Münzen römischer Kaiser: Lucius Aelius Caesar


Referat (Ausarbeitung), 2003

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Person des L. Aelius Caesar

3. Die Sicherung der Nachfolge nach dem Tode des L. Aelius Caesar

4. Die Regelung der Nachfolge nach Hadrians Tod

5. Die Münze des L. Aelius Caesar

6. Schlussbetrachtung

Bibliographie

Anhang

1. Einleitung

Zum Gegenstand dieser Arbeit erhoben, sehen wir eine kleine, für ihr Alter noch recht gut erhaltene Münze, die seit 137 n. Chr. im Römischen Reich als As ihre Verwendung gefunden haben soll.

MZM 88, Nr. 694: AE-As (137) 10,4 g. Barhäuptiger Kopf n. r.

L AELIVS CAESAR / TR POT COS I SC

Stehende Fortuna

RIC. 1066[1]. C.61

In erster Linie interessiert uns das auf der Vorderseite abgebildete Portrait des L. Aelius Caesar, dessen Namen wir aufgrund unseres Wissens um die Kaiserabfolge im 2. Jahrhundert[2] zunächst nicht mit römischen Kaisermünzen in Verbindung bringen würden.

In der Tat war L. Aelius Caesar nie Kaiser des Römischen Reiches, doch wurde er von Hadrian mit der Absicht ihn als Thronfolger einzusetzen, adoptiert und zum Caesar ernannt. Derartige Adoptionen galten seit Nerva als übliches Verfahren zur Bestimmung der Thronfolge; daher wird der hier angegebene Zeitraum in der Literatur meist als Zeit der Adoptivkaiser angegeben.

Um die hiesige Münze bezüglich ihres Wertes als historische Quelle bestimmen zu können, ist es unumgänglich auf den folgenden Seiten die Person des L. Aelius Caesar und ihre Einordnung in den historischen Kontext mit besonderer Berücksichtigung des Doppelprinzipats und der Reichsstellung im Imperium Romanum näher zu erläutern.

2. Zur Person des L. Aelius Caesar

L. Aelius Caesar entstammte einer in Etrurien ansässigen, angesehenen Familie, aus welcher eine Reihe von Konsuln hervorgegangen war. Wie auch sein Vater und Großvater trug er bis zu dem Zeitpunkt seiner Adoption durch Hadrian den Namen L. Ceionius Commodus, nahm dann im Zuge der Adoption den Namen Hadrians „Aelius“ an und genoss alsbald den Caesar-Titel.[3]

Warum sich Hadrian, als er sich aufgrund seines zunehmend schlechter werdenden Gesundheitszustandes gezwungen sah, einen Nachfolger zu bestimmen, für L. Ceionius Commodus entschied, lässt sich anhand der zur Verfügung stehenden Quellen und des aktuellen Forschungsstands nicht eindeutig feststellen. Eine einleuchtende Begründung für die Wahl des als kinderlos geltenden Hadrians scheint die respektable Amtsgeschichte der Familie des Erwählten zu sein, vielleicht aber darf man auch der sich auf den Gelehrten Carcopino stützenden These Perownes Glauben schenken, die den L. Aelius Caesar als leiblichen Sohn Hadrians darstellt. In Anbetracht des als schöngeistig, aber auch als etwas seltsam anmutend zu bezeichnenden Wesens des Erwählten[4], das mit den Eigenschaften des Antoninus Pius, der aufgrund des frühzeitigen Ablebens des L. Aelius Caesar die Thronfolge antrat, stark kontrastierte, und der Bedingungen, die Hadrian an die Adoption des Antoninus Pius knüpfte, erscheint die Begründung der Wahl mit der Vaterschaft des Hadrians als sinniger und zwecks Aufklärungsversuch willkommener Schluss. Gewissheit können wir jedoch in diesem Punkt, wie so oft auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft – einem Feld von Vermutungen - nicht erreichen.

Der am 13. Januar 103 geborene L. Aelius Caesar[5] war ein Stiefsohn des C. Avidius Nigrinus, ein Konsul, der aufgrund der Teilnahme an einer Verschwörung gegen und des Attentats auf Kaiser Hadrian im Jahre 118 hingerichtet wurde.

Mit ihm zeugte die Mutter[6] des L. Aelius Caesar eine Tochter, deren Name (Avidia Plautia) durch eine Inschrift belegt ist. Interessant wird die Konstellation der Stiefgeschwister unter Hinzunahme anderer Quellen, die mutmaßen, dass L. Aelius Caesar mit einer Frau namens Avidia Plautia verheiratet war.[7] Sollten die beiden Halbgeschwister in der Tat miteinander verheiratet gewesen sein, wäre dies selbst in Anbetracht der damals üblichen Gepflogenheiten eine Ungeheuerlichkeit, und wir können stark annehmen, dass dieser Tatbestand nicht an die Öffentlichkeit getreten sein wird. Geradezu unbestritten scheint, dass L. Aelius Caesar, obgleich wir nicht wissen mit wem, überhaupt verheiratet war[8], und dass er bereits vor seiner Adoption, während seiner Prätur in Rom, am 15. Dezember 130, Vater eines Sohnes wurde, dem er traditionell den Namen L. Ceionius Commodus gab.[9]

Fünf Jahre alt war sein Sohn demnach als L. Ceionius Commodus, derzeit Consul Ordinarius, von Hadrian im Zeitraum zwischen dem 19. Juni und dem 29. August 136 unter dem Namen L. Aelius Caesar adoptiert wurde.[10] Der Titel „Caesar“, auf den der moderne Begriff „Kaiser“ zurückgeht, hatte derzeit bei weitem nicht die Bedeutung, die wir dem daraus entwickelten Kaiserbegriff zuordnen würden. Dem Namen Caesar, den anfänglich der große Julius getragen hatte, kam erst später eine besondere Bedeutung zu.[11] Die Sonderstellung des Ersten im Reich wurde vielmehr durch den Titel ‚Augustus’ ausgedrückt, die Anwartschaft auf dessen Nachfolge mit dem Titel ‚Caesar’.[12] „Die Verleihung dieses Titels an Lucius bedeutete unter den gegebenen Umständen einen wichtigen Schritt vorwärts auf dem Wege der Umwandlung des römischen Prinzipats in eine erbliche Monarchie.“[13]

[...]


[1] Die Angaben im MZM bezüglich dieser dem vorliegenden Exemplar am nächsten kommenden Münze sind

fehlerhaft, da es sich hinsichtlich der Einordnung im RIC um die Nummer 1065, nicht 1066, handelt. Zu

ergänzen wäre weiterhin, dass es sich bei dem vorliegenden Stück um ein Gewicht von 9,26 g und einem

Durchmesser von 26,5 mm handelt.

[2] Im Rahmen dieser Arbeit richtet sich unser Interesse auf den Zeitraum der Regierungszeiten Trajans bis Marc

Aurel (Trajan 98-117, Hadrian 117-138, Antoninus Pius 138-161, Lucius Verus 161-169,Marc Aurel 161-180)

[3] Wissowa, Georg (Hg.): Paulys Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft, Stuttgart 1899. Bd.

3,2. S. 1830 f.

[4] Perowne, Stewart: Hadrian – sein Leben und seine Zeit. 2. Aufl. München 1977. S. 214/215

„Lucius war ein Mann von ‚königlicher Schönheit’, ein Kunstliebhaber und Frauenheld. Blumen liebte er sehr.

Sein Bett, das aus viel großen Kissen bestand, war bedeckt von einem mit Rosenblättern gefüllten Gazenetz

unter einer Decke von Lilien. Darauf ruhte er gern, mit den wohlriechendsten persischen Ölen gesalbt [...]. Er

erfand für seinen Vater ein besonderes Gericht, das aus Fasan, Pfau, Schinken in Eierteig, wildem Eber und

Schweineeuter bestand. Seine Pagen benannte er nach den Winden und band ihnen Flügel um, damit sie wie

Cupidos aussähen.“

[5] Der Neue Pauly –Enzyklopädie der Antike, Stuttgart 1998. S. 1046.

Während das Geburtsdatum, selbst das Geburtsjahr in der RE, 1899 als unbekannt gilt, gibt der Neue Pauly das

Geburtsdatum auf den Tag genau an.

[6] Der Name der Mutter des L. Aelius Caesar ist nicht durch Quellen oder Inschriften belegt. Der ihr gegebene

Name Plautia ist vermutlich das Ergebnis der Rückführung durch den Namen der Tochter Avidia Plautia.

[7] Kienast, D.: Römische Kaisertabelle, 2. Aufl. 1996. S. 132.

Unter den gegebenen Umständen müsste der Stammbaum des L. Aelius Caesar in Anlehnung an die in der RE

enthaltene Genealogie um einen Zusatz erweitert werden (vgl. Anhang Abb. 1).

[8] Perowne, Stewart: Hadrian – sein Leben und seine Zeit. 2. Aufl. München 1977. S. 215

„Als sich seine Frau einmal bei ihm über seine Affären mit anderen Frauen beklagte, antwortete er sanft:

„Mische dich nicht ein. Ich habe meinen Spaß mit ihnen. ‚Ehefrau’ ist ein Titel der Ehre, nicht des

Vergnügens.“

[9] Wissowa, Georg (Hg.): Paulys Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft, Stuttgart 1899. Bd.

3,2. S. 1834.

[10] Kornemann, E.: Doppelprinzipat und Reichsstellung im Imperium Romanum. Leipzig / Berlin 1930. S. 72

[11] Fredouille, Jean-Claude: Lexikon der römischen Welt. Darmstadt 1999. S. 48:

„Ursprünglich der Name der gens Julia, zu der unter anderen Caesar, Augustus, Tiberius und Caligula

gehören. Claudius, der erste Kaiser, der nicht dieser gens entstammte, nahm den Titel an, ebenso alle späteren

Kaiser. Seit Hadrian wurde dieses cognomen gleichermaßen den Persönlichkeiten verliehen, die dazu

ausersehen waren, dem Kaiser zu folgen.“

[12] Diese Bezeichnung für den Thronerben stellt Perowne mit dem heutigen Titel des „Prince of

Wales“ gleich.

[13] Perowne, Stewart: Hadrian – sein Leben und seine Zeit. 2. Aufl. München 1977. S. 214

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Münzen römischer Kaiser: Lucius Aelius Caesar
Hochschule
Universität Siegen  (FB Geschichte)
Veranstaltung
Münzen römischer Kaiser
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V13643
ISBN (eBook)
9783638192477
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Münzen, Kaiser, Lucius, Aelius, Caesar, Münzen, Kaiser
Arbeit zitieren
Yvonne Vitt (Autor:in), 2003, Münzen römischer Kaiser: Lucius Aelius Caesar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13643

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