Der Prolog zum Deuterojesajabuch (Jesaja 40,1-11)


Hausarbeit, 2009

26 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Arbeitsübersetzung

2. Textkritik
2.1 Entschlüsselung der kleinen und großen Masora
2.2 Entschlüsselung des textkritischen Apparates

3. Literarkritik
3.1 Abgrenzung des Textes
3.2 Synchrone Analyse
3.3 Diachrone Analyse
3.4 Auswertung der Beobachtungen

4.Überlieferungsgeschichte
4.1 Suche nach Mehrfachüberlieferungen
4.2 Nachzeichnung einer möglichen Entwicklung

5. Redaktionsgeschichte
5.1 Interpretation der literarkritischen Ergebnisse
5.2 Redaktionsgeschichtliche These

6. Formgeschichte
6.1 Bestimmung / Beschreibung der Form einzelner Teile
6.2 Vergleichbare Texte im Alten Testament

7. Traditionsgeschichte
7.1 Verweis auf vertretene Traditionen
7.2 Literarische Funktion der verwendeten Tradition

8. Einzelexegeseund Gesamtinterpretation

8.1 Endübersetzung
8.2 Legende
8.3 Bedeutung, Sinn und Funktion des Textes in der Gesamtaussage

Literaturverzeichnis

Einleitung

In meiner Hausarbeit widme ich mich dem Prolog des Deuterojesajabuches in den ersten elf Versen des 40. Kapitels des Jesajabuches. Ich bearbeite diesen Text exegetisch und werde dabei in folgenden Methodenschritten vorgehen: Textkritik, Literarkritik, Überlieferungsgeschichte, Redaktionsgeschichte, Formgeschichte und Traditions- geschichte. Am Schluss kommt es zur Ergebnisfindung anhand der wichtigsten Erträge der einzelnen Methodenschritte in einer zusammenfassenden Interpretation. Ziel der Exegese soll sein, so nah wie möglich an das Verständnis des Textes in seinem historischen Kontext zu kommen und seine verschiedenen Bedeutungsebenen zu durchleuchten.

1. Arbeitsübersetzung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Textkritik

2.1 Entschlüsselung der kleinen und großen Masora anhand jeweils eines Beispiels

Anhand der kleinen Masora, auf die der Circellus im fortgeschriebenen Text verweist, lässt sich erkennen, daß das Wort %s ¨, v in Vers 2aþ) im in der BHS überlieferten TaNaK nur zweimal vorkommt. Anhand dieses Beispiels lässt sich über die Wortzählung die Bedeutung der auch „Randmasora“ genannten Masora parva gut aufzeigen, wird doch hier ersichtlich, daß sie die Genauigkeit einer Abschrift durch „Errechnung“ angibt. In einem anderen Beispiel zeigt die Masora parva anhand der Wortverbindung ,„_,-ts , in Vers 4aþ) ebenfalls ein zweimaliges Vorkommen auf und verweist mit der Indexzahl 1 auf die entsprechende Liste Nr. 2359 in der Masora magna. Liste 2359 in Weil Massorah Bd. 1 verzeichnet zwei Stellen, in denen die Kombination ,„_,-ts , vorkommt: Jes 40,4 und Jos 13,11. Mit letzterer Stellenangabe wird die Verbindungslinie zum im Josuabuch erwähnten Berg Hermon geschlagen, dessen Gesamtheit dort ebenso bezeichnet wird wie in unserem Textbeispiel die Gesamtheit aller Berge.

2.2 Entschlüsselung des textkritischen Apparates

In Vers 2b) ist das Wort „s t n . im textkritischen Apparat als stn gemäß der Jesaja-RolleQa in den Textfunden1 von Qumran und mit dem masoretischen propositum (Verbesserungsvorschlag) „s ! n. angegeben. Vergleicht man nun die Ausgangsformen, so leuchtet ein, daß der feminine Ausklang der masoretischen Textform „s t n . im Bezug auf das Femininum %s , v die grammatikalisch sinnvollere Version darstellt als die dreiradikalige, maskuline Version der Jesaja-Rolle. Berücksichtigt man nun noch das vermerkte propositum, so drückt die Pi'el-Form (ebenfalls Perf. 3. f.) „s ! n. noch deutlicher die resultative Vollendung einer Zeitspanne im Sinne von vollständig erlebter Zeit aus und erscheint hier als eine sinnvolle Anmerkung. Es ist anzunehmen, daß die “lectio facilior in 1QJesa eine Kongruenz mit s,v (maskulin) »Dienst« hergestellt hat”2. Diese Lesart sollte aber gegenüber dem MT nicht berücksichtigt werden.

Das Wort s,» in Vers 4a) ist im Apparat mit der Leseempfehlung s, »_ vermerkt, da hier wahrscheinlich während der Abschrift versehentlich ein patach und ein schwa zu einem sere verändert wurden.

Die Erwiderung ,n_,s , in Vers 6a) wird vom textkritischen Apparat mit dem Verweis auf 1QJesa versehen, die stattdessen „,n,s, aufweist. Hier wird also die dritte Person maskulinum des MT der ersten Person in 1QJesa gegenübergestellt. Auch die Septuaginta belegt mit nat’ ctˆua ebenso wie die Vulgata mit »et dixi« die Lesart der ersten Person, der Lesehinweis im Apparat rät schließlich zu ,n_s˙, „Für die Beibehaltung des MT spricht, dass die Lesart ,n_s˙, »und ich sagte« der einzige Beleg eines Imperfekt consecutivum in Jes 40,1-11 wäre, dernarrativin die Vergangenheit verwiese. Dagegen ist der Prolog ganzdiskursivauf die Gegenwart bzw. Zukunft gerichtet”3. Andererseits wird eine direkte Aufforderung zum Ruf, die vorangeht, stilistisch sehr gut in der Ich- Form und weniger treffend in der dritten Person oder gar unpersönlich beantwortet werden können. Es stellt sich dann die Frage nach der Verfasserintention, ob sich der Schreiber hierin selbst ausdrücken oder auch dieses auf sich bezogene Imperfekt als generelle Aussage in den Raum stellen wollte. Die Frage nach dem Verfasser wird wohl nicht gänzlich geklärt werden können, aber es liegt nahe, die rhetorische Wendung einer auf den Schreiber selbst bezogenen Antwort auf den Imperativ „Rufe!“ als ursprünglichen Text anzunehmen, zumal diese Version sowohl durch 1QJesa als auch durch die Septuaginta belegt ist.

Im gleichen Vers begegnet das Wort s, » s , das textkritisch mitfrt inss, » , also „vielleicht einzufügen s, » “ bemerkt wurde. Dieses Einzufügende entspricht dem maskulinen Imperativ, könnte also mit einem adverbial gedeuteten „n im Sinne von “wie?” eine Wiederholung andeuten. Sieht man das richtungsweisende Fragewort aber als pronominal im Sinne von „was?”, so erscheint es nur folgerichtig, das Verb in der ersten Person singular zu lesen.

Weiterhin wird in Vers 6b) ;,,o n_ mit Verweis auf die Septuaginta, welche 6o’$a gemäß 1 Petr 1,24 auflistet, das propositum ,˙,,„,_ alii ,˙»nn angegeben. So erhält man für die

Übersetzung je nach Entscheidung entweder „sein Glanz“, „seine Herrlichkeit“, „seine Hoheit“ oder im anderen Fall „seine Anmut“, „seine Schönheit“. Folgt man nun der Septuaginta, scheint es angeraten zu sein, als Verbesserungsvorschlag ,˙,,„ gelten zu lassen, da „Herrlichkeit“ hier die gleiche Übersetzung bietet, die auch der erste Petrusbrief aufgreift. Allerdings legt der Vergleich mit der Feldblume die Begriffe „Anmut“ und „Schönheit“ inhaltlich wohl näher, was darauf schließen läßt, daß der MT mit seiner Wortbedeutung dem Hinweis im Apparat auf ,˙»nn am besten entspricht und

[...]


1 Nach dem Vorwort der BHS: secundum The Dead Sea Scrolls of St. Mark's Monastery. Vol. I 1950.

2 Ulrich BERGES, Jesaja 40-48, S. 79.

3 Ebd. S. 80.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Prolog zum Deuterojesajabuch (Jesaja 40,1-11)
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Altes Testament)
Veranstaltung
Proseminar WS 2008/2009 "Die Völkerwallfahrt zum Zion"
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
26
Katalognummer
V138199
ISBN (eBook)
9783640465958
ISBN (Buch)
9783640466153
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Beurteilung des Dozenten, Auszug: "Die Arbeit von Herrn Herzig bietet eine ausführliche Interpretation des Textes Jes 40,1-11. Er arbeitet in gelungener und überzeugender Weise die Aussage des Textes im Horizont seiner historischen Entstehung heraus. [...] eine gut strukturierte, inhaltlich überzeugende und zudem sprachlich gut lesbare Arbeit.
Schlagworte
Alttestamentliche, Proseminararbeit, Jesaja, Prolog, Deuterojesajabuch, Sehr
Arbeit zitieren
stud. theol. Ferenc Herzig (Autor:in), 2009, Der Prolog zum Deuterojesajabuch (Jesaja 40,1-11), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138199

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