Unterrichtseinheit zu Personen-/Figurenbeschreibungen

Figurenbeschreibungen anhand von Wolfgang Kuhns Jugendbuch "Mit Jeans in die Steinzeit"


Unterrichtsentwurf, 2009

33 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


1. Darstellung der Unterrichtseinheit „Figurenbeschreibungen anhand des Romans ‚Mit Jeans in die Steinzeit’

1.1. Bedingungsanalyse

1.1.1 Anmerkungen zur Lerngruppe

Die Klasse 5a setzt sich aus 14 Schülern und 16 Schülerinnen zusammen und umfasst somit insgesamt 30 Schüler. Die Klassengemeinschaft kann insgesamt als gut bezeichnet werden, obwohl sich die Schüler zu einem Großteil erst seit Beginn des Schuljahres kennen. Die gute Gemeinschaft kann eventuell darauf zurückgeführt werden, dass die Sitzordnung vierzehntäglich durch Losverfahren geändert wird und sich somit nicht so leicht eine ‚Cliquen-Bildung’ ergeben kann. Allerdings kommen einige Kinder nicht mit A. und F. aus, wobei die Ausgrenzung F. aus der Klassengemeinschaft sehr deutlich ist. Dies ist bei Gruppen- oder Partnerarbeiten zu berücksichtigen, da bei freier Partnerwahl keiner der Schülerinnen und Schüler mit A. und F. zusammen arbeiten möchte. Statt einer freien Wahl der Partner oder Gruppenmitglieder sollten daher das Zufallsprinzip oder verschiedene Losverfahren eingesetzt werden, um auch diese beiden Schüler zu integrieren.

Die Klasse ist es gewohnt, Arbeitsaufträge in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit zu bearbeiten und kommt bei jeder dieser Sozialformen zu produktiven Ergebnissen. Die Klassenlehrerin geht dabei oft nach dem Spiralprinzip vor und arbeitet mit einer genauen Zeitbegrenzung, als Hilfestellung benötigen die Schülerinnen und Schüler deutliche Zeitangaben sowie eine klare Zuweisung der Sozialform.

Am Fach Deutsch zeigt die Klasse großes Interesse, dies wird an der regen Beteiligung an Unterrichtsgesprächen, dem unaufgeforderten Mitbringen von Materialien (insbesondere zum aktuell gelesenen Jugendbuch ‚Mit Jeans in die Steinzeit’) sowie der hohen Bereitschaft zum Lesen (unterstützt durch einen ‚Lesepass’) deutlich. Dennoch ist die Arbeitsatmosphäre nicht immer zufriedenstellend, da ein Teil der Schüler durch lebhaftes Verhalten auffällt. Dies betrifft vor allem T., der bereits einen Sitzplatz direkt vor dem Lehrerpult bekommen hat, sowie M. und R.. Bei Partner- oder Gruppenarbeiten sollten diese Schüler nach Möglichkeit nicht zusammenarbeiten, im Unterrichtsgespräch ist es vonnöten diese Schüler immer wieder einzubeziehen und den Störungen durch Lob oder positive Hervorhebungen ihrer Leistungen zum Unterrichtsinhalt zu begegnen. Weiterhin müssen die Schüler Lu. und La. oftmals daran erinnert werden, ihre Wortbeiträge durch Melden anzuzeigen und nicht einfach in die Klasse zu rufen.

Durch aktive und qualitativ gute Beiträge zum Unterrichtsgeschehen zeichnen sich J-H., Ja., Joh., Mar., H-M. und Til. aus. Obwohl J-H. zu den mündlich stärksten Schülern gehört, fällt er andererseits durch wiederholte Nachfragen auf. Diese Nachfragen betreffen sowohl Arbeitsaufträge als auch seine Arbeitsergebnisse. In der überwiegenden Zahl erübrigen sich seine Nachfragen jedoch, da J-H. die Arbeitsaufträge korrekt versteht und auch seine Lösungen zutreffen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass J-H. mehr Bestätigung als andere Schüler benötigt und seine Leistungen daher positiv hervorgehoben werden sollten.

Ebenfalls häufig am Unterrichtsgespräch beteiligen sich An.l, Mar., Ni., Al. und Me., wobei ihre Beiträge qualitativ eher durchschnittlich ausfallen. Besonders selten werden Lil., An., K., Ju. und F. aktiv. Die restlichen Schülerinnen und Schüler zeigen schwankende mündliche Leistungen sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Häufigkeit.[1]

2.1.1 Sachanalytische und didaktische Überlegungen zur Unterrichtseinheit

Das Beschreiben stellt eines der wichtigsten Themen im Deutschunterricht dar und auch wenn es zu den ‚traditionellen’ Themen gehört, ist durch den Variationsreichtum dieser Textform ein vielfältiger Unterricht möglich, der viele Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler anspricht und ebenso fördern kann.

Beschreibungen sind von hoher Relevanz, da sie nahezu alle Bereiche des Alltagslebens betreffen, so kann man beispielsweise den zuletzt gesehenen Kinofilm, die Hose im Modegeschäft, das Lieblings-Computerspiel oder den neuen Schüler aus der Parallelklasse beschreiben. Diese Beschreibungen erfolgen meist in der mündlichen Kommunikation und sind somit von großer Bedeutung, um Gesprächspartner zu informieren und auf den gleichen Wissensstand zu bringen.

Beschreibungen gehören zu den informierenden Textarten und beziehen sich zumeist auf Personen, Gegenstände, Ereignisse oder Zustände außerhalb der aktuellen Kommunikationssituation, über deren sinnlich-wahrnehmbare Oberfläche informiert wird.[2] “ Die kommunikative Funktion von Beschreibungen besteht im Kern darin, dem Adressaten eine Vorstellung vom Aussehen eines Sachverhalts zu vermitteln. Durch die Beschreibung soll vor seinem inneren Auge ein Bild des Beschriebenen entstehen […] Beschreibungen beschränken sich auf das, was sichtbar oder unmittelbar ist.“[3] Normalerweise wird also etwas beschrieben, um es jemandem ‚vor Augen zu bringen’, woran auch das Gelingen einer Beschreibung gemessen werden kann. Neben diesem kommunikativen Aspekt kann es aber auch dazu dienen, dem Schreiber selbst etwas zu verdeutlichen. „Eine solche Schreibaufgabe zwingt zum genauen Hinsehen und zum Überwinden der Selbstverständlichkeit, mit der wir gemeinhin die Dinge handhaben […]“.[4] Damit einher geht die Forderung nach Sachlichkeit und Zweckorientierung, da der Leser zweckdienlich informiert werden soll. Für Schüler ist jedoch die Überwindung der eigenen Person und individuellen Eindrücke sehr schwer und kann zu Motivationsproblemen führen.[5]

In Bezug auf die sprachliche Umsetzung solch beschreibender Texte sind einige charakteristische Merkmale festzuhalten, die jedoch nicht zwangsläufig auf jeden einzelnen Text zutreffen müssen. Als Charakteristika können das Präsens, unpersönliche Passiv- und passivähnliche Konstruktionen, vornehmlich reihende Satzgefüge, Fachausdrücke sowie adverbiale Raumanaphern zur Orientierung angesehen werden.[6]

Eine spezielle Form der Beschreibungen stellen die Personenbeschreibungen dar, die sich wiederum in Beschreibungen von literarischen Figuren differenzieren lassen. Die meisten Schüler haben bereits in der vierten Klassenstufe eine allgemeine Form von Personenbeschreibungen behandelt und sollen durch die vorliegende Unterrichtseinheit dazu befähigt werden, ihre Kenntnisse einerseits zu vertiefen und andererseits nunmehr auf literarische Figuren anzuwenden, die durch Elemente des bildlichen Sprachgebrauchs (z.B. Metaphern) einen besonderen Reiz bieten. Verortet ist die Unterrichtseinheit gemäß des Kerncurriculums Deutsch in den Schuljahrgängen 5 oder 6.[7]

Erarbeitet werden soll der Prozess der Figurenbeschreibung anhand des Jugendbuches ‚Mit Jeans in die Steinzeit’ von Wolfgang Kuhn, das den Schülerinnen und Schülern bereits durch den fächerübergreifenden Geschichts- und Deutschunterricht bekannt ist. Es eignet sich für die Beschreibung der literarischen Figuren, da eine der Protagonistinnen im Laufe der Erzählung verschwindet, so dass sich eine Figurenbeschreibung im Sinne einer Vermisstenanzeige anbietet.

Auch wenn bei dieser Unterrichtseinheit nur äußerliche Merkmale der Figuren berücksichtigt werden sollen[8], müssen die Schülerinnen und Schüler komplexe Arbeitsschritte vollziehen: den Roman sehr genau lesen, entsprechende Textabschnitte herausfiltern, alle relevanten Informationen zum Äußeren der Figuren zusammentragen und schließlich eine strukturierte und anschauliche Beschreibung verfassen. Somit können Figurenbeschreibungen schließlich auch zu einer Steigerung der Lesekompetenz und einem erweiterten Textverständnis beitragen, da die Schüler sich detailliert mit den literarischen Figuren auseinandersetzen müssen.

Didaktisch sinnvoll ist die Unterrichtseinheit auch deshalb, weil die sprachlichen Besonderheiten beim Beschreiben interessant und vielfältig sind und die Reihe somit zu einer Kenntniserweiterung der Schüler beitragen kann. Besonders das Adjektiv als Wortart und das Attribut als Satzglied spielen bei der sprachlichen Gestaltung eine große Rolle, und so bietet es sich im Sinne des integrierten Grammatikunterrichts an, diese grammatischen Kategorien zu besprechen. Nebenbei fördert die Figurenbeschreibung die Ausdrucksfähigkeit, weil das genau Beobachtete in möglichst passende und verständliche Begriffe gefasst werden muss. Wenn ein längerer Text formuliert wird, ist zudem ein abwechslungsreicher und anschaulicher Satzbau vonnöten.

Bei der vorliegenden Unterrichtseinheit muss bedacht werden, dass in den Jahrgangsstufen 5 und 6 die Grundlagen für die Figurenbeschreibungen gelegt werden, die erst in den späteren Jahrgängen zu literarischen Charakterisierungen ausgebaut werden. Insofern ist die didaktische Reduktion in einigen Bereichen nötig und konsequent. Wichtig ist in dieser Jahrgangsstufe für die Motivation der teilweise spielerische Ansatz, wenn z.B. die durch Klassenkameraden beschriebene Figur erraten werden soll.

Hinsichtlich der Grammatik der Figurenbeschreibungen muss erwähnt werden, dass Vorkenntnisse zur Satzgliedbestimmung (Umstellprobe) und zur Wortartenuntersuchung (Präposition, Adverb, Adjektiv usw.) hilfreich und teilweise notwendig sind, damit das Attribut mit seiner beschreibenden Leistung im Vordergrund stehen kann und dafür nicht erst alle Grundlagen geschaffen werden müssen.

2.1.2 Lernziele der Unterrichtseinheit

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten und erproben:

- das Herausfiltern der relevanten Informationen zum äußeren Erscheinungsbild einer literarischen Figur aus einem vorgegebenen Textabschnitt;
- das variationsreiche Wortmaterial, das zum Beschreiben benötigt wird;
- grammatische Grundkenntnisse rund um das Attribut;
- einen anschaulichen Sprach- und Schreibstil;
- das Verfassen detaillierter und möglichst präziser Figurenbeschreibungen auf Grundlage des literarischen Textes;
- die Vermittlung einer Vorstellung vom Aussehen einer Figur als kommunikativen Zweck;
- die Überarbeitung ihrer individuell verfassten Figurenbeschreibungen mit Hilfe einer Schreibkonferenz.

2.1.3 Einordnung der Stundenbeispiele in die Unterrichtseinheit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Erstes Stundenbeispiel: Stunde 2

2.2.1 Lernziele

Das Hauptziel der zweiten Unterrichtsstunde besteht darin, den Schülern das bewusste Einsetzen von sprachlichen Mitteln bei Beschreibungen, hier der Adjektive, zu verdeutlichen und so auch ihren Wortschatz sowie ihr Ausdrucksvermögen zu steigern.

Sie sollen daher:

(1) in Partnerarbeit das Aussehen oder die Eigenschaften von Körperteilen beschreiben;
(2) dabei möglichste viele und treffende Beschreibungen für die jeweiligen Körperteile finden;
(3) diese Ausdrücke schriftlich fixieren;
(4) ihre Formulierungen mit den Ergebnissen von zwei anderen Schülern vergleichen und den korrekten Körperteilen zuordnen und auf dem Schattenbild aufkleben;
(5) aus einem vorgegebenen Textabschnitt alle beschreibenden Ausdrücke heraussuchen;
(6) die Schattenbilder um die neu gewonnenen Ausdrücke erweitern;
(7) erkennen, dass es sich bei den gesammelten Ausdrücken hauptsächlich um Adjektive handelt;
(8) erkennen, dass möglichst treffende Adjektive zur Anschaulichkeit von Beschreibungen beitragen;
(9) ihre sozialen Kompetenzen erweitern, indem sie mit Mitschülern zusammenarbeiten.

[...]


[1] Die schriftlichen Leistungen der Schüler konnte ich vor Beginn der Unterrichtseinheit nicht einschätzen.

[2] Vgl. Becker-Mrotzek, Michael/ Böttcher, Ingrid: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen, Berlin 2006, S.114 f.

[3] Ebd., S. 116.

[4] Fritzsche, Joachim: Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Band 2 Schriftliches Arbeiten, Stuttgart 1994, S. 99.

[5] Vgl. ebd., S. 99 ff.

[6] Vgl. ebd., S.116 f.

[7] Laut Kerncurriculum sollen die Schülerinnen und Schüler am Ende von Schuljahrgang 6 Personen, Gegenstände und einfache Vorgänge in folgerichtiger Gliederung und mit sprachlicher Genauigkeit und Anschaulichkeit beschreiben können. Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Kerncurriculum für das Gymnasium. Schuljahrgänge 5-10. Deutsch, Hannover 2006, in: nibis.de, http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_gym_deutsch_nib.pdf, Zugriff 20.02.2009, S.18.

[8] Persönlichkeitsmerkmale und andere Eigenschaften sollen erst im Jahrgang 7 im Bereich der ‚Charakterisierungen’ einbezogen werden.

[9] Anm.: Bei der vierten Stunde handelte es sich um eine Doppelstunde von 90 Minuten Dauer.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Unterrichtseinheit zu Personen-/Figurenbeschreibungen
Untertitel
Figurenbeschreibungen anhand von Wolfgang Kuhns Jugendbuch "Mit Jeans in die Steinzeit"
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Germanistik)
Veranstaltung
Begleitveranstaltung zum Fachpraktikum Deutsch an Gymnasien
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
33
Katalognummer
V134296
ISBN (eBook)
9783640452057
ISBN (Buch)
9783640452446
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
integrierter Grammatikunterricht, Adjektiv, Attribut, Textverständnis, kommunikativer Zweck, Beschreibungen, Schreibdidaktik
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Britta Wehen (Autor:in), 2009, Unterrichtseinheit zu Personen-/Figurenbeschreibungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134296

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