Das Nibelungenlied. Heldenepos oder Höfischer Roman?


Hausarbeit, 2009

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historische Ansatzpunkte
2.1 Die Merowingische Geschichte bietet Hinweise für den ersten Teil des Epos:
2.2 Die Burgunden als historischer Ansatzpunkt für den zweiten Teil des Epos:

3. Die Entstehungsgeschichte
3.1. Die Entstehungszeit
3.2 Der Entstehungsort
3.3 Erzähler, Verfasser

4. Überlieferte Handschriften

5. Gattungsproblematik

6. Hartmann von Aues Iwein und Erec
6.1. Allgemeines
6.2 Erec
6.3 Iwein

7. Der Anfang

8. Die Form

9. Der Held/ Die Helden

10. Autor, Erzähler, Narration

11. Stoff

12. Abschließende Stellungnahme

Literatur

1. Einleitung

Obwohl uns das Nibelungenlied in einer reichen handschriftlichen Überlieferung erhalten ist - teils vollständig, teils fragmentarisch -, bleibt dessen endgültige Entstehungsgeschichte weitestgehend immer noch im Verborgenen. Das hat vor allem mit der Editionsproblematik zu tun, das heißt, dass lange unklar blieb, welche Handschrift dem Original am nächsten kommt. Und auch heute kann man noch nicht hundertprozentig sagen, welche Handschrift nun die einzig Richtige sei.

Man nimmt an, dass das Nibelungenlied vom 5. bis ins 11. Jahrhundert mündlich übertragen und erst später schriftlich festgehalten wurde.

Der Inhalt des Nibelungenliedes bezieht sich im Wesentlichen auf die Völkerwanderungszeit, also die Zerstörung des Burgundenreichs durch den weströmischen Heermeister Aëtius (436) und (im zweiten Teil) auf den Hunnenkönig Etzel/Atli († 453).

2. Historische Ansatzpunkte

Das Nibelungenlied besteht aus zwei miteinander verbundenen Stoffkreisen, die zum Teil auf historischen Quellen, auf alten Sagen, zeitgeschichtlichen Ereignissen, märchenhaften Motiven und absichtlichen Änderungen des Dichters beruhen.

Die folgenden historischen Grundlagen fand Georg Holz heraus, die ihm Ansatzpunkte für einen direkten Bezug zur Realität boten:

Sowohl in der Geschichte der Merowinger (1.1) als auch in der Geschichte der Burgunden (1.2) finden sich historische Ansatzpunkte für das Nibelungenlied.

2.1 Die Merowingische Geschichte bietet Hinweise für den ersten Teil des Epos:

a) Die drei Söhne des Königs Chlothachari I., Sigibert, Chilperich, Gunthchramm teilten sich das Frankenreich
b) 566 heiratete Sigibert Brunhilde
c) Chilperich heiratete Brundhildes Schwester Gailswintha, obwohl er eine Konkubine (Fredegunde) hatte
d) Fredegunde ließ Gailswintha ermorden, wobei Chilperichs Rolle hier nicht geklärt ist. Es wird vermutet, dass Chilperich den Mord unterstützte oder gar veranlasste. Wenige Tage nach Gailswinthas Tod ehelichte Chilperich Fredegunde. Somit fiel der Schwester der Toten, Brundhilde, die Pflicht der Rache zu
e) Sigibert wird auf Betreiben Fredegundes ermordet

2.2 Die Burgunden als historischer Ansatzpunkt für den zweiten Teil des Epos:

a) 437 werden die Burgunden von den Hunnen vernichtend geschlagen
b) Die Erwähnung der burgundischen Königsnamen treten um 500 auf
c) Der Name Hildiko, Gattin Attilas, könnte einen Hinweis auf den Name Kriemhild oder Grimhild geben.
d) Chrotchildis, eine burgundische Prinzessin, heiratete den Merowinger Chlodovech, um sich mit Hilfe ihres Mannes an Gundobad, dem Mörder ihrer Eltern, zu rächen.
e) Dietrich von Bern ist als historische Figur (Theoderich) belegt.

Aus diesen Fakten ergeben sich nach Holz[1] Ansatzpunkte, die bei einer Aufschlüsselung des Nibelungenliedes hilfreich sein können.

Die Charakterzüge der Brunhilde finden sich auch bei der Brunhilde im Nibelungenlied. Guntchramm von Burgund erinnert in Namen und Stellung an den Burgundenkönig Gundicari (oder Gunther). Die Attila-Burgunden-Geschichte könnte mit der Geschichte der Merowinger zusammengeflossen sein, sodass Brunhilde Gattin von König Gunther geworden ist.

3. Die Entstehungsgeschichte

3.1. Die Entstehungszeit

Die Eingangszeile des Nibelungenliedes (Uns ist in alten maeren wunders viel geseit[2] ) verdeutlicht den großen Zeitraum zwischen dem Jetzt, in dem der Dichter und sein Publikum leben und der Vergangenheit, den alten Zeiten.

Es findet sich außerdem in der Überlieferung eine Widmung an den damaligen Bischof von Passau, Wolfger von Ellenbrechtskirchen, der das Amt des obersten Priesters zwischen 1194 und 1204 innehatte. Daraus lässt sich nun schließen, dass das Nibelungenlied in seiner Urfassung um 1200 schriftlich fixiert wurde.

3.2 Der Entstehungsort

Aufgrund der Tatsache, dass sich um diese Zeit der germanisch-heroische Epenbestand fast ausschließlich im bayrisch-österreichischen Sprachgebiet verbreitete, kann man also mit ziemlicher Genauigkeit sagen, dass das Nibelungenlied von einem Verfasser, der zwischen Passau und Wien lebte, niedergeschrieben wurde. Vieles deutet darauf hin, dass der Verfasser von einem Mäzen des Passauer Bischofhofes unterstützt wurde.

3.3 Erzähler, Verfasser

Die Art und Weise, wie das Lied verfasst wurde, weist darauf hin, dass der Schriftsteller ein sowohl geistlich als auch literarisch gebildeter Mann gewesen sein muss.

Andreas Heusler geht in seiner Anschwellungstheorie von 1921 davon aus, dass der Verfasser ein „Spielmann höherer Art“ gewesen sein könnte, da ein Stemma aufgrund zweier Überlieferungszweige des Stoffes (Brünhildsage und Burgundensage) vorliegt und der Verfasser mit Hilfe dieser Vorlagen das Epos ausarbeitete, erweiterte und umstilisierte (Sagenstemma Heuslers). Ein Spielmann allein hätte niemals die Mittel und die Bildung besessen ein Werk in diesem Umfang zu verfassen.

4. Überlieferte Handschriften

Die wichtigsten Handschriften aus dem 13. Jahrhundert sind die Handschriften A (Hohenems- München), Handschrift B (St.Gallen), und Handschrift C (Hohenems- Laßberg). Handschrift A stellt eine kürzende, mit archaischen Elementen durchsetzte, flüchtig geschriebene und mit zahlreichen Fehlern behaftete Fassung dar, wohingegen der Urtext in Handschrift C in Bezug auf Stilistik, Metrik und auch den Inhalt betreffend eine bewusste Umgestaltung erfährt. Die Handschrift B ist eine bessere als A, aber eine weniger gute als C und kommt dem Original wohl am nächsten. Zu diesem Resultat kam Holtzmann[3] 1825 und widerlegte damit die Theorie Lachmanns, Handschrift A sei diejenige, die das Original am besten wiedergebe. Lachmann wertete die zahlreichen Fehler und Mängel der Handschrift A als Spuren der Addition ursprünglich selbstständiger Einzellieder zu Gesamtform des Epos. Damit stützte er sich immer wieder auf seine „Liedertheorie“. In ihr nahm Lachmann an, dass das Nibelungenlied aus 20 Volksliedern bestünde, deren Strophenzahl immer durch sieben zu teilen sei. Diese Lieder wurden von einem „Redakteur“ geordnet und 1210 zu einem ganzen Gedicht addiert. Damit bezieht sich Lachmann wiederum auf Wolfs Homerthese/ Homerfrage, welche Wolf in seinem fragmentarischen Werk Prolegomena ad Homerum von 1795 behandelt. Er untersuchte Homers Werke auf ihre Entstehungsgeschichte und zweifelte, ob Homer der einzige Autor sei oder ob noch weitere Autoren an den Werken mitgearbeitet haben.

[...]


[1] Georg Holz: Der Sagenkreis der Nibelungen, Leipzig, 1920

[2] Pretzel, Ulrich: Das Nibelungenlied. Kritische Ausgabe, Stuttgart, 1973. S.18

[3] aus: Holtzmann: Adolf: Untersuchungen über das Nibelungenlied, Stuttgart. 1854

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Nibelungenlied. Heldenepos oder Höfischer Roman?
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
12
Katalognummer
V138027
ISBN (eBook)
9783668020696
ISBN (Buch)
9783668020702
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Editionsproblematik, Gattungsproblematik
Arbeit zitieren
Sabine Reinwald (Autor:in), 2009, Das Nibelungenlied. Heldenepos oder Höfischer Roman?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138027

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