Erwachsenenpädagogik in der Nachkriegszeit: Adolf Grimme

Biografie im Kontext Erwachsenenbildung, Rundfunk und Fernsehen


Forschungsarbeit, 2008

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Die inhaltliche Themenfindung meiner Arbeit
1.1 Recherche: Wege und Holzwege innerhalb der Forschungsarbeit

2 Hinführung zum Forschungsthema
2.1 Historische Einbettung der Thematik
2.2 Beschreibung des Forschungsgegenstandes

3 Adolf Grimme und die biografischen Bezüge zur Erwachsenenbildung, sowie dem Rundfunk
3.1 Biografie
3.1.1 Wege zum Preußischen Kultusminister
3.1.2 Sein Leben während und nach dem Zweiten Weltkrieg
3.1.3 Niedersächsischer Kultusminister nach 1945
3.1.4 Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR)
3.1.5 Grimmes Schulreform nach 1945
3.1.6 Das Wirken Grimmes in der Erwachsenenbildung
3.1.7 Im Ruhestand
3.2 Zusammenarbeit VHS und Fernsehen
3.3 Der Adolf- Grimme- Preis
3.4 Freunde, Bekannte und Mitarbeiter über die Persönlichkeit Adolf Grimme

4 Reflexion
4.1 Persönliche Stellungnahme zur Person und dessen Wirken in der Erwachsenenpädagogik
4.2 Reflexion der Forschungsarbeit

5 Anhang
5.1 Emails an die Volkshochschulen
5.1.1 VHS Charlottenburg
5.1.2 VHS Lichtenberg

6 Literaturnachweis

1 Die inhaltliche Themenfindung meiner Arbeit

1.1 Recherche: Wege und Holzwege innerhalb der Forschungsarbeit

Als ich mich bei meiner Stundenplanzusammenstellung für das Wintersemester 2007/08 für dieses Seminar entschieden hatte, machte ich mir Gedanken zum Titel: „Personen und Projekte in der Erwachsenenbildung nach 1945 bis 1963“. Mein Wissen begrenzte sich hinsichtlich der historischen Erwachsenenbildung auf die Weimarer Republik, insbesondere auf reformpädagogische Ansätze. Gern erinnere ich mich an meine letzte Ausarbeitung zu Fritz Klatt zurück, nicht weniger an dessen „Schöpferischen Pause“ (1921). Dieses Werk bot Grundlage der Erziehungsarbeit des Volkshochschulheimes in Prerow, welches einerseits Ferien- und Erholungsheim und andererseits eine Bildungsstätte zur Anstrengung, Konzentration und geistiger Tätigkeit war[1].

Ich war gespannt auf die Seminargestaltung und deren Inhalte. Nach der ersten Zusammenkunft mit dem Dozenten und den anderen Seminarteilnehmer wurde deutlich, dass der Seminarinhalt sich auf eine frei wählbare Volkshochschule (Raum Berlin) konzentrieren sollte, wobei die Geschichte und die besonderen Entwicklungen, sowie Ereignisse dieser Volkshochschule im Zeitraum von 1945 bis 1968 thematisiert werden sollten.

Nach dieser Sitzung war ich unentschlossen, welche VHS ich zu meinem Forschungsgegenstand wählen wollte. Ich verschaffte mir einen groben Überblick zu der allgemeinen Thematik des Seminars, sprich zum geschichtlichen Hintergrund und dem Bezug zur Erwachsenenbildung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mein Interesse lag nun auf der Analyse und dem Vergleich einer westdeutschen mit einer ostdeutschen Volkshochschule. Dabei zielte ich auf die VHS Charlottenburg- Wilmersdorf und die VHS Lichtenberg ab. Ich machte mich auf die Suche nach Literatur und wurde fündig. Ruth Ellerbrock schrieb das Buch „Vom Chaos zum Kosmos“, welches Beiträge beinhaltete zum Jubiläum der VHS Charlottenburg- Wilmersdorf. Ebenso empfand ich das Buch von Karin Opelt „DDR- Erwachsenenbildung“ als kleinen „Volltreffer“ für meine Thematik. Dennoch entschloss ich mich vorerst persönlichen Kontakt mit den beiden Volkshochschulen aufzunehmen und schickte einen Brief an die oben genannten Institutionen[2]. Hingegen die VHS Charlottenburg- Wilmersdorf keine Rückmeldung gab, bekam ich von der VHS Lichtenberg einen Rückruf. Leider fiel der ungünstig für meine weitere Arbeit aus, denn die VHS befindet sich zu Zeit im Umbau, der sich bis März vollziehen wird. Sämtliche Materialien sind demzufolge in Kartons verstaut und ohne nützliche Beschriftung gekennzeichnet.

Dennoch ließ ich mich durch diese Nachricht nicht entmutigen und überlegte meine nächsten Schritte und Herangehensweisen.

Bevor ich spezifisch an meiner Forschungsarbeit arbeiten konnte, studierte ich die allgemeine Geschichte der Erwachsenenbildung näher, dabei entstanden viele Fragen.

1. Was bedeutet die Weimarer Tradition, wenn die Rede von der Erwachsenenbildung nach 1945 gemeint ist?
2. Was ist unter der „Realistischen Wende“ zu verstehen?
3. Wie gestaltete sich die Erwachsenenbildung in den jeweiligen Besatzungszonen? Was war in den westlichen Besatzungszonen different zur Sowjetischen?

Ich bekam langsam ein Gefühl für die Thematik. Ich hatte nur ein Problem. Ich konnte mich nicht festlegen. Einerseits fand ich den Vergleich von einer west- mit einer ostdeutschen VHS interessant, andererseits aber auch die Geschlechterthematik innerhalb einer in der DDR geführten VHS. Ebenso lenkte ich mein Interesse auf die Erwachsenenpädagogen, die am Wiederaufbau der Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit maßgeblich beteiligt waren.

Hier vollzog sich meine „Interessenwende“. Nach Absprache mit Herrn Schmitt, dass ich in meiner Forschungsarbeit keine Volkshochschule in den Mittelpunkt meines Forschungsinteresses rücken wollte, sah ich meinen Forschungsschwerpunkt in der Entwicklung der Erwachsenenpädagogik nach 1945 aus den personellen Perspektiven, d.h. aufgrund vieler wichtiger Erwachsenenpädagogen in der Nachkriegszeit, wie Eduard Weitsch, Heiner Lotze, Fritz Borinski oder Paul Steinmetz, die beim Wiederaufbau der Erwachsenenbildung beteiligt waren, entschied ich mich für Adolf Grimme.

Ich dachte mit der Entscheidung käme ich nun voran, aber weit gefehlt. Es zeigte sich, dass es wenig schriftliches Material gibt, was sich ausschließlich auf Adolf Grimme bezieht, aber nach langer Suche konnte ich neben persönlich verfassten Briefen von Adolf Grimme auch das ihm gewidmete Buch „Wirkendes, sorgendes Dasein“ bekommen. Trotz der bibliographischen Daten, die sich mehr auf seinen politischen Einfluss in Niedersachsen konzentrierten, war es schwierig, Beiträge zu finden, die sich mit dem pädagogischen Wirken Grimmes auseinandersetzten.

Es musste eine gute Idee von mir entwickelt werden. In den Gesprächen mit meinem Dozenten, fand ich Anregungen, die mich motivierten. Ich versuchte mehr über Adolf Grimmes Tätigkeit im NWDR herauszufinden, denn der Zusammenhang zwischen Erwachsenenbildung und Rundfunk unter dem Einfluss Grimmes erschien mir sehr interessant und bot eine gute Grundlage für meine Arbeit.

Nach langer Material- und Literatursuche in verschiedenen Bibliotheken in Potsdam und Berlin, sowie verschiedensten Recherchen bezüglich der Entwicklung des Rundfunks, blieben diese zwar nicht erfolglos, dennoch sehr gering.

Mit dem Besuch im Babelsberger Archiv des Berlin- Brandenburgischen- Rundfunks konnte ich keine Materialien für mein Thema gewinnen, da Adolf Grimme Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks war und sich dementsprechend das Archiv für den Westlichen Rundfunk in Frankfurt am Main befindet. Dessen ungeachtet erhoffte ich mir aber einen kleinen Hinweis auf Adolf Grimme. Diese Erwartung wurde enttäuscht.

„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder als jener, der ohne Ziel umherirrt.“ (Lessing)[3]

Trotz der vielen Anfangschwierigkeiten und den vielen Ideen zum Thema „Personen und Projekte der Erwachsenenbildung von 1945 bis 1968“ habe ich einen für mich interessanten Bereich der Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit gefunden. Die Auseinadersetzung mit einem Vertreter dieser Zeit weckt mein Interesse, da meines Erachtens die Menschen und deren biografischen Erlebnisse in der Nachkriegszeit mehr aussagen und ausdrücken können, als es eine Institution an sich, gewährleisteten könnte. Eine Institution der Erwachsenenbildung und auch andere, „leben“ erst durch die Menschen, die in ihr tätig sind.

2 Hinführung zum Forschungsthema

2.1 Historische Einbettung der Thematik

Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es für viele, wenn nicht sogar für alle, gesellschaftlichen Bereiche der Gesellschaft: Neu- und Umorientierung. Dass diese beiden Wörter viel Arbeit in sich bürgen würden, konnte jeder ahnen, aber nicht vorstellen. Es war die Zeit der sozialen, wirtschaftlichen und nicht zu letzt der geistigen Neuorientierung[4]. Nach der Kapitulation der Nationalsozialisten war es oberste Priorität, dass die demokratischen Verhältnisse und Strukturen wieder hergestellt wurden Es musste demnach eine Hilfestellung angeboten werden, mit der die Menschen Gelegenheit hatten, altes faschistisches Gedankengut und -strukturen zu überwinden[5]. Dass die Alliierten die Hoheitsrechte auf deutschem Staatsgebiet hatten, zeigte sich auch in der Bildungspolitik, denn diese unterlag der staatlichen Planung. Schwierig war nur die Vereinbarkeit der vier Besatzungsmächte, denn hinsichtlich der Bildung waren sie sich uneinig, sie hatten zwar die gleichen Bildungsziele, wie Erziehung zur Demokratie und Gegenarbeit zum übersteigerten nationalsozialistischen Gedankengut, aber sie wiesen kein neues, geschweige denn gemeinsames Bildungskonzept auf und somit konzentrierten sich die westlichen Besatzungsmächte an der Weimarer Volksbildung in den 20er und 30er Jahren[6]. Hierzu führte Grimme seiner Zeit an, dass die Bildung an die Demokratie gebunden ist.

„Das Weimarer Beispiel sollte uns doch wohl die Augen geöffnet haben, daß Toleranz auch gegenüber der Intoleranz den Selbstmord der Freiheit bedeutet.“[7]

Da aber das politische Bewusstsein der Menschen mit der Machtergreifung Hitlers zunehmend unter diktatorischen Einflüssen stand, war die Wirkung der Erwachsenenbildung gering und problematisch.

Die Wiederaufnahme der Erwachsenenbildung konnte durch die große Zerstörung und Verwüstung, sowie dem Mangel an finanzieller Unterstützung und materieller Ressourcen schwer in Gang gesetzt werden. Der Wirkungskreis der Erwachsenenbildung blieb beschränkt, da die Erziehungs- und Bildungsziele innerhalb der Sektoren programmiert wurden, aber kein überregionaler Austausch der Ziele, sowie keine Absprachen gewährleistet wurde[8].

2.2 Beschreibung des Forschungsgegenstandes

Die Erwachsenenbildung nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte engagierte Menschen für den Wideraufbau der Erwachsenenbildung und deren Einrichtungen, sowie ein gutes Konzept der Mobilisierung einer resignierten Gesellschaft und zukunftslosen Jugend. Die Menschen brauchten neue Ideale, neue Aufgaben und neue Perspektiven zur Gestaltung ihres Lebens und nicht zuletzt ihres Geistes.

Das Wirken, das Engagement und ebenso die mühevolle Arbeit Adolfs Grimmes in der Politik und der Erwachsenenbildung trugen maßgeblich dazu bei, dass sich die Erwachsenenpädagogik wieder im gesellschaftlichen Leben etablieren konnte.

In dieser Arbeit soll anhand der biografischen Ereignisse und Begebenheiten, sowie auf Briefdokumenten von Adolf Grimme Bezüge zur Erwachsenenbildung und zum Rundfunk hergestellt werden. Inwieweit hatte Adolf Grimme im Amt des Niedersächsischen Kultusministers und später des Generaldirektors des NWDR Einfluss auf die Erwachsenenbildung? Können hierbei biografische Prallelen gezogen werden?

Was zeichnete ihn aus und welche Eigenschaften machten ihn zum wichtigsten Pädagogen der Erwachsenenpädagogik in der Nachkriegszeit? Konnte er zudem seine Arbeit als Erwachsenenbildner mit dem des Generaldirektors vereinen und wenn ja, wie sah und sieht eventuell die Kooperation von Erziehung und Rundfunk aus?

Bezogen auf die Einflussnahme und das Wirken Grimmes in der Erwachsenenbildung wird sich die Arbeit auf den Zeitraum zwischen 1945 und 1955 zentrieren, dennoch werden diverse Exkurse geführt, die zum Verständnis und zur Wahrnehmbarkeit der mühevollen Arbeit und dem Einflussvermögens Grimmes beitragen.

3 Adolf Grimme und die biografischen Bezüge zur Erwachsenenbildung, sowie dem Rundfunk

3.1 Biografie

3.1.1 Wege zum Preußischen Kultusminister

Wie kam es dazu, dass Adolf Grimme nicht nur den Titel „Schulreformer“ trug, sondern auch Kulturminister wurde?

Er wurde am Silvestertag, dem 31.12.1889 in Glossar geboren. Nach dem Besuch der Volksschule Werferlingen und später dem Gymnasium Sangershausen und Hildesheim 1906 bis 1908, studierte er Philosophie und Germanistik in Halle, München und Göttingen[9]. Hier machte er die Bekanntschaft mit Edmund Husserl, der für Grimmes geistige Entwicklung, privater und beruflicher Natur, bedeutend war. Im Jahre 1914 absolvierte er sein Lehramtsexamen in Philosophie, Germanistik, französischer Philologie und Religion. Dem angeschlossen war er ab 1914 Kandidat des höheren Lehramts und Studienassessor in Leer. Diese Erfahrungen und beruflichen Eindrücke verhalfen Grimme 1919 zum Studienrat in Hannover, dies waren seine ersten Kontakte zur Volkshochschule. Die berufliche Entwicklung nahm weiter einen positiven Verlauf, denn schon ab 1923 war er Studien- und Oberstudienrat im Provinzialschulkollegium Hannover[10]. Stets war die Kontinuierlichkeit seiner Arbeit und Zielstrebigkeit zu bemerken. In der Ortsgruppe der SPD Hannover, die er als bekennender Sozialist beiwohnte, sagte er:

„Vielleicht interessiert (…), daß ich (…) unter den akademischen Lehrern der Stadt eine politisch isolierte Stellung einnehme. Ich wüßte keinen 2. organisierten Sozialisten zu nennen. Umso wuchtiger liegt die Verantwortung auf mir, dass ich tue, wie mir mein innerer Drang zu tun gebietet.“[11]

Ab 1925 trat er die Stelle des Oberschulrats in Magdeburg an[12]. Adolf Grimme bekam die Stelle des Oberschulrates in Magdeburg ohne vorher die Position des Gymnasialdirektors inne zu haben. Die Stelle des Oberschulrates war aber eher eine „Hilfsarbeiterstelle“, um sich in die Schulleitung einzuarbeiten, weil er anschließend den Platz des Studienrats besetzen sollte[13]. Ein Mitarbeiter dieser Zeit sagte über Grimme:

„Die Jugend des Studienrats Grimme wird aufgewogen durch anerkannte Tüchtigkeit und geistige Bedeutung“[14].

Grimme bezeichnete diese Zeit in Magdeburg als die glücklichsten Jahre seines Lebens im Kreise von Schulreformern. Im Jahre 1928 übernahm er den Posten des Ministerialrates im Preußischen Kultusministerium und wurde nur ein Jahr später Vizepräsident des Provinzialschulkollegiums von Berlin und der Mark Brandenburg.

„Wer das Ziel will, muss Mühe und scheinbare Umwege nicht scheuen.“[15]

Nachdem Adolf Grimme zwei Jahre als Vizepräsident des Provinzialschulkollegiums gearbeitet hatte, bekam er 1930 das Angebot, die Nachfolge von Carl Heinrich Becker anzutreten und somit den letzten Posten als Kultusminister einer demokratisch gewählten Staatsregierung in Preußen einzunehmen. Demzufolge war er Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung[16]. Diese Jahre können mit als die schwierigsten Jahre seiner beruflichen Laufbahn verstanden werden, denn Grimme musste nicht nur einen schweren Einstieg ins Amt bewältigen, weil sich Carl Heinrich Becker eine hoch geachtete Stellung in der Kulturwelt erschaffen hatte, sondern er widmete sich bis dato hauptsächlich der pädagogischen Erneuerung und wurde nun ins politische Leben eingeführt. Ebenso wurde seine Übernahme des Amtes erschwert durch das Misstrauen der Mitarbeiter, welches sich im Laufe seiner Arbeitsjahre legte[17]. Dennoch waren seinem Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt, den die Weimarer Republik ging zu Ende und ihm wurden Grenzen hinsichtlich der kulturpolitischen Maßnahmen gesetzt. Desgleichen empfand er die Auswirkung der preußischen Sparmaßnahmen auf seinem Ressort erdrückend[18]. Er meinte dazu 1930:

„Der Gang und der Rhythmus der Entwicklung ist nun einmal in einem Maße durch Kräfte mitbestimmt, die unseren guten Willen in seiner Auswirkung, so beklagenswert das ist, Schranken setzen.“[19]

Für Adolf Grimme begann ein nervenaufreibender Kampf. Er versuchte die verhängnisvolle Schädigungen des Bildungswesens abzuwehren, welche aber durch die diktatorische Gewalt, nicht zuletzt des Finanzministers gefährdet war[20].

3.1.2 Sein Leben während und nach dem Zweiten Weltkrieg

Durch die Machtergreifung Adolf Hitlers war Grimme zusehends in seiner politischen, kulturellen Arbeit eingeschränkt. Die Zeit des Nationalsozialismus kennzeichnete sich für ihn durch die politische, aber auch persönliche Denunziation aus und brachte ihn um den beruflichen Werdegang. Mit dem Ende der Weimarer Republik endete auch seine Amtszeit als Preußischer Kultusminister. Während der Nazizeit lebte Grimme zurückgezogen in Berlin. Er lebte am Existenzlimit mit finanziellen Einbußen, seine einzige Kraftquelle, nebst seiner Familie, war die geistige Arbeit. Sie hielt ihn „am Leben“, denn seine Sorge, um das Schicksal Deutschlands bestimmten nicht nur seine Gedanken, sondern die Gespräche mit Freunden und politisch, sowie pädagogisch Engagierten, die zur Zeit der Weimarer Republik mit Grimme tätig waren[21]. Günther Weisenborn[22] schrieb Adolf Grimme innerhalb der gesamten Nazizeit einen kämpferischen Geist zu- ein Geist der nicht stehen blieb, sich nicht verblenden ließ, der kritisch allen gesellschaftlichen Bereichen gegenüberstand:

„[Adolf Grimme setzte sich für den aktiven] Kampf für den Frieden [ein]. Unter dem Druck der illegalen Arbeit blieb sein Ziel das rasche Ende des Krieges. Die ständige Bereitschaft zum Opfer für diese Idee verlieh ihm Größe. Adolf Grimme war ein großer Deutscher.[23]

1942 setzten die Nationalsozialisten Adolf Grimme in Verbindungen zum Widerstand und sprachen ihm somit die Teilnahme an der so genannte „Roten Kapelle“ zu.

„Die deutsche Widerstandsbewegung hat bewiesen, daß selbst die grausamste Gewaltherrschaft nicht die aktive Opposition mutiger Menschen verhindern kann. In seiner Gruppe, die von der Gestapo „Rote Kapelle“ genannt wurde, hat Grimme persönlichen Mut und klare Kameradschaft gezeigt.“[24]

[...]


[1] Wolgast, G.: Fritz Klatt. In: Wolgast, G./ Knoll, J., 1986, S. 196

[2] Siehe Anhang: Emails an die Volkshochschulen

[3] Graubner, 1978, S. 204

[4] Vgl. Wolgast, 1996, S. 54

[5] ebenda

[6] Wolgast, 1996, S. 55f.

[7] Grimme, In: Sauberzweig, 1967, S.187

[8] Siehe Wolgast, 1996, S.56

[9] Wolgast, 1986, 125f.

[10] ebenda

[11] Grimme; In: Sauberzweig, 1967, S.25

[12] Siehe Wolgast, 1986, S.125

[13] Siehe Sauberzweig, 1967, S.12

[14] Sauberzweig, 1967, S.12

[15] Grimme; In: Sauberzweig, 1967, S. 17

[16] Vgl. Wolgast/ Knoll, 1986, S.125

[17] Vgl. Sauberzweig, 1967, S. 33ff.

[18] Siehe Sauberzweig, 1967, S.39

[19] Grimme; In: Sauberzweig, 1967, S.39

[20] ebenda

[21] Siehe Sauberzweig, 1967, S.57ff.

[22] Günther Weisenborn, Teilnehmer an der Widerstandsgruppe, die Adolf Grimme auch beiwohnte, sowie gemeinsamer Zuchthausaufenthalt

[23] Sauberzweig, 1967, S.59

[24] Grimme; In: Sauberzweig, 1967, S.58

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Erwachsenenpädagogik in der Nachkriegszeit: Adolf Grimme
Untertitel
Biografie im Kontext Erwachsenenbildung, Rundfunk und Fernsehen
Hochschule
Universität Potsdam
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
36
Katalognummer
V137071
ISBN (eBook)
9783640451272
ISBN (Buch)
9783640451470
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erwachsenenpädagogik, Nachkriegszeit, Adolf, Grimme, Biografie, Kontext, Erwachsenenbildung, Rundfunk, Fernsehen
Arbeit zitieren
Franziska Weigt (Autor:in), 2008, Erwachsenenpädagogik in der Nachkriegszeit: Adolf Grimme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137071

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