Die Wehrmachtsdebatte - Erkenntnisse aus Schwächen als Wege zum Erfolg

Entstehung, Verlauf und Folgen der „Wehrmachtsausstellung“


Bachelorarbeit, 2008

97 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Die 1. Ausstellung: „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“
1. Ausstellungsorte
2. Die Verantwortlichen für die Ausstellung
a) Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS)
b) Jan Philipp Reemtsma
c) Die Ausstellungsmacher
3. Thesen der Ausstellung
a) Die Legende der „sauberen Wehrmacht“
b) Zum Stand der wissenschaftlichen Forschung
4. Konzeption und Beweisführung
a) Ausstellung
b) Begleitende Literatur
c) Das Begleitprogramm
5. Reaktionen auf die Ausstellung und Konsequenzen der Kontroverse
a) Die Befürworter der Ausstellung
b) Die Gegner der Ausstellung
c) Die Kritik und ihre vielfältigen Folgen
6. Moratorium und die Bewertung der Kommissionsergebnisse

II. Die 2. Ausstellung: „Verbrechen der Wehrmacht Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“
1. Ausstellungsorte
2. Thesen und Konzeption
3. Kritik an der Ausstellung

III. Fazit
1. Ergebnisse bzw. Erfolge der Ausstellung „Vernichtungskrieg ...“
2. Was ist strittig?

Anhang
1. Dokumente
2. Abkürzungsverzeichnis

IV. Literaturverzeichnis
1. Literaturverzeichnis
2. Internetressourcen
3. Bildquellenverzeichnis

Einleitung

In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) fanden seit den späten achtziger Jahren eine Reihe von Kontroversen statt,1 die Zeit und Erbe des NS-Regimes zum Gegenstand hatten und haben. Eine davon ist die Debatte um die umstrittene Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) von 1995, die in der BRD und Österreich gastierte.

Der Zeitpunkt der Ausstellung war nicht zufällig gewählt, sondern stand im Zusammenhang mit den stattfindenden Gedenkfeiern zum 8. Mai 1945 und der Frage nach der Bewertung: Befreiung oder Niederlage NS-Deutschlands. Häufig wurde in der Ausstellung von ihren Befürwortern „eine Art ‚Gegenveranstaltung' zu den Ritualen der deutschen ‚Erinnerungskultur' des Jahres 1995“ gesehen.2

Ebenso wie die Debatte um Daniel J. Goldhagen fiel die Wehrmachtsausstellung in eine Zeit, in der auch das europäische Ausland mit seiner Vergangenheit rang, wie z. B. „die Rolle der Kollaboration und Widerstand in Frankreich und Italien oder die der Schweizer Banken im Krieg“, was darauf schließen lässt, das die Verarbeitung einiger der europäischen Probleme erst von der Generation der Enkel geleistet werden kann.3

Die Ausstellung erhitzte die Gemüter von großen Teilen der bundesdeutschen Gesellschaft und auch des Auslands. Das HIS selbst bewertet die Kontroverse wie folgt:

„Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“ hat in der Bundesrepublik eine Diskussion um die Verbrechen des nationalsozialistischen Krieges und den Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit diesem Teil der deutschen Vergangenheit ausgelöst. Niemals zuvor hatte die westdeutsche Öffentlichkeit derart engagiert und ausdauernd über ihre Vergangenheit gestritten.“4

Im Verlauf der Ausstellung kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen sich das verantwortliche HIS erheblicher Kritik ausgesetzt sah. Im Zentrum der Angriffe standen der Vorstand des HIS, Jan Philipp Reemtsma, sowie der Leiter der Ausstellung, Hannes Heer.

Die Diskussion um die Ausstellung ist dadurch gekennzeichnet, dass die öffentliche Beschäftigung mit dem historischen Thema sehr schnell in den Hintergrund gerückt und von der Auseinandersetzung über deren Wirkungsgeschichte dominiert wurde.

Im Zentrum der Debatte steht die These vom „Mythos der sauberen Wehrmacht“. Dieser steht im Widerspruch zu dem historiographischen Wissensstand des Jahres 1995. Dazu erklärt Friedhelm Klein 1999, Oberst i. G. und Amtschef des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA), im Vorwort des – im Auftrag des MGFA von Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann als Ergebnis einer wissenschaftlichen Tagung herausgegebenen – Sammelbandes Die Wehrmacht. Mythos und Realität:

„Die öffentliche Diskussion über die Wehrmacht hat vielfach die Perspektive in wissenschaftlich unakzeptabler Weise auf die Frage der Kriegsverbrechen verengt. Auch hat der heftige Meinungsstreit Ausmaße angenommen, die eine vorurteilslose, an wissenschaftlichen Kriterien orientierte Aufarbeitung der angesprochenen Fragen dringlich erscheinen lassen.“5

Das MGFA betreibt Grundlagenforschung mit Schwerpunkt deutsche Militärgeschichte im 20. Jahrhundert, deren Ergebnisse vom MGFA für die historische Bildung in der Bundeswehr, aber auch für die wissenschaftliche und allgemeine Öffentlichkeit im In- und Ausland aufgearbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Dazu wendet es die Regeln und Standards der allgemeinen Geschichtswissenschaft an.6

Nicht in der Tatsache, von nahezu 18 Millionen deutscher Soldaten in der Wehrmacht, und folglich fast jeder Familie mit Kriegsangehörigen, sieht der Historiker und ehemalige Leiter des MGFA, Manfred Messerschmidt den Grund für die heftigen Kontroversen rund um die Ausstellung, sondern in ihrer Instrumentalisierung durch Politik und Medien. Die Ausstellungsmacher hatten eine Schwachstelle im deutschen Gemüt getroffen, die „Legende von der sauberen Wehrmacht“.7 Dies wurde in den Debatten von München und Bremen überdeutlich.

Dennoch sei es, so Jan Philipp Reemtsma, „niemals um die Legende von der ‚sauberen Wehrmacht„ gegangen“8 und Reemtsma später weiter: „Wir hatten eine andere Ausstellung eröffnet, als die, die dann das Publikum in lautem Dissens sich angeeignet hat“.9

An der Debatte beteiligten sich die Zeitzeugengeneration mit den Kriegsveteranen und die Nachfolgegenerationen, Interessenverbände wie Soldatenverbände, Politiker und Historiker. Dabei „stand keineswegs nur die Zuordnung einzelner historischer Fotografien infrage; vielmehr ging es darüber hinaus um den Anteil der Wehrmacht an den Verbrechen im Verhältnis zu anderen Beteiligten [...]“10

Auch die Bundeswehr wurde zum Gegenstand der Diskussionen, insbesondere inwieweit sie als Nachfolger der Wehrmacht noch in ihrer Tradition steht. Dies soll hier aber nicht weiter verfolgt werden.11

Die Folgen des Zweiten Weltkrieges und der Wehrmachtsverbrechen sind vielschichtig und haben nicht nur auf die deutsche Nachkriegsvergangenheit Auswirkungen gehabt. Dennoch bleibt das Augenmerk auf die BRD beschränkt, da die Ausstellung (neben Österreich) nur hier gastierte, und die BRD als Nachfolgestaat des nationalsozialistischen Deutschland die Hauptverantwortung trägt.

Letztlich haben gerade die Schwächen der Ausstellung zum Erreichen ihrer selbst auferlegten Zielsetzung „Eröffnen einer Debatte“, sowie zu ihrem großen Besuchererfolg beigetragen. Das soll am Verlauf der Kontroverse, den Hauptvorwürfen an die Ausstellung, speziell der Rolle der Bilder der Ausstellung, in dieser Arbeit deutlich werden.

Die Arbeit beginnt in einem einführenden Teil mit der Darstellung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ und der Verantwortlichen.

Zum Verständnis der Debatte werden ihr Gegenstand und der Stand der Wissenschaft knapp erläutert, ebenso die in der Ausstellung vorgebrachten Thesen. Dann folgt ein Überblick über die vorgebrachte Kritik, die daraus entstandenen Folgen, die schließlich zur neu konzipierten Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“ und der Versachlichung der Kontroverse um die Verstrickung der Wehrmacht in Kriegsverbrechen führte.

I. Die 1. Ausstellung: „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944“

Das Institut wollte nach eigenen Angaben „das Doppeldatum 1995 – 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 5 vor Ende des Jahrhunderts [nutzen], um einen Blick auf die Destruktions- und Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts zu tun“.12 Betrachtet man die Reaktionen und die Kritik an der Ausstellung, wird deutlich, dass es mit „einem Blick“ allein nicht getan ist.

An den erwarteten Debatten zum „Gedenkjahr 1995“ wollte man sich auf besondere Weise, über die üblichen Arbeiten eines wissenschaftlichen Instituts mit Publikationen, Vorträgen und Diskussionsrunden hinaus, beteiligen.13

Am 5. März 1995 wurde die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ (im Folgenden nur „Vernichtungskrieg...“) als Teil des umfangreichen Forschungsprojektes mit dem Titel „Angesichts unseres Jahrhunderts. Gewalt und Destruktivität im Zivilisationsprozeß“ in Hamburg eröffnet und in 34 Städten gezeigt (25 in der alten Bundesrepublik, 3 in den neuen Bundesländern, 6 in Österreich). Sie sollte ein Beitrag zur Gewaltgeschichte der Deutschen sein, der „von der Ausübung von Gewalt und ihren Folgen erzählt [und] obendrein von öffentlichem Interesse“14 ist.

In diesem Zusammenhang fiel das Interesse auf die „Verbrechen der Wehrmacht: das wohl letzte Tabu aus der Nazizeit [...] mit dem sich die deutsche Gesellschaft merkwürdig schwer tat“.15 Ziel war es die Zusammenhänge von Wehrmacht, NS-System und Vernichtungspolitik zu veranschaulichen und die Auswirkungen der Gewalterfahrungen auf die Nachkriegsgesellschaft deutlich werden zu lassen.16

Ursprünglich für ein wissenschaftliches Publikum gedacht, ist die Ausstellung nach Angaben der Aussteller aufgrund der hohen Nachfrage schließlich als Wanderausstellung konzipiert worden.

1. Ausstellungsorte

Einige der Ausstellungsorte nehmen in der Kontroverse eine besondere Stellung ein. Zum besseren Verständnis der folgenden Ausführungen – sowie der Vollständigkeit halber – erfolgt eine chronologische Auflistung der Ausstellungsorte.

5.3. - 14.4.95 Hamburg ~ 10.5. - 22.6.95 Berlin ~ 27.6. - 30.7.95 Potsdam ~ 10.9. - 12.10.95 Stuttgart ~ 19.10. - 22.11.95 Wien ~ 27.11. - 22.12.95 Innsbruck ~ 10.1. - 11.2.96 Freiburg ~ 18.2 - 24.3.96 Mönchengladbach ~ 28.3. - 6.5.96 Essen ~ 11.5. - 9.6.96 Erfurt ~ 13.6. - 31.7.96 Regensburg ~ 5.9. - 6.10.96 Klagenfurt ~ 12.10. - 17.11.96 Nürnberg ~ 22.11. - 22.12.96 Linz ~ 10.1. - 16.2.97 Karlsruhe ~ 24.2. - 6.4.97 München ~ 13.4. - 23.5.97 Frankfurt ~ 28.5. - 3.7.97 Bremen ~ 12.9. - 17.10.97 Marburg ~ 24.10. - 26.11.97 Konstanz ~ 1.12.97 - 11.1.98 Graz ~ 18.1. - 1.3.98 Dresden ~ 7.3. - 13.4.98 Salzburg ~ 19.4. - 19.5.98 Aachen ~ 25.5. - 5.7.98 Kassel ~ 13.7. - 13.8.98 Koblenz ~ 21.8. - 24.9.98 Münster ~ 29.9. - 1.11.98 Bonn ~ 8.11. - 20.12.98 Hannover ~ 7.1. - 14.2.99 Kiel ~ 21.2.­28.3.99 Saarbrücken ~ 3.4. - 24.5.99 Köln ~ 31.5. - 11.7.99 Hamburg ~ 01.09. - 31.10.99 Osnabrück 17

2. Die Verantwortlichen für die Ausstellung

a) Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS)

Initiator der Ausstellung war das 1984 gegründete Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS). Das HIS ist keine Einrichtung im Sinne eines wissenschaftlichen Institutes, wie man es z. B. an Hochschulen und Universitäten findet. Dies ist dem HIS später von Kritikern der Ausstellung vorgeworfen worden, mit dem Ziel seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Es versteht sich vielmehr als eine unabhängige, sozialwissenschaftliche und zeitgeschichtliche Forschungsstätte. Arbeitsschwerpunkte des HIS sind Ursachen und Folgen von Gewalt. Das Institut veranstaltet Konferenzen und Vortragsreihen. Seine Hauptpublikation ist die Zeitschrift Mittelweg 36. Es wird von einer Stiftung getragen, deren Vorstand Jan Philipp Reemtsma ist.18

b) Jan Philipp Reemtsma

Jan Philipp Fürchtegott Reemtsma (im Folgenden nur Reemtsma) wurde am 26. November 1952 in Bonn geboren. Reemtsma, Sohn des Unternehmers Philipp Fürchtegott Reemtsma, verkaufte nach Erreichen des 26. Lebensjahres seine Anteile an der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Seit 1980 hat Reemtsma demnach keine Verbindungen mehr zur Firma, sondern widmet sich seitdem der Literatur und Wissenschaft. Er ist ein bedeutender Mäzen für kulturelle, wissenschaftliche und politische Initiativen. Reemtsma ist kein Historiker, sondern ein deutscher Philologe, Literaturwissenschaftler, Essayist, politischer Publizist und lehrte bis 2007 als Professor Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg. Außerdem ist der Multimillionär Inaugurator und Vorstand der Arno Schmidt Stiftung, Stifter und Vorstand des HIS sowie der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Zu seinen Publikationen gehören u. a. (zusammen mit Winfried Hassemer) „Verbrechensopfer. Recht und Gerechtigkeit“, München 2002; „Warum Hagen Jung-Ortlieb erschlug. Unzeitgemäßes über Krieg und Tod“, München 2003 etc.19

c) Die Ausstellungsmacher

Die Ausstellung war von Christian Reuther und Johannes Bacher gestaltet und von Bernd Boll, Walter Manoschek, Hans Safrian unter der Leitung von Hannes Heer erarbeitet worden. Die Wissenschaftler hatten gerade zum Thema publiziert, oder konnten ihre laufenden Arbeiten mit dem Vorhaben des HIS verbinden.20

Hans Georg Heer, genannt Hannes (im Folgenden nur Heer), wurde am 16. März 1941 in Wissen an der Sieg geboren. Er absolvierte das Studium der Germanistik und Geschichtswissenschaft mit dem Staatsexamen 1968 an der Universität Bonn.

Während seiner Studienzeit in Bonn und noch danach engagierte Heer sich im Studentenparlament sowie dem Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS)21, dessen Wortführer auf Bundesebene er war. 1969 gehörte er für wenige Monate dem SDS-dominierten Vorstand des Verbands Deutscher Studentenschaften (VDS) an. In den 1970er Jahren wurde Heer, Mitglied in verschiedenen linken Organisationen, mehrmals wegen Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung und anderer Delikte verurteilt. Aufgrund des seinerzeit geltenden Radikalenerlasses wurde er nicht zum Lehramt zugelassen.22

Nach seinem Studium war er als Rundfunkjournalist, Lehrbeauftragter an der Universität Bremen, und von 1980-1985 als Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und bei Jürgen Flimm in Köln, sowie 1985-1993 als Filmregisseur für ARD und ZDF beschäftigt. 1993 trat er dem HIS als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei und wurde Leiter des Ausstellungsprojekts „Vernichtungskrieg...“.23 1997 erhielt Hannes Heer die Carl-von-Ossietzky-Medaille für das Team der Ausstellung „Vernichtungskrieg...“. Heer verließ das HIS zum Ende des Jahres 2000.

Seitdem arbeitet er als freier Autor vor allem zur Geschichte von Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung. Seine Publikationen u. a.: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 (mit Klaus Naumann), Hamburg 1995; Im Herzen der Finsternis. Victor Klemperer als Chronist der NS-Zeit (Hg.), Berlin 1997; Tote Zonen. Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront, Hamburg 1999; Wie Geschichte gemacht wird. Zur Konstruktion von Erinnerung an Wehrmacht und Zweiten Weltkrieg (mit Walter Manoschek u. a.), Wien 2003, Vom Verschwinden der Täter. Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei, Berlin 2004; „Hitler war's.“ Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit, Berlin 2005.24

„ Walter Manoschek, Dr. geb. 1957, Assistent am Institut für Staats- und Politikwissenschaft der Universtät Wien; wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ am HIS. Neuere Veröffentlichungen: „Serbien ist Judenfrei“. Militärische Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42, München 1993; Das Schicksal des jüdischen „Kladovo-Transports“ auf dem Weg nach Palästina 1939-42, Wien 1993; Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskrieg hinter der Front, Wien 1996; Reflexionen über das Bild der Wehrmacht und die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Österreich, in Reinhard Kannonier und Brigitte Klepplinger (Hg.); Irritationen. Die Wehrmachtsausstellung in Linz, Grünbach 1997, S. 73-91; Die Vernichtung der Juden in Serbien, in: Ulrich Herbert (Hg.), Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939 – 1945. Neue Forschungen und Kontroversen, Frankfurt am Main 1998, S. 109-234.“25

„ Hans Safrian, Dr. , geb. 1952, Historiker, ab Herbst 1996 Research Fellow am US Holocaust Memorial Museum, Research Institute, Washington D.C.;

Buchpublikationen: Eichmann und seine Gehilfen, Frankfurt/Main 1995; Und keiner war dabei. Dokumente des alltäglichen Antisemitismus in Wien 1938, Wien 1988 (gemeinsam mit Hans Witek); ‚Ess firt kejn weg zurik ...„. Geschichte und Lieder des Ghettos von Wilna 1941-1943, Wien 1992 (gemeinsam mit Florian Freund und Franz Ruttner).“26

„Bernd Boll, Dr. geboren 1951, Historiker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ausstellungsprojekts „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ am HIS.

Neuere Veröffentlichungen: Generalfeldmarschall Walther von Reichenau, in Gerd R. Ueberschär (Hg.) Hitlers militärische Elite, Bd. 1, Darmstadt 1998, S. 195-202; Generalfeldmarschall Erich von Lewinski, gen. Von Manstein, in Gerd R. Ueberschär (Hg.) Hitlers militärische Elite, Bd. 2, Darmstadt 1998, S. 143-152; Wehrmacht vor Gericht. Kriegsverbrecherprozesse der Vier Mächte nach 1945, in: Geschichte und Gesellschaft 28 (1998), S. 970-994.“27

3. Thesen der Ausstellung

Die Kernaussage der Ausstellung wird in den Informationen zur Ausstellung

zusammenfassend beschrieben:

„Die Wehrmacht war aktiv beteiligt am Holocaust, an der Ausraubung der besetzten Gebiete, am Massenmord an der Zivilbevölkerung und an der Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen. Der Krieg im Osten und Südosten wurde als Rassen-und Vernichtungskrieg geplant und durchgeführt.“28

Der Prolog im Ausstellungskatalog, sowie auf einer einführenden Stellwand in der Ausstellung, erläutert Thesen und Ausstellungskonzeption wie folgt:

„1945, kaum daß Nazi-Deutschland besiegt war, begannen die ehemaligen Generäle mit der Fabrikation einer Legende – der Legende von der ‚sauberen Wehrmacht„. Die Truppe, so hieß es, habe Distanz zu Hitler und dem NS-Regime gehalten, habe mit Anstand und Würde ihre soldatische Pflicht erfüllt und sei über die Greueltaten von Himmlers Einsatztruppen allenfalls nachträglich informiert worden. Diese Behauptung, die Millionen ehemaliger deutscher und österreichischer Soldaten freisprach, bestimmt bis heute die öffentliche Meinung. 1995, fünfzig Jahre später, ist es an der Zeit, sich von dieser Lüge endgültig zu verabschieden und die Realität eines großen Verbrechens zu akzeptieren:

Die Wehrmacht führte 1941 bis 1944 auf dem Balkan und in der Sowjetunion keinen ‚normalen Krieg„, sondern einen Vernichtungskrieg gegen Juden, Kriegsgefangene und Zivilbevölkerung, dem Millionen zum Opfer fielen. Die deutsche Militärgeschichtsschreibung hat zwar viel zur Aufklärung dieses Tatbestandes beigetragen, sie weigert sich aber einzugestehen, daß die Wehrmacht an allen diesen Verbrechen aktiv und als Gesamtorganisation beteiligt war.

Die Ausstellung will genau diesen Beweis führen. Sie wählt dazu drei Beispiele: den Partisanenkrieg in Serbien, die 6. Armee auf dem Weg nach Stalingrad, die dreijährige Besatzung Weißrußlands.

Und sie demonstriert die Schwierigkeit dieser Beweisführung: Von Beginn an versuchte die Wehrmacht, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen und die Erinnerung daran zu beseitigen. Was an Legendenbildung in der Nachkriegszeit entstand, war nur die Fortsetzung dieser Politik. Die Ausstellung will kein verspätetes und pauschales Urteil über eine ganze Generation ehemaliger Soldaten fällen.

Sie will eine Debatte eröffnen über das – neben Auschwitz – barbarischste Kapitel der deutschen und österreichischen Geschichte, den Vernichtungskrieg der Wehrmacht von 1941 bis 1944.“29

Diese Thesen griffen nicht nur ein bis dahin von der Öffentlichkeit getragenes Geschichtsbild an. Etwas differenzierter beinhalten die Thesen der Ausstellung Vorwürfe, die auch den einzelnen Landser in die Nähe des Holocaust rücken, wenn Heer sagt:

„1. Der Holocaust begann in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, und die Wehrmacht war daran in vorab geplanter, systematischer und arbeitsteiliger Weise beteiligt.
2. Die Verbrechen an den Juden wie an den andern Teilen der sowjetischen Bevölkerung waren nicht nur das Werk einer hitlerhörigen Generalität und einiger fanatischer Nazioffiziere, sondern sie wurden von der Truppe ausgeführt und mitgetragen, ohne daß es zu auffälligen Formen von Widerstand gekommen wäre.
3. Dafür verantwortlich war ein antisemitischer bzw. antislawischer Rassismus, der es erlaubte, den in den Befehlen verlangten Genozid an den Juden wie die Dezimierung der slawischen Bevölkerung auch als Kriegsziele plausibel zu machen“.30

Es ging den Ausstellungmachern also einerseits um den „selbstgewählten Auftrag der historisch-politischen Aufklärung“,31 den Beweis dass die Wehrmacht keinen „normalen“ Krieg führte, sondern „einen als Vernichtungskrieg geplanten und durchgeführten Feldzug, der [...] zur mörderischsten Militäraktion der modernen Geschichte wurde“.32 Andererseits ging es ihnen darum, darüber eine Debatte zu eröffnen, da „diese Kenntnisse und Erkenntnisse von Kriegsziel und Kriegsführung in den letzten Jahrzehnten (vor 1995, d. Verf.) auf einen vergleichsweise sehr kleinen Teil der Gesellschaft der Bundesrepublik beschränkt [blieben]“.33 Die Legende von der sauberen Wehrmacht, so die Ausstellungsthese, bestimmt bis heute (1995, d. Verf.) die öffentliche Meinung.

a) Die Legende der „sauberen Wehrmacht“

Das Wort Legende bezeichnet eine „unglaubwürdige Geschichte“ oder einen „verzerrt dargestellte[n] historischen Vorgang“.34 Die „Legende von der ‚sauberen Wehrmacht„“ meint, dass Hitlers Armee im Prinzip nicht für die Mordtaten an Juden, Kriegsgefangenen und an der Zivilbevölkerung verantwortlich gewesen, sondern „sauber geblieben“ sei. Die Verbrechen, so ihre Verfechter, sind von Himmlers Einsatzgruppen, Polizeiverbänden und der SS begangen worden.

Ausstellungsgegner brachten Gegenthesen vor, wonach die Legende „nie bestanden oder aber längst gegenstandslos geworden sei“, [oder] unterstellten der Ausstellung, eine ‚neue Legende„ zu konstruieren (Günther Gillesen, FAZ, 6.2.1996) [...]“.35

Zweifel an der Legende sind nicht unbegründet. Reaktionen und Aussagen der Mehrheit der Ausstellungsbesucher – vor allem der Zeitzeugengeneration – belegen, dass die Verbrechen von Teilen der ehemaligen Wehrmachtssoldaten (nicht nur an der Front) wahrgenommen wurden:

„Es betrifft, (stockt) man ist selbstverständlich außerordentlich betroffen, wenn man noch mal feststellen muß, dokumentarisch belegt, welche Verbrechen begangen worden sind von Teilen der Wehrmacht. Ich möchte auch in keinem einzigen Fall negieren, daß das Dargestellte etwa nicht der Wirklichkeit entspräche [...].“36

Nicht zuletzt die Nürnberger Prozesse machten die Verbrechen auch der Allgemeinheit bekannt, was sich in der allgemeinen Zustimmung der Deutschen zur Verurteilung der Hauptkriegsverbrecher manifestierte. Wolfram Wette, von 1971 bis 1995 Historiker im MGFA in Freiburg i. Br. und seit 1998 apl. Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., stellt für die erste Hälfte der fünfziger Jahre in der Gesellschaft der BRD eine weit verbreitete „merkwürdig ambivalente Einstellung zum Militär“ und die Ablehnung der Wiederbewaffnung fest. Einer deutlichen Mehrheit, die aufgrund der Vergangenheit und ihrer Folgen „Nie wieder Krieg!“ und „Nie wieder Militär!“ skandierte, wurde demnach die Wiederbewaffnung aufgezwungen.37

Von einer realen Legende, d. h. „unglaubwürdigen Geschichte“ zu sprechen ist nicht zuletzt deshalb nicht ganz unproblematisch. Dennoch hatte sich die „Legende“ in der westdeutschen Gesellschaft weitgehend etabliert und „neben der individuellen – die soziale und politische Ordnung des westdeutschen Staates stabilisiert“.38

Legendenbildung und Vergangenheitsbewältigung

Berücksichtigt man die Zeitspanne von Kriegsende bis zum Anstoß der Debatte durch die Wehrmachtsausstellung 1995, es liegen immerhin 50 Jahre dazwischen, stellt sich die Frage: „Wie konnte die Legende von der sauberen Wehrmacht 50 Jahre überdauern?“39

Es gibt mehrere Gründe, die zu ihrer Etablierung führten, vor allem mit dem Ziel „der politischen Exkulpation und dem Andenken an eine siegreiche Armee“.40 Hier sind zunächst die direkt von der ehemaligen Wehrmacht, bzw. ihrer höchsten militärischen Vertreter getroffenen Maßnahmen zu nennen.

Bereits direkt bei Kriegsende am 9. Mai 1945 erklärte das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) in seinem letzten Bericht (s. Anhang, Anlage 1), „daß seit Mitternacht die Waffen schwiegen und ‚die deutsche Wehrmacht [...] am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen„ sei“.41

Ein weiterer Schritt zum Mythos ist in der Denkschrift von Nürnberg zu sehen. Ehemals führende Generäle der Wehrmacht, namentlich Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch, Generalfeldmarschall Erich von Manstein, Generaloberst Franz Halder, General Walter Warlimont und General Siegfried Westphal, entwarfen darin die Verteidigungsgrundlage der Wehrmacht-Generale und -Admiräle in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Die Denkschrift stellte „eine kompakte Strategie zur Freisprechung der Wehrmacht von aller Schuld“42 dar.43

Die Argumentation liest sich bei Heer so, dass:

„- das Verhältnis der Wehrmacht zur Partei wie zu Hitler stets kühl und distanziert gewesen sei;
- man vor dem Krieg die Judenverfolgung als der deutschen Nation unwürdig abgelehnt, im Krieg aber weder Einfluß auf das Tun der SS gehabt noch davon erfahren habe
- die Generalität den Krieg gegen die Sowjetunion als dem deutschen Volk aufgezwungenen Präventivkrieg akzeptiert haben; Hitlers Absicht aber, dort einen Rassen- und Vernichtungskrieg zu führen, sei man nicht gefolgt: der Feldzug sei ritterlich nach den Regeln des Völkerrechts geführt worden – weitestgehend auch gegen Stalins Partisanenbanden und ihren grausamen Terror.

Telford Taylor, einer der amerikanischen Anklagevertreter im ersten Nürnberger Verfahren und Hauptankläger in den Folgeprozessen, erkannte darin „die ersten Keime der Mythen und Legenden“, mit denen die Generäle ihre Spur zu verwischen suchten“.44

Der Internationale Militärgerichtshof (IMT) in Nürnberg verurteilte Schutzstaffeln (SS), Geheime Staatspolizei (Gestapo), Sicherungs-Divisionen (SD) als verbrecherische Organisationen, sowie einige hohe Militärs wegen ihrer persönlichen Verantwortung an Kriegsverbrechen. Der Generalstab und das Oberkommando wurden davon ausgenommen, da diese „nicht als ‚Gruppe' im Sinne des Statuts gelten könnten“.45 In der öffentlichen Meinung führte gerade dies zu einer Art Entlastung und einem empfundenen Freispruch für die Wehrmacht. Gabriele Metzler erklärt, dass die Nürnberger Verhandlungen von der westdeutschen Öffentlichkeit großenteils kritisch verfolgt wurden. Besonders, dass die bis dahin noch nicht völkerrechtlich erfassten NS-Verbrechen und diesbezügliche „Strafbestände ex post definiert wurden“, ist kritisiert worden.46

Nach Ende der Prozesse, in den fünfziger Jahren schwand das Interesse an einer weiteren Aufklärung der NS-Verbrechen. Es „entsprach einer weitverbreiteten politischen Stimmung im Lande“47 einen „Schlußstrich“ unter die belastende Vergangenheit ziehen zu wollen, „und sich im übrigen an den materiellen Segnungen des ‚Wirtschaftswunders' erfreuen können“.48 Im Vordergrund stand die Rückführung der Kriegsbetroffenen in die Nachkriegsgesellschaft. Der wahrscheinlich entscheidende Punkt, weshalb die Frage der Kriegsverbrechen erst so spät thematisiert wurde, ist jedoch im Antikommunismus und den politischen Konstellationen der Zeit zu sehen. Die westlichen Alliierten hatten angesichts der angespannten weltpolitischen Lage ein großes Interesse an der Wiederaufstellung deutscher Streitkräfte und ihrer Einfügung in das westeuropäisch-atlantische Bündnis- und Vertragssystem. Das hatte zur Folge, dass die Alliierten nicht gegen die geringe Intensität der der deutschen Strafverfolgung protestierten und Amnestiegesetzen (1949, 1954) und Gnadenerlass (1951) zustimmten. Auch, weil der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer „immer wieder erklärte, es werde keine neue deutsche Armee geben, solange noch Prozesse gegen Angehörige der Wehrmacht geführt und deutsche Soldaten sich in alliierter Haft befinden würden“.49 1951 und 1952 gaben der US-amerikanische General und NATO-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower und Konrad Adenauer Ehrenerklärungen für die Angehörigen der ehemaligen Wehrmacht ab. Beidseitiges Nachgeben, Vergangenheitspolitik50 und Begnadigungsausschüsse bewirkten die Amnestie oder Haftzeitverkürzungen von etlichen - wegen ihrer Rolle in der NS-Zeit - Inhaftierten. Alfred Streim, Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen, konstatiert, das es von 1952 bis 1959 zu fast keinen Ermittlungsverfahren gegen Angehörige der ehemaligen Wehrmacht kam, geschweige denn zu einer Verurteilung.51

Das den westlichen Alliierten an einer Verfolgung der Kriegsverbrechen wenig gelegen war wird auch deutlich, wenn Gabriele Metzler, Privatdozentin am Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen, feststellt:

„Aus dem Bedürfnis, unter den Bedingungen des Kalten Krieges für möglichst klare Fronten zu sorgen, konnten durchaus paradox anmutenden Konstellationen entstehen: so etwa, wenn westdeutsche Militärs mit Ostfronterfahrung als Berater ihr strategisches und taktisches Wissen aus dem Rußlandfeldzug an die US-Army weitergaben.“52

Gleichzeitig breitete sich eine Tabuisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit aus. Dies wurde, so die These der Ausstellung, gestützt durch die Filme und Illustrierten der 1950er Jahre, die Memoirenliteratur der Generäle, sowie Romane die Soldaten als Todgeweihte und den Krieg als Tragödie erscheinen ließen. Es fand eine Verwandlung der Täter in Opfer statt. „Die Wehrmacht als Säule des Systems und willfähriges Instrument seines Terrors kommt nicht vor.“53 Für Reemtsma stellt dies „'einen stillschweigenden Vertrag über das Stillschweigen' [dar]: ‚Es war wie ein Vertrag: schweigt von euren Heldentaten, und wir wollen von euren Verbrechen schweigen. So wurde auch – von innerfamiliären Ausnahmen abgesehen – von den persönlichen Erinnerungen geschwiegen“.54

Die zweite – sich daran anschließende – war die einer ritualisierten und standardisierten Vergangenheitsbewältigung. Dabei wurde „an wiederkehrenden Gedenktagen in vorgeprägten Mustern an den Nationalsozialismus erinnert“.55 Durch Kriegsgräberfürsorge und Kranzniederlegungen wurden die gefallenen Soldaten als Opfer der NS-Diktatur empfunden und dargestellt. In dieser zweiten Phase wird zwischen einzelnen herausragenden NS-Verbrechern und der anonymen Masse eine strikte gedankliche Trennung vollzogen.56

Gabriele Metzler spricht vom Nationalsozialismus als „Negativfolie für das bundesrepublikanische Selbstverständnis“.57 In den 1970er Jahren drängte der Diskurs über die NS-Vergangenheit in den öffentlichen Vordergrund und „verknüpfte sich mit dem Nationsdiskurs“.58 „Die NS-Herrschaft galt nun als Ursprung der verlorenen Einheit [...] Gleichzeitig erfuhr der öffentliche Umgang mit der NS-Vergangenheit eine starke Emotionalisierung, wie sie sich in den Reaktionen auf die Fernsehserie ‚Holocaust„ äußerte“,59 oder die sprunghaft steigende Zahl von Besuchergruppen in KZ-Gedenkstätten zeigte. Diese Entwicklung des Geschichtsbildes sollte in den 1980er Jahren wieder revidiert werden. Vielmehr „sollte die Bundesrepublik, so die Leitlinie des konservativen Geschichtsdiskurses, endlich aus dem Schatten der NS-Vergangenheit und der Fixierung auf den Holocaust heraustreten und mit einer ‚Normale-Nation-Identität„ ausgestattet werden“.60 Der fünfzigste Jahrestag des Kriegsendes brachte neue Elemente in die sich bisher vorrangig um die Frage drehende Diskussion „Sieg oder Niederlage“. Birgitta Nedelmann, Prof. für Soziologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, erklärt:

„Anstatt die Schuldfrage auf wenige ‚NS-Größen„ zu begrenzen, wird nun die Frage der individuellen Zurechenbarkeit und Verantwortlichkeit für Taten im Nationalsozialismus aufgeworfen, deren Bewertung als ‚Verbrechen„ keineswegs von der allgemeinen öffentlichen Meinung geteilt wird. Damit verändert sich der bislang vorwiegend akademisch geführte Diskurs um die NS-Vergangenheit, indem er popularisiert und visualisiert wird.“61

Die für die zweite Phase typische „eher gefaßte emotionale Teilnahme und Trauer [...] wird nun durch hohe Emotionalisierung und Mobilisierung individueller Betroffenheit abgelöst“.62

Der hier grob umrissene Umgang mit den Kriegsverbrechen und den Tätern führte letztlich dazu, dass eine tiefgreifende Aufarbeitung und Reflexion der Kriegsverbrechen in der westdeutschen Bevölkerung und Gesellschaft nicht stattfand, wobei auch die westlichen Alliierten sich eine Mitschuld zurechnen lassen müssen. Heer zieht folgendes Fazit:

„Im Beschweigen der allen bekannten Verbrechen und im Umdeuten der eigenen Geschichte hat das Kollektiv der Deutschen nach 1945 versucht, sich der Kontinuität zu versichern und sich zugleich eine Identität zu schaffen, die den Normen der Jetztzeit entsprach und ein positives Selbstbild garantierte“.63

Es gibt natürlich auch hierzu gegenläufige Meinungen, wenn z. B. Dirk W. Oetting, General a. D., sagt, „man hat sich gerade in Deutschland über Jahrzehnte hinweg mit der Schuld auseinandergesetzt, die Deutsche unter dem nationalsozialistischen Regime [...] auf sich geladen hatten“. Das dies auch im Ausland so gesehen wird, belegt er mit dem ungarischen Historiker Krisztián Ungváry, auf den noch später zurückzukommen sein wird: „Gerade ich als beobachtender Ausländer muß feststellen, daß nirgends die Vergangenheit so stark aufgearbeitet wurde wie in Deutschland“.64

Die Kontroverse um die Ausstellung bestätigt aber doch die Ausstellungsmacher mindestens insoweit, dass der große Teil der Öffentlichkeit von der Aufarbeitung ausgeschlossen war.

Verfolgung der Wehrmachtsverbrechen in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR Nur am Rande soll auf die Situation in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eingegangen werden. Die DDR hatte eine den „Antifaschismus“ tragende Staatsideologie und war eine offiziell „antifaschistische“ Gesellschaft. Der Staat lehnte deshalb jegliche Haftung für die NS-Vergangenheit ab. Gabriele Metzler erklärt, dass „Anfang der 1950er Jahre die Frage der Bewältigung der NS-Verbrechen in der DDR offiziell als erledigt galt“.65

Die DDR hat, so Alfred Streim, immer wieder erklärt, „daß in ihrem Bereich die ‚Handlanger des faschistischen Regimes„ systematisch verfolgt und bestraft worden seien“.66 Statistisch hat sie an die 13.000 „Kriegsverbrecher“ verurteilt. Streim stellt aber fest, das von diesen Urteilen nur ein verschwindend geringer Teil eigentliche Kriegsverbrechen betraf. Ähnlich wie in der BRD gingen die Verurteilungen ab 1951 auch in der DDR stark zurück (vgl. Anhang, Anlage 2). Vom Zusammenbruch des Dritten Reiches bis zum Jahre 1960 fällten Gerichte der DDR etwa 12.880 Urteile wegen Kriegs- und NS-Verbrechen, sowie wegen Mitgliedschaft in einer im Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg für „verbrecherisch“ erklärten Organisation. Für die Zeit zwischen 1961 und Ende 1965 kann Streim kein ausgesprochenes Urteil ausmachen, für die in den Jahren 1966 bis 1985 mit Urteil abgeschlossenen 65 Verfahren scheinen nur sechs sich gegen Angehörige der ehemaligen Wehrmacht zu richten.67

Die DDR verwendete die NS-Vergangenheit immer wieder zu Propagandazwecken gegen die BRD. Besonders ab den 1960er Jahren wurden Verfahren gegen als NS-Verbrecher Beschuldigte immer dann eröffnet, wenn die BRD ebenfalls Verfahren anstrengte. Diese „Gegenverfahren“ sollten zeigen, „daß in der DDR im Gegensatz zur BRD die faschistischen Verbrechen ‚im Interesse der Wiederherstellung und Erhaltung der Menschenrechte als Angelegenheit aller friedliebenden Staaten„ bestraft werden“;68 Urteile bedeuteten für die gleichen Vorwürfe in der DDR oftmals die Todesstrafe.69

Der Vorwurf seitens der DDR, „daß die BRD die Kriegs- und NS-Verbrecher vor einer Bestrafung schütze, daß ihnen darüber hinaus weitgehend wieder hohe Ämter im Staatsapparat anvertraut worden seien“,70 ist nicht unbegründet. Aber auch wenn in der DDR „NS-‚Aktivisten„ rigoros verfolgt und in politischen Strafverfahren, die rechtsstaatlichen Kriterien nicht genügten, verurteilt [wurden] bemühte sich die (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, d. Verf.) SED verstärkt um eine Integration der bloß ‚nominellen„ NSDAP-Mitglieder“.71 Kontinuitäten und „Deckerinnerungen“ (Wolfgang Benz) sind deshalb auch für die DDR anzunehmen, auch wenn sich eine Legende der „sauberen Wehrmacht“ nicht öffentlich etabliert hat.

b) Zum Stand der wissenschaftlichen Forschung

Die in der Ausstellung präsentierten Thesen waren in der Fachhistoriographie weitgehend unumstritten und durch die wissenschaftliche Literatur bestätigt. Die Ausstellungsthesen waren aber in der Öffentlichkeit – so stellte sich heraus – kein Gemeingut, sondern durchaus neu.

Ausstellungsbefürworter schrieben oftmals der Ausstellung die Legendenzerstörung zu, aber die Wissenschaft hat schon weit vorher eindeutige Belege erbracht, welche die Mittäterschaft der Wehrmacht an Kriegsverbrechen belegen.72 Und auch der Zeithistoriker, Publizist und freie Journalist Johannes Klotz betont: „die kriminelle Rolle der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, insbesondere im Osten Europas, war im Grunde seit den Nürnberger Prozessen bekannt“.73 Johannes Klotz zweifelt zusätzlich an, dass der Mythos tatsächlich substantiell zerstört ist.74 Der Historiker und Politologe Bernd Greiner, Leiter des Arbeitsbereichs „Theorie und Geschichte der Gewalt“ am HIS, erwähnt, dass die Militärgeschichtsschreibung erst Anfang der 1980er Jahre einen Perspektivwechsel vornahm. „Die Forschung wandte sich [nun verstärkt, d. Verf.] den verschiedenen Opfer und Tätergruppen zu [...] Wechselwirkungen zwischen Zentrum und Peripherie, Planung und Pragmatik, rationalem Kalkül und ideologischen Motiven traten in den Blick“.75 Man ging nun dazu über die „Kriegsgeschichtsschreibung [...] als Teil der Regimegeschichte“ zu konzipieren. Die zum Zeitpunkt der Ausstellung noch unabgeschlossene, zehnbändige Gesamtdarstellung des Zweiten Weltkriegs, 1979 vorgelegt vom MGFA, ist ein Beispiel für diesen Wandel in der Forschung, während für die Öffentlichkeit noch weitgehend „Auschwitz“ zentrales Synonym für den Holocaust war.76

Christian Streit, Dr., geb. 1942, Oberstudienrat, belegte in seiner Publikation „Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945 (Stuttgart 1978, 3. Aufl. Bonn 1991)“ schon Ende der 1970er Jahre die Verbrechen der Wehrmacht an den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Zeit von 1941 bis 1945, die ebenfalls von der Ausstellung thematisiert wurden. Diese waren „von Anfang an in ungleich stärkerem Maße als die der anderen Kriegsgefangenen an bestimmte Prinzipien der NS-Ideologie geknüpft; in mehr als einer Hinsicht sind eindeutige Parallelen zur Ausrottung der europäischen Juden unverkennbar“.77 Von 5,7 Millionen starben 3,3 Millionen, mehr als 50 Prozent.78

Die Planungen dazu umfassten die völkerrechtswidrigen Befehle (die „Einschränkung der Kriegsgerichtsbarkeit“, den „Kommissarbefehl“, die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Rußland“, die „Befehle zur Behandlung der Gefangenen [...]“, den „Befehl zur Bekämpfung von Partisanen und Partisanenverdächtigen“). Sie werden von Christian Streit in Kap. III. Die Einbeziehung der Wehrmacht in die nationalsozialistische Ausrottungspolitik. Der Komplex der „verbrecherischen Befehle“79 erläutert und in der Ausstellung und dem Ausstellungskatalog80 im Bereich Eisernes Kreuz präsentiert.

Fest steht auch, dass der Partisanenbegriff zur Erreichung der rassistischen Vernichtungspolitik des NS-Regimes in der Auslegung der „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Rußland“ zahllos strapaziert wurde.81 Das völkerrechtswidrige Vergehen wird nicht zuletzt deutlich durch den OKW-Befehl vom 16. September 1941, der eine „Sühnequote“ 1:100 festlegte. Folgende Zahlen belegen vor allem die Methoden der in den rückwärtigen Gebieten eingesetzten Sicherungs-Divisionen (SD):

„- 285. Sicherungs-Division zwischen 22. Juni und 31. Dezember 1941:

1.500 im Kampf getötete oder danach erschossene Partisanen bei eigenen Verlusten

von sieben Toten und elf Verwundeten.

- 707. Infanterie-Division innerhalb eines Monats in Weißrußland:

Erschossen von 10.940 Gefangenen 10.431 bei eigenen Verlusten von 2 Toten und 5

Verwundeten.“82

Wissenschaftlich gesicherte quantitative Bestimmungen über die Verstrickung der Wehrmacht sind von der Forschung bis heute nicht erfolgt und werden wohl auch in Zukunft nicht mehr erfolgen können. Sie liegt aber weit höher, als es der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer am 3. Dezember 1952 zugab, als er im Rahmen der Ehrenerklärung für die Wehrmacht versicherte: „Aber der Prozentsatz derjenigen, die wirklich schuldig sind, ist so außerordentlich gering und so außerordentlich klein, daß damit der Ehre der früheren deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht“.83 Dies ist von den Ausstellungsmachern behauptet und von ihren Kritikern in der Regel ebenfalls immer wieder bestätigt worden.

4. Konzeption und Beweisführung

a) Ausstellung

Zur Beweisführung ihrer Thesen gab es in der Ausstellung, neben einer Abteilung mit Videos und Fotoalben, als Hauptteil 104 Stellwände. Diese waren nach folgenden thematischen Schwerpunkten arrangiert:

- Prolog
- Bilderwelt der Nachkriegsjahre
- Serbien. Partisanenkrieg 1941
- Die 6. Armee. Unterwegs nach Stalingrad. 1941 bis 1942
- Weißrussland
- Verwischen der Spuren. Vernichtung der Erinnerung
- Ausstellungsobjekt Eisernes Kreuz

Darauf ausgestellt waren Akten der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Feldpostbriefe, Materialien aus Nachkriegsprozessen und überwiegend private Fotos ehemaliger deutscher Soldaten,84 bzw. Fotos die deutsche Landser im Gepäck oder in der Brieftasche bei sich trugen und die beim Rückzug in die Hände der vorrückenden Roten Armee fielen.85

Die Herkunft des Großteils der Dokumente in der Ausstellung gibt Hannes Heer mit dem Militärarchiv Freiburg an.86 Diese waren keine neu entdeckten Quellen, sondern schon immer verfügbar.87

[...]


1 Es sei an den Historikerstreit, die Goldhagen-Debatte, den Streit um das Tucholsky-Zitat „Soldaten sind Mörder“ oder die Kontroverse um Jörg Friedrichs „Der Brand“ erinnert.

2 Klaus Naumann in Mittelweg 36, 5. Jg. (96), Heft 1, S.11-22, hier S. 13, zit. nach: Stephan Balkenohl, Die Kontroverse um die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Münster. Mit einem Vorwort von Hans W. Gummersbach, Geschichte Bd. 28, Münster 2000, S. 54.

3 Vgl. Hans Arnold, Das Ende einer Legende. Anmerkungen zur Wehrmachtsausstellung, in: Wehrmachtsverbrechen. Eine deutsche Kontroverse, Hamburg 1997, S. 219-231, hier S. 227.

4 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Informationen zur Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, in: his-online, 12.07.2005, [http://www.his-online.de/cms.asp?IDN=297&H='794'], 22.05.2008.

5 Friedhelm Klein, Vorwort, in: Die Wehrmacht. Mythos und Realität, hrsg. v. Rolf-Dieter Müller/Hans-Erich Volkmann u. a., München 1999, S. XI-XIII, hier S. XII.

6 Vgl. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Arbeitsgebiete, [http://www.mgfa.de/html/forschung_2005.php], 03.09.2008.

7 Vgl. Detlef Bald/ Johannes Klotz u. a, Mythos Wehrmacht. Einleitung, in: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, hrsg. v. Detlef Bald/ Johannes Klotz u. a., Berlin 2001, S. 11-17, hier S. 12 f.

8 Vgl. Johannes Klotz, Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, in: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, hrsg. v. Detlef Bald/ Johannes Klotz u. a., Berlin 2001, S. 116-177, hier S. 161.

9 Vgl. Jan Philipp Reemtsma, Was man will und was daraus wird. Gedanken über ein prognostisches Versagen, in: Der Krieg in der Nachkriegszeit. Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik, hrsg. v. Michael Th. Greven/Oliver von Wrochem, Opladen 2000, S. 273-291, hier S. 273.

10 Wolf Kaiser, Einleitung, in: Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion und der Völkermord an den Juden, hrsg. v. Wolf Kaiser, Berlin/München 2002, S. 7-15, hier S. 7.

11 Eine genauere Analyse dazu legen u. a. die Historiker Detlef Bald, bis 1996 Leiter des Bereichs Militär und Gesellschaft am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr und seit 1996 freischaffender Historiker und Publizist, sowie Wolfram Wette, von 1971 bis 1995 Historiker im MGFA in Freiburg i. Br. und seit 1998 apl. Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., vor, vgl. Detlef Bald, Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 17-66 sowie Wolfram Wette, Die Bundeswehr im Banne des Vorbildes Wehrmacht, S. 66-104, in: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, hrsg. v. Detlef Bald/ Johannes Klotz u. a., Berlin 2001, hier S. 17-104.

12 Vgl. Jan Philipp Reemtsma, Zwei Ausstellungen – eine Bilanz, in: his-online, 21.11.2005, [http://www.his-online.de/cms.asp?IDN=297&H='794'], 22.05.2008.

13 Vgl. Bernd Greiner/Hannes Heer, Einleitung, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 7-15, hier S. 7.

14 Greiner/Heer, Einleitung, hier S. 9.

15 Ebd., hier S. 9.

16 Vgl. Greiner/Heer, Einleitung, hier S. 7-9.

17 Vgl. Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechender Wehrmacht 1941-1944“, 03.08.2006, [http://www.his-online.de/download/AusstellungsorteVernichtungskrieg.pdf],
20.08.2008.

18 Vgl. €pa , Hamburger Institut für Sozialforschung, 27. März 2008, [http://de.wikipedia.org/wiki-/Hamburger_Institut_für_Sozialforschung], 02.06.08.

19 Vgl. Fifat, Jan Philipp Reemtsma, 25.08.2008, [http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Philipp_Reemtsma], 02.06.08.

20 Vgl. Bernd Greiner/Hannes Heer, Einleitung, hier S. 9.

21 „Der SDS war ein politischer Studentenverband in der früheren Bundesrepublik und West-Berlin (1946– 1970). Anfangs der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) nahestehend, wurde er nach der erzwungenen Trennung von der Mutterpartei zum Sammelbecken der Neuen Linken und spielte eine bedeutende Rolle in der Studentenbewegung der 1960er Jahre“, Extensive, Sozialistischer Deutscher Studentenbund, 29.08.2008, [http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistischer_Deutscher_Studentenbund], 08.09.2008.

22 Vgl. Homus, Hannes Heer, 06.08.2008, [http://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Heer], 20.08.2008.

23 Vgl. Walter Manoschek (Hrsg.), Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskrieg hinter der Front, Wien 1996, S. 221.

24 Vgl. Hannes Heer, „Hitler war's“. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit, Berlin 2005, hier Einband.

25 Hamburger Institut für Sozialforschung, Über die Autoren, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 321-322, hier S. 322.

26 Manoschek (Hrsg.), Die Wehrmacht, S. 221.

27 Hamburger Institut für Sozialforschung, Über die Autoren, hier S. 322.

28 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Informationen zur Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, in: his-online, 12.07.2005, [http://www.his-online.de/cms.asp?IDN=297&H=„794„], 22.05.2008.

29 Vgl. Hannes Heer, Einleitung, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944. Ausstellungskatalog, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1996, S. 6-7, hier S. 7.

30 Heer, Vom Verschwinden, S. 38.

31 Hans-Ulrich Thamer, zit. nach Balkenohl, Die Kontroverse, S. 39.

32 Greiner/Heer, Einleitung, hier S. 9.

33 Hans Arnold, Das Ende, hier S. 220.

34 Wahrig Fremdwörterlexikon, 7. Aufl., München 2004, S. 552.

35 Vgl. Klaus Naumann, „Wieso erst jetzt? oder Die Macht der Nemesis. Der geschichtspolitische Ort der Ausstellung, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 262-289, hier S. 264.

36 Vgl. Almut Leh, „Die andere Hälfte der Wahrheit“. Was Zeitzeugen in der Ausstellung vermissen, in: Besucher einer Ausstellung. Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Interview und Gespräch, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, 1. Aufl., Hamburg 1998, S. 48-75, hier S. 48.

37 Vgl. Wolfram Wette, Die Bundeswehr im Banne des Vorbildes Wehrmacht: Hitlers und Adenauers Generäle, in: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, hrsg. v. Detlef Bald/ Johannes Klotz u. a., Berlin 2001, S. 66-116, hier S. 67 f.

38 Vgl. Klotz, Die Ausstellung, hier S. 118 f.

39 Vgl. dazu auch Wette, Die Bundeswehr, hier S. 66-69; vgl. auch Klotz, Die Ausstellung, hier S. 121 f.; vgl. auch Hannes Heer, Vom Verschwinden der Täter. Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei, Berlin 2004, S. 24-28.

40 Bald, Kämpfe um, hier S. 20.

41 Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.), Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 – 1944. Ausstellungskatalog, Hamburg 2002, S. 637.

42 Wette, Die Bundeswehr, hier S. 68.

43 Für einen präzisen Überblick über die Denkschrift von Nürnberg vgl. Manfred Messerschmidt, Vorwärtsverteidigung. Die „Denkschrift der Generäle“ für den Nürnberger Gerichtshof, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 1944, hrsg. v. Hannes Heer/Klaus Naumann, Hamburg 1995, S. 531-551, hier S. 531 f.

44 Hannes Heer, Tote Zonen. Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront, Hamburg 1999, S. 291.

45 Das Statut formulierte die Strafbestände der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Angriffskrieges („Verbrechen gegen den Frieden“), die Verletzung der Kriegsgesetze und Gebräuche („Kriegsverbrechen“) sowie Gewaltmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung, wie „Mord, Ausrottung, Versklavung, Deportation“. Gegen die Stimme des sowjetischen Richters entschied sich das Gericht gegen die Verurteilung des OKW und Generalstabs als Gruppe im Sinne des Statuts. Man war sich uneins über die Definition des OKW als Gruppe, auch weil die Tätigkeit des OKW sich nicht wesentlich von der der Organisationsform in anderen Heeren unterschied. Außerdem meinte man, Einzelprozesse gegen die Offiziere würden aufgrund des angesammelten Beweismaterials eher den verfolgten Zweck erreichen, vgl. Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.), Verbrechen der, hier S. 643 ff;

vgl. zu den Überlegungen des Gerichts auch Telford Taylor, Die Nürnberger Prozesse. Hintergründe, Analysen und Erkenntnisse aus heutiger Sicht, 2. Aufl., München 1994, S. 282-311, insbesondere S. 284.

46 Vgl. Gabriele Metzler, Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn 2004, S. 173. Au ch wurde die Entscheidung der Alliierten, nur Angehörige der besiegten Staaten unter die Bestimmungen des Statuts zu stellen, von den Angeklagten und Verteidigern genutzt die Verhandlungen als „Siegerjustiz“ darzustellen, vgl. Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.), Verbrechen der, hier S. 640.

47 Jost Dülffer, Erinnerungspolitik und Erinnerungskultur – Kein Ende der Geschichte, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 289-313, hier S. 289.

48 Wette, Die Bundeswehr, hier S. 69.

49 Alfred Streim, Saubere Wehrmacht? Die Verfolgung von Kriegs- und NS-Verbrechen in der Bundesrepublik und der DDR, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 1944, hrsg. v. Hannes Heer/Klaus Naumann, Hamburg 1995, S. 569-601, hier S. 592.

50 In seiner Studie Vergangenheitspolitik unterscheidet Norbert Frei die „Vergangenheitspolitik“ von der „Vergangenheitsbewältigung“, die im Grunde alles politische Handeln bezeichnet, das als Reaktion auf „das dritte Reich“ verstanden werden kann. Vergangenheitspolitik ist demnach ein politscher Prozess, der sich über ca. eine halbe Dekade erstreckte und durch hohe gesellschaftliche Akzeptanz gekennzeichnet war. Für ihn beinhaltet Vergangenheitspolitik im Wesentlichen die Elemente Amnestie, Integration und Abgrenzung, vgl. Norbert Frei, Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996, hier S. 13.

51 Vgl. Streim, Saubere Wehrmacht?, S. 569-601.

52 Metzler, Einführung, S. 180.

53 Vgl. Hannes Heer, Die Bilderwelt der Nachkriegsjahre, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944. Ausstellungskatalog, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1996, S. 8-19, hier S. 9.

54 Vgl. Hans-Günther Thiele (Hrsg.), Einleitung, in: Die Wehrmachtsausstellung. Dokumentation einer Kontroverse, hrsg. v. Hans-Günther Thiele, Bremen 1997, S. 7-15, hier S. 11.

55 Birgitta Nedelmann, Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 und die Konstruktion öffentlicher Diskurse, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 230-262, hier S. 232.

56 Vgl. ebd., hier S. 232 f.

57 Metzler, Einführung, S. 186.

58 Ebd., S. 187.

59 Ebd., S. 187.

60 Vgl. ebd., S. 186 f.

61 Nedelmann, Die Ausstellung, hier S. 232.

62 Vgl. ebd., hier S. 232.

63 Heer, Vom Verschwinden, S. 24 f.

64 Vgl. Dirk W. Oetting, Die Wehrmacht und der Holocaust. Kritische Beurteilung und Nachlese zu einer umstrittenen Ausstellung, in: Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim, Band 72/73, 2000/2001, S. 229-252, hier S. 240.

65 Vgl. Metzler, Einführung, S. 174 f.

66 Streim, Saubere Wehrmacht?, hier S. 587.

67 Vgl. ebd., hier S. 587 ff.

68 Ebd., hier S. 593.

69 Vgl. ebd., hier S. 589 ff.

70 Ebd., hier S. 587.

71 Metzler, Einführung, S. 174.

72 Klaus Naumann nennt diesbezüglich „Pionierarbeiten“ von Omer Bartov (1985); Theo Schulte (1989) und einige Freiburger Historiker, vgl. Naumann, „Wieso erst jetzt?“, hier S. 278 f.; weitere Studien erwähnt Stephan Balkenohl, Die Kontroverse, S. 40 f.

73 Klotz, Die Ausstellung, hier S. 117.

74 Vgl. Johannes Klotz, Die Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ in Leserbriefen, in: Der Krieg in der Nachkriegszeit. Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik, hrsg. v. Michael Th. Greven/Oliver von Wrochem, Opladen 2000, S. 307-325, hier S. 320; vgl. auch Klotz, Die Ausstellung, hier S. 154.

75 Naumann, „Wieso erst jetzt?“, hier S. 278.

76 Vgl. ebd., hier S. 278 f.

77 Christian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945, Bonn Neuausgabe 1991, S. 25.

78 Vgl. Hannes Heer, Weißrußland. Drei Jahre Besetzung. Die sowjetischen Kriegsgefangenen, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944. Ausstellungskatalog, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1996, S. 102-160, hier S. 126.

79 Vgl. Streit, Keine Kameraden, S. 28-59.

80 Vgl. Bernd Boll/Hannes Heer u. a., Das Eiserne Kreuz. Verbrecherische Befehle der Wehrmachtführung, in: Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944. Ausstellungskatalog, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1996, S. 177-219, hier S. 179.

81 Vgl. Balkenohl, Die Kontroverse, S. 76 ff.

82 Vgl. Messerschmidt, Vorwärtsverteidigung, hier S. 545 f.

83 Joachim Güntner, Beschämer und Beschämte, in: Heribert Prantl, Wehrmachtserbrechen. Eine deutsche Kontroverse, Hamburg 1997, S. 90-94, hier S. 91.

84 Vgl. Heer, Vom Verschwinden, S. 17.

85 Vgl. Hannes Heer/ Klaus Naumann (Hrsg.), Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944, Hamburg 1995, Text im Einband.

86 Vgl. Heer, Tote Zonen, S. 288.

87 Vgl. Bernd Greiner, Bruch-Stücke. Sechs westdeutsche Beobachtungen nebst unfertigen Deutungen, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, hrsg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 15-87, hier S. 11.

Ende der Leseprobe aus 97 Seiten

Details

Titel
Die Wehrmachtsdebatte - Erkenntnisse aus Schwächen als Wege zum Erfolg
Untertitel
Entstehung, Verlauf und Folgen der „Wehrmachtsausstellung“
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für Geschichte )
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
97
Katalognummer
V135891
ISBN (eBook)
9783640803255
ISBN (Buch)
9783640802982
Dateigröße
1396 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wehrmachtsdebatte, erkenntnisse, schwächen, wege, erfolg, entstehung, verlauf, folgen
Arbeit zitieren
Roland Alfus (Autor:in), 2008, Die Wehrmachtsdebatte - Erkenntnisse aus Schwächen als Wege zum Erfolg , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135891

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