Die Didaktik der nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola)


Seminararbeit, 2001

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die nationalpolitischen Erziehungsanstalten

2. Die Didaktik der Napolas
2.1 Die Begründung der Napolas
2.2 Die innere Struktur
2.3 Die Ziele
2.4 Lehrer und Erzieher
2.5 Die Auslese der Schüler
2.6 Der Schulalltag
2.7 Der Unterricht
2.8 Die deutsch-angelsächsischen Kontakte

3. Napolas für Mädchen

4. Literatur

1. Die nationalpolitischen Erziehungsanstalten

Die ersten nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napolas, NPEA) wurden 1933 in Plön, Köslin und Potsdam vom damaligen Reichserziehungsminister im Preußischen Kultusministerium, Bernhard Rust, durch die Umwandlung ehemaliger preußischer Kadettenanstalten ins Leben gerufen. Rust forderte am 20. 4. 33, Hitlers Geburtstag, dass

„(...) die drei ehemaligen Kadettenanstalten in Plön, Köslin und Potsdam gemäß ihrer Tradition zu nationalpolitischen Erziehungsanstalten im Sinne der nationalen Revolution umzubilden“ seien. „Die Lehrkörper sind dementsprechend neu zusammenzusetzen. Bei Neuaufnahmen ist eine entsprechende Auslese zu treffen. Der Unterrichtsplan ist völlig neu zu gestalten. Die Schülerkleidung ist die Hitleruniform.“ (Vgl. Scholtz 1973).

Die Lehrer und Erzieher der Napolas hatten neben fachlichen Kompetenzen Führerpersönlichkeit zu besitzen. Zudem hatten sie als Reserveoffiziere ausgebildet zu sein bzw. dies nachzuholen.

Die Schüler der Napolas stammten aus allen Schichten. Generelle Aufnahmekriterien waren rassische, charakterliche, körperliche und geistige Eignung. Weiterhin hatten die Schüler ein Ausleseverfahren zu absolvieren. Dieses bestand aus einer Vormusterung und einer einwöchigen Aufnahmeprüfung in Form von Unterricht und Prüfungen in verschiedenen Fächern. Besonderen Wert nahmen die Prüfungen der körperlichen Ertüchtigung und der Mutproben ein. Etwa ein Drittel der Bewerber bestand dieses Ausleseverfahren und wurde in eine Napola aufgenommen.

Die Ausbildung in den Napolas war vormilitärisch geprägt. Sie war gekennzeichnet durch Zucht, Ordnung und Gehorsam. Der körperlichen Ertüchtigung wurde während der Ausbildung in einer Napola große Bedeutung beigemessen. Besondere Sportarten wie Segeln, Fechten, Segelfliegen und Reitsport sollten dazu beitragen, einen „weltfähigen“ Deutschen mit einem „Herrenbewußtsein“ zu erziehen.

Neben der Ausbildung war auch das Internatsleben in den Napolas militärisch durchstrukturiert. Die Jungmannen wurden in „Züge“, welche den herkömmlichen Klassen ähnelten, und „Hundertschaften“, welche wie eine Kompanie aufgebaut waren, eingeteilt. Jeder „Zug“ hatte einen „Jungmann-Zugführer“, welcher dem „Zugführer“ unterstellt war. Durch die permanente nationalsozialistische Indoktrination sollte ein „politischer Kämpfer“ herangezüchtet werden, der für „die Sache des Führers“ notfalls sein Leben opferte.

Der Schulalltag in den Napolas war gekennzeichnet durch den fachlichen Unterricht am Morgen und dem Dienst am Nachmittag.

Die Uniformierung der Schüler in den staatlichen Einrichtungen sollte das Symbol für eine Verwirklichung „staatspolitischer Erziehung“ sein.

Aus Prestigegründen wurden die Napolas gern als Eliteinternate und Ausleseschulen deklariert, welche den Führernachwuchs für die SS, SA und deren Gliederungen, also den Offiziersnachwuchs, heranbilden sollten. Schon 1933 war es der Wunsch Rusts, dass die Napolas als „Musterstätten nationalsozialistischer Gemeinschaftserziehung“ verstanden wurden. Da Rust eine enge Bindung zur SS hatte, orientierten sich auch die Napolas nach den Ideologien der SS. Zudem zeigte der Reichsführer der SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler, Interesse an diesem Schultyp. Aufgrund der Machtausdehnung Himmlers lag für die Napolas darin eine Art Zukunftsversprechen. Die Absolventen dieser Schulen sollten später Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Gesellschaft besetzen, doch brachten diese Schulen in der Realität weder den Führungs- bzw. Offiziersnachwuchs hervor, noch waren sie in ihren Leistungen besser als andere Schulen.

Vorbilder der Napolas waren die englischen „Public schools“ und die Landerziehungsheime. Weitere Einflüsse auf das Wesen der Napolas stammen aus der bündischen Jugend, in der die Gemeinschaftserlebnisse durch Zeltlager, Auslandsexkursionen und Geländespiele im Vordergrund standen.

Im Jahre 1935 existierten elf, 1942 zwölf und 1944 fünfunddreißig Napolas, davon zweiundzwanzig im Altreich. Zahlenmäßig waren die Napolas dennoch zu unbedeutend, um eine Konkurrenz zum herkömmlichen Schulsystem darzustellen.

Die Napolas waren totale Institutionen, welche ihren Schülern jegliches Recht auf Individualität versagten.

2. Die Didaktik der Napolas

2.1 Die Begründung der Napolas

Die Napolas entstanden aus der Begründung heraus, eine wirksame nationalsozialistische Erziehung gewährleisten zu können. Die Beeinflussungsmöglichkeiten der Schüler in diesen Eliteinternaten erwiesen sich durch die Abwesenheit des Elternhauses und der ganztägigen Überwachung der Schüler durch nationalsozialistische Erzieher als sehr günstig.

Die Napolas stellten an sich selbst den Anspruch, ihren Schülern eine besondere Ausbildung durch zusätzliche Anforderungen anzubieten. Diese Anforderungen bezogen sich auf ihr Sozialverhalten im Internat, auf stärkere körperliche Beanspruchung durch Sport und Wehrsport, als es in den herkömmlichen Schulen der Fall war, auf die Verschulung von Freizeitaktivitäten, insbesondere sportlicher Aktivitäten, mit dem Ziel, einen Berechtigungsschein, wie beispielsweise den Jollenführerschein oder den Reiterschein, zu erwerben. Weiterhin wurde die obligatorische Teilnahme an Lehrgängen politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und wehrsportlicher Art gefordert.

2.2 Die innere Struktur

Die Napolas konnten kein pädagogisches Konzept aufweisen. Erfahrene Pädagogen der ehemaligen Kadettenanstalten und Internate wurden meist nicht übernommen, sondern entlassen oder versetzt. Vielmehr wurden auf Rusts Wunsch neue Anstaltsleiter und Lehrer eingesetzt. Die Anstaltsleiter erhielten nach dem „Führerprinzip“ die alleinige Entscheidungsbefugnis. Sie übernahmen die Verantwortung für die Erziehung der Schüler und die Verwaltung der Schule. Die Anstaltsleiter waren in der Regel unerfahrene Pädagogen, sie besaßen keine Internatserfahrung und waren vornehmlich auf militärische Vorbilder fixiert.

Den Schulbetrieb in den Napolas hatte ein Unterrichtsleiter im Sinne eines Oberstudienrates zu regeln.

Die Klassen waren in sogenannte „Züge“ mit je einem „Jungmannen-Zugführer“, welcher ein Schüler des „Zuges“ war, und einem „Zugführer“, dem Lehrer, eingeteilt. Dem „Jungmannen-Zugführer“ war immer der „Zugführer“ zugeordnet. Demnach kam dem „Jungmannen-Zugführer“ nur die Funktion eines Unteroffiziers zugute. Die Tendenz dieses Aufbaus entsprach dem Organisationsschema der HJ. Hier fanden sich ebenfalls die Gruppierungen nach den Jahrgängen bei der Bildung von Gefolgschaften.

Weiterhin wurden in den Napolas „Hundertschaften“ eingerichtet, die wie eine Kompanie aufgebaut waren.

2.3 Die Ziele

Hitler und Himmler hatten den Wunsch, Napolas einzurichten, damit aus diesen Schulen, nach guter Auslese der Schüler, der Führungs- bzw. Offiziersnachwuchs für die SA , die SS und deren Gliederungen hervorging. Die Absolventen der Napolas sollten später Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Gesellschaft übernehmen, sie sollten zum Offiziersnachwuchs der SA und SS herangebildet werden:

„Die körperliche, charakterliche und willensmäßige Ausbildung in den NPEA (ehem. Preußische Kadettenkorps) hat zum Ziel, der Reichswehr, der SA, dem Staat überhaupt einen ausgesuchten Nachwuchs an vormilitärisch ausgebildeten Führern zu liefern.“ (Vgl. Scholtz 1973).

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Didaktik der nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola)
Hochschule
Universität zu Köln  (Seminar für Geschichte und Philosophie)
Veranstaltung
Kindheit und Jugend in Deutschland 1933-1945. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Fragestellungen
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V13742
ISBN (eBook)
9783638193108
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Didaktik, Erziehungsanstalten, Kindheit, Jugend, Deutschland, Fachwissenschaftliche, Fragestellungen
Arbeit zitieren
Kathrin Ziesemann (Autor:in), 2001, Die Didaktik der nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13742

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