Zu Harun Farockis 'Arbeiter verlassen die Fabrik'


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einfuhrung

2. Die Technik der Found Footage Filme

3. Zur Entstehung vom Arbeiter verlassen die Fabrik
3.1. La sortie des unsines
3.2. Arbeiter verlassen die Fabrik

4. Arbeiter verlassen die Fabrik - Motivkomplexe
4.1. Das Werktor
4.2. Politische Auseinandersetzungen, Arbeitskampfe und Bl ockaden
4.3. Uberwachen und 5trafen
4.4. Das Leben des Einzelnen
4.5. Dokumentierte Bewegung

5. Exkurs: Farockis Arbeiter verlassen die Fabrik vs. Matthias Millers Phoenix Tapes

6. Fazit

7. Quellenverzeichnis

1. EinfUhrung

Harun Farocki gehört zu den pr oduktiven Regisseuren und Filmemacher des Neuen Deutschen Films. Er war einer der ersten Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) und aktiver Teilnehmer an der 1968er Bewegung. AuBerdem war er Redakteur der ,,Filmkritik", hat als Schauspieler und Produzent gearbeitet und fur verschiedene Zeitschriften und Bucher geschrieben, s owie fur den Hörfunk.

30 Jahren seines schöpferischen Lebens hat Farocki aktiv der Kunst gewidmet. Dabei war das Filmemachen eines seiner Lieblingsmedien. Seine Karriere als Aut orenfilmer entwickelte sich von den p olitischen Agitati onsfilmen während seiner Studienzeit (Ende der 60er Jahre) bis hin zu k omplexen Essayfilmen und D okumentati onen in den 80er und 90er Jahren des 20 Jahrhunderts. Dazu k ommen zahlreiche Experimental- und Kurzfilme, sowie einige Found Footage Filme - eine Technik des Filmepr oduzierens, die damals n och neu war.1

In dieser Hausarbeit werde ich Harun Far ockis Found Footage Film Arbeiter verlassen die Fabrik (1995) vorstellen und ihn mit einem weiteren Found Footage Film aus dem Seminarangeb ot kurz vergleichen. Dabei geht es um die Phoenix Tapes von Matthias Muller und Christ oph Girardet (1999), die ungefähr zur gleichen Zeit wie Arbeiter verlassen die Fabrik entstanden sind.

2. Die Technik der Found Footage Fil me

Die Bezeichnung „Found Footage" steht fur Filme, die teilweise oder ganz „aus fremdem, irgendw o und irgendwie v orgefundenem Filmmaterial"2 bestehen. Manche nennen es „eine Art Recycling-Verfahren", „eine Ode an den Abfalleimer". Der Kritiker James Peterson liefert eine etwas genauere Definition dieses Begriffes: „Bei der Found-Footage-Assemblage handelt es sich um eine durch Montage stark bearbeitete Sammlung von Filmmaterial aus verschiedenen Quellen. Die Assemblage-Tendenz des F ound-F ootage-Kin os legt das Gewicht... auf die Moglichkeiten, mit denen eine bestimmte K ombinati on ungleichartiger Bilder Bedeutung erzeugen kann."3

Diese neue Technik des Filme Machens hat sich in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zur „vermutlich wichtigsten Tendenz im p ost-avantgardistischen Film der Gegenwart"4 entwickelt. Das vorgefundene Filmmaterial wurde oft verfremdet, zu neuen Bildern verarbeitet oder s ogar mit Chemikalien zerstort. S o s ollten viele Found Footage Filme Bilder prasentieren, die n och nie gesehen w orden waren.

Doch Far ockis Ziele waren andere. Er w ollte nicht die Bilder selbst verandern oder bearbeiten, s ondern dessen Bedeutung und Funktionszusammenhange. S o hat er aus heter ogenem Bildmaterial neue Einheiten gebildet, die eine Art fortlaufende Erzahlung darstellen s ollten. In Ein Tag im Leben der Endverbraucher wurde z.B. ein Tagesablauf aus Werbesp ots zusammengestellt. Videogramme einer Revolution zeigt eine Chr onik der rumanischen Revolution von 1989, die aus Bildern von Amateurvide os und s olchen aus dem einheimischen (rumanischen)

Staatsfernsehen besteht. Die fuhrende Rolle präsentiert Fernsehbilder aus ost- und westdeutschen Nachrichtensendungen, die die „Geschichte der deutsch-deutschen „Wendell erzählen. In Arbeiter verlassen die Fabrik wurden Szenen aus Spiel- und D okumentarfilmen, aus Propagandafilmen und W ochenschauen, wie auch aus PR-Filmen, „zu einer filmgeschichtlichen Studiell5 zusammengefugt.6

Fur seine Pr ojekte hat Farocki gezielt nach Filmmaterialien gesucht und nicht wie andere Found Footage Filmer mit dem gearbeitet, was er zufällig irgendwov orgefunden hatte. So hater das gezielt gesuchte und gefundene Material zunächst gesammelt und erst dann Oberlegt, wie er es neu organisieren könnte. Fur seine Materialsuche standen ihm Film-und Medienarchiven zur Verfugung. Jahrzehnte zuv or, etwa in den funfziger und sechziger Jahren, mussten „F ound-F ootage-Pi oniere wie Bruce Conner, Guy Deb ord oder David Rimmerll ihren „filmischen „Rohst offll buchstäblich aus der Mullt onnell h olen.7

3. Zur Entstehung vom Arbeiter verlassen die Fabrik

Harun Farockis Film Arbeiter verlassen die Fabrik ist 1995 zum 100. Geburtstag des Kin os entstanden und wurde am 2. April 1995 gegen 12:30 auf 3sat ausgestrahlt.8 Far ocki selbst erzählt uns in einem seiner Texte Ober den Film, was ihn dazu inspirierte, diesen Film zu machen:

[...]


1 Tilman Baumgärtel: Vom Guerillakin o zum Essayfilm: Harun Farocki - Werkm on ografie eines Autorenfilmers, Berlin 1998, Cover.

2 Found Footage: Filme aus gefundenem Material. In: Sixpack Film, An der Front der Bilder, Wien 1998, S. 40.

3 James Joyce: Die Kunst der Aneignung - Exkurs Ober den Found Footage Film: „Where in the waste is the wisdom?". In: Tilman Baumgärtel, Vom Guerillakin o zum Essayfilm: Harun Farocki - Werkmonografie eines Autorenfilmers, Berlin 1998, S. 180.

4 Tilman Baumgärtel: Version: Die F ound-F ootage-Filme. In: Tilman Baumgärtel, Vom Guerillakino zum Essayfilm: Harun Farocki - Werkm on ografie eines Autorenfilmers, Berlin 1998, S. 178.

5 Tilman Baumgärtel: Version: Die Found-F ootage-Filme. In: Tilman Baumgärtel, Vom Guerillakino zum Essayfilm: Harun Farocki - Werkm on ografie eines Autorenfilmers, Berlin 1998, S. 179.

6 Vilem-Flusser-Archiv, Kunsth ochschule fur Medien Köln: Harun Farocki: Bilderschatz, Köln 2001, S. 4.

7 Tilman Baumgärtel: Version: Die Found-F ootage-Filme. In: Tilman Baumgärtel, Vom Guerillakino zum Essayfilm: Harun Farocki - Werkm on ografie eines Autorenfilmers, Berlin 1998, S. 179.

8 Ulrich Kriest: „Freiheit, die Lohnarbeit heiAtll. Spuren suchen, Bilder lesen, Filmgeschichte dekonstruieren. Zu Arbeiter verlassen die Fabrik. In: Rolf Aurich/Ulrich Kriest, Der Arger mit den Bildern: Die Filme von Harun Farocki, Konstanz 1998, S. 288.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Zu Harun Farockis 'Arbeiter verlassen die Fabrik'
Hochschule
Universität der Künste Berlin  (Gestaltung: Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation)
Veranstaltung
Filmvermittelnde Filme
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V138288
ISBN (eBook)
9783640469178
ISBN (Buch)
9783640469352
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Harun Farocki, Arbeiter verlassen die Fabrik, Dokumentarfilm, Found-Footage-Film, Arbeiter, Fabrik, Werktor, Motivkomplexe, Matthias Müller, Christoph Girardet, Phoenix Tapes, DFFB, Essayfilm, Experimentalfilm, Kurzfilm
Arbeit zitieren
Raliza Petrova (Autor:in), 2008, Zu Harun Farockis 'Arbeiter verlassen die Fabrik', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138288

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