Über den Roman "Chatterton" von Alfred de Vigny

Romantik aus der Gender Perspektive


Seminararbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Alfred de Vigny- Biographie und Werk

3.Thomas Chatterton- Biographie

4. Chatterton, das Drama
4.1. Inhalt
4.2. Die Positionierung des Dramas
4.3. Die Ideen und die Tendenzen des Dramas
4.4. Chatterton vs. Chatterton

5. Die Protagonisten des Dramas aus der Gender Studies- Perspektive
5.1. Kitty Bell
5.2. Chatterton
5.3. John Bell, Lord Talbot, Le Quaker, Lord Beckford
5.3.1. John Bell
5.3.2. Lord Talbot
5.3.3. Le Quaker
5.3.4. Lord Beckford

6. Schlusswort

7. Bibliographie

1. Einführung

In Vignys romantischen Drama Chatterton wird in erster Linie die Problematik des Dichterdaseins besprochen. Die einzige weibliche Protagonistin ist Kitty Bell. Beide Figuren haben kategorische romantische Züge. Die sozialen Tendenzen des Dramas, wo sich Vigny offensichtlich für die Arbeiterbewegung und die Abschaffung der Kinder- und Frauenarbeit einsetzt sind mehr als Unterstreichung der Misere des Dichterdaseins zu sehen, als eigentliches sozialpolitisches Engagement, wobei dieses nicht abzusprechen ist, und auch zu den Merkmalen eines romantischen Dramas zählt. Chatterton, das romantische unerfüllte Genie und Kitty, ein zartes romantisches Wesen mit starker Gefühlsempfindung sind in einer nicht lebbaren, unerfüllten Liebe gefangen. Chatterton als dichterisches Genie scheitert an der Gesellschaft und die Liebe ist auch nicht wegen der gesellschaftlichen Zwänge möglich. Der einzige Ausweg für den romantischen Helden ist der Selbstmord. Kitty stirbt den romantischen Seelentod.

In folgender Arbeit wird versucht die Problematik des Dichterdaseins in Chatterton zu veranschaulichen, wie auch die Rolle von Kitty Bell als Frau und als romantische Heldin. Die romantischen Wesensmerkmale, welche stereotypisch die weiblichen sind, scheinen der Frau in der Romantik einen besseren Stellenwert, eine neue Rolle in der Gesellschaft, eine neue Art von Anerkennung ermöglicht zu haben. Am Beispiel von Kitty Bell in Vignys Drama Chatterton soll dieses überprüft werden. Weiter wird die Lage des Poeten mit der Lage der Frau in der Romantik verglichen werden

2. Alfred de Vigny- Biographie und Werk

Alfred de Vigny (1797-1863), aus einem alten Adelsgeschlecht stammend, das durch die Revolution ruiniert wurde, erlebt er als romantischer Dichter in der Restaurationszeit die komplette Degeneration des feudalen Elements und den Fall der bürgerlichen Ideale vom Erbe der Revolution und Napoleon.[1]

In der Zeit der großen öffentlichen Beichten, der sentimentalen Ausgüsse und der Apotheose der Natur, wie auch der Wiederaufnahme der Mystifizierung von Religion ist sein Werk erstaunlich zurückgehalten, voller scharfer Intelligenz, ernster Gedanken und humanistischem Pathos. Er teil zwar den Weltschmerz der Romantiker, jedoch empfindet er die Natur eher als Grab, und bringt den Schmerz- und Freudeausgüssen reine Ideen, l’esprit pur, entgegen. Vigny zeigt den Menschen ohne Gott, allein gelassen in Angst und Verlassenheit.

In seiner Poesie bevorzugt er biblische Stoffe zur sinnbildlichen Darstellung einsamer und verlassener Größe und etabliert das in der bisherigen französischen Literatur unbekannte mythische Poem.[2]

Das Zentralmotiv seines Schaffens ist von Anfang an das des unverstandenen scheiternden Genies. Sei es als Soldat, der im Gewissenskonflikt zwischen Ehrgefühl und pragmatischer Politik steht oder als Dichter. Meist im Kontext mit der nachrevolutionären Ära und der Krise des Bourbonenstaates.

Werke:

Cinq-Mars (1826), Stello (1832) , Servitude et grandeur militaires (1835) , Les Destinées (1864), Übersetzungen von Shakespeares Dramen vie Othello, The Marchant of Venice, Romeo and Juliet

3.Thomas Chatterton- Biographie

Thomas Chatterton (1752-1770), der Sohn eines armen Küsters aus Bristol, arbeitet mit 13 Jahren als Advokatenschreiber. Während seiner Schulzeit schreibt er schon Gedichte und träumt sich in die Rolle des fiktiven Mönchs Thomas Rowley aus dem 15. Jahrhundert und veröffentlicht als dieser Gedichte in Mittelenglischer Sprache auf altem Pergament.[3]

Zu jener Zeit sind solche Täuschungen an der Tagesordnung. 1760 bis 1763 gibt Macpherson Ossian heraus, welcher einen Siegeszug durch ganz Europa antritt, bis er 1840 entlarvt wird. Es gibt jedoch wegen der Werke von Chaucer, Lydgate und Wickliff genügend Vergleichsmaterial aus dem 15. Jahrhundert im Unterschied zu der dunklen keltischen Stammzeit von Ossian.[4]

Da Chatterton zu wenig geschichtliches Wissen besitzt, wird er wegen mangelnder Authentizität entlarvt.

Er verzweifelt nicht engültig, sondern schreibt fleißig weiter Novellen, politische Gedichte, Zeitschriftenartikel, Operettentexte, um überleben zu können.

Seine größte Hoffnung, Lord Bekford, der Lordmayor von London, ein möglicher Gönner bzw. Herausgeber stirbt einen plötzlichen Tod. Er hat trotz seiner Arbeit, nicht ausreichend Mittel um sich Brot leisten zu können. Sein Ehrgefühl lässt keine Geschenke zu und nach zweitägigem Hungern begeht er Selbstmord. Angeblich kam in seiner Familie Wahnsinn vor.

Er wird zum Heros der Romantik als unerfülltes Genie, die historische Ungenauigkeit seiner Gedichte sind bedeutungslos.

Eine englische Poetin erlangt auch solch einen Herosstatus als unerfülltes Genie in der Romantik. Mary Tighe (1772-1810) veröffentlicht 1792 das vielbeachtete Langgedicht Psyche und stirbt mit 28 Jahren an Tuberkulose.[5]

4. Chatterton, das Drama

4.1. Inhalt

Chatterton, Drama in drei Akten, 1835 uraufgeführt.

Im Drama wohnt Chatterton bei Kitty und John Bell in sehr bescheidenen Verhältnissen in einem Zimmer, um sich unerkannt vollständig seinen Gedichten zu widmen. Kitty ist ein zartes romantisches Wesen, das mit John, einem reichen Großindustriellen verheiratet ist. Es entwickelt sich eine nicht greifbare, reine Liebe zwischen Kitty und Chatterton. Kitty weicht seiner Anwesenheit, um nicht die sprossende Liebe zuzulassen. Chatterton wird von seinem Oxforder Studienfreund Lord Talbot erkannt und des Vorhabens Kitty zu entführen bezichtigt, da dieser sich keinen anderen Grund vorstellen kann, wieso Chatterton in Bells Haus verweilen sollte. Als Chatterton auch noch Plagiat vorgeworfen wird, an Hunger leidend, von seinem erhofften Gönner die Poesie zur unnützen Jugendtorheit erklärt, von ihm eine Dienerstelle angeboten bekommt, begeht er Selbstmord. Kitty stirbt an gebrochenem Herzen bzw. den romantischen Seelentod.

4.2. Die Positionierung des Dramas

Vigny wie auch Hugo wollen als Romantiker der Gattung Drama, die am meisten an ihrer Weiterentwicklung wegen klassizistischer Zwänge einbüßen musste, ein neues Programm geben. Hugo stellte dieses in seiner Vorrede zu Cromwell vor. Vignys Programm ist den selben Kunsttheorien verpflichtet. Sie wollen nicht bloß einen intrigenvollen Weg zur nicht ausweichbaren Katastrophe zeigen, sondern das Leben in all seinen tragischen, komischen, sogar epischen Facetten. Trotzdem ist in diesem Drama die Einheit der Zeit und des Orts gegeben, wobei sehr auf das für Romantiker essentielle coleur local eingegangen wird.

Der gewaltige, beispielslose Erfolg Chattertons verhalf den Romantikern endgültig zum Siege.[6]

[...]


[1] Kindlers Neues Literatur Lexikon, Kindlerverlag, München, 1988

[2] Theisen, Josef: Geschichte der Französischen Literatur, 6. Auflage, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1964

[3] Kindlers Neues Literatur Lexikon, Kindlerverlag, München, 1988

[4] Schnak, Hans: Alfred de Vignys ‚Stello’ und ‚Chatterton’. Ein Beitrag zur Geschichte des Romanticismus in Frankreich., Universitäts- Buchdruckerei von Adlers Erben, Rostock, 1905

[5] Hof, Renate: Gender als Analysekategorie der Literaturwissenschaft, Campus Verlag, Frankfurt, 1999

[6] Schnak, Hans: Alfred de Vignys ‚Stello’ und ‚Chatterton’. Ein Beitrag zur Geschichte des Romanticismus in Frankreich., Universitäts- Buchdruckerei von Adlers Erben, Rostock, 1905

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Über den Roman "Chatterton" von Alfred de Vigny
Untertitel
Romantik aus der Gender Perspektive
Hochschule
Universität Wien  (Romanistik)
Veranstaltung
SE Französische Romantik
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V134619
ISBN (eBook)
9783640426720
ISBN (Buch)
9783640423729
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chatterton, Alfred de Vigny, Gender Studies, Analyse, Poet
Arbeit zitieren
Vivian Gjurin (Autor:in), 2005, Über den Roman "Chatterton" von Alfred de Vigny, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134619

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