Elemente der Göttlichkeit

Selbstdarstellungen hellenistischer Herrscher durch Symbole des Dionysos


Seminararbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Postume Vergleiche Alexanders mit Dionysos

3. Die Ptolemäer
3.1 Ptolemaios II. und die Ptolemaia
3.2 Ptolemaios IV. Neos Dionysos
3.3 Ptolemaios XII.

4. Marcus Antonius Neos Dionysos – Ein Römer auf den Spuren der Ptolemäer

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Gott Dionysos gilt als einer der wichtigsten Götter der hellenistischen Epoche.[1]Besonders beliebt wurde der Kult um dieses Gott zur Zeit Alexanders des Großen und der Diadochen.[2]Betrachtet man besonders die Darstellungsweise der in Ägypten herrschenden hellenistischen Herrscher – präziser gesagt, die der Ptolemäer – so wird auffallen, dass sie sich in ungewöhnlich häufig auftretender Weise mit Attributen des Gottes Dionysos darstellten.

Diese Hausarbeit soll einen Überblick verschaffen, welche hellenistischen Herrscher sich besonders stark durch Dionysos legitimierten. Es soll ausgeführt werden, warum sich einige hellenistische Herrscher in ihrer Selbstdarstellung so oft durch diesen Gott darstellten und wann die Berufungen auf Dionysos besonders häufig auftraten. Des Weiteren wird erläutert werden, warum vor allem die Ptolemäer ihre Propaganda auf Dionysos stützten.

Betrachtet man die Quellenlage, so ist leider festzustellen, dass diese eher kärglich ist. Als Beispiel seien hierfür die Quellen von Plutarch erwähnt. Plutarch lebte etwa von 46-120 n. Chr. Die hier verwendeten Quellen über Alexander den Großen und Marcus Antonius stammen aus seinen „Bioi paralleloi“. Da Alexander und Antonius jedoch beide lange Zeit vor Plutarch lebten, musste Plutarch sein Wissen aus anderen Quellen entnehmen.

Des Weiteren seien die Quellen von Athenaios erwähnt, von denen hierbei besonders die Erzählungen über den zweiten und den vierten Ptolemäer von Bedeutung sind. Athenaios lebte im 2./3.Jahrhundert n. Chr. und griff in seinen Erzählungen auf den Bericht von Kallexeinos zurück, dessen Zeugnisse nicht erhalten sind.[3]Kallexeinos selbst lebte aber erst nach Ptolemaios II. und frühestens während der Regierungszeit von Ptolemaios IV.[4]Somit muss Kallexeinos die Beschreibungen über Ptolemaios II. aus Erzählungen oder anderen Quellen übernommen haben. Ebenso verhält es sich mit den anderen verwendeten Quellen. Dies führt bei der Erforschung des Themas zu erheblichen Schwierigkeiten.

Stark beeinträchtigt wird natürlich auch die Forschungslage, die auf die

unvollständigen und sekundären Quellen angewiesen ist. Dennoch scheint die Herrschaft und der Kult der Ptolemäer im Rahmen der Möglichkeiten recht gut erforscht worden zu sein, wodurch heute eine Reihe von Forschungsliteratur vorliegt. Diese wird für die folgenden Ausführungen verwendet.

2. Postume Vergleiche Alexanders mit Dionysos

Es ist umstritten, ob sich Alexander der Große mit Dionysos verglich oder er erst nach seinem Tod mit dem Gott gleichgesetzt wurde.[5]Jedenfalls weisen Alexander und Dionysos eine auffällige Gemeinsamkeit auf: beide eroberten Indien.[6]Jedoch sollte an dieser Stelle berücksichtigt werden, dass es neben Dionysos und Alexander noch einen weiteren triumphalen Indiensieger gab.[7]Diodor nennt als dritten Indieneroberer den ägyptischen Gott Osiris.[8]Er soll als erster der drei bereits Jahrtausende vor Dionysos Indien erobert haben.[9]Bei seiner Rückkehr aus Indien soll Osiris nach Makedonien gekommen sein , wo er seinen Sohn Makedon „ [...] als König über das nach ihm benannten Makedonien zurück[ließ]“.[10]Somit legitimiert er das makedonische Königtum.

Während der Herrschaft der Ptolemäer in Ägypten wurde Osiris mit Dionysos wegen der Parallele des Indienfeldzuges gleichgesetzt.[11]Auffällig ist, dass auch Diodor auf eine Verbindung der beiden Götter hinweist.[12]

Alexander wiederholte den Triumph des ägyptischen und des griechischen Gottes und brachte somit die beiden Religionen in Eintracht.[13]

In diesem Zusammenhang ist es interessant, eine ägyptische Tetradrachme zu betrachten, die zur Zeit des ersten Ptolemäers auf dessen Auftrag hin geprägt wurde.[14]Die Münze datiert aus der Satrapenzeit (323-305 v. Chr.).[15]Sie zeigt Alexander mit Elefantenexuvie, Widderhörner, einer Ägis um den Hals und einer Stirnbinde.[16]

Alexander ist der erste hellenistische Herrscher, der mit Attributen mehrerer Götter gleichzeitig dargestellt wird.[17]Dieses ist auf die pharaonische Bildtradition zurückzuführen.[18]Die Widderhörner verweisen auf Ammon, die Stirnbinde auf Dionysos und die Ägis auf Zeus.[19]

Die Münze sollte aber mehr erreichen. Sie sollte die drei Indiensieger in einem Bild vereinigen.[20]Die Elefantenexuvie lässt sich mit Osiris verbinden, da Diodor schildert, dass Osiris in Indien „[...] Jagd auf Elefanten gemacht [...]“ habe.[21]Des Weiteren kann man die Elefantenexuvie ebenso wie die Löwenexuvie des Herakles als Jagdsymbol verstehen.[22]

Der Auftraggeber der Münze, Ptolemaios I., bezog seine Propaganda nur in seinen ersten Regierungsjahren auf Alexander.[23]Selbstdarstellungen auf seinen Münzen finden wir erst nach seiner Annahme des Königstitels.[24]Bis dahin wurde allerdings verstärkt auf die Verbindung der beiden Kulturen und Religionssysteme geachtet.[25]Vor allem der Einfluss der ägyptischen Priesterschaft dürfte ein Grund für den großen Herrscherkult sein.[26]Diese hätte ohne größere Mühe sofort ein Heer aufstellen können, dass gegen die Ptolemäer gezogen wäre, hätten sie die ägyptischen Bräuche nicht eingehalten.[27]

Nach seinem siegreichen Indienfeldzug feierte Alexander ein Triumphfest von sieben Tagen.[28]Er ließ sich mit seiner Truppe in Karmaniaen nieder und feierte dort seinen Sieg.[29]Tag und Nacht wurde Wein getrunken, Musik gespielt und gleichzeitig zog ein Festzug durch die Stadt.[30]Das Fest sei sehr ausgelassen gewesen und man habe das Gefühl gehabt, als sei Dionysos selbst dabei.[31]

Der Festzug des Alexander erinnert in seinen Zügen schon sehr stark an die Ptolemaia von Ptolemaios II. Allerdings ist nicht überliefert, ob Ptolemaios II. vom Festzug Alexanders wusste.

3. Die Ptolemäer

„Kein Staat ist ohne Ideologie lebensfähig.“[32]Nach diesem Vorsatz dürften auch die Ptolemäer gehandelt haben. Sie gründeten ihre Ideologie auf den Gott Dionysos und legitimierten sich durch ihn.[33]Des Weiteren begründeten sie ihr Anrecht auf den Königsthron durch die Behauptung, sie würden von Dionysos abstammen.[34]Ptolemaios I. sollte ein direkter Nachkomme des Herakles und des Dionysos gewesen sein und somit stellten die Ptolemäer Dionysos als „Stammvater des Lagidengschlechts“ dar.[35]

Der Kult wurde strengstens vom Hof überwacht.[36]Schließlich sollte er eine neue Einheit in Ägypten herstellen.[37]

Im Folgenden werden einige Ptolemäer vorgestellt, die sich in besondere Weise in

ihrer Darstellung auf den sogenannten Weingott beriefen.[38]

3.1 Ptolemaios II. und die Ptolemaia

Ptolemaios II. Philadelphos wurde 308 v. Chr. geboren und war Sohn Ptolemaios I. Soter und dessen Frau Berenike.[39]Er regierte von 283/282 bis zu seinem Tod 246 v. Chr.[40]Er ging nach der Verbannung seiner ersten Frau Arsinoë I. eine Ehe mit seiner Schwester Arsinoë II. ein.[41]Obwohl die Geschwisterehe bei den Griechen verpönt war, hatte sie eine große ägyptische Tradition und wurde auch von vielen weiteren Ptolemäern eingegangen.[42]Der ptolemäische König zeigte sich stets mit seiner Frau als Paar.[43]Gemeinsam mit seiner Frau und Schwester führte er den Kult um seine verstorbenen Eltern ein, die er als „Rettergötter“, seine Schwester und sich als „Geschwistergötter“ verehren ließ.[44]

In diesem Zusammenhang muss der von Ptolemaios II. eingeführte Festzug Ptolemaia erwähnt werden.[45]Ptolemaios II. ließ hierbei seine Eltern Ptolemaios I. Soter und dessen Frau Berenike I. als Götter verehren.[46]Die Datierung des ersten Festzuges ist äußerst umstritten; Man vermutet jedoch, dass es entweder 275/274 v. Chr. oder 271/270 das erste Mal begangen wurde.[47]

Kallixeinos von Rhodos, ein Historiograph des späten 3. oder frühen 2. Jahrhundert vor Christus verfasste eine Darstellung des Festzuges.[48]Seine Aufzeichnungen sind allerdings nicht mehr erhalten, so dass wir uns heute auf Exzerpt des hadrianischen Autors Athenaios beziehen müssen.[49]Das Fest fand alle vier Jahre statt.[50]

[...]


[1]Vgl. Michael Grant, Von Alexander bis Kleopatra. Die hellenistische Welt, Bergisch Gladbach 1984, S. 259.

[2]Vgl. ebd.

[3]Vgl. Grimm, Günter, Alexandria. Die erste Königsstadt der hellenistischen Welt. Bilder aus der Nilmetropole von Alexander dem Großen bis Kleopatra VII., Mainz 1998, S. 50f.

[4]Vgl. Hazzard, R.A., Imagination of a monarchy. Studies in Ptolemaic propaganda, Toronto 2000, S. 62.

[5]Vgl. Seibert, Jakob, Alexander der Große, 2. Auflage, Darmstadt 1981, S. 204-206.

Seibert stellt hierzu mehrere Argumentationen nebeneinander. Deren Diskussion würde allerdings den Umfang dieser Arbeit überschreiten.

[6]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, Im Schatten der Pyramiden, Mainz 1999, S. 50.

[7]Vgl. ebd.

[8]Vgl. Diodor I, 19.

[9]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexanria, S. 51.

[10]Siehe Diodor I, 21, 1.

[11]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexanria, S. 50.

[12]Vgl. Diodor I, 17, 4.

[13]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, S. 51.

[14]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, S. 49.

[15]Vgl. Thomas, Renate, Eine postume Statuette Ptolemaios‘ IV. und ihr historischer Kontext. Zur Götterangleichung hellenistischer Herrscher, Mainz 2002, S. 7.

[16]Vgl. ebd.

[17]Vgl. ebd.

[18]Vgl. ebd.

[19]Vgl. Heinen, Heinz, Geschichte des Hellenismus. Von Alexander bis Kleopatra, München 2003,

S. 24.

[20]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, S.. 51.

[21]Siehe Diodor I, 20, 1.

[22]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, S. 51.

[23]Vgl. ebd. S. 52.

[24]Vgl. ebd.

[25]Vgl. ebd.

[26]Vgl. ebd.

[27]Vgl. ebd.

[28]Vgl. Plutarch, Alexander, LXVII, 1-4.

Hamdorf Friedrich Wilhelm, Dionysos – Bacchus. Kult und Wandlung des Weingottes, München 1986, S.16. Hamdorf beschreibt es als ein Fest in dionysischer Gestalt, was der Argumentationsweise folgen würde, dass Alexander sich zu Lebzeiten mit Dionysos verglich. Er selbst geht von wahrscheinlich von einem dionysischen Fest aus, da Plutarch betont, man habe auf dem Fest das Gefühl, Dionysos sei anwesend.

[29]Vgl. Plutarch, Alexander, LXVII, 1.

[30]Vgl. ebd.

[31]Vgl. Plutarch LXVII, 3.

[32]Siehe Huß, Werner, Ägypten in hellenistischer Zeit 332-32 v. Chr., München 2001, S. 320.

[33]Vgl. ebd.

[34]Vgl. Michael Grant, Von Alexander bis Kleopatra, S. 259.

[35]Vgl. ebd.

[36]Vgl. ebd.

[37]Vgl. Huß, Werner, Ägypten in hellenistischer Zeit, S. 320.

[38]Natürlich kann hierbei nur auf einige, besonders auffällig erscheinende Ptolemäer eingegangen werden.

[39]Vgl. Klose, Dietrich o.A., Von Alexander bis Kleopatra. Herrscherportraits der Griechen und Barbaren, München 1992, S. 41.

[40]Vgl. ebd.

[41]Vgl. ebd.

[42]Vgl. ebd.

[43]Vgl. Smith, R.R.R., Hellenistic Sculpture, London 1991, S. 208.

[44]Vgl. Klose, Dietrich O.A., Von Alexander bis Kleopatra, S. 41.

[45]Vgl. Athenaios, Deipnosophistai V, 197c-203b.

Athenaios benutze die Schriften des Kallexeinos als Quelle, die heute nicht mehr erhalten sind.

[46]Vgl. Grimm, Günter, Alexandria, S. 51.

[47]Vgl. Hazzard, R.A., Imagination of a monarchy, S. 60f.

Es gibt in der Forschung Diskussionen über die genaue Datierung der ersten „Ptolemaia“.

Hazzard berichtet über Forscher, die den ersten Festzug auf 279/279 bzw. 271/270 datieren.

[48]Vgl. Pfrommer, Michael, Alexandria, S. 62.

[49]Vgl. ebd.

Athenaios, Deipnosophistai V, 196 a: „Kallixeinos von Rhodos [berichtet] im vierten Buch seines Werkes über Alexandreia über den Festzug...“

[50]Vgl. Athenaios, Deipnosophistai V, 197 e.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Elemente der Göttlichkeit
Untertitel
Selbstdarstellungen hellenistischer Herrscher durch Symbole des Dionysos
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstaltung
Medien der Selbstdarstellung hellenistischer Herrscher
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V135493
ISBN (eBook)
9783640437863
ISBN (Buch)
9783640438006
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vorstellung der Selbstdarstellung hellenistischer Herrscher - besonders die der Ptolemäer -auf der Grundlage von Quelleninterpretationen und Benutzung von Sekundärliteratur. Dabei wird u.a. der Frage nachgegangen, warum sich hellenistische Herrscher besonders stark durch den Gott Dionysos legitimierten.
Schlagworte
Hellenismus, Herrscher, Ptolemäer, Ptolemaios II., Ptolemaios IV., Ptolemaios XII., Marcus Antonius, Neos Dionysos, Dionysos, Symbol, Göttlichkeit, Selbstdarstellung
Arbeit zitieren
Julia Leschhorn (Autor:in), 2005, Elemente der Göttlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/135493

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