Die neue Geschichte vom jungen Helmbrecht (Teil 2)

Der Reiter mit der Coiffe (1, 2 und 3)


Wissenschaftliche Studie, 2009

172 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Film-Exposee „Der Reiter mit der Coiffe“ (1)

3. Treatment „Der Reiter mit der Coiffe“ (2)

4. Autor-D rehbuch „Der Reiter mit der Coiffe“ (3)

1. Einleitung

Exposee, Treatment und Autor-Drehbuch sind filmliterarische Formen der Darstellung einer Geschichte. Die Beschreibung erfolgt in Gegenwartsform. Das Exposee erzählt die Geschichte im prinzipiellen Sinne, d.h. den Verlauf der Ereignisse und Handlungen in einer Folge von Ursache und Wirkung und hält dabei eine 3-Akte-Struktur ein (Exposition, Konfrontation, Konsequenz), die sich als innere Struktur der Geschichte auffassen lässt. Die Gliederung des Exposees erfolgt nach Themenabschnitten wie bei jeder Erzählung einer Handlung. Das Treatment baut auf der im Film-Exposee erzählten Geschichte auf und ist die Gliederung der Geschichte in Szenen. Die Szenen sind die Raum-Zeit-Einheiten in denen sich die Handlung diskret und konkret abspielt. Das Treatment ist noch ohne Dialogteil, es wird höchstens indirekt beschrieben, was gesagt wird (Szenarium ohne Dialog). Es setzt das Exposee voraus, baut auf ihm auf und ist selber die Vorstufe zum Autor-Drehbuch. Im Autor-Drehbuch (Szenarium mit Dialog) tritt der Dialog hinzu und macht die Geschichte damit handlungsmäßig vollständig. Jede Szene hat ihren Anfang, ihre Mitte und ihr Ende, die sich im Auftritt, Verweilen und Abtritt einer oder mehrerer Personen der Handlung zeigen. Sie bilden die äußere Struktur der Handlung. Die 3-Akte-Struktur des Exposees tritt im Treatment und Drehbuch nicht mehr in Erscheinung, sie ist zwar in der Handlung impliziert, steht aber nicht mehr in den Vordergrund.

In der Theorie werden Exposee, Treatment und Drehbuch recht stiefmütterlich behandelt. Man zählt sie nicht zur künstlerischen Literatur. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach falsch. Filmische Literatur hat ihre Daseinsberechtigung genauso wie unsere Bühnenliteratur. Wenn sie richtig geschrieben ist, lässt sie sich genauso gut lesen wie diese, wobei der Film im Kopf abläuft. Natürlich muss der behandelte Stoff dabei ein bestimmtes Niveau haben.

Die vorliegende filmische Literatur hat den Untertitel „Der Reiter mit der Coiffe“ und basiert auf der mittelhochdeutschen Versnovelle „Helmbrecht“ des Dichters Wernher der Gartenaere, der sie etwa im Zeitraum von 1250 bis 1280 schrieb. Literaturhistorisch steht sie an der Schwelle zur frühbürgerlichen Literatur. Der „Helmbrecht“ gehört zu unserem literarischen Kulturerbe und ist noch heute Gegenstand germanistischer und historischer Forschung und eines verbreiteten Interesses am Mittelalter. Wegen seines hohen ethischen Gehalts und seiner aufschlussreichen Einblicke in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse ist er wert, in Erinnerung behalten zu werden. Der „Reiter mit der Coiffe“ ist eine filmische Adaption des „ Helmbrecht“ als umfangreiche Neufassung der Handlung durch Einführung einer neuen Motivation, Erweiterung der Anzahl wesentlicher Personen und entsprechender Neuschaffung von Schauplätzen sowie der Veränderung des Ausgangs der Handlung zum Guten für den Protagonisten. Die Gestalt des jungen Helmbrecht wird in der neuen Geschichte so gezeichnet, dass er als Held des Stückes sympathische Charakterzüge besitzt, d.h. sein Handeln wird gegenüber dem Originalstoff entkriminalisiert , wodurch er seine Anhänger finden wird. Im Original stellt er dagegen einen eitlen, überheblichen Narren dar, der schließlich zum Verbrecher wird und mit dem man sich daher nicht identifizieren kann. In der neuen Geschichte endet er nicht elend am Galgen, sondern kommt noch einmal mit einem "blauen Auge" davon. Die Dialoge für das Drehbuch wurden der filmischen Form angepasst, d.h. wesentlich kürzer als im Original gehalten. Das Drama wird aus einem ausgesprochenen Lehrstück zu einem Unterhaltungsstück mit unaufdringlicher Lehre umgeformt. Die Aussage bzw. der Sinn des neuen Stücks entspricht unserer modernen geschichtlichen Auffassung von dieser Zeit, wobei die im Original vorgetragenen Wertvorstellungen beibehalten werden. Die neue Geschichte sehe ich dabei nicht als Konkurrenz zur alten Geschichte, sondern als ergänzendes Gegenstück, das uns einen erweiterten Einblick in das HMA vermittelt.

Im „ Helmbrecht“ und ebenso im neuen Stück spielt eine ungepolsterte, weiße, leinene Bundhaube bzw. Haarhaube (Coiffe), die mit buntseidenen Bildern bestickt ist, eine wesentliche Rolle. Sie wird vom jungen Helmbrecht getragen, der sie von einer ehemaligen Nonne geschenkt bekommen hat, die einem Kloster entlaufen war und am Helmbrechthof verkehrte. Die Haube war eine Kopfbedeckung, die man zu dieser Zeit normalerweise nur an Adelshöfen trug und als höfische Kleidung betrachtete. Sie ist Anlass für Mutter und Schwester, ihren Liebling Helmbrecht noch mit weiteren höfischen Kleidungsstücken auszurüsten, um die Haube kleidungsmäßig zu ergänzen. In dieser höfischen Aufmachung und mit dem Schwert des Vaters, nebst einem neu gekauften Pferd, verlässt der junge Helmbrecht schließlich sein Elternhaus.

Im 12. und 13. Jhd. war die Bundhaube als Haarhaube (frz. coiffe, engl. coif, ital. cuffia, griech. skuffia) im unbestickten Zustand und ungepolstert eine Kopfbedeckung für Männer. Sie wurde ursprünglich in Schreib- und Malstuben getragen, um die wertvollen Handschriften, Urkunden, gemalten Bilder etc. vor herabfallenden Verunreinigungen des Kopfes, also Haaren, Schuppen oder evtl. Läusen, zu schützen, und so im Zeitalter des Aufkommens der Schriftlichkeit zum Symbol der Bildung in Laienkreisen und stand dabei im Gegensatz zur Tonsur der Mönche. Diese Sitte kam aus Italien über Frankreich und England nach Deutschland. Die Haube wurde an Adelshöfen von Leuten getragen, die mit der Schriftlichkeit zu tun hatten, also dem Kanzler, Gelehrte, Künstler und Schreiber, zählte also zur Hofkleidung und war eine Art „Aufsteigermütze“. Das Tragen der Haube, selbst in der außerhöfischen Öffentlichkeit, wurde zur Modeerscheinung. Adlige trugen sie unter dem Hut, um gebildet zu erscheinen und/oder die Krolle in Form zu halten. Sie wurde als Symbol der Bildung zur Standeskleidung, durfte also von daher von keinem Bauern getragen werden.

Man darf die Bundhaube als Haarhaube aber nicht mit der Bundhaube als Rüsthaube des Ritters verwechseln, die ähnlich aussah, aber aus grobem Material gefertigt, gesteppt und gepolstert war und vom Ritter unter dem Helm als Kopfschutz getragen wurde. Die auf der Bundhaube des Helmbrecht dargestellten Bilder, die von mir ausgewählt wurden, stellen, in Anlehnung an die Versnovelle von Wernher, Figuren aus damals bekannten Heldenliedern dar:

Abb. 1: Der sterbende Roland, ähnlich der Abbildung in dem franz. Heldenlied La Chanson de Roland

Abb. 2: Äneas auf seiner Schiffsfahrt von Troja nach Italien, ähnlich der Abb. aus der Eneide des H. von Veldeke; Berliner HS. Ms. Germ. fol. 282

Abb. 3: Ein Ritter, der mit zwei Frauen an den Händen sich beim höfischen Tanz bewegt, ähnlich der Abbildung des Hiltbold von Schwangau auf Blatt 146r der Großen Heidelberger Liederhandschrift

So bestickt war Helmbrechts Haube ein Unikat. Sie hatte auch ihren materiellen Wert, denn der Stoff bestand aus sehr fein gewebtem Leinen und die Stickbilder aus bunter Seide, die für damalige Verhältnisse sehr teuer waren. Dazu kommt noch der Arbeitsaufwand der Nonne. Die Haube begleitet Helmbrecht durch die ganze Handlung und wirkt wie ein Handlungskatalysator bzw. Hook (Aufhänger), d.h. wie ein Veranlasser, der Hemmschwellen abbaut, Verbindungen herstellt und auch als Erkennungszeichen wirkt. Man kann die Haube auch als ein ästhetisches Mittel zum Vorantreiben der Handlung betrachten. Ich nehme an, dass wir heutzutage technisch in der Lage sind eine solche Haube herzustellen.

Neben der eigentliche Filmmusik, die indirekt mitspielt, gibt es in der Geschichte noch Musik und Tanz, die direkt eingebunden und damit Bestandteil der Handlung sind. Bei der Musik sind es das Lied „ Ja nuls homs pris“ von König Richard Löwenherz, das Lied „ Bache, bene venies“ (Bacchuslied) aus der „ Carmina Burana“, das „ Palästinalied“ von Walther von der Vogelweide und eine noch zu bestimmende Hochzeitsmusik. Als Tänze, die vorgeführt werden, erscheinen in der Handlung der mittelalterliche Hoftanz (mhd. hovetanz, swingenfus, lobetancz, gofenanz) und der mittelalterliche Bauerntanz (mhd. reie, krumbe reien, hoppaldei, hoppelrei etc.). Der Hoftanz ist ein Schreittanz im geraden Takt und diente der Präsentation in Zweier- oder Dreierpaaren. Er war der Vorläufer der späteren Basse danse und der Pavane. Der Bauerntanz ist ein Springtanz im ungeraden Takt, entweder einzeln in der Reihe oder zu zweit in der Reihe, der in erster Linie dem Amüsement diente.

Die Logline lässt sich etwa folgendermaßen formulieren: Helmbrecht, ein junger und ehrgeiziger, aber etwas einfältiger Bauernsohn zur Zeit des sizilischen Kaisers, der bei einer entlaufenen Nonne das Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt und Rittergeschichten kennengelernt hat, verlässt, mit höfischer Haube (Coiffe), höfischer Kleidung, einem Schwert und wertvollen Pferd ausgestattet, gegen den Willen des Vaters das Elternhaus und versucht seine Zukunft in der adligen Gesellschaft. Als Filmgenre lässt sich etwa folgendes angeben: Die beschriebene Geschichte ist der Stoff für einen Spielfilm in Form eines Gesellschafts-Abenteuers, das sich in der interessanten Zeit des Mittelalters abspielt. Der Protagonist verlässt die ihm angestammte sichere Umwelt, d.h. Elternhaus und Heimat, und begibt sich in eine ungewisse und gefährliche Zukunft, die sich lebensbedrohlich zeigt, die er aber mit Glück und Geschick meistert. Er bewährt sich, indem er eine Reihe von Hindernissen und Schwierigkeiten erfolgreich überwindet. Die Geschichte ist für die Unterhaltung der ganzen Familie geeignet: spannend, ereignisreich und bildend. Sie hat einen erfreulichen Ausklang, wobei es knapp an der Tragödie vorbeigeht.

2. Film-Exposee Der Reiter mit der Coiffe(1)

1. AKT

(1) Das Haubengeschenk

Es ist ein Sonntag im Frühjahr 1247. Auf dem Helmbrechthof, einem Bauerngehöft im oberösterreichischen Innviertel, schenkt die ehemalige Nonne Margarete dem jungen Bauernsohn Helmbrecht eine weiße, leinene und mit Seide bestickte ungepolsterte Bundhaube (Haarhaube bzw. Coiffe),

wie sie damals von Lese- und Schreibkundigen und gebildeten
Persönlichkeiten an den Feudalhöfen getragen wurde, in der Regel aber unbestickt. Die Bilder auf seiner Haube stellen Helden aus Heldenliedern (Chancons de geste) dar: den sterbenden Roland nach dem „ Rolandslied“ und Äneas auf der Flucht zu Schiffe nach Italien nach der „ Eneid e“, dazu einen tanzenden Ritter, der zwei Frauen an der Hand führt. Die Haube ist von Margarete genäht und bestickt worden. Sie bedankt sich mit dem Geschenk für die Hilfe, die sie seitens der Mutter und Schwester Helmbrechts erfahren hatte, als sie nach ihrer Flucht aus dem Kloster in großer Not war, schenkt sie ihm aber auch aus Bewunderung und als Anerkennung für seine Lernleistung, denn er hat bei ihr das Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt und Rittergeschichten gehört, eine damals für Bauern ungewöhnliche Ausbildung, die mancher Adlige nicht hatte.

Der Helmbrechthof ist ein Bauernhof als Einzelgehöft in Gilgenberg bei Mattighofen im österreichischen Innviertel (Oberösterreich). Diese Gegend gehörte damals noch zu Bayern. Margarete war vor ihrer Flucht Nonne in einem Kloster der Umgebung. Sie ist etwa 45 Jahre alt, gutaussehend, trägt noch Nonnentracht, jedoch unvollständig, d.h. ohne die dazugehörige Kopfbedeckung. Für Helmbrecht ist sie eine Art Mentor. Sie verdient sich als Lehrerin und mit Schneiderarbeit ihr tägliches Brot.

Helmbrecht ist ein hübscher Bauernbursche von etwa 22 Jahren, groß und kräftig, mit langen, blonden Haaren, die ihm lockig bis auf die Schulterblätter herabfallen. Er ist lerneifrig und ehrgeizig und hat alles, was ihm Margarete gelehrt hat, in sich aufgenommen. Er ist bekleidet mit einem Bauernkittel, Hose, rindsledernen Schuhen und gestrickter Wollmütze. Neben der Arbeit bei seinem Vater übt er sich auf der Wiese hinter der Scheune in ritterlicher Weise. Dazu benutzt er das Arbeitspferd des Hofes, des Vaters Schwert, eine selbstgebaute Stechpuppe und Lanze.

Er ist begeistert von der Haube und wirft seine alte Strickmütze weg, wobei er verspricht, die neue Haube nie wieder abzusetzen. Die Bitte Margaretes, die Haube nur zu Hause zu tragen, da sie ihm sonst vom Kopf gerissen und weggenommen würde, weil sie der Kleiderordnung für Bauern widerspricht, ignoriert Helmbrecht und demonstriert ihr stattdessen zum Zeichen seiner Furchtlosigkeit sein ritterliches Können zu Pferde auf der Reitbahn.

Als Helmbrechts Mutter und seine Schwester Gotelind kommen, sind sie von der Haube ebenso begeistert und fühlen sich in ihrem Geltungsdrang und ihrer Eitelkeit verpflichtet, dem Jungen die dazu passende ritterlich-höfische Kleidung zu verschaffen, damit er sich nicht lächerlich macht, wenn er die Haube nur zu Bauernkleidung trägt. Die gute soziale Lage der Familie macht es möglich. Von Gotelind erhält Helmbrecht feinen Leinenstoff für Unterhemden und Unterhosen, von seiner Mutter feinen Wollstoff für eine Cotte (langer Schulterrock als Unterkleid) und einen Surkot (langer Schulterrock als Oberkleid). Helmbrecht lehnt zunächst diese Sachen ab und will sich mit seiner Haube begnügen, die Mutter jedoch besteht auf ihrem Vorhaben. Daher fordert Helmbrecht ein ihm genehmes Kleidungsstück, nämlich einen Steppwams (sog. Warkus oder Gardewams). Das ist ein aus zumindest zwei Lagen Stoff gestepptes, also gefüttertes Oberbekleidungsstück, das ähnlich einer Jacke bis etwa zur Mitte der Oberschenkel geht, aber ungepolstert und vorn geschlossen ist, d.h. er bedeckt den ganzen Bauch. Am Hals hat er vorn einen Kopfschlitz mit Knöpfen und einen hohen Stehkragen. Diese Art Kleidung kam damals auch bei den Bauern auf und löste allmählich das Röcketragen ab. Zusätzlich fordert Helmbrecht noch Hosen aus rotem Ziegenleder (Korduan), d.h. Beinlinge aus Leder, und ein Paar Sporen. Die Mutter verspricht sie ihm bereitwillig, ebenso einen Dolch und große Taschen. Margarete bietet sich an, ihm die neuen Kleider zu schneidern und zu nähen. Daher bringt Helmbrecht sie mit den neuen Tuchen zu ihr nach Hause.

Die Mutter Helmbrechts ist eine etwa 50-jährige Bauernfrau und trägt zeitgemäße Bäuerinnentracht. Sie ist etwas einfältig, eitel und geltungssüchtig. Gotelind, die Schwester Helmbrechts, ist ein hübsches etwa 19-jähriges Mädchen mit langen, blonden Zöpfen und Bäuerinnentracht, ebenso eitel und einfältig wie ihre Mutter, leicht begeisterungsfähig und unternehmungslustig. Beide sind stolz auf den hübschen Jungen mit seinem langen, gelockten Haar.

Auf dem Hofe trifft Helmbrecht mit seinem Vater zusammen, als er Margarete mit den Stoffen nach Hause bringen will. Dieser verhält sich gegenüber der höfischen Einkleidung durch die Frauen ablehnend, ist zornig und schimpft sie aus. Er ist ein etwa 50-jähriger Bauer, von rüstigem Aussehen, mit verwitterten Gesichtszügen und Haarschnitt bis Oberkante Ohren, wie er von den Bauern verlangt wird. Als freier Pächter seines Landes hat er es zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Ehrliche Arbeit, Beständigkeit und die Einhaltung der göttlichen Gebote sind für ihn das Lebensprinzip. Das Treiben seiner Familie nahm er bisher gar nicht so recht wahr und für voll, da er intensiv mit seiner Arbeit befasst ist. Erst die vollendeten Tatsachen machen ihn stutzig und fordern seinen Einspruch heraus.

(2) Die misslungene Vorführung der neuen Kleider

Helmbrecht trennt sich nun nicht mehr von seiner Haube. Er hat sie einige Tage später auf dem Felde bei der Bestellung des Ackers auf. Beim Frühstück auf dem Felde teilt ihm Gotelind mit, dass seine neuen Kleider fertig sind und abgeholt werden können. Der Rentmeister von Burghausen kommt bei ihnen auf dem Felde vorbeigeritten. Als er Helmbrecht sieht, verbietet er ihm unter Strafandrohung das Tragen von langen Haaren und der Haube, da es eine Verletzung der Standesvorschriften ist und daher eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Helmbrecht ist innerlich empört, lässt es sich aber nicht anmerken, aber auch nicht einschüchtern.

Am Sonntag darauf geht Helmbrecht zusammen mit seiner Mutter und Schwester vormittags in die Kirche. Er hat das erstemal seine ritterlich-höfische Kleidung an und natürlich auch seine Haube auf. Er kann vom Pfarrer gut gesehen werden, weil er in der ersten Reihe und ihm nahe sitzt. Am Ende seiner Predigt verdammt der Pfarrer das Tragen dieser Kleidung, da sie gegen die gültige Kleiderordnung verstö1t. Er verbietet Helmbrecht, damit in der Kirche zu erscheinen. Helmbrecht nimmt ihm das sehr übel und ignoriert beim Verlassen der Kirche an der Tür den versuchten Händedruck des Pfarrers. Dieser erinnert ihn noch einmal an sein ausgesprochenes Verbot.

Am Sonntagnachmittag sind Helmbrecht und Gotelind gemeinsam zum Tanz auf den Waldanger. Helmbrecht hat wieder seine Haube auf und die neuen Kleider an. Sie tanzen einen Hoftanz (Schreittanz) in der Form des Dreierpaares. Dabei tanzen einige Mädchen aus dem Dorf hinter ihnen mit. Die Burschen des Dorfes boykottieren den Tanz, da er ihnen unpassend und lächerlich vorkommt und sie lieber ihren Bauerntanz (Springtanz) ausführen möchten. Sie sitzen am Rande der Tanzfläche und trinken Bier. Schlie1lich stören sie den Tanz durch laute Pfiffe und Verhöhnung von Helmbrecht wegen seiner Kleidung. Als das alles nichts hilft, holen sie ihre Mädchen von der Tanzfläche und der Hoftanz wird damit beendet. Während Helmbrecht und Gotelind nach Hause gehen, tanzt die Dorfjugend wieder ihren gewohnten Bauerntanz.

Auf dem Heimweg ist Helmbrecht sehr nachdenklich. Er hat gemerkt, dass er hier mit seinen höfischen Kleidern nicht auftreten kann, ohne angefeindet zu werden. Au1erdem hat er das Bauerndasein satt, weil er wei1, dass er mehr kann als nur Kornsäcke schleppen, Mistwagen fahren und Zaunpfähle einschlagen. Er beschlie1t, Gilgenberg zu verlassen und sich eine Anstellung an einem Adelshof zu verschaffen, wobei er noch keine näheren Vorstellungen von seiner Funktion hat. Er wei1 nur, dass er dazu ein Pferd braucht, erstens, um fortzukommen, und zweitens, um an den Höfen Einlass zu finden. Das Pferd kann er aber nur vom Vater bekommen. Er spricht darüber mit Gotelind auf dem Heimweg. Sie ist traurig, dass er fort will, und weint.

(3) Die Erpressung des Vaters

Zu Hause angekommen, setzt sich Helmbrecht in seiner neuen Garderobe in sein Zimmer und streikt. Als ihn der Vater auffordert, die Kälber aus dem Wald zu holen, verweigert er die Arbeit und fordert stattdessen vom Vater ein Pferd. Der Vater ist schockiert und versucht ihm sein Vorhaben auszureden. Es gelingt ihm aber nicht. Der Sohn lässt in seiner Absicht, an einem Adelshof Dienst zu nehmen, keines der Argumente des Vaters zu. Schlie1lich resigniert der Vater und sie fahren am nächsten Tage nach Ried und kaufen ein gutes Reitpferd. Der junge Helmbrecht führt es voller Stolz in den Stall.

(4) Helmbrechts Ausfahrt

Helmbrecht zögert nun nicht mehr lange und verlässt am nächsten Tage voller Elan sein Elternhaus. Ein nochmaliger Versuch des Vaters, ihn zurückzuhalten, scheitert. Nachdem Helmbrecht über Ranshofen, Ried, Wels und Amstetten bis nach Pöchlarn an der Donau geritten war, sich bei Pöchlarn hatte über die Donau setzen lassen und bis nach Zwettl ritt und bei vielen Höfen vorsprach, ohne eine Anstellung zu finden, kommt er enttäuscht und entmutigt an die Fähre am linken Ufer der Donau gegenüber Pöchlarn zurück und erzählt dem dortigen Fährmann sein Missgeschick.

(5) Rat und Hilfe des Fährmanns

Der Fährmann erkennt ihn wieder und sie unterhalten sich. Dieser macht ihm klar, dass nicht die Kleidung das Entscheidende ist, um in die feudale Gesellschaft einzudringen, sondern der Name, den man trägt. Einen Namen hätte man aber erst, wenn ein "von" darin enthalten ist. So müsste er sich, nach der Meinung des Fährmanns, „Helmbrecht von Gilgenberg” nennen, um überhaupt Aufmerksamkeit zu erwecken, denn es gäbe genug junge Adlige, die eine Anstellung in gehobener Position suchen. Der Fährmann nennt ihm, als sie am anderen Ufer der Donau angekommen sind, die Adresse eines Freiherrn von Waldstetten, dessen Burg am südlichen Dunkelsteiner Wald, nördlich von Prinzersdorf nahe Hafnerbach, liegt und von dem kürzlich einer seiner Söhne als Waffenknecht eingestellt wurde. Helmbrecht schöpft neuen Mut und reitet mit Elan in Richtung Burg Waldstetten. Der Makro-Schauplatz der Handlung hat sich damit nach Niederösterreich in die Gegend zwischen den Orten Melk, St. Pölten und Krems a.d. Donau verlagert. Diese Gegend ist ein Teil der Wachau und des Mostviertels.

2. AKT

(6) Das Selbsthilfebündnis der Ritter

Während sich Helmbrecht auf dem Wege zur Burg Waldstetten befindet, sitzen dort im Rittersaal der Freiherr von Waldstetten, sein Marschall Jungherr von Arnstein, sein Knappe Jungherr von Hohenburg und die Ritter von Carlstein und von Wasserburg zusammen. Die drei Ritter gehören dem niederen Landadel an und wohnen einander benachbart. Alle drei machen sich Sorgen über die herrschende Rechtsunsicherheit im Lande und die Benachteiligung des Landadels gegenüber den Städten und Klöstern und der Territorialisierungsbestrebungen des Herzogs. Sie beschließen ein Schutz-und Trutzbündnis zur Selbsthilfe.

Freiherr von Waldstetten ist ein etwa 50-jähriger, etwas korpulenter Herr von jovialem Charakter. Er trägt einen kurzgehaltenen Vollbart, hat eine Stirnglatze, Hinterhaar als Krolle, ist als adliger Jäger gekleidet und trägt einen pelzverbrämten Jägerhut (Hubertushut). Er ist zwangsweise Berufsjäger und füllt mit Jagd und Wildpflege seinen Tagesverlauf aus, da ihm der Herzog sein Landrichteramt genommen hatte. Er verlor es, da er durch seine Frau mit dem Geschlecht der Kuenrings verwandt ist und es nach ihrem misslungenen Aufstand gegen den Herzog 1230/31 gegen die Beschuldigungen des Herzogs in Schutz genommen hatte, woraufhin ihn dieser entließ. Seine Einstellung zum Herzog ist daher nicht die beste. Er lebt recht und schlecht von den Abgaben seiner Bauern, einigen Zolleinnahmen und der Jagd. Er liegt außerdem im Streit mit der Salzburger Kirche wegen seines Erbes, das sie ihm entzogen hatte, als sein Bruder auf einer Pilgerreise unverhofft starb und ihr unberechtigterweise per Testament sein Land vermachte. In Hagenau beim König hat er deshalb eine Testamentsanfechtung beantragt.

Ritter von Wasserburg ist ein etwa 50-jähriger schlanker Herr mit Kinnbart und Schnurrbart. Er trägt langes Haar in Form der Krolle und einen pelzverbrämten Lehnshut. Er lebt von den Abgaben seiner Bauern, einigen Zolleinnahmen und seiner Fischzucht, auf die er sich aus ökonomischen Gründen umgestellt hat. Er liegt im Streit mit dem Kloster Mönchgut, dessen Abt ihn in einem Prozess beim Herzog und Bischof um sein Amt als Klostervogt gebracht hat und ihm außerdem noch eine dafür vereinbarte Abstandssumme schuldet. Der Verlust des Amtes war für ihn eine empfindliche wirtschaftliche Einbuße.

Ritter von Carlstein ist ebenfalls ein etwa 50-jähriger Herr von schlanker Gestalt, trägt langes Haar in Form der Krolle und ist glatt rasiert. Seine Kopfbedeckung ist eine pelzverbrämte Gugel, die er wie eine Mütze trägt. Aus ökonomischen Gründen hat er sich auf Falkenzucht gelegt. Er liegt im Streit mit der Stadt Krems, in die sein Schmied bei Nacht und Nebel geflüchtet ist. Als ihn seine Söhne aus der Stadt wieder zurückholen wollten, wurden sie dort eingesperrt und geschlagen und der Flüchtige in Schutz genommen. Carlstein lebt notdürftig von den Abgaben seiner Bauern und seiner Falkenzucht.

Jungherr von Arnstein ist der Marschall des Waldstetten. Er ist ein etwa 23-jähriger Ritterssohn, groß und kräftig, gut aussehend, trägt dunkles, langes Haar in Form der Krolle, bartlos, ohne Kopfbedeckung, gutmütig wirkend. Er trägt einen ledernen Brustharnisch mit Wappenrock darüber. Darauf ist das Waldstettener Wappen, Brackenkopf auf rotem Grund, zu sehen. Er tritt bescheiden auf und ist ohne überheblichen Adelsstolz. Er plant bei Übernahme des Hofes seines Vaters, sich eine Pferdezucht aufzubauen.

Jungherr von Hohenburg ist ein etwa 25-jähriger Mann, Sohn eines verarmten Grafen und Knappe des Waldstetten. Er hat eine gedrungene kräftige Gestalt, ist nicht besonders schön, arrogant und adelsstolz. Er trägt schwarze, lange, glatte Haare bis Höhe Kinn herab und schwarze Kleidung, immer Handschuhe und ein mit Steinen besetztes Schapel. Seine Gesichtszüge wirken finster und allesverachtend. Für ihn sind Nichtadlige, insbesondere Bauern, Menschen zweiter Klasse. Er begleitet Waldstetten zur Jagd und ist dabei mit Armbrust und Köcher ausgerüstet. Er hofft darauf, dass ihn Waldstetten zum Ritter schlagen lässt. Außer seiner Schießkunst mit der Armbrust besitzt er keine besonderen ritterlichen Eigenschaften, hasst alles, was nicht direkt mit Ritterschaft zu tun hat. Er kritisiert offiziell seinen Herrn, dass er die Absicht hat, einen Bauern in gehobener Position einzustellen. Er ist verliebt in die Tochter des Hauses, der er nachstellt, die ihn aber immer wieder hat abblitzen lassen. Seine Schwester Anna ist als Gesellschafterin der Damen des Hauses tätig und genauso adelsstolz wie er. Es wurmt beide, dass sie als Grafenkinder unter solch relativ bescheidenen Verhältnissen, wie bei Waldstetten, arbeiten müssen. Hohenburgs Bauernhass begründet sich zusätzlich aus der Tatsache, dass er von jungen Bauern verprügelt wurde, als er sich bei einer Tanzveranstaltung an eines der Bauernmädchen vergriff.

Waldstetten ist durch seine Frau mit dem Rittergeschlecht der von Kuenring verwandt und Wasserburg und Carlstein sowie Arnsteins Vater sind Lehnsleute der Kuenrings. Die Kuenrings sind ein altes Rittergeschlecht, welches das Marschallamt des Landes bekleidet. Sie sind wegen ihrer Rachsucht, Grausamkeit und Habgier im Volke als "Die Hunde von Kuenring" verrufen und gefürchtet. 1230/31 hatte der alte Kuenring einen Aufstand gegen den jungen Herzog (den letzten Babenberger) versucht und dabei den Schatz der Babenberger geraubt und das Kloster Zwettl geplündert. Der junge Herzog konnte diesen Aufstand aber niederschlagen und die Kuenrings bestrafen. Der Sohn des alten Kuenring war zwar wieder zu Amt und Ehren in Wien gekommen, aber genauso im Volke gehasst wie der Alte. Er beteiligte sich an den Ausschreitungen gegen die Besitzungen der Salzburger Kirche 1247/48 in Niederösterreich. Diesen schlechten Ruf der Kuenrings, der bis nach Bayern gedrungen war, nimmt der Vater von Helmbrecht in der späteren Handlung zum Anlass, um die Heirat von Gotelind und Arnstein zu verbieten.

(7) Ankunft und Bestrafung Helmbrechts

Als die versammelten Herren im Ritterzimmer der Burg Waldstetten gerade ihren Beistandspakt beschlossen haben und Waldstetten dazu ansetzt, einen Schwank über den Herzog zu erzählen, meldet die Türwache einen angekommenen Reiter unter dem Namen „Jungherr Helmbrecht von Gilgenberg”. Er wird vorgelassen und stellt sich noch einmal so vor. Waldstetten weiß zunächst nicht, ob er einen Jungherrn oder einen Bauern vor sich hat, und ist daher misstrauisch. Da er aber einen jungen Mann für seine freigewordene Stelle des Gutsvogts (Villikus) sucht, der ihm seine Eigenlandwirtschaft auf Vordermann bringen soll, lässt er sich auf eine Diskussion ein. Er prüft Helmbrecht auf dessen Wissen hin und ist mit ihm zufrieden, denn ein junger Mann, der lesen, schreiben und rechnen kann, ist zu dieser Zeit schon von Nützlichkeit. Helmbrecht wird aber auch von ihm als Lügner entlarvt und für seine Frechheit, sich als ein "Jungherr von" ausgegeben zu haben, zu einer Strafe von zehn Tagen Gefängnis bei Wasser und Brot verurteilt, die sofort vollzogen wird. Arnstein, Hohenburg und eine Wache führen ihn daher ins Kellergefängnis.

(8) Waldstettens Frau und Tochter

Nachdem die Gäste, Arnstein und Hohenburg gegangen sind, kommt Waldstettens Ehefrau, Eufemia , zu ihrem Mann ins Ritterzimmer. Sie ist etwa um die Fünfzig, etwas korpulent, mit Gebinde auf dem Kopf, gut gekleidet,sehr energisch und mit "Haaren auf den Zähnen". Sie legt ihm eine hohe Kleiderrechnung vom Schneider aus Wien auf den Tisch. Waldstetten ist au1er sich über die hohen Kosten und hält ihr die prekäre finanzielle Lage der Familie vor. Sie erinnert ihn daran, dass sie eine "von Kuenring" ist und sich nicht wie eine Bauernfrau kleidet. Man trennt sich in Uneinigkeit.

Kaum ist die Ehefrau verschwunden, kommt seine Tochter Eva zu ihm. Es ist ein etwa 23-jähriges Fräulein, sehr attraktiv, dunkles langes Haar, vornehm gekleidet und trägt ein Schapel mit Edelsteinen. Sie wirkt, im Gegensatz zu ihrer Mutter, wie eine Schmeichelkatze und ihr Vater betrachtet sie mit Wohlgefallen. Sie ist sehr neugierig und lernbegierig und besucht die Klosterschule in St. Pölten, wo sie Französisch und Musik lernt. Sie bittet ihren Vater darum, am nächsten Tag das "Ungeheuer" im Keller besichtigen zu dürfen, womit sie Helmbrecht meint. Der Vater erlaubt ihr das und wird der Wache entsprechenden Bescheid sagen.

Am nächsten Tag geht Eva in den Gefängniskeller. Sie kommt zusammen mit Hohenburg, der ihr nachgestiegen ist und sie mit einer Liebeserklärung belästigt, die Kellertreppe herunter. Eva lässt ihn jedoch kalt abblitzen. Helmbrecht wird davon Hörzeuge. Er dreht sich auf seinem Lager zur Wand und stellt sich dem "Besuch" gegenüber taub. Hohenburg verhält sich abfällig in seinem Reden über Helmbrecht, insbesondere bezüglich seiner Eigenschaft als Bauer, und erniedrigt ihn mit Worten. Helmbrechts Haube erregt bei Eva gro1es Interesse und sie beschlie1t, ihn bei passender Gelegenheit nach der Bedeutung der Bilder zu fragen.

(9) Helmbrechts Anstellung

Nach zehn Tagen Gefängnis wird Helmbrecht wieder freigelassen. Waldstetten hat sich entschlossen, ihn als Villikus einzustellen. Er soll seine Eigenwirtschaft auf Vordermann bringen, was der alte Gutsvogt vernachlässigt hatte. Helmbrecht legt in Gegenwart von Zeugen seinen Diensteid ab und wird unter der Bedingung eingestellt, das er sich bewährt, ansonsten will ihn Waldstetten wieder nach Hause schicken. Angeboten werden ihm von Waldstetten Kost, Logis und Kleidung frei, aber kein Geld, da er selber keines hat. Neben seiner landwirtschaftlichen Aufgabe bekommt er noch eine ritterliche, nämlich die Unterstützung Waldstettens und seiner Freunde bei den geplanten Ma1nahmen zur Durchsetzung ihrer Rechte. Dafür hat er sich unter Anleitung Arnsteins ritterlich auszubilden.

Die erste Gelegenheit, sich zu bewähren, bekommt Helmbrecht am nächsten Tag im Kanzleizimmer Waldstettens. Dieser hatte Helmbrecht durch sein Gut geführt, ihm alles gezeigt und ihn vorgestellt. Waldstetten erkundigt sich nach seinem Eindruck und seiner Meinung. Helmbrecht sagt ihm, dass seine Eigenwirtschaft völlig veraltet ist, praktisch noch auf dem Stand der Zeit Karls des Gro1en und damit unproduktiv. Er schlägt ihm vor, den Wendepflug und die Egge einzuführen, Pferde mit Kruppe zur Feldbestellung einzusetzen und Grasland in Getreidefelder zu verwandeln. Nur so lie1e sich ein Gewinn erwirtschaften. Waldstetten ist davon begeistert und man einigt sich, dass Helmbrecht diese Neuerungen einführt. Einen ersten direkten Kontakt mit der Tochter des Hauses bekommt Helmbrecht, als er die Kanzlei Waldstettens verlässt und ihn Eva auf dem Flur anspricht. Sie lädt ihn zu einem gelegentlichen Treff im Burggarten ein, weil sie sich für seine Haube interessiert und die Bilder darauf erklärt haben möchte. Helmbrecht ist völlig überrascht und konsterniert.

(10) Beginn der Freundschaft mit Arnstein

In ein näheres Verhältnis zu Arnstein kommt Helmbrecht bei einem gemeinsamen Essen in der Dirnitz (Gesinde-Speisesaal) der Burg Waldstetten, als sich beide über ihren Herrn, dessen Freunde und Hohenburg unterhalten. Als sie auf das Thema Frauen kommen, erzählt Helmbrecht von seiner Schwester Gotelind, indem er von ihr schwärmt und Arnstein damit neugierig macht. Während dem kommt der Schwiegersohn des Ritters von Wasserburg und fordert sie zur Teilnahme an einer Strafexpedition gegen das Kloster Mönchgut auf.

(11) Die Klosterexpedition

Eine zweite Gelegenheit, sich zu bewähren, erhält Helmbrecht bei dem Unternehmen des Ritters von Wasserburg gegen das Kloster Mönchgut. Unter Wasserburgs Führung besetzen sie das Kloster und zwingen den Abt, den Sarg des Bruders von Wasserburg, der von den Mönchen auf die Friedhofsmauer gestellt wurde, christlich zu begraben. Das Begräbnis wurde ihm vom Kloster verweigert, da er bei einem Turnier ums Leben kam, die Kirche aber solchen Rittern auf Anweisung des Papstes das christliche Begräbnis verwehrt. Gleichzeitig wird durch Wasserburg die Gelegenheit benutzt, die Abstandssumme, die ihm das Kloster schuldet, einzutreiben. Er lässt nach der versteckten Klosterkasse suchen und Helmbrecht findet sie in der Klosterbibliothek, wohin er beordert wurde. Er nimmt sie mit und übergibt sie Wasserburg. Außerdem lässt er aus der Klosterbibliothek das Buch Minnelieder mitgehen, verspricht dem zeternden Bibliothekar aber, es wieder zurück zu bringen. Der Klosterkasse entnimmt Wasserburg die Summe, die ihm der Abt schuldet. Dieser verheißt ihm dafür den Kirchenbann durch den Bischof. Wasserburg belobigt Helmbrecht für dessen Spürsinn und drückt ihm ein Säckchen Geld in die Hand.

(12) Helmbrechts erstes Treffen mit Eva

Vom Kloster zurückgekehrt und noch etwas im Weinrausch liest Helmbrecht auf seinem Zimmer nachts in seinem mitgebrachten Buch „ Minnelieder“. Er rezitiert dabei den Anfang des Gedichts „ Unter der Linde auf der Heide“ von Walther v.d. Vogelweide halblaut vor sich hin und versucht sich dann ebenfalls im Dichten eines Minneliedes, was ihm auch gelingt. Er legt selbstzufrieden das Gedicht in das Buch. Am nächsten Tage nach der Arbeit setzt er sich mit seinem Buch und dem Gedicht darin, ohne noch daran zu denken, in den Burggarten mit der Hoffnung, dass Eva ihre Ankündigung wahr macht und dort erscheint. Er wird dabei aus ihrem Zimmer von Anna, ihrer Gesellschafterin und Schwester des Hohenburg, beobachtet. Sie macht Eva auf ihn aufmerksam. Anna lästert dabei über Helmbrecht als Bauern, ganz im Stil ihres Bruders. Obwohl Anna versucht, Eva davon abzuhalten, sich zu Helmbrecht zu begeben, geht diese von Neugier geplagt mit ihren beiden kleinen Bracken in den Burggarten zu Helmbrecht. Während dieser ihr seine Haubenbilder erklärt, werden sie aus Evas Zimmer von Anna und ihrem Bruder, den sie inzwischen zu sich gerufen hat, beobachtet und beschimpfend kommentiert. Ein Diener ruft Eva zu ihrer Mutter, da Besuch gekommen ist. Eva steht hastig auf und leiht sich das Buch bei Helmbrecht aus. Er vergisst dabei, das Gedicht herauszunehmen. Eva selber ahnt nichts davon. Sie schafft das Buch hastig in ihr Zimmer und legt es dort ab, bevor sie zu ihrer Mutter geht. Neugierig blättert Anna in dem Buch und findet Helmbrechts Gedicht. Sie ruft sofort ihren Bruder. Er liest es und ist empört und zugleich auch eifersüchtig, da er annimmt, Helmbrecht hätte es speziell für Eva geschrieben. Zu seiner Verachtung kommt immer mehr Hass. Er zerreißt wütend das Blatt mit dem Gedicht und wirft es in den Kamin.

(13) Die Geißelnahme des Kaufmanns

Die weitere Gelegenheit für Helmbrecht, sich zu bewähren, kommt, als der Ritter von Carlstein die Geißelnahme eines Kaufmanns aus Krems unternimmt und Helmbrecht und Arnstein dabei helfen. In einem Wirtshaus an der Landstraße nach Krems, wo der Kaufmann abgestiegen ist und zu Tische sitzt, nimmt Helmbrecht zusammen mit den anderen den Kaufmann, den er zu Tätlichkeiten provoziert, unter dem Vorwand unritterlicher Tischmanieren fest. Der Kaufmann hatte beim Essen gerülpst, sich den Hosengurt weiter gemacht, Krapfen zu Brot gegessen und schließlich seine riesige Bierschaumkrone in den Raum geblasen. Der Kaufmann kommt in das Gewahrsam Wasserburgs und die Kaufmannsknechte werden mit einer Lösegeldforderung nach Krems geschickt. Carlstein entschloss sich zur Geißelnahme, um den durch die Stadt erlittenen Schaden, der im Vorenthalten seines entlaufenen Schmiedes und dem Einsperren und Schlagen seiner Söhne bestand, zu sühnen.

(14) Helmbrechts zweites Treffen mit Eva

Einige Tage später treffen sich Helmbrecht und Eva ein zweites Mal im Burggarten. Sie bringt ihm das Buch zurück, hat aber vom Gedicht Helmbrechts nichts mitbekommen, da es von Hohenburg vernichtet wurde. Er schenkt Eva eine wertvolle Gürteltasche, über die sie sich sehr freut aber gleichzeitig amüsiert ist, da von Helmbrecht eine gewisse Naivität ausgeht. Aus dem Buch „ Minnelieder“ trägt ihr Helmbrecht das Gedicht „ Was ist Minne?“ von Walther v. d. Vogelweide vor. Sie werden wieder von Anna und Hohenburg, diesmal aus Annas Zimmer, beobachtet und abfällig kommentiert.

16

Hohenburg versteigt sich immer mehr in seinem Hass auf Helmbrecht. Er beschließt, ihn zu bestrafen, weiß aber noch nicht wie. Er wartet auf einen zukünftigen Fehler Helmbrechts.

(15) Die Ahndung des Wilddiebstahls

Eine Aufgabe, die Helmbrecht nur ungern erfüllt, ist der Auftrag Waldstettens, einen seiner Bauern wegen Wilddiebstahls zu bestrafen. Helmbrecht versucht zwar den Freiherrn durch Einwände davon abzubringen, aber es gelingt ihm nicht. Der Freiherr ist empört über seine Bauern, die ihm seinen besten Hirsch erlegt haben und auch schon in früheren Jahren Rehe und Wildschweine weggefangen hatten. Trotz seiner Ermahnungen haben diese Wilddiebstähle nicht aufgehört. Er beordert Helmbrecht auf den Hof des Bauern Albrecht, um ihm zum Ausgleich für den Wildverlust, einiges Vieh fortzunehmen. Dieser Hof liegt etwas abseits des Dorfes. Helmbrecht rückt mit Arnstein und einigen Waffenknechten aus und sie holen bei dem Bauern Albrecht, der einer der reichsten im Dorf ist, einige Ochsen und Kühe aus dem Stall, wobei sie den Bauern fesseln und er sich alles mit ansehen muss. Während dieser Aktion schlägt der kleine, etwa 12-jährige Sohn des Bauern mit einer langen Lederpeitsche auf die Männer Helmbrechts ein und trifft auch Helmbrecht, der auf seinem Pferde sitzt und alles leitet, am Kopf, so dass ihm seine Haube, die er offen gelassen hatte, vom Kopf gerissen wird und dem gefesselten Bauern vor die Füße fällt. Bei seiner Fluchtbewegung zum Hoftor hinaus läuft der Junge in eine von einem Waffenknecht vorgehaltene Lanze und wird an der Schulter verletzt. Die Mutter des Jungen ist entsetzt und trägt ihn mit der Magd weinend ins Haus. Helmbrecht zögert bei seinem Abreiten, da er dem Jungen helfen möchte, aber Arnstein ermahnt ihn zur Eile, da schon einige aufgebrachte Bauern aus dem Dorf nahen.

(16) Helmbrechts drittes und viertes Treffen mit Eva

Auf dem Rückweg auf der Straße nach St. Pölten kommt Helmbrecht und seinen Männern, die das Vieh dorthin treiben sollen, Eva entgegen. Sie kommt von der Klosterschule und hat eine Fidel (Alto rebec) in der Rückentasche. Sie ruft Helmbrecht zu sich. Sie reiten auf eine Wiese unter einen Laubbaum. Dort erzählt Helmbrecht alles, was vorgefallen war. Er steht noch immer unter Schock über das Unglück des Jungen und die ganzen Umstände der Aktion, die sich letztlich gegen einen Standesgenossen richtete. Eva versucht ihn zu trösten und bietet sich an, sofort zum Kloster zurück zu reiten, von dort einen Arzt zu holen und diesen zum verletzten Jungen zu bringen. Helmbrecht nimmt sie erfreut und dankbar in die Arme und drückt sie fest an sich. Sie küssen sich das erste Mal. Danach gibt sie ihm ihre Rückentasche mit der Fidel und macht sich auf den Weg. Sie verabreden, sich am nächsten Tag an derselben Stelle wiederzutreffen.

Am nächsten Tag treffen sie sich, wie vereinbart. Eva kommt aus der Klosterschule. Sie teilt ihm mit, dass der Junge gerettet ist und es ihm gut geht. Helmbrecht ist erfreut und überaus glücklich. Sie küssen sich das zweite Mal und setzen sich unter den Laubbaum. Auf Bitten Helmbrechts spielt Eva auf ihrer Fidel. Es ist das Lied „JA NULS HOMS PRIS“ des englischen Königs Richard Löwenherz. Helmbrecht ist beeindruckt, ergreift ihre Hände und sie küssen sich das dritte Mal. Sie bleiben den ganzen Abend zusammen. Einen Tag später versucht Helmbrecht, Eva zu treffen. Er geht zur gewohnten Zeit in den Burggarten. Dort sitzt aber nur Anna und teilt ihm schnippisch mit, dass Eva mit ihrer Mutter nach Wien verreist ist und diese ihr verboten hat, mit ihm zu verkehren. Für Helmbrecht bricht eine Welt zusammen.

(17) Die Fehde mit dem Ritter von Günz

Einige Zeit später. Der Hagenauer Hof des Königs hat sich endlich in Sachen Testamentsanfechtung Waldstettens geregt. Ein Bote kommt von dort zu Waldstetten. Er überbringt die Nachricht des Königs, dass Waldstettens Testamentsanfechtung dort nicht entschieden werden kann, da sich die Kirche bei einer Klage gegen sie auf Grund des "Privilegium fori" die Rechtsprechung selbst vorbehält. Er müsste sich also in diesem Fall an ein kirchliches Gericht wenden, d.h. letztlich an den Papst. Das lehnt Waldstetten aber ab und entscheidet sich für Selbsthilfe, d.h. die gewaltsame Lösung des Problems durch Ansage der Fehde an den Ritter von Günz. Waldstetten schickt diesem, der als Lehnsmann der Salzburger Kirche das Land seines Bruders besetzt hat und verwaltet, einen Fehdebrief, und im Verein mit seinen Freunden ziehen sie gegen Günz. Für Helmbrecht ist es eine weitere Gelegenheit sich zu bewähren, insbesondere, weil es vor seinem eigenen Herrn ist. Das Treffen findet auf einer Waldwiese statt, die ein Grenzterritorium zwischen beider Besitzungen bildet. Es endet zu Gunsten von Waldstetten, der zwar im Tjost von Günz aus dem Sattel gehoben wird, aber Helmbrecht gelingt es, den Günz im Zweikampf zu Pferde mit einem Streitkolben zu besiegen. Vor ihm war Hohenburg zur Verteidigung seines Herrn angetreten. Günz schlug ihm aber im Zweikampf sein Schwert aus der Hand und Hohenburg konnte sich nur durch Flucht retten. Die Mannschaft des Günz wird nach kurzem Kampf gefangen genommen und lässt sich auf Waldstetten vereidigen. Günz wird von Waldstetten des Landes verwiesen und zieht ab. Noch auf dem Kampfplatz bedankt sich Waldstetten bei Helmbrecht für dessen Leistung und bestätigt ihm, dass er nun endgültig zu ihm gehört und bleiben darf. Hohenburg rügt er für dessen Versagen und rückt seinen Ritterschlag beim Kuenring in weite Ferne. Hohenburg nimmt das mit Zerknirschung zur Kenntnis und schließt innerlich mit Waldstetten und seiner Gesellschaft ab.

(18) Arnsteins Interesse an Gotelind

Inzwischen ist es Winter geworden und Helmbrecht hat von Eva noch immer keine Nachricht. Er weiß nur, dass sie mit ihrer Mutter in Wien ist. Als er mit Arnstein in dessen Zimmer Schach spielt, kommt plötzlich Post. Es sind zwei Briefe. Einer für Helmbrecht und einer für Arnstein. Eva schreibt an Helmbrecht, dass sie von ihrer Mutter für etwa ein halbes Jahr zu einer Tante nach Wien gebracht wurde und dort versucht, ihr einen "passenden" Mann zu verschaffen. Helmbrecht sollte sich aber keinen Kopf machen, sie würde das schon zu verhindern wissen und er sollte ihr treu bleiben, sie käme im Mai zurück. Helmbrecht ist überglücklich. Arnstein erhält von seiner Mutter Post, die ihm mitteilt, dass sein Vater sehr krank ist und er, der Sohn, in absehbarer Zeit das Gut übernehmen sollte. Arnstein ist bedrückt. Aus seiner freudigen Gewissheit und aus der Tatsache heraus, dass im Winter in der Landwirtschaft nicht viel los ist, entschließt sich Helmbrecht, Urlaub zu nehmen und nach Hause zu reiten. Er sagt es Arnstein. Für Arnstein ist der Brief, den er erhalten hat, ein Grund an Heirat zu denken. Daher spricht er Helmbrecht wegen Gotelind, über die sie schon öfter gesprochen haben, an und beide werden sich einig, dass Helmbrecht, wenn er nach Hause reitet, für ihn bei Gotelind und dem Vater wirbt. Helmbrecht ist davon begeistert. Er nimmt bei Waldstetten Urlaub und reitet nach Gilgenberg.

3. AKT

(19) Helmbrecht als Brautwerber

Zu Hause angekommen ist der Empfang Helmbrechts zunächst etwas unterkühlt, da er aus Geltungsdrang, aber auch aus Gewohnheit heraus, seine Angehörigen mit ausländischen Grußformeln anspricht, was sie als Zeichen von Fremdheit und Überheblichkeit werten. Der Vater verlangt von ihm, dass er in volkstümlicher Weise, also deutsch, redet, wie er es von den Eltern gelernt hat, sonst könnte er ihn nicht als seinen Sohn betrachten. Helmbrecht sieht seinen Fehler innerlich ein und gibt sich zu erkennen, der Vater glaubt ihm aber noch nicht und fragt ihn zum Zwecke der Identifikation nach den Namen seiner vier Ochsen, die er im Stalle hat. Helmbrecht kann sie ihm nennen. Damit ist der Frust beseitigt und man beginnt mit der Feier des Wiedersehens. Am nächsten Tag ruft Helmbrecht alle zum Empfang von Geschenken ins Wohnzimmer. Die Geschenke hat er auf dem Tisch ausgebreitet. Gotelind nimmt als erste ihr Geschenk. Es ist ein seidenes Gebende und sie setzt es sofort auf. Alle bewundern ihr Aussehen. Dabei stellt Helmbrecht dem Vater die Frage, ob er Gotelind Arnstein zur Frau geben würde. Der Vater verlangt nach genaueren Angaben zu dessen Herkunft, um zu wissen, in welche Gesellschaft er seine Tochter gibt. Als Helmbrecht dabei den Namen der Kuenrings erwähnt, dessen Lehnsmann Arnsteins Vater ist, gerät der Vater außer Fassung. Der schlechte Ruf dieses österreichischen Rittergeschlechts im Volke hatte sich bis nach Bayern herumgesprochen. Der Vater verweigert seine Zustimmung zu dieser Verbindung, da er in den Kuenrings Verbrecher sieht. Damit stellt er seinen Sohn auf die Seite von Verbrechern. Dieser verlässt verärgert und empört das Wohnzimmer und geht in den Pferdestall. Dorthin folgt ihm Gotelind. Sie sind beide enttäuscht von der Verblendung und Sturheit des Vaters. Helmbrecht erzählt ihr alles von Arnstein und weiß sie von ihm zu begeistern. Sie ist einverstanden mit dieser Verbindung und entschließt sich, heimlich ihr Elternhaus zu verlassen. Arnstein soll sie am 7. Mai abholen. Helmbrecht reitet noch am selben Abend von zu Hause weg, ohne sich von seinen Eltern zu verabschieden.

(20) Der Racheplan Hohenburgs

Als Helmbrecht wieder auf Burg Waldstetten eintrifft, unterrichtet er sofort den auf dem Burghof angetroffenen Arnstein. Dieser ist über das Einverständnis Gotelinds hoch erfreut, die Absage des Vaters bedauert er jedoch. Da Waldstetten und in seinem Gefolge Hohenburg gerade dazukommen, bittet Arnstein für Mai bei ihm um Urlaub und erzählt, dass er heiraten wird. Er lädt Waldstetten dazu ein, dieser entschuldigt sich aber, da er zu dieser Zeit in Wien ist, und gibt die Einladung an seinen Knappen Hohenburg weiter. Dieser ist im ersten Augenblick nicht davon begeistert, dann aber kommt ihm blitzartig die Idee, diese Hochzeit durch einen Überfall mit Hilfe des Ritters von Günz und dessen Leute auffliegen zu lassen, um sich an allen, insbesondere an Helmbrecht, zu rächen und sie zu bestrafen. Er erkundigt sich scheinheilig bei Waldstetten nach dem Wohnsitz des Günz, reitet nachts heimlich dorthin und bespricht mit ihm den Überfall. Zuvor spricht er noch mit seiner Schwester Anna, die er einweiht und mit der er vereinbart, dass sie nach dem Überfall gemeinsam nach Salzburg gehen und ein anderes Leben anfangen.

(21) Gotelinds heimliche Ausfahrt

Der 7. Mai ist herangekommen. Gotelind sitzt nachts in ihrem Zimmer auf dem Helmbrechthof am Fenster und blickt sehnsüchtig nach einem Reiter vor ihrem Fenster. Sie sitzt mit gepacktem Kleidersack. Endlich ist es so weit. Arnstein steht mit einem zweiten Pferd an der Leine auf einem Wiesenhügel in Sichtnähe des Hauses. Gotelind packt ihre Sachen, steigt zum Fenster hinaus und rennt zu Arnstein. Sie gefallen einander auf den ersten Blick. Als sie auf der Landstraße sind schenkt Arnstein ihr das Pferd auf dem sie reitet. Gotelind freut sich riesig und sie reiten Hand in Hand weiter. In einer Herberge an der Landstraße übernachten sie. Nach einigen Tagen Ritt werden sie am Elternhaus Arnsteins, ein ritterlicher Gutshof, von den Hochzeitsgästen auf dem Hof jubelnd empfangen. Die Mutter Arnsteins begrüßt und empfängt Gotelind herzlich. Bei ihr sind Helmbrecht, die beiden Brüder Carlstein mit Freundinnen, Tiefensee mit Frau und Kinder und Verwandte sowie Anna, die Schwester Hohenburgs. Hohenburg selber hat Arnstein und Gotelind schon am Tor begrüßt. Er wird dort von Arnstein aus dem Sattel heraus zum Marschall während der Hochzeitsfeier ernannt und muss sich daher um die Sicherheit kümmern. Hohenburg informiert einen heimlichen Boten des Günz, der hinter ihm am Tor auftaucht, über den genauen Hochzeitstermin.

(22) Der Hochzeitsüberfall

Nach zwei Tagen findet die Hochzeit statt. Nachdem das Zeremoniell beendet ist und ein Hochzeitslied gespielt wurde, sammelt Hohenburg bei allen bewaffneten Gästen die Waffen ein und verstaut sie übern Hof im Stallgebäude. Die für die Wache gedachten Waffenknechte auf dem Hofe schickt er zu einer für das Gesinde ausgerichteten Tafel im Garten des Gehöfts und bleibt alleine auf dem Hof. Er bereitet alles für den Überfall vor und schafft sich im Pferdestall eine geeignete Schuss- position.

Währenddessen läuft im Hause die Hochzeit. Der Tisch wird vom Hochzeits-schmaus abgedeckt und die Musikanten beginnen zu spielen. Sie spielen das „ Bacchuslied“ aus der „ Carmina burana“. Gotelind sitzt währenddessen in ihrem Brautstuhl allein, da Arnstein gerade im Weinkeller ist, und macht einen bedrückten Eindruck. Sie weint. Helmbrecht kommt zu ihr und sie erklärt ihm, dass ihr die Eltern so leid täten und es schöner wäre, wenn sie dabei wären. Helmbrecht tröstet sie. Als Arnstein zurückkommt, fragt er nach Hohenburg. Helmbrecht geht daher nach drau1en auf den Hof, um nach dem Rechten zu sehen.

Dort sucht er nach Hohenburg, findet ihn aber nicht, da dieser sich im Pferdestall versteckt hält. Helmbrecht bemerkt, dass der Pferdestall verriegelt ist und das Hoftor, ein eisernes Gittertor, weit geöffnet und keine Wache an ihrem Platz ist. Er rennt zum Tor, um es zu schlie1en. Dabei sieht er in einiger Entfernung auf der Stra1e die Reiterschar des Ritters von Günz anrücken. Hohenburg hat sich inzwischen in Schussposition gebracht und zielt. Helmbrecht versucht schnell das Tor zu schlie1en, aber in diesem Moment wird er im rechten Unterschenkel von einem Armbrustbolzen durchbohrt. Er bricht am Tor zusammen. Hohenburg kommt zum Tor gerannt, zieht Helmbrecht beiseite und öffnet das Tor wieder voll. Die Günzer reiten durch das Tor auf den Hof, wo sie absitzen und ins Haus stürmen.

Hohenburg stürzt sich auf Helmbrecht, der fast wehrlos am Boden liegt, und hält ihm ein Stechmesser an den Hals. Neben ihm erscheint Anna. Er lässt Helmbrecht von zwei Günzer Waffenknechten fesseln, zieht den Pfeil aus der Wunde und von Anna die Wunde verbinden. Währenddessen werden die männlichen Hochzeitsgäste an den Händen und aneinander gefesselt aus dem Haus und vom Hofe geführt. Von zwei Salzburger Waffenknechten lässt er Helmbrecht auf dessen Pferd setzen und reitet mit ihm in Begleitung von Anna und eines Waffenknechts davon.

(23) Die Zwangsheimkehr Helmbrechts

Einige Tage später, als sie in Sichtnähe des Helmbrechthofes bei Gilgenberg sind, lässt er Helmbrecht auf der Stra1e abwerfen und reitet mit Anna nach Salzburg. Helmbrechts Pferd nehmen sie mit. Anschlie1end hinkt Helmbrecht im Dunkeln bis nahe ans Haus seiner Eltern. Er kämpft mit sich, ob er bleibt, und sich seinen Eltern zu erkennen gibt, oder wieder geht. Die Eltern haben ihn nicht bemerkt. Schlie1lich hinkt er wieder zurück zur Landstra1e. Er will unbedingt wieder zurück zur Burg Waldstetten. Am nächsten Morgen wird er von einem Kaufmannszug, der nach Krems fährt, mitgenommen. Einige Tage später, als der Kaufmannszug bei Melk an der Abzweigung St.Pölten und damit Richtung Burg Waldstetten, anlangt, muss er vom Wagen steigen, da dieser an der Donau entlang nach Krems weiterfährt.

(24) Die Rache der Bauern

Während Helmbrecht auf dem Rückweg ist, wartet auf der Burg Waldstetten der Freiherr auf die Ritter von Wasserburg und von Carlstein. Sie wollen zusammen zu Verhandlungen mit dem Ritter von Günz nach Melk wegen der Freilassung der Gei1eln vom Hochzeitsüberfall. Dort hat sich der Abt vom Kloster Melk als Schlichter zur Verfügung gestellt hat. Da sie ihn als rechtschaffenden Mann kennen, gehen sie voller Optimismus in die Verhandlungen. Eva ist inzwischen auch wieder zu Hause und hat die bedrohlichen Verheiratungspläne ihrer Mutter in Wien erfolgreich abgewehrt. Sie möchte aus Sorge um Helmbrecht mit ihrem Vater mitreiten. Dieser lehnt aber ab und reitet nur mit Wasserburg und Carlstein, einigen Waffenknechten und seinen Jagdhunden. Ihr Weg führt sie durch den Dunkelsteiner Wald Richtung Melk.

Helmbrecht ist inzwischen auf seinem Rückwege zur Burg im Dunkelsteiner Wald angekommen. Er setzt sich ermüdet auf einen Stein am Wegrand und nimmt etwas zu sich. Aus dem Waldesinneren kommen fünf Bauern mit Holzbündeln auf dem Rücken und Knüppeln in der Hand. Einer von ihnen ist der Bauer Albrecht, dem Helmbrecht das Vieh weggetrieben hat, wobei der Sohn des Bauern beinahe ums Leben gekommen wäre. Er erkennt Helmbrecht von weiten an dessen Haube wieder. Er entschlie1t sich, Rache zu nehmen und Helmbrecht an einem Baum aufzuhängen. Sie greifen Helmbrecht mit Knüppeln an und schlagen ihn fast bewusstlos. Der Bauer Albrecht schneidet ihm die Haube und die langen Haare vom Kopf, zerrei1t die Haube und steckt die Fetzen in seine Gürteltasche. Während ein Bauer am Stra1enrand Wache hält, binden ihn die anderen, machen einen Strick mit Schlinge und wollen ihn aufhängen, als auf dem Waldweg ein Pilgerzug kommt. Er wird angeführt von Spielleuten, die das „ Palästinalied“ von Walther v. d. Vogelweide spielen. Die Bauern verstecken sich und lassen Helmbrecht vorerst gefesselt liegen. Als der Pilgerzug vorbei ist, wollen sie weitermachen, werden aber durch das nahe Wiehern eines Pferdes auf der Stra1e wieder daran gehindert. Das Wiehern kommt von einem Pferd des Waldstetten. Die Bauern verstecken sich erneut.

(25) Die Errettung Helmbrechts

Die Reitergruppe von Waldstetten nähert sich auf ihrem Wege nach Melk der Stelle, wo Helmbrecht erhängt werden soll. Sie unterhalten sich über ihre Probleme und über die Frage, wo Helmbrecht geblieben sein könnte. Waldstetten lässt seine Bracken frei. Wasserburg erzählt, dass der Abt des Klosters Mönchgut inzwischen vom Bischof abgesetzt wurde, und Carlstein erzählt, dass er das Lösegeld für den Kaufmann von der Stadt Krems bekommen und den Kaufmann wieder auf freien Fuß gesetzt hat. Kurz darauf schlägt eine von den Bracken im Walde an. Er steht bei Helmbrecht und bellt. Waldstetten steigt vom Pferd, eilt in den Wald und findet Helmbrecht. Er befreit ihn aus seiner misslichen Lage, versorgt ihn und ist froh, dass er noch lebt. Er lässt ihn auf eine Rossbahre packen und von einem Trossknecht zurück zur Burg schaffen mit dem Hinweis, dass sich ein Arzt, seine Frau und seine Tochter um ihn kümmern sollen. Er selber und seine Begleiter setzen ihren Weg nach Melk fort.

Auf der Rossbahre kommt Helmbrecht allmählich wieder zu vollem Bewusstsein. Als er erschrocken seine Haube vermisst, bedeutet ihm einer der Trossknechte, er hätte keine aufgehabt. Auf Helmbrechts Frage, wohin man ihn bringt, sagt ihm ein Trossknecht, dass sie ihn zur Burg Waldstetten bringen, wo sich ein Arzt, die gnädige Frau und Eva um ihn kümmern werden. Diese Nachricht ist eine deutliche Erlösung für Helmbrecht. Er ahnt, dass alles gut wird, und fällt erschöpft in einen entspannenden Halbschlaf in dem er festliche Musik hört. Währenddessen wird er von den Trossknechten weiter Richtung Burg Waldstetten transportiert, die in einiger Entfernung schon zu sehen ist.

ENDE

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Film-Treatment Der Reiter mit der Coiffe(2)

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(01) Gilgenberg. Helmbrechthof im Frühjahr 1247. Wiese hinter der Scheune.

Es ist Sonntag auf dem Helmbrechthof in Gilgenberg, einem kleinen Ort im oberösterreichischen Innviertel. Die einem Kloster entlaufene Nonne Margarete schenkt dem jungen Bauernsohn Helmbrecht eine weiße, leinene Bundhaube in Form einer Haarhaube (Coiffe), die unterm Kinn mit zwei Bändern festgebunden wird. Margarete hat sie selber genäht und mit Bildern aus bunter Seide bestickt. Die Stickereien stellen Gestalten aus Heldenliedern dar und einen tanzenden Ritter zwischen zwei Frauen. Der Stoff der Haube besteht aus sehr fein gewebtem Leinen und stammt, wie auch die Seide, aus Italien. Dort wie auch in Frankreich und England ist das Tragen von Bundhauben als Haarhaube, vorwiegend im unbestickten Zustand, Mode und Symbol für Bildung und Ritterlichkeit. Diese Mode setzt sich allmählich auch in Deutschland durch. Die Haube zählt ihrem Wesen nach zur höfischen Kleidung und darf daher von Bauern nicht getragen werden. Durch ihre zusätzliche Bestickung ist die Haube Helmbrechts ein Unikat.

Der Helmbrechthof ist ein ma. Bauernhof im Ort Gilgenberg (Innviertel in Oberösterreich) in der Nähe von Burghausen. Der Ort gehörte damals noch zu Baiern. Das Bauerngehöft besteht aus einem eingeschossigen Wohnhaus (Blockbauweise), davon getrennten Stallungen, Schuppen und Scheune und ist ein Einzelgehöft. Er gehört dem Meier Helmbrecht, dem Vater des jungen Helmbrecht.

Helmbrecht und Margarete befinden sich hinter der Scheune des Gehöftes auf einer Wiese, die eine Art Turnierplatz darstellt, d.h. eine Reitbahn mit einer Stechpuppe am Ende und einem Holzpfosten in der Mitte hat. Diesen Platz hat sich der junge Helmbrecht selber geschaffen und übt sich in seiner Freizeit ritterlich auf dem alten Arbeitspferd des Vaters im Reiten und dem Umgang mit selbstgebauter Lanze und Schwert. Nahe der Scheunenwand stehen ein Holztisch und Holzbänke.

Helmbrecht freut sich über die Haube und kann es gar nicht glauben, dass er so etwas geschenkt bekommt. Margarete ist für Helmbrecht eine Art Mentor. Er hat bei ihr das Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, ist durch sie mit Werken der höfischen Dichtung bekannt geworden und übte mit ihr und seiner Schwester auf der Tenne der Scheune den höfischen Tanz. Margarete ermahnt Helmbrecht, die Haube nur zu Hause aufzusetzen, da sie ihm sonst vom Kopf gerissen bzw. weggenommen wird. Er ignoriert diese Mahnung jedoch und beteuert ihr, sie nie wieder abzusetzen. Seine alte, gestrickte Wollmütze wirft er weg und demonstriert Margarete sein Können mit Lanze und Schwert auf dem alten Pferd seines Vaters.

Seine Mutter und seine Schwester Gotelind kommen dazu und sind von der Haube ebenso begeistert. Sie fühlen sich verpflichtet, Helmbrecht die dazu passende höfische Kleidung zu verschaffen und holen aus ihren Truhen wertvolle Tuche aus Leinen und Wolle, die sie gekauft haben, und schenken sie Helmbrecht, so dass er sich höfisch kleiden kann. Zum Nähen der Sachen erklärt sich Margarete bereit, die daraus Unterwäsche, einen Rock (Cotte) und einen Überrock (Surkot) fertigen will. Zunächst steht Helmbrecht diesen Plänen abweisend gegenüber, als jedoch seine Mutter energisch darauf besteht, fordert er zusätzlich einen Warkus (Steppwams, Gardewams), ein für die damalige Zeit modernes Kleidungstück, und Hosen (Beinlinge) aus rotem Ziegenleder und ein Paar Sporen dazu. Die Mutter verspricht sie ihm und noch ein Stechmesser und gro1e Gürteltaschen dazu. Man lädt das Tuch auf eine Schubkarre und Helmbrecht und Margarete machen sich auf den Weg nach ihrem Zuhause.

(2) Gilgenberg. Helmbrechthof. Hofplatz.

Als der junge Helmbrecht und Margarete über den Hofplatz gehen, tritt Vater Helmbrecht aus einem Stall. Er ist von diesem Kleiderrummel nicht begeistert und schimpft die Frauen und Helmbrecht als albern und töricht aus. Helmbrecht zeigt sich aber ungerührt und bringt Margarete mit ihrer Tuchladung nach Hause.

(3) Gilgenberg. Ackerfeld der Helmbrechts.

Einige Tage später hat Helmbrecht seine neue Haube bei der Arbeit auf dem Ackerfeld seines Vaters auf. Am Feldrand sitzen der Vater, Helmbrecht und Gotelind und frühstücken. Die beiden Männer haben gerade eine Wiese umgepflügt. Gotelind teilt Helmbrecht mit, dass Margarete seine Kleider fertig hat und die Mutter die noch fehlenden Sachen gekauft hat. Sie beschlie1en, dass sie am Sonntag in diesen Sachen zusammen in die Kirche gehen und am Nachmittag zum Tanz. Der Rentmeister von Burghausen taucht bei ihnen zu Pferde auf und sieht die Haube. Er hat selber eine Coiffe, aber unbestickt, unter seinem Hut auf. Er verbietet Helmbrecht unter Androhung von Strafe, die Haube weiterhin zu tragen, da sie gegen die gültige Kleiderordnung verstö1t. Helmbrecht und Gotelind sind verärgert, lassen sich aber nichts anmerken und nicht einschüchtern.

(4) Gilgenberg. Kirche.

Am Sonntagvormittag sitzt Helmbrecht mit seiner Mutter und Schwester in der Kirche von Gilgenberg. Er hat seine neuen Kleider an, d.h. er ist von oben bis unten ritterlich gekleidet. Seine Haube hat er natürlich auch auf. Das Schwert, das er trägt, ist vom Vater. Der Pfarrer hat ihn voll im Blickfeld, da er in der ersten Reihe sitzt. Nach Beendigung der Predigt wendet sich der Pfarrer von der Kanzel aus erzürnt gegen Helmbrecht und verurteilt das Tragen dieser Kleidung. Er verbietet Helmbrecht, in diesem Aufzuge jemals wieder die Kirche zu betreten. Helmbrecht, die Mutter und Gotelind sind schockiert über das vom Pfarrer ausgesprochene Verbot. Am Ausgang der Kirche ignoriert Helmbrecht die ihm vom Pfarrer hingestreckte Hand. Gotelind erinnert Helmbrecht auf dem Nachhauseweg nachdrücklich an das Tanzvergnügen im Freien am Nachmittag und beide freuen sich schon darauf.

(5) Gilgenberg. Tanzplatz auf dem Waldanger.

Am Nachmittag sind Helmbrecht und Gotelind gemeinsam zum Tanz auf dem Waldanger. Helmbrecht hat seine Haube auf und die neuen Kleider an. Sie tanzen einen Hoftanz (Schreittanz) in der Form des Dreierpaares. Dabei tanzen einige Mädchen aus dem Dorf hinter ihnen mit. Die Burschen des Dorfes boykottieren den Tanz, da er ihnen unpassend und lächerlich vorkommt und sie lieber ihren Bauerntanz (Springtanz) ausführen möchten. Sie sitzen am Rande der Tanzfläche und trinken Bier. Schlie1lich stören sie den Tanz durch laute Pfiffe und Verhöhnung von Helmbrecht wegen seiner Kleidung und verlangen die Beendigung des Tanzes. Als das nicht geschieht, holen sie ihre Mädchen mit Gewalt von der Tanzfläche und der Hoftanz hört damit auf. Während Helmbrecht und Gotelind verärgert nach Hause gehen, tanzt die Dorfjugend wieder ihren gewohnten Bauerntanz.

(6) Weg vom Tanzplatz zum Helmbrechthof.

Auf dem Heimweg ist Helmbrecht sehr nachdenklich, während Gotelind zetert und schlie1lich weint, da sie sich alles viel schöner vorgestellt hatte und gern noch dageblieben wäre. Helmbrecht hat gemerkt, dass er hier mit seinen neuen Sachen nicht auftreten kann, ohne angefeindet zu werden. Er beschlie1t bei sich und sagt es Gotelind, Gilgenberg zu verlassen. Dazu braucht er aber ein Pferd und das kann er nur vom Vater bekommen. Helmbrecht ist fest entschlossen, das Pferd vom Vater zu verlangen.

(7) Helmbrechthof. Zimmer Helmbrechts.

Zu Hause angekommen, begibt er sich auf sein Zimmer, setzt sich auf einen Stuhl, die Beine auf den Fenstersims gelegt und den Rücken zur Tür gekehrt. Der Vater ruft ihn aus dem Hause heraus zu einer Arbeit. Helmbrecht verweigert sich, er streikt und offenbart dem Vater, der in sein Zimmer kommt, dass er ein Pferd braucht und fort will und zu Hause keinen Finger mehr krumm macht. Der Vater ist davon wenig begeistert und rät den Jungen von seinem Vorhaben ab. Helmbrecht lässt sich aber nicht überzeugen. Dem Vater bleibt letztlich nichts anderes übrig, als dem Verlangen seines Sohnes nachzugeben und ein Pferd zu kaufen.

(8) Helmbrechthof. Pferdestall.

Am nächsten Tage. Das alte Pferd des Vaters steht an seiner Krippe und frisst. Die Stalltür öffnet sich von au1en und voller Freude und Stolz kehrt Helmbrecht mit einem neuen und eigenen Pferd aus Ried zurück und führt es in den Stall. Gotelind kommt dazu und bewundert es. Es ist ein Kastellan, d.h. ein sehr gutes spanisches Reitpferd, und war entsprechend teuer. Der Hengst wird von Helmbrecht "Erec" getauft. Helmbrecht beschließt, am nächsten Morgen abzureiten. Gotelind möchte mit ihm, aber er verwehrt ihr das.

(9) Helmbrechthof. Hofplatz.

Am nächsten Morgen sitzt Helmbrecht reisefertig auf seinem Pferd. Er ist mit seiner Haube und den höfischen Sachen bekleidet und mit dem Schwert seines Vaters ausgerüstet. Hinter ihm auf dem Pferde liegt ein Reisesack. Der Vater steht vor ihm und dem Pferde und versucht noch einmal, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, aber alle seine vernünftigen Einwände und Argumente helfen nicht, den Sohn zurückzuhalten. Voller Optimismus verlässt der junge Helmbrecht sein Elternhaus.

(10) Linkes Ufer der Donau bei Pöchlarn. Fährstelle.

Nachdem Helmbrecht über Ranshofen, Ried, Wels und Amstetten bis nach Pöchlarn an der Donau (Niederösterreich) geritten war, sich dort mit der Fähre hat über die Donau setzen lassen und bis nach Zwettl kam, ohne an irgendeinem Hof eine Anstellung zu finden, kommt er niedergeschlagen und missmutig zu der selben Fähre am linken Ufer der Donau, gegenüber Pöchlarn, zurück.

Der Fährmann sieht Helmbrecht angeritten kommen. Er kennt ihn noch von seiner ersten Überfahrt. Bevor sich Helmbrecht übersetzen lässt, unterhält er sich mit dem Fährmann und schildert seine Misserfolge. Sie sprechen über die gegenwärtige missliche Lage in der Gesellschaft. Der Fährmann bezweifelt, ob Helmbrecht , wenn er sich bei der Vorstellung an den Höfen ehrlicherweise als Bauer zu erkennen gibt, Erfolg hat, denn es würde nur ein "von" im Namen zählen. Ein Name ohne "von" wäre kein Name. Er müsste sich also, um Erfolg zu haben, „Helmbrecht von Gilgenberg” nennen, um damit anzudeuten, dass er aus einer grundbesitzenden, d.h. adligen Familie, stammt. Helmbrecht hört ihm aufmerksam zu. Anschließend wird er vom Fährmann zum rechten Ufer der Donau übergesetzt.

(11) Rechtes Ufer der Donau. Fährstelle.

Als Helmbrecht am anderen Ufer der Donau die Fähre verlässt, gibt ihm der Fährmann einen Tipp für eine Anstellung, da er ihn sympathisch findet und er ihm leid tut. Er nennt ihm einen Freiherrn von Waldstetten. Dieser wäre ein weltoffener Mann, schreckt auch nicht vor notwendigen Fehden zurück und hatte erst vor Kurzem seinen Enkel eingestellt. Seine Burg liegt am Dunkelsteiner Wald nördlich von Prinzersdorf, sagt ihm der Fährmann. Helmbrecht ist äußerst glücklich über diesen Hinweis und macht sich sofort auf den Weg dahin. Damit hat sich der Makro-Schauplatz der Handlung nach Niederösterreich in die Gegend zwischen den Orten Melk, St. Pölten und Krems a.d. Donau verlagert. Diese Gegend ist ein Teil der Wachau und des Mostviertels.

(12) Dunkelsteinerwald. Sichtnähe Burg Waldstetten.

Helmbrecht kommt am frühen Abend am südlichen Ende des Dunkelsteiner Waldes an. Er zügelt sein Pferd und blickt um sich. Er sieht auf einem dem Walde vorgelagertem Hügel eine Burg. Es ist die Burg Waldstetten. Sie hat in ihrem Äußeren mehr den Charakter einer Wohnburg als den einer Wehrburg und liegt in einer den Höhen des Dunkelsteiner Waldes vorgelagerte Terrassen- und Hügellandschaft, etwa 12 km von St. Pölten bzw. Melk entfernt, etwa bei dem Ort Hafnerbach.

(13) Burg Waldstetten. Ritterzimmer.

Während Helmbrecht sich auf dem Wege zur Burg befindet, sitzen am frühen Abend im Ritterzimmer der Burg der Freiherr von Waldstetten, sein Knappe Jungherr von Hohenburg und sein Marschall Jungherr von Arnstein mit benachbarten Landadligen zusammen. Es sind der Ritter von Carlstein und der Ritter von Wasserburg. Sie haben sich getroffen, um über ihre Sorgen und Nöte als Ritter und Landadlige zu sprechen, die gegenüber den Städten und Klöstern und den Territorialisierungsbestrebungen des Herzogs immer mehr in Nachteil geraten. Sie beschließen ein Schutz- und Trutzbündnis zur Selbsthilfe, um ihre Rechte und Ehre zu wahren.

Das Ritterzimmer ist ein großer Raum, aber kein Saal, hat eine Tür zur Freitreppe in den Hof und Türen zum Hausinneren und einen Kamin. In der Mitte des Raumes stehen ein großer Tisch und Stühle. Auf dem Tisch stehen Weinbecher, die von einem Diener nach Bedarf gefüllt werden.

Die Herren sind gerade mit ihren Problemen fertig und Waldstetten setzt dazu an, einen Herzogsschwank zu erzählen, wird Helmbrecht von der Wache unter dem Namen „Jungherr Helmbrecht von Gilgenberg” angemeldet und von Waldstetten vorgelassen. Helmbrecht bewirbt sich bei Waldstetten um eine Anstellung. Dieser ahnt schon aus Erfahrung, dass er vielleicht keinen Adligen sondern einen Bauern vor sich hat, lässt es sich aber zunächst nicht anmerken und prüft ihn bezüglich seiner Kenntnisse und Fähigkeiten, wobei er positiv überrascht ist. Waldstetten braucht einen tüchtigen jungen Mann als Gutsvogt für seine Eigenwirtschaft und zeigt sich daher interessiert. Schließlich verlangt er jedoch, dass sich Helmbrecht ausweist. Dafür zieht Helmbrecht den Pachtbrief seines Vaters aus der Tasche, den ihm Gotelind beim Abschied zugesteckt hatte, ohne dass er dabei wusste, worum es sich bei diesem Stück Pergament handelt. Waldstetten liest das Pergament, aus dem letztlich hervorgeht, dass Helmbrecht der Sohn eines Bauern ist, lacht zornig und lässt Helmbrecht für seine Dreistigkeit und Lüge von Arnstein und Hohenburg mit Hilfe der Wache im Kellergefängnis einsperren. Sein Urteil lautet: zehn Tage Gefängnis bei Wasser, Brot und Kälte. Arnstein und Hohenburg führen Helmbrecht ab. Waldstetten unterhält sich noch weiter mit seinen Gästen.

Nachdem sie gegangen sind erscheint seine Frau im Ritterzimmer. Sie legt ihm eine Kleiderrechnung vom Schneider aus Wien vor, die er bezahlen soll. Waldstetten ist empört über die hohe Rechnungssumme und die luxuriösen Ansprüche seiner Frau und Tochter. Er hält seiner Frau die angestrengte wirtschaftliche Lage der Familie vor und fordert Sparsamkeit. Sie will davon jedoch nichts wissen. Sie trennen sich in Uneinigkeit. Kaum hat sich seine Frau entfernt und Waldstetten sich beruhigt, kommt seine Tochter, Eva von Waldstetten. Er atmet auf, als er merkt, dass sie nur um die Erlaubnis bittet, am nächsten Tag das "Ungeheuer", wie sie Helmbrecht nennt, in seinem Gefängnis zu besichtigen. Der Vater erlaubt es ihr und will der Wache entsprechenden Bescheid geben.

(14) Burg Waldstetten. Gefängniszelle im Keller.

Am nächsten Morgen. Helmbrecht sitzt in seiner Zelle und versucht an seine Haube, die auf seinem Kleiderhaufen am andern Ende der Zelle liegt, heranzukommen. Es gelingt ihm mit Hilfe eines Stockes und er setzt sie wieder auf. Eva kommt in den Gefängniskeller. Sie wird begleitet von Hohenburg, der ihr nachgestiegen ist und sie mit einer Liebeserklärung belästigt. Eva lässt ihn jedoch kalt abblitzen. Helmbrecht wird davon Hörzeuge. Er dreht sich auf seinem Lager zur Wand und stellt sich dem "Besuch" gegenüber taub. Hohenburg verhält sich abfällig in seinem Urteil über Helmbrecht, insbesondere bezüglich seiner Eigenschaft als Bauer, und erniedrigt ihn mit Worten. Helmbrechts Haube erregt bei Eva großes Interesse und sie beschließt, ihn bei passender Gelegenheit nach der Bedeutung der Bilder zu fragen. Sie weist Hohenburg an, dafür zu sorgen, dass Helmbrechts Kleidung, die schmutzig in einer Ecke liegt, gewaschen wird. Anschließend verlassen sie den Keller wieder.

(15) Burg Waldstetten. Gefängniszelle im Keller.

Nach zehn Tagen hat Helmbrecht seine Strafe abgesessen. Er ist unrasiert und sieht abgemagert aus. Arnstein kommt mit einer Wache die Kellertreppe herunter. Sie öffnen die Zelle, betreten sie und ketten Helmbrecht los. Arnstein gibt ihm eine Decke, in die er sich hüllt, und schickt ihn mit der Wache ins Badehaus der Burg und zum Essen. Er übergibt ihm auch seine frisch gewaschenen Kleider. Waldstetten hat sich entschlossen, Helmbrecht als Gutsvogt einzustellen. Er soll seine Eigenwirtschaft auf Vordermann bringen, was der alte Gutsvogt vernachlässigt hatte.

(16) Burg Waldstetten. Ritterzimmer.

Helmbrecht legt in Gegenwart von Zeugen im Ritterzimmer seinen Diensteid ab und wird unter der Bedingung eingestellt, dass er sich bewährt, ansonsten würde ihn Waldstetten wieder nach Hause schicken. Angeboten werden ihm Kost, Logis und Kleidung frei, aber kein Geld, da Waldstetten selber keines hat. Neben seiner landwirtschaftlichen Aufgabe bekommt er noch eine ritterliche, nämlich die Unterstützung Waldstettens und seiner Freunde bei Maßnahmen zur Durchsetzung ihrer Rechte. Dafür hat er sich unter Anleitung Arnsteins ritterlich auszubilden. Zum Zeichen seiner Verbundenheit und seines Vertrauens gibt ihm Waldstetten sein Schwert mit Gürtel zurück.

(17) Burg Waldstetten. Kanzleizimmer.

Am nächsten Tag ist Helmbrecht im Kanzleizimmer bei Waldstetten. Dieser hat Helmbrecht durch sein Gut geführt, ihm alles gezeigt und ihn vorgestellt. Waldstetten erkundigt sich nach seinem Eindruck und seiner Meinung. Helmbrecht sagt ihm, dass seine Eigenwirtschaft völlig veraltet ist, praktisch fast noch auf dem Stand der Zeit Karls des Großen, und damit unproduktiv. Daher macht sich die Einführung moderner landwirtschaftlicher Verfahren erforderlich. Insbesondere müsste die Getreidewirtschaft zu Lasten der Viehwirtschaft ausgedehnt werden, weil nur auf dem Getreidemarkt Gewinne zu erzielen sind. Man einigt sich, dass Helmbrecht als neuer Gutsvogt diese Dinge ins Laufen bringt.

(18) Burg Waldstetten. Flur vor dem Kanzleizimmer.

Beim Verlassen der Kanzlei trifft Helmbrecht auf dem Flur Eva von Waldstetten. Sie lädt ihn aus Neugier bezüglich seiner Haube zu einem Treffen im Burggarten ein, wenn sie ihre Spielhunde ausführt. Helmbrecht ist völlig überrascht und kann es gar nicht glauben.

(19) Burg Waldstetten. Dirnitz.

Helmbrecht und Arnstein sitzen in der Dirnitz, dem beheizbaren Speiseraum für das Gesinde der Burg. Sie haben zusammen gegessen und unterhalten sich bei Wein, wobei sich Helmbrecht über den Freiherrn und dessen Freunde sowie Hohenburg informiert, von dem er den Eindruck hat, dass er ihn hasst. Arnstein gibt ihm bereitwillig Auskunft, dämpft aber seine Stimme und beide rücken etwas näher zusammen, da es um vertrauliche Dinge geht. Arnstein erzählt:

Freiherr von Waldstetten liegt im Streit mit der Salzburger Kirche wegen seines Erblandes, das sein Bruder ihr per Testament unberechtigterweise übertragen hatte, als er auf einer Pilgerreise unverhofft starb. Am Königshof in Hagenau hat er deshalb eine Testamentsanfechtung beantragt. Ritter von Wasserburg liegt im Streit mit dem Kloster Mönchgut, dessen Abt ihn in einem Prozess beim Herzog und Bischof um sein Amt als Klostervogt gebracht hat und ihm außerdem eine entsprechende Abstandssumme vorenthält. Der Verlust des Amtes war für ihn eine empfindliche wirtschaftliche Einbuße. Ritter von Carlstein liegt im Streit mit der Stadt Krems, in die sein Dorfschmied bei Nacht und Nebel geflüchtet war. Als ihn seine Söhne aus der Stadt wieder zurückholen wollten, wurden sie dort eingesperrt, geschlagen und der Flüchtige in Schutz genommen. Jungherr von Hohenburg ist der Sohn eines verarmten Grafen und Knappe des Waldstetten. Für ihn sind Nichtadlige, insbesondere Bauern, Menschen zweiter Klasse. Er ist verliebt in die Tochter des Hauses, der er nachstellt, die ihn aber immer wieder hat abblitzen lassen. Hohenburgs Bauernhass begründet sich zusätzlich aus der Tatsache, dass er von jungen Bauern verprügelt wurde, als er sich bei einer Tanzveranstaltung an eines der Bauernmädchen vergriff. Er ist ein sehr guter Armbrustschütze. Seine Schwester Anna ist als Gesellschafterin der Damen des Hauses tätig und genauso adelsstolz wie er. Es wurmt beide, dass sie als Grafenkinder unter solch relativ bescheidenen Verhältnissen, wie bei Waldstetten, arbeiten müssen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 172 Seiten

Details

Titel
Die neue Geschichte vom jungen Helmbrecht (Teil 2)
Untertitel
Der Reiter mit der Coiffe (1, 2 und 3)
Autor
Jahr
2009
Seiten
172
Katalognummer
V136922
ISBN (eBook)
9783640454518
ISBN (Buch)
9783640453986
Dateigröße
986 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit wurde außerhalb einer universitären Einrichtung angefertigt.
Schlagworte
Wernher der Gartenaere, Helmbrecht, Meier Helmbrecht, Germanistik, Filmwissenschaft, filmische Literaturadaption, Film-Exposee, Treatment, Drehbuch, Mediävistik
Arbeit zitieren
Diplom-Chemiker Klaus Richter (Autor:in), 2009, Die neue Geschichte vom jungen Helmbrecht (Teil 2), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136922

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