Kontrastive Analyse: Finnisch - Deutsch


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Allgemeines zum Finnischen

3. Das Vokalsystem des Finnischen

4. Das Konsonantensystem des Finnischen

5. Probleme beim Erlernen des Finnischen

Literatur

1. Einleitung

<School> (engl.), <escola> (portug.), <scuola> (ital.), <escuela> (span.), <skola> (schwed.) und <szkola> (poln.) - all diese Wörter stammen aus verschiedenen europäischen Sprachen und deren Übersetzung lässt sich im Deutschen aufgrund ihrer ähnlichen Phonetik einfach herleiten: „Schule“. Der finnische Ausdruck für dieses Wort lautet <koulu>. Wie an diesem einfachen Sprachvergleich zu erkennen ist, unterscheidet sich das Finnische in der Grammatik sehr von anderen Sprachen in Europa, daher wird es oft als ein wenig exotisch empfunden und stellt für einen deutschen Muttersprachler eine große Herausforderung dar, da beide Sprachen weder genetisch noch typologisch verwandt sind. (Hyvärinen 2001: 429)

In der deutschsprachigen Forschungsliteratur wurde der finnischen Phonetik und Phonologie bisher wenig Beachtung geschenkt und kontrastive Analysen mit dem Deutschen sind erst seit den 1960er Jahren von wissenschaftlichem Interesse. (Hyvärinen 2001: 429) Lediglich die Professorin Ursula Hirschfeld der Universität Wien bietet in ihrem Werk „Phonetik international: von Afrikaan bis Zulu“ eine kompakte Zusammenfassung der finnischen Phonetik sowie einige vergleichende Aspekte mit der deutschen Sprache. Da Hirschfeld in ihrem Werk jedoch mehrere Sprachen abhandelt, befasst sie sich lediglich mit den wichtigsten Besonderheiten der jeweiligen Sprachen, so auch des Finnischen. Dieses Werk kann demnach nicht maßgebend sein, da der Vergleich mit der deutschen Sprache nicht umfassend behandelt wird.

Aus diesem Grund soll sich die vorliegende Arbeit mit einem Vergleich der deutschen und der finnischen Phonologie auseinandersetzen, wobei das Hauptaugenmerk auf die uns fremde Sprache, das Finnische, gerichtet werden soll. Des Weiteren sollen nur phonetische und phonologische Besonderheiten der beiden europäischen Sprachen berücksichtigt werden. Auf eine Einführung in die Begrifflichkeiten der kontrastiven Phonologie soll ebenso wenig eingegangen werden wie auf die einzelsprachlichen Phänomene im Bezug auf Lexik oder Grammatik der beiden Sprachen. Um einen Zugang zur Phonetik der Sprache zu finden, werden im zweiten Kapitel zunächst einige allgemeine Fakten zum Finnischen zusammengetragen, bevor im darauffolgenden Abschnitt das Vokalsystem des Finnischen untersucht wird. Anschließend soll auf das Konsonantensystem der finnischen Sprache eingegangen werden sowie abschließend auf die Probleme, die beim Finnisch-Lernen auftreten können.

2. Allgemeines zum Finnischen

Finnisch gehört zu den Ostsee-finnischen Sprachen, die wiederum Teil der finnougrischen Sprachfamilie sind. Zur Ostsee-finnischen Gruppe gehören beispielsweise auch das Estnische und andere von Minderheiten gesprochene Sprachen rund um die Ostsee. (Hirschfeld 2003: 2) Mit 5,1 Mio. Sprechern gehört das Finnische zusammen mit dem Estnischen, das von 1,25 Mio. Menschen gesprochen wird, zu den größten Sprachen der finnougrischen Sprachfamilie. Da Finnisch demnach nicht zur germanischen Sprachfamilie gehört, unterscheidet es sich drastisch von den Sprachen der Nachbarländer Finnlands wie Norwegisch, Schwedisch und Dänisch. Sprachliche Verwandte haben die Finnen hingegen in Estland, Lettland, Litauen und Ungarn. Lediglich die estnische Sprache ist jedoch für die Finnisch-Sprechenden etwas verständlich. (Goethe-Institut 09.04.09) Es muss an dieser Stelle jedoch eingewandt werden, dass der jahrhundertelange Sprachkontakt mit benachbarten Sprachen etwa im Gebiet der Syntax und des Wortschatzes zu einer gewissen Annäherung des Finnischen an die umliegenden indogermanischen Sprachen geführt hat.

„Suomi“, wie es von den Einheimischen genannt wird, ist neben Schwedisch seit 1892 die Amtssprache der Republik Finnland sowie offizielle Sprache einer Minderheit in Schweden. Es gibt zahlreiche Dialekte, von denen das Westfinnische und das Ostfinnische am bedeutendsten sind. Hirschfeld (2003: 2) merkt an, dass diese sich durch eine Reihe von eigenständigen Entwicklungen aus dem Urfinnischen auszeichnen, vor allem in Grammatik und Lexik, aber auch in der Phonetik. Die Vokale und Konsonanten des Finnischen können lang oder kurz gesprochen werden. Darauf soll jedoch später noch einmal explizit eingegangen werde.

Das Finnische ist außerdem eine vokalreiche Sprache, was dem Sprecher ermöglicht, mit einem geringen artikulatorischen Aufwand eine gute Verständlichkeit zu erreichen. Nach Hirschfeld (2003: 2) erscheint dem deutschen Muttersprachler das Finnische in einer relativ tiefen Tonlage, ähnlich wie im Ungarischen.

Wie in allen finnougrischen Sprachen ist die Silbenstruktur sehr einfach, da weder anlautend noch auslautend Konsonantenkombinationen auftreten. (Wendt 1987: 93) Ausnahmen bilden hierbei Lehn- und Fremdwörter, bei denen Verbindungen von zwei Konsonanten auftreten können. Das Verhältnis von Vokalen und Konsonanten im fortlaufenden Text ist nahezu 1:1. Des Weiteren kommt dem Wortakzent keine bedeutungsunterscheidende Funktion zu, denn er liegt immer auf der ersten Silbe eines nicht zusammengesetzten Wortes. Dieser festgesetzte Akzent hat u.a. die Funktion Wortgrenzen zu signalisieren. (Hirschfeld 2003: 3)

3. Das Vokalsystem des Finnischen

In der finnischen Sprache gibt es wie im Deutschen 16 Vokale. Ein markanter Unterschied zur deutschen Sprache ist die Realisation der Vokale: während kurze Vokale mit einem Buchstaben realisiert werden, verwendet man zur Darstellung von Langvokalen zwei Buchstaben. Werden diese Längen falsch ausgesprochen, kann dies die Bedeutung eines Wortes entscheidend verändern (Buchholz 2005: 1), was an den folgenden Beispielen deutlich wird:

<taka> („zurück“)

<takaa> („hinterrücks“)
<takka> („Feuerstelle“)
<taakka> („die Last“)

Neben den Monophthongen gibt es sowohl im Finnischen als auch im Deutschen Diphthonge, die aus zwei qualitativ unterschiedlichen Vokallauten gebildet werden. Die finnische Sprache ist sehr reich an Diphthongen, denn es gibt 16 Diphthonge, die artikulatorisch in öffnende (Zunge gleitet nach unten, d.h. der zweite Vokal ist offener als der erste) und schließende (Zunge gleitet nach oben, d.h. der zweite Vokal ist geschlossener als der erste) Diphthonge unterschieden werden. (Pasanen 2007: 16f.) Die finnischen Diphthonge bestehen aus zwei gleichwertigen Teilen, d.h. aus zwei kurzen Vokalen, von denen der erste etwas stärker betont ist als der zweite. Die Sprechdauer ist dabei kaum unterschiedlich. Die Diphthonge des Finnischen sind demnach fallend, da die Betonung auf dem ersten Vokal liegt. Im Deutschen gibt es hingegen lediglich die drei Diphthonge /a / (z.B. <Haus>), /a/ (z.B. <Leim>) und / / (z.B. <Heu>), die alle schließend sind. Des Weiteren sind sie fallend, wie die finnischen Diphthonge, aber anders als im Finnischen ist der erste Vokal deutlich erkennbar, während die Dauer und das Ausmaß der Gleitbewegung bei dem zweiten Vokal bei individuellen Sprechern und in unterschiedlichen lautlichen Kontexten variieren. (Pasanen 2007: 17) In einigen Deutschen Dialekten, wie dem Schwäbischen, können auch steigende Diphthonge vorkommen. Die deutschen Diphthonge unterscheiden sich von den finnischen auch dadurch, dass das erste Element länger und betont ist, das zweite dagegen bedeutend kürzer und schwächer. (Hall et al. 1995: 122f.)

Nachfolgend werden die öffnenden und schließenden Diphthonge mit einem finnischen Beispiel aufgeführt:

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kontrastive Analyse: Finnisch - Deutsch
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V137427
ISBN (eBook)
9783640459988
ISBN (Buch)
9783640459841
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Phonetik, Deutsch, Finnisch, kontrastive Phonetik, finnische Sprache
Arbeit zitieren
Eva Meyer (Autor:in), 2009, Kontrastive Analyse: Finnisch - Deutsch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137427

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