Einflussfaktoren auf die Stilldauer

Eine quantitative Studie in Berlin


Bachelorarbeit, 2009

81 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Danksagung

1 Einleitung

2 Konzeptionelle Anlage der Arbeit
2.1 Aufbau der Forschungsarbeit
2.2 Begründung des Forschungsanliegens
2.3 Forschungsfragen
2.4 Hypothesen
2.5 Forschungsziele
2.6 Forschungsproblem und Forschungszweck
2.7 Forschungsmethodik
2.7.1 Forschungsdesign
2.7.2 Recherche
2.7.3 Überblick über die Suse-Studie
2.7.4 Entwicklung des Erhebungsinstruments
2.7.4.1 Frage 1 : Wie gut fühlen sie sich beraten?
2.7.4.2 Frage 2: Wie hilfreich fanden sie:...?
2.7.4.3 Frage 3: Stillen sie ihr Kind zur Zeit noch voll?
2.7.4.4 Frage 4: Wie lange haben / haben sie geplant voll zu stillen?
2.7.4.5 Frage 5: Wie lange haben sie (bisher) voll gestillt?
2.7.4.6 Frage 6: Je nach dem ob sie noch voll stillen oder schon ersatznahrung bzw. Brei zufüttern: Welche der folgenden Gründe gab oder gäbe es für sie nicht mehr voll zu Stillen?
2.7.4.7 Frage 7: Wie haben Sie entbunden?
2.7.4.8 Frage 8: Wo haben sie entbunden?
2.7.4.9 Frage 9: Ist dies ihr Wunschort?
2.7.4.10 Frage 10: Alter der Mutter?
2.7.4.11 Frage 11: Geburtsdatum des Kindes?
2.7.4.12 Frage 12: Es ist das (Anzahl) Kind?
2.7.5 Stichprobe
2.7.6 Datenerhebung
2.7.7 Datenverarbeitung

3 Theoretischer Rahmen
3.1 Die Entwicklung des Stillverständnisses
3.1.1 Der Stillbegriff
3.1.2 Geschichtliche Darstellung
3.1.3 Aktueller Stand
3.2 Kritische Betrachtung der Muttermilchernährung
3.2.1 Öffentliche Darstellung
3.2.2 Soziale Perspektive
3.2.3 Die mütterliche Perspektive
3.2.4 Die kindliche Perspektive
3.2.5 ökonomische Perspektive
3.3 Einflussfaktoren auf die Stilldauer
3.3.1 Einführung zum Thema
3.3.2 Soziale Faktoren
3.3.3 Mütterliche Faktoren
3.3.4 Kindliche Faktoren
3.3.5 Das Stillmanagement betreffende Faktoren
3.3.6 Beratung als besonderer Einflussfaktor

4 Ergebnisdarstellung
4.1 Darstellung der univariaten Ergebnisse
4.2 Darstellung der bivariaten Ergebnisse
4.2.1 Vorbemerkung
4.2.2 Hypothese 1: im Geburtshaus entbundene Frauen fühlen sich besser beraten
4.2.3 Hypothese 2: Im Geburtshaus entbundene Frauen stillen länger
4.2.4 Hypothese 3: Beratung hat einen positiven Einfluss auf die Stilldauer
4.2.5 Hypothese 4: Mütterliche, kindliche, soziale und das Stillmanagement betreffende Faktoren haben einen Einfluss auf die Stilldauer
4.2.6 Hypothese 5: Im Geburtshaus entbundene Frauen bewerten die Einflussfaktoren auf die Stilldauer niedriger als in der Geburtsklinik entbundene Frauen
4.2.7 Weitere Zusammenhänge

5 Diskussion und Interpretation der Ergebnisse
5.1 Entwicklung
5.2 Aspekte der Stilldauer und Beratung
5.3 Beantwortung der Forschungsfragen
5.3.1 Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Entbindungsort und der Stilldauer?
5.3.2 Stillen Mütter die sich gut beraten fühlen länger?

6 Kritische Reflexion der Arbeit

7 Ausblick
7.1 Wissenschaftlich
7.2 IMPLIKATION FÜR DIE PRAXIS

8 Zusammenfassung

9 Thesenpapier

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Altersverteilung der Mütter

Abbildung 2: Übersicht über die vorhandenen Säuglingsernährungsprodukte der Firma HIPP

Abbildung 3: Infektionskrankheiten im Vergleich

Abbildung 4: Stillen bei Infektionen

Abbildung 5: Stillplan der Mütter

Abbildung 6: Stilldauer in Monaten

Abbildung 7: Stilldauer in Monaten abgestillter Säuglinge

Abbildung 8: Zusammenhang von Geburtsort und Beratungsempfinden

Abbildung 9: Stilldauer in Anhängigkeit vom Entbindungsort

Abbildung 10: Abhängigkeit der Stilldauer vom Beratungsempfinden

Abbildung 11: Abhängigkeit der Stilldauer von den Einflussfaktoren

Abbildung 12: Abhängigkeit der Einflussfaktoren vom Geburtsort

Abbildung 13: Zusammenhang von Beratungsempfinden und „Kind wurde nicht satt"

Abbildung 14: Abhängigkeit von Entbindungsort und Bewertung eines Einflussfaktors

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Schlagworte der Literaturrecherche

Tabelle 2: Verteilung des Entbindungsortes

Tabelle 3: Beratungsempfinden der Mütter

Tabelle 4: Einschätzung der Informationsquellen

Tabelle 5: Gründe warum Mütter aufhören zu Stillen

Tabelle 6: Symmetrische Maße zum Beratungsempfinden

Tabelle 7: Korrelationsverteilung zwischen Einflussfaktoren und Stilldauer

Tabelle 8: Stillplan der Mütter in Monaten

Danksagung

An dieser Stelle möchten wir all denjenigen danken, die uns so tatkräftig bei der vorliegenden Arbeit unterstützt haben.

Für ihr ausdauerndes Korrekturlesen möchten wir Miira Koltermann und Brigitte Bäker danken. Ihre Ideen, Anmerkungen und Hilfestellungen vor allem bei der Kommasetzung führten mit zum Erfolg dieser Arbeit. Für die Organisation und Motivation weiterer Teilnehmerinnen danken wir Astrid Dulling, Jenifer Will, Andrea Mannweiler und Anne Hackenberger. Michael Grünert, Peter und Dagmar Grünert, Amelie Jansen, Melanie Rösger, Gesine Lieberknecht und Miira Koltermann haben durch die liebevolle Beschäftigung mit dem lebendigsten Ideengeber dieser Bachelorarbeit - Jonathan - erheblich dazu beigetragen, dass wir termingerecht abgeben können. Ohne ihre eifrige Unterstützung wären wir nie so zügig vorangekommen.

1 Einleitung

Auf der Welt ernähren sich die Menschen unterschiedlich. Je nach Kultur, Tradition und verfügbaren Ressourcen haben sich verschiedenartige Essgewohnheiten entwickelt. Davon unberührt bleibt die erste Nahrung des Menschen: Die Muttermilch. Wie lang und häufig diese natürlichste Ernährungsform genutzt wird variiert jedoch sehr stark. In Deutschland liegt die Quote von sechs Monaten exklusiv gestillter Säuglinge nur bei zehn Prozent. Die Gründe hierfür sind vielfältig und oft nicht voneinander abgrenzbar. Für den Stillerfolg ist neben dem Willen zum Stillen die richtige Information besonders wichtig.

Mehr als die Hälfte der Mütter folgt aus unterschiedlichen Gründen nicht den Empfehlungen der WHO und UNICEF, ihre Kinder in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Obwohl praktisch alle Frauen die körperlichen Voraussetzungen mitbringen, um ihr Kind zu ernähren, bekommen viele von ihnen Zweifel und Probleme, die ein Abstillen wahrscheinlich machen. Bei konsequenter Beratung und Unterstützung würde sich vermutlich die Stilldauer verlängern, denn bei vielen Stillproblemen, wie Milchstau und Brustentzündungen, können Beratungsgespräche weiterhelfen. Gleiches gilt bei dem Eindruck vieler Mütter, über nicht ausreichend Milch zu verfügen und ihr Baby durch das Stillen allein nicht satt zu bekommen. Grundsätzlich wird die Milchbildung am Besten gefördert durch die Gewissheit der Mutter, dass sie stillen kann. Die Aufgabe der Professionen die in der ersten Zeit mit den Frauen und ihren Kindern in Kontakt stehen ist es, diesen Stillwillen zu fördern und sie bei allen Problemen zu begleiten und zu bestärken.

Stillen ist nicht nur die natürlichste Art der Ernährung für Säuglinge, es birgt gleichzeitig gesundheitliche Vorteile für Kind und Mutter. So verbindet das Stillen auf einzigartige Weise die Bedürfnisse, die ein kleines Kind und seine Mutter füreinander entwickeln, mit der Möglichkeit die Gesundheit beider bis ins hohe Erwachsenenalter zu fördern.

Nach Hintergründen, warum dennoch so wenige Mütter diese wertvolle Möglichkeit der Säuglingsernährung nutzen, sucht die vorliegende Bachelorarbeit.

2 Konzeptionelle Anlage der Arbeit

2.1 Aufbau der Forschungsarbeit

Die Autorinnen[1] gliedern die vorliegende Bachelorarbeit in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Anfangs soll das Forschungsanliegen begründet und die Entwicklung der Forschungsfragen sowie der Hypothesen dargestellt werden. Die Ziele werden im Kapitel 2.5 erläutert und anschließend das Forschungsproblem und der -zweck betont. Nach der Vorstellung des Designs werden die systematische Literaturanalyse und das Instrument näher beschrieben. Um eine Einordnung in den aktuellen Forschungsstand vorzunehmen wird der Begriff Stillen definiert, auf dessen Grundlage die Verfasserinnen die geschichtliche Entwicklung vorstellen.

Die kritische Betrachtung des Stillens geht auf Vor- und Nachteile der Muttermilchernährung ein. Auch die kindlichen, mütterlichen, sozialen und das Stillmanagement betreffenden Einflussfaktoren werden differenziert dargestellt. Es folgt die Ergebnisdarstellung der quantitativen Erhebung, welche im fünften Kapitel mit den theoretischen Erkenntnissen verknüpft werden. Abschließend wird die Arbeit kritisch reflektiert und ein Ausblick für die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Thematik sowie der praktischen Bedeutung gegeben.

2.2 Begründung des Forschungsanliegens

Die World Health Organisation (WHO) und United Nations International Children's Emergency Fund (UNICEF) empfehlen das sechsmonatige ausschließliche Stillen als optimale Säuglingsernährung. Diese Richtlinie wird in jeglicher Literatur welche sich mit dem Themenkomplex Stillen beschäftigt beschrieben und ist daher auch Grundlage der vorliegenden Arbeit. Während die Stillquoten vor allem in den skandinavischen Ländern sehr hoch sind[2], halten in Deutschland lediglich zehn Prozent der Mutter-Kind-Paare diese Empfehlung ein (vgl. Borrmann/Schücking 2006, S. 7). Bei einer Anzahl von 673.000 Neugeborenen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2006) profitieren dementsprechend nur 67.300 Frauen und Babys von den Vorzügen der Muttermilchernährung.

Das Stillen hat neben einer großen volksgesundheitlichen Bedeutung auch einen Einfluss auf die individuelle Entwicklung der Säuglinge. Vergleicht man daher die geringe Zahl der gestillten Kinder mit den vielfältigen Vorteilen des Stillens[3], stellt sich die Frage, warum deutsche Mütter so selten zur Brust greifen.

Neben dieser wichtigen gesellschaftlichen Relevanz des Forschungsfeldes spielt bei der Wahl des Themas dieser Bachelorarbeit auch die berufliche Bedeutung für Gesundheits­und Krankenpflegerinnen eine große Rolle. Bezugnehmend auf § 3, Absatz 2, Satz 1c des Krankenpflegegesetzes sollen Pflegende schon in der Ausbildung zur „Beratung, Anleitung und Unterstützung von zu pflegenden Menschen" befähigt werden.

In den bundesweit neu konzeptionierten Modulstudiengängen der Pflege wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Kommunikation und Beratung von Patientinnen und Klientinnen gelegt. Vor allem in den ersten Tagen nach einer Klinikgeburt nehmen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen neben Hebammen und Stillberaterinnen eine besondere Rolle ein, da sie professionelle Kontaktpersonen sind, die Frauen bei den ersten Anlegeversuchen beraten und unterstützen können (vgl. Kammerer in Martius 1993, S. 12-13). Dass die Beratung frisch entbundener Mütter ein wesentlicher Gesichtspunkt der Stillförderung ist, wird in der wissenschaftlichen Fachliteratur immer wieder betont (vgl. Helsing/King 1982, S. 15-20). In diesem Aspekt spiegelt sich somit sehr deutlich die berufliche Relevanz des Forschungsfeldes wieder.

2.3 Forschungsfragen

Die Autorinnen kommen mit dem Phänomen Stillen, Stillförderung und -beratung während des praktischen Teils des Studiums Bachelor of Nursing mehrfach in Berührung. Die unterschiedlichen Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen in der Schweiz und Großbritannien bezüglich der Stillbereitschaft und der Qualität der Stillberatung regen Diskussionen zwischen den Verfasserinnen dieser Arbeit an. Zusammen mit den Beobachtungen, die in einem stillfreundlichen Krankenhaus gemacht werden können, geben die Ergebnisse des Meinungsaustausches einen Rahmen für die Literaturrecherche im Modul Evidence Based Nursing vor. Die hier bearbeitete Thematik wird im weiteren Verlauf für die Bachelorarbeit ausgereift, um daraus eine praxisrelevante Forschung zu entwickeln.

Ein erstes Brainstorming eröffnet ein sehr weites Forschungsfeld, welches einer Eingrenzung bedarf. Diese wird nach erneuter umfassender Literatursichtung vorgenommen und die Autorinnen fokussieren sich auf die Einflussfaktoren des Stillens. Nach umfassenden Besprechungen mit wissenschaftlichen Experten der Evangelischen Fachhochschule Berlin kann die Themenstellung Stillen und Beratung als grober Entwurf für die Bachelorarbeit festgelegt werden. Die Erstellung eines Vortrages in Anlehnung an das Exposé und die anschließende Diskussion im Kurs Bachelor of Nursing 2005 gibt den Forscherinnen reichlich Anregungen zur Bearbeitung. In einem langwierigen Prozess entwickeln sich immer konkretere Vorstellungen des Forschungsziels und im Anschluss können auf Grundlage des theoretischen Wissens folgende Forschungsfragen generiert werden:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Entbindungsort und der Stilldauer? Stillen Mütter, die sich gut beraten fühlen länger?

2.4 Hypothesen

Im weiteren Forschungsprozess werden die ersten Forschungshypothesen abgeleitet. Es handelt sich dabei um Annahmen und Eindrücke, die einerseits bei einem zweiten Brainstorming und andererseits im Verlauf der Bearbeitung entstanden sind. Auch die persönlichen Erfahrungen der Verfasserinnen haben diesen Schritt beeinflusst. Die ersten drei Hypothesen werden als einfache, gerichtete, assoziative Aussagen formuliert, während die vierte und fünfte komplexe, ungerichtete, assoziative Behauptung darstellen.

1. Im Geburtshaus entbundene Frauen fühlen sich besser beraten.
2. Im Geburtshaus entbundene Frauen stillen länger.
3. Beratung hat einen positiven Einfluss auf die Stilldauer.
4. Mütterliche, kindliche, soziale und das Stillmanagement betreffende Faktoren haben einen Einfluss auf die Stilldauer
5. Im Geburtshaus entbundene Frauen bewerten die Einflussfaktoren auf die Stilldauer niedriger als in der Geburtsklinik entbundene Frauen.

Hypothese eins und zwei sind Unterschiedshypothesen, sie vermuten eine Ungleichheit zwischen den Ergebnissen zweier unabhängiger Variablen. Die dritte Annahme ist eine einseitige Korrelationshypothese, wohingegen die Vierte und Fünfte Zusammenhangshypothesen darstellen, die eine Beziehung zwischen den betreffenden Variablen annehmen.

2.5 Forschungsziele

Für die Studie wird angestrebt, aufschlussreiche, interessante und für den Rahmen einer Bachelorarbeit angemessen relevante Daten zu erheben, welche die Hypothesen bestätigen oder widerlegen und die Forschungsfragen beantworten. Die Autorinnen erlangen mit der Arbeit nicht nur den wissenschaftlichen Abschluss des Bachelor of Sience, sie erhoffen sich darüber hinaus einen persönlichen Wissens- und Erkenntniszuwachs bezüglich der Einflussfaktoren auf das Stillen. Ein weiteres Ziel ist es die Bedeutung des Entbindungsortes und der Beratung auf die Stilldauer aufzudecken. Aus den entstandenen Erkenntnissen sollen neue Forschungen angeregt werden, um langfristig die Stillberatung zu verbessern und damit Interventionen zur Verlängerung der Stilldauer entwickeln zu können.

2.6 Forschungsproblem und Forschungszweck

Die Literatur zum Thema Stillen zeigt auf, dass das Stillen erlernt werden muss und keine instinktive Fähigkeit der Mutter ist. Vielmehr ist es ein Lernprozess, der von vielfältigen Unterstützungsangeboten begleitet wird. Diese sind von qualitativ unterschiedlichem Wert.

Da seit den 80er Jahren in Deutschland keine regelmäßige Stillquote mehr erhoben wurde (vgl. Siebert et al, S. 8), fällt es schwer die Stillsituation hierzulande zu bewerten. Wissenschaftliche Studien sind sich einig, dass es verschiedene Umweltfaktoren gibt, die auf die Mutter einwirken. Die Forschungen beschäftigen sich bisher jedoch lediglich mit einzelnen Teilaspekten des Stillens. Allein die Studie zu Stillen und Säuglingsernährung in Deutschland (SUSE-Studie) hat Stichprobenartig das Stillverhalten in Deutschland untersucht. Sie ist die einzige deutsche Studie, die umfassend verschiedene Einflüsse auf die Stilldauer erforscht und in ihren Untersuchungen die Annahme bestätigt hat, dass die von der WHO und UNICEF empfohlene Mindeststilldauer von sechs Monaten nicht erfüllt wird. Sowohl hier als auch in der weiteren ausgewerteten Literatur, wird der besondere Einfluss der Beratung hervorgehoben und beschrieben, dass in den Geburtskliniken die Mütter oftmals zu wenig Unterstützung seitens der betreuenden Professionen erhalten. Jedoch gibt es keinerlei Untersuchungen bezüglich der unterschiedlichen Qualität und Quantität der Beratung in den verschiedenen geburtshilflichen Einrichtungen.

Bevor dieses Feld beforscht werden kann, ist es notwendig zu ermitteln, ob der Entbindungsort einen Einfluss auf die Stilldauer hat. Diese Lücke in der aktuellen Wissensbasis soll die vorliegende Bachelorarbeit schließen, um daraus angewandte Forschungen anzuregen. Aus diesem Forschungsproblem leitet sich für die Autorinnen der folgende Forschungszweck ab. Um eine Grundlage für weitere Forschungen zu geben, wird der Zusammenhang zwischen Entbindungsort und Stilldauer untersucht, die häufigsten Einflüsse identifiziert und deren Beziehung zur Stilldauer beschrieben. Aus diesen Faktoren lassen sich die Ursachen ableiten, auf Grund derer Mütter aufhören zu stillen. Auch die subjektive Bewertung der Beratung an den verschiedenen Entbindungsorten ist Gegenstand dieser Forschung. Die Arbeit soll die Bedeutung des Geburtssortes aufdecken und darauf basierend neue Hypothesen aufstellen, die Anlass zu neuen Forschungen geben. Es soll Wissen erzeugt werden, das zur Verbesserung der Praxis führt.

2.7 Forschungsmethodik

2.7.1 Forschungsdesign

Die Arbeit untersucht mit Hilfe eines quantitativen Forschungsdesigns das Phänomen Stillen in der Situation des wirklichen Lebens. Sie gibt ein genaues Bild der Einstellungen der Mütter bezüglich des Stillens und ihrer subjektiven Bewertung der erhaltenen Stillberatung. Daher liegt der vorliegenden Arbeit ein deskriptiver Forschungstyp zu Grunde. Die Daten werden in einem realen und unkontrollierten Umfeld erhoben. Die Forschenden manipulieren oder verändern das naturalistische Setting nicht. Mit Hilfe dieser nicht-experimentellen Querschnittstudie[4] wird das Datenmaterial an Hand eines Fragebogens retrospektiv und anonym erhoben.

2.7.2 Recherche

Die Literaturrecherche für die gegenwärtige Bachelorarbeit erfolgt auf Grundlage der im fünften Semester des Studiengangs Bachelor of Nursing durchgeführten Recherche. Die Autorinnen legen zu diesem Zeitpunkt die folgenden deutschen und englischen Suchbegriffe fest:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Schlagworte der Literaturrecherche

Diese werden im Rahmen des Moduls Evidence Based Nursing in die Datenbank des deutschen Zentrums für Altersfragen bei den wissenschaftlichen Suchmaschinen Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und Pubmed eingegeben. Es ergibt sich nur auf das Schlagwort Stillberatung bei dem Anbieter DIMDI eine relevante Studie von P. A. Dremsek et al, „Stillberatung, Stillhäufigkeit und Stilldauer in einem Wiener Perinatalzentrum“. Alle anderen Suchbegriffe sind ergebnislos.

Im weiteren Verlauf suchen die Autorinnen bei der Internetsuchmaschine Google nach medizinischen Datenbanken und stoßen auf die Seite www.kup.at. Auch hier wird nach den festgelegten Schlagworten gesucht. Auf die Eingabe des Begriffs Stillen werden zwei Artikel gefunden: H. Vanura, „Optimierte Säuglingsernährung“ sowie F. Peters et al, „Stillförderung - eine Angelegenheit der Ärzteschaft“. Mit Hilfe des Schneeballsystems kann die weiterführende Literatur D. Flick-Filliés, „Auswirkungen auf die Stilldauer bei unterschiedlicher postpartualer Betreuung stillender Mütter“ aus dem Quellenverzeichnis entnommen werden. Jedoch ist dieses Buch weder in den Berliner Bibliotheken zu finden, noch bei bekannten Büchereien zu bestellen. Selbst die direkte Suche im Internet bleibt erfolglos.

Das Internetsuchportal Google wird ein zweites Mal angewandt, um diesmal direkt nach den oben genannten Schlagworten zu suchen. Unter dem Schlagwort „Stilbereitschaft“ findet sich ein Artikel der EU-Kommision zum „Schutz, Förderung und Unterstützung des Stillens in Europa: Ein Aktionsplan“. Die angegebenen Kontaktdaten werden für ein Telefonat genutzt; das folgende Gespräch mit Frau Weißenborn von der Nationalen Stillkommission des Bundesinstituts für Risikobewertung ergibt den Hinweis auf die Studie von Mathilde Kersting „Erfassen der Situation des Stillverhaltens in der Bundesrepublik Deutschland: die SUSE-Studie“, welche unter dem Schlagwort „Stillverhalten“ bei Google gefunden werden kann. Das Schlagwort „Stillhäufigkeit“ ergibt zwei Artikel. Einen des Robert-Koch-Instituts, „Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS)“ sowie eine der Deutschen Gesellschaft für Ernährung „Ergebnisse der Kinder und Jugendgesundheitssurveys“. „Stillen - es dürfte etwas länger sein!“ vom Bundesinstitut für Risikobewertung konnte bei der Eingabe des Schlagworts „Stillen“ gefunden werden. Alle weiteren Suchbegriffe ergeben keine relevanten Ergebnisse.

Diese Studien werden bei der Literaturrecherche für die vorliegende Bachelorarbeit miteinbezogen und nochmals auf Relevanz geprüft. Die Artikel H. Vanura, „Optimierte Säuglingsernährung“ sowie F. Peters et al, „Stillförderung - eine Angelegenheit der Ärzteschaft“, „Erfassen der Situation des Stillverhaltens in der Bundesrepublik Deutschland: die SUSE-Studie“ und Robert- Koch- Instituts, „Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie“ werden für die Forschungsarbeit genutzt.

Anschließend suchen die Autorinnen in den medizinischen Datenbanken DIMDI und PubMed nach den Schlagworten „Stillen/-breast-feeding“, „Stillberatung“, „Säuglingsernährung“/„bottle-feeding“, „Muttermilchernährung“ und machten sich das Schneeballsystem zur weiteren Suche zu nutze. Folgende Artikel können so ausfindig gemacht werden: J.W. Anderson et al „Breast-feeding and cognitiv development: meta­analysis“, R. Bender et al „Breastfeeding promotion in non-UNICEF-certified hospitals and long-term breastfeeding success in Germany”, J. Boulton et al „Nestle Nutrition Workshop. Series 36. Long-Term Consequences of Early Feeding”, M. Dulon et al „Duration of breastfeeding and asociated factors in Western and Eastern Germany”, K. Fleischer Michaelsen et al „Feeding and nutrition of infants and young children. Guidelines for the WHO European Region, with emphasis on the former Soviet countries”, G. Nowak „Volkskrankheit Übergewicht: Wichtige Aufgaben für den Paediater”, J.J. Reilly und J.C.K. Wells „Nutrition Discussion Forum” und V. Skafida „The relative importance of social class and maternal education for breastfeeding initiation”.

In der Fachbibliothek der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin werden unter dem Schlagwort Stillen die Bücher von U. Henzinger „Stillen-Die Quelle mütterlicher Kraft“ und B. Bormann und B. Schücking: „Stillen und Müttergesundheit“ gefunden.

Eine weitere Recherche fand in der medizinischen Fachbibliothek der Charité am Campus Benjamin Franklin in Berlin statt. Mit Hilfe der Schlagwörter Stillen, Säuglingsernährung, breast-feeding werden die Forscherinnen darauf aufmerksam, dass alle Bücher zum Thema im Bereich Gynäkologie zu finden sind. Eine Handsuche erweitert die nutzbare Literatur, so dass insgesamt folgende Titel ausgeliehen werden können. E. Helsing und F. S. King „Breast-Feeding in Practice”, R. A. Lawrence „Breastfeeding: A guide for the medical profession”, J. K. Thomson, L. Smolak „Body Image, Eating Disorders and Obesity in Youth”, V. Scherbaum et al „Stillen”, C. Mendle et al „Das Hebammenbuch”, W. Siebert et al „Stillen - einst und heute”, U. Reich-Schottky „Stillen und Stillprobleme”, K. Muß „Stillberatung und Stillförderung“, S. Springer: „Stillmanagement und Laktation“, J. Friedrich „Erfolgreiches Stillen“ und H. Schneider et al „Die Geburtshilfe“.

Um einen Einblick in die Laienliteratur zu gewinnen, wird ebenfalls in der Stadtbibliothek Steglitz-Zehlendorf Ingeborg-Drewitz unter der Rubrik Geburtshilfe, Gynäkologie nach populären Büchern gesucht. I. Stadelmann „Die Hebammensprechstunde“ und H. Lothrop und V. Weigert „ Das Stillbuch“ können für die vorliegende Arbeit genutzt werden.

Um an Hintergrundwissen über die Stillgruppen zu gelangen wird im Internet auf den Seiten www.lalecheliga.de und www.afs-stillen.de recherchiert. Bei der Suche nach statistischem Datenmaterial auf der Seite des Statistischen Bundesamtes www.destatis.de können keine Ergebnisse erzielt werden, so dass eine weitere Suche über Google mit den Schlagwörtern „Statistik und Stilldauer“ und „Stillquote Deutschland“ nötig wird. Hierbei kann die Online-Broschüre der deutschen Stiftung Weltbevölkerung „DSW[5] - Datenreport: Soziale und demographische Daten zur Weltbevölkerung 2007" ausfindig gemacht werden. Darüber hinaus finden die Autorinnen einen Verweis auf die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.bzga.de. Hierüber kann das Buch der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA): „Stillen und Muttermilchernährung“ bestellt werden.

Eine private Broschüre der HIPP GmbH & Co. Vertrieb KG „Von Anfang an die richtige Ernährung. Ein Ratgeber rund ums Thema Baby-Ernährung“ sowie das Buch von M. Arndt „Das Baby-Kochbuch“ werden ebenfalls genutzt.

Die zusammengetragene Literatur wird von den Forscherinnen gelesen, gemeinsam analysiert und im Anschluss bezüglich ihrer Relevanz für das Thema der Bachelorarbeit bewertet.

2.7.3 ÜBERBLICK ÜBER DIE SUSE-STUDIE

Die SUSE-Studie fällt in der Literaturrecherche besonders auf, da sie bislang in ihrer Form in Deutschland einmalig ist und demzufolge in jeglicher Fachliteratur zitiert wird. Sie ist Grundlage für die Forschung und die Erstellung des Erhebungsinstruments und für das bessere Verständnis dieser Arbeit wichtig. Aus diesem Grund soll der Inhalt der Untersuchung hier kurz vorgestellt werden.

Die Forscherinnen Mathilde Kersting und Madeleine Dulon vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund führten 1997/1998 die erste bundesweite Studie über die Säuglingsernährung im ersten Lebensjahr und die Einflussfaktoren auf das Stillen durch. Die Studie bestand aus zwei Komponenten. Einerseits eine Querschnittserhebung, die die Stillbedingungen in deutschen Geburtskliniken erfasste und andererseits eine darauf aufbauende Längsschnitterhebung zum Stillen im ersten Lebensjahr. An der Untersuchung nahmen 1717 Mutter-Kind-Paare aus 177 bundesweiten Kliniken teil. Es wurden modifizierbare und nicht-modifizierbare Einflussfaktoren auf das Stillen unterschieden, wobei sich eine von vornherein fehlende beziehungsweise unklare Stillabsicht und ein Zufüttern in den ersten drei Lebenstagen als bedeutsamste Faktoren erwiesen. Die Forscherinnen benannten das Umfeld und die Umweltbedingungen als wesentliche Hinderungsgründe für das Stillen, welche positiv beeinflussbar sind. Insgesamt handelt es sich auch bei den von Müttern subjektiv empfundenen Hinderungsgründen für längeres Stillen um vermeintliche oder grundsätzlich vermeidbare Stillprobleme. Ein nterdisziplinäres effektives Betreuungsnetz von Geburtskliniken, Nachsorge, Selbsthilfe und öffentlichen Gesundheitswesen kann nach Aussagen der SUSE-Studie mehr Müttern zu einem längerfristigen Stillerfolg verhelfen.

Die Ergebnisse der Untersuchung können für die vorliegende Arbeit genutzt werden und bestärken die Forscherinnen in ihrem Forschungsanliegen.

2.7.4 Entwicklung des Erhebungsinstruments

Da zur Beantwortung der Forschungsfrage innerhalb kürzester Zeit eine möglichst große Datenmenge erhoben werden soll, entscheiden sich die Forscherinnen für den standardisierten Fragebogen als Erhebungsinstrument. Diese Form der schriftlichen Befragung bietet den Vorteil einer Datenerhebung die zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten stattfinden kann. Sie ist mit geringen Kosten verbunden und gewährleistet eine Anonymität der Teilnehmerinnen.

Um den Arbeits- und Zeitaufwand effizient zu gestalten, wählen die Autorinnen aus ihrem Bekanntenkreis fünf Frauen die kürzlich entbunden haben aus, die ihnen als Vermittlerinnen der Teilnehmerinnen dienen. Die Kontaktpersonen haben selbst innerhalb der letzten zwölf Monate ein Kind zur Welt gebracht. Sie nehmen alle zur Zeit an verschiedenen Rückbildungskursen innerhalb Berlins teil, so dass sie ausreichend Kontakt zu Müttern mit Säuglingen haben. Mit dieser Methode gewährleisten die Verfasserinnen, dass die Probandinnen aus möglichst vielen Teilen Berlins und mit einem breitgefächerten sozialen Hintergrund kommen. Darüber hinaus kann auch der Nachteil der geringen Rücklaufquote minimiert werden.

Von vornherein ist eines der Hauptkriterien des Fragebogens die Kürze, um so die Bereitschaft zur Teilnahme zu erhöhen. Um die Auswertung einheitlich zu gestalten, wird das Erhebungsinstrument ausschließlich in deutscher Sprache verfasst.

Auf Basis der Literaturanalyse wird bezugnehmend auf die Forschungsfragen eine Grundidee des Fragebogens mit neun Fragen gestaltet. Nach ausführlichen Gesprächen mit den Gutachtern wird der Aufbau, jedoch nicht der Inhalt wesentlich verändert. Es entstand ein zweiseitiges Dokument mit insgesamt zwölf Fragen.

2.7.4.1 Frage 1: Wie gut fühlen sie sich beraten?

Die Frage eins beschäftigt sich mit der subjektiven Einschätzung bezüglich der Qualität der Stillberatung. Die Frage wird entwickelt, um zu überprüfen, wie Frauen die in der Literatur als unzureichend bewertete Beratung empfinden. Unter Beratung verstehen die Autorinnen neben der theoretischen Information auch die praktische Anleitung.

Sie ist eine Einstellungsfrage und untergliedert sich in die fünf Teilfragen „Zum Thema Stillen im Allgemeinen“, „Bezüglich der Bedeutsamkeit des Stillens für mein Kind", „Bezüglich der Bedeutsamkeit des Stillens für mich selbst“, „Zum Umgang mit Stillproblemen“ und „Bezüglich der Stilltechniken, Stillfrequenzen, Anlegen“, welche mit einer vierstufigen Likert-Skala beantwortet werden können. Diese differenziert sich in folgende Abstufungen, die von den Autoren für die Auswertung mit den Punktwerten vier bis eins bewertet wurde:

4 - sehr gut / 3 - gut / 2 - nicht gut / 1 - schlecht

2.7.4.2 Frage 2: Wie hilfreich fanden sie:...?

Ergänzend zu Frage eins beschäftigt sich Frage zwei mit den verschiedenen Informationsquellen der Beratung und deren persönliche Beurteilung. Dies geschieht wiederum anhand einer vierstufigen Likert-Skala, mit den wie folgt gewichteten Wahlmöglichkeiten 4 - sehr hilfreich / 3 - hilfreich / 2 - wenig hilfreich / 1 - nicht hilfreich.

Die Einteilung wird unter den drei Gesichtspunkten „Ihr Umfeld (Partner, Mutter, Freunde)“, „Informationsblätter, Broschüren, Bücher“ und „Beratungsgespräche durch Fachpersonal (Hebamme, Frauenarzt, Klinikpersonal)“ vorgenommen. Auch diese Einstellungsfrage beruht auf der Forderung der Nationalen Stillkommission die Stillberatung von Schwangeren und Müttern zu fördern.

2.7.4.3 Frage 3: Stillen sie ihr Kind zur Zeit noch voll?

Diese geschlossene Faktfrage gibt die Alternativantworten „Ja“ und „Nein“ vor. Sie dient der Übersicht und des schnellen Erfassens der momentanen Stillsituation.

Zur Erläuterung ist es wichtig hinter die Frage den Zusatz „(ohne Zusatznahrung/Breizufütterung)“ zu setzten, da es bei den Müttern eventuell zu Missverständnissen oder unterschiedlicher Deutung des Begriffs kommen könnte. Die Autorinnen berufen sich bei ihrer Definition auf Grabmayr und Scherbaum in Scherbaum et al 2003, S. 75. Dort wird Vollstillen definiert „als die alleinige Ernährung mit Muttermilch ohne Zugabe von Flüssigkeiten wie Wasser, Tees, Zuckerlösungen, Muttermilchersatzprodukte oder prälaktalen Nahrungsmitteln; ausgenommen sind Vitamine, Mineralstoffe und Medikamente.“

2.7.4.4 Frage 4: Wie lange haben / haben sie geplant voll zu stillen?

Für die offene Handlungsfrage zum Stillplan haben die Autorinnen eine Grafik entwickelt, die den Müttern die Orientierung vereinfacht und zusätzlich gewährleistet, dass die Angaben in einheitlicher Zeitform gegeben werden. Mit dieser Frage soll überprüft werden, inwieweit die Müttern vorhaben sechs Monate ausschließlich zu stillen. Diese Vorgabe richtet sich nach den Empfehlungen zum Stillen der WHO und UNICEF, welche für die Forscherinneninnen maßgebend ist.

2.7.4.5 Frage 5: Wie lange haben sie (bisher) voll gestillt?

Der Aufbau der fünften Frage ist identisch zur vorherigen Frage. Dasselbe Antwortformat erleichtert es den Teilnehmerinnen die Einteilung und den Forscherinneninnen wird somit ein schneller Überblick und eine gute Vergleichbarkeit ermöglicht. Die Intention der Frage ist zu überprüfen, ob die Mütter das sechsmonatige Vollstillen einhalten oder ob sie ihren eigenen Stillplan erfüllen.

2.7.4.6 Frage 6: Je nach dem ob sie noch voll stillen oder schon

ERSATZNAHRUNG BZW. BREI ZUFÜTTERN: WELCHE DER FOLGENDEN

Gründe gab oder gäbe es für sie nicht mehr voll zu Stillen?

Frage sechs ist eine Einstellungs- und Beurteilungsfrage die in die zwölf Teilaspekte „In meiner Familie/Mutter gab es Stillprobleme“, „Mein Partner lehnte das Stillen ab", „Ich wollte nie stillen“, „Wiedereinstieg ins Berufsleben“, „Flaschennahrung ist praktikabler“, „Hatte nicht genug Milch/Kind wird nicht satt“, in meinem Freundeskreis gab es schon Stillprobleme“, „Wunde Brustwarzen“, „Aufgrund des Kindes (Frühgeburt, Fehlbildung u.ä.)“, „Erkrankung der Mutter (Mastitis, Infekte u.ä.)“, „Kind lehnt Stillen ab (Saugte schlecht, Trinkfaul)“ und „Sonstige, welche“ gegliedert ist. Die Antwortmöglichkeiten sind in einer Likert-Skala vierfach abgestuft. Die Bewertungsmöglichkeiten für die Probandinnen verteilen sich in die vier Alternativen 4 - trifft voll zu / 3 - trifft eher zu / 2 - trifft eher nicht zu / 1 - trifft gar nicht zu.

Der dieser Frage vorangestellte Satz wird nach Auswertung des Pre-Tests angefügt, da die Teilnehmerinnen eine Erklärung aufgrund der unterschiedlichen Stillsituation zum Zeitpunkt der Befragung für notwendig befunden haben.

Anhand der ausgewerteten Literatur werden vier Kategorien zur Gruppierung der Ergebnisse gebildet. Die einzelnen Teilaspekte der Frage orientieren sich an vorangegangenen Studien, die diese als modifizierbare Haupteinflussfaktoren wissenschaftlich belegt haben. Teilweise werden diese bereits in der SUSE-Studie erfolgreich angewandt.

Die Fragen ordnen sich folgenderweise den einzelnen Kategorien zu:

- Mütterliche Faktoren
- Wiedereinstieg ins Berufsleben o Erkrankung der Mutter o Wunde Brustwarzen
- Kindliche Faktoren
- Auf Grund des Kindes o Kind wollte nicht gestillt werden
- Soziale Faktoren
- In meiner Familie/Mutter gab es Stillprobleme o Mein Partner lehnte das Stillen ab o In meinem Freundeskreis gab es Stillprobleme
- Das Stillmanagement betreffende Faktoren
- Flaschennahrung ist praktikabler o Ich wollte nie stillen

Eine Besonderheit bildet die Teilfrage „Hatte nicht genug Milch/Kind wird nicht satt", da sie einerseits laut der Literatur eine der am häufigsten genannten Gründe zum Abstillen ist und anderseits dieses Problem nur ein Symptom für tiefer liegende Ursachen wie zum Beispiel psychischer Stress der Mutter ist, was im Kapitel 3.3.3 näher erläutert wird. Darüber hinaus kann dieser Teilaspekt den Kategorien „Kindliche Faktoren", „Mütterliche Faktoren" sowie „das Stillmanagement betreffende Faktoren" zugeordnet werden.

2.7.4.7 Frage 7: Wie haben Sie entbunden?

Diese geschlossene Faktfrage mit den Alternativvorgaben „Spontangeburt", „Kaiserschnitt" und „Sonstige" dient der Ermittlung, welcher Geburtsmodus vorlag. Dies könnte einen Hinweis auf das Management des ersten Anlegens geben. Unter der Vorgabe „Sonstige" ist es den Mütter möglich zum Beispiel Einleitung, Zangenextraktion oder Vakuumextraktion einzutragen.

2.7.4.8 Frage 8: Wo haben sie entbunden?

Auch bei Frage acht handelt es sich um eine geschlossene Faktfrage mit Alternativvorgaben. Hier haben die Frauen die Antwortmöglichkeit zwischen „Hausgeburt", „Geburtshaus", „Geburtsklinik (Krankenhaus)" und „Sonstige". Hierzu würden beispielsweise ungeplante Entbindungen an ungewöhnlichen Orten zählen. Die Intention hinter dieser Frage bildet ein Aus- beziehungsweise Einschlusskriterium, da „Hausgeburten“ und „Sonstige" auf Grund der Forschungsfragestellung nicht erfasst werden.

Unter einer Geburtshausentbindung wird eine ambulante Entbindung an einem arztfreien, hebammengeleiteten Ort verstanden. Meist fährt die Familie circa vier Stunden nach der Geburt wieder nach Hause. Treten während der Entbindung Komplikationen auf, müssen Mutter und Kind in ein Krankenhaus verlegt werden. Das Besondere ist, dass die Geburt von denselben Hebammen begleitet wird, die auch die Schwangerschaft betreut haben und die Nachsorge im Wochenbett übernehmen. Um an diesem Ort entbinden zu können, dürfen keinerlei Risiken in der Schwangerschaft aufgetreten sein, wie zum Beispiel Asthma, Schwangerschaftsdiabetes, HELLP-Syndrom[6], Mehrlingsgeburt oder eine Beckenendlage. Im Gegensatz dazu ist bei einer Entbindung in der Geburtsklinik ein Arzt vor Ort und wird mindestens zum Ende der Geburt dazu gerufen. Die dort arbeitenden Hebammen und Ärzte sind den Kreißenden unbekannt und sind je nach Schicht eher zufällig dort. Trotz vieler moderner Bemühungen die Kreißsäle in einer angenehmen Atmosphäre zu gestalten, kann der Krankenhauscharakter oftmals nicht überdeckt werden.

2.7.4.9 Frage 9: Ist dies ihr Wunschort?

Die Faktfrage neun, welche die formale Struktur einer Hybridfrage aufweist lässt der Antwortmöglichkeit „Ja“ und „Nein: weil“ zu. Sie wird von den Autorinnen gewählt um herauszufinden, ob Frauen, die eigentlich geplant haben im Geburtshaus zu entbinden und somit auch die dortige Beratung erhalten haben, unfreiwillig auf Grund von „Einleitung/Kaiserschnitt wird nötig“, „vorzeitige Wehen/Kind kam zu früh“, „während der Entbindung Komplikationen auftraten“, „wir den Wunschort nicht mehr erreicht haben“, „es eine Risikoschwangerschaft ist“ oder auch hier „sonstige“ in der Geburtsklinik entbunden haben.

2.7.4.10 Frage 10: Alter der Mutter?

Die offene Frage Nummer zehn ermittelt eine soziodemographische Information, das Alter der Mutter. Da dies ein wesentlicher nicht veränderbarer Einflussfaktor auf die Stilldauer ist, ist die Erfragung des gleichen für die Autorinnen wesentlich.

2.7.4.11 Frage 11: Geburtsdatum des Kindes?

Auch die Frage nach dem Geburtsdatum des Kindes ist eine soziodemographische Frage, die eine offene Antwortstruktur aufweist. Sie dient zur Ermittlung des theoretisch noch vorhandenen Stillpotentiales, gemessen am Alter des Kindes.

2.7.4.12 Frage 12: Es ist das (Anzahl) Kind?

Durch offene Faktfrage zwölf können die Autorinnen einen Rückschluss auf vorhandene Stillerfahrungen ziehen, was ebenfalls einen Einfluss auf die Stillbeziehung haben kann.

2.7.5 Stichprobe

Die Mütter werden über private Kontaktpersonen, die als Vermittlerinnen dienen, im Raum Berlin rekrutiert. Da die Zubringerinnen stark in den Forschungsprozess integriert sind, werden sie aus der Stichprobe ausgeschlossen.

Es wird geplant eine Anzahl von 50 verwertbaren Fragebögen zu erhalten. Davon sollen circa 25 Teilnehmerinnen durch eine Geburtsklinik und 25 durch ein Geburtshaus beraten werden. Die zugängliche Population besteht aus Frauen, die in Berlin in Geburtshäusern oder -kliniken entbunden haben. Da die Auswahl der Probandinnen willkürlich stattfindet, handelt es sich um eine Gelegenheitsstichprobe. Die Stichprobenkriterien unterteilen sich in Ein- und Ausschlusskriterien. In die Auswertung fließen Fragebögen von Müttern ein, die vor mindestens drei und maximal zwölf Monaten in Berliner Geburtshäusern oder - kliniken entbunden haben. Die Autorinnen legen diesen Zeitraum fest, da die hauptsächlichen Stillprobleme in den ersten acht Lebenswochen auftreten. Diese werden entweder überwunden und unterschiedliche Lösungen dafür gefunden oder es findet eine Kapitulation mit anschließender Muttermilchersatzprodukternährung statt. Nach zwölf Monaten ist die Zeit des Vollstillens in den meist Fällen beendet, jedoch noch nicht so lange her, dass die Einstellungen zum Stillen und ihre Einflüsse bei den Müttern in Vergessenheit geraten sein könnten.

Ausgeschlossen werden Entbindungen außerhalb eines Geburtshauses oder einer Geburtsklinik und Frauen, welche die deutsche Sprache in Schriftform nicht beherrschen, da der Fragebogen nur auf Deutsch zugänglich ist.

2.7.6 Datenerhebung

Um ein möglichst homogenes Bild der Ergebnisse zu erhalten wird der Erhebungsort auf Berliner Geburtshäuser und Kliniken eingeschränkt. Der Erhebungszeitraum ist auf die Monate Februar bis April 2009 festgesetzt und wird gewählt um möglichst zügig nach Einreichung des Themas beim zuständigen Prüfungsamt in der evangelischen Fachhochschule in Berlin mit der Datenerfassung beginnen zu können. Diese erfordert drei Monate, da sowohl den Vermittlerinnen genug Zeit zum Verteilen und Zurücksenden, als auch den Frauen zur Beantwortung der Fragen gegeben werden sollte. Jedoch soll den Forscherinnen noch genug Zeit für die Datenauswertung und Verschriftlichung der Ergebnisse vorhanden sein.

Die Vermittlerinnen erhalten ein kurzes Briefing, in dem sie auf mögliche Fragen der Teilnehmerinnen bezüglich der Fragestellung oder Inhalte vorbereitet werden. Darüber hinaus geben ihnen die Autorinnen einen Einblick in die Thematik, Hintergründe und genaue Fragestellung der Forschungsarbeit. Im Anschluss bekommen sie eine Anzahl von je 20 Fragebögen ausgehändigt, mit der Bitte diese von möglichst vielen Teilnehmerinnen ihrer Rückbildungskurse ausfüllen zu lassen, wobei auf die Einhaltung der Einschlusskriterien bezüglich des Alters der Kinder zu achten ist. Für die Rücksendung der bearbeiteten Fragebögen erhalten sie einen frankierten Rückumschlag mit Adresse der Forscherinnen, um ihnen keine Kosten aufzuerlegen.

Die Datenerhebung wird als einmalige Befragung durchgeführt und gewährleistet eine vollständige Anonymität der Studienteilnehmerinnen, da nicht einmal von den Forscherinneninnen selbst die Identität der Probandinnen mit deren individuellen Antworten in Verbindung gebracht werden kann. Nach einer Sichtung der ersten Rückläufe stellen die Autorinnen eine große Differenz zwischen der Anzahl der Klinikgeburten im Gegensatz zu den Geburtshausgeburten fest. Um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden wird eine zusätzliche Maßnahme eingeleitet. Die Vermittlerinnen, die bislang noch keine Gelegenheit zur Datenerhebung gehabt haben, werden zu dieser Problematik sensibilisiert und gebeten, vorrangig Frauen als Teilnehmer zu rekrutieren, die in einem Geburtshaus entbunden haben.

Durch diese Quotenauswahl gelingt es den Forscherinnen sowohl genug Probandinnen in den zwei Vergleichsgruppen zu befragen als auch die geplante Stichprobengröße zu erreichen beziehungsweise diese sogar zu überschreiten.

[...]


[1] Da sich mit dieser Thematik vor allem Frauen, insbesondere Mütter, beschäftigen, steht die weibliche Form in der gesamten Arbeit stellvertretend für beide Geschlechter. Männliche Personen wie zum Beispiel Väter, Krankenpfleger oder Geburtshelfer können sich eingeschlossen fühlen.

[2] Zum Beispiel liegt die Stillquote in Schweden zur Geburt bei 95 Prozent und nach sechs Monaten noch bei 65 Prozent (vgl. Hormann/Nehlsen in Siebert et al 1997, S. 13).

3 Nähere Erläuterungen zu den einzelnen Vorteilen des Stillens sind in dem Kapitel 3.2 „Kritische Betrachtung der Muttermilchernährung“ zu finden.

[4] Anmerkung der Verfasserinnen: In der empirischen Forschung spricht man von einem Querschnitt beziehungsweise von einer Querschnittstudie, wenn eine empirische Untersuchung (zum Beispiel Befragung) einmalig und zu einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt wird. So entstehen gesellschaftliche Momentaufnahmen von derzeit gültigen Fakten, Meinungen oder Verhaltensweisen.

5 DSW: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

[6] HELLP: „seltene, gefährl. Variante der Präeklampsie (Anm. d. Autorinnen: Hypertonie u. Proteinurie mit o. ohne Ödeme) mit Hämolyse (...), pathol. erhöten Transaminasen- u. Bilirubinwerten (...) u. niedrigen Thrombozytenzahlen“ vgl. Pschyrembel, S. 773

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Einflussfaktoren auf die Stilldauer
Untertitel
Eine quantitative Studie in Berlin
Hochschule
Evangelische Hochschule Berlin
Note
1,0
Autoren
Jahr
2009
Seiten
81
Katalognummer
V135769
ISBN (eBook)
9783640421787
ISBN (Buch)
9783640421565
Dateigröße
1732 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einflussfaktoren, Stilldauer, Eine, Studie, Berlin
Arbeit zitieren
Josephin Bäker (Autor:in)Hannah Hackenberger (Autor:in), 2009, Einflussfaktoren auf die Stilldauer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135769

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