Wissensgesellschaft - Zwischen Flexibilität und Unsicherheit


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Wissensgesellschaft

3. Lebenslanges Lernen: Das Bildungsprinzip der Wissensgesellschaft

4. Der Arbeitnehmer in der Wissensgesellschaft

5. Lernkompetenz für die Wissensgesellschaft

6. Bildung in der Wissensgesellschaft

7. Fazit - Perspektiven für die Soziale Arbeit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Phänomen der Wissensgesellschaft und seinen Auswirkungen auf die Individuen dieser Gesellschaftsform. Die Bedeutung der sozialen Um- und Aufbrüche für den Einzelnen werden am Beispiel der Karriere des Kompetenzbegriffs herausgearbeitet. Die neuen Anforderungen die sich aus dem modernen Gesellschaftskonzept ergeben, bedeuten gleichzeitig auch eine neue Aufgabenstellung an soziale Institutionen, was in einem zweiten Teil der Arbeit berücksichtigt wird.

Die Arbeit leitet ein, mit einer kurzen Definition des Begriffs „Wissensgesellschaft“, wie er im vorliegenden Zusammenhang schwerpunktmäßig ausgelegt wird. Wissen und Wissenserwerb werden im gesellschaftlichen Kontext analysiert. Auf diese thematische Einführung folgt eine knappe kritische Auseinandersetzung mit dem Credo der Wissensgesellschaft, dem Modell des „Lebenslangen Lernens“. Von diesem Modell ausgehend, beschreibt das nächste Kapitel den zukünftigen Arbeitnehmer der Wissensgesellschaft sowie die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt. An diesem Beispiel soll die neue Anforderungsstruktur an den Einzelnen konkretisiert und besser erfassbar werden.

Nachdem diese ersten Abschnitte der Arbeit mehr eine Zustandsbeschreibung bzw. Zukunftsvision der wissensgesellschaftlichen Verhältnisse darstellen, befasst sich der folgende Teil mit den notwendigen Voraussetzungen um den geschilderten Anforderungen an die Individuen gerecht zu werden. Das Schlüsselwort ist die Kompetenz. Immer stärker werden statt konkreter Fähigkeiten, Basiskompetenzen vom Einzelnen erwartet, die ihn flexibel und omnipotent einsatzfähig machen. Am Beispiel der Lernkompetenz soll diese Entwicklung nachvollzogen werden.

Der letzte Teil der Arbeit behandelt schließlich die Rolle der sozialen Institutionen „Bildungssystem“ sowie „Soziale Arbeit“ im Kontext der Wissensgesellschaft. Es wird deutlich, wie sich in dieser neuen Gesellschaftsform auch die Anforderungen an die Stützpfeiler der Gesellschaft ändern. Bildung und Soziale Arbeit müssen ihr Selbstverständnis den neuen Aufgaben anpassen, um in Zukunft nicht von den gesellschaftlichen Entwicklungen überholt zu werden.

2. Die Wissensgesellschaft

Die Wissensgesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Wissen zum Organisations- und Integrationsprinzip der modernen Gesellschaft wird. Die produktionsorientierte Industriegesellschaft wird von einer wissens- und erkenntnisbasierten Gesellschaftsform abgelöst. Theoretisches, individuelles wie kognitives Wissen ist nun die wichtigste Ressource der post-industriellen Gesellschaft und seine Organisation wird vermehrt zur Grundlage des sozialen und ökonomischen Zusammenlebens. Der Begriff „Wissensgesellschaft“ betont dabei im Unterschied zur „Informationsgesellschaft“ stärker die kognitiven Fähigkeiten ihrer Mitglieder. Informationen gelten in diesem Kontext lediglich als Rohmaterialien aus denen bedeutungsvolles, praxisrelevantes Wissen entstehen kann (vgl. Stehr 2001, S.7).

Charakteristisch für die Wissensgesellschaft ist der Einzug der strategischen menschlichen Ressource „Wissen“ in den Produktions- und Dienstleistungssektor. Die effektive Nutzung des Wissens ist dabei ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Das Wissen der Zukunft muss daher vernetzt, dezentral und interdisziplinär sein und wird schließlich selbst zum veräußerlichen Gut (siehe URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Wissensgesellschaft Stand: 19.03.2008).

Gefragt ist allerdings längst nicht mehr das formelle, abrufbare Wissen, sondern vielmehr Formen des „lebendigen Wissens“ (siehe URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Wissensgesellschaft Stand: 19.03.2008), des Humankapitals. Dieses Humankapital entfaltet sich unter kulturellen Rahmenbedingungen als allgemeines Wissen, das in der primären Sozialisation weitergegeben wird. Kulturelle Rahmenbedingungen reproduzieren sich im gesellschaftlichen Kontext, eine kulturelle Reproduktion ist damit auch immer eine Reproduktion von Wissen. Somit sind die Entfaltungsmöglichkeiten der Ressource Humankapital strukturell garantiert und liefern die Umgebung für das sich selbst produzierende Subjekt der Wissensgesellschaft.

In diesem Sinne bedeutet Wissen die Fähigkeit zum sozialen Handeln, die Kompetenz für Handlungsvermögen. Wissen kann aus diesem Grund nur dort eine aktive Funktion im gesellschaftlichen Handlungsablauf erfüllen, wo Handeln einen Entscheidungsspielraum bietet. Wissenschaftlich-technisches Wissen muss erst interpretiert werden, um als Handlungsfähigkeit praktisch wirksam zu werden. Um wissenschaftliche Erkenntnisse nutzbar zu machen und in praktischen Kontexten danach handeln zu können, müssen sie zunächst reflektiert werden. Der Stellenwert dieses Wissens ergibt sich aus der Tatsache, dass diese Wissensform permanent neue Handlungsmöglichkeiten schafft. Dem Wachstum des Wissens sind so gut wie keine Grenzen gesetzt (vgl. Stehr 2001, S. 8-10).

Dies bedeutet jedoch auch, dass Wissen als Grundvoraussetzung für Handlungsfähigkeit in eine zunehmende Zahl von Lebensbereichen vordringt. Somit Verschiebt sich im beruflichen Sektor beispielsweise, die Verteilung der Arbeitskraft immer stärker zugunsten wissensfundierter Tätigkeitsfelder. Die Rolle von „neuem Wissen“ für den Arbeitnehmer soll im Verlauf der Arbeit noch eingehender untersucht werden, um an diesem Beispiel die Bedeutung neuer Formen von Wissen und ihrer Aneignung für das Individuum und in der Gesellschaft aufzuzeigen.

Für die Gesellschaft bedeutet der stetige Wissenszuwachs und die immer breitere Zugänglichkeit zu Wissen und der damit zusammenhängende Zuwachs an Handlungsoptionen neben einem erhöhten individuellen Potenzial auch Unsicherheit, ob des gleichzeitig mit Wissen wachsenden Nichtwissens, was dauerhaft zu einer Quelle der Ungewissheit wird.

Moderne Gesellschaften sind Gebilde die sich vor allem durch „selbst produzierte“ Strukturen und eine selbstbestimmte Zukunft auszeichnen und damit durch die Möglichkeit sich selbst zu schaden. Die rasant anwachsenden Handlungsfähigkeiten können auch Handlungshemmnisse zur Folge haben und damit ein Gefühl der Unbeweglichkeit der Gesellschaft provozieren (siehe Stehr 2001, S. 11-12).

3. Lebenslanges Lernen: Das Bildungsprinzip der Wissensgesellschaft

Das Wissen der Wissensgesellschaft ist permanentem Wandel und Erkenntniszuwachs ausgesetzt. daraus ergeben sich ständig neue Anforderungen an Kompetenz und Lernen der Individuen. Am deutlichsten zeigt sich diese Tendenz im Arbeitssektor an den so genannten „Halbwerts-„ und „Verfallszeiten“ beruflicher Qualifikationen (siehe Baltes 2001, S. 27).

Die Formel „Lernen fürs Leben“ hat sich im Zuge der Wissensgesellschaft zum Motto des „lebenslangen Lernens“ verschoben (Baltes 2001, S. 25). Lebenslanges Lernen in Form eines lebensbegleitenden Prozesses der Aneignung und Selbstentfaltung wird zur Existenzgrundlage des Individuums. Das permanente Um- und Dazulernen wird zur Notwendigkeit (Höhne 2006, S. 302).

Das eindimensionale, auf Kontinuität ausgerichtete Lebensverlaufsmodell von Schule, Arbeit, Familie, Ruhestand hat zugunsten eines lebenslangen Entwicklungsprozesses ausgedient (vgl. Baltes 2001, S. 29). Lernen ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Gefragt sind implizite, selbst organisierte, flexible und individuelle zu bestimmende Lernprozesse. Dem Lernenden muss es dabei gelingen „flexible Selbst- und Weltentwürfe“ (Höhne 2003, S. 36f.) zu entwickeln, die auf der einen Seite so viel Stabilität und Orientierung wie nötig und auf der anderen Seite so viel Offenheit wie möglich aufweisen.

Das Subjekt der Wissensgesellschaft beendet seine Bildungskarriere nicht mit Abschluss von Schule und Ausbildung, vielmehr avancieren altersunabhängige Lern- und Weiterbildungsbemühungen zur gesellschaftlichen Normalität. Erwachsensein bedeutet damit zukünftig, in sozialen Institutionen und im Rhythmus gesellschaftlicher Impulse – vor allem des Betriebes, des Arbeitsmarktes und sich ständig ändernder beruflicher und lebenspraktischer Anforderungen – zu lernen. Lebenslang gilt es seine Qualifikationen dem Arbeitsmarkt anzupassen (Höhne 2003, S. 39). Lernbemühungen werden heute in fast allen Bereichen der Arbeitswelt und des Alltags vorausgesetzt. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die Tatsache, dass Weiterbildung nicht nur in einer Vielzahl von Bildungsinstitutionen ermöglicht wird, sondern sich auch jenseits institutionalisierter Kontexte situativ am Arbeitsplatz, in der Freizeit, im Internet oder autodidaktisch entwickeln. Bildungs- und Weiterbildungsprozesse finden sich zunehmend jedoch auch in Zusammenhängen, welche die persönliche Vervollkommnung der Individuen mittels Bildung nicht als ihr Hauptinteresse sehen. In Wirtschaftsunternehmen beispielsweise wird die Formung von Arbeitskraft für betrieblich Zwecke instrumentalisiert um ökonomisch profitabel zu bleiben (vgl. Höhne 2003, S. 43f.).

Lernen, und damit die kulturelle Produktion und Reproduktion der Gesellschaft dient sowohl deren ökonomischer und sozialer Entwicklung, als auch der Ausbildung der persönlichen Identität des Einzelnen. Im Zuge der Globalisierung hat die Bedeutung von Lernen jedoch noch einen viel höheren Stellenwert bekommen. „Der Wettbewerb um den am besten entwickelten und leistungsfähigsten Menschen, um das beste Humankapital und damit die fortschrittlichste Gesellschaft ist längst zu einem übernationalen geworden“ (Baltes 2001, S.29).

Insgesamt muss die Idee des lebenslangen Lernens sehr ambivalent beurteilt werden: Einerseits verspricht sie den Menschen bis ins hohe Alter unbegrenzte Entwicklungschancen, auf der anderen Seite wirkt sie wie eine stetige Bedrohung der permanenten Unvollkommenheit - und damit auch der materiellen Unsicherheit?

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Wissensgesellschaft - Zwischen Flexibilität und Unsicherheit
Hochschule
Universität Bielefeld  (Fakultät für Pädagogik)
Veranstaltung
Zu Utopie oder Mythos der Wissensgesellschaft aus sozialpädagogischer Perspektive
Note
1
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V137335
ISBN (eBook)
9783640459650
ISBN (Buch)
9783640459803
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wissensgesellschaft, Zwischen, Flexibilität, Unsicherheit
Arbeit zitieren
Martina Schwarting (Autor:in), 2008, Wissensgesellschaft - Zwischen Flexibilität und Unsicherheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137335

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