Die Spaltung der Bergpartei


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Danton
2.1 Charakterisierung
2.2 Monarchie
2.3 Außenpolitik
2.4 Vendée
2.5 Entchristianisierung

3. Robespierre
3.1 Privat
3.2 Monarchie
3.3 Terror
3.4 Außenpolitik
3.6 Entchristianisierung

4. Die Enragés bzw. Hébertisten
4.1 Jacques Roux
4.2 Hébert

5. Resümee

6. Bibliographie

1. Einleitung

„Die inneren Feinde des französischen Volkes haben sich in zwei Parteien geteilt wie in zwei Armeekorps. Sie marschieren unter verschiedenen Fahnen auf verschiedenen Wegen, aber sie wollen zum selben Ziel gelangen; dieses Ziel ist die Auflösung der Volksregierung und der Untergang des Konvents, das heißt der Sieg der Tyrannei. Die eine Partei will uns zur Schwäche, die andere will uns zu Exzessen verleiten. Die eine will aus der Freiheit eine Bacchantin, die andere will aus ihr eine Prostituierte machen.“[1]

Diese zitierte Passage aus der Rede Robespierres vom 5. Februar 1794 vor dem Nationalkonvent gewährt einen deutlichen Einblick, wie groß die Differenzen innerhalb der Bergpartei zu diesem Zeitpunkt mittlerweile geworden waren. Eine homogene Einheit war diese Partei nie gewesen, sie bestand aus drei Faktionen[2]. Die Gruppe um Robespierre, die Dantonisten und die Hébertisten. So lange es jedoch die Girondisten als gemeinsamen Feind gab, den es zu bekämpfen galt, zogen die drei Faktionen an einem Strang. Nachdem dieser besiegt worden war, traten die Faktionen in ihren ideologischen Ansichten wieder weiter auseinander, wodurch neue Konflikte geschürt wurden. Diese unüberbrückbaren Differenzen führten letztlich dazu, dass sich die Bergpartei spaltete und die verschiedenen Faktionen nacheinander dem Untergang geweiht waren.

Die Spaltung der Bergpartei entstand also nicht urplötzlich, sondern dieser innere Konflikt keimte schon lange in den Reihen der drei Faktionen, er war praktisch schon von Anfang an vorhanden.

Im Folgenden sollen nun die Unterschiede der drei Faktionen der Bergpartei im Hinblick auf ihre Führer, ihrer Stellung zur Außenpolitik, Monarchie, Vendée, Terreur-Phase und Entchristianisierung analysiert werden.

Dem analytischen Hauptteil folgt schließlich das Resümee, in dem erläutert werden soll, welche Ereignisse die unterschiedlichen Positionen der Gruppierungen unweigerlich nach sich zogen. Die Germinal-Prozesse sowie der Sturz und die Hinrichtung Robespierres und seiner Anhänger.

2. Danton

2.1 Charakterisierung

Dantons Charakterisierung zur Zeit der Spaltung der Bergpartei fällt sehr vielschichtig aus. Äußerlich betrachtet besaß der Anwalt Danton die Gestalt eines Kolosses, er sah furchtbar aus und hatte eine gewaltige Stimme, wodurch er brutaler und grausamer wirkte als er eigentlich war.[3] Er führte ein unordentliches, ausschweifendes Leben, das er durch hohe Schulden finanzierte und somit bestechlich wurde.[4] Für kritische Tage war der kühne Realpolitiker der große kurzfristige Volksheld, der besonders bei Kriegsgefahr, das französische Volk zum Widerstand aufstachelte.[5] Zwar verkündete er durchaus politisch-ideologische Ziele, doch waren diese für ihn sekundär, da er insgeheim Ideologien misstraute.[6] Danton war der große Patriot für die schwierigen Zeiten Frankreichs, doch wenn zähe, sachliche Politik gefragt war, wirkte Danton apathisch.[7]

Zudem änderte sich im Verlauf der Revolution auch die Haltung des Mannes aus der Champagne. Diese veränderte Haltung ließ seine Persönlichkeit noch undurchsichtiger erscheinen. Danton, der in den vier Jahren seiner öffentlichen Tätigkeit wohl alles und auch das Gegenteil davon gesagt hatte, wurde mehr und mehr zum Apostel der Nachsicht.[8] Diese Wandlung ließ sich auf drei wesentliche Gründe zurückführen. Danton war mittlerweile zum vermögenden Bourgeois aufgestiegen und seine Güter in Arcis bildeten nur die Spitze seines stattlichen Vermögens.[9] Zudem hatte er nach dem Tod seiner Frau ein junges Mädchen geheiratet, die ihm wichtiger war als sein Stundenplan.[10] Letztendlich ausschlaggebend für seine Milde und Friedensbemühung war jedoch Dantons Überzeugung, dass das französische Volk des Terrors, der alltäglichen Furcht und des Bruderkampfes überdrüssig sei.[11] Der kühne Realpolitiker versprach sich durch seine Politik der Milde, die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, seine Popularität zu steigern und schlussendlich den Terror zu beenden.[12] Dantons Gedanken der grundsätzlichen Befriedung im Äußern wie im Innern, waren den Plänen des rücksichtslosen Terrors zuwider.[13] Danton, der mittlerweile seiner Gesamteinstellung nach vielmehr die Mitte bildete, hatte sich zur Aufgabe gemacht, das zerrissene Frankreich wieder zu einigen, sein inneres Fieber zu beruhigen und so die bisherigen Ergebnisse der Revolution zu sichern.[14] Es sollten keine weiteren sozialen Übertreibungen durchgeführt, sondern die aktuellen Eigentumsverhältnisse, mit Rücksicht auf den dritten Stand, anerkannt werden.[15] Danton war zu der festen Überzeugung gelangt, die Revolution zu beenden und die bisher erreichten Errungenschaften zu festigen.

2.2 Monarchie

Ähnlich wie Dantons Persönlichkeit war auch seine Haltung zur Monarchie durch eine ambivalente Einstellung gekennzeichnet, die zum einen vom revolutionären Machtwillen, zum anderen von der realistischen Einsicht geprägt wurde.[16] Diese Ambivalenz in Bezug auf den König äußerte sich auch in seinen Reden, die zwischen pöbelhaften Beleidigungen und vorsichtiger Zurückhaltung gegenüber jenem pendelten. Für Danton war das Schicksal des Königs weder eine Frage des Rechts noch der Menschlichkeit, sondern schlichtweg eine Frage der Macht und der Zweckmäßigkeit.[17] Anfang Oktober 1792 besaß Danton allein schon wegen außenpolitischen Gründen eine positive Einstellung gegenüber Ludwig XVI., die sich in einem Gespräch mit Lameth folgendermaßen äußerte:

„Ich bin nicht überzeugt, dass den König kein Vorwurf trifft, aber ich finde es gerecht, ich halte es für nützlich, ihn aus der Lage zu ziehen, in der er sich jetzt befindet. Ich werde mit Klugheit und Kühnheit alles tun, was ich kann. Ich werde etwas wagen, wenn ich eine Aussicht des Erfolges sehe; aber wenn ich jede Hoffnung verliere, das erkläre ich Ihnen, will ich nicht, dass mein Kopf mit dem seinen fällt, dann werde ich unter denen sein, die ihn verurteilen.“[18]

Den König konnte Danton nicht retten, aber wie sah es mit Ludwigs XVI. Frau aus, Marie Antoinette. Auch bei der französischen Königin wurde Dantons ambivalente Haltung gegenüber der Monarchie sichtbar. Ihren Tod wollte Danton genauso wenig wie den Tod Ludwigs XVI., dennoch bestand für ihn kein Hindernis, das Leben der ehemaligen Königin als diplomatischen Hebel zu benutzen, um einen baldigen Frieden mit den kriegführenden Mächten zu schließen.[19] Das Schicksal der Königin hing also davon ab, inwiefern sie als Druckmittel gegenüber den mit Frankreich kriegführenden Staaten verwendet werden konnte. Milde und Nachsicht spielten hierbei für den Realpolitiker keine Rolle. Sein Ziel, mit Österreich einen Separatfrieden zu schließen, glaubte Danton mithilfe Marie Antoinettes zu erreichen. Danton war fest davon überzeugt, dass durchaus eine Ebene der Verständigung gefunden werden könnte, wenn man die Königin auf freien Fuß setzte.[20] Ähnlich wie bei dem Königsprozess, war Danton einer Befreiung der Königin nicht abgeneigt, doch es ist schwer, darüber etwas Sicheres auszusagen, wie vorher über seine Haltung zur Monarchie.[21] Die Frage war für einen demagogischen Führer wie Danton jetzt äußerst heikel. Des Öfteren war er den Weg des Abenteuers und Risikos gegangen.[22] Für die Royalisten und Emigranten war er im Geheimen der letzte Hoffnungsträger, doch schlussendlich entschied er sich, nach Prüfung aller Optionen, gegen eine Befreiung, um seine eigene Karriere und sein Leben zu retten.[23] Dieser Zug ist kennzeichnend für die innere Schwäche seiner Situation. Der einstmals so mächtige Danton wagte weniger denn je, seine wahre Politik offen durchzuführen.[24]

2.3 Außenpolitik

Auch in der Außenpolitik setzte sich Dantons Charakterzug fort, an keinen bestimmten Ideologien festzuhalten. Für den Realisten Danton waren die schönen Prinzipien, wie z.B. die Weigerung mit Monarchen zu verhandeln und der Krieg gegen den Rest der Welt der aktuellen Situation nicht angemessen und nicht durchführbar.[25] Vielmehr hatte er das Ziel einen baldigen Frieden mit den kriegführenden Staaten oder zumindest einen Separatfrieden mit einer der europäischen Großmächte zu schließen.[26] Über einen Mittelsmann, den Belgier Proli, schlug Danton dem österreichischen Kaiser Franz II. separate Friedensverhandlungen vor. Wie oben schon erwähnt, gab es jedoch für die Verhandlung mit Österreich ein großes Hindernis, die ehemalige Königin Marie Antoinette.[27] Die Überzeugung Dantons eine Verständigung mit Österreich nach der Freilassung Marie Antoinettes zu finden, erwies sich schlussendlich auch als Irrtum, denn Danton überschätzte das Verlangen des österreichischen Kaisers, seine Tante Marie Antoinette zu befreien.[28] Der österreichische Kaiser Franz II. wollte sich schlichtweg nicht die Hände binden lassen, da seiner Ansicht nach Frankreich offenbar schon geschlagen war.[29]

[...]


[1] Maximilien Robespierre: Manfred Unruh (Hrsg.): Maximilien Robespierre, Ausgewählte Texte, Merlin Verlag,

Hamburg 1970, S. 600f.

[2] Eine Faktion ist eine Untergruppe einer Partei oder einer anderen im weitesten Sinne politisch tätigen Organi-

sation.

[3] Vgl. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. München 1989, S. 191.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd., S. 192.

[7] Vgl. ebd.

[8] Vgl. Frédéric Bluche: Danton. Stuttgart 1988, S. 365.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. ebd.

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. ebd., S. 365f..

[13] Vgl. Karl Alexander von Müller: Danton. Ein historischer Essay. Stuttgart 1980, S. 70.

[14] Vgl. ebd., S. 51.

[15] Vgl. ebd.

[16] Vgl. Karl Alexander von Müller: Danton. Ein historischer Essay. Stuttgart 1980, S. 55.

[17] Vgl. ebd.

[18] Ebd.

[19] Vgl. Frédéric Bluche: Danton, S. 306.

[20] Vgl. ebd., S. 305.

[21] Vgl. Karl Alexander von Müller: Danton, S. 66.

[22] Vgl. Karl Alexander von Müller: Danton, S. 66.

[23] Vgl. Frédéric Bluche: Danton, S. 306.

[24] Vgl. Karl Alexander von Müller: Danton, S. 66f.

[25] Vgl. Frédéric Bluche: Danton, S. 304.

[26] Vgl. ebd.

[27] Vgl. ebd., S. 304f.

[28] Vgl. ebd., S. 306.

[29] Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Spaltung der Bergpartei
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere Geschichte)
Veranstaltung
Die Französische Revolution
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V136179
ISBN (eBook)
9783640444120
ISBN (Buch)
9783640444427
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spaltung, Bergpartei
Arbeit zitieren
Frederik Unden (Autor:in), 2009, Die Spaltung der Bergpartei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136179

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Spaltung der Bergpartei



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden