Die Vita des Feldherren Themistokles im Fokus seines Biographen Cornelius Nepos


Seminararbeit, 2008

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort

II.1 Allgemeine Darstellung und Einschätzung der Quellenlage
II.2 Cornelius Nepos: Der Autor, das Werk und die Quellen
II.3 Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges
II.4 Zwei biographische Darstellungen im Vergleich: Cornelius Nepos versus Thukydides

III. Schlussbetrachtung

IV. Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis

I. Vorwort

„Die Jugendsünden dieses Mannes werden durch so große Verdienste aufgewogen, dass niemandem der Vorzug vor ihm gegeben wird und nur wenige als ihm ebenbürtig gelten.“1 Dieses Zitat des antiken Autors Cornelius Nepos zeigt sehr anschaulich, was dieser von Themistokles hielt. Er ist hier der Ansicht, dass der athenische Staatsmann sich für Athen außerordentlich verdient gemacht hat. Folglich vergibt zumindest er ihm seine Jugendsünden. Des Weiteren lässt dieses Zitat darauf schließen, dass er einer der herausragendsten Staatsmänner seiner Zeit gewesen ist. Insgesamt wird sich zeigen, dass der Biograph Themistokles als geläuterten Mann darstellt, dem seine Fehler bewusst waren und das ebendieses Bewusstsein ihn zu großen Verdiensten befähigte:

„Diese Schmach zerbrach ihn jedoch nicht, sondern stachelte ihn zu Höherem an. Weil er nämlich glaubte, sie nur mit größtem Einsatz tilgen zu können, verschrieb er sich ganz dem Staat und war nun ernsthafter als zuvor auf Freunde und guten Ruf bedacht.“2

Einerseits ist es das Ziel dieser Arbeit, zu untersuchen, was Nepos genau über Themistokles schreibt und inwieweit sich seine Aussagen mit den Angaben in Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges decken. Das erscheint wichtig, da Keaveney erwähnt, dass sich Nepos bei seiner Biographie über Themistokles stark an den Ausführungen des Thukydides orientiert hat.3 Keaveney teilt die Quellen, die zur Analyse wichtig sind, in drei Kategorien ein: Die Schriften Nepos’ sowie Thukydides’ zählen zur ersten Kategorie, da sie das Leben des Themistokles als Abfolge betrachten und nicht nur einzelne Abschnitte seines Lebens wiedergeben.4 Zum anderen soll das Leben des Themistokles insgesamt mit Hilfe der Quellen von Nepos und Thukydides rekonstruiert werden. Dazu erscheint es wichtig, sich generell einen Überblick über die Quellenlage zu verschaffen, was im ersten Kapitel erfolgen soll.

Wie bereits erwähnt, bilden die antiken Quellen die Basis dieser Arbeit. Trotzdem wurde nicht auf Sekundärliteratur zum Thema verzichtet. Die Werke von Arthur Keaveney und Robert J. Lenardon wurden für die vorliegende Arbeit herangezogen sowie die Schrift Holger Sonnabends für die allgemeine Einschätzung antiker Quellen und Biographien. Zudem wurden die Quellen in Übersetzungen von Georg Peter Landmann5, Peter Krafft sowie Felicitas Olef-Krafft6 gelesen.

Diese Hausarbeit, die im Rahmen eines Proseminars entstanden ist, erhebt nicht den Anspruch neue Erkenntnisse zur Vita des Themistokles vorzulegen.

II.1. Allgemeine Darstellung und Einschätzung der Quellenlage

Wie bereits im Vorwort erwähnt, gibt es eine Fülle von Quellen, die zur Beschreibung des Feldherren Themistokles herangezogen werden können. Keaveney teilt die Quellen dazu in drei Kategorien7 ein: In der ersten Kategorie befinden sich die mehr oder weniger kontinuierlichen Erzählungen vom Leben des Themistokles. Diejenigen Quellen, die sich nur mit einem kleinen Aspekt oder mit einem Ausschnitt seines Lebens beschäftigen, sind der zweiten Kategorie zuzuordnen. In der dritten Kategorie befinden sich die Schriften, die teilweise nur noch in Fragmenten oder ganz verloren sind. Demzufolge gehören die Quellen, die die Grundlage für diese Hausarbeit bilden, der ersten Kategorie an. In diesen Quellen wird das Leben des Themistokles nahezu chronologisch geschildert. Zudem merkt Keaveney an, dass Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges die älteste noch erhaltene Quelle zur Untersuchung der Vita des Themistokles sei.8 Deswegen hat sich Cornelius Nepos beim Verfassen der Vita des Themistokles vermutlich an seinem Werk orientiert. Auch Krafft und Olef-Krafft weisen nach, dass sich Nepos eindeutig am Text des Thukydides orientiert hat.9

Wenn man sich mit den Quellen zu dieser Hausarbeit beschäftigt, so muss man sich zwangsläufig auch mit der antiken Biographie sowie der antiken Geschichtsschreibung auseinandersetzen. Insgesamt sollte man sich daher an dieser Stelle überlegen, ob man beispielsweise antike Biographien an den gleichen Maßstäben messen kann wie heutige. Sonnabend hat sich in seiner Geschichte der antiken Biographie ausführlich Gedanken zu diesem Thema gemacht.10 Der Autor ist in seinem Vorwort der Ansicht, dass man es generell rechtfertigen müsse, eine Geschichte der antiken Biographie zu schreiben, da diese in der modernen Literaturgeschichte kaum Beachtung fand und wenn überhaupt, erntete sie negative Beurteilungen.11 Sonnabend nennt in dem Zusammenhang drei Kritikpunkte an der antiken Biographie, die unter anderem von Theodor Mommsen, aber auch von anderen Historikern immer wieder vorgebracht worden sind: Zum einen werden Stil und Sprache, zum anderen der Inhalt und zum letzten auch immer wieder die historische Genauigkeit kritisiert.12 So sei beispielsweise die Sprache der antiken Biographien schlicht, einfach und ohne literarische

Ambitionen.13 Ihr sei es demnach nicht gelungen Maßstäbe zu setzen, was im Gegensatz zur antiken Historiographie stünde. Bezüglich des Inhalts der antiken Biographien geht Sonnabend davon aus, dass die modernen Vorstellungen über Biographien teilweise erheblich von antiken abweichen. Der Autor gibt zu Bedenken, dass es selbstverständlich kein Patentrezept14 für das Abfassen einer Biographie gäbe. Jedoch fordere man heutzutage von einer guten Biographie, dass sie die Entwicklung einer Person vor dem Hintergrund seiner persönlichen Lebensumstände nachzeichne und ebenso darstelle, welche Bedeutung diese Person in ihrer jeweiligen Zeit gehabt habe und welche Bedeutung sie für die Nachwelt haben werde.15 Wendet man diese Thesen auf die Themistokles -Vita des antiken Autors Nepos an, lässt sich feststellen, dass durchaus eine gewisse Entwicklung seines Charakters dargestellt wird. Nepos schildert, dass Themistokles nicht immer nur erfolgreich und engagiert war, da auch seine zahlreichen Jugendsünden Erwähnung finden. Nachdem dieser von seinen Eltern enterbt wurde, änderte er, Nepos zu Folge, sein Leben:

„Diese Schmach zerbrach ihn jedoch nicht, sondern stachelte ihn zu Höherem an. Weil er nämlich glaubte, sie nur mit größtem Einsatz tilgen zu können, verschrieb er sich ganz dem Staat und war nun ernsthafter als zuvor auf Freude und guten Ruf bedacht.“16

Daher kann man nicht sagen, dass die antike Biographie, zumindest in diesem Falle, keine charakterlichen Entwicklungen darstellt beziehungsweise beschreibt. Es handelt sich bei Themistokles demzufolge also nicht um einen flat character, der im Laufe seines Lebens keinerlei Veränderung durchmacht, da Nepos nämlich genau an dieser Stelle eine positive Entwicklung an Themistokles’ Charakter beschreibt. Jedoch findet man an keiner Stelle konkrete Hinweise für die Bedeutung Themistokles’ Taten für seine Nachwelt.

Allerdings gibt es immer wieder Hinweise auf die Bedeutsamkeit dieses Mannes für die Athener: Der Perserkönig Xerxes unterlag der kleinen athenischen Flotte dank der List des Atheners Themistokles. Nepos spricht in diesem Zusammenhang von einem kleinen Häuflein an Schiffen der Athener und vergleicht diese mit der größten Flotte seit Menschengedenken.17 Man kann daher darauf schließen, dass der Feldherr zur positiven Wahrnehmung der Athener beitrug, obwohl dieses nur impliziert ist und nicht konkret gesagt wird.

Ziemlich modern ist auch, dass Nepos seine Quellen nennt und zugibt, dass es beispielsweise zu Themistokles’ Tod verschiedene Versionen bei anderen Autoren gibt; er sich hingegen an die Ausführungen Thukydides’ hält: „Über seinen Tod kursieren bei den meisten Schriftstellern unterschiedliche Versionen. Wir aber folgen am ehesten wiederum Thukydides als Quelle, [...].“18 Man kann durchaus sagen, dass in der Antike und im Mittelalter abgeschrieben und kopiert wurde und man selten exakte Quellenangaben findet. Nepos verschweigt aber, wie soeben bewiesen, seine Quellen nicht und beruft sich in der Vita des Themistokles auf den antiken Historiker Thukydides.

Für diese Hausarbeit werden die Schriften Nepos’ sowie Thukydides’ zu Grunde gelegt, da unter anderem untersucht werden soll, an welchen Stellen sich Cornelius Nepos besonders an den Ausführungen in der Geschichte des Peloponnesischen Krieges orientiert hat. Trotzdem sollte auch ein anderer antiker Autor Erwähnung finden. Zur Analyse Themitokles’ Leben hätte man ebenso Plutarch heranziehen können, da sein antikes Werk Parallelbiographien eine Vita zu diesem Feldherren beinhaltet. In den Parallelbiographien wird jeweils ein berühmter Römer mit einem außerordentlichen Griechen verglichen. Keaveney merkt in diesem Zusammenhang an, dass es sich ebenfalls anböte, in der Vita des Kimon nach Material zu suchen, da der Autor diese beiden Charaktere miteinander vergleicht.19 Dadurch, dass sich Nepos teilweise jedoch sehr stark an Thukydides orientiert hat, erschien es sinnvoll ausschließlich mit diesen beiden Quellen zu arbeiten, um einen direkten Vergleich zu erzielen. Grundsätzlich spräche allerdings nichts dagegen, Plutarchs Vita des Themistokles in diese Arbeit aufzunehmen. Da es sich nun aber um eine Proseminarsarbeit handelt, dessen Umfang relativ gering ist, entschied man sich hier für nur zwei Quellen.

Im nächsten Kapitel sollen der Autor Cornlius Nepos ebenso wie sein Werk besondere Betrachtung finden.

[...]


1 Nep. Them. 1,1.

2 Ibidem, 1,3.

3 Keaveney, The life of Themistocles, S. 2.

4 Ibidem, S. 1.

5 Thukydides, Geschichte des Peleponnesischen Krieges, München, 1991.

6 Cornelius Nepos, De viris illustribus- Biographien berühmter Männer, Stuttgart, 2002.

7 Keaveney, The life of Themistocles, S. 1.

8 Ibidem, S. 2.

9 Vgl. dazu Nepos, Cornelius, De viris illustribus, hrsg. von Krafft et al., S. 314.

10 Sonnabend, Geschichte der antiken Biographie, 2002.

11 Ibidem, S. 1.

12 Ibidem, S. 1ff.

13 Ibidem.

14 Ibidem, S. 2.

15 Ibidem.

16 Nep. Them. 1,3.

17 Nep. Them. 5,3. Vgl. dazu auch Kap. II.4. Flottenbeschreibungen bei Nepos und Thukydides.

18 Nep. Them. 10,4.

19 Keaveney, The life of Themistocles, S. 2.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Vita des Feldherren Themistokles im Fokus seines Biographen Cornelius Nepos
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Klassische Altertumskunde)
Veranstaltung
Proseminar Themistokles
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V135759
ISBN (eBook)
9783640460090
ISBN (Buch)
9783640460137
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vita, Feldherren, Themistokles, Fokus, Biographen, Cornelius, Nepos
Arbeit zitieren
Anne-Catherine Steen (Autor:in), 2008, Die Vita des Feldherren Themistokles im Fokus seines Biographen Cornelius Nepos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135759

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