Kompendium Papier - eine Chronologie mit einem umfangreichen Lexikon zu diesem alltäglichen Werkstoff


Fachbuch, 2009

69 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis.

Vorwort

Chronologische Papiergeschichte
- Papiergeschichte – Vorperiode etwa 3500 v. Chr.-105 n. Chr. ─ von den Anfängen bis zur ersten Erwähnung
- Papiergeschichte 105-1500 ─ von Tsai Lun bis Johannes Gutenberg
- Papiergeschichte 1500-1800 ─ von der Bütte zur Papiermaschine
- Papiergeschichte 1800-1950 ─ von den Hadern zum Rohstoff Holz
- Papiergeschichte 1950-Gegenwart ─ vom Luxusgut zum alltäglichen
Medium

Kenntnisstand zum Papier in der Mitte des 8. Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts

Kenntnisstand zum Papier in der Mitte des 3. Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts

Papierlexikon

Papier - Produktübersicht

Papier - Artikelübersicht

Empfehlungen zum Schrifttum und zu Arbeitsmaterialien

Ermittelte weiterführende historische und aktuelle Literaturquellen

Literaturverzeichnis für die Erarbeitung des Buches

Vita des Autors

Abstract

Vorwort.

Papier ist etwas Faszinierendes. Bis zur industriellen Papierherstellung war dies nur etwas für Privilegierte; heutzutage ist es ein Produkt des Alltags, welches für jedermann zugänglich und erschwinglich ist.

Papier ist auch ein äußerst vielseitiger und lebendiger Werkstoff, wie der alltägliche Umgang mit diesem mannigfaltigen Material zeigt. Mal ist es weich und mal ist es hart, mal ist es glatt und mal ist es stumpf, mal ist es eben und mal ist es gewellt, mal ist es dicht und mal ist es porös, mal ist es dünn und mal ist es dick, mal ist es durchsichtig und mal ist es undurchsichtig, mal ist es weiß und mal ist es farbig, mal ist es pur und mal ist es imprägniert oder beschichtet; mal ist es geleimt und mal ist es ungeleimt, mal ist es gebleicht und mal ist es ungebleicht, mal ist es holzhaltig mal ist es holzfrei, mal ist es einlagig und mal ist es mehrlagig usw.; außerdem hat Papier auch akustische Reize, nämlich wenn es knistert, reißt oder zerplatzt. Papier atmet, quillt auf, entflammt, nimmt falsche Behandlung übel. Und: es weist ebenso auf Alltag, Konsum, Abfall und Verschwendung hin, wie auf Natur, Kunst, Reinheit.

Papier ist tagein, tagaus ein ständiger Begleiter, also ein Partnerphänomen vom frühen Morgen bis zum späten Abend, eigentlich bis hin zum neuen Tag. Dieser alltägliche Werkstoff gehört in fast allen Lebenssituationen, in der Arbeit und Freizeit, beim Lernen und Studieren, faktisch von der Wiege bis zur Bahre zum Sein. Bekanntermaßen ist es ein ständiger Gefährte. Papier erleichtert bei der Morgentoilette, mit dem Kaffeefilter oder Teebeutel, der Tageszeitung, dem Terminplaner den Start in den Tag; es ist mit Visitenkarten, Schreibblöcken, Theaterkarten und Discounterbons ein guter Begleiter durch die Woche; Kalender, Romane, Fachbücher, Anleitungen, Beschreibungen, Einladungen, Briefe und Karten bereichern das Wissen und Tun im ganzen Jahr und Urkunden, Zeugnisse, Beurteilungen, Banknoten, Briefmarken, Strafzettel, Poster langen manchmal fürs ganze Leben. Kurz um, dieses wichtige Gebrauchsgut und dieser relevante Kommunikationsträger ist Adjutor für groß und klein vom Aufwachen bis zur Gute-Nacht-Geschichte, aber auch unser Adjuvant von der Geburt bis zum Tod, und zwar von der Windel bis zum letzten Hemd.

Dies und das Folgende über diesen profanen Werkstoff offenbart, Papier ist ein ganz besonderer (Werk-)Stoff, ein Magier, insbesondere für das Einpacken, Auspacken, Gestalten, Beschreiben, Bemalen, Bedrucken, Informieren, Zerreißen, Bekleben, Aufsaugen, Anzünden, Bekleckern, Ordnen usw. – usw. – letztendlich, Papier in seiner Schlichtheit, Vielseitigkeit und Vielfalt hat stets etwas Zauberhaftes, speziell Gefühle, Eindrücke und Vorstellungen Vermittelndes.

Über die mehr als 2000 Jahre alte Geschichte dieses trivialen Werkstoffes Papier und die Methoden seiner Herstellung, des aus Pflanzenfasern, mit Stoff- und Papierresten, durch Verfilzen und Verleimen zu einer dünnen, glatten Schicht gepressten Materials, wie auch über die wichtigsten der über 3000 bekannten Papiersorten informiert dieses vorliegende Kompendium zum Papier. Das Kompendium offenbart aber außerdem, Papier ist ein ganz besonderer Stoff, der die Arbeit, die Schule, das Studium, den Alltag, kurzum das Leben nicht nur erleichtert, sondern auch bereichert, genau genommen, in Kunst, Bildung und Wissenschaft in Technik und Medizin ist es unverzichtbar.

Chronologische Papiergeschichte.

Papiergeschichte – Vorperiode etwa 15000 v. Chr.-105 n. Chr. von den Anfängen bis zur ersten Erwähnung.

um 15000/13000 v. Chr. Älteste Bildinschriften als Felsmalerei entstehen.

nach 15000 v. Chr. Bilder und Zeichen werden in Knochen, Muscheln, Elfenbein,

und Jade geritzt.

nach 10.000 v. Chr. Ton-, Wachs-, Holz-, Kalkstein-, Metalltafeln werden

beschrieben.

5000 v. Chr. Tierzeichen auf Höhlenwände, später Steintafeln mit

Keilschrift, Tafeln aus Ton, Baumrinde, Holz, weichem

Metall, Wachs werden zum Verständigungsmittel der

Menschen und Kulturträger.

3500 v. Chr. Verwendung von Papyrus als Beschreibstoff - von der

Papyrusstaude (furnierähnlich) erfolgte in Ägypten.

2700 v. Chr. Älteste Funde von beschriebenem Pergament (Ägypten).

2500 v. Chr. Pergament, geglättete Häute aus Kalb, Schaf oder Ziege (bis

ins späte Mittelalter) sind Kommunikationsmedium.

um 1700 v. Chr. In China wurde Schrift in Schildkrötenpanzer eingebracht.

180/50 v. Chr. Funde aus der frühen Han-Periode an verschiedenen Orten in

China dokumentieren den Gebrauch von Papier.

105 Der chinesische Ackerbauminister Tsai Lun (?-121) beschreibt

zuerst die Herstellung von Papier, das aus einem Gemisch von

Bambusrohr, Bastfasern vom Maulbeerbaum, die Stängelfaser

Ramie, Hanf wie auch Textilabfällen (alten Lumpenfasern und

Fischnetzen) bestehen soll.

Funde aus vorchristlicher Zeit in China lassen vermuten, dass

Tsai Lun nur den Stand einer schon lange tradierten Kunst

beschrieben hat und das Wissen um sie aber schon wesentlich

älter war.

Papiergeschichte 105-1500 von Tsai Lun bis Johannes Gutenberg.

105 Die vom chinesischen Hofbeamten Tsai Lun (Tsailün), unter Kaiser Hiao Wuti

(Han ho ti), stammende schriftliche Erwähnung des Papiermachens gilt als erste.

476/1492 (Mittelalter) Pergament war wichtiger Trägerstoff für handgeschriebene und

und handcolorierte Informationen.

um 580 Tataren lernen die Kunst der Papierherstellung in China kennen und bringen sie

mit nach Samarkand und errichten Papierhäuser.

um 610 Die Priester Donchô und Hojo bringen die Kunst der Papiermacherei aus China

mit nach Japan und Korea.

um 650 Das erste Papiergeld wird von Kaiser Kao Tsun (650-683 n. Chr.) ausgegeben.

um und nach 650 Die Papiermacherkunst gelangt aus der Tatarei nach Arabien (Mekka,

Medina, namentlich Damaskus, woher die Benennung Charta damascena ist).

8. Jh. Funde von El Fayûm beweisen das Papiermachen aus leinenen Lumpen, ein sehr

festes, dickes Papier (Charta cuttunea oder bombycina).

751 Die Araber erlangen durch chinesische Kriegsgefangene Kenntnis von der

Kunst des Papiermachens. Sie gelangt dadurch auch nach Europa.

794 Errichtung von Papiermühlen in Bagdad zubenannt.

10. Jh. Baumwollpapier existiert, wie ein Manuskriptpapier der Bibliothek des Escorial

dokumentiert.

10. Jh. Die arabischen und maurischen Papiermacher, meist Gelehrte, setzen auf den

Titel oft das Wort „al warrák“ (von wark, das Blatt), Blattmacher.

1100 Spaniens Papierherstellung in San Felipe bei Valencia beginnt.

1109 Siziliens ältestes auf Papier geschriebenes Dokument stammt aus Palermo.

1110 Papierherstellung wurde bereits in Marokko betrieben

1144 Erste Papiermühle in Spanien erwähnt für Xativa (San Felipe) bei Valencia.

Im spanischen Xativa wurde zuerst Papier auf europäischem Boden hergestellt.

1225 Frankreichs ältestes Papierdokument datiert.

1228 Kaiser Friedrich II. sendet von Barletta die älteste auf deutschsprachigem Boden

noch vorhandene Urkunde auf Papier an das Nonnenkloster Göss in Österreich.

Das Mandat befindet sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.

1231 (bzw. vor 1231) Die Angabe zur Papiermühle in Amalfi ist eine unsichere.

1231 Für Urkunden verbietet Kaiser Friedrich II. die Verwendung von Papier im

Königreich Sizilien.

1236 Laut den Statuten Paduas sind Urkunden auf Papier ohne Rechtskraft

1246 In Lyon schrieb der Passauer Domdechant Albert Behaim auf italienischem

Papier ein Registerbuch Deutschlands älteste erhaltene Papierhandschrift.

1268 Papierherstellung in Italien in der Papiermühle Fabriano bei Ancona ist bezeugt.

1270 Erstes Leinen- und Hanfpapier in Frankreich entsteht.

1280 Ältestes Wasserzeichen wird in dem italienischen Fabriano beim Papierschöpfen

mit dem Sieb erfunden.

1283 Papiermühle in Treviso (Italien) erwähnt.

1293 Papiermühle in Bologna (Italien) vorhanden.

1294 Einführung tierischer Leimung im italienischen Fabriano bei Ancona erfolgt.

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1360 In europäischen Klöstern entstehen prachtvolle, handgeschriebene und

handillustrierte Bücher und Folianten.

1393 Weitere Papiermühlen in Deutschland folgten:

1393 Ravensburg, 1398 Chemnitz, 1407 Augsburg, 1415 Straßburg,

1420 Lübeck, 1460 Wartenfels, 1468 Kempten, 1478 Memmingen.

1326 Jan der Turs von Rauhenegg gründet in Leesdorf bei Baden (Österreich) eine

Papiermühle.

1348 Papiermühle in Troyes in Frankreich genannt.

1354 Papiermühle in Essones bei Paris in Frankreich bekannt.

1390 Deutschlands erste Papiermühle, die Gleismühl, errichtete der Kaufmann und

Ratsherr Ulman Stromer vor den Toren Nürnbergs.

1398 Erste sächsische Papiermühle in Chemnitz beginnt zu arbeiten.

1411 (1432) Erste Papiermühle in der Schweiz, Belfaux (Marly) bei Freiburg.

1440 Papiermühle vor dem Riehentor in Basel in der Schweiz.

1445 Erster Buchdruck mit beweglichen Lettern und Handpresse durch den Mainzer

Johannes Gensfleisch zur Laden, genannt Gutenberg (1400-1468), erfolgt. Er

setzt vorerst dazu Papier aus Italien ein.

1448 Papiermühle zu St. Alban in Basel in der Schweiz.

1460 Papiermühle zu Thal und in Worblaufen, in der Nähe von Bern in der Schweiz.

1469 Papiermühle an der Traisen bei St. Pölten in Österreich.

1472 Papiermühle auf dem Wert in Zürich in der Schweiz.

1477 Papiermühle in Serrieres bei Neuenburg in der Schweiz.

1485-1590 Papiermühlen in Dresden, Freiberg, Penig, Königstein Greiz sind in Betrieb.

1490 (1994) Erste Papiermühle in Stevenage in England.

1491 Die erste gedruckte Landkarte erscheint in Deutschland.

1498 Papiermühle in Wiener Neustadt in Österreich.

Papiergeschichte 1500-1800 ─ von der Bütte zur Papiermaschine.

16. Jh. Die Vervielfältigung von Noten nimmt durch den Buchdruck enorm zu.

1517 Der Augustinermönch und Doktor der Schriftauslegung an der theologischen

Fakultät zu Wittenberg, Martin Luther, soll am 31. Oktober d. J. ein Papier mit

95 Thesen an die Tür der Schlosskirche genagelt haben.

1517 Papiermühle bei Graz in Österreich bekannt.

1520 Papiermühle in Braunau am Inn in Österreich bekannt.

1564 Der erste Bücherkatalog erscheint auf der Frankfurter Messe
1573 Papiermühle Klippan bei Helsingborg in Schweden bekannt.

1568 Papiermühle Niederzwönitz in Sachsen erstmals urkundlich erwähnt.

1576 Papiermühle Moskau in Russland bekannt.

1586 Papiermühle Dordrecht in Holland bekannt.

1588 Erste regelmäßige Zeitschrift Deutschlands erscheint in Köln ("Meßrelation").
1590 Papiermühle in Insel Hven (Dänemark) durch Tycho Brahe genannt.

1600 Es gab etwa 190 Papiermühlen in Deutschland.

1605 Erste Zeitung (die Relation) erscheint in Straßburg, 1610 Basel, 1615 Frankfurt

a. M., 1617 Berlin, 1621 London, 1631 Paris und 1650 Leipzig.

1633 Das Löschblatt kommt in Mitteleuropa in Gebrauch.
1690 Erste Papiermühle in Amerika bei Germantown, PA., Wilhelm Rittinghausen

aus Broich wurde errichtet.

1698 Papierherstellung in Norwegen bekannt.

1670 Die Erfindung des Holländers (Mahlwerk) durch holländische Papiermacher

verdrängt die alten Stampfwerke bei der Faseraufbereitung. Er nutzt das

Walzprinzip für diese Technik.

1701 Zeitzer Herzogin Maria Amalia begründet die Neumühle im Elstertal bei Zeitz.

1710 Erster Holländer in einer deutschen Papiermühle (Zittau) bezeugt.
1720 Erfindung des mechanischen Hadernschneiders in Deutschland.

1720 In London werden zur Verschönerung bzw. Verkleidung von Innenräumen

Papier-Tapeten hergestellt.

1726 Die Tradition der Papierherstellung in Wolfswinkel beginnt.

1765 Naturforscher Jacob Christian Schäffer publiziert seine Überlegungen über

pflanzliche Alternativ-Rohstoffe zur Papiergewinnung.

1770 Flugblätter kommen während der amerikanischen Revolution in Boston auf.

1774 Die Chlorbleiche wird erfunden durch den Chemiker Karl Wilhelm Scheele.
1774 Erstes Buch über Papierrecycling von Dr. Justus Claproth erscheint mit dem

Titel: Eine Erfindung aus gedrucktem Papier wiederum neues Papier zu machen.

1774 Der Sachsenspiegel, eines der ersten Rechtsbücher des Mittelalters, geschrieben

zwischen 1215 und 1235), wird ab dieser Zeit auf Papier gedruckt.

1781 Die Papiermühle Spechthausen bei Eberswalde wird begründet, Büttenpapier

mit dem Specht am Baum als Wasserzeichen wird hergestellt.

1783 Erstes Velinpapier Deutschlands erstellt in Cröllwitz bei Halle von Georg

Christoph Keferstein.
1783 Gebrüder Montgolfier gleiten Flugapparat mit eigens hergestelltem Papier aus.

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1785 Claude L. Berthollet erfindet in Paris die Herstellung von Chlorgas aus

Kochsalz, konzentrierter Schwefelsäure und Braunstein, und er empfiehlt es zur

Bleiche von Hadern für die Papierherstellung.

1785 Der Engländer Whatman d. J. stellt erstes Velinpapier mit Wasserzeichen her.
1797 Michael Leistenschneider in Saarlouis erdenkt die (Papier-)Zylindermaschine.

1798 Erscheint das erste japanische Lehrbuch für Papiermacherei ("Kamisuki

Choho-Ki")
1799 Erfindung der Langsiebpapiermaschine durch Nicolas-Louis Robert, Werkführer

der Papierfabrik Essonne (b. Paris), erfolgt; Patent Nr. 329 für Frankreich. Ein

Durchbruch zur Mechanisierung der Papierherstellung erfolgt, denn es werden

drei bis vier Schöpfbütten ersetzt. Sie hat ein endloses Langsieb (L = 340 cm,

B = 64 cm), fertigt Papierbahnen bis L = 5 m, B = 60 cm, Leistung bis 300 kg/t;

Roberts Erfindung ist eine Papiermaschine mit endloser Papierbahn.

Papiergeschichte 1800-1950 ─ von den Hadern zum Rohstoff Holz.

1800 Nicolas-Louis Robert verkauft sein Patent Didot (Direktor der Fabrik Saint-

Leger. Didots Schwager Jon Gamble erwarb es für England, führte es mit

Fourdrinier (einem Papierhersteller) und Donkin (einem Maschinenbauer) aus.

1800 In England erscheint das erste ganz auf Strohpapier gedruckte Buch.
1800 Die Jahreserzeugung von Papier und Pappe in Deutschland wird auf 15000

Tonnen geschätzt.

1803 Der Engländer Bryan Donkin vervollkommnet die Langsieb-Papiermaschine,

Maschinenbreite ist 76 cm.
1805 Joseph Brahma in London entwirft eine (Papier-)Zylindermaschine.

1805 Der Uhrmacher Moritz Friedrich Illig erfindet die Papierstoffleimung,

Harzleimung im Ganzstoff.
um 1810 Dickinson in England führt die (Papier-)Zylindermaschine aus.

1811 Donkin baut die Gautschpresse mit schräg aufeinander liegenden Walzen,

1812 wird die Gautschwalze mit einem Filzschlauch überzogen.

1811 Friedrich König erfindet die Buchdruckschnellpresse (Zylinderdruckpresse).
1816 Adolf Keferstein (Weida) entwirft eine Papierzylindermaschine.

1815 Frankreich erhielt erste vervollkommnetere (Papier-)Schüttelmaschine

1819 Deutschland hat eine perfektioniertere Schüttelmaschine mit gerader Form.

1819 Deutschlands erste Rundsiebmaschine (ohne Trockenzylinder), gebaut nach

eigenem Plan von Adolf Keferstein in seiner Papiermühle in Weida.
1819 Der Engländer Corty stellt die erste Papiermaschine (Fabrikat Donkin) in Berlin

auf (Patentpapierfabrik).
1820 Der Engländer Th. B. Crompton meldet Patent zur Trocknung der Papierbahn

auf dampbeheizten Zylindern unter Anwendung einer Filztuchführung an.
1824 Das erste Zigarettenpapier zum Selbstdrehen ist erhältlich.

1824 Glättzylinder und deutsche Presse werden von Gustav Schäuffelen erfunden.

1827 T. J. Marschall aus London erfindet den Egoutteur.
1827 Erste Selbstabnahme-Papiermaschine erfunden durch den Papierfabrikanten

Jacob Oechelhäuser.
1828 Der Engländer Edward Cowper erfindet den Längs- und Querschneider für

Papierbahnen.

1829 Der Papierfabrikant Leopold Frank erfindet den Knotenfänger.
1830 Einführung der Registerwalzen in die Siebpartie erfolgt.
1830 Der Sandfang wird in England eingesetzt.
1843 Die Gewinnung von Holzstoff als Faserstoff (Stetigschleifer) erfolgt für die

Papierherstellung durch den sächsischen Webermeister Friedrich Gottlob Keller;

Die Patentierung erfolgte 1845.

1841 Erste Fotopapiere (Talbottypien) entstehen in Amerika.

1845 Frankenberger Kreisblatt erscheint als erste Zeitung auf holzhaltigem Papier.
1847 Briefmarken aus Papier sind in England im Umlauf, Mauritius folgt am 21.

September d. J. mit einer 1-Penny- und 2-Pence-Marke (Blaue Mauritius).

1850 Die Jordanmühle, Kegelstoffmühle, erfand der Amerikaner Jordan.

1850 Verein deutscher Papierfabrikanten wurde in Mainz gegründet; Fachzeitschrift

ist das Centralblatt für die deutsche Papierfabrikation.
1850 Gab es in Deutschland lt. Schätzung 145 Papiermaschinen, davon 46 englische

Bauart, und 1000 Bütten.
1851 Die Herstellung von Zellstoff durch die Chemiker Hugh Burgers und Charles

Watt geschieht. Sie stellen zum ersten Mal Natron- oder Soda Zellstoff her.

1854 Heinrich Völter setzt Kellers Erfindung in die Praxis um.

1857 Joseph Cayetty produziert in den USA erstes Papier für Hygienezwecke.

1860 Erfindung des Kalanders und der Rotationsdruckpresse.
1863 Erstes Patent für die Sulfit-Zellstoffherstellung durch den Amerikaner B. C.

Tilghman.

1865 Der Herausgeber des Centralblatts für die deutsche Papierfabrikation Alwin

Rudel, veröffentlichte zum ersten Mal die Urform eines Papiermacherwappens

und behielt es im Kopf seiner Ausgaben bis in die 1880er Jahre.

1867 Erfindung des Braunschliffs durch Papierfabrikanten Moritz Behrend erfolgt.
1871 Aus den USA wird über erstmaligen Gebrauch von Toilettenpapier berichtet.

1871 Der Amerikaner Albert I. Jones erhält das Patent für Wellpappe.

1871 Erste deutsche Natronzellstoff-Fabrik von Max Dresel in Dalbke bei Bielefeld

aus Kiefernholz ist festgehalten.
1872 Gründung des Verbandes Deutscher Papierfabriken in Frankfurt a. M.

1874 Erfindung des indirekten Kochverfahrens für die Sulfit-Zellstoffherstellung nach

Prof. A. Mitscherlich erfolgt.

1878 Erfindung des direkten Kochverfahrens für die Sulfit-Zellstoffherstellung nach

Ritter und Kellner erfolgt.
1882 Die beidseitig kaschierte Wellpappe wird eingeführt.

1883 Vorschlag des Vereins deutscher Papierfabriken, die große Zahl der oft ganz

willkürlichen Papierformate, unter Weglassung der Benennung, auf zwölf nach

Nummern bezeichneten Normalformate, einzuführen.

1884 Erlass des deutschen Reichskanzlers zu den zwölf vom VDP vorgeschlagenen

Papier-Normalformaten.

1884 Der Deutsche Carl F. Dahl erfindet das Sulfatverfahren bei dem Sulfatzellstoff

(Kraftzellstoff) auch aus harzreichem Nadelholz hergestellt werden kann.

1889 Werbeplakate kommen mehr und mehr in Gebrauch.

1889 Der Deutsch-Amerikaner Hollerith entwickelt in den USA Datenerfassung auf

einer Papier-Lochkarte. Am 8. Januar d. J. meldet er sie zum Patent an.

1900 Die Weltpapiererzeugung beträgt rund 5 Millionen Tonnen.
1900 Es gibt etwa 5200 Papier- und Pappenfabriken, darunter etwa 1300 in

Deutschland und 512 in Frankreich.

1904 Erfindung des Offset-Druckverfahrens durch den Amerikaner William Rubel.
1906 In San Francisco wird die erste Milchtüte aus Papier hergestellt.

1904 o. 1908 Der Teebeutel wird von dem Amerikaner Thomas Sullivan erfunden.

1908 Melitta Benz meldet ihre Löschpapier Filtertüten zum Patent an.

1909 Der Amerikaner Millspaugh erfindet die Saugwalze.

1916 Hochdruckstoffauflauf wird erfunden durch die Fa. J. M. Voith.

1919 Erster Mehrmotorenantrieb für Papiermaschinen durch die amerikanische

Westinghouse Elektic Co. in Betrieb genommen.

1919 Der Vertrag von Versailles ist auf Pergament aufgeschrieben.

1922 Berliner Ingenieur Dr. Walter Porstmann entwickelt Standard-Papierformate.

1922 Deutsches Institut für Normung DIN legt Standardgrößen für die Papierformate

in Deutschland in der DIN-Norm DIN 476 fest.

1925 Die Feldmühle nimmt in Odermünde einen Zeitungsdruckpapier-Schnelläufer

von 6 Meter Siebbreite und einer Arbeitsgeschwindigkeit von rund 300 Meter

pro Minute in Betrieb. 1925 Die Altpapiereinsatzquote erreicht in Deutschland rund zehn Prozent.

1933 Der Leichtpapierbrief für 1921 eingeführte Luftpost wird eingeführt.

1934 Weltpostvereins-Vertrag des Jahres wurde auf Gazellenhaut aufgeschrieben.

1935 Verfahren zum Streichen von Druckpapieren auf der Papiermaschine erfunden

durch den Amerikaner Massey.

1936 Erfindung der Vakuumabnahme (pick-up).
1945 Innovation: Kollergang und Holländer haben ausgedient, Pulper und Refiner

ermöglichen eine kontinuierliche Papierherstellung.

1945 Feststellung des Pro-Kopf-Verbrauches von Papier auf sieben Kilogramm im

Potsdamer Abkommen wird vorgenommen.

1948 Beginn der Herstellung von kunststoffbeschichteten Papieren in den USA.

Papiergeschichte 1950-Gegenwart ─ vom Luxusgut zum alltäglichen Medium.

1950 Verlegerin Anna Magdalene (Aenne) Burda, die Königin der Kleider, (1909-

2005) gibt Zeitschrift Burda Moden heraus, ab 1952 mit Schnittmusterbögen.

1951 Die Internationale Messe für Druck und Papier (Drupa) eröffnet erstmal wieder

nach dem Krieg.

1954 Erstes maschinengestrichenes Papier wird in Deutschland hergestellt.

1966 Entwicklung der Doppelsiebpartien.
1968 Inbetriebnahme des ersten Duo-Formers für die Doppelsiebblattbildung erfolgte.

1974 Weltweit werden 8,5 Millionen Tonnen Papier hergestellt.

1977 Entwicklung des Druckschleifens.
1985 Chlorfreies Bleichen wird entwickelt (Sauerstoff).
1989 Erstes Papier aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff kommt auf den Markt.

1990 Die Bleiche mit Chloroxid beim ECF-Zellstoff und mit Sauerstoff und

Sauerstoffverbindungen beim TCF-Zellstoff hat sich seitdem vor allem in

Europa durchgesetzt. In Deutschland gibt es keine Elementarchlorbleiche mehr.

2000 Japan errichtete auf der EXPO Hannover den vom japanischen Architekten

Shigeru Ban geschaffenen, 80 Prozent aus Pappe, Papier und Holz bestehenden

3.500 Quadratmeter großen Länder-Pavillon, mit einer lichtdurchlässigen

Membranhaut aus Papier und Textilien, getragen von bis zu 40 Meter langen

und 122 Millimeter dicken Papierröhren, die auch feuerfest, erdbebensicher und

gegen Nässe imprägniert sowie voll recycelbar waren.

2002 Papier Pro-Kopf-Verbrauch auf der Welt: 54 Kilogramm, Afrika 7, EU 215 und

Nordamerikaner 337, Osteuropa 46 Kilogramm..

1999 Altpapier-Recycling steigt in Deutschland auf 61 Prozent.
2003 Altpapier ist wichtigster Rohstoff in der Papierindustrie.

2003 Weltweit werden 186,4 Millionen Tonnen Papier hergestellt.

2004 Deutschland produziert 20,4 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe.

um 2005 Das schwedische Unternehmen Cypak verknüpft die Vorteile von Papier und

Elektronik zu aufgedruckten elektronischen Schaltungen.
2009 Die Altpapiereinsatzquote erreicht die Größe von 68 Prozent.

2010 Die Welternährungsorganisation FAO prognostiziert, ab diesem Jahr steigt

jährlich der weltweite Papierbedarf um drei Prozent [1]-[8].

Anmerkung: In Deutschland gab es über 1200 Papiermühlen.

[1] Tschudin, P.: Grundzüge der Papiergeschichte, Stuttgart: Hirsemann 2002.
[2] Prospekt Papier total – Infos zu Geschichte, Herstellung und Rohstoffen, VDP.

[3] Prospekt 1900 Jahre Papier • Gestern – heute – morgen. VDP.

[4] Meyers Konversations-Lexikon, XII. Band, S. 672/674, Leipzig: Verlag des

Bibliographischen Instituts 1888.

[5] Wagenbreth, O.; Wächtler, E. [Hrsg.]: Technische Denkmale, Leipzig: 1983.

[6] Wurlitzer, B.: Historische Werkstätten, Berlin: Verlag Die Wirtschaft 1989.

[7] Meyers Lexikon, IX. Band, Sp. 338/339, Leipzig: Bibliographisches Institut 1928.

[8] Papierformate, Link: Papierformate in Wikipedia.

Kenntnisstand zum Papier in der Mitte des 8. Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts.

Definition

Papier ist ein blattförmiges, durch Verfilzung seiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschiedensten Größen (Formaten) und Dicken hergestellt wird. Bis zu der Dicke, bei welcher es, ohne zu brechen noch gefaltet werden kann (0,02-0,3 mm), heißt es kurzweg Papier, während dickere Fabrikate den Namen Pappe oder Karton führen.

Die Fabrikation des Papiers kommt darauf hinaus, kleinere Fäserchen von geeigneter Beschaffenheit mit Wasser zu einem dünnen Brei anzurühren, sodann in möglichst Unregelmäßigerweise durcheinander zu legen und endlich mit der Entfernung des Wassers zu einer blattförmigen, fest zusammenhängenden Masse zu vereinigen.

Item, die Bildung des Papiers erfolgt dadurch, daß das mit Wasser verdünnte Ganzzeug auf einem Metallsieb gebracht wird, zum Zweck der Faserverfilzung und der Entwässerung auf und mit diesem Sieb gehörig geschüttelt, das entstandene, noch durch und durch nasse Blatt auf einen wassersaugenden Filz bringt und endlich durch Pressen und Trocknen an der Luft oder in künstlicher Wärme gänzlich vom Wasser befreit.

Je nachdem diese Operationen sämtlich durch Menschenhände oder durch Maschinen ausgeführt werden, wird in Hand- und Maschinenfabrikation unterschieden.

Im Lauf der Zeit (bis ca. 1885) haben sich zahlreiche Sorten und Formate des Papiers gebildet, welche, nach Zusammensetzung und Eigenschaften geordnet, folgende gebräuchliche Gattungen ergeben.

Papiersorten.

A. Lösch-, Schrenz- und Packpapiere.

a) Löschpapier, Fließpapier, ungeleimt;

b) Schrenzpapier, eigentliches Packpapier von kleinerem Format und dünn, ungeleimt;

c) Packpapier, geleimt und halbgeleimt:

1) rotes (aus roten Hadern),

2) braunes (aus Stricken, Werg, Tauen etc.)

3) gelbes (aus Stroh und braunem Holzschliff),

4) blaues ( entweder aus blauen Hadern oder gefärbt):

Nadelpapier, zum Verpacken der Nähnadeln; Zuckerpapier, zum Verpacken

der Zuckerbrote; Leinwandpapier, zum Verpacken der Leinwand etc.

B. Druckpapiere, ungeleimt oder halbgeleimt, weiß.

a) Eigentliches Druckpapier:

1) Konzeptdruck, ordinärste Sorte,

2) Kanzleidruck, Mittelsorte,

3) Postdruck, feinere Sorte, gerippt,

4) Velindruck, in verschiedener Feinheit (auch Filtrierpapier);

b) Notendruckpapier, besonders stark;

c) Kupferdruckpapier, dick, velin [*], ungeleimt;

d)Gold- und Seidenpapier, in verschiedener Feinheit.

C. Schreib- und Zeichenpapiere, geleimt, weiß.

a) Schreibpapier, gerippt und velin:

1) Konzept, die geringste Gattung,

2) Kanzlei, mittelfeines und feines,

3) Post, feines und feinstes, namentlich Briefpapier,

4) Velinschreib, die feinern Sorten, dazu Postvelin etc.

b) Notenpapier, dick;

c) Zeichenpapier, velin, nicht gebläut;

d) Tapetenpapier.

Papierformate.

Papierformat / Papierformatabmessungen breit (mm) hoch (mm)

Groß Elefant 1028 675

Klein Elefant 900 633

Colombier 821 590

Imperial 766 554

Groß Regal 736 529

Super Regal 688 487

Mittel Regal 657 498

Klein Regal (Regal royal) 621 487

Lexikonformat (Emoifin) 590 462

Groß Median 578 444

Mittel Median 542 444

Schmal Median 529 420

Klein Median (Register) 511 402

Schmal Register 487 396

Mittel Register 475 383

Propatria (Dikasterial) 450 471

Klein Format von: 402 320

Klein Format bis: 432 371

Pandekten 371 264

[*] Velin – sehr dünnes, weiches, weißes, fleckenloses Papier

- 15 -

Und seit dem Jahr 1883 wurde auf Vorschlag des Vereins deutscher Papierfabriken im Einverständnis mit den Hauptbeteiligten angefangen, die große Zahl der oft ganz willkürlichen Abmessungen erheblich zu verkleinern und folgende Normalformate mit Weglassung der Benennung, dahingehend nach zwölf Nummern bezeichnet, einführen.

Nummer Höhe (cm) Breite (cm)

1 33 42

2 34 43

3 36 45

4 38 48

5 40 50

6 42 53

7 44 56

8 46 59

9 48 64

10 50 65

11 54 68

12 57 78

Die Qualitätsnormen gründeten sich auf Zusammensetzung, Festigkeit und Dehnbarkeit des Papiers und umfassten vier von den verschiedenen Zusätzen (erdige Substanzen, Holzschliff und dgl.) abhängige Papierstoffklassen.

Papierstoffklassen.

Sorte I: Papier nur aus Hadern mit nicht mehr als zwei Prozent Asche, zu Urkunden,

Standesamtsregistern, Geschäftsbüchern.

Sorte II: Papier aus Hadern mit Zusatz von Holzzellstoff, Strohstoff, Esparto, aber frei

von Holzschliff, mit nicht mehr als fünf Prozent Asche, zu Kanzlei-Mundier,

Briefpapier u. dgl., für dauernde Aufbewahrung.

Sorte III: Papier von beliebiger Stoffzusammensetzung, jedoch ohne Holzschliff, mit

weniger als fünfzehn Prozent Asche, zu Kanzlei, Mundier-Briefpapier, für

kurze Aufbewahrung.

Sorte IV: Papier von beliebiger Stoffzusammensetzung und mit beliebigem Aschegehalt,

zu untergeordneten Zwecken.

Bezüglich der Festigkeit, Dehnung und Widerstand galten sechs Klassen, nämlich:

Klasse: 1 2 3 4 5 6

Mittlere Reißlänge in Metern

mindestens: 6000 5000 4000 3000 2000 1000

Mittlere Dehnung in Prozenten

mindestens: 4,5 4 3 2,5 2 1,5

Widerstand gegen Zerknittern 6 6 5 4 3 1

Kenntnisstand zum Papier in der Mitte des 3. Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts.

Definition.

Papier ist ein blattförmiger Filz aus Pflanzenfasern, welches bis zu der Dicke, bei der es ohne zu brechen noch gefaltet werden kann (0,02-0,3 mm), während dickeres Karton oder Pappe heißt.

Namensbildung.

Der Name Papier stammt von Papyrus, einer Sumpfpflanze (Cyperus papyrus) aus deren Schaft die alten Ägypter, schon vor 3500 v. Chr., Blätter zum Schreiben herstellten.

Unterschied Papyrus – Papier:

Papyrus entstand, in dem Blätter der Cyperus papyrus durch Spalten des Schaftes in sehr feine, breite Längsstreifen, kreuzweises Übereinandergelegen, Hämmern, Leimen und Trocknen zu Blätter geformt wurden, die zu Rollen (Papyrusrollen) aneinander geklebt werden konnten. Papier unterscheidet sich von dem Schreibstoff, dessen Namen es trägt, ganz wesentlich dadurch, daß es durch einen Verfilzungsprozess aus seinen Pflanzenfasern erzeugt wird.

Papiereinteilung.

Die Papiereinteilung erfolgte:

auf Grund der Fabrikation in Hand- oder Büttenpapiere und Maschinenpapier;

nach der Leimung in geleimtes, halb- oder schwach geleimtes und ungeleimtes;

nach den Eigenschaften oder Feinheitsgraden, die in Fabrikation und Handel genau

bestimmt waren und nur in der Farbe und Durchsicht voneinander abwichen.

Nach dem Verwendungszweck wurde unterschieden in:

Bildträgerpapiere (Schreib-, Zeichen- und Druckpapiere);

Saugpapiere (Lösch-, Kopier- und Filtrierpapiere) und

Hüllpapiere (Umschlag-, Einschlag- und Packpapiere).

Eigenschaften .

In Zusammenarbeit zwischen Erzeuger, Verbraucher und dem Materialprüfungsamt in Lichterfelde (Berlin) wurden im Jahre 1886 die ersten Normalien für Behörden geschaffen, die bis 1928 zu folgenden gültigen Normalien hinsichtlich der Stoffklassen und Festigkeitsklassen ausgebaut wurden:

Stoffklassen.

I. Papiere aus Hadern (Leinen, Hanf, Baumwolle).

II. Papiere aus Hadern mit höchstens 25. v. H. Zellstoff (aus Holz, Stroh, Esparto, Jute,

Manilahanf, Adansonia usw.), jedoch unter Ausschluss von verholzten Fasern.

III. Papiere von beliebiger Stoffzusammensetzung, jedoch unter Ausschluss von

verholzten Fasern.

IV. Papiere von beliebiger Stoffzusammensetzung.

Der Aschegehalt der Papiere aller Stoffklassen war beliebig. Bruchlast, Dehnung, Widerstand gegen Zerknittern und Falzklasse wurden bei 65 v. H. relativer Luftfeuchtigkeit ermittelt. Der Berechnung der Reißlänge wurde das Gewicht bei der 100° C getrockneten Prüfstreichen zugrunde gelegt.

Festigkeitsklassen.

Klasse Mittlere Reißlänge Mittlere Dehnung Widerstand Zahl der Doppelfalzungen

in Metern in Hundertsteln der gegen nach

ursprünglichen Länge Zerknittern1) Schopper2)

1 6000 4 sehr groß 190
2 5000 3,5 sehr groß 190
3 4000 3 groß 80
4 3000 2,5 ziemlich groß 40
5 2000 2 mittelmäßig 20
6 1000 1,5 sehr gering 3

1) Gültigkeit bis Dezember 1904 und 2) Gültigkeit vom 1. Januar 1905 ab.

Außerdem waren für den Widerstand gegen Zerknittern acht Stufen (0 bis 7) wie auch gleichviel Stufen der Faltklassen eingeführt worden, nämlich:

Stufen für den Widerstand gegen Zerknittern – Stufen der Faltklassen.

Stufen für den Widerstand gegen Zerknittern Stufen der Faltklassen.

0 - außerordentlich gering 0 0- 2 Doppelfalzungen
1 - sehr gering 1 3- 6 Doppelfalzungen
2 - gering 2 7- 19 Doppelfalzungen
3 - mittelmäßig 3 20- 39 Doppelfalzungen
4 - ziemlich groß 4 40- 79 Doppelfalzungen
5 - groß 5 80-189 Doppelfalzungen
6 - sehr groß 6 190-999 Doppelfalzungen
7 - außerordentlich groß 7 1000 u. m. Doppelfalzungen

Papierformate

Überliefert ist, daß zur Zeit der Handpapiermacherei eine große Anzahl von Formaten in Gebrauch war, die durch die Namen wie Großquadrat, Kleinquadrat, Folio, Oktav, Median, Imperial, Propatria u. dgl. bezeichnet wurden und welche untereinander in verschiedenen Regionen und bei verschiedenen Papiersorten häufig voneinander abgewichen sind. Mit der zunehmenden Nutzung des Papiers für Schreib-, Zeichen- und Druckzwecke, setzte sich mehr und mehr durch, Papier durch Angabe der Maße zu bezeichnen. Bekannt ist, daß bereits im Jahre 1884 ein Erlass des deutschen Reichskanzlers erging, in der folgende Formate als Normalformate (einmal zu falten) anerkannt wurden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 69 Seiten

Details

Titel
Kompendium Papier - eine Chronologie mit einem umfangreichen Lexikon zu diesem alltäglichen Werkstoff
Veranstaltung
Werkstoffkunde
Autor
Jahr
2009
Seiten
69
Katalognummer
V134334
ISBN (eBook)
9783640408962
ISBN (Buch)
9783640409402
Dateigröße
668 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte des Papiers, Papierlexikon, Papierliteratur, Papierprodukte
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing., Dr.-Ing. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2009, Kompendium Papier - eine Chronologie mit einem umfangreichen Lexikon zu diesem alltäglichen Werkstoff, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134334

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