Die Kultur- und Medienpolitik in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) 1945 - 1949


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

28 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

I Einleitung

II Die SMAD und ihre Zentralverwaltungen
II.1 Die „Sowjetische Militäradministration in Deutschland“ (SMAD)
II.2 Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung“ (DVV)

III Gesellschaftliche Organisationen
III.1 Der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“
III.2 Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ (DSF)

IV Zeitungen in der SBZ - Die „Tägliche Rundschau“

V Rundfunk in der sowjetischen Besatzungszone

VI Film

VII Zensur

VIII Literatur

IX Schlussbetrachtung

X Gedruckte Quellen und Literatur

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

I Einleitung

Noch bevor Hitler sich am 30.April 1945, aus Angst vor der Schändung seiner Leiche durch sowjetische Truppen, das Leben nahm und verbrennen ließ, war das Schicksal „Nazi-Deutschlands“ besiegelt. Am 1.Mai 1945 setzten die Sowjets die Meldung in Umlauf, dass die sowjetische Armee die Flagge der Sowjetunion auf dem Reichstag gehisst habe. Durch die Eroberung Berlins und der darauffolgenden Kapitulationsbeurkundung vom 7.Mai, unterzeichnet von General Jodl, wurde dem II. Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen ein Ende gesetzt. Bereits am 5. Juni übernehmen die Siegermächte die oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Jedoch war bereits zu diesem Zeitpunkt abzusehen, dass die Chance einer Einigung auf ein demokratisches Deutschland relativ gering war.[1]

Nachdem Deutschland später in die bekannten vier Besatzungszonen untergliedert wurde, begann jede Besatzungsmacht, dass Leben im jeweiligen Sektor neu zu gestalten. Dies betraf selbstverständlich die politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, aber auf der anderen Seite natürlich auch die Kultur und die Medien. In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Kultur und den Medien in der sowjetischen Besatzungszone in den Jahren von 1945 bis 1949 auseinandersetzen.

Die Literatur über diese Thematik ist äußerst umfangreich und reicht von Werken aus Zeiten der zwei Teilstaaten bis hin zu Publikationen der Nachwendezeit. Besonders diese Werke können auf ein umfangreiches Archivmaterial zurückgreifen, welches die Öffnung ehemaliger DDR- und Sowjet-Archive ermöglichte. In meinen Fußnoten werde ich die Quellen von Befehlen, Anordnungen etc. der Einfachheit halber gemäß dem jeweiligen Archiv mit der zugehörigen Ablagenummer angeben. Diese Quellen sind abgedruckt im Band 15 des Instituts für Zeitgeschichte zur „Politik der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD): Kultur, Wissenschaft und Bildung 1945-1949“ abgedruckt.

In der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die sowjetischen Besatzer versuchten Einfluss auf das kulturelle Leben in ihrem Sektor zu nehmen. Dabei möchte ich mich ins besondere mit der SMAD und ihrer Zentralverwaltung für Volksbildung auseinandersetzen. Auf eine ausführlichere Betrachtung der Institution und ihres Aufbaus soll jedoch an dieser Stelle verzichtet werden, da sich die Arbeit speziell mit der Kultur- und Medienpolitik der SBZ von 1945-1949 auseinandersetzt und nicht mit dem institutionellen Aufbau der Administration, ebenso werden die anderen Zentralverwaltungen, die sicher ebenfalls wichtige Funktionen im System der SMAD übernehmen, außenvorgelassen.[2] Des Weiteren möchte ich auf zwei Kulturorganisationen eingehen, dabei den „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“, sowie der „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“. Weitere Inhaltspunkte befassen sich mit den Zeitungen, insbesondere der „Täglichen Rundschau“, dem Rundfunk, sowie dem Film in der SBZ. Abschließend werden noch die Punkte Zensur und Literatur im sowjetischen Sektor behandelt.

II Die SMAD und ihre Zentralverwaltungen

II.1 Die „Sowjetische Militäradministration in Deutschland“ (SMAD)

Die SMAD hatte die Hauptaufgabe die sowjetische Besatzungszone zu verwalten und die Einhaltung der Bestimmungen, die die bedingungslose Kapitulation für Deutschland mit sich brachte, zu überwachen. Diese Hauptaufgabe unterteilte sich dann jeweils auf die Bereiche Demilitarisierung, Wirtschaft, Politik, sowie Zivilverwaltung.[3] Der Oberste Chef der SMAD war gleichzeitig Oberbefehlshaber der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen und oberster sowjetischer Vertreter im Alliierten Kontrollrat. Dieser Posten wurde zu Beginn von Marschall Georgi Schukow begleitet, der bereits am 7.Mai 1945 durch Stalin fernmündlich bestellt wurde. Abgelöst wurde er durch Wassili Sokolowski im März 1946. Der Beschluss zur Bildung der Administration stammt vom 6.Juni 1945.[4]

II.2 Die „Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung“ (DVV)

Die „Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung“ war eine der ersten durch die SMAD gebildeten Zentralverwaltungen in der sowjetischen Besatzungszone, erlassen durch Befehl Nr.17 am 27.Juli 1945. Grund für die Einrichtung solcher Dienststellen war, dass sie der Administration als Hilfsorgane zur Verfügung stehen sollten. Die Leitung der Behörde oblag bis zu ihrer Auflösung Paul Wandel. Untergebracht war sie im ehemaligen „Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ in Berlin. In der Hochzeit der Organisation waren circa 250 Mitarbeiter bei ihr beschäftigt. Diese Institution bestand bis zur Gründung der DDR am 7.Oktober 1949 und ging anschließend in das „Ministerium für Volksbildung der DDR“ auf.[5]

Die Aufgaben der Verwaltung umfassten das Schul- und Hochschulwesen, die Bereiche Literatur, Presse, Film, Rundfunk sowie den Bereich der Kunst. Diesen Bereichen nach wurden die Abteilungen der DVV eingerichtet. Die Organisationsstruktur gliederte sich demzufolge in: Sekretariat, Personalabteilung, Abteilung Interne Verwaltung und wirtschaftliche Angelegenheiten, Abteilung Finanzen und Statistik, Abteilung Schulwesen, Abteilung Hochschulen und Wissenschaft, Abteilung für kulturelle Aufklärung und die Abteilung für Kunst und Literatur. Im Laufe der Zeit wurden der Verwaltung verschiedene Institutionen mit überregionaler Bedeutung, wie z.Bsp. dem Rundfunk, unterstellt. Wie alle Verwaltungen der SMAD hatte auch die DVV keine zentrale Gesetzes- und Ordnungsbefugnis, sondern war lediglich eine unterstützende Einrichtung für die Militäradministration.[6]

Wichtige Aufgaben, welche die einzelnen Abteilungen der Zentralverwaltung für Volksbildung betrafen, waren vor allem die schnelle Wiederinbetriebnahme des Schul- und Hochschulbetriebs. Dabei mussten vor allem neue Lehrpläne und Schulbücher gedruckt und die Lehrerschaft entnazifiziert werden. Zuständig für den Druck neuer Bücher wurde der neu gegründete Schulbuchverlag „Volk und Wissen“. Der Schulbetrieb konnte am 1.Oktober 1945 wieder aufgenommen werden. Problematischer gestaltete sich der Lehrbetrieb durch die notwendig durchgeführten Massenentlassungen bei den Lehrern. 70% der Lehrerschaft gehörten im Nationalsozialismus der NSDAP entweder nominell oder aktiv an, die sowjetische Besatzungsmacht ergriff jedoch die Möglichkeit, im Rahmen der politischen Säuberung, alle diese Lehrer zu entlassen und ersetzte sie durch Neulehrer, deren Lehrgänge zuerst 8 und später 12 Monate betrugen, in denen sie auf die Lehrtätigkeit vorbereitet wurden. Durch eine Anordnung im August 1946 wurde eine Schulreform durchgeführt, welche die Einheitsschule einführte und Russisch zum Pflichtfach ab der 8.Klasse erklärte, dafür den Religionsunterricht jedoch aus den Unterrichtsplänen verbannte. Ab Dezember 1945 nahmen auch nach und nach die Hochschulen ihre Lehrtätigkeit wieder auf, beginnend mit der Universität in Jena. An den Universitäten sollte besonders das Privileg der Oberschicht auf Bildung gebrochen werden, indem man besonders Wert darauf legen sollte, dass Arbeiter und Bauernkinder zum Studium zugelassen werden. Dies geschah vor allem im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen, die eben diese Jugendlichen auf ein Hochschulstudium vorbereiten sollten. Auch der Abteilung für kulturelle Aufklärung kam größere Bedeutung zu, indem das ihm unterstellte Referat für Verlagswesen anfangs noch die Drucklizenzen vergab. Diese Vergabe wurde später jedoch an den „Kulturellen Beirat“ übertragen. Im Dezember 1945 wurde der Abteilung für kulturelle Aufklärung das gesamte Rundfunkwesen der SBZ unterstellt mit dem Auftrag, die bereits bestehenden Sender um neue Sendeanstalten zu erweitern. Das Filmwesen wurde im Gegenzug der Abteilung Kunst und Literatur unterstellt, bei dem man im November 1945 das „Filmaktiv“ bildete, um die Schaffung einer neuen Filmgesellschaft vorzubereiten. Weitere Aufgaben die der DVV im Laufe ihrer Tätigkeit noch zufielen waren die Koordinierung im Rahmen der Wiedereröffnung von Theatern und Museen, sowie die Säuberung von Bibliotheksbeständen von NS-Literatur.[7]

III. Gesellschaftliche Organisationen

III.1 Der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“

In der sowjetisch besetzten Zone wurde, anders als in den westlichen Sektoren, jedem Künstler individuelle Hilfe angeboten. Diese Unterstützung sah vor, denjenigen beispielsweise mit einer Wohnung auszustatten, oder ihm Leistungen in Form von Nahrung anzubieten.[8] Durch diese Leistungen nahm man an, dass sich die SMAD die Solidarität der Künstler und Wissenschaftler sichern könne, ermöglichte sie diesen doch das Überleben in Zeiten von Not und Hunger.[9] Gleichzeitig musste gerade jetzt, kurz nach Kriegsende, die Intelligenz für das sowjetische System gewonnen werden. Aus dem Bericht des Chefs der Propaganda-Abteilung der Verwaltung der SMA in Sachsen-Anhalt, Major Demidow geht hervor, dass sich ein Großteil der Gelehrtheit der Besatzungsmacht ablehnend gegenüber verhalte. Das wird unter anderem damit begründet, dass jene noch durch die 12 Jahre Unterdrückung durch das Nazi-Regime verunsichert sind. Deutlich wird dies anhand belegter Vorurteile gegenüber den Sowjets, die während der Schreckensherrschaft aufgebaut wurden, aber auch durch erlebte und berichtete Verbrechen seitens russischer Soldaten an der deutschen Bevölkerung, dabei besonders der Missetaten an Frauen. Nur durch eine Stabilisierung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der sowjetischen Besatzungszone könne diese antisowjetische Stimmung abgebaut werden. Ein weiterer Grund der Verunsicherung ist die Angst vor einem neuen Krieg, ausgelöst durch die Rede Winston Churchills über einen „Eisernen Vorhang“, sowie der darauffolgenden Reaktion Stalins, der Churchill als Kriegstreiber verunglimpft.[10]

Bereits 1944 erwog die Sowjetunion im Rahmen einer KPD-Führungssitzung, in Deutschland eine kulturpolitische Organisation zu gründen, zu deren Aufgabenbereich die Umerziehung gehören sollte. Gleichzeitig sollte auch die Intelligenz an diese gebunden werden.[11] Diese Personengruppe wurde gemäß dem Bericht „Über die Lage der Intelligenz in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands“ von A.Sergejew mit einer Zahl von über 100.000 beziffert, bei der ein Großteil aus dem technischen Bereich stammt. Aber auch die Lehrer stellten einen nicht unbeachtlichen Teil der Intelligenz dar.[12] Da dieser Bericht vom 3.November 1948 stammt, kann davon ausgegangen werde, dass diesem Personenkreis in der SBZ 1945, zur Zeit der Gründung des Kulturbundes, noch einige Personen mehr angehörten.

Ursächlich scheint der Plan zur Gründung des Kulturbundes gemäß Wehner auf Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Johannes R. Becher und Georgi Dimitroff zurückzugehen, die Hauptidee zur Gründung einer solchen Vereinigung und der Name stammen von Dimitroff.[13] Heider dagegen spricht davon, dass es unbekannt ist, ob Becher, Dichter und Mitglied der KPD, bereits im Exil mit der Obliegenheit der Gründung einer solchen Vereinigung beauftragt wurde[14]. Sicher dagegen ist, dass er nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion, im Auftrag des Zentralkomitees der KPD, die Initiative zur Gründung des Kulturbundes übernahm.[15] Dies kam daher, da sich in Gesprächen zwischen der KPD-Führung um Ulbricht und Pieck herausstellte, dass lediglich Bechers Ideen in Bezug auf die kulturelle Umgestaltung von Nachkriegsdeutschland realistisch waren, während andere Kulturschaffende durchaus radikalere und kompromisslosere Vorschläge ausarbeiteten.[16]

Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht nach Beendigung des II.Weltkrieges alle kulturellen Organisationen als aufgelöst erklärt hatte, der Kulturbund aber bereits 1945 als neue kulturelle Vereinigung zugelassen wurde, sprachen einige Personen bereits davon, dass dem Kulturbund eine Monopolähnliche Stellung zugesprochen werden konnte. Voraussetzung für die Gründung einer kulturellen Vereinigung war der Befehl Nr.51 des Obersten Chefs der SMAD.[17]

Die Zulassung des Kulturbundes für Berlin wird auf den 25.Juni 1945, die Zulassung für die gesamte sowjetische Besatzungszone auf den 31.Juli 1945 datiert.[18] Die offizielle Bezeichnung lautete „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“. Die Grundgedanken für die Ziele des Bundes wurden in 7 Leitsätzen zusammengetragen, die Wahl des ersten Präsidenten fiel einstimmig auf Johannes R. Becher.[19] Am 20. September 1945 wurde eine Satzung durch die Mitglieder des Präsidialrates beschlossen, die für das gesamte ehemalige deutsche Reichsgebiet gelten sollte und somit auch die westlichen Besatzungszonen einschloss. In diesem Statut wurde beschlossen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Kulturschaffenden und auch anderen Beteiligten am Aufbau der Demokratie nötig sei. Auch wurde die Struktur der Organisation festgelegt.[20]

Ziel dieses Gremiums sollte es sein, Intelektuelle aufzufinden, vornehmlich literarisch und künstlerisch Tätige, sowie prominente Künstler und Schriftsteller aus der sowjetischen Besatzungszone, um diese für die Mitgliedschaft in einem Kulturverband zu begeistern. Gleichzeitig ging auch eine Aufforderung an Personen, welche sich durch den Krieg noch im Exil befanden, heraus, mit der Aufforderung, nach Deutschland und besonders in die SBZ zurückzukehren.[21] Zu Beginn beschränkte sich die Suche ausschließlich auf Berlin und Umgebung[22], welche auch erfolgreich zu verlaufen schien, da bereits am 3.Juli 1945, auf der ersten öffentlichen Kundgebung, die Teilnehmerzahl ca. 1.500 Personen betrug.[23] Diese Personengruppe sollte für den Sozialismus begeistert werden, um aus ihr eine „sozialistische Intelligenz“ zu formen und sie sollte für den Neuaufbau einer Demokratie einstehen.[24] Lediglich ein Teil der Prominenz weigerte sich jedoch, in einer solchen Vereinigung tätig zu werden.

Becher machte sich bereits zu Beginn der Arbeit der Kulturorganisation zur Aufgabe, einen Verlag zu gründen und eine Zeitschrift herauszugeben, da die Herausgabe von Büchern und einer Zeitung im besonderen Interesse des Bundes lag. Bereits am 16.August 1945 wurde dann der Aufbau-Verlag gegründet und es wurde durch die SMAD gestattet, Druckschriften zu verbreiten. Erste Veröffentlichungen dieses Verlages waren das Manifest des Kulturbundes, sowie die auf diesem gehaltenen Ansprachen und die erste Zeitschrift „Aufbau“. Weitere Veröffentlichungen waren die wöchentlich erscheinende Zeitung „Sonntag“ und „Die Aussprache“, welche als Mitteilungsblatt herausgegeben wurde. Durch die hohen Auflagenzahlen, welche der Kulturbund durch die hohen Papierzuteilungen der Sowjets erreichte, war dieser finanziell gut situiert. Erst die Währungsreform und der „Kalte Krieg“ führten zu einem Absatzeinbruch, besonders im Westsektor Deutschlands.[25]

Weitere Tätigkeiten des Kulturbundes waren unter anderem die Ausstattung der Theater mit Bühnenskripten aus dem In- und Ausland, sowie das Abhalten von Rundfunksendungen beim „Berliner Rundfunk“.

Der Kulturbund war wie bereits erwähnt in seiner Anfangszeit auch im amerikanischen und britischen Sektor Berlins tätig. Bereits hier begannen die Probleme mit der westlichen Besatzungsmächten. Als die Amerikaner ihren Sektor übernahmen, musste der Kulturbund, der bisher seinen Hauptsitz in einer Villa in Dahlem hatte, dieses Gebäude räumen. Wehner spekuliert, ob dies eine rein antikommunistische Maßnahme seitens der Amerikaner war, oder aber die Not an genügend intakten Unterkünften an eben dieser Räumungsaufforderung Schuld sei.[26] Diese Probleme spitzten sich im Laufe der nächsten Jahre jedoch weiter zu. Im Herbst 1945 begannen die Amerikaner damit, die Arbeit des Bundes durch widerwillige Genehmigungen zur Gründung von Gruppen der Vereinigung zu behindern. Mitte 1947 kam es zu einer weiteren Konfrontation zwischen Amerikanern und dem Kulturbund, hier durch die Aufforderung an diesen, seine Zulassung neuerlich für den amerikanischen Sektor zu beantragen. Die Begründung für diese Anordnung beruht auf der Grundlage einer Verordnung der Alliierten Kommandantur, welche die Zulassung von Organisationen mit politischem Charakter betraf. Obwohl bereits 1946 eine Zulassung auf Viermächtebasis beantragt wurde und die amerikanische Militärverwaltung einer Arbeit des Bundes nicht widersprach, insofern die Tätigkeiten den geltenden Regeln für kulturelle Organisationen entsprachen, wurde jetzt dieser Zulassungsantrag gefordert. Von da an wurde die Arbeit des Bundes im Westsektor immens behindert. Seitens der Franzosen und Briten war eine Zulassung der Organisation denkbar, jedoch wandten sich die Amerikaner dagegen, da sie den Kulturbund als kommunistisch beherrscht betrachteten. Während des Schriftstellerkongresses im Oktober 1947 wurde dem Kulturbund jegliche weitere Tätigkeit bis zu einer neuerlichen Antragstellung untersagt. Sollte dieses Gesuch nicht erfolgen, würde der Bund ab 1.November 1947 als verboten gelten. Briefe belegen, dass versucht wurde, einen Antrag an die Westalliierten zu stellen, diese jedoch von der SMAD anscheinend nicht freigegeben wurden. Da die SMAD sich weiterhin auf die durch sie 1945 autorisierte Satzung berief, wurde dem „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ letztlich die Tätigkeit im amerikanischen, sowie im britischen Sektor untersagt. Des Weiteren kann vermutet werden, dass die Sowjets eine Brüskierung ihrer Administration fürchteten, hätten sie den Aufforderungen der Amerikaner Folge geleistet[27] und auch die geforderte Anbindung des Kulturbundes an die SED seitens Tjulpanows, von der man im amerikanischen Sektor wusste, führte zu dem Verbot.[28]

[...]


[1] Freund, 1975, S.125

[2] Aufbau der SMAD Vgl. Foitzik, 1999

[3] Foitzik, 1993, S.9ff

[4] Ebd. S.16

[5] Welsh, 1993, S.229

[6] Ebd., 1993, S.231f

[7] Welsh, 1993, S.231ff

[8] Glaser, 1997, S. 103

[9] Dietrich, 1994, S.232

[10] GARF 7133/1/273

[11] Wehner, 1992, S.129

[12] GARF 7317/4/107

[13] Wehner, 1992 S.129f; ebenso Hartmann, 1998, S.189

[14] Heider, 1993, S.715

[15] Wehner, 1992, S.130; ebenso Heider, 1993, S.715

[16] Jäger, 1994, S.7f

[17] Befehl Nr. 51 des Obersten Chefs der SMAD

[18] Ebd.; ebenso Institut für Zeitgeschichte, 2005, S. 451

[19] Trampe, 1997, S294

[20] Wehner, 1992, S.136; zur Organisationsstruktur Vgl. Heider, 1993, S.716ff u. 726ff

[21] Hartmann, 1998, S.190; ebenso Heider, 1993, S.721

[22] Wehner, 1992, S.130

[23] Heider, 1993, S.715

[24] Wehner, 1992, S. 142ff

[25] Ebd., S.139ff

[26] Ebd., S.137

[27] Hartmann , 1998, S.41ff

[28] Naimark, Berlin, 1997, S.507

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Kultur- und Medienpolitik in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) 1945 - 1949
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Besatzungszeit und Besatzungszonen 1945-1949 – Ein Vergleich
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
28
Katalognummer
V137414
ISBN (eBook)
9783640452033
ISBN (Buch)
9783640451920
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sowjetische Besatzungszone, Medienpolitik, Kulturpolitik, Nachkriegszeit, SBZ
Arbeit zitieren
Peter Dähn (Autor:in), 2009, Die Kultur- und Medienpolitik in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) 1945 - 1949, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137414

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