu seiner Wirklichkeitsbildung zwei Prozesse zu Gute. Der Prozess der sprachlichen Interaktion mit Anderen und die erfolgreiche Interpretation der Handlungen von Anderen mit Zuhilfenahme seiner eigenen, kognitiven Strukturen. Eine objektive Gültigkeit kommt dann zustande, wenn die eigenen Begriffe und Vorstellungen mit den der Anderen übereinstimmen. Es empfiehlt sich dadurch eine ethnologische Herangehensweise mit Hilfe von einem qualitativen Zugang zur organisatorischen Realität (vgl. Jankulik et al. 2005, S. 16).

Diese Diplomarbeit basiert auf der Erkenntnistheorie des radikalen Konstruktivismus. Der Unterschied zum kritischen Rationalismus ist in der nachfolgenden Abbildung 1 gegenübergestellt.

Abbildung 1: Gegenüberstellung radikaler Konstruktivismus und kritischer Rationalismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Fiedler 1996, S.18

1.5.2 Sozialwissenschaftliche Systemtheorie

Die Systemtheorie verkörpert nach Lamnek (vgl. 2005, S. 734) die theoretische Auffassung, dass Alles als System betrachtet wird. Es besteht zum Einen aus der Organisation innerhalb des Systems und zum Anderen aus den externen Bezieh-ungen zur Umwelt.

Die Basis für das Paradigma der sozialwissenschaftlichen Systemtheorie setzt sich in dieser Diplomarbeit mit dem Ansatz der Systemtheorie nach Luhmann (vgl. 1984, S. 16) zusammen. Die nachfolgende Abbildung 2 beschreibt die möglichen Systeme und deren Abgrenzung aus seiner Sicht.

Abbildung 2: Systemtypen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Luhmann 1984, S.16

Die Systeme bilden die interne Umwelt, mit dem Management und Mitarbeitern und die externen Umwelt, mit dem Kunden, Lieferant, Konsortialpartner, Konsulent und Konkurrenz ab (vgl. Luhmann 1984, S. 242).

Unter dem Begriff soziale Systeme werden speziell die organisationsspezifischen Strukturen wie Umweltbeziehungen, Regeln und Werte verstanden. Diese Strukturen formen die Systemidentität. Die Steuerung dieses Systems unterliegt einer gewissen Komplexität und kann mit der von trivialen Systemen nicht erfolgen. Bei trivialen Systemen erfolgt das Management über eine einfache Funktionsweise, da einem bestimmten Input ein erwarteter Output folgt. Das Management von sozialen Systemen ist hingegen wesentlich komplexer und grundlegend von dem der trivialen Systeme zu unterscheiden. Eine detaillierte Gegenüberstellung der Eigenschaften beider Systeme ist in der nachfolgenden Abbildung 3 zu erkennen (vgl. Jankulik et al. 2005, S. 18-21).

Abbildung 3: Gegenüberstellung Management trivialer Systeme und sozialer Systeme

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Kasper 1995, S. 201

1.5.3 Qualitative Sozialforschung

Der empirische Teil dieser Diplomarbeit wird mittels einer qualitativen Methode der Sozialforschung durchgeführt. Bevor die angewandte Methode detailliert beschrieben wird, ist eine grundsätzliche Gegenüberstellung der qualitativen und quantitativen Sozialforschung hilfreich.

Bei der quantitativen Sozialforschung stehen Theorien und Hypothesen am Beginn der Forschung und es werden mittels Deduktion Phänomene der sozialen Realität dargestellt. Ganz anders verhält sich der Forschungsablauf bei der qualitativen Methode, wo das Phänomen der sozialen Realität und ihre Interpretation im Vordergrund stehen und durch Induktion die Thesen und Hypothesen gebildet werden (vgl. Lamnek 2005, S. 128).

Die folgende Darstellung zeigt die Strategie der linearen Wegbeschreitung im quantitativen Forschungsmodell und eine kreisförmige Strategie bei der qualitativen Forschung (vgl. Abbildung 4). Es liegt demnach bereits vor Antritt der quantitativen Forschung bereits ein vollständiger Untersuchungsplan, in dem die einzelnen Arbeitsschritte vordefiniert sind, vor. Im Gegensatz dazu wird im qualitativen Forschungsmodell der Untersuchungsplan durch mehrfache möglichen Planadaptierungen gekennzeichnet, bis die Theorieentwicklung ausgeformt ist (vgl. Lamnek 2005, S. 195).

Abbildung 4: Strategieunterschied zw. quantitativer und qualitativer Sozial-forschung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Witt 2001, S. 6

Zur übersichtlichen Darstellung der Unterschiede der jeweiligen Forschungsmodelle, der quantitativen und qualitativen Sozialforschung, eignet sich die nachfolgende Abbildung 5.

Abbildung 5: Allgemeiner Unterschied zw. quantitativer und qualitativer Sozial-forschung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lamnek 2005, S. 294-295

In der Literatur wird unter folgenden Methoden der qualitativen Sozialforschung unterschieden (vgl. Lamnek 2005, S. 2):

- Die Einzelfallstudie
- Das qualitative Interview
- Das Gruppendiskussionsverfahren
- Die Inhaltsanalyse
- Die teilnehmende Beobachtung
- Das qualitative Experiment
- Biografieforschung.

Die empirische Untersuchung dieser Diplomarbeit wird mittels Expertengespräche, in Form von qualitativen Interviews, durchgeführt.

Das qualitative Interview ist für die empirische Forschung von großer Bedeutung. Der Vorteil dieser Methode ergibt sich durch eine offene Gesprächsführung, in der der Befragte seine Wirklichkeitswahrnehmung zum Ausdruck bringt. Dies ist bei einer quantitativen Methode nicht möglich, da der Forscher seine Wirklichkeitsdefinition vorwegnimmt und der Befragte in eine bestimmte Richtung gedrängt wird (vgl. Lamnek 2005, S. 348).

Das qualitative Interview zeichnet sich durch folgende Charakteristika aus:

- Die Intention ist ein vermittelndes Interview, evtl. Aktionsforschung, zu führen
- Das Interview ist halb- bzw. nicht – standardisiert
- Die Struktur der zu Befragten ist ein Einzelinterview oder Gruppeninterview evtl. Gruppendiskussion
- Die Form der Kommunikation ist mündlich
- Der Stil der Kommunikation bzw. das Kommunikationsverhalten ist weich
- Die Art der Fragen sind offen
- Die Kommunikationsform findet Face to Face statt (vgl. Lamnek 2005, S. 331).

1.6 Abgrenzung dieser Diplomarbeit

Die Erstellung dieser Diplomarbeit wird als projektähnliche Aufgabe verstanden und in eine inhaltliche, zeitliche und soziale Komponente unterteilt.

Die Ziele der inhaltlichen Komponente sind:

- Generelle Definition von Projekt und PM mit dem Kontext Anlagenbauunter-nehmen
- Unterschied zwischen nationalem und internationalem PM aufzeigen
- Definition von Großunternehmen in Form von Generalunternehmen oder Konsortialpartnern im internationalem Anlagenbau und deren Kontext zum PM
- Modellbildung mit geeignetem Anteil an methodenorientierten und verhaltens-orientierten Kompetenzen, die in projektorientierten Unternehmen im Bereich internationalem Anlagenbau bedeutsam sind und Darstellung der kritische Erfolgsfaktoren
- Definition des geeigneten Soll-Zustandes in Hinblick auf Kompetenzen der Projektmanager für Unternehmen im internationalen Anlagenbaugeschäft unter Bezugnahme der aktuellen Literatur und Fachberichte der anerkannten Institute (z.B. PMA, IPMA, DIN, PMBoK, PRINCE2)
- Erkenntnisgewinn über PM Tätigkeiten für international tätige Unternehmen im Bereich Anlagenbau durch empirische Studie
- Aufdecken der kritischen Erfolgsfaktoren (Stärken und Schwächen) im internationalen PM bei Anlagenbauprojekten in CEE-Ländern
- Definition and Darstellung von richtungweisenden Maßnahmen zur Erfüllung der im Modell beschriebenen erfolgreichen Zusammensetzung von methoden-orientierten und verhaltensorientierten Kompetenzen

Die Nicht-Ziele der inhaltlichen Komponente sind:

- Untersuchung der länderspezifischen Kulturen in CEE-Ländern im Detail
- Kontextbezogene Kompetenzen, wie Programmorientierung, Portfolioorientier-ung, Portfoliomanagement und Stammorganisation
- Untersuchung und Beurteilung von PM-Tools, wie Primavera, MS-Project, usw.
- Definition eines spezifischen Prozessmodells für das PM
- Detaillierte Darstellung aller in den relevanten theoretischen Grundlagen (Normen, Standards, Richtlinien) definierten methodenorientierten und verhaltensorientierten Kompetenzen

Zeitliche Komponente:

Das Projekt „Erstellung der Diplomarbeit“ wird mit der Vorprojektphase und der Nachprojektphase, welche in der nachfolgenden Grafik dargestellt sind, zeitlich abgegrenzt (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Zeitliche Projektabgrenzung „Erstellung der Diplomarbeit“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Die detaillierte Betrachtung der einzelnen PM-Standards und die Fachberichte werden als zusätzliche Basis für die weitere Zertifizierung zum zPM nach dem Level C der ICB-IPMA-Kompetenzrichtlinie verstanden.

Soziale Komponente:

Zur Beschreibung der sozialen Komponente wird die klassische Umweltbeziehungs-grafik, die im PM angewendet wird, verwendet. Hierbei wird eine ganzheitliche Betrachtung der möglichen Umweltgrößen, die auf das Vorhaben „Erstellung der Diplomarbeit“ Einfluss haben können, dargestellt. Die jeweiligen Umwelten haben unterschiedliche Einflussmacht und Einstellung auf das Projekt und werden in der nachfolgenden Abbildung 7 veranschaulicht (vgl. Patzak / Rattay 2004, S. 69-71).

Abbildung 7: Umweltbeziehung bei Projekt "Erstellung der Diplomarbeit"

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Patzak / Rattay 2004, S. 69

Auf die vollständige Darstellung der Einflussmacht zu den einzelnen Umwelten wird an dieser Stelle verzichtet. Es wird exemplarisch auf die Umwelt Diplomand näher eingegangen.

Einstellung und Erwartungen der Diplomarbeit an den Diplomand:

- Know-how und tiefe Beschäftigung im Bereich PM
- Zusammenwirken der Kompetenzen auf den Projekterfolg bzw. Misserfolg
- Darstellung der aktuellen Ergebnisse im Bereich internationales PM im Anlagenbau durch die Empirie
- Fristgerechte Fertigstellung der Diplomarbeit

Einstellung und Erwartungen vom Diplomand an die Diplomarbeit:

- Grundlage für anschließende Zertifizierung zum Projektmanager bei PMA
- Erkenntnisgewinn über den aktuellen Status im Bereich Anlagenbau
- Kontakte im Bereich PM des Anlagenbaus
- Fristgerechte Fertigstellung der Diplomarbeit
- Anwendung eines wissenschaftlichen Forschungsansatzes

1.7 Umsetzung des Forschungsansatzes

Der Forschungsansatz dieser Diplomarbeit besteht aus den drei Paradigmen, wie sie unter dem Kapitel 1.5 vorgestellt wurden. Das PM wird durch die theoretische Betrachtung näher untersucht. In weiterer Folge gibt die Empirie Aufschluss über den Status Quo von der Berücksichtigung der methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen im PM, seitens der Generalunternehmer oder Konsortialpartner im Bereich Anlagenbau. Die Umsetzung der Forschungsparadigmen wird in den folgenden Kapiteln beschrieben.

1.7.1 Umsetzung des radikalen Konstruktivismus

Die Umsetzung des Paradigmas des radikalen Konstruktivismus beinhaltet eine qualitative Sozialforschung. Die aus den Expertengesprächen wahrgenommenen Reize und Informationen werden als erkenntnistheoretische Aussagen im Sinne des radikalen Konstruktivismus interpretiert. Die verhaltensorientierte Kompetenz der Projektmanager wird in ihrer radikalen konstruktivistischen Betrachtung als Teil des sozialen Systems verstanden.

1.7.2 Umsetzung der sozialwissenschaftlichen Systemtheorie

Für die Zugrundelegung des PM-Modells für Generalunternehmer oder Konsortial-partner im Bereich Anlagenbau werden die methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen der Projektmanager in einem spezifischen System abgegrenzt. Es werden nicht nur die internen, sondern auch die externen Umwelten systematisch betrachtet und im Gesamtmodell zusammengezogen.

Die Durchführung von qualitativen Forschungsmethoden ist die Basis für den systemischen Forschungsprozess (vgl. Huemann 2002, S. 18).

1.7.3 Umsetzung der qualitativen Sozialforschung

Resultierend aus dem Einsatz der Paradigmen radikaler Konstruktivismus und sozialwissenschaftliche Systemtheorie ist der Einsatz von der qualitativen Sozialforschung naheliegend. Es wird zu Beginn ein theoretisches PM Modell, zum Einsatz von methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen, für den spezifi-schen Betrachtungsfall des Generalunternehmers oder Konsortialpartners im Bereich Anlagenbau entwickelt und mit dem Ergebnis der anschließend durchgeführten qualitative Sozialforschung verglichen. Die Unterschiede werden hervorgehoben und Handlungsmaßnahmen dargestellt.

1.7.4 Grenzen des Forschungsansatzes

Die Darstellung des spezifischen PM Modells für Generalunternehmer oder Konsortialpartner im Bereich Anlagenbau ist die konstruierte Wirklichkeit gemäß der Umsetzung des radikalen Konstruktivismus.

Durch die Durchführung der qualitativen Systemforschung mittels Expertenge-spräche ist die Überprüfung des PM Modells möglich, jedoch wird dadurch nicht sichergestellt, dass es der Realität des PM im Anlagenbau entspricht.

1.8 Ablauf der Untersuchung

Abbildung 8: Ablauf der Untersuchung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

In Abbildung 8 ist der Ablauf der Untersuchung dargestellt. Für die Beantwortung der übergeordneten Forschungsfrage F0 werden die relevanten theoretischen Grund-lagen im PM verglichen und die verhaltensorientierten Kompetenzen und deren Einflussnahme auf den Projekterfolg mittels der empirischen Studie untersucht.

Der theoretische Forschungsansatz, d.h. der Zugangsweg über die Theorie, beruht auf den Paradigmen des radikalen Konstruktivismus, der sozialwissenschaftlichen Systemtheorie und der qualitativen Sozialforschung. Es wird versucht, ein Idealmodell aus der Theorie abzuleiten, das Auskunft über die methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen im PM geben soll.

Die Definition des Idealmodells wird durch die Ableitung relevanter aktueller Normen bzw. Standards (z.B. DIN 69001, ICB-IPMA-Kompetenzrichtlinie 3.0, PM Baseline, PMBoK, PRINCE2) erfolgen und die entscheidenden Kompetenzen werden mittels der VESTER1 – Einflussmatrix hervorgehoben.

Ein Modell wird aus Gründen der Abgrenzung und Vergleichbarkeit gewählt.

„Eine vollständige, alle Details erfassende Beschreibung der Aufgaben, Prozesse und Strukturen der Lösungen für das Projektmanagement ist wegen der Vielzahl der Zusammenhänge und Einflussgrößen nicht möglich. An der Stelle der vollständigen Beschreibung tritt das durch eine Auswahl geschaffte Abbild des Ganzen: das Modell.“ (DIN 69901 – Teil 1, S. 3) .

Das gewonnene spezifische Idealmodell beinhaltet das PM für internationale Anlagenbauunternehmen. Die PM-Tätigkeiten werden somit aus den typischen Projektphasen, wie Angebotsphase (=Vorprojekt), Evaluierungsphase (=Auftrags-vergabe seitens Kunden), Abwicklungsphase und Projektabschlussphase heraus-gelöst und übergeordnet betrachtet.

Die qualitative Sozialforschung, also der Zugangsweg über die Empirie, soll Aufschluss über die aktuelle Umsetzung und die Verhaltensweise im PM geben und wird mit Unternehmen durchgeführt, die ausschließlich als Generalunternehmer oder Konsortialpartner agieren.

Um den systematischen ganzheitlichen Ansatz zu entsprechen, werden die restlichen Umwelten, wie Konsulenten in Form von Planungsunternehmen (decken die Kundenseite ab) und Subunternehmer bzw. Lieferanten in der Empirie mitberücksichtigt.

Die qualitative Systemforschung wird mittels Expertengespräche durchgeführt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung werden analysiert und die Ursache für „erfolgreiche“ und „weniger erfolgreiche“ Projekte, bezogen auf deren Termin, Kosten und Qualität, betrachtet. Es sollen so die Gemeinsamkeiten bzw. die Unterschiede in der Einsatztiefe der methoden- und verhaltensorientierten Kompetenzen detektiert werden. Daraus ergeben sich die kritischen Faktoren für erfolgreiche Projektab-wicklung im internationalen Anlagenbaugeschäft die wiederum für die Beantwortung der übergeordnete Forschungsfrage F0 herangezogen werden.

Neben dem Aufzeigen dieser kritischen Erfolgsfaktoren werden die entsprechenden Maßnahmen ausgearbeitet, aufgezeigt und ein so genanntes „Best Practice“ Modell für Unternehmen im internationalen Anlagenbau aufbereitet.

1.9 Hypothesen

Die Gliederung der Hypothesen erfolgt von Person, Team, Unternehmen bis zur Umwelt und diese Struktur wird für den Diplomarbeitsaufbau beibehalten.

Folgende Hypothesen wurden zur Teil-Forschungsfrage F1 aufgestellt:

Person:

H1-1:

Die relevanten Grundlagen im PM (Normen, Standards und Richtlinien) decken die Kompetenzbereiche methoden- und verhaltensorientierte Kompetenzen ab, die ein erfolgreicher Projektmanager vorweisen sollte.

H1-2:

Die relevanten Grundlagen im PM (Normen, Standards und Richtlinien) sind generisch anwendbar und stellen die Grundlage für eine internationale Zertifizierung der Projektmanager dar.

H1-3:

Bei den anerkannten Zertifizierungen wird neben der Fach- und Methodenkompetenz auch die soziale Kompetenz der Projektmanager behandelt und überprüft.

H1-4:

International tätige Projektmanager sind ohne ausgeprägte verhaltensorientierte Kompetenzen nicht erfolgreich in der Erreichung der Projektziele Termin, Kosten und Qualität.

Team:

H1-5:

Die Einbeziehung des sozialen Systems in die Projektzielgestaltung erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit von Projekten (Erweiterung des magischen Dreiecks).

Unternehmen:

H1-6:

Die Anzahl an zertifizierten Projektmanagern nimmt in der jüngsten Vergangenheit zu und bildet die Grundlage für erfolgreiche Projektabwicklung in Anlagenbau-unternehmen.

H1-7:

Die Vertragsverpflichtung der Großunternehmen als Generalunternehmer oder Konsortialpartner erfordert eine besondere Berücksichtigung des Claim-Managements.

Umwelt:

H1-8:

Die verhaltensorientierten Kompetenzen wurden zunehmend in den letzten Aus-gaben der relevanten Grundlagen im PM (Normen, Standards und Richtlinien) eingearbeitet.

H1-9:

Bei den relevanten Grundlagen im PM (Normen, Standards und Richtlinien) werden die Kompetenzen objektiv gemessen und bewertet.

[...]


1 Die VESTER – Einflussmatrix wird im Detail im Kapitel 3.8 vorgestellt.

Ende der Leseprobe aus 181 Seiten

Details

Titel
Verhaltenskompetenz im Projektmanagement als Erfolgsgarant von internationalen Großunternehmen für Anlagenbau in Mittel- und Osteuropa
Hochschule
FHWien der WKW
Veranstaltung
Projektmanagement
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
181
Katalognummer
V138639
ISBN (eBook)
9783640459711
ISBN (Buch)
9783640459889
Dateigröße
1633 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kompetenzen, Projektmanagement, Erfolgsgarant, Großunternehmen, Bereich, Anlagenbau, CEE–Ländern, Sitz, Wien
Arbeit zitieren
Gerald Reininger (Autor:in), 2009, Verhaltenskompetenz im Projektmanagement als Erfolgsgarant von internationalen Großunternehmen für Anlagenbau in Mittel- und Osteuropa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138639

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