Die Reformen des Kleisthenes


Hausarbeit, 2007

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Quellenbezug

2. Historischer Kontext

3. Kernpunkte der Reform
3.1 Die alte Ordnung
3.2 Phylen und Trittyen
3.3 Demen
3.4 Ostrakismus
3.5 Bedeutung der Reformen
3.6 Motive des Kleisthenes

4. Schluss

5. Bibliografie

1. Einleitung und Quellenbezug

Die Jahre um die Jahrhundertwende vom 6. zum 5. Jahrhundert v. Chr. gelten heute als die Übergangszeit von der Tyrannis zur klassischen Demokratie im antiken Griechenland. Zwei Personen nehmen in den politischen Auseinandersetzungen jener Zeit eine gewichtige Rolle ein – Isagoras sowie Kleisthenes, welche die weitere Entwicklung maßgeblich mitbestimmen sollten.

Kleisthenes` Reformen stellen aus heutiger Sicht eine wichtige Station in der Demokratieentwicklung dar und sollen im Folgenden näher ausgehend von der Quelle „Aristoteles Staat der Athener“(AP 20-21) untersucht werden.

Nach einer historischen Einordnung der Quelle in den Kontext sollen die Kernpunkte der kleisthenischen Reformen herausgearbeitet werden. Dabei soll besonders auf die Phylen und Demen eingegangen werden. Anschließend sollen die politischen Folgen betrachtet und mögliche Motive des Reformers diskutiert werden. Auf die weitere Entwicklung bis hin zu den Perserkriegen kann aus Gründen des Umfangs nicht eingegangen werden.

Ziel dieser Hausarbeit wird es weiterhin sein, aktuelle Forschungsergebnisse einzubeziehen, da trotz intensiver internationaler Forschungsarbeiten die Reformen des Kleisthenes den Historiker immer noch vor ungelöste Probleme stellen.[1]

Hauptquellen zur Phylen- und Demenreform sind die Schriften Aristoteles´, Herodots´ sowie andere attische Inschriften. Die Schrift „Der Staat der Athener“, deren Autor angeblich Aristoteles gewesen sein soll, ist eine Papyrus-Abschrift, die in der trockenen Luft Ägyptens den Lauf der Zeit überdauerte. Die Entstehung wird auf das Ende des 1. oder auf Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Neben zahlreichen Bedenken, ob Aristoteles[2] tatsächlich der Autor gewesen sei, ist der Zeitpunkt der Entstehung ein weiteres Problem. Mehrere Hinweise in der Schrift deuten darauf hin, dass sie nicht vor 335/334 v. Chr. entstanden sein kann. Das würde bedeuten, dass die Aufzeichnungen des Aristoteles erst ca. 170 Jahre nach den Reformen des Kleisthenes entstanden sind.

Nichtsdestotrotz gilt die Aristotelesche „Athenaion politeia“ als wichtige Quelle über Kleisthenes, auch wenn Aristoteles in großen Teilen Herodot paraphrasiert. Beide Quellen sind jedoch nicht unkritisch zu bewerten, da weder Herodot noch Aristoteles frei von Missverständnissen sind.[3]

2. Historischer Kontext

Bald nach dem Ablauf der Amtszeit Solons kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen politischen und sozialen Gruppen, in deren Verlauf es zu einer Tyrannis kam. Der Adlige Peisistratos konnte um die Mitte des Jahrhunderts nach zwei vergeblichen Versuchen eine dauerhafte Tyrannis einrichten. Die Verfassung blieb formell bestehen, jedoch sorgte er dafür, dass alle entscheidenden Positionen mit seinen Gefolgsleuten besetzt wurden. Seine Herrschaft, die zunächst auf Geld, auswärtigen Beziehungen und Söldnern beruhte, sicherte er zusätzlich dadurch ab, dass er nach Möglichkeiten suchte alle Gruppierungen an seiner Herrschaft interessiert sein zu lassen[4].

Der Tyrann starb eines natürlichen Todes und die Herrschaft ging reibungslos auf seine Söhne Hippias und Hipparchos über. Während Hipparchos aus persönlichen Gründen ermordet wurde, verschärfte sich Hippias` Herrschaft, so dass die Alkmeoniden ins Exil gingen. Die Tyrannis wurde 511/510 nicht von innen beendet, sondern erst durch die Spartaner. Der Sturz der Peisistratiden und die Vertreibung des Hippias wurde nur mit der Hilfe des Spartanerkönigs Kleomenes möglich.

509/508 kam es zu Streitigkeiten zwischen Isagoras und Kleisthenes bei der Bewerbung um das Archontat, wobei beide von Hetairien unterstützt wurden. Als Isagoras auf Grund seiner geschlosseneren Adelsgefolgschaft in der Volksversammlung zum Archon gewählt wurde, begann Kleisthenes schließlich den niederen Demos auf seine Seite zu ziehen, in dem er eine umfangreiche Demen- und Phylenreform vorschlug.[5]

Isagoras rief schließlich den spartanischen König Kleomenes zur Hilfe, was Kleisthenes zur Flucht zwang. Im Anschluss sollen 700 Anhänger dessen der Stadt verwiesen worden sein. Die gesamte Regierungsgewalt sollte einem Rat von 300 Parteifreunden des Isagoras übertragen werden. Doch dieser Staatsstreich scheiterte an einer spontanen Volkserhebung und Kleisthenes konnte seine Reformen in Angriff nehmen.[6] Die Reformen des Kleisthenes erfolgten sodann nach Aristoteles[7] im Archontat des Isagoras 508/507 vor Christi Geburt.[8]

3. Kernpunkte der Reform

3.1 Die alte Ordnung

Die attische Bürgerschaft war in vier Phylen gegliedert, die sich aus mehreren Phratien zusammensetzten.[9] Diese umfassten verschiedene Geschlechter und Kultvereine. Der attische Bürger gehörte somit einem Geschlecht oder Kultverein, mitsamt diesem einer Phratie an. Weitere Mitgliedschaften bestanden dann in einer Phyle sowie der Bürgerschaft im Ganzen. Die Armee war phylenweise gegliedert.

Wer nicht zu einer Phratie gehörte, der stand wie ein Recht- und Heimatloser außerhalb der Gesellschaft, denn nur als Angehöriger einer Phratie konnte man attischer Bürger sein. In der Zeit, in der offene Konflikte, Fehden und Selbsthilfe vorherrschten und die zentralen Organe des Gemeinwesens nur unzureichend für Recht und Ordnung sorgen konnten, war eine Mitgliedschaft in diesen Gemeinschaften dringend notwendig.

Das wohl kräftigste Glied in diesen Gemeinschaften war die Phratie. Sie hielten gemeinsam Opfer und Opfermahlzeiten, da nach griechischer Vorstellung die Gemeinschaft von Kult und Opfer enge Verbundenheit symbolisierte. Die Phratie repräsentierte somit die Öffentlichkeit und zugleich die legitimierende Instanz für wichtige Vorgänge im privaten Leben. Die Reformen des Kleisthenes um 507 umfassten neben einer Phylenreform auch eine Neuorganisation der Demen.

3.2 Phylen und Trittyen

Die politische Organisation der Athener bestand vor den Reformen in nach Phratien und Phylen gegliederten Personenverbänden. Kleisthenes schuf statt der vier alten Phylen zehn neue geografische Bezirke– die ebenfalls Phylen hießen[10]. Neben dem Territorialprinzip stand als weitere Idee der Gedanke der Mischung verschiedener landschaftlicher Gebiete Attikas einer jeden Phylen im Mittelpunkt der Reformen. Die Phyle war kein geografisch zusammenhängendes Gebiet, sondern setzte sich jeweils aus drei Trittyen zusammen. Je eine Trittye aus Binnenland, Küste und Stadt bildete somit eine Phyle[11], die sowohl städtische als auch stadtferne Gebiete vereinigte. Jede Phyle repräsentierte Attika und hielt in sich mögliche Konflikte in der Schwebe und alle Phylen repräsentierten insgesamt alle Bürger - ob aus Athen oder Marathon.[12] Ob die Zusammenstellung per Los erfolgte, wie es im Staat der Athener (AP 21,2) überliefert wird, ist in der Forschung umstritten.[13]

[...]


[1] Vgl. Kienast, D.: Die Funktion der attischen Demen von Solon bis Kleisthenes. In: Chiron 39 (2005). S. 69.

[2] Der griechische Philosoph Aristoteles lebte von 384/83 – 322/321 v.Chr. vgl. I. Geiss: Geschichte Griffbereit. Bd. 2. München 2002. S.29.

[3] Vgl. Kienast (2005) S.70.

[4] Vgl. Schuller, W.: Griechische Geschichte. Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Bd. I. 5. überarbeitete und erweiterte Auflage. München 2002. S.25.

[5] Ebd. S. 25 und Bleicken, J.: Die athenische Demokratie. 4. völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Paderborn u.a. 1995. S. 41-42.

[6] Aristoteles, AP 20, 1-2.

[7] Aristoteles, AP 21 1-2.

[8] Die Kernpunkte des Reformprogramms hat Kleisthenes bereits vor seiner Vertreibung den Bürgern dargelegt. Vgl. Spahn, P.: Mittelschicht und Polisbildung. Las Vegas 1977. S.162.

[9] Im Folgenden angelehnt an Meier, Chr.: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen. Frankfurt/Main 1989. S.97 -98.

[10] Aristoteles, AP 21,1.

[11] AP 21,2.

[12] Vgl. Bleicken (1995) S.44.

[13] Vgl. K.W. Welwei: Das klassische Athen. Darmstadt 1999. S. 11-13. Welwei zeigt sich davon überzeugt, dass ein Zusammenschluss der Trittyen durch Losentscheid eher unwahrscheinlich erscheint, da die neuere Trittyenforschung nachgewiesen habe, dass Unregelmäßigkeiten in dem Gliederungssystem vorliegt.

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Details

Titel
Die Reformen des Kleisthenes
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V134587
ISBN (eBook)
9783640426638
ISBN (Buch)
9783640423279
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reformen, Kleisthenes
Arbeit zitieren
Christian Töreki (Autor:in), 2007, Die Reformen des Kleisthenes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134587

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