Der protestantische Teil des Christlich-Demokratischen Appells der Niederlande


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

0. Einleitung

1. Kurzer Rückblick zu den Ursprüngen

2. Die Protestanten als Teil der „vier Säulen“

3. Die protestantische Wählerschaft – früher und heute

4. Verortung in der heutigen Politik

5. Fazit

6. Quellen

7. Anhang

0. Einleitung

Das Königreich der Niederlande erstreckt sich über ~ 42000 Quadratkilometer und hat ~16 Millionen Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von genau 482 Einwohner pro Quadratkilometer entspricht. Die Bevölkerung ist zu 30 % römisch-katholisch, zu 21 % protestantisch, zu 6 % muslimisch, zu 1 % hinduistisch und zu 40 % bekenntnislos (in den restlichen 2 % sind unter anderen auch etwa 30000 Angehörige der Jüdischen Gemeinschaft enthalten)[1].

Die Niederlande sind eine Parlamentarische Monarchie, welche mittels zweier Kammern regiert wird: in der ersten Kammer gibt es 75 Sitze, in der zweiten Kammer 150 (sie entspricht dem deutschen Bundestag). Die Königin ist das Staatsoberhaupt und übt die Richtlinienkompetenz aus, ihre direkte Vertretung ist der Staatsrat (1. Kammer); Chef der Regierung ist der Ministerpräsident (aus 2. Kammer). Verwaltet wird die Niederlande durch Aufteilung in 12 Provinzen, welche durch königlich ernannte Kommissare regiert werden und sich wiederum in insgesamt 467 Gemeinden aufteilen (diese sind autonome Körperschaften)[2].

Wenn man nun die recht übersichtlichen Basis-Daten der Niederlande betrachtet, kommt man unweigerlich auf die Idee, dass bei der übersichtlichen Größe des Landes und der ebenfalls übersichtlichen religiösen Aufteilung der Bevölkerung sich diese Übersichtlichkeit auch in der Politik des Landes widerspiegeln müsste. Man könnte auf die Idee kommen, dass Religion in der niederländischen Demokratie eine prägende Rolle spielen könnte.

Genau solche einfachen Schlussfolgerungen kann man aber nicht anstellen! Wie genau sich Religion im politischen Leben der Niederlande widerspiegelt, soll die folgende Arbeit aus dem Blickwinkel der Protestanten heraus beleuchten.

Über eine kurze historische Einführung in die Entstehung der ersten Protestantenbewegungen, soll im zweiten Teil das spezifisch niederländische Phänomen der „Versäulung“ erklärt werden, um dann auf die protestantische Wählerschaft einzugehen. Letztendlich soll die Stellung der Protestanten in der modernen Politik und Parteienlandschaft der Niederlande herausgearbeitet werden, damit im Fazit eine eventuelle Entwicklung, beziehungsweise eine Zukunftsperspektive aufgezeigt werden kann.

1. Kurzer Rückblick zu den Ursprüngen

Wenn man spätere protestantische Formierungen betrachten will, muss man zuerst die Anfänge derer berücksichtigen. Im Gebiet der heutigen Niederlande herrscht im 16. Jahrhundert der katholische Glaube vor, denn das Land ist unter spanischer Herrschaft und wird von Statthaltern regiert. Die ersten protestantischen Gemeinden und Kirchen gibt es ab 1540 im Norden des niederländischen Gebietes, sie entstehen aus Calvinisten, Zwinglianern und Lutheranern[3][4].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zwischen 1534 und 1564 gibt es aufgrund der Reformierung der katholischen Kirchen in protestantische Kirchen viele Streitigkeiten um die Ausübung der Religion in der Öffentlichkeit, bis man sich schließlich darauf einigt, dass Staat und Religion zwar fest miteinander zusammenhängen, aber der Staat keinen Glauben vorschreiben darf und die Kirche nicht die Staatsgeschäfte führen kann. Die reformierte Kirche wird von der Bevölkerung immer mehr akzeptiert, und obwohl um 1587 erst ca. 10 % der Niederländer Calvinisten sind, übernimmt die protestantische Kirche zusehends die alten Aufgaben der Öffentlichkeitskirche.

Zeitgleich beginnen die regionalen Regenten gegen die spanische Herrschaft aufständisch zu werden (80-jähriger Krieg), wobei sie die neu entstehende Organisation der reformierten Kirche für ihre Zwecke benutzen. Die Kirchen ziehen daraus den Vorteil der teilweisen Finanzierung (Pastorenbezahlung, Kirchengebäude, usw.)[5]. Die Gründung der Utrechter Union um 1579 und die Lossagung vom spanischen König sind der Beginn der Republik Niederlande und der damit zusammenhängenden Unabhängigkeitsbewegungen[6]. Dieser Umstand befördert die protestantische Öffentlichkeitskirche in die Position der offiziellen Staatskirche, worauf ein Anwachsen der Protestanten zurückgeführt werden kann. Die Ausbreitung der protestantischen Kirchen und die zeitweiligen Verbote der Ausübung der katholischen Gottesdienste (bis hin zu Verfolgungen und Kirchenplünderungen[7] ) sind dafür verantwortlich, dass nur 100 Jahre nach der Reformation die Protestanten in den Vereinigten Niederlanden auf mehr als das Doppelte anwachsen[8].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[9]

Die Spanische Niederlande ist jedoch noch zum Großteil katholisch, etwa um 1650 sind hier etwa 37 % der Bevölkerung Katholiken[10]. Dieses Nord-Süd-Glaubensgefälle bleibt bis in die heutige Zeit erhalten.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts finden innerhalb des niederländischen Protestantismus Veränderungen und Verfestigungen von bestimmten christlichen Werten, Normen und Verhaltensweisen statt[11]:

- Das Verhältnis zwischen Mensch und Glaube wird aneinander „angepasst“, der Mensch soll Gott dienen und sein Leben leben und genießen.
- Weltliches Wissen (moderne Wissenschaft) kann genossen werden, denn es ist ebenfalls von Gott. Kultur, Wissenschaft und Kunst stehen nicht im Widerspruch zu christlicher Frömmigkeit.
- Veränderung von Strafen im Sinne von kirchlicher Zucht (praxis pietatis) bis hin zur Abschaffung der körperlichen Züchtigung.
- Der Mensch ist nicht dem Bösen zugeneigt, wie bis ins 17. Jahrhundert von den Calvinisten angenommen, er ist von sich aus genauso fähig zu guten, wie zu schlechten Taten, er muss sich nur entscheiden und selbst „Gottes Weg“ finden.

In der Zeit zwischen 1795 und 1813, als die Niederlande kurzzeitig ein Vasallenstaat Frankreichs ist, verliert die protestantische Kirche ihren Status als Staatskirche, bekommt diesen aber nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit wieder. Aus dieser Zeit stammt allerdings auch die Gleichheit aller Bürger vor dem Staat/Gesetz, was eine echte Ablösung der Ständeherrschaft durch das frühe Bürgertum darstellt.

Ab 1813 ist die „post-napoleonische“ Niederlande eine Monarchie, ein „Vereinigtes Königreich“[12], was jedoch von der französischen Herrschaft übrigbleibt, ist die Trennung von Kirche und Staat. Es herrscht ein „kleinholländischer, protestantischer Geist“ und die Katholiken sind „Bürger zweiter Klasse“[13].

Bezeichnend für das 19. Jahrhundert ist die Organisation der Protestanten, welche inzwischen fast 60 % der niederländischen Bevölkerung ausmachen[14], zur politischen Konstante und der ständige Anführer-Wechsel bei diesen. Die unterschiedlichen Anführer hinterlassen deutliche Spuren in der protestantischen Organisation. Um die wichtigsten Etappen des Jahrhunderts zu nennen, könnte man wie folgt vorgehen:

[...]


[1] http://www.auswaertiges-amt.de Stand: 04. 08. 2006.

[2] Ebenda.

[3] Die Abbildung auf dieser Seite stammen aus: Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 139.

[4] Ebenda, S. 136. Die Bezeichnung Protestantisch leitet sich vom „Protest“ der evangelischen Stände auf dem Reichstag zu Speyer im Jahre 1529 ab, von da verbreitet sich die Bezeichnung für alle Christen die nur Gott als oberste Glaubensinstanz anerkennen und nicht an lebende Vertreter Gottes auf Erden glauben. Die Ursprünge dieser Art zu glauben sind in Deutschland um 1517 (M. Luther), später in der Schweiz (U. Zwingli) und in Frankreich (J. Calvin).

[5] Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 138.

[6] Die Abbildung des Vertrages über die Utrechter Union und das Titelblatt der Abschwörungsakte von Spanien sind abgebildet in: Lademacher, H., Die Niederlande: Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung, Frankfurt a. M. / Berlin 1993, S. 224 ff.

[7] Ebenda finden sich auch zeitgenössische Abbildungen der Kirchenplünderungen.

[8] Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 152. Genauer gesagt sind ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Niederlande Anhänger der reformierten Kirche.

[9] Die Abbildung auf dieser Seite stammen aus: Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 139.

[10] Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 147.

[11] Ebenda, S. 147 ff.

[12] Lademacher, H., Die Niederlande: Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung, Frankfurt a. M. / Berlin 1993, S. 405.

[13] Schutte, G. J., Eine calvinistische Nation? Mythos und Wirklichkeit In: Wilenga, F. / Taute, I. (Hrsg.), Länderbericht Niederlande: Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft, Bonn 2004, S. 154 f.

[14] Ebenda, S. 172.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der protestantische Teil des Christlich-Demokratischen Appells der Niederlande
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
"Christlich - demokratische Parteien in Europa"
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V137064
ISBN (eBook)
9783640450367
ISBN (Buch)
9783640450619
Dateigröße
1797 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Teil, Christlich-Demokratischen, Appells, Niederlande
Arbeit zitieren
Anton Roos (Autor:in), 2005, Der protestantische Teil des Christlich-Demokratischen Appells der Niederlande, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137064

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