Bildung und gesellschaftliche Brauchbarkeit im 19. Jahrhundert

Zur Konstituierung des neuhumanistischen Bildungsgedanken


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorreiter der Bildungstheorie Humboldts
2.1. Platon
2.2. Immanuel Kant

3. Klassische Bildungstheorie nach Humboldt
3.1. (Neu-)Humanismus
3.2. Bildungsideal Wilhelm von Humboldts
3.3. Bedingungen von Bildung (nach Humboldt)
3.3.1. Freiheit und Selbstbestimmung
3.3.2. Mannigfaltigkeit der Situationen
3.3.3. Vielseitige Bildung
3.3.4. Sozialität
3.4. Allgemeine Erziehungsinstitutionen (nach Humboldt)
3.4.1. Sprache als Zugang zu Bildung
3.4.2. Humboldts Position zur beruflichen Bildung
3.5. Bildungswesen nach Humboldt
3.5.1. Elementarunterricht
3.5.2. Schulunterricht
3.5.3. Universitätsunterricht

4. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis.

1. Einleitung

„Bildung, Bildung, Bildung“[1], so lauteten die Schlagworte des ehemaligen Premierministers Tony Blair bei seinem Amtsantritt vor 11 Jahren. Schon damals war vielen Menschen klar, dass ohne Bildung der Wandel in der heutigen Wissensgesellschaft nicht zu bewältigen ist. Der Zugang zu Bildung, Qualifikation und Kompetenzerwerb, sowie das Erlernen von Konflikt- und Diskursfähigkeiten entscheidet über die Beruflichen und gesellschaftlichen Chancen eines jeden Menschen und damit indirekt über seine Entlohnung und seinen Lebensstandart.[2] Doch auch bundesdeutschen Politikern ist das Thema Bildung, ein sehr wichtiges, wie zum Beispiel Horst Köhler, dessen so genannte „Bildungs-Rede“ im September 2006 auf große Zustimmung gestoßen ist. Das Staatsoberhaupt sprach sich in seiner Rede in erster Linie für die Wiederentdeckung der Werte, die bereits seit Generation eine der höchsten Tugenden in Deutschland seien, aus. Eltern sollten dabei wieder Vorbilder für ihre Kinder sein und diese Werte vermitteln. Die Bildung findet seiner Meinung nach nicht erst in der Schule statt, sondern beginnt bereits im Elternhaus. Seine Therapievorschläge waren dabei nicht sehr innovativ, jedoch zutreffend: „Deutschland muss mehr Geld für Bildung ausgeben in Zeiten leerer Kassen, zu Lasten anderer Bereiche!“[3]

Der Bildungsaspekt ist aus der heutigen Sicht leicht fassbar, doch was ist der vorgeschichtliche Hintergrund und welche Entwicklungsgeschichte liegt diesem Begriff zugrunde?

In den folgenden Ausführungen soll nicht die aktuelle Bildungspolitik näher beleuchtet werden, sondern die Bildung und gesellschaftliche Brauchbarkeit im 19. Jahrhundert. Dabei sollen im weitern Verlauf Fragen wie: - Wer waren die Pioniere der wichtigen „Bildungs-epoche“? und Welchen Bildungsgedanken haben sie kreiert und weiterentwickelt? – beantwortet werden. Abschließend soll das aktuelle Bildungssystem dahingehend untersucht werden, ob und in wie weit sich darin das 19. Jahrhundert widerspiegelt.

2. Vorreiter der Bildungstheorie Humboldts

2.1. Platon

Um den Bildungsgedanken des 19. Jahrhunderts richtig verstehen zu können muss man ihre Entstehung und einige ihrer Entwicklungslinien kennen. Richtigerweise sollte man an dieser Stelle mit Platon (lat. Plato) (427-347 v.Chr.), der neben seinem Lehrer Socrates (470-399 v. Chr.) und seinem Schüler Aristoteles (384-322 v. Chr.) als einer der wichtigsten Denker der europäischen Tradition gilt, beginnen. Seine Gründung der „Akademie“ (ca. 388 – 385 v. Chr.) in Athen, die über 900 Jahre bestand hatte, wird als Europas erste Universität bezeichnet. Seine pädagogische Hauptintension und sein Bildungsgedanke wird in seinem „Höhlengleichnis“ sehr deutlich, das am Anfang seines siebten Buches in Platons Hauptschrift „Der Staat“ zu finden ist. Dieses adäquat zu interpretieren wäre an dieser Stelle jedoch deplaziert und nicht zwingend zielführend. Viel wichtiger ist an dieser Stelle die Tatsache, dass Platons Werke einen bleibenden Eindruck bei Humboldt hinterlassen haben und er sie, wie wir es später noch sehr deutlich sehen werden, in seine eigenen Überlegungen einfließen ließ.

2.2. Immanuel Kant

Ein weiterer Wegbereiter war Immanuel Kant (1724-1804), der Bildung als autonomen Entwicklungsprozess angesehen hat. Dabei betrachten sich die Menschen, seiner Meinung nach, so, als seien sie Mündig und wären in der Lage ihr Leben selbst führen.[4] Kant war ein Verfechter der Aufklärung, einer Epoche, die das politische Handeln in Europa vom Ende des 17. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein wesentlich mitbestimmte.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Erschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“[5]

Die Aufklärung führt in Kants Überlegungen aus einer Unmündigkeit, die darin besteht, dass der Mensch nicht selbst denkt. Da er jedoch die Möglichkeit und die dafür notwendigen Voraussetzungen sieht, ist diese Unmündigkeit selbstverschuldet.[6] Ein Leben unter Vormundschaft ist die logische Konsequenz, die es zu überwinden gilt. Dabei ist die Mündigkeit auch gleichzeitig eine Frage danach, ob der Mensch in der Lage ist sich selbst zu regieren im Sinne von „auf eigenen Beinen stehen“ und für sich und sein Leben Sorge und Verantwortung zu tragen.[7]

Des Weiteren stellt Immanuel Kant drei Fragen für die Vernunft des Menschen: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“[8], die von einer vierten Frage: „Was ist der Mensch?“[9] zusammengehalten werden. „Menschen sind freie Wesen, die keines Vormundes bedürfen.“[10] Zeit seines Lebens hat Kant versucht zu beweisen, dass der Mensch als ein Handelnder verstanden werden muss. Der Mensch soll dabei unter Beihilfe seiner Vernunft in die erstrebenswerte Lage gebracht werden, sich moralisch zu bilden und anschließend selbst Verantwortung für seine Handlungen zu tragen

„Was der Mensch im moralischen Sinne ist, oder werden soll, gut oder böse, dazu muss er sich selbst machen, oder gemacht haben. Beides muss eine Wirkung seiner freien Willkür sein; denn sonst könnte es ihm nicht selbst zugerechnet werden, folglich er werde moralisch gut noch böse sein. Wenn es heißt: er ist gut geschaffen, so kann das nichts mehr bedeuten, als er ist zum Guten erschaffen, und die ursprüngliche Anlage im Menschen ist gut; der Mensch ist es selber dadurch nicht, sondern, nachdem er die Triebfedern, die diese Anlage erhält, in seine Maxime aufnimmt, oder nicht (welches seiner freien Wahl gänzlich überlassensein muss) macht er, dass er gut oder böse wird.“[11]

3. Klassische Bildungstheorie nach Humboldt

3.1. (Neu-)Humanismus

An die Epoche der Aufklärung, in der die utilitaristischen Denkweise vorherrschte,[12] folgte die des Humanismus, ein von Ciceros „humanitas“ abgeleiteter Begriff, woraus sich später der Neuhumanismus, der im Folgenden thematisiert werden soll, herauskristallisierte. Um den Neuhumanismus zu verstehen, muss zu erst auf sein historisches Phänomen Humanismus, also auf die Gelehrtenbewegung zu Beginn der Neuzeit eingegangen werden. Das Bildungsideal der frühen Neuzeit war stark beeinflusst vom griechisch römischen Altertum, das als „vollendete und darum beispielhafte Verwirklichung der im Menschen angelegten Möglichkeiten“[13] verstanden wurde. Der Begriff „Humanismus“ erschien zum ersten Mal im Jahr 1808 bei Friedrich Immanuel Niethammer (deutscher Philosoph und Theologe; 1766 – 1848) in dem Buch: Der Streit des Philanthropinismus und des Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unserer Zeit, Jena 1808. Darin äußerte er seinen Unmut über die durch die Aufklärung geprägte Pädagogik. Er benannte mit diesem Begriff die Theorie des „älteren Unterrichtssystems“, nämlich die Lateinschulen, deren Hauptaugenmerk darin bestand die alten Sprachen (Latein, Griechisch, etc.) mit Leben zu füllen, indem sie im Schulunterricht überdurchschnittlich rege thematisiert wurden.[14]

Will man nun das „Neue“ am Neuhumanismus bestimmen, darf man die historischen Phänomene, wie bereits oben erwähnt, nicht gänzlich ausblenden. Der Neuhumanismus, der eng mit der deutschen Geistesgeschichte verwurzelt ist, war ein Produkt des bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in ganz Europa einsetzenden Interesses am Griechischen und Römischen Menschenbild.[15] Die damals vorherrschende Vormachtstellung der französischen Literatur, die aufgrund ihrer höfischen Herkunft als zu regelhaftig empfunden wurde, nahm kontinuierlich ab und es folgte eine regelrechte Ablehnung gegen sie.[16] Das individuelle Ideal des einzelnen Menschen und nicht das der gesamten Gesellschaft zu einer verwechselbaren und Gleichgesinnten Einheit war die logische Konsequenz dieser Entwicklung.[17] Unter Neuhumanismus versteht man heute:

„die Erneuerung der humanistischen Bewegung seit etwa 1750 und die damit verbundene Hinwendung zum klassischen Altertum. Angebahnt wurde der Neuhumanismus durch die Pflege des altsprachlichen Unterrichts und der klassischen Philologie (J. M. Gesner, C. G. Heyne, J. A. Ernesti, F. A. Wolf), getragen von den Schriftstellern und Dichtern der deutschen Klassik (J. J. Winckelmann, J. G. Herder, W. von Humboldt, Goethe, Schiller). Besondere Bedeutung gewann der Neuhumanismus im 19. Jahrhundert für das preußische und bayerische Schul- und Universitätswesen.“[18]

Die aufkeimenden kapitalistischen Strömungen waren ein weiteres Indiz für die Entwicklung des Neuhumanismus. Die tatsächliche Leistung erfuhr zunehmend mehr Gewicht, was zur Folge hatte, dass das Individuum und seine Fähigkeiten in den Vordergrund rückten. Zu dieser Zeit ist eine „verblassende Glaubensgewissheit“, die eine ebenfalls nicht unwesentliche Rolle spielte, zu beobachten. Dabei distanzieren sich die Menschen von dem Gedanken, die Welt und das menschliche Leben sei vorbestimmt. Schließlich herrscht immer mehr die Meinung, Menschen seien gleich und müssen nicht nach besser und schlechter unterschieden werden. Ihre Zukunft und Persönlichkeitsentfaltung ist ihnen selbst überlassen und nicht länger einem kategorischen Ständedenken ausgesetzt. Der Mensch erhält die Möglichkeit sei Leben und seine Persönlichkeit nach seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu formen.[19]

Diese Bewegung und ihr wichtigster Repräsentant, Wilhelm von Humboldt, werden im Folgenden thematisiert. Dabei soll im Wesentlichen dargestellt werden, welche Ziele verfolgt und wodurch diese realisiert wurden.

3.2. Bildungsideal Wilhelm von Humboldts

Einer wenn nicht der bedeutendste Vertreter des Neuhumanismus ist Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835). Er war Philosoph, Sprachforscher und preußischer Staatsmann. Bildung ist in Deutschland unweigerlich mit seinem Namen verbunden, insbesondere wenn von „Allgemeinbildung“ die Rede ist. Sein Bildungsideal ist von vollkommener Humanität und der draus resultierender Entfaltung der Persönlichkeit des Menschen gekennzeichnet.[20]

„Bildung bedeutet nach Humboldt eine Anregung aller Kräfte, damit diese sich über die Aneignung der Welt in wechselhafter Ver- und Beschränkung harmonisch proportional entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität führen, die in ihrer Idealität und Einzigartigkeit die Menschheit bereichert.“[21]

Sein Bildungsideal und damit der Neuhumanismus richten sich dabei, „Nicht gegen die Idee der Aufklärung, sehr wohl aber gegen diese Aufklärungspädagogik – mit ihren Ausprägungen im Utilitarismus und im Philanthropismus (griechisch: Menschenfreundlichkeit).“[22]

Ausgehend vom Gedanken des Utilitarismus, den er wie kein anderer zum Leben erweckt hatte, erkannte er sehr früh den Druck der von der Gesellschaft ausging auf dem Weg einen „Brauchbaren Menschen zu formen.“[23] Seiner berühmtesten Aussagen in diesem Zusammenhang lauteten: „Gesellschaftliche Brauchbarkeit begrenzt die individuelle Entfaltung“[24] und „individuelles Glück setzt gesellschaftliche Nützlichkeit voraus.“[25] Humboldt war stets der Meinung, der Mensch müsse sich nicht einer Gesellschaft anpassen oder ihr „nützlich“ gemacht werden, damit er seine Rolle darin ausführt. Vielmehr sollte der Mensch durch eine umfangreiche Allgemeinbildung eine tragende Rolle in der Gesellschaft spielen und diese mit seinem Wesen und Intellekt bereichern.[26]

Humboldt war der Überzeugung, dass staatliche Schulen ausschließlich allgemeine Bildung zu vermitteln haben.[27] Erst nach umfangreicher und gewissenhafter Allgemeinbildung, steht es dem Menschen frei sich im Hinblick auf sein Berufsleben „speciell“ zu bilden.

„Wird beides vermischt, so wird die Bildung unrein, und man erhält weder vollständige Menschen, noch vollständige Bürger einzelner Klassen“[28]

Politisch bezieht Humboldt eine ganz klare Stellung. Er „geht davon aus, dass die Erziehung nicht zu einer bestimmten bürgerlichen Form sondern zum Menschen erziehen soll, damit nicht nur Anpassung der Menschen an der Verfassung, sondern auch der Verfassung an den Menschen stattfinde.“[29]

Die verheerenden Niederlage Preußens (1806/1807) gegen Napoleon zog unter anderem auch eine Reformierung des Bildungssystems nach sich mit der Humboldt vertraut wurde. Das Produkt waren die litauischen und Königsberger Schulpläne, in denen er seine Ideen und Vorstellungen eines Bildungsideals ausarbeitete. Humboldt in Preußen und Niethammer – der ebenfalls mit der Ausarbeitung der Unterrichtsgestaltung vertraut wurde - in Bayern verliehen dem Neuhumanismus einen Bildungspolitischen Charakter.[30]

In seinen Werken nennt Wilhelm von Humboldt Bedingungen, die die Bildung befödern; die menschliche Freiheit, die Mannigfaltigkeit der Situationen und die Sozialität, worunter er die Verbindung mit und zu anderen Menschen zu beschreiben versucht. Diese sollen im folgenden Kapitel genauer untersucht und erläutert werden.

3.3. Bedingungen von Bildung (nach Humboldt)

3.3.1. Freiheit und Selbstbestimmung

„Der Mensch ist ein in Freiheit selbstständiges Wesen, das seine Verhältnisse gestalten und umgestalten kann.“[31] Auf diesem Wege kann der Mensch Zeit seines Lebens seine „Kräfte“ bilden und stärken. Des Weiteren kann er seine eigene Persönlichkeit, oder um es in den Worten Humboldts zu sagen, seine „individuelle Eigentümlichkeit“ entfalten. Er ist dabei der Meinung, dass der Lernprozess für jeden Menschen zugänglich und umsetzbar ist, um Wissen aufzufassen und seinen eigenen Horizont zu erweitern. Daraus formen die Menschen eine Art „Originalität“ und können anschließend das Gelernte oder „Aufgefasste“, das unweigerlich mit ihnen selbst verbunden ist, auf bestimmte Lebenssituationen anwenden.[32] Diese Freiheit der individuellen Persönlichkeit darf dabei keine Beschränkung von außen erfahren, denn nur so kann garantiert werden, dass die unterschiedlichen Kräfte in ihrem eigenen, selbstständigen Zusammenspiel Entfaltung finden. Jeder einzelne ist dabei selbst für die Formung seiner Persönlichkeit und seine Lebensführung verantwortlich, wobei er sich selbst erst durch die Erprobung seiner Kräfte kennen lernt. Die menschliche Freiheit ist nach Humboldt folglich die Voraussetzung für die selbstständige Aneignung von Bildungsgegenständen und für die Gestaltung von „Welt, Selbst und Lebensführung.“[33]

3.3.2. Mannigfaltigkeit der Situationen

Neben der Freiheit des Menschen, die bei Humboldt eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Bildung [34]des Menschen darstellt, ist eine „Mannigfaltigkeit der Situationen“ erforderlich, denn „der freieste und unabhängigste Mensch in einförmige Lage versetzt, bildet sich minder aus.“[35] Jede neue Situation im Laufe eines Lebens stellt den Menschen vor neue Herausforderungen, in denen er sich zu dieser Erfahrung verhalten muss. Dabei bildet der Mensch nicht nur neue Kräfte, sondern auch neue Fähigkeiten aus, die ihn in die Lage versetzen diese anzuwenden und damit vor neue unbekannte Situationen und Lebenslagen zu treten. Im Menschen sind dabei, „mehrere Fähigkeiten, ihm denselben Gegenstand in verschiedenen Gestalten, bald als Begriff des Verstandes, bald als Bild der Einbildungskraft, bald als Anschauung der Sinne vor seine Betrachtung zu führen.“[36]

3.3.3. Vielseitige Bildung

Diese beiden Eigenschaften sollen immer wieder miteinander verbunden verstanden werden, damit keine einseitige, sondern eine vielseitige Bildung entsteht. Um dies zu gewährleisten muss der Mensch alle seine Fähigkeiten ansprechen und fördern. Die oben erwähnte Mannigfaltigkeit der Situationen ebnet die Bildung der Fähigkeiten zu einem Ganzen. Wilhelm von Humboldt widerspricht jeder Form von Uniformierung und der Einseitigkeit.[37] Die Spezialisierung im Beruf, die ihn von der Entfaltung verschiedenartiger Fähigkeiten abhält, ist aus seiner Sicht eine grob fahrlässige Entwicklung, die keineswegs Fortschritt verspricht. An dieser Stelle wird deutlich, dass Humboldts Bildungstheorie keine Elemente für die Berufsbildungstheorie offen hält. Das Erlernen eines spezifischen Berufes hindert den Menschen nicht nur an der Entfaltung seiner Persönlichkeit, sondern drängt den Menschen in eine bestimmte Richtung, aus der er nicht mehr im Stande ist, sich selbstständig zu befreien.[38] Das widerspricht offensichtlich dem Neuhumanistischen Bildungsgedanken und ist daher aus der Sicht Humboldts ein Rückschritt in der menschlichen Entwicklungsgeschichte.

[...]


[1] URL: www.dgb.de/themen/themen_a_z/abisz_doks/b/ bildung.pdf/view?showdesc=1 (Stand: 28.04.2008)

[2] Ebenda

[3] URL: http://www.imkreuzfeuer.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=295&Itemid=3 (Stand: 28.04.2008)

[4] vgl. Wilhelm Weischedel IX, 1964, S.27

[5] Ebenda, S.53

[6] vgl. Menze, C. 1970, S. 155

[7] vgl. Ebenda, S.170

[8] Blankertz, H. 1982, S. 25

[9] Ebenda

[10] Ebenda, S.29

[11] Wilhelm Weischedel VIII, 1964, S.694

[12] vgl. Blankertz, H. 1963, S.127

[13] Dieter Lenzen, 1992, S.417

[14] vgl. URL: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1746 (Stand:29.04.2008)

[15] vgl. Dieter Lenzen, 1992, S.417

[16] vgl. URL: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1746 (Stand:29.04.2008)

[17] vgl. Ebenda

[18] http://lexikon.meyers.de/meyers/Neuhumanismus

[19] vgl. Drewek, P./Tenorth, H.-E. 2001, S. 64

[20] vgl. Menze, C. 1965, S.163

[21] Michael Schmidt, 2005, S.12

[22] Lipsmeier, 1978, S. 13

[23] Wicke, E./Neusr, W. , 1998, S.57

[24] Ebenda, S. 89

[25] Ebenda

[26] vgl. ebenda

[27] Humboldt, 1809, S.276

[28] Ebenda

[29] URL: http://www.dreigliederung.de/essays/1992-03-001.html#2 (Stand: 29.04.2008)

[30] vgl. Blankertz, 1982, S.93

[31] Wilhelm von Humboldt III, 2002, S.418 f.

[32] vgl.Wicke, E./Neuser, W./Schmied-Kowarzik, W. 1998, S.113f.

[33] Ebenda, S.123

[34] Humboldt, 1843, S.243

[35] Wilhelm von Humboldt I, 2002, S.64

[36] Ebenda, S. 237

[37] vgl. Spranger, E. 1928, S.67

[38] vgl. Ebenda, S.99

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Bildung und gesellschaftliche Brauchbarkeit im 19. Jahrhundert
Untertitel
Zur Konstituierung des neuhumanistischen Bildungsgedanken
Hochschule
Universität Konstanz
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V136477
ISBN (eBook)
9783640447329
ISBN (Buch)
9783640447565
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildung, Brauchbarkeit, Jahrhundert, Konstituierung, Bildungsgedanken
Arbeit zitieren
Andreas Uffelman (Autor:in), 2008, Bildung und gesellschaftliche Brauchbarkeit im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136477

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Bildung und gesellschaftliche Brauchbarkeit im  19. Jahrhundert



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden