Die Mönchsregel des Heiligen Benedikt von Nursia


Referat (Ausarbeitung), 2009

17 Seiten, Note: 1


Leseprobe


1. Lehrveranstaltungseinheit

1.1. Zur Biographie des Hl. Benedikt von Nursia

Benedikt wurde als Sohn einer vornehmen Familie im Jahre 480 nChr. in Nursia, dem heutigen Norcia geboren. Diese kleine Stadt liegt ungefähr 200 Kilometer nordöstlich von Rom nahe der Adriaküste in der italienischen Provinz Umbrien, also ein wenig „oberhalb“ der Mitte des italienischen „Stiefels“. Über die Mitglieder seiner Familie ist uns wenig bekannt. In der Biographie von Gregor dem Großen wird uns nur von seiner Schwester Scholastika und seiner Amme berichtet. Die Namen seiner Eltern sind uns nicht überliefert[1].

Bildung war seinen Eltern sehr wichtig: „Auf eine gute Ausbildung der Kinder, besonders der Söhne, wurde auch in den vornehmen christlichen Familien großer Wert gelegt. Noch war das Schulwesen der Antike in voller Geltung, und wir dürfen vermuten, dass Benedikt den Unterricht in den elementaren Disziplinen und in dem humanistischen Fache der Grammatik in Nursia erhielt. Die höheren rhetorischen Studien, die mit Vorzug als die ‚artes liberales’ bezeichnet wurden, sollte der etwa Siebzehnjährige in Rom betreiben.“[2]

So wurde er mit seiner Amme nach Rom geschickt, um dort zu studieren. Aus dieser Zeit gibt es eine Legende, dass seiner Amme das Mehlsieb zerbrach und dass sein Gebet dazu beitrug, dass sie es wieder zusammensetzen konnte (Lektüre)[3]. Über die herrschenden Verhältnisse in Rom war Benedikt sehr unglücklich: „Schmerzlich empfand er den Abstand zwischen der friedlichen Berggemeinde, die er eben verlassen hatte, und der durch Parteigetriebe verstörten Herde des heiligen Petrus. Kein Zweifel, sein ganzes Herz gehört dem rechtmäßigen Hirten und allen denen, die mit ihm treu die unberührte heilige Lehre von Christus, dem wahren Gott und wahren Menschen, schirmten. [...] Wenn auch der Unterricht der Antike stets im wesentlichen auf formale Bildung gerichtet war, so hatte sich doch diese Neigung bei den Rhetoren des ausgehenden Altertums ins Maßlose gesteigert. Der Inhalt einer Rede kam sozusagen kaum mehr in Betracht, wenn nur die Worte gewählt, die Perioden kunstgerecht gebaut und die Bilder gehäuft waren.“[4]

Der Kaiserhof war bereits nach Konstantinopel umgezogen, was dazu geführt hatte, dass Rom wirtschaftlich, kulturell und politisch stark an Bedeutung verloren hatte. Seine Unzufriedenheit über die herrschenden Verhältnisse veranlasste Benedikt schließlich, sich einer asketischen Gemeinschaft in Affile in den Sabiner Bergen in der Nähe von Rom anzuschließen, wo er drei Jahre in einer Höhle verbrachte. Benedikt nahm die Askese sehr ernst: Ein Mönch aus einem Nachbarskloster brachte ihm täglich das Brot und ließ es mittels eines Seils in die Höhle hinab. An dem Seil soll eine Glocke befestigt gewesen sein, die den „Nachschub“ ankündigte. In dieser Zeit wurde Benedikt auch mehrmals in Versuchung geführt. Der Teufel erschien ihm in Gestalt eines schwarzen Vogels und einer schönen Jungfrau. Er widerstand den Versuchungen, indem er sich in Dornen wälzte und sich so von den fleischlichen Versuchungen „ablenkte“.

Schließlich wählten ihn die Brüder des Klosters Vicovaro bei Tivoli in Norditalien zu ihrem Abt. Es gab allerdings eine Gruppe von Brüdern, die mit seinen Ordensregeln nicht einverstanden waren und daher versuchten, ihn zu vergiften. Eine der zahlreichen Legenden über sein Leben erzählt, dass das Gift in Form einer Schlange aus dem Kelch entwich, als sie ihn ihm reichten und dass der Becher zersprang, als er das Kreuzzeichen darüber machte. Aus kritischer Sicht bietet uns die Biographie von Gregor dem Großen eher einen „[...] Entwurf seiner Persönlichkeit und liefert uns [...] daher kaum Anhaltspunkte für die Erstellung einer chronologischen Lebensgeschichte des Hl. Benedikt.“[5]

Bald jedoch verließ er die Gruppe wieder und begann damit, für seine wachsende Schülerzahl Klöster zu gründen. In jedem Kloster siedelte er 12 Mönche an. Schließlich gründet er auch das Kloster Montecassino, den dem er ab dem Jahre 529 selbst wohnte und seine berühmte „Regula Benedicti“ verfasste. Benedikt war der Erste, der eine Klosterregel in einem vorwiegend juristischen Stil verfasst und propagiert hat. Es liegt daher nahe, anzunehmen, dass er während seines Aufenthalts in Rom auch ein Studium der Rechtswissenschaften betrieben haben könnte. Generell bot ihm das akademische Leben, sowohl in wissenschaftlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht, kaum wirkliche Reize.[6] Seine Klosterregel wird in der zweiten Lehrveranstaltungseinheit am 10. November noch näher betrachtet werden.

Benedikt stirbt am 21. März 547, einem Gründonnerstag, am Altar in seinem Kloster Montecassino. Die Legende erzählt, dass seine Brüder sahen, „[...]wie er von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße gen Himmel getragen wurde.“[7] Diese „Legende der Straße in den Himmel“ findet sich in den Dialogen von Papst Gregor dem Großen (Lektüre!)[8].

Das erste Benediktinerkloster am Lateran wurde im Jahre 589 gegründet, Gregor der Große wird im Jahre 590 als erster Benediktiner Papst.

Der Gedenktag des Hl. Benedikt ist der 11. Juli (röm.-kath.) bzw. 14. März (orthodox)[9]. Er wird als "Vater des abendländischen Mönchtums" bezeichnet. Er ist der Schutzpatron der Schulkinder und Lehrer, der Bergleute und Kupferschmiede sowie der Sterbenden und wird von frommen Christinnen und Christen gegen Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteine, Vergiftung und Zauberei angerufen. Des Weiteren trägt er zahlreiche Titel wie "der letzte Römer", "Vater des Abendlandes", "Vater Europas". Im Jahre 1964 wurde er von Papst Paul VI. zum Patron Europas ernannt. Im Vergleich mit anderen Ordensgründern, zum Beispiel dem Hl. Franz von Assisi, war Benedikt kein „volkstümlicher“ Heiliger. In der Kunst gibt es daher auch nur Darstellungen von ihm in Klöstern bzw. Klosterkirchen. Die ältesten uns heute noch erhaltenen gebliebenen Darstellungen des Hl. Benedikt stammen aus dem 11. Jahrhundert aus dem Kloster von Montecassino bzw. aus dem 12. Jahrhundert aus dem Salzburger Raum.[10]

In Österreich gibt es zurzeit insgesamt 19 Männer- und Frauenklöster des Ordens des Heiligen Benedikt. Diese unterstehen der Bayerischen Benediktinerkongregation / Föderation Bayerischer Benediktinerinnen bzw. der Österreichischen Benediktinerkongregation, der Beuroner Benediktinerkongregation, der Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung und der Ottilianer Benediktinerkongregation. Zu den bekanntesten Niederlassungen gehören die Stifte Göttweig, Melk und Kremsmünster in Niederösterreich, sowie das Stift Admont und die Abtei Seckau in der Steiermark.[11]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Kloster von Montecassino, in dem Benedikt seine Klosterregel verfasste und bis zu seinem Tod im Jahre 547 lebte und wirkte[12]

2. Lehrveranstaltungseinheit

2.1. Zur Regel des Heiligen Benedikt

Wie bereits erwähnt, gibt es nur eine einzige Quelle für das Leben des Heiligen Benedikt, nämlich die Dialoge von Papst Gregor dem Großen, der als erster Benediktiner im Jahre 590 nChr. Papst wurde. Konkret finden wir über Benedikt von Nursia in dem zweiten von insgesamt vier Büchern der Dialoge. Doch will Gregor keine eigentliche Biographie schreiben noch ein Charakterbild Benedikts zeichnen, sondern ‚zum Lobpreis des Erlösers einige von den Wundern des ehrwürdigen Mannes Benedikt erzählen’ (Dial.1,12). Dieses zweite Buch ist die älteste und einzige Quelle für unser Wissen um das äußere Leben des Mönchsvaters und der erste Zeuge für dessen Regel.“[13]

Eine genaue Angabe über Zeit und Ort der Abfassung der Regel ist uns bei Gregor nicht überliefert. Ebenso gibt es uns keine Hinweise auf seine Quellen oder ob es eine Redaktion der Regel gegeben hätte. Wahrscheinlich wurde sie nicht auf einmal, sondern in mehreren Etappen entworfen, mit ersten Erkenntnissen schon aus jener Zeit, in der Benedikt in Subacio lebte.[14]

2.2. Zur literarischen Gattung der RB

Die RB gehört zur Gattung der Mönchsregeln. Der Sinn einer solchen Mönchsregel liegt natürlich zu einem nicht unwesentlichen Teil darin, das Zusammenleben der Brüder in ihrer Gemeinschaft festzulegen, um für alle klar und deutlich Richtlinien für ihren Alltag festzulegen. Zu einem nicht unwesentlichen Teil hatte eine solche Mönchsregel aber auch noch einen ganz anderen Zweck. Wir dürfen nicht vergessen, dass zu dieser Zeit der überwiegende Teil der Bevölkerung Analphabeten bzw. nur minder gebildet waren. Nicht nur zum Zweck der Verkündigung mussten daher andere Mittel aufgeboten werden als die Veröffentlichung in einem Buch, das nebenbei bemerkt zur Zeit Benedikts noch gar nicht erfunden war. Wenn wir zu dieser Zeit von Schriften reden, meinen wir immer Handschriften auf Pergament oder anderen „Datenträgern“ der damaligen Zeit. „Nach der Auffassung des alten Mönchtums beabsichtigt der Verfasser einer Regel grundsätzlich nichts anderes, als den Willen Gottes, der in der Hl. Schrift niedergelegt ist, den Schülern [...] konkret greifbar und sichtbar zu machen.“[15]

[...]


[1] Vgl.: Herwegen, Ildefons: Der Heilige Benedikt. Ein Charakterbild, Düsseldorf: Patmos Verlag, 19514, 18.

[2] Ebenda, 19.

[3] Vgl.: Gregorius Papa, I: Des heiligen Papstes und Kirchenlehrers Gregor des Großen ausgewählte Schriften / aus dem Lat. übers. von Joseph Funk. - München, : Kösel & Pustet 1933 (2) (=Bibliothek der Kirchenväter : 2. Reihe), 51f.

[4] Ebenda, 23f.

[5] Aus: Catholic Encyclopedia: http://www.newadvent.org/cathen/02467b.htm [aufgerufen am 1. November 2008] übersetzt von M.L.

[6] Vgl.: Herwegen, Ildefons: Der Heilige Benedikt. Ein Charakterbild, Düsseldorf: Patmos Verlag, 19514, 25.

[7] Aus: http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienB/Benedikt von Nursia.html [aufgerufen am 1. November 2008].

[8] Vgl.: Gregorius , Schriften: 101 – 105.

[9] Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste der Seligen und Heiligen [aufgerufen am 27. Oktober 2008].

[10] Vgl.: Dubler, Elisabeth: Das Bild des Heiligen Benedikt bis zum Ausgang des Mittelalters, in: Brechter, Heinrich Suso OSB (Hrsg.): Benediktinisches Geistesleben. Zeugnisse und Abhandlungen aus dem Gebiet der Askese und Mystik (Band IV), St.Ottilien: EOS Verlag der Erzabtei St. Ottilien 1957, Seite 139.

[11] Vgl.: http://www.benediktiner.de/ [aufgerufen am 1. November 2008].

[12] (Bildnachweis: http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienB/Benedikt_von_Nursia.html [aufgerufen am 1. November 2008])

[13] Aus: Steidle, Basilius: Die Benediktus-Regel.Lateinisch-Deutsch, Beuron: Beuroner Kunstverlag 19783, 7.

[14] Zur Diskussion über den Entstehungsprozess vgl. Steidle, Basilius: Die Benediktus-Regel.Lateinnisch-Deutsch, Beuron: Beuroner Kunstverlag 19783, 11.

[15] Ebenda, 14.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Mönchsregel des Heiligen Benedikt von Nursia
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V134271
ISBN (eBook)
9783640417247
ISBN (Buch)
9783640412952
Dateigröße
1293 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schriftliche Ausarbeitung zweier Referate zu jeweils 90 Minuten.
Schlagworte
Mönchsregel, Benediktsregel, Identität
Arbeit zitieren
Mag. Markus Löhnert (Autor:in), 2009, Die Mönchsregel des Heiligen Benedikt von Nursia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134271

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