Leistungsgesellschaft und Doping

"High Society" - über Leistungsprinzip und Alltagsdoping


Referat (Ausarbeitung), 2007

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Die Leistungsgesellschaft
2.1 Mögliche Gründe für die Bedeutung von Leistung
2.2 Entgrenzung der Schichten
2.3 Individualisierung
2.3.1 „Freisetzungsdimension“
2.3.2 „Entzauberungsdimension“
2.3.3 „Reintegrationsdimension“
2.4 Neoliberalisierungstendenzen
2.4.1 „Der schlanke Staat“
2.4.2 „Selbstmanagmentalität“
2.5 Leistung: eine „Existenztialie“!?

3. Zwei Arten der Leistungsmodifikation
3.1 Bewahrung der Leistungsfähigkeit
3.1.1 Beispiele für Leistungskompensation
3.2 Steigerung der Leistungsfähigkeit
3.2.1 Beispiele für Leistungsprogression

4. Weitere Beispiele für Leistungssteigerung

5. Fazit: eine Beurteilungsproblematik

6. Quellenangaben
Literaturangaben:
Zeitschriften:
Internetquellen:

1. Einleitung

„In früheren Zeiten hatte er oft gegrübelt, wie es sein müsste: ohne Soma und nur auf die innere Stärke angewiesen, irgendeiner schweren Prüfung, einem Schmerz, einer Verfolgung ausgesetzt.“

Aldous Huxley, Schöne neue Welt

Der Begriff der „Leistung“ ist in fast allen Diskursen präsent. Ob nun in der Politik, in der Wirtschaft, in Kunst, im Erziehungssystem oder expressis verbis im Leistungssport, in all diesen Kulturbereichen wird mehr oder weniger explizit von Leistungssteigerung, von Effizienz und Leistungswilligkeit gesprochen. Ganz so, als sei Leistung bzw. die Effizienz das neue übergreifende symbolisch generierte Kommunikationsmedium, das neue Insignium der einzelnen Teilsysteme, welches die intersystemische Verständigung auf den kleinsten gemeinsamen und kommunizierbaren Nenner zu bringen vermag (vgl. Lyotard 1979, S. 15).

Zudem ergaben Umfragen, dass 70 % der befragten Deutschen die Gesellschaft, trotz anderer Etikettierungsangebote, als eine Leistungsgesellschaft charakterisierten und mit dem Begriff der Leistung „Arbeit leisten“[1] verbanden. Diese mehrheitliche Zustimmung verleitet dazu sich „die Leistungsgesellschaft“ und ihren charakteristischen Aufbau einmal etwas näher anzu- schauen. Dabei wird der Blick zudem darauf gerichtet sein, ob nicht auch im Alltag der Leistungsgesellschaft das ein oder andere Mittelchen Verwendung findet, welches die Leistung zu steigern vermag. Kurzum, es wird der Frage nachgegangen, ob Doping nur ein unerwünschtes Phänomen und „Konstellationsprodukt“ (Bette/ Schimanke 2000, S. 91ff.) des kulturellen Teilbereiches „Sport“ ist, oder ob nicht im Kontext der Leistungsgesellschaft, Doping ein weiter verbreitetes, aber im öffentlichen Diskurs auf Grund von Selbstverständlichkeitsannahmen weniger kontrovers diskutierte Thematik darstellt, als es bei einigen entlarvten „Dopingsündern“ im Bereich des Sports der Fall ist, die ihrerseits vielleicht mehr die „Opfer“ und „Getriebenen“ einer gesamtgesellschaftlichen Tendenz, als Überzeugungstäter und die erste Ursache ihres Handels sind.

2. Die Leistungsgesellschaft

Es ist methodologisch betrachtet eine Frage der Perspektive, zu welchem Ergebnis man bei der Charakterisierung der Gesellschaft gelangt, d.h. ob man „die Gesellschaft“ nun als Multioptions-, Erlebnis-, Risiko-, Konsum-, Wegwerf-, Kommunikations- und/oder Leistungsgesellschaft bezeichnet, ist abhängig vom Blickwinkel und der Fragestellung mit der „die soziale Wirklichkeit“ befragt wird. Im Folgenden wird, wie bereits oben erwähnt, der Blick auf den Aspekt der „Leistung“ gerichtet sein und gezeigt werden, warum Leistung einen existentiellen Stellenwert für das Individuum in der heutigen Gesellschaft erlangt hat.[2]

2.1 Mögliche Gründe für die Bedeutung von Leistung

Mögliche Gründe für die zunehmende Bedeutung von Leistung sind, wie bereits der Plural darlegt, nicht monokausal zu herzuleiten. Vielmehr bedingen historische, politische, soziale und kulturelle Veränderungen eine Zentrierung auf die Leistungsproblematik für die Individuen.

2.2 Entgrenzung der Schichten

Ein sozio-historischer Grund für die gesteigerte Bedeutung von Leistung ist mit dem Jahr 1789 verbunden. Damals erfolgte im Zuge der Französischen Revolution ein folgenreicher Anstoß, der in den kommenden Jahrzehnten einen sozialpolitischen Paradigmenwechsel von einer stratifizierten Ständegesellschaft hin zu einer „offenen Gesellschaft“ bewirkte. Bis zu diesem Datum, durch Jahrhunderte hindurch, war die soziale Ordnung eine von Gott gegebene, die sich durch drei hierarchisch gegliederte Stände (Klerus, Adel und Bürger) auszeichnete. Zwischen den Ständen gab es keine Durchlässigkeit, d.h. bei der Geburt, besser gesagt, bereits vor der Geburt war das Schicksal des Individuums als Angehöriger dieses Standes gesiegelt. Ein Austritt im Sinne von Auf- oder Abstieg aus diesem war durch Heirat oder eigene Initiative nahezu unmöglich.

Erst mit dem historischen Datum 1789 erfolgte ein Revolution dahingehend, dass nun jedem, unabhängig von der sozialen Herkunft, der Aufstieg (bzw. Abstieg) als Möglichkeit eingeräumt wurde, genauer gesagt, formal eingeräumt werden sollte, durch persönliche Leistung die Positionierung innerhalb der Gesellschaft selbst in die Hand zu nehmen. Es kam also im Zuge der französischen Revolution zu einer vermehrten Entgrenzung der Stände bzw. Schichten und zu einer „meritokratischen, auf Leistung gestellten, Herkunft und vererbten Besitz zunehmend entwertenden offenen Wettbewerbsgesellschaft (…).“ (Plessner 2003, S. 274f.), die eine Höherbewertung der individuellen Leistungswilligkeit und -fähigkeit zur Folge hatte. Diese Umwertung der Werte wurde bis in unsere Tage beibehalten, so dass man auch heute noch von einer selbstverantwortlichen, sozialen Stellungnahme des Individuums durch Leistung sprechen kann. Die Losung des amerikanischen Traums „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ steht stellvertretend für diese Entwicklung, nach dieser der Einzelne keine sozialen Grenzen entgegenstehen (sollten), um durch eigene Leistung den Auf- bzw. Abstieg zu bewerkstelligen. Die Herkunft wird marginal(isiert) – allein die Zukunft zählt.

[...]


[1] Vgl. dazu : www.wirtschaftundschule.de/Lexikon/L/Leistungsgesellschaft

[2] Obgleich es m. E. nicht abwegig und auch nicht schwer ist, die anderen Gesellschaftsdiagnosen auf das Leistungsprinzip zurückzuführen, d.h. die Leistungsgesellschaft bildet in vielen Diagnosen den Subtext, auf dem die anderen erst möglich werden: Konsumgüter werden durch Leistung produziert, ebenso wie die ökologischen Gefahren und sozialen Risiken der Risikogesellschaft. Erlebnisse, sei es im Tourismus oder im Freizeitbereich, sind ebenfalls warenförmig gemachte Dienstleistungsangebote, die wie der Name bereits andeutet auf Leistung beruhen und die Multioptionsgesellschaft, wodurch wurden wohl ihre vielen Möglichkeiten generiert? – durch Anstrengung und Mühe, kurzum, durch Leistung, der in der Gesellschaft lebende Personen.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Leistungsgesellschaft und Doping
Untertitel
"High Society" - über Leistungsprinzip und Alltagsdoping
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar Sportsoziologie: Leistungsgesellschaft und Doping
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V137091
ISBN (eBook)
9783640451777
ISBN (Buch)
9783640451869
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leistung, Anerkennung, Leistungsdruck, Alltagsdoping, Erfolgsdruck, Individualisierung, Leistungssteigerung, Neoliberalismus, Leistungserhaltung
Arbeit zitieren
Mario Stenz (Autor:in), 2007, Leistungsgesellschaft und Doping , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137091

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