Cosmaten Gräber - Das Grabmonument Clemens IV. in Viterbo


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Papst Clemens IV

2 Das Grabmonument Clemens IV

3 Der Künstler des Clemensgrabes

4 Die Frage nach den Ursprüngen der kunsthistorischen Besonderheit des Clemensgrabes
4.1 Der religiöse Aspekt
4.2 Der kunsthistorische Aspekt
4.3 Der politische Aspekt

5 Bibliographie und Bildnachweis

1 Papst Clemens IV

Clemens IV. war von 1265 (geboren um 1200 in St. Gilles-du-Gard) bis 29.11.1268 Oberhaupt der katholischen Kirche, er starb in Viterbo. Gui Foucois studierte in Paris, wo er später als Rechtsberater arbeitete. Nach dem Tod seiner Frau, mit der er zwei Töchter hatte, trat er in den Priesterstand ein. 1257 wurde er zum Bischof von Le Puy erhoben, 1259 zum Erzbischof von Narbonne. Er war maßgeblich an der Errichtung der gotischen Kathedrale in Narbonne beteiligt. 1261 wurde er mit dem Amt des Kardinalsbischofs in England betraut. Gui Foucois war ein scharfer Gegner des Nepotismus[1] und Anhänger mystischer Lehren.1265 wurde er in seiner Abwesenheit zum Papst gewählt. In seiner Amtszeit übertrug Clemens IV. den Dominikanern und Franziskanern die Nominierung der Inquisitoren. Politisch unterstützte er Karl von Anjou, mit dessen Hilfe er den Staufer Manfred aus Sizilien verdrängte. Clemens IV. plante von Sizilien aus einen Kreuzzug durchzuführen. Der Papst war ein Gegner der Staufer und unterstützte die Hinrichtung Konrad III. Sein bald folgender Tod wurde deswegen als Gottesurteil[2] angesehen. Clemens IV. konnte sein Amt aufgrund der unsicheren Lage in Rom nur von Viterbo ausführen, wo er einen Papstpalast errichten ließ.[3]

2 Das Grabmonument Clemens IV

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Das 1271/1272 errichtete Grabmal des Papstes ist in Fragmenten erhalten und verfügt über eine wechselvolle Geschichte. Am 29.11. 1268 verstarb der Papst in seiner Residenz nach nur drei jähriger Amtszeit in Viterbo, sein Leichnam sollte in der Dominikanerkirche S. Maria in Gradi gemäß seines Wunsches begraben werden. Allerdings forderten die Kathedralkanoniker der Stadt die Dominikaner auf, die sterblichen Überreste des Nachfolgers Petri in die Domkirche zu überführen. Die „Enteignung“[4] der Dominikaner hatte nicht nur religiöse, sondern auch wirtschaftliche Gründe, nämlich die Sicherung des Zustromes der Gläubigen. Erst 1276 gelang es Papst Innozenz V. Leiche und Grabmal in die Kirche des Bettelordens zurück zu bringen. 1885 fand schließlich eine Translation im Rahmen der Säkularisierung von S. Maria in Gradis (heutiges Museo Civico) nach San Francesco alla Roca[5] statt, wo es sich noch heute befindet. Neben zahlreichen Beschädigungen, verursacht durch den Transport der Grabteile, wurden dem Kunstwerk außerdem im 2. Weltkrieg bzw. im Rahmen der Restaurierung schwere Schäden zugefügt.

Trotz Übersiedlungen und Zerstörungen stellt das Clemensgrab heute eine kunsthistorische Besonderheit dar und beeindruckt durch folgende Neuerungen in der Sepulkralkunst des Mittelalters:

1. Erstmals wird ein steiler spitzbögiger Baldachin über das Grab angebracht.
2. Die Figur des Verstorbenen ist ein zentraler Bestandteil des Grabes.
3. Die veristische Darstellung des Toten.
4. Der Sarkophag dient als Unterlage der Figur des Toten und ruht auf einem altarähnlichen Untergeschoss mit gleichzeitiger Erhöhung des Grabes.

Die Päpste bevorzugten im 12. und 13. Jahrhundert eine Wiederverwendung antiker Sarkophage, das figürliche Wandgrabmal mit gotischen Baldachin entstand merklich später als nördlich der Alpen.

Das Untergeschoss des Grabes ist nicht wie in Italien üblich, mit Marmor gestaltet, sondern mit spitzbögigen Blendarkaden umstellt. Der Sarkophag selbst ist an der Vorderseite mit Cosmateninkrustationen im Treibriemenmuster verziert. Seitlich des Sarkophages befindet sich jeweils eine Säule mit Cosmatenverzierungen, die den an der Wand befindlichen den ädikulaförmigen Baldchin stützen. Die Kapitelle der Säulen sind im korinthischen Stil mit gotischen Knospen gefertigt.

Die Betonung der vertikalen, in die Höhe strebenden Dimension der Gotik ist im Grabmal Clemens`VI. umgesetzt. Der Baldachin hat einen steilen Giebel, der in einem Dreipass mit lanzenförmiger Spitze endet, ein in der Hochgotik verwendete aus drei Kreisbogen zusammengesetzte zentrierte Figur. Gotische Krabben als Blattornamente und eine gotische Kreuzblume dienen als Verzierung. Durch die erhöhte Darstellung der Liegefigur erhält diese Denkmalcharakter. Diese Bauweise wird vom Chronisten Burchard von Hall als Opus Francigenum bezeichnet, und zwar in Bezug auf den Bau der Stiftskirche Wimpfen am Neckar 1269.[6]

[...]


[1] Vetternwirtschaft.

[2] Ordalium, eine Entscheidung in einem Rechtsstreit, herbeigeführt durch eine scheinbar übernatürliche Macht.

[3] Lexikon des Mittelalters, Marie Hayez , S. 2141-2142.

[4] Körner, 1997, S. 120.

[5] In der Kirche San Francesco befinden sich mehrere bedeutende Gräber: 1. Südliches Querschiff: Grab des Pietro di Vico (gest. 1268), 2. Südliches des Chores: Papst Hadrian V. (gest. 1276), Arnolfo da Cambio zugeschrieben, 3. Nördlich des Chores: Clemes IV. (gest. 1268), Pietro di Oderisio.

[6] Claussen, 1990, S. 175.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Cosmaten Gräber - Das Grabmonument Clemens IV. in Viterbo
Hochschule
Universität Wien
Veranstaltung
Westminster Abbey – Königliche Kunstpatronanz und monastische Frömmigkeit im mittelalterlichen England
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V138262
ISBN (eBook)
9783640477258
ISBN (Buch)
9783640476930
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cosmaten, Gräber, Grabmonument, Clemens, Viterbo
Arbeit zitieren
Veronika Pichl (Autor:in), 2009, Cosmaten Gräber - Das Grabmonument Clemens IV. in Viterbo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138262

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